Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik, einer einflussreichen Strömung, die das deutsche Bildungssystem des 20. Jahrhunderts maßgeblich prägte. Diese tiefgründige Analyse beleuchtet die Ursprünge, die zentralen Vertreter und die prägenden Ideen dieser pädagogischen Bewegung, die eng mit dem Namen Wilhelm Dilthey verbunden ist. Entdecken Sie, wie Diltheys hermeneutischer Ansatz die Grundlage für ein neues Verständnis von Erziehung und Bildung legte und wie seine Schüler, darunter Herman Nohl, Eduard Spranger, Wilhelm Flitner, Theodor Litt und Erich Weniger, diese Ideen weiterentwickelten und in die Praxis umsetzten. Verfolgen Sie die Entwicklung der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik von ihren Anfängen in der Weimarer Republik über die Zeit des Nationalsozialismus bis hin zur Nachkriegszeit und erfahren Sie, wie sie auf gesellschaftliche Umbrüche reagierte und versuchte, durch Bildung eine bessere Zukunft zu gestalten. Kritische Auseinandersetzungen mit den Methoden und Zielen dieser Pädagogik werden ebenso thematisiert wie die Rolle der Protagonisten im bildungspolitischen Kontext. Ergründen Sie die Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen den einzelnen Vertretern und verstehen Sie, warum diese Strömung trotz ihrer anfänglichen Erfolge in den 1960er Jahren in eine Identitätskrise geriet. Dieses Buch bietet nicht nur einen umfassenden Überblick über die Geisteswissenschaftliche Pädagogik, sondern regt auch dazu an, über die Bedeutung von Bildung und Erziehung in einer sich wandelnden Welt nachzudenken und die bleibenden Einflüsse dieser historischen Strömung auf unser heutiges Bildungssystem zu erkennen. Untersuchen Sie die Konzepte der Hermeneutik und die forschungsmethodischen Ansätze nach Herman Nohl, um ein tieferes Verständnis für die geisteswissenschaftliche Perspektive in der Pädagogik zu entwickeln. Lassen Sie sich von den Biografien und Werken dieser bedeutenden Pädagogen inspirieren und entdecken Sie neue Perspektiven für die Gestaltung einer zukunftsorientierten Bildung. Diese Analyse ist somit unerlässlich für alle, die sich für die Geschichte der Pädagogik, die Entwicklung des deutschen Bildungssystems und die Bedeutung geisteswissenschaftlicher Ansätze in der Erziehung interessieren und bietet wertvolle Einblicke für Studierende, Lehrkräfte und Bildungspolitiker gleichermaßen.
INHALT
1.Einleitung
2.Vertreter, Geschichte
3.Die Theorie der geisteswissenschaftlichen Pädagogik
4.Die Methoden der geisteswissenschaftlichen Pädagogik
4.1.Die Hermeneutik
4.2.Das forschungsmethodische Vorgehen nach Herman Nohl
5.Kritik
6.Literatur
1.Einleitung
Innerhalb der Pädagogik gab und gibt es einige Theorieströmungen.
Diese sind erstellt worden, um theoretische Grundlagen der Erziehungswissenschaften zu schaffen und diesem Fach auch im Gegensatz zu anderen Fächern wie z.B. den Naturwissenschaften einen wissenschaftlichen Charakter zu verleihen und einen Weg zu finden, forschungsmethodisch innerhalb des teilweise doch recht schwammigen Feldes der Erziehungswirklichkeit zu arbeiten.
Eine der ersten Theorien in der neueren Geschichte der Pädagogik, beginnend mit dem Anfang des 20. Jahrhunderts, war die Geisteswissenschaftliche Pädagogik.
Sie war eine sehr wichtige Strömung, denn sie war entscheidend beteiligt an der Entstehung unseres heutigen Bildungssystems.
Mit ihr ist eine Entwicklung entstanden, die dem Fach Pädagogik eine größere Bedeutung und Aufmerksamkeit entgegenbringt und die den Rang dieses Faches entschieden aufgewertet hat. Aus diesen Gründen und auch deshalb, weil die Geisteswissenschaftliche Pädagogik auch heute noch einen gewissen Stellenwert einnimmt, habe ich mich entschieden, mich mit
diesem Thema näher zu befassen.
2. Vertreter, Geschichte
Die einflussreichste Zeit der geisteswissenschaftlichen Pädagogik war die Zeit von 1918-1933 und 1945-1962.
