Was bedeutet es, ein Mensch des Sturm und Drang zu sein, gefangen zwischen Freiheit und Konvention, Ehrgeiz und Krankheit? Friedrich Schillers Leben, von der strengen Militärakademie bis zu den gefeierten Bühnen Deutschlands, ist eine faszinierende Reise der Selbstfindung und künstlerischen Entfaltung. Geprägt von einem unbändigen Freiheitsdrang und einem tiefen Verständnis für menschliche Abgründe, kämpfte Schiller gegen die Zwänge seiner Zeit und schuf Werke von zeitloser Bedeutung. Diese Biografie beleuchtet die entscheidenden Stationen seines Lebens: seine Kindheit und Ausbildung, die Flucht vor dem Herzog, die prägenden Freundschaften, insbesondere die kongeniale Verbindung zu Goethe, und sein intensives Philosophiestudium. Erleben Sie, wie der junge Rebell, der mit "Die Räuber" die Theaterwelt aufwirbelte, zum Klassiker reifte, der mit "Kabale und Liebe", "Don Carlos", "Wallenstein" und "Wilhelm Tell" das deutsche Drama revolutionierte. Tauchen Sie ein in Schillers Welt, voller Idealismus, Schaffenskraft und persönlicher Tragödien. Entdecken Sie die inneren Konflikte und äußeren Herausforderungen, die sein Werk und seine Persönlichkeit formten. Von den ersten dichterischen Versuchen bis zu den philosophischen Auseinandersetzungen mit Kant, von der ersehnten Freundschaft mit Goethe bis zu den schweren Krankheitsjahren – diese Lebensgeschichte ist ein Spiegelbild einer Epoche im Umbruch und ein Porträt eines der größten Denker und Dichter Deutschlands. Verfolgen Sie seinen Weg von der Enge der Militärakademie zur geistigen Freiheit Weimars, von finanzieller Not zu literarischem Ruhm. Erfahren Sie, wie Schiller, trotz gesundheitlicher Rückschläge und gesellschaftlicher Widerstände, immer wieder neue schöpferische Höhen erreichte und ein bleibendes Erbe hinterließ. Ein Muss für alle, die sich für Literaturgeschichte, Philosophie und die deutsche Klassik interessieren.
Friedrich Schiller
Dieser Satz war einer der Schlüsselbegriffe der Philosophie Schillers und spiegelt viel seines Gedankengutes und seiner persönlichen Entwicklung wieder. Wie kam er auf den vielleicht etwas paradox klingenden Satz?
Das möchte ich heute anhand seiner, in groben Zügen umrissenen Biographie erläu- tern. In seinem Lebenslauf werde ich besonders 5 Schwerpunkte genauer untersu- chen:
- Schillers Kindheit und Ausbildung · Flucht vor dem Herzog
- Seine Freunde
- Das Philosophiestudium Schillers · Der Bund mit Goethe
Ein Zeitgenosse sagte von Schiller, wenn er nur die Schreibfeder zuschneide, sei er bereits größer als alle Dichter vor ihm. Sein Einfluss auf die abendländische Theater- geschichte wird höchstens von Shakespeare übertroffen. Darüber hinaus war er auch ein bedeutender Historiker, Philosoph und Novellist. Doch war Schillers Leben, wie wir noch kennen lernen werden, nicht frei von Nöten und Sorgen und im Alter be- schattet von Krankheiten.
1. Kindheit
Friedrich Schiller erblickte das Licht der Welt am 10. November 1759 in Marbach am Neckar. Sein Vater, ein treuer Offizier, war während seiner Geburt auf den Schlacht- feldern und kämpfte im siebenjährigen Krieg gegen Preußen. Nachdem der Vater 1762 zurückkehrte, zog dieser mit dem kleinen Fritz, seiner geliebten, zwei Jahre äl- teren Schwester Christophine und deren Mutter, Elisabeth Dorothea nach Lorch. Dort, im engen Remstal wuchs der Knabe auf. Er hatte eine schlanke Gestalt und röt- liche Haare. Außerdem fiel die jetzt schon breite Stirn, die zarte Haut und die vielen Sommersprossen auf. Aus den Berichten über seine frühe Jugend muss man schlie- ßen, dass er ein ungemein gutartiges Kind gewesen ist und ein freundlicher, lebhaf- ter, mitunter auch mutwilliger Spielkamerad.
