EL-NINO
Was ist El Nino?
El Nino ist ein Klimaphänomen, das seit 1983 die Aufmerksamkeit verschiedener Klimatologen und Medien auf sich gelenkt hat. Es handelt sich hierbei um erhebliche Abweichungen der normalen klimatischen Verhältnisse in vielen Regionen der Erde. In der Folge können natürliche Kreisläufe wie die innertropische Konvergenz und die Konvektionsströmung empfindlich gestört werden.
El Nino wird als in unregelmäßigen Abständen auftretende, mit verschieden langanhaltenden Perioden, natürliche Klimaschwankung dargestellt, die durch Zusammenspiel von Ozean und Atmosphäre im äquatorialen Bereich des Pazifiks zustande kommt. Daher ist die Voraussage für die Klimatologen eine große Herausforderung. Alle zwei bis sieben Jahre tritt ein El Nino auf, die Stärke und der zeitliche Ablauf variieren erheblich.
Im letzten Jahrhundert gab es 24 El Ninos, von denen die Ereignisse 1982/83 und 1997/98 am stärksten waren. Allein der El Nino 1982/83 verursachte weltweit in etwa mindestens 8 Mrd.$ Schäden. Für die betroffenen Landstriche bedeutete er mehr oder weniger Niederschlag und höhere oder niedrigere Temperaturen als normal und war deshalb mit landwirtschaftlichen Folgen verbunden. Darum wurde ein Forschungsprogramm namens TOGA Tropical Oceans Global Atmosphere ins Leben gerufen, die seit 1983 Informationen über diese Klimakatastrophe sammelt und versucht, eventuelle Schäden zu verhindern.
Warum heißt ein Klimaphänomen El Nino?
El Nino bedeutet "das Christkind" und dieser Name hat auch etwas mit der Entstehung dieses Ereignisses zu tun: An der Küste Perus strömt Richtung Norden der kühle Humboldtstrom. Um die Weihnachtszeit gibt es eine warme Gegenströmung, den "Corriente del Nino", die Christkindströmung. Normalerweise ist diese Strömung auf ein nur kleines Küstengebiet beschränkt, in unregelmäßigen Abständen vergrößert sich aber ihre Ausdehnung und Stärke. In solchen Jahren kommt es zu El Nino. Er erstreckt sich von Mittel und Südamerika bis Australien und Südostasien.
Konsequenzen:
Der Temperaturunterschied zwischen Ost- und Westpazifik wird geringer. Die Walkerzirkulation schwächt ab, diese ist abhängig von der Corioliskraft, was heißt: Durch die Bewegung der Erde entstehende Kraft nennt man Corioliskraft, die bewirkt, dass alle sich bewegenden Luft- und Wassermassen auf der Nordhalbkugel nach rechts, auf der Südhalbkugel nach links abgelenkt werden. Direkt am Äquator verschwindet sie, stattdessen bildet sich hier die Walkerzirkulation. Sie bildet ganz charakteristische ozeanische Strömungen, die dafür sorgen, dass die Druckunterschiede zwischen Osten und Westen ausgeglichen werden, denn der Meeresspiegel in Indonesien ist 40 cm. höher als der vor Südamerika, damit nährstoffreiches, kaltes Wasser an die Oberfläche gelangen kann. Wenn die Walkerzirkulation abschwächt, dann ist der Unterschied des Meeresspiegels auch nicht mehr so groß. Der Temperaturkontrast zwischen Osten und Westen in tieferen Schichten des Ozeans ist ebenfalls weniger markant. Die tropischen Regengebiete vor Indonesien verlagern sich mehr ins Zentrum des Pazifiks. An ihrem ursprünglichen Platz fällt darum weitaus weniger Regen, während an der Westküste der Anden ein Aufblühen der Küstenwüste verursacht wird. Der Kalte Humboldtsrom wird von warmen Wassermassen verdrängt; nährstoffreiches Wasser kommt nicht mehr an die Oberfläche und das Fischangebot wird dadurch ein ganz anderes.
Oder es ist umgekehrt und die normalen klimatischen Verhältnisse verstärken sich: Der Meeresspiegel zwischen Indonesien und Südamerika ist noch unterschiedlicher oder die regenreiche Gebiete vor Indonesien verlagern sich noch weiter westlich. Das wird dann meistens La Nina genannt.
