Stellen Sie sich eine Nation vor, in der das Glück der Familie untrennbar mit dem Schicksal des Staates verbunden ist, wo Geburtenkontrolle zur Staatsdoktrin wird und persönliche Entscheidungen von politischen Imperativen überschattet werden. Dieses Buch enthüllt die komplexe und oft erschütternde Geschichte der chinesischen Bevölkerungspolitik, ein ehrgeiziges soziales Experiment, das tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben von Millionen hatte. Es beleuchtet die Ursachen des Bevölkerungswachstums in China, von traditionellen Wertvorstellungen, die Söhne bevorzugen, bis hin zum Fehlen eines umfassenden Rentensystems, das Familien auf dem Lande auf kindliche Arbeitskräfte angewiesen macht. Erfahren Sie, wie die Einführung der Ein-Kind-Politik, eine radikale Maßnahme zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums, das Leben der Menschen veränderte, von der obligatorischen Empfängnisverhütung bis hin zu erzwungenen Schwangerschaftsabbrüchen. Entdecken Sie die Anreize und Strafen, mit denen die Regierung versuchte, die Bevölkerung zur Akzeptanz der Ein-Kind-Familie zu bewegen, und die damit verbundenen sozialen und ethischen Dilemmata. Die Erzählung geht über die politischen Maßnahmen hinaus und enthüllt die persönlichen Geschichten von Familien, die mit den Konsequenzen dieser Politik zu kämpfen hatten, von der Vernachlässigung weiblicher Säuglinge bis hin zu kreativen Versuchen, die Gesetze zu umgehen. Untersuchen Sie die Ausnahmen von der Ein-Kind-Politik, die eingeführt wurden, um einige der schwerwiegendsten Ungerechtigkeiten zu mildern, und die Frage, wie diese Politik die Geschlechterverteilung und die soziale Struktur Chinas beeinflusst hat. Schließlich wirft das Buch einen Blick auf die Zukunft und analysiert die langfristigen Auswirkungen der Bevölkerungspolitik auf die demografische Entwicklung, den Lebensstandard und die gesellschaftliche Entwicklung Chinas. Eine fesselnde Lektüre für alle, die sich für Bevölkerungsentwicklung, Familienplanung, chinesische Geschichte und die ethischen Fragen hinter staatlichen Eingriffen in das Privatleben interessieren. Tauchen Sie ein in die Welt der chinesischen Familienpolitik, ein Bereich, der von Hoffnung, Verzweiflung und dem unaufhörlichen Streben nach einer besseren Zukunft geprägt ist, ein Kampf zwischen Tradition und Moderne, zwischen individuellem Glück und nationalem Interesse. Erkunden Sie die sozialen Auswirkungen der Ein-Kind-Politik, die den demografischen Wandel, die Geschlechterungleichheit und die Alterung der Bevölkerung beleuchten.
Ursachen:
Für das Bevölkerungswachstum in China gibt es verschiedene Gründe. Man hat die Geburtenhäufigkeit untersucht und hat herausgefunden, das die Kinderzahl dort am höchsten ist, wo die Leute arm sind. Dort fehlt es den Menschen mit geringer Bildung meist an gesundheitlicher Aufklärung. Aber es liegt auch an den traditionellen Wertvorstellungen der Chinesen, die das Motto „Je mehr Söhne, desto glücklicher“ verfolgen. Eine weitere Ursache für das Bevölkerungswachstum ist die Form der Altersvorsorge. Der medizinische
Fortschritt und die bessere Ernährungslage senkte die Sterbeziffern und erhöhte die Geburtenrate. Gleichzeitig stieg die Lebenserwartung.
Bildungsstand: Der Bildungsstand der Eltern hat Einfluss auf die Anzahl ihrer Kinder. Die Eltern zeugen Kinder oft aus reiner Not. Denn obwohl die offizielle Schulpflicht sowohl in Deutschland als auch in China 9 Jahre beträgt, gehen die meisten Chinesen nach Abschluss der 6-jährigen Grundschule ins Arbeitsleben um den Lebensunterhalt ihrer Familien mit zu verdienen. Denn um so mehr Kinder eine Familie hat, um so mehr Mitverdiener hat sie!