Bemerkenswerterweise besuchte der kleine Schiller schon mit fünf Jahren die Lorcher Dorfschule und im Alter von sechs Jahren wurde er vom streng gläubigen Vater zum Dorfpfarrer geschickt, um dort Latein zu lernen. Der Pfarrer wurde zum Idealbild des Jungen. Die christliche Lehre faszinierte den Knaben und er wollte unbedingt auch Gottesmann werden. Dieser Berufswunsch zog sich durch seine ganze Kindheit. Die biblischen Geschichten und Prophezeiungen wurden auch zum Stoff seiner ersten Arbeiten. Leider sind seine ersten Werke verschollen, nur die Namen kennt man noch „Die Christen“ und „Absalom“.
Im Alter von sieben Jahren zog die gesamte Familie nach Ludwigsburg. Ein großer Sprung, denn Friedrich wurde aus der ländlichen Idylle herausgerissen und kam nun in die große Stadt. Hier traf er zum erstenmal auf den Mann, der seine Ausbil- dung zum großen Teil bestimmen sollte. Den damaligen Herzog Karl Eugen. Dieser war eitel und vergnügungssüchtig. Der Herzog feierte große, pompöse Feste mit un- geheurem Aufwand.
Friedrich war ein sehr guter Schüler - wissbegierig und talentiert. Im Alter von 13 Jahren musste er nach Stuttgart, um dort ein Examen abzulegen, damit er sein theo- logisches Studium später beginnen konnte. Diese Prüfung schloss er mit den besten Noten ab. Auch in weiteren Examen erbrachte er exzellente Leistungen. Diese Fä- higkeiten fielen dem Herzog auf und er beschloss den jungen Schiller in seine Elite- schule, die herzogliche Akademie, zu beordern. Der Schüler und seine Eltern waren darüber nicht sehr erfreut, da die Pläne, Friedrich Theologie studieren zu lassen, so- mit durchkreuzt waren. Leider konnte sich man dem Befehl des Herzogs nicht wie- dersetzten und so kam es, dass der Hauptmann Schiller seinen Sohn am 16. Januar 1773 in der nahe bei Stuttgart gelegenen Solitude ablieferte. Beide wussten wie streng und hart diese Schule ist. Der Vater musste sogar am Tag der Einlieferung eine Re- vers unterschreiben, indem er erklärte, bei einer Flucht des Jungen aus der Schule als Familie dafür gerade zu stehen.
2. Eleve der herzoglichen Akademie
Der Zweck der Schule war die Heranbildung neuer Offiziere und Beamter für den Herzog und seinem Hof. Der Schulalltag war geprägt von militärischer Disziplin, alle Lehrinhalte wurden in Latein vermittelt und mussten grundsätzlich auswendig ge- lernt werden. Schöngeistige Literatur war absolut verboten, doch Friedrich und eini- gen seiner Freunde gelang es trotzdem Werke von Kloppstock, Rousseau und Gers- tenberg zu erlangen. Diese wurden bis ins letzte Detail studiert, was Schiller auch in seinem Schreibstil prägte. Hier kam er zum ersten Mal mit der Denkweise des Sturm und Drangs in Berührung. Die Idee des Dramas war in ihm geboren. Schon damals als 14jähriger versuchte er seine ersten dramatischen Gehversuche unter dem Titel: Der Student von Nassau. Leider zerstörte er seine Ausführungen selber.
Der Schüler ist mittlerweile 16 Jahre alt und kann die ständigen Demütigungen nur schwer ertragen, des weiteren wird er in diesem Jahr von vielen Krankheiten nieder geworfen. Das führte dazu, dass Schiller im 4. Jahr auf der Akademie als schlechtester Schüler geführt wird. Während eines monatelangen Aufenthalts auf der Krankenstation fällt ihm C. F. Daniel Schubarts Erzählung: „Zur Geschichte des menschlichen Herzens“ in die Hände. Dieser Stoff faszinierte den Jugendlichen so, dass er mit einem Drama über dieses Thema beginnt:
Die Räuber, sein erstes großes Drama, ist ein Schauspiel in 5 Akten und im Prosa-Stil geschrieben. Schiller begann mit seinen Arbeiten im Jahre 1777. In dem Drama geht es um ein gestörtes Verhältnis zwischen zwei Brüdern. Der derbe, zweitgeborene Sohn Franz erreicht durch einen gefälschten Brief die Verbannung und die Enter- bung des verhasten Bruders. Der Erstgeborene Karl, der als Student in Leipzig lebt, ist über die väterliche Verstoßung so verzweifelt, dass er beschließt ein Leben als Räuberhauptmann zu führen. Nach einigen Jahren als Räuber denkt Karl über seine Jugendzeit zurück und wünscht sich wieder ein Kind zu sein, um sein bisheriges Le- ben ungeschehen zu machen. Jedoch erneuert er, ausgelöst durch den Tod eines Ka- meraden, den Schwur auf ewig Hauptmann zu sein. Dieser Monolog ist sehr wichtig für das Ende des Dramas, denn Karl hat keine Möglichkeiten mehr, seinem Leben, das er als falsch erkannt hat, zu entfliehen. Er entschießt sich, zurück zu seiner Fami- lie und seiner Jugendliebe Amalia zu gehen. Dort trifft er auf seinen Bruder und tötet ihn, auf Zwang seiner Räuber, deren Schwur er gebrochen hat, tötet er auch Amalia. Sein alter Vater stirbt durch Schock als er von dem Leben seines Erstgeborenen er- fährt, der sich am Ende selber ausliefert.
