Der Odenwald ist touristisch und politisch zersplittert, bildet aber eine grandiose geographische Einheit. Alleine durch seine unvergleichbaren Täler gewinnt dieses Gebirge seine charakteristische Vielfalt. Es werden vier geographische Fallstudien zu Abgrenzung, Entstehung, Großlandschaften, Limes, Talsystemen und Gewässernamen des Gebirges durchgeführt. Der Odenwald – ungeteiltes Gebirge und einzigartige Tal–Landschaften! Das ist der Blickwinkel dieser geographischen Analysen.
Die erste Studie beginnt mit einer Auseinandersetzung mit dem unzufrieden-stellenden Befund, dass der Odenwald ein touristisch und politisch geteiltes Gebirge ist. Dem wird die rein geographische Sicht einer Einheit des Gebirges gegenübergestellt, indem die geomorphologischen Grenzen des Gebirges herausgearbeitet werden. – Eine zweite Studie zeichnet die lange geologische Entstehungsgeschichte des Odenwaldes vom uralten Paläozoikum bis zum heutigen Holozän nach und betrachtet auch die Flussumkehr von Main und Neckar. – In einer dritten Studie werden entgegen der üblichen Zweigliederung des Odenwaldes sechs geomorphologisch abgrenzbare Großlandschaften erfasst, ergänzt durch eine kulturhistorisch geprägte siebte, die Landschaft des Odenwald-Limes. – Schließlich sind in einer vierten Studie alle Odenwald-Gewässer erfasst. Neben den Gebirgsabschnitten der beiden Ströme Main und Neckar wurden die größeren, eigentlichen Odenwald-Gewässer betrachtet: die Drei zum Rhein, die Vier zum Main und die Sieben zum Neckar strebenden. Diese vierzehn Flusssysteme bilden eigene Tal-Landschaften aus, die unverwechselbar und einzigartig sind. Jedes Talsystem ist geologisch, geomorphologisch, siedlungs- und kulturgeographisch eine Besonderheit und unterscheidet sich vom nächsten. Dabei wird auch die Namensanalyse der Gewässer zu einer spannenden kulturellen Zeitreise zurück zu den – sprachlichen – Quellen.
Einige Beispiele: Die Weschnitz hat einen alten Oberlauf zur Gersprenz angezapft; die Mümling findet ihren Weg in einem schräg gestellten Bruchschollental; die Itter fließt durch finsterste Wälder, enge Täler und vorbei an verlassenen Wildparkgattern und verschwundenen Dörfern; das Sensbachtal und das Haintal sind „ein Stück Allgäu im Odenwald“ mit Gras- und Almwirtschaft; der Ulfenbach legt im Buntsandstein überraschend Granitboden frei; der Kanzelbach trägt den geheimnisumwitterten alten Namen Ulvina.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1 Einführung zur geographischen Methodik
- 2 Ein touristisch und politisch geteiltes Gebirge
- Die heutige Wahrnehmung durch Straße und Auto
- Touristische Vermarktung von Odenwald-Teilen
- Zersplitterung durch Landkreise u. Bundesländer
- 3 Die tatsächliche orografische Abgrenzung
- Das orografisch definierte Mittelgebirge
- Westliche Landschaftsgrenze Oberrheintalebene
- Nördliche Landschaftsgrenze Rhein-Main-Tiefland
- Östliche Landschaftsgrenze Main und Bauland
- Südliche Landschaftsgrenze Kraichgau
- 4 Die Entstehung des Odenwaldes
- Variskisches Gebirge
- Paläo- und mesozoische Ablagerungen
- Einbruch des Oberrheingrabens
- Herausbildung der Schichtstufenlandschaft
- Flussgeschichte von Main und Neckar
- Pleistozäne Überformung der Landschaften
- 5 Die Großlandschaften des Odenwaldes
- Kristalliner oder Vorderer Odenwald
- Schichtstufe des Buntsandstein-Deckgebirges
- Zertalter oder Mittlerer Odenwald
- Hochflächen- oder Hinterer Odenwald
- Durchbruchstal des Neckars
- Kleiner Odenwald
- 6 Exkurs: Der römische Odenwald-Limes
- 7 Die einzigartigen Talsysteme im Odenwald
- Die hydrologischen Grundstrukturen
- 7.1.1 Große Wasserscheiden
- 7.1.2 Landmarken als Quellorte
- Tal-Landschaften zum Rhein
- 7.2.1 Quellenreichtum an der Bergstraße
- 7.2.2 Die Weschnitz
- 7.2.3 Die Lauter
- 7.2.4 Die Modau
- Tal-Landschaften zum Main
- 7.3.1 Main und kleine Odenwald-Zuflüsse
- 7.3.2 Die Gersprenz
- 7.3.3 Die Mümling
- 7.3.4 Die Mud
- 7.3.5 Die Erf
- Tal-Landschaften zum Neckar
- 7.4.1 Kleinere Zuflüsse von beiden Neckarseiten
- 7.4.2 Die Elz
- 7.4.3 Die Itter
- 7.4.4 Gammelsbach
- 7.4.5 Finkenbach
- 7.4.6 Ulfenbach
- 7.4.7 Die Steinach
- 7.4.8 Kanzelbach (Die Ulvina)
- Die hydrologischen Grundstrukturen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, den Odenwald als geographische Einheit zu begreifen und darzustellen, jenseits der touristischen und politischen Zersplitterung. Sie analysiert den Odenwald umfassend und ganzheitlich, unter Berücksichtigung seiner geologischen Entstehung, seiner morphologischen Strukturen und seiner einzigartigen Talsysteme.
