Geothermie in Deutschland. Die Potenziale der Energiegewinnung durch oberflächennahe und tiefe Geothermie


Facharbeit (Schule), 2021

31 Seiten, Note: 13,66


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Ursprung und Nutzen von Geothermie
2.1 Ursprung geothermischer Energie
2.2 Nutzen von geothermischer Energie

3. Methoden geothermischer Energiegewinnung
3.1 Geothermische Energiegewinnungsmethoden im Überblick
3.2 Oberflächennahe Geothermie
3.2.1 Grundwasser-Wärmepumpen
3.2.2 Erdwärmekollektoren
3.2.3 Oberflächennahe Erdwärmesonden und Energiepfähle
3.3 Tiefe Geothermie
3.3.1 Hydrothermale Systeme
3.3.2 Petrothermale Systeme
3.3.3 Tiefe Erdwärmesonden

4. Praktische Umsetzung geothermischer Energiegewinnung
4.1 Geothermie in der Praxis
4.1.1 Geothermische Energiegewinnung in Deutschland
4.1.2 Geothermische Energiegewinnung in München und Umgebung
4.2 Chancen und Risiken der Geothermie
4.2.1 Chancen geothermischer Energiegewinnung
4.2.2 Risiken geothermischer Energiegewinnung

5 Schlussbetrachtung
5.1 Fazit
5.2 Ausblick

Glossar

Literaturverzeichnis

Internetquellen

Interviewprotokoll

Abbildungsverzeichnis

Abstract

Die Zukunft der Bevölkerung hängt von der Verfügbarkeit von Energie ab. Seit Jahrzehnten nehmen der weltweite Energieverbrauch und die damit verbundene Umweltverschmutzung zu. Die Bestände an fossilem Heizöl, Erdgas und Kohle sind begrenzt. Um Umweltprobleme, wirtschaftliche Abhängigkeit und Ressourcenknappheit nachhaltig zu lösen, wird umweltfreundliche und unerschöpfliche Energie benötigt. In den letzten Jahrzehnten haben die Menschen mehr Anstrengungen unternommen, um zuvor nicht genutzte Energie zur Deckung unseres Energiebedarfs zu nutzen.

Angesichts der geologischen Lage von Deutschland ist der Geothermie der Durchbruch bisher verwehrt. Deutschland steht hinsichtlich der Erschließung geothermischer Energie im internationalen Vergleich erst am Beginn. Ziel dieser Arbeit ist es, die Potenziale der Nutzung von Geothermie in Deutschland aufzuzeigen. Zu diesem Zweck werden die physikalischen und technologischen Grundlagen der Geothermie und die Möglichkeiten verschiedener Technologien und Prozesse, unter Verwendung der auf der Erde gespeicherten Energie, untersucht.

Die Nutzung von Geothermie ist im Grunde keine erneuerbare Energie, aber aufgrund des enormen Potenzials, das genutzt werden kann, erfüllt sie die Nachhaltigkeitsanforderungen. Die Entwicklung von Geothermie kann in verschiedenen Tiefen erfolgen. Das hohe Energiepotential der tiefen Geothermie (hydro- und petrothermale Systeme, tiefe Erdwärmesonden, Energiepfähle) kann Wärme und Strom erzeugen. Oberflächennahe Geothermie (Grundwasser- Wärmepumpe, Erdwärmekollektor und oberflächennahe Erdwärmesonde) kann nur Gebäude heizen. Gebäude können auch mit oberflächennahen Wärmequellen gekühlt werden. Geothermie ist aufgrund ihrer permanenten und konstanten Verfügbarkeit zur Deckung des Energiebedarfs in der Grundlast geeignet und daher ein wichtiger Bestandteil des zukünftigen Energiesystems.

In Deutschland beschränkt sich die Nutzung der Geothermie hauptsächlich auf die Wärmeversorgung für Nah- und Fernwärmenetze. Die Stromerzeugung spielt eine untergeordnete Rolle.

Deutschland hat auch in Zukunft ein großes Expansionspotential, insbesondere im oberen Rheingraben, im Molasse becken, im Norddeutschen Becken und im Münchner Raum. Es ist jedoch zu beachten, dass die geographischen Bedingungen in verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich sind auch im Hinblick auf die Risiken wie z.B. Seismizität und Grundwassergefährdung, Fündigkeitsrisiko und Bohr- und Betriebsrisiken.

