Der Begriff „Taktik“
Ist Volleyball ohne Taktik möglich...? Meiner Meinung nach ist dies nicht möglich, denn dann würde jedes Spiel nach gleichem Muster ablaufen und individuelle Überraschungseffekte würden ausbleiben.
Unter dem Begriff Taktik versteht man „die Fähigkeit unter Zeitdruck zwischen
Handlungsalternativen, die situationsspezifisch im Bewegungshandeln sichtbar werden, zu entscheiden“ (vgl. Westphal/Gasse/Richtering 1987, 37).
Es gibt individuelle taktische Grundregeln, die sich auf die verschieden Formen der Offensive (Aufschlag, Block, Feldabwehr) und Defensive (Annahme, Zuspiel, Angriff) beziehen. Andere taktische Maßnahmen sind in der Form der Aufstellung (5er-Riegel mit Zuspieler 3, 5er-Riegel mit Läufer von Position 1) zu erkennen.
Beginnen wir mit den individuellen taktischen Grundregeln der Offensive: Die taktischen Grundregeln der Offensive sind unterteilt in drei Kategorien.
1.) der Aufschlag:
- der Aufschlag ist der erste Angriff
- variiere deinen Aufschlag in Härte und Richtung
- suche schlecht gedeckte Bereiche in der gegnerischen Annahmeaufstellung
- schlage zwischen zwei Spieler
- sorge dafür, dass der Zuspieler die Annahme aus einem ungünstigen Winkel erhält (kurz hinters Netz oder nahe an die Spielfeldmarkierung)
- taktische Spielerfahrung und Routine
2.) der Block:
- beobachte den Angriffsaufbau des Gegners
- beobachte Flugbahn des Balles und Anlauf des Angreifers
- decke die Hauptschlagrichtung (häufig die Diagonale als Verlängerung des Anlaufweges)
- lässt der Spielaufbau keinen Schmetterschlag zu, löse dich frühzeitig vom Netz, damit du in der Feldabwehr wieder einsatzfähig bist
- gibt deiner Feldabwehr eine klare Orientierung - nicht nachfassen
- Zeitpunkt für den Absprung (timing) in Abhängigkeit von Anlaufrichtung des Angreifers und Höhe des zugespielten Balles
- Zahl der Spieler die sich am Block beteiligen
- taktische Spielerfahrung und Routine
3.) die Feldabwehr
- nimm frühzeitig deine Ausgangsposition im Abwehrriegel ein
- beobachte Angreifer und Block, versuche zu erkennen, welcher Angriff noch möglich ist
- als Abwehrspieler außen halte Blickkontakt zu Angreifer und Ball
- mit dem Schlag sollte deine Vorwärtsbewegung beendet sein
- wehrst du nicht direkt ab, unterstütze deinen Partner in der Abwehr
- weit vom Netz weggestellte Bälle können nur ins Hinterfeld geschlagen werden, daher Abwehrriegel zurückziehen
- nah am Netz gestellte Bälle können gut ins Vorderfeld geschlagen werden, daher Abwehrriegel nach vorne orientieren
- lieber zu weit hinten als zu weit vorne stehen
- je härter der Angriffschlag, desto tiefer die Abwehrstellung
- auch aussichtslose Bälle noch versuchen zu erreichen und dann den Ball möglichst hoch spielen
- beidarmige Abwehr ist sicherer als einarmige
- stelle dich darauf ein, auch vom Block abgefälschte Bälle annehmen zu können
- bei schwierigen Bällen geht Sicherheit vor Genauigkeit
- bemühe dich deinen Nebenspieler peripher zu sehen und deine Handlungen mit ihm abzustimmen
⇒ Ziel der taktischen Grundregeln der Offensive ist der Punktgewinn! Jetzt folgen die taktischen Grundregeln der Defensive:
Die individuellen taktischen Grundregeln der Defensive sind auch in drei Kategorien unterteilt.