Das Werk ist Sturm und Drang in Reinform. Der Begriff der Freiheit steht über allem. Schiller will durch beide Brüder zeigen, dass der Mensch selten rein vernünftig han- delt. Die Brüder zeigen schwere Abweichungen im Menschlichen, die letztlich in den Untergang führen. Formelhaft kann man über die Beiden sagen: Kopf handelt ohne Gefühl - Gefühl handelt ohne Kopf. Die eigentlich menschliche Handlung aus Kopf und Gefühl fehlt. Interessanter Weise kann man in den Handlungen des Franz, aber auch des Karls ein Abbild der Denkweisen des jungen Schillers erkennen.
In der selben Zeit entsteht auch das Gedicht Der Abend. Als Schiller im Mai 1778 mit Die Räuber fertig geworden ist, liest er während eines Spaziergang seinen engsten Schulkollegen sein Werk vor. Über diese begeisternde Vorlesung sind noch Berichte einiger Schüler erhalten. Die Vollendung seines Stückes entfacht in Friedrich neuen Lebensmut.
In der nächsten Zeit schreibt er einen medizinischen Bericht über den Tod eines Mit- schülers, betitelt: Beobachtungen bei der Leichenöffnung des Eleve Hillers, in dem er auch seine Erkenntnisse, die er sich im Studium der Medizin angeeignet hat, ein- fließen lässt. Er begräbt den Wunsch, Jura zu studieren und wendet sich immer mehr der Medizin zu. Des weitern schreibt er die Gedichte Der Venuswagen und Rous- seau.
1779 wird Schillers Abschlussarbeit Philosophie der Psychologie abgelehnt und er muss ein weiteres Jahr in der „Kaserne“ verbringen. Dieses zusätzliche Jahr bringt ihm sein erstes Treffen mit Goethe ein, denn dieser besucht mit Herzog Karl August von Sachsen-Weimar die Akademie. Im darauf folgendem Jahr überarbeitet der Schüler sein Drama Die Räuber und schreibt seine zweite Dissertation: Versuch ü- ber den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner Geistigen. Diese wird angenommen und er erhält eine schlecht bezahlte Stelle als Regimentsarzt im Regiment des General Auge. Während seiner Arbeit als Arzt versucht er Die Räuber zu veröffentlichen, das gelingt aber nur im Selbstverlag, was eine enorme Verschuldung mit sich zieht. Schiller wird in den nächsten Jahren selten wirklich schuldenfrei sein, was sich sicher auch auf seine Arbeit ausgewirkt hat. Hier erkennt man auch einen der größten Unterschiede zu Goethe. Trotz dieser Umstände genießt der junge Friedrich seine Freiheit!
Es gelingt ihm, Kontakt mit dem Intendanten des Mannheimer Hof- und National- theaters, Herrn Wolfgang Heribert von Dalberg, aufzunehmen. Dieser erkennt das Genie, will das Stück aber nur spielen, wenn einige Veränderungen vorgenommen werden, um es für das Theater verständlicher zu machen. Schiller ist nicht besonders glücklich über die Änderungen, vollzieht sie aber und schickt das Werk an Dalberg. Dieser führt das Stück am 13. Januar 1782 zum ersten Mal auf. Friedrich Schiller reist heimlich nach Mannheim, um der Uraufführung zu lauschen. Die Aufführung ist ein atemberaubender Erfolg.