1. Einleitung

In den vergangenen Jahren ist die Energiegewinnung durch Geothermie global stark gewachsen. Geothermie gilt als unerschöpfliche Energiequelle, die zu jeder Tageszeit und ganzjährig verfügbar und grundlast fähig ist.1 Geothermie gehört, neben Biomasse, Wind-, Wasser- und Solarenergie, zu den erneuerbaren Energien.2 Bei differenzierter Betrachtung der weltweit installierten Leistung zeigt zwischen 1995 und 2019 die geothermische Wärmegewinnung ein deutlich höheres Wachstum als die geothermische Stromgewinnung (vgl. Abbildung 1). Auch in Deutschland überwiegt die geothermische Wärmegewinnung gegenüber der geothermischen Stromgewinnung. So sind bis zum Ende des Jahres 2019 deutschlandweit Anlagen zur geothermischen Wärmegewinnung mit einer Kapazität von 4.806 Megawatt und Anlagen zur geothermischen Stromgewinnung mit einer Kapazität von 43 Megawatt installiert worden.3 Im weltweiten Vergleich liegt Deutschland bei der geothermischen Wärmegewinnung unter den Top 5 (2019 auf Rang 4 hinter China, USA und Schweden), während es bei der geothermischen Stromgewinnung nicht unter den Top 10 zu finden ist.4 Aufgrund der geologischen Bedingungen in Deutschland hat die Geothermie bisher keinen Durchbruch bei der Wärme- und vor allem bei der Stromerzeugung erzielt. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach den Potenzialen der Energiegewinnung durch Geothermie in Deutschland.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Globale Entwicklung geothermischer Energiegewinnung

Quelle: eigene Darstellung und Berechnung (Wachstum zwischen 1995 und 2019), Daten entnommen aus Bertani 2015, S. 1; Huttrer 2020, S. 3; Lund/Toth 2020, S. 2-3; Richter 2020, S. 1

Ziel der vorliegenden Seminararbeit ist es, die Potenziale der Energiegewinnung durch Geothermie aufzuzeigen. Dabei wird konkret auf die geothermische Energieerzeugung in Deutschland und speziell in München und Umgebung eingegangen.

Die Seminararbeit gliedert sich in fünf Kapitel. Im Anschluss an das Kapitel 1 werden im zweiten Kapitel Ursprung und Nutzen von Geothermie aufgezeigt. Gegenstand des dritten Kapitels sind die Methoden der geothermischen Energiegewinnung. Hierbei wird eine Differenzierung nach oberflächennaher und tiefer Geothermie vorgenommen. Im vierten Kapitel ist auf die praktische Umsetzung geothermischer Energiegewinnung einzugehen. Zunächst wird die geothermische Energiegewinnung in Deutschland und besonders in München und Umgebung aufgezeigt. Danach sind die Chancen und Risiken der Geothermie im Hinblick auf das zukünftige Nutzungspotenzial darzustellen. Im fünften Kapitel werden in einer Schlussbetrachtung die gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst und ein Fazit gezogen, sowie ein Ausblick auf die Zukunftsaussichten der Geothermie gegeben.

2. Ursprung und Nutzen von Geothermie

2.1 Ursprung geothermischer Energie

Bei der Geothermie handelt es sich um Erdwärme (geothermische Energie) die in der Erde gespeichert ist. Sie ist die Eigenwärme des Erdkörpers. Ein Teil der Erdwärme (30% bis 50%) stammt aus der Entstehung der Erde vor rund 4,5 Milliarden Jahren. Diese Wärme nennt man Restwärme oder Akkretionswärme. Damals ballten sich Gesteinspartikel zusammen. Erdkern, Erdmantel und Erdkruste entwickelten sich. Bei diesem Prozess wurde Wärme freigesetzt, vor allem durch die Schwerkraft aufbringende Energie, auch Gravitationsenergie genannt.5 Jedoch der größte Teil (50% bis 70%) der Erdwärme bildet sich in der Erdkruste ständig neu und stammt aus dem Zerfall radioaktiver Elemente (Kalium K-40, Thorium 232, Uran 235 und 238) in den Gesteinen. Der Einfluss des Klimas ist ein kleiner Teil und macht sich nur in den obersten 5 m der Erdkruste bemerkbar.6

In 99% der Erdmasse herrschen Temperaturen von mehr als 1000° C, während in 0,1% der Erdmasse Temperaturen unterhalb von 100° C messbar sind. Die Temperaturen nehmen ausgehend vom Erdkern (4000° C bis 6700° C) kontinuierlich bis hin zur Erdkruste (-50° C bis 500° C) ab (vgl. Abbildung 2). In Mitteleuropa liegt der sogenannte geothermische Temperaturgradient bei ca. 3° C/100 m. Er ist der Antrieb der Wärmebewegung vom Erdinneren zur Erdoberfläche.7 Jedoch ist die Verteilung der Wärme im Erdinneren nicht gleichmäßig. Der zur Oberfläche hin gerichtete Wärmetransport aus dem Erdinneren, dessen treibende Kraft der Temperaturunterschied zwischen Erdkern und Erdkruste ist, wird als terrestrischer Wärmestrom bezeichnet.