1.) die Annahme:
- nimm schnell die Spielstellung im Annahmeriegel ein
- orientiere dich über Standort und Laufweg deines Zuspielers, spiele vor den Spieler in seinen Laufweg
- nimm deinen Verantwortungsbereich wahr und verständige dich mit deinen Mitspielern durch Zurufe
- beobachte Schlagarm und Schulter des aufschlagenden Spieler
- spiele den Ball nicht zu nah ans Netz
2.) das Zuspiel:
- bringe möglichst den Körper frontal in Spielrichtung hinter den Ball und führe die Spielhandlung im Stand aus
- spiele flach anfliegende Bälle und Bälle mit großer Rotation immer mit dem Bagger zu
- spiele den Ball hoch, damit deine Mitspieler mehr Zeit haben
- variiere dein Zuspiel, bringe deine Angreifer häufig ins Spiel
- vermeide Spielhandlungen in der Rückwärtsbewegung
- die einmal begonnene Zuspielaktion muß zu Ende geführt werden, auch wenn ein Mitspieler bessere Handlungsbedingungen hat
- spiele nie zu dicht an das Netz
- das direkte Zuspiel zum Gegner (Finte, Steller spielt den Ball anstatt zu stellen übers Netz) ist untypisch, wende es deshalb nur in Ausnahmefällen an
- Präzision geht vor Kompliziertheit
- effektive Angriffsleistung sind nur bei guter Abstimmung mit dem Zuspieler möglich
- bevorzuge beim Herausstellen nie einen Angreifer, sondern setze die gesamte Netzreihe ein
- nutze beim Herausstellen die gesamte Netzbreite aus
- bereite in kritischen und unübersichtlichen Situationen sichere und ruhige Angriffe vor
- Absprache vor jeder Aktion zwischen Zuspieler und Angreifer
3.) der Angriff:
- greife in erster Linie taktisch sicher und klug an
- suche den Erfolg nicht ausschließlich über die Angriffshärte
- versuche auch aus ungenauen Pässen fehlerfrei und wirkungsvoll anzugreifen
- biete dich rechtzeitig in Höhe der Angriffslinie zum Angriff an
- laufe möglich schräg zum Netz, und beginne den Anlauf bei normalem
Herausstellen erst wenn der Ball die Hände des Zuspielers verlassen hat
- scharfe Schläge mit steiler Flugbahn kurz hinters Netz sind ohne Block und bei schlecht gestellten Block sinnvoll
- schlage ins Hinterfeld wenn die gegnerische Feldabwehr zu weit vorne steht
- schließe weit nach außen gestellte Bälle möglichst mit einem Linienangriff ab
⇒Ziel der taktischen Grundregeln der Defensive ist der Gewinn des Aufschlagrechts
Zum Abschluß der taktischen Regeln komme ich zu den taktischen Maßnahmen in der Form der Aufstellung:
1.) 5er-Riegel mit Zuspieler 3:
Mit dem 5er-Riegel wird in der Annahme das Hinterfeld zwischen 5 Spielern aufgeteilt. Aufgrund der hohen Streuung und der entsprechenden Verteilung der Aufschläge stehen 3 Spieler in der Nähe der 3-m Linie und 2 im Hinterfeld. Die Spieler sind in den beiden Annahmereihen so gestaffelt, dass jeder freien Blick auf den Aufschlagspieler hat (W-Formation). Der einzige Spieler der nicht in die Abwehr einbezogen wird ist der Spieler auf Position 3. Im Anfängerbereich stehen die Spieler auf Position 1 und 2 etwas näher zum Netz, da sie in der Diagonale des Aufschlages stehen, und im Anfängerbereich die Aufschläge in der Regel 14m bis 16m weit geschlagen werden. Diese Formation kann aber auch beliebig verschoben werden, je nach dem wie der Gegner seine Aufschläge variiert. Dieses System ist taktisch klug wenn man mehr als einen Zuspieler hat , da man in jeder der beiden 3er Reihen einen Zuspieler braucht um dieses System zu Spielen.