Wir haben schon geklärt, woher der Name El Nino kommt und was es damit auf sich hat, aber im ursprünglichen Sinne ist El Nino eine Bezeichnung für die Veränderungen des Ozeans. Das auch die Passate ( Passate sind die Winde, die bodennahe Luftmassen dem ITC nachschieben und damit einen wesentlichen Einfluß auf das Klima haben) Schwankungen erleben, blieb lange Zeit unerkannt. Eine Luftdruckschwankung zwischen Osten und Westen, die Südliche Oszillation, stellt die atmosphärische Ausprägung dieses Problems dar. Deswegen sind die südliche Oszillation und El Nino die wichtigsten Aspekte einer Klimaschwankung, die wir als El Nino bezeichnen, und darum spricht man eigentlich von ENSO: El Nino/Southern Oscillation Phänomen.
Zur Charakterisierung der anomalen Erwärmung des Ostpazifik teilte man das El Nino Kerngebiet in vier Regionen ein. Aufgrund des Datenmaterials erkennt man, dass alle El Ninos verschiedene Intesitäten und Abläufe hatten. Welche zusätzlichen Konsequenzen gibt es noch? Der Wintermonsun über Südostasien und Australien war 1997 bei weiten nicht so ergiebig und führte zu ausgedehnten, langanhaltenden Waldbränden in Indonesien. Das Abschwächen der Walkerzirkulation sorgte 1973 für ein Fischsterben an der peruanischen Küste. Das Ausbleiben des Sommermonsuns führte um die Jahrhundertwende zu einer Hungersnöte in Indien.
El Nino in den vergangenen Jahrhunderten
Daten über El Nino liegen bereits aus dem 16. Jahrhundert vor. In Südamerika gab es Aufzeichnungen über anomal starke Niederschläge und Hochwasser. Seit dem Jahr 1500 gab es mehrere ausgeprägte El Ninos, vergleichbar wie der letzte 1997/98. Durch Auswertung verschiedener Ereignisse und deren Zusammenhänge kann man diese Klimaschwankungen bis ins Jahr 622 n. Chr. zurückverfolgen.
Vorhersagen von El Nino Bereits zu Beginn des Jahres 1997 gab es Anzeichen für einen sich entwickelnden El Nino. Es kündigte sich eine Erwärmung des tropischen Ostpazifiks für die zweite Hälfte des Jahres an. Im April waren sich alle Klimatologen einig, dass ein weiterer El Nino einsetzen würde. Bemerkenswert ist es aber, dass keine Erwärmung prognostiziert wurde, selbst dann nicht, als El Nino im Spätsommer erhebliche Aktivität zeigte. Für die Forscher bot sich endlich die Gelegenheit zu demonstrieren, wie weit ihre Forschungen bereits waren, außerdem zeichnete sich der El Nino ab, den Super-El Nino von 1982/83 an Stärke und Intesität noch zu überbieten. Die Wasseroberfläche des tropischen Ostpazifik hatte sich um 4,5 Grad Celsius mehr als normal erwärmt und die Passate änderten ihre Richtung. In Indonesien kühlten die ersten 200 Meter des Ozeans um 5 Grad ab, währendöstlich der Datumsgrenze das Wasser in 100 Meter Tiefe um 10 Grad wärmer war als sonst. Trockenheit machte sich in Nordaustralien, Mittelamerika sowie an der Elfenbeinküste breit. 1998 kühlte es allmählich ab.
Die Vorhersagen über El Nino ist vor allem für die Landwirtschaft von großem Nutzen. Die Landwirte können sich leichter an die bevorstehenden klimatischen Verhältnissen anpassen. Während beim El Nino 1987 keine Maßnahmen gesetzt wurden, produzierte Nordostbrasilien gerade 70000 Tonnen Getreide. 1992 bei vollen Maßnahmen 520000 Tonnen. So gesehen kann man aus El Nino auch großen Nutzen ziehen, wenn man ihn auch vorhersagen kann.