Der Wärmetransport erfolgt über Mechanismen der Konduktion und der Konvektion. Während die Konduktion den Wärmetransport bei benachbarten festen Stoffen (festes Gestein) beschreibt, handelt es sich bei der Konvektion um die Wärmeübertragung flüssiger oder gasförmiger Stoffe (z.B. Thermalwasser). Die Konduktion erfolgt sehr langsam, indem der Stoff mit der höheren Temperatur einem benachbarten Stoff mit einer niedrigeren Temperatur Energie abgibt.

Bei der Konvektion hingegen ist der Energietransport mit einem Stoffstrom verbunden. Gasteilchen oder Flüssigkeiten transportieren Energie zu einem anderen Ort. Durch die Änderung der Temperatur erfolgt bei der Konvektion auch Dichteänderungen, die Auftriebskräfte verursachen. Der Erdkern treibt die Konvektionsströme mit seiner Wärme an. Diese thermischen Konvektionsströme sind für die Plattenbewegung (Plattentektonik) verantwortlich. Anomalien der Wärmeströmung gibt es dort, wo neben den thermischen Konvektionsströmen zudem ein Wärmetransport durch den Aufstieg von Fluide n stattfindet. Dies ist beispielsweise in vulkanischen Gebieten oder bei Geysiren (heiße Quellen) der Fall, da in wenigen hundert Metern Tiefe große Temperaturen von bis zu 350° C vorliegen.8

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Temperaturen und Dicken der einzelnen Erdschalen

Quelle: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (2015), S. 7

Die Wärmeströmung, über die gesamte Oberfläche der Erde (Erdkruste) betrachtet, verfügt über eine thermische Leistung von insgesamt 40 Millionen MW.9 Im Vergleich dazu lag am Ende des Jahres 2019 die weltweit installierte Leistung an geothermischer Wärmegewinnung bei 107.727 Megawatt und an geothermischer Stromgewinnung bei 15.406 Megawatt.10

2.2 Nutzen von geothermischer Energie

Geothermie bietet zwei Nutzungsmöglichkeiten. Zum einen kann die Erdwärme direkt zur Wärmegewinnung genutzt werden. Hier lässt sich Geothermie im privaten, gewerblichen, landwirtschaftlichen und öffentlichen Bereich über Nah- oder Fernwärmenetze nutzen. Dabei kann die Wärme sowohl zur Heizung als auch zur Kühlung von Gebäuden eingesetzt werden. Zudem lassen sich mit direkter Wärmenutzung z.B. auch Trink-, Bade-, Dusch- und Poolwasser erwärmen, Räume und Gewächs-/Treibhäuser klimatisieren oder Wärmeenergie für Gewerbe- und Industrieprozesse bereitstellen.11

Zum anderen kann Geothermie zur Gewinnung von elektrischem Strom genutzt werden.12 Dabei ist zwischen Wärmegewinnung und Stromerzeugung ein thermodynamischer Prozess der Kraft-Wärme-Umwandlung, der in Kraftwerken abläuft, geschaltet.13 Der durch Geothermie permanent gewonnene Strom kann zur Deckung der Grundlast versorgung herangezogen werden. Auch können Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen zum Einsatz kommen. Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist die gleichzeitige Umwandlung von mechanischer Energie in elektrische Energie (Strom) und nutzbare Wärme (zur Weiterleitung über Nah- oder Fernwärmenetze) innerhalb eines thermodynamischen Prozesses. Verglichen mit der getrennten Erzeugung von Strom und Wärme kann durch die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme bis zu einem Drittel des Brennstoffs der Primärenergie eingespart werden. Das Kraft-Wärme-Kopplungssystem nutzt daher die verbrauchte Energie besonders effektiv und trägt zum Klimaschutz bei.14

3. Methoden geothermischer Energiegewinnung

3.1 Geothermische Energiegewinnungsmethoden im Überblick

Die technische Nutzbarkeit der geothermischen Energie hängt maßgeblich von den geologischen und hydrologischen Verhältnissen des Untergrundes ab. Eine bedeutende Rolle kommt hierbei den Aquifer zu. Abhängig von ihrer Wassertemperatur werden die Aquifer in Heiß- (über 100° C), Warm- (40° C bis 100° C) und Niedrigtemperatur (25° C bis 40° C) eingeteilt.15

In Abhängigkeit von der Tiefe der Erdbohrung und der Nutzungsart kann zwischen oberflächennaher und tiefer Geothermie differenziert werden.