Im Frühjahr erscheinen die Gedichtsammlung Anthologie auf das Jahr 1782. Außerdem beginnt er mit den Arbeiten an der Verschwörung des Fiesco zu Genua. Die hohen Wellen, die seine Erfolge geschlagen haben, missfallen dem Herzog und so kommt es, dass dieser Schiller das Reisen nach Mannheim und das „Komödienschreiben“ verbietet. Friedrich sieht nur eine Chance. Die Flucht.
3. Die Idylle von Bauerbach
Er konnte unter den bestehenden Umständen nicht arbeiten, so suchte er und sein junger Freund Andreas Streicher eine günstige Gelegenheit, um ungesehen aus der Stadt zu entkommen. Die Möglichkeit zur Flucht bot sich am 22. September 1782, da Herzog Karl Eugen zur Ehre des Großfürsten Paul von Russland ein großartiges Fest gab. In der Nacht und Nebel Aktion, bei der Friedrich auch seine geliebte Schwester Christophine zurücklassen musste, flohen die Beiden sechs Tagen lang bis nach Mannheim. Dort suchte man Unterschlupf bei Herrn Dalberg und dem Regisseur Meyer. Nach wenigen Tagen stellte Schiller dort Die Verschwörung des Fiesco zu Genua fertig, konnte aber trotz des Erfolges seines Erstlingswerkes keinen Verleger oder Intendanten finden, der für das Stück bezahlen wollte. Immer mehr in finanziel- le Bedrängnis geratend, versuchen die beide Flüchtlinge in Frankfurt, dann in Worms und später in Oggersheim Fuß zu fassen.
Um wieder in Ruhe arbeiten zu können, nimmt Schiller eine schon vor einiger Zeit ausgesprochene Einladung von Henriette von Wolzogen an. Diese hatte ihm angeboten, bei Flucht oder Bedrängnis auf ihrem Landgut in Bauerbach im Thüringischen zu verweilen. Friedrich Schiller nimmt an, trennt sich aber nur schwer von seinem Freund Streicher und trifft nach einer siebentägigen Reise am 7. Dezember 1782 im tiefverschneiten Bauerbach ein.
Das Haus erwies sich als bescheidenes Gutsgebäude und das Dorf bestand aus ein paar armseligen Hütten, außerdem war es dem Winter über häufig von der Außen- welt abgeschnitten. Doch Schiller war mehr als glücklich über dieses, wie er es nann- te „Paradies“. Hier entsteht das genialste und aufwühlendste Werk seiner Jugend- zeit, das bürgerliche Trauerspiel Luise Millerin, später umgenannt in Kabale und Liebe.
Kabale und Liebe, ein bürgerliches Trauerspiel in 5 Akten, handelt von der Liebe zwischen dem jungen Major Ferdinat von Walter und der Tochter des Stadtmusikus Miller. Trotz der Standesunterschiede scheint die junge Liebe zu blühen, bis Lady Milford Ferdinat für sich haben will. Durch einen gefälschten Brief des Sekretärs Wurm gelingt es letztendlich, die Beiden zu trennen. Ferdinat denkt, Luise hätte ihn betrogen und ist rasend vor Eifersucht. Er stellt sie zur Rede und vergiftet sie. Während sie im Streben liegt erfahren die Zwei unter welchen Umständen der Brief entstanden ist. Danach trinkt Ferdinat auch von dem Gift.
In diesem Stück zeigt sich, die für den Sturm und Drang so charakteristische Über- zeugung von der ungeheuren Kraft des Einzelnen und somit auch der Liebe. Außer- dem behandelt Schiller den Zwiespalt zwischen den Ständen des Bürgertums und des Adels.
Die Idylle in Bauerbach ist äußerst produktiv für den Dramatiker, neben Kabale und Liebe arbeitet er noch an Don Carlos und beginnt mit seinen Geschichtsstudien. Zu dieser Zeit ergibt er sich völlig seiner Werken, arbeitet oft über 14 Stunden und lässt sich nur von Krankheiten vom Schreiben abhalten.
Am 20. Juli 1783 wird sein Fiesco in Bonn uraufgeführt. Im Juli des selben Jahre begibt sich Schiller wieder nach Mannheim und bekommt dort eine schlecht bezahlte Stelle als Theaterdichter. Wenige Tage nach dem Eintreffen in Mannheim erkrankt er an Malaria, die schwerste seiner bisherigen Krankheiten. Die Seuche hinterlässt Spuren und wird auch nie richtig auskuriert, was in späteren Perioden schwere Folgen haben sollte. In dem darauffolgendem Jahr, 1784, wird Fiesco mit wenig Erfolg in Mannheim aufgeführt später dann das Drama Kabale und Liebe.