Tropische Stürme
Die Entstehungsgebiete der tropischen Wirbelstürme sind äquatornahe Meeresregionen mit einer Meeresoberflächentemperatur über 27 Grad. Sie bilden sich allerdings erst in einer gewissen Entfernung de Äquators, da die Corioliskraft groß genug sein muss. Die über dem Meer in ein solchen Wirbelsturm einfließende feuchtwarme Luft steigt in den zentralen Regionen auf und setzt durch Kondensation enorme Wärmemengen frei, die ihn am Leben halten. So können Hurricans, Taifune und Cordonazos nur über Wasser existieren. Nicht selten erreichen sie 200 km/h bei einem Durchmesser von mehreren hundert Kilometern. Bei einem El Nino sind die klimatischen Bedingungen besonders günstig für Wirbelstürme im Ostpazifik, während das Entstehen eines Hurricans eher vermindert wird. Bei La Nina steigt das Risiko allerdings nicht.
Häufig gestellte Fragen zu El Nino
Was ist El Nino?
El Nino ist ein Klimaphänomen, das seit 1983 die Aufmerksamkeit von Klimatologen und Medien erregt hat. Es handelt sich um erhebliche Abweichungen der normalen klimatischen Verhältnisse in vielen Regionen der Erde und kann natürliche Kreisläufe stören.
Wie oft tritt El Nino auf?
El Nino tritt alle zwei bis sieben Jahre auf, wobei die Stärke und der zeitliche Ablauf variieren können.
Was bedeutet der Name "El Nino"?
El Nino bedeutet "das Christkind". Der Name bezieht sich auf eine warme Gegenströmung, die um die Weihnachtszeit an der Küste Perus auftritt.
Welche Konsequenzen hat El Nino?
El Nino führt zu Veränderungen im Temperaturunterschied zwischen Ost- und Westpazifik, schwächt die Walkerzirkulation ab und verlagert tropische Regengebiete. Dies kann zu weniger Regen in Indonesien und einem Aufblühen der Küstenwüste an der Westküste der Anden führen. Der kalte Humboldtstrom wird verdrängt, was das Fischangebot beeinflusst.
Was ist die Walkerzirkulation?
Die Walkerzirkulation ist eine ozeanische Strömung, die dafür sorgt, dass die Druckunterschiede zwischen Osten und Westen des Pazifiks ausgeglichen werden. Sie beeinflusst den Meeresspiegel und das Aufsteigen von nährstoffreichem, kaltem Wasser.
Was ist La Nina?
La Nina ist das Gegenteil von El Nino. Sie tritt auf, wenn sich die normalen klimatischen Verhältnisse verstärken, der Meeresspiegel zwischen Indonesien und Südamerika noch unterschiedlicher ist oder die regenreichen Gebiete vor Indonesien sich noch weiter westlich verlagern.
Was ist ENSO?
ENSO steht für El Nino/Southern Oscillation. Die Southern Oscillation ist eine Luftdruckschwankung zwischen Osten und Westen, die die atmosphärische Ausprägung des El Nino-Phänomens darstellt. El Nino und die Southern Oscillation sind die wichtigsten Aspekte dieser Klimaschwankung.
Welche zusätzlichen Konsequenzen gab es durch El Nino?
El Nino kann zu einem schwächeren Wintermonsun in Südostasien und Australien führen, was zu Waldbränden führen kann. Es kann auch zu Fischsterben und Hungersnöten kommen.
Gibt es Aufzeichnungen über El Nino aus der Vergangenheit?
Ja, Daten über El Nino liegen bereits aus dem 16. Jahrhundert vor. Durch Auswertung verschiedener Ereignisse und deren Zusammenhänge kann man diese Klimaschwankungen bis ins Jahr 622 n. Chr. zurückverfolgen.
Kann El Nino vorhergesagt werden?
Ja, es gibt Anzeichen für die Entwicklung eines El Nino, wie z.B. die Erwärmung des tropischen Ostpazifiks. Vorhersagen über El Nino sind vor allem für die Landwirtschaft von großem Nutzen.
Welche Auswirkungen hat El Nino auf tropische Stürme?
Bei einem El Nino sind die klimatischen Bedingungen besonders günstig für Wirbelstürme im Ostpazifik, während das Entstehen eines Hurricans eher vermindert wird. Bei La Nina steigt das Risiko für Hurrikans allerdings nicht.
Welche weiteren Auswirkungen kann El Nino haben?
El Nino kann die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie Malaria begünstigen und verschiedene Gefüge der menschlichen Zivilisation durch extreme Klimabedingungen wie Dürre oder Hochwasser auseinanderbringen.
- Quote paper
- Evelyn Siebert (Author), 2000, Das Klimaphänomen El Nino. Vorhersagen und Folgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100881