2.) 5er-Riegel mit Läufer von Position 1:
Dieses System wird in Mannschaften gespielt die aus taktischen Gründen nur mit einem Zuspieler spielen. Die Position des Zuspielers liegt in diesem System zwischen den Positionen 2-3. Von dort aus hat der Zuspieler die besten Möglichkeiten den Ball optimal für den Angreifer zu spielen. Wenn der Zuspieler von einer der hinteren Positionen auf seinen Position läuft, hat man vorne die Möglichkeit mit 3 Spielern anzugreifen. Einen langen Angriff auf die 4 einen kurzen auf die 3 und einen Überkopfball auf die 2. Im hinteren Bereich teilen sich dann die anderen beiden Spieler die Abwehr. Wenn der Zuspieler schon vorne steht, hat man hinten wieder 3 Abwehrspieler und kann dann entscheiden ob man mit einer zurückgezogenen 6 oder einer vorgezogenen 6 spielt.
Fazit: Das gesamte Volleyballspiel ist also mit Taktik gespickt (auch wenn es manche nicht merken...). Ohne Taktik wäre das Spiel eintönig und würde immer nach dem gleichen Muster ablaufen.
Bezug zu anderen Sportarten:
Fußball: Beim Fußball ist die Taktik besonders wichtig. Wird die Taktik des Trainers nicht eingehalten (z.B. alle Mitspieler laufen vorne herum und wollen ein Tor schießen), kann es ein folgenschweres Desaster geben (z.B. eine 0:12 Niederlage).
Es gibt viele taktische Möglichkeiten, seine Mannschaft auf eine spezielle Mannschaft einzustellen. Man kann verschiedene Formationen wählen, wie 3-4-3, 4-3-3, 3-5-2 oder 4-5-1. Aber nicht nur die Formation des Mannschaft bestimmt die Taktik allein, sondern auch die taktischen Aufgaben einzelner Spieler. Man kann z.B. in der Abwehr mit Manndeckung oder Raumdeckung spielen. Bei der Manndeckung hat Spiels verfolgt. Bei der Raumdeckung deckt ein Abwehrspieler z.B. die linke Abwehrseite und übernimmt einen Angreifer, wenn er auf seiner Seite angreifen will. Nicht nur in der Abwehr, sondern auch im Mittelfeld oder im Angriff gibt es taktische Vorgaben. Im Angriff gibt es Außenstürmer und Mittelstürmer. Die Außenstürmer spielen hauptsächlich an der Außenbahn und schlagen Flanken. Die Mittelstürmer haben die Aufgabe im Zentrum der Abwehr „Unruhe“ zu stiften und viele Tore zu schießen.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, dass bei einer Mannschaftssportart die Taktik sehr wichtig ist. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich jeder Mitspieler an die Taktik hält. Fußball und Volleyball sind Mannschaftssportarten und jeder Spieler muß sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Es darf nicht sein, dass ein Spieler beim Fußball nur vorne steht und dann das Tor schießt, um den Ruhm für sich alleine zu haben. Damit hilft er nicht der Mannschaft, sondern er schadet ihr, weil er in der Abwehr fehlt. Wenn einer so Ruhmbesessen ist, dann sollte er Tennis spielen, denn da schadet er nicht seinen Mitspielern, sondern sich selbst.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der zentrale Begriff im Text "Der Begriff „Taktik“"?
Der zentrale Begriff ist Taktik im Volleyball und ihre Bedeutung für das Spiel.
Was ist laut dem Text unter Taktik zu verstehen?
Taktik ist die Fähigkeit, unter Zeitdruck zwischen Handlungsalternativen zu entscheiden, die sich situationsspezifisch im Bewegungshandeln zeigen.
Welche taktischen Grundregeln werden im Text unterschieden?
Es werden individuelle taktische Grundregeln der Offensive (Aufschlag, Block, Feldabwehr) und Defensive (Annahme, Zuspiel, Angriff) unterschieden.
Welche taktischen Aspekte werden beim Aufschlag genannt?
Der Aufschlag soll in Härte und Richtung variiert werden, schlecht gedeckte Bereiche gesucht werden, zwischen zwei Spielern geschlagen werden und dafür sorgen, dass der Zuspieler die Annahme aus einem ungünstigen Winkel erhält.
Welche taktischen Aspekte werden beim Block genannt?
Den Angriffsaufbau beobachten, Flugbahn und Anlauf des Angreifers beachten, die Hauptschlagrichtung decken, sich frühzeitig vom Netz lösen, wenn kein Schmetterschlag möglich ist, der Feldabwehr Orientierung geben und das Absprung-Timing anpassen.