Der Schuldenberg wuchs, da Mannheim sehr kostspielig war. Außerdem wurde nach einem Jahr der Vertrag als Theaterdichter nicht verlängert. Schiller stand wieder auf der Straße. Er entschließt sich, der Einladung eines „Fan“ von ihm zu folgen. Obwohl er Christian Gottfried Körner nicht kannte, begab er sich auf die Reise nach Leipzig.
4. Freundschaft in Leipzig, Gohlis und Dresden
Am 9. April 1785 trifft Schiller auf Körner und schon ab der ersten Minute des Tref- fens bemerken beide, dass ein starkes Band der Einheit zwischen ihnen besteht. Das ist der Beginn einer lebenslangen Freundschaft. Schiller trifft hier in Leipzig und spä- ter dann in Gohlis auf einen Zirkel von Intellektuellen, die ihn und seine Arbeit rich- tig verstehen und würdigen. Über ein Jahr hält er sich in Loschwitz auf, das in der Nähe von Dresden liegt und setzt dort seine Arbeiten am Don Carlos fort. Außer- dem beginnt er mit immer intensiveren Studien der Geschichte. Unterstützt durch lange Gespräche mit Körner und seinen Freunden schreibt er das Gedicht An die Freund, welches später Grundlage für Beethovens gewaltigste Symphonie sein sollte. In diesem Gedicht zeichnet Schiller seine letzten Ausdrücke des Sturm und Drangs. Sein nächstes großes Werk das er vollendete war dann Don Carlos, von vielen als der Übergang zur Klassik gesehen.
Don Carlos, Infant von Spanien. Ein dramatisches Gedicht in 5 Akten. Hauptstrang des Dramas ist die Vater (König Phillip II) - Sohn (Don Carlos) - Beziehung, denn beide lieben dieselbe Frau, Elisabeth. Es wird am 29. August in Hamburg uraufge- führt.
Während dieser Zeit entsteht durch Schillers Hand auch eine der wenigen Erzähl- lungen, betitelt mit Der Verbrecher aus Infamie, später umgenannt in Der Verbre- cher aus verlorener Ehre. Außerdem schreibt er auch seinen einigen Roman, Der Geisterseher. So schön die Unterhaltung mit seinen Freunden doch war, Friedrich wollte sich mit ähnlich veranlagten Künstlern messen. Mit dem Ziel, nach Weimar zu gelangen macht er sich auf. Er legt einen Zwischenstop in Rudolstadt ein. Dort trifft er auf das Geschwisterpaar Caroline und Charlotte von Lengfeld, deren Familie enge Freunde Körners sind. Von Beginn an, fühlt er sich zu den Zweien sehr hingezogen und beleibt deshalb über einen Monat. Er reisst sich nur schwer los, will sich aber nun mit den Größen seiner Epoche messen.
5. Erster Aufenthalt in Weimar und Heirat
Zu diesem Zweck reiste er Ende Juli 1787 nach Weimar und bezieht dort eine sehr kleine und bescheidene Wohnung. Hier will er sich mit den „drei Weimarischen Riesen“ messen und entgültig als großer Dramatiker anerkannt werden. Wer waren diese „drei Weimarischen Riesen“?
Christoph Martin Wieland (Dichter in der Rokokozeit), Johann Gottfried Herder (Humanist und Philosoph) und natürlich Johann Wolfgang von Goethe. Gleich am nächsten Tag seines Eintreffens in Weimar, bemerkt er den „Dichtergeist“ in diesem schmalen Dorf mit 6000 Einwohnern. In den nächsten Tagen trifft er auf Wieland und Herder, beide sind von seinem Werk Don Carlos überaus begeistert. Goethe verweilt zu dieser Zeit gerade in Italien, doch Schiller beschreibt, dass er seinen Geist „in allen Winkeln“ des Dorfes spüren könne.
Nach einigen Monaten in Weimar siedelt Friedrich Schiller nach Jena über. Dort setzt er seine Geschichtsstudien fort. Das literarische Schreiben vernachlässigt er völlig in dieser Zeit, diese Pause zieht sich über sechs Jahre hin. Ab 1788 erstellt er aber historische Abhandlung, wie zum Beispiel die Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung.
Im Septembermonat des Jahres 1788 fährt er wieder zu seinen „Liebsten“ wie er die Schwester von Langfeld nennt. Dort bildete sich ein kleiner Zirkel von Intellektuel- len, die über philosophische Probleme diskutierten. Auch Goethe, der gerade aus Italien zurück kam, war anwesend. Hier entwickelt sich das erste Gespräch der zwei großen Genies, doch Goethe ist abweisend und zeigt kein näheres Interesse. In einem Brief an einen Freund schreibt Goethe sogar: „Schiller war mir verhasst“.