Bei der oberflächennahen Geothermie erfolgt die geothermische Energiegewinnung durch den Entzug von Wärme im oberflächennahen Erdbereich. Die Erdtiefen reichen hier bis maximal 400 m mit Temperaturen von bis zu 20° C. Bezüglich des umgebenden Untergrundes kann eine Differenzierung von offenen (Brunnensysteme) und geschlossenen Systemen (vertikale oberflächennahe Erdwärmesonden, horizontale Erdwärmekollektoren) vorgenommen werden. Die offenen Systeme nutzen die Wärmeenergie des Grundwassers, um es zum Brunnen zu heben und zur Wärmepumpe zu leiten. Dort wird dem Wasser die Wärme entzogen und das kältere Wasser durch den Injektionsschacht in den Boden zurückgeführt.

Bei geschlossenen Systemen treten das Erdreich und das wärmetragende Energiemedium (Ethylen-Glykol-Wassergemisch) nicht mehr unmittelbar in Kontakt, dabei zirkuliert die Wärmeträgerflüssigkeit in geschlossenen Rohrleitungen. Die oberflächennahe Geothermie eignet sich zur direkten Wärmegewinnung und wird zum Beheizen oder Kühlen von Gebäuden, technischen Anlagen oder Infrastrukturanlagen verwendet.16

Bei der tiefen Geothermie basiert die geothermische Energiegewinnung auf Tiefenbohrungen, in Tiefen zwischen 400 m und 5000 m, mit direkter Wärmenutzung, ohne das Temperaturniveau anheben zu müssen. Die Erdtiefen betragen mindestens 400 m mit Temperaturen von über 20° C. Üblicherweise werden Erdtiefen von mehr als 1000 m bis 3000 m und ein Temperaturniveau von mehr als 60° C genutzt.17

Bei der tiefen Geothermie erfolgt eine Differenzierung zwischen Hoch- und Nieder enthalpie -Lagerstätten. Die Einteilung beruht auf der Temperatur. Die Grenze liegt bei 200° C.

Hochentahlpie-Lagerstätten (hoher Wärmeinhalt) befinden sich meist in Gebieten mit anormalen geothermischen Bedingungen, wie es in Vulkangebieten oder bei Geysiren der Fall ist. Flüssigkeiten mit einer Temperatur von einigen hundert Grad Celsius treten in geringen Tiefen (600 m bis 2000 m) auf. Durch eine Dampfturbine kann elektrische Energie erzeugt werden.18

Niederenthalpie-Lagerstätten liegen in Gebieten ohne Anomalien. Dafür sind tiefe Bohrungen von 3000 m bis 5000 m notwendig. Bei den Lagerstätten mit niedriger Enthalpie (niedriger Wärmeinhalt) unterscheidet man drei Arten der Wärmeentnahme. Dazu gehören hydrothermale Systeme, petrothermale Systeme und tiefe Erdwärmesonden.19

In der tiefen und oberflächennahen Geothermie erfolgt eine Differenzierung in offene Systeme (hydrothermale und petrothermale Systeme) und geschlossene Systeme (tiefe und oberflächennahe Erdwärmesonden, Erdwärmekollektoren, Energiepfähle).

Die Tiefengeothermie eignet sich sowohl für die direkte Wärmegewinnung als auch für die Stromgewinnung.20

Sonderfälle sind die Nutzung von Geothermie aus Bergwerken und Tunneln und Energiespeichern in hydrothermalen Energiesystemen. Je nach Tiefe gehören sie der oberflächennahen oder tiefen Geothermie an.21

Bei der Energiegewinnung aus oberflächennaher und tiefer Geothermie stehen jeweils unterschiedliche Methoden zu Verfügung (vgl. Abbildung 3), auf die nachfolgend eingegangen wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Methoden der zur Gewinnung geothermischer Energie