Altersvorsorge: China besitzt noch kein mit Deutschland vergleichbares Rentensystem. Ausreichende Rentenzahlungen sind dort meist nur den Stadtbewohnern vorbehalten, aber 70 % der Chinesen wohnen auf dem Land und leben von der Landwirtschaft. Um diese Familien dann ernähren zu können müssen möglichst viele Arbeitskräfte her. Da man fremde Hilfe nicht finanzieren kann, müssen die eigenen Söhne mitarbeiten. Sie versorgen also die Eltern und sind somit ihre Alterssicherung. Die Mädchen jedoch gehören nach der Heirat eines Mannes zu deren Familie. Bis dahin werden sie vielfach als Belastung empfunden. Wertvoll werden die Frauen dann nur durch die Geburt eines Sohnes, da nur Söhne erben und eine verheiratete Tochter keinerlei Altersvorsorge bietet. Um die Angst der Chinesischen Familien verstehen zu können, muss man wissen, dass die Säuglings- und Kindersterblichkeit extrem hoch ist. Heutzutage werden Altersheime gebaut um die Familien daran zu hindern, viele Söhne zu zeugen und die Mädchen umzubringen!
Plan gegen das Bevölkerungswachstum:
Da die VR China mit den ständig steigenden Bevölkerungswachstum nicht mehr gewachsen war, wurde Ende der 70 Jahre ein Plan erstellt, um zumindest eine Verlangsamung der des Bevölkerungszuwachses zu erreichen..
1. Für die Heirat benötigt ein Paar eine Heiratserlaubnis. Die Frau muss ausserdem einen Nachweis erbringen dass sie mit Maßnahmen der Emfängnisverhütung vertraut ist. 2. Das Mindestheiratsalter wurde für Frauen auf 23 Jahre, für Männer auf 25 Jahre festgesetzt. So soll erreicht werden dass nicht so früh Kinder in die Welt gesetzt werden. 3. Wer ein Kind haben will muss dies erst bei dem Amt der Bevölkerungskontrolle beantragen. Im Falle der Schwangerschaft werden die Frauen vielfach von den Behörden zum Schwangerschaftsabbruch überredet, manchmal auch gezwungen. 4. Teilweise werden Wohngebieten Geburtsquoten zugeteilt.
Werbung für die Ein-Kin-Familie:
Eine altchinesische Weisheit besagt: „Viele Kinder, großes Glück“. Seit 1980 wird auf Plakaten, Parteitagen und sogar in Popsongs die Parole „ Dein Glück und Chinas Glück “ verkündet und für die Ein-Kind-Familie geworben. Um die Bevölkerung für das Ziel „Ein-Kind-Familie“ zu gewinnen, werden Vergünstigungen angekündigt:
1. Wer sich schriftlich verpflichtet, nur ein Kind zu zeugen, wird mit einer „Ein-Kind-Urkunde“ belohnt. Es wird Kindergeld gezahlt und dem Kind eine kostenlose Ausbildung zugesichert. Ausserdem wird das Einzelkind bei der medizinischen Betreuung und in der Schule bevorzugt.
2. Eltern eines Einzelkindes bekommen einen Wohnraum, der eigentlich für eine Zwei-Kind-Familie vorgesehen ist. Ausserdem erhalten sie einen Zuschuß für die Altersvorsorge. Bei der Geburt eines zweiten Kindes werden alle Vergünstigungen aufgehoben. Bei der Geburt weiterer Kinder müssen die Eltern sogar Strafsteuern zahlen.