Wieder nach Hause zurückgekehrt, wird Schiller der Lehrstuhl für Geschichte an der Universität Jena angeboten. Er nimmt an. Am 26. Mai 1789 hält er eine begeisternde Antrittsvorlesung vor den Studenten, die später unter dem Titel Was heißt und zu welchen Zweck studiert man Universalgeschichte? veröffentlicht wird. Diese Rede wird über die Grenzen des Herzogtums Weimar legendär. In diesem Sommer verlobt sich Schiller mit Charlotte von Lengfeld.
Das folgende Jahr, 1790, wird von Schiller später als das „glücklichste Aller“ be- zeichnet. Im Januar erhält er zur gesellschaftlichen Aufwertung den Hofratstitel des Herzogtums Meiningen. Er vollendet die Arbeit an der Geschichte des Dreißigjäh- rigen Krieges. Zum ersten Mal ist er völlig schuldenfrei, da er viele seiner Gedichte in Zeitungen veröffentlicht oder selber verlegt hat. Zudem fließen ihm noch Neben- einkünfte aus seiner Arbeit als Professor zu. Am 22. Februar 1790 heiratet er Charlot- te von Lengfeld und bezieht mit ihr, ein von ihm neu erworbenes Haus in Jena.
6. Krankheit und Auseinandersetzung mit Kant
Von Kindheit an war Schiller nie sehr gesund gewesen und er hatte die Folgen der Mannheimer Malaria nie ganz überwunden, schon deshalb nicht, weil er sich selber nie schonte und sich extrem in seine Arbeit hineinsteigerte. 1791 brach zum ersten Mal eine chronische Lungen- und Rippenfellentzündung bei ihm aus. Über drei Mo- nate war er ans Bett gefesselt und von Fieber uns Schüttelkrämpfen ergriffen. Nur der hingebungsvollen Pflege seiner Frau ist es zu verdanken, dass er diese Attacken lebend überstand. Nach einer Kur in Karlsbad zog er sich noch stärker in sein Haus zurück. Hier begann er, die Schriften Kants zu studieren. Außerdem erhielt er eine unerwartete Geldspritze. Da der König von Dänemark von seiner Misslage erfuhr und bemerkte, dass Schiller in dieser Zeit kein Einkommen hatte, sprach der Herr- scher eine jährliche Rente über 1000 Gulden über einen Zeitraum von drei Jahren aus.
Dies half dem immer noch schwachen Schiller und seiner Familie weiter. Nun konnte er sich wieder den Philosophien Kants hingeben. Das studieren der Schriften und die eigene Bearbeitung ästhetischer Schriften nahm einen Zeitraum von über drei Jahren in Anspruch. 1792 wurde der Schriftsteller wegen seiner Abhandlungen über den Begriff der Freiheit von der französischen Nationalversammlung zum Ehrenbürger ernannt.
Schiller war von seiner Jugend an von dem Gedanken besessen, dass der Künstler, besonders der Dichter, den Auftrag hätte die Menschheit zu erziehen. Dazu benutzte er die Grundgedanken Kants. Viele Fachleute heben hervor, indem sich Schiller mit Kant und seiner Ästhetik beschäftigte, entstand eine entscheidende Klärung seiner Gedanken und somit auch eine Wendung in seinem dichterischen Schaffen
1793 erstellte der Dichter seine ersten eigenen philosophischen Schriften. In Über Anmut und Würde klärt er den Begriff Schönheit am Menschen und für den Men- schen. Selbst Immanuel Kant wird auf dieses Essay aufmerksam und ein reger Brief- verkehr zwischen den Beiden entsteht. Im selben Jahr folgt dann der Aufsatz Über das Erhabene. Am 14. September 1793 wird der erste Sohn der Familie Schiller gebo- ren, er heißt Karl.
7. Bund mit Goethe und Rückkehr zur Dichtung
Über den Winter 1794 reist Schiller mit seiner Frau und seinem Sohn in seine Heimat Ludwigsburg. Nachdem sie im Mai zurückgekehrt sind trifft Friedrich im Juli zufäl- lig auf Goethe während einer Sitzung der Naturforschenden Gesellschaft in Jena. Sie sprechen über Goethes Art der Naturbeobachtung. Dieser Tag ist der Beginn der en- gen Freundschaft der zwei Dichter und des bedeutsamen Briefwechsels. Johann Wolfgang von Goethe war damals wieder von einer Reise nach Italien in Weimar eingetroffen. Er war überhaupt nicht glücklich über die Rückkehr und sehnte sich nach dem Mittelmehrklima. Das änderte sich aber, als die Freundschaft intensiver wurde. Beide begannen sich auszutauschen und eigene Werke zu besprechen.