Quelle: eigene Darstellung

3.2 Oberflächennahe Geothermie

3.2.1 Grundwasser-Wärmepumpen

Grundwasser kann durch Bohren von mindestens zwei Bohrlöchern thermisch genutzt werden. Jedoch sind für den Betrieb des Brunnensystems erforderliche Wassermenge, Grundwasserqualität und Temperatur nicht überall garantiert. Die Anforderungen an die Wasserqualität sind in Deutschland sehr hoch. Wenn die Wasserqualität unzureichend ist, z.B. zu viel Eisen (Mangankonzentration > 0,2 mg/l) oder Mangan im Grundwasser, kommt es zu Ablagerungen, insbesondere in Wärmepumpen und Wärmetauschern sowie in Förder- und Schluckbrunnen. Der Sauerstoffgehalt und der pH-Wert (pH-Wert > 5) können die Ablagerungen in Grundwasserwärmepumpen ebenso verstärken. Auch in Wasser- und Heilquellenschutzgebieten wird eine Genehmigung nicht erteilt.22

Die Grundwassertemperatur liegt über das Jahr betrachtet bei 7°C bis 15° C. Um das Grundwasser thermisch nutzen zu können, ist das Errichten von zwei oder mehr Grundwasserbrunnen, im Abstand von mindestens 15 m, erforderlich. Dabei muss, in Abhängigkeit vom jeweiligen Grundwasserspiegel, in Tiefen zwischen 5 m bis 20 m gebohrt werden. Mit dem Förderbrunnen, auch Saug- oder Entnahmebrunnen genannt, erfolgt unterhalb des Grundwasserspiegels die Entnahme von Grundwasser mittels einer Unterwasserpumpe. Anschließend fließt das entnommene Grundwasser (Wärmeträgermedium Wasser) über ein Rohr durch den Primärkreislauf der Wärmepumpe. In dieser wird die Wärmeenergie des Grundwassers in einem Kompressor unter Druck auf ein höheres Temperaturniveau gepumpt. Die resultierende Temperatur beträgt 40° C bis 60° C. Im Anschluss wird die Wärme an den Sekundärkreislauf zur Wärmenutzung im Gebäude (z.B. Warmwasser-Fußbodenheizung) abgegeben. Danach erfolgt in mindestens einem Schluckbrunnen (Injektionsbrunnen oder Rückgabebrunnen) die Rückführung des Grundwassers unterhalb des Grundwasserspiegels (vgl. Abbildung 4). Die Tiefe eines Förder- bzw. Saugbrunnens beträgt in der Praxis üblicherweise nicht über 7 m, da sich das Grundwasser nur bis zu einer bestimmten Höhe (theoretisch bis zu zehn Metern) saugend fördern lässt.23 Die Leistung (Energie) der Grundwasserwärmepumpe ist in Abhängigkeit von der Temperaturspreizung, d.h. der Unterschied zwischen Vor- und Rücklauftemperatur, und der Brunnenleistung zu sehen.24

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Oberflächennahe Geothermie durch Einsatz einer Grundwasser-Wärmepumpe

Quelle: https://lgrbwissen.lgrb-bw.de/geothermie/oberflaechennahegeothermie/brunnensysteme

3.2.2 Erdwärmekollektoren

Erdwärmekollektoren nutzen die Wärmeenergie des oberflächennahen Untergrunds. Dabei zirkuliert eine Wärmeträgerflüssigkeit (Ethylen-Glykol-Wassergemisch) in einem horizontal verlegten Rohrleitungssystem (vgl. Abbildung 5). Aufgrund des Temperaturgefälles erfolgt der Transport der Wärmeenergie über die Rohrleitungen zu dem Primärkreislauf (Wärmeträgermedium Wasser oder Sole) der Wärmepumpe. Dort wird der Wärmeträger mittels einer Wärmepumpe (erzeugte Nutzenergie) auf ein höheres Temperaturniveau angehoben und an den Sekundärkreislauf der Wärmepumpe (erzeugte Nutzwärme) zur Wärmenutzung im Gebäude (z.B. Warmwasser-Fußbodenheizung) abgegeben. Die Verlegung der Rohrleitungen erfolgt in Erdtiefen von 1 m bis 5 m. Aufgrund der Frostgefahr in diesem Tiefenbereich besteht die Wärmeträgerflüssigkeit aus Wasser und Mitteln für Frost- und Korrosionsschutz (z.B. Ethylen-Glykol-Wasser-Gemisch). Je nach Anordnung der Rohrleitungen können verschiedene Bauformen von Erdwärmekollektoren unterschieden werden, wie etwa Flächenkollektoren (Flächenanordnung) oder Erdwärmekörbe (Spiralanordnung). Die Entzugsleistung und Entzugsenergie hängen von der Beschaffenheit des Erdreichs (z.B. Sand, Lehm, Schluss oder sandiger Ton) und den Witterungsverhältnissen (z.B. Sonneneinstrahlung und Niederschläge) ab.25