- Geographische Abgrenzung des Odenwaldes
- Geologische Entstehung und Entwicklung des Odenwaldes
- Morphologische Charakterisierung der Odenwald-Landschaften
- Hydrologische Strukturen und die Odenwälder Talsysteme
- Der Odenwaldlimes als kulturhistorische Landschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Ein persönlicher Einblick des Autors, der seine Verbundenheit zum Odenwald und die Motivation für die vorliegende geographische Analyse beschreibt. Die Arbeit konzentriert sich auf die geographische Gesamtheit des Odenwaldes, unabhängig von politischen Grenzen.
1 Einführung zur geographischen Methodik: Das Kapitel erläutert die methodische Vorgehensweise der Arbeit, die sich auf wissenschaftliche Fallstudien stützt und eine ganzheitliche Betrachtung des Odenwaldes anstrebt, im Gegensatz zu rein wissenschaftlichen, volkstümlichen oder touristischen Ansätzen.
2 Ein touristisch und politisch geteiltes Gebirge: Dieses Kapitel analysiert die heutige Wahrnehmung des Odenwaldes, die durch touristische Vermarktung und politische Grenzen (Hessen, Baden-Württemberg, Bayern) geprägt ist. Es zeigt die Zersplitterung des Gebirges auf Verwaltungsebene und die daraus resultierenden Herausforderungen für eine ganzheitliche Betrachtung.
3 Die tatsächliche orografische Abgrenzung: Hier wird der Odenwald anhand orographischer Kriterien als Mittelgebirge definiert und seine Landschaftsgrenzen im Detail beschrieben, beginnend im Südwesten und im Uhrzeigersinn verlaufend. Die Grenzen werden anhand von Reliefsprüngen, Waldbedeckung und geologischen Formationen bestimmt und von fehlerhaften Darstellungen in anderen Werken abgegrenzt.
4 Die Entstehung des Odenwaldes: Dieses Kapitel beleuchtet die geologische Entstehungsgeschichte des Odenwaldes, von der variskischen Gebirgsbildung im Paläozoikum über die mesozoischen Sedimentationen bis zum Einbruch des Oberrheingrabens und der Herausbildung der Schichtstufenlandschaft. Vulkanische Aktivitäten und die Flussgeschichte von Main und Neckar werden ebenfalls behandelt.
5 Die Großlandschaften des Odenwaldes: Im Gegensatz zur üblichen Zweiteilung werden hier sechs geomorphologisch unterschiedliche Großlandschaften des Odenwaldes vorgestellt: Kristalliner Odenwald, Buntsandstein-Schichtstufe, Mittlerer Odenwald, Hinterer Odenwald, Neckardurchbruchstal und Kleiner Odenwald. Jede Landschaft wird in Bezug auf Geologie, Morphologie und menschliche Nutzung charakterisiert.
6 Exkurs: Der römische Odenwald-Limes: Dieser Exkurs beschreibt den römischen Odenwaldlimes als eigenständige, kulturhistorisch geprägte Landschaft. Die naturgeographischen Voraussetzungen für den Verlauf des Limes werden erläutert, und die historische Entwicklung der römischen Grenzsicherung im Odenwald wird skizziert.
7 Die einzigartigen Talsysteme im Odenwald: Das Kapitel befasst sich mit den vielfältigen Talsystemen des Odenwaldes, die anhand ihrer hydrologischen Strukturen, morphologischen Merkmale, Besiedlungsgeschichte und kulturellen Prägung analysiert werden. Jedes Talsystem (Weschnitz, Lauter, Modau, Gersprenz, Mümling, Mud, Erf, Elz, Itter, Gammelsbach, Finkenbach, Ulfenbach, Steinach, Kanzelbach) wird detailliert beschrieben.