3. Für kinderlose alte Menschen ist der Aufenthalt im Altersheim kostenlos. Um den Chinesen die Entscheidung für nur ein Kind zu erleichtern, sein die Verhütungsmittel und eine Sterilisation kostenlos. Auch Abtreibung kosten die chinesischen Frauen nichts. Chinesische Wissenschaftler sehen allerdings die einzig erfolgreiche Lösung in einem Wandel der Wertvorstellung in den Köpfen der Chinesen, d.h dass sie alte Vorstellungen wie z.B. „Viele Kinder großes Glück“ ablegen sollten, und umdenken sollten.
Wieso diese Härte?
Wenn Frauen ihr erstes Kind mit 20 bekommen, können so in einem Jahrhundert fünf Generationen (Kinder) geboren werden. Wenn eine Frau aber erst mit 25 ihr erstes Kind bekommt, so können in einem Jahrhundert „nur“ vier
Generationen geboren werden. Da man dieses Ergebnis nicht auf freiwilliger Basis erzielte, müssen härtere Gesetze und Strafen her, um das Wachstum zu bremsen. Durch diese radikale Familienpolitik, die 1978 beschlossen wurde, ist die Bevölkerungszahl seitdem um 37 Mio. Chinesen gesunken.
Die Kehrseite/Ausnahmen:
Jedoch gibt es auch übertriebene Gewalttätigkeiten. Die New York Times z.B. beschreibt das Schicksal einer Chinesischen Familie auf dem Land: Kurz nach der Geburt ihres zweiten Kindes - ein Sohn - kam die Polizei, zerstörte ihre Hütte... und verlangte eine enorm hohe Geldstrafe. Die Mutter wurde zwangssterilisiert. Die chinesische Presse ist voll von Berichten, daß Ehefrauen verprügelt werden, wenn sie Mädchen gebären. Man tötet Mädchen, um ein weiteres „Anrecht“ auf einen Sohn zu haben (Spruch: Wenn nur ein Kind, dann soll es ein Junge sein!). Weibliche Föten (Embryos) werden ab dem
4.Schwangerschaftsmonat abgetrieben, kleine Mädchen ausgesetzt, umgebracht, oder den chinesischen Behörden nicht gemeldet. Nach amerikanischen Rechnungen trifft jährlich 60.000 Mädchen dieses Schicksal. Vor allem aus diesen Gründen hat die VR China ihre Gesetzte seit 1986 entschärft, aber ohne dabei das Ziel der Ein-Kind-Familie aus den Augen zu lassen.
1. Ist z.B. das erste Kind ein Mädchen so ist eine Zweitgeburt erlaubt.
2. Wenn beide Elternteile Einzelkinder sind, so dürfen sie nach ihrer Heirat zwei Kinder kriegen.
3. Den Bewohnern von dünn besiedelten Gebieten soll künftig ein zweites Kind zugestanden werden. Die Bedingungen dafür ist, daß dieses Kind erst 4-5 Jahre nach dem ersten Kind zur Welt kommt.
4. Ist das erste Kind behindert oder wenn Vater und/oder Mutter behindert sind, oder ein Kind adoptiert hat, ist die Geburt eines zweiten Kindes erlaubt.
Manche Paare hintergehen Gesetzte per „Hintertürchen“
Schwangere Frauen besuchen rechtzeitig weit entfernt lebende Verwandte und kommen nach der Geburt mit einem „Pflegekind“ zurück. Auch „falsche Entscheidungen“ sind, wie Zeitungen berichten, nicht selten. Droht die Überprüfung der Geburtenplanung lassen sich viele Paare wegen „gegenseitiger Unverträglichkeit“ scheiden, um anschließend in wilder Ehe weiter zu leben. Denn sind die Paare nicht verheiratet, steht jedem Partner ein Kind zu. Ähnliche Geschwister werden teilweise auch als Zwillinge gehandelt, denn gegen Zwillinge kann der Staat keine Strafen verhängen.
Wie wird es weitergehen?
Häufig gestellte Fragen
Was sind die Hauptursachen für das Bevölkerungswachstum in China laut diesem Text?