Eine solche Zusammenarbeit gab es nie wieder in der Literaturgeschichte, zwei der größten Genies spornten sich gegenseitig zu Höchstleistungen an! Schiller, der immer häufiger durch Krankheiten geschwächt ist, wird durch seinen Freund Wilhelm von Humboldt dazu angetrieben sich wieder der Dichtkunst zuzuwenden. Im Jahr 1795 veröffentlicht Schiller sein letztes philosophisches Werk und beginnt zeitgleich seine Arbeit an der Wallenstein Trilogie, zu der er schon vor Jahren die Idee hatte. In seiner wichtigsten literaturtheoretischen Abhandlung Über naive und sentimentalische Dichtung erklärt er den zu Beginn erwähnten Satz.
Schiller sieht den Menschen nur dann als völlig frei, wenn er komplett losgelöst von allen sinnlichen Treiben und vernünftigen, ordnenden Kräften spielt. Er führt dazu das Kind als Beispiel an, wenn es spielt, dann sind alle Grenzen verschwommen und frei von Vorurteilen. Das Kind bildet sich durch seine Phantasie eigene Grenzen und Möglichkeiten. Darin sieht der Philosoph Friedrich Schiller den Unterschied zwi- schen naiven und sentimentalen Dichtern. Nur der schöpferische Künstler kann seine Gedanken frei formen und somit die Menschen mit Schönheit und Anmut erfreuen und erzeihen. Für Schiller stellte das, dass höchste Gut im Menschen da.
Nach dieser Abhandlung, die viele heute als Meilensprung sehen, wandte sich Schiller wieder der Dichtkunst zu. Nach vielen Besuchen Goethes veröffentlichten sie gemeinsam die Xenien. Beide Künstler fühlen sich durch den andern unterstützt und loben die Freundschaft in den höchsten Tönen.
1791 wird das sogenannte Balladenjahr der Beiden. Schiller schrieb unter anderem Der Taucher, Der Handschuh und Die Kraniche des Ibykus. 1798 vollendet er den Wallenstein und der erste Teil, Wallensteins Lager wird aufgeführt.
1800 beendet er das Drama Maria Stuart. Um noch näher bei Goethe zu sein, zieht Schiller mit Familie nach Weimar um. Außerdem beginnt er mit Goethe das Theater in Weimar auf höchste künstlerische Ansprüche zu bringen, wobei Friedrich den Hauptteil macht. Des weitern arbeitet er an dem Drama die Jungfrau von Orleans welches er 1801 vollendet. Obwohl alle seine Dramen große Erfolge sind, kann man nicht sagen, dass Schiller reich war. Die Familie konnte gut leben, aber für ein großes Haus oder sogar ein Gut reichte es nicht.
Über die letzten Jahre seines Lebens kann man nur noch wenig berichten, da sich der Dichter und Familienvater voll und ganz seiner Arbeit hingab. Viele Krankheitsan- fälle unterbrechen seine Arbeit. Im September 1801 reist er letztmalig nach Dresden zu seinem Freund Körner, mit dem er die ganze Zeit in Kontakt gestanden ist.
1802 stirbt seine Mutter. Er beginnt seine Ausführungen zu dem Drama Wilhelm Tell, den er nach langer Arbeit 1804 fertig stellt. Immer länger ist er ans Bett gefes- selt, nur 1804 schafft er es im April nach Berlin zu reisen. Nach zwei Monaten dort kehrt er zurück.
Anfang 1805 erleidet er wiederum eine schwere Erkrankung. Am 1. Mai geht er zum letzten Mal mit Goethe ins Theater, erleidet aber an diesem Abend eine starken Fie- beranfall, von dem er sich nicht mehr wiederholen kann. Trotzdem fängt er an, ein neues Werk mit dem Namen Demetrius zu schreiben, kann es aber nicht vollenden. Friedrich Schiller stirbt am 9 Mai 1805 in seinem Haus in Weimar und wird am 11. Mai bestattet. Er gilt heute als einer der bedeutendsten Dramatiker der Welt.