Welche taktischen Aspekte werden bei der Feldabwehr genannt?
Frühzeitig die Ausgangsposition einnehmen, Angreifer und Block beobachten, Blickkontakt halten, Vorwärtsbewegung beim Schlag beenden, Partner unterstützen, Abwehrriegel anpassen (vorne/hinten), lieber zu weit hinten als vorne stehen, je härter der Angriff, desto tiefer die Abwehrstellung, auch aussichtslose Bälle erreichen wollen, beidarmige Abwehr bevorzugen, sich auf abgefälschte Bälle einstellen und Handlungen mit dem Nebenspieler abstimmen.
Welche taktischen Aspekte werden bei der Annahme genannt?
Schnell die Spielstellung einnehmen, sich über Standort und Laufweg des Zuspielers orientieren, den Verantwortungsbereich wahrnehmen und mit Mitspielern verständigen, Schlagarm und Schulter des Aufschlägers beobachten und den Ball nicht zu nah ans Netz spielen.
Welche taktischen Aspekte werden beim Zuspiel genannt?
Körper frontal in Spielrichtung hinter den Ball bringen, flache Bälle und Bälle mit Rotation baggern, den Ball hoch spielen, das Zuspiel variieren, Rückwärtsbewegungen vermeiden, die begonnene Aktion zu Ende führen, nie zu dicht ans Netz spielen, Finte nur ausnahmsweise anwenden, Präzision vor Kompliziertheit, gute Abstimmung mit Angreifern, gesamte Netzreihe einsetzen, Netzbreite nutzen, in kritischen Situationen sichere Angriffe vorbereiten und Absprache mit dem Angreifer.
Welche taktischen Aspekte werden beim Angriff genannt?
Taktisch sicher und klug angreifen, Erfolg nicht nur über Härte suchen, auch ungenaue Pässe wirkungsvoll angreifen, rechtzeitig zum Angriff anbieten, schräg zum Netz laufen, Anlauf erst nach Ballabgabe des Zuspielers beginnen, scharfe Schläge kurz hinters Netz bei schlechtem Block sinnvoll, ins Hinterfeld schlagen, wenn die Abwehr zu weit vorne steht und weit außen gestellte Bälle mit Linienangriff abschließen.
Welche Aufstellungsarten werden im Text genannt?
5er-Riegel mit Zuspieler 3 und 5er-Riegel mit Läufer von Position 1.
Was wird über die 5er-Riegel mit Zuspieler 3 Aufstellung gesagt?
Das Hinterfeld wird zwischen 5 Spielern aufgeteilt, 3 stehen nahe der 3-m-Linie, 2 im Hinterfeld, in W-Formation, Spieler auf Position 3 ist nicht in die Abwehr einbezogen und es ist sinnvoll bei mehreren Zuspielern.
Was wird über die 5er-Riegel mit Läufer von Position 1 Aufstellung gesagt?
Wird mit einem Zuspieler gespielt, die Position des Zuspielers ist zwischen Position 2-3, um optimale Möglichkeiten für Zuspiel zu haben, ermöglicht Angriff mit 3 Spielern und bietet Flexibilität bei der Abwehr (zurückgezogene oder vorgezogene 6).
Welches Fazit wird im Text gezogen?
Das Volleyballspiel ist mit Taktik gespickt und ohne Taktik wäre das Spiel eintönig.
Welcher Bezug wird zu anderen Sportarten hergestellt?
Es wird der Bezug zum Fußball hergestellt, wo Taktik ebenfalls wichtig ist, und die Einhaltung der Taktik durch die Spieler entscheidend für den Erfolg ist.
Welche taktischen Möglichkeiten werden im Fußball genannt?
Verschiedene Formationen (3-4-3, 4-3-3, 3-5-2, 4-5-1), Manndeckung oder Raumdeckung in der Abwehr, Aufgaben für Außenstürmer und Mittelstürmer im Angriff.
Welche Schlussfolgerung wird über Mannschaftssportarten gezogen?
Taktik ist sehr wichtig, jeder Mitspieler muss sich daran halten und sich in den Dienst der Mannschaft stellen.
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- Torben Busch (Author), 2001, Der Begriff "Taktik", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100865