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Oberflächennahe Geothermie durch Einsatz eines Erdwärmekollektors

Quelle: Sanner 2018, S. 9

3.2.3 Oberflächennahe Erdwärmesonden und Energiepfähle

Oberflächennahe Erdwärmesonden sind in Bohrungen eingebrachte Wärmetauscher. Sie befinden sich in Tiefen von 50 m bis 400 m. Durch Zirkulation einer Wärmeträgerflüssigkeit in der oberflächennahen Erdwärmesonde wird die Wärmeenergie aufgrund des Temperaturgefälles zu dem Primärkreislauf der Wärmepumpe transportiert (vgl. Abbildung 6). Die vorgewärmte Sole wird von der Wärmepumpe auf das benötigte Temperaturniveau angehoben. Dort gibt die Wärmeträgerflüssigkeit die Wärmeenergie an den Sekundärkreislauf der Pumpe zur Wärmenutzung im Gebäude (z.B. Warmwasser-Fußbodenheizung) ab. Die Wärmeträgerflüssigkeit setzt sich aus Wasser und Mitteln für Frost- und Korrosionsschutz zusammen (z.B. Ethylen-Glykol-Wasser-Gemisch).

[...]


1 Vgl. Verivox, Geothermie 2020.

2 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2020, Erneuerbare Energien.

3 Vgl. Huttrer 2020, S. 7; Lund/Toth 2020, S. 38.

4 Vgl. Huttrer 2020, S. 4; Lund/Toth 2020, S. 2.

5 Vgl. Bundesverband Geothermie 2020, Lexikon der Geothermie

6 Vgl. Bundesverband Geothermie 2020, Lexikon der Geothermie

7 Vgl. Stober/Bucher 2014, S.8.

8 Vgl. Stober/Bucher 2014, S.3ff.

9 Vgl. Stober/Bucher 2014, S.8

10 Vgl. Lund/Toth 2020, S.2; Richter 2020, S.1

11 Vgl. Wesselak et al. 2017, S. 445, 451.

12 Vgl. Wesselak et al. 2017, S. 445, 451.

13 Vgl. Wesselak et al. 2017, S. 445.

14 Vgl. technische Universität München 2020, S.1

15 Vgl. Burkhardt 2018, S. 452; Stober/Bucher 2014, S. 38; Technische Universität München 2020, S. 1.

16 Vgl. Burkhardt 2018, S. 452; Stober/Bucher 2014, S. 38; Technische Universität München 2020, S. 1.

17 Vgl. Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, 2019, S.7

18 Vgl. Stober/Bucher, 2012, S.36.

19 Vgl. Bundesverband Geothermie, Lexikon der Geothermie.

20 Vgl. Janczik et al. 2014, S. 699-700; Stober/Bucher 2014, S. 38; Technische Universität München 2020, S. 1.

21 Vgl. Bayrisches Bundesamt für Umwelt 2016, Erdwärme-die Energiequelle aus der Tiefe, S.2.

22 Vgl. LGRBwissen, Brunnensysteme.

23 Vgl. Burkhardt 2018, S. 452-457; Sanner 2018, S. 14; Wesselak et al. 2017, S. 506.

24 Vgl. Sanner 2018, S. 7.

25 Vgl. Sanner 2018, S. 11; Stober/Bucher 2014, S. 39-41.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Geothermie in Deutschland. Die Potenziale der Energiegewinnung durch oberflächennahe und tiefe Geothermie
Note
13,66
Autor
Jahr
2021
Seiten
31
Katalognummer
V1009385
ISBN (eBook)
9783346396143
Sprache
Deutsch
Schlagworte
geothermie, deutschland, potenziale, energiegewinnung, nachhaltig, erneuerbare energien, facharbeit, hausarbeit, oberflächennah, tief, wärmepumpe, erneuerbar, geothermische energiegewinnung
Arbeit zitieren
Fabian Schreiner (Autor:in), 2021, Geothermie in Deutschland. Die Potenziale der Energiegewinnung durch oberflächennahe und tiefe Geothermie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1009385

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