Schlüsselwörter
Odenwald, Geographie, Geologie, Morphologie, Hydrologie, Talsysteme, Rhein, Main, Neckar, Limes, Buntsandstein, Granit, Variskisches Gebirge, Schichtstufenlandschaft, Flussgeschichte, Kulturlandschaft, Wasserscheiden.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Geographie des Odenwaldes
Was ist der Inhalt dieser geographischen Arbeit zum Odenwald?
Diese Arbeit bietet eine umfassende geographische Analyse des Odenwaldes. Sie umfasst ein Vorwort, eine Einführung in die geographische Methodik, eine detaillierte Beschreibung der orographischen Abgrenzung, die geologische Entstehung und Entwicklung, eine morphologische Charakterisierung der verschiedenen Odenwald-Landschaften, eine Analyse der einzigartigen Talsysteme und einen Exkurs zum römischen Odenwaldlimes. Die Arbeit geht über rein touristische oder politische Darstellungen hinaus und strebt eine ganzheitliche Betrachtung an.
Wie ist der Odenwald in dieser Arbeit abgegrenzt?
Die Arbeit definiert den Odenwald orographisch als Mittelgebirge und beschreibt detailliert seine Landschaftsgrenzen anhand von Reliefsprüngen, Waldbedeckung und geologischen Formationen. Im Gegensatz zu anderen Darstellungen wird eine präzise Abgrenzung vorgenommen, die im Uhrzeigersinn von der Oberrheintalebene (Westen), dem Rhein-Main-Tiefland (Norden), dem Main und Bauland (Osten) und dem Kraichgau (Süden) verläuft.
Welche geologische Entstehung und Entwicklung des Odenwaldes werden beschrieben?
Die Arbeit beleuchtet die geologische Geschichte des Odenwaldes von der variskischen Gebirgsbildung im Paläozoikum über die mesozoischen Sedimentationen bis zum Einbruch des Oberrheingrabens und der Herausbildung der Schichtstufenlandschaft. Vulkanische Aktivitäten und die Flussgeschichte von Main und Neckar werden ebenfalls detailliert behandelt.
Wie werden die Landschaften des Odenwaldes morphologisch charakterisiert?
Die Arbeit unterteilt den Odenwald in sechs geomorphologisch unterschiedliche Großlandschaften: den kristallinen oder vorderen Odenwald, die Buntsandstein-Schichtstufe, den mittleren Odenwald, den hinteren Odenwald, das Neckardurchbruchstal und den kleinen Odenwald. Jede Landschaft wird hinsichtlich Geologie, Morphologie und menschlicher Nutzung charakterisiert.
Welche Rolle spielen die Talsysteme im Odenwald?
Die Arbeit widmet ein eigenes Kapitel den vielfältigen Talsystemen des Odenwaldes. Diese werden anhand ihrer hydrologischen Strukturen, morphologischen Merkmale, Besiedlungsgeschichte und kulturellen Prägung analysiert. Zahlreiche einzelne Bäche und Flüsse, wie z.B. Weschnitz, Lauter, Modau, Gersprenz, Mümling, Mud, Erf, Elz, Itter, werden detailliert beschrieben.
Welche Bedeutung hat der römische Limes im Kontext dieser Arbeit?
Die Arbeit enthält einen Exkurs zum römischen Odenwaldlimes, der als eigenständige, kulturhistorisch geprägte Landschaft betrachtet wird. Die naturgeographischen Voraussetzungen für den Verlauf des Limes werden erläutert, und die historische Entwicklung der römischen Grenzsicherung im Odenwald wird skizziert.
Welche methodische Vorgehensweise wird in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit stützt sich auf wissenschaftliche Fallstudien und strebt eine ganzheitliche Betrachtung des Odenwaldes an. Sie geht über rein wissenschaftliche, volkstümliche oder touristische Ansätze hinaus und berücksichtigt die geographische Gesamtheit des Odenwaldes unabhängig von politischen Grenzen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Odenwald, Geographie, Geologie, Morphologie, Hydrologie, Talsysteme, Rhein, Main, Neckar, Limes, Buntsandstein, Granit, Variskisches Gebirge, Schichtstufenlandschaft, Flussgeschichte, Kulturlandschaft, Wasserscheiden.
Wie wird die heutige Wahrnehmung des Odenwaldes beschrieben?
Die Arbeit analysiert die heutige Wahrnehmung des Odenwaldes als durch touristische Vermarktung und politische Grenzen (Hessen, Baden-Württemberg, Bayern) geprägt. Die Zersplitterung des Gebirges auf Verwaltungsebene und die daraus resultierenden Herausforderungen für eine ganzheitliche Betrachtung werden deutlich gemacht.
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- M.A. Gert Heinz Kumpf (Author), 2021, Der Odenwald ungeteilt und einzigartig. Geographische Analysen zu Abgrenzung, Entstehung, Großlandschaften, Limes, Talsystemen und Gewässernamen des Gebirges, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1010553