Armut und mangelnde Bildung, traditionelle Wertvorstellungen ("Je mehr Söhne, desto glücklicher"), unzureichende Altersvorsorge auf dem Land (wo Söhne als Altersversorgung dienen), medizinischer Fortschritt und bessere Ernährung, die die Sterbeziffern senken und die Lebenserwartung erhöhen.
Inwiefern spielt der Bildungsstand eine Rolle beim Bevölkerungswachstum?
Eltern mit niedrigem Bildungsstand zeugen Kinder oft aus Notwendigkeit, da diese frühzeitig zum Familieneinkommen beitragen müssen. Viele Kinder bedeuten mehr Verdiener.
Welche Probleme bestehen bezüglich der Altersvorsorge in China und wie beeinflusst dies das Bevölkerungswachstum?
Ein umfassendes Rentensystem ist nicht flächendeckend vorhanden, insbesondere nicht auf dem Land. Söhne dienen als Altersversorgung, da Töchter nach der Heirat zur Familie des Ehemanns gehören. Hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit verstärkt den Wunsch nach vielen Söhnen.
Welchen Plan entwickelte China, um das Bevölkerungswachstum zu verlangsamen?
Ende der 70er Jahre wurde ein Plan mit folgenden Maßnahmen erstellt: Heiratserlaubnis mit Nachweis über Kenntnisse der Empfängnisverhütung, Mindestheiratsalter (23 für Frauen, 25 für Männer), Genehmigungspflicht für Kinder bei der Bevölkerungsbehörde, Geburtsquoten für Wohngebiete.
Welche Anreize wurden geschaffen, um die "Ein-Kind-Familie" zu fördern?
Werbung für das Motto "Dein Glück und Chinas Glück", Belohnung mit einer "Ein-Kind-Urkunde" (Kindergeld, kostenlose Ausbildung, bevorzugte medizinische Betreuung und Schulbildung), größerer Wohnraum und Zuschuss zur Altersvorsorge für Eltern eines Einzelkindes. Strafsteuern bei weiteren Kindern. Kostenloser Aufenthalt im Altersheim für kinderlose alte Menschen. Kostenlose Verhütungsmittel, Sterilisation und Abtreibung.
Welche Härtefälle und negativen Konsequenzen gab es im Zusammenhang mit der Ein-Kind-Politik?
Zerstörung von Hütten bei Nichteinhaltung, Zwangssterilisationen, Misshandlungen von Ehefrauen, die Mädchen gebären, Tötung oder Aussetzung von Mädchen, selektive Abtreibung weiblicher Föten.
Welche Ausnahmen von der Ein-Kind-Politik wurden später eingeführt?
Eine Zweitgeburt ist erlaubt, wenn das erste Kind ein Mädchen ist, wenn beide Elternteile Einzelkinder sind, für Bewohner dünn besiedelter Gebiete (mit zeitlichem Abstand zur ersten Geburt), wenn das erste Kind behindert ist oder wenn die Eltern behindert sind oder ein Kind adoptiert haben.
Wie versuchen manche Paare, die Gesetze zur Geburtenkontrolle zu umgehen?
Schwangere Frauen reisen zu weit entfernt lebenden Verwandten und kehren mit einem "Pflegekind" zurück, Scheinehen werden eingegangen ("gegenseitige Unverträglichkeit"), um in wilder Ehe weiter zu leben (da unverheiratete Paare jeweils ein Kind bekommen dürfen), ähnliche Geschwister werden als Zwillinge ausgegeben.
Welche möglichen Auswirkungen hat die Ein-Kind-Politik auf die Bevölkerungsentwicklung und den Lebensstandard?
Ohne die Ein-Kind-Politik wäre die Bevölkerung Chinas bis 2025 auf 1,8 Milliarden angewachsen. Bei Beibehaltung der Ein-Kind-Politik könnte die Bevölkerungszahl innerhalb von 100 Jahren auf rund 700 Millionen sinken, was den Lebensstandard verdoppeln könnte.
- Quote paper
- Michael Schmidt (Author), 2001, Bevölkerungswachstum in China, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101212