Erstellt von: Matthias Bohne
Schule: BOS Regensburg
Zeitraum: etwa 2 Wochen
Fach: Deutsch LK,
E-Mail: BohneMatthias@T-Online.de
Häufig gestellte Fragen zu Friedrich Schiller
Wer war Friedrich Schiller?
Friedrich Schiller war ein bedeutender deutscher Dichter, Dramatiker, Historiker, Philosoph und Novellist. Er wurde am 10. November 1759 in Marbach am Neckar geboren und starb am 9. Mai 1805 in Weimar.
Was sind die Schwerpunkte in Schillers Biographie, die in diesem Text behandelt werden?
Die Biographie Schillers wird anhand folgender Schwerpunkte untersucht: Schillers Kindheit und Ausbildung, Flucht vor dem Herzog, seine Freunde, das Philosophiestudium Schillers und der Bund mit Goethe.
Wo verbrachte Schiller seine Kindheit?
Schiller verbrachte seine frühe Kindheit in Lorch im Remstal und zog später mit seiner Familie nach Ludwigsburg.
Wie war Schillers Ausbildung geprägt?
Schillers Ausbildung war zunächst auf Theologie ausgerichtet, wurde aber durch den Herzog Karl Eugen beeinflusst, der ihn in seine Eliteschule, die herzogliche Akademie, beorderte. Dort wurde er militärisch diszipliniert und lernte hauptsächlich Latein auswendig.
Was ist "Die Räuber"?
"Die Räuber" ist Schillers erstes großes Drama, ein Schauspiel in 5 Akten im Prosa-Stil, das das gestörte Verhältnis zweier Brüder thematisiert.
Warum floh Schiller aus Stuttgart?
Schiller floh aus Stuttgart, weil Herzog Karl Eugen ihm das Reisen nach Mannheim und das "Komödienschreiben" verbot.
Was ist die Idylle von Bauerbach?
Die Idylle von Bauerbach bezieht sich auf Schillers Aufenthalt auf dem Landgut von Henriette von Wolzogen, wo er in Ruhe arbeiten konnte und das bürgerliche Trauerspiel "Kabale und Liebe" entstand.
Was ist "Kabale und Liebe"?
"Kabale und Liebe" ist ein bürgerliches Trauerspiel in 5 Akten, das von der Liebe zwischen dem jungen Major Ferdinat von Walter und der Tochter des Stadtmusikers Miller handelt und die Standesunterschiede sowie die Kraft der Liebe thematisiert.
Wer war Christian Gottfried Körner?
Christian Gottfried Körner war ein Freund Schillers, der ihn in Leipzig und Gohlis unterstützte und ihm half, seine Arbeit zu verstehen und zu würdigen.
Was ist "Don Carlos"?
"Don Carlos, Infant von Spanien" ist ein dramatisches Gedicht in 5 Akten, das die Vater-Sohn-Beziehung zwischen König Philipp II. und Don Carlos thematisiert, die beide dieselbe Frau, Elisabeth, lieben.
Wer waren die "drei Weimarischen Riesen"?
Die "drei Weimarischen Riesen" waren Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried Herder und Johann Wolfgang von Goethe, bedeutende Dichter und Philosophen in Weimar.
Wie war das Verhältnis zwischen Schiller und Goethe?
Anfangs war Goethe Schiller gegenüber abweisend, doch später entwickelte sich eine enge Freundschaft und Zusammenarbeit, die beide Dichter zu Höchstleistungen anspornte.
Was waren Schillers philosophische Arbeiten?
Schillers philosophische Arbeiten umfassen unter anderem "Über Anmut und Würde" und "Über das Erhabene", in denen er den Begriff Schönheit und die menschliche Freiheit thematisierte.
Was ist das "Balladenjahr"?
Das "Balladenjahr" bezieht sich auf das Jahr 1797, in dem Schiller und Goethe gemeinsam Balladen veröffentlichten, darunter Schillers "Der Taucher", "Der Handschuh" und "Die Kraniche des Ibykus".
Welche Werke entstanden in Schillers letzten Lebensjahren?
In Schillers letzten Lebensjahren entstanden unter anderem das Drama "Maria Stuart", "Die Jungfrau von Orleans" und er begann mit der Arbeit an "Wilhelm Tell" und dem unvollendeten Werk "Demetrius".
Wie starb Friedrich Schiller?
Friedrich Schiller starb am 9. Mai 1805 in Weimar an den Folgen einer chronischen Lungen- und Rippenfellentzündung.
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- Matthias Bohne (Author), 2001, Schiller, Friedrich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100840