Sie war eine der „ prominentesten und folgenreichsten pädagogischen Strömungen in Deutschland“ (Krüger 1999, S.18) und wurde an die Philosophie Wilhelm Diltheys angelehnt, der als der Begründer dieser erziehungswissenschaftlichen Theorie zu sehen ist. Wilhelm Dilthey wurde 1833 geboren und studierte Theologie und Philosophie in Heidelberg und Berlin. Unter verschiedenen Lehrtätigkeiten waren auch Professuren an Universitäten wie Kiel und Breslau.
Er selber verstand sich hauptsächlich als Historiker und Philosoph, dessen Hauptanliegen es war, „ eine philosophische ( heute würden wir sagen: eine wissenschaftstheoretische) Grundlegung der Geisteswissenschaften zu leisten.“ (König/Zedler 1998, S.85)
Hierbei setzte er sein Konzept der Geisteswissenschaften gegen den naturwissenschaftlichen Bereich ab und räumte so den Geisteswissenschaften eine eigene Wissenschaftlichkeit ein.
Als Methode entwickelte er die Hermeneutik, auf die später noch weiter eingegangen wird. Wilhelm Dilthey starb 1911 in Seiz bei Bozen.
Herman Nohl, geboren 1879, war ein Schüler Diltheys und studierte bei ihm Philosophie. Später wurde er selbst Professor für Philosophie und auch Pädagogik,
allerdings unterbrochen durch den 2. Weltkrieg.
Zusammen mit weiteren Vertretern der geisteswissenschaftlichen Pädagogik,
Wilhelm Flitner, Theodor Litt und Eduard Spranger gab er das „ Handbuch der Pädagogik “ heraus.
1933 erschien „Die pädagogische Bewegung in Deutschland und ihre Theorie“.
Durch ihn wurde die Göttinger Schule der geisteswissenschaftlichen Pädagogik zu einer bis heute einflussreichen Richtung der Erziehungswissenschaft.
Herman Nohl starb 1960.
Ein weiterer Schüler Diltheys und auch Vertreter der geisteswissenschaftlichen Pädagogik war
Eduard Spranger, geboren 1882 in Berlin. Er studierte Philosophie und bekam dann Professuren für Philosophie und Pädagogik u.a. in Leipzig und Berlin.
Während des 2. Weltkriegs arbeitete er neben kleineren Lehrtätigkeiten an wissenschaftlichen Arbeiten wie seiner Sinnespsychologie und Kulturtheorie.
Nach dem Krieg wechselte er nach Tübingen, wo er bis 1954 lehrte.
1951-1957 war er Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und arbeitete für einige Kultusministerien als Berater bei der Gründung Pädagogischer Hochschulen. Er starb 1963.
Ein Schüler Herman Nohls war
Wilhelm Flitner, geboren 1889 in der Nähe von Weimar. Er studierte in München und Jena und war Professor in Kiel und Hamburg. Flitner gehörte zu den Begründern des Volkshochschulwesens, verfasste aufgrund dieses Zusammenhangs das Buch
„Die Laienbildung “, das ihn in die öffentliche Diskussion um die Erwachsenenbildung verwickelte.
Während des 2. Weltkriegs befasste er sich mit esoterischen Themen und auch Fragen der Geschichte. Nach dem Krieg wurde er Mitglied der Westdeutschen Rektorenkonferenz und war bei der Reform des Gymnasialunterrichts und der Diskussion über Hochschulfragen beteiligt.Weitere Werke Flitners:
„Systematische Pädagogik “ (1933), „Theorie des pädagogischen Weges und der Methode “ (1950), „ Allgemeine Pädagogik “ (1959), „ Hochschulreife und Gymnasium “ (1958),
„Die gymnasiale Oberstufe “(1961) und „ Grundlegende Geistesbildung “(1965). Wilhelm Flitner starb 1990 in Tübingen.
Im Zusammenhang mit Herman Nohl ist noch sein Assistent und späterer Nachfolger zu nennen:
Erich Weniger, geboren 1894 bei Hannover. Er studierte Geschichte und Philosophie, unterbrochen durch seinen Freiwilligendienst im 1. Weltkrieg. Später, noch vor seiner Promotion, wurde ihm von Nohl die Leitung der Göttinger Jugendvolkshochschule übertragen. Außerdem wurde er von Nohl bei der Herausgabe von Diltheys Lebenswerk beteiligt.
In den späten zwanziger Jahren veröffentlichte er zwei Studien zur „ Theorie und Praxis in der Erziehung “ und zur „ Allgemeinen Didaktik und Erziehung “.
Während des NS-Regimes wurde er zwar zunächst entlassen, doch dann wieder als Studienrat in den Schuldienst verwiesen. In dieser Zeit verfasste er, allerdings distanziert gegenüber dem System, das Buch „ Wehrmachtserziehung und Kriegserfahrung “, wurde sogar dafür beurlaubt. Allerdings beteiligte er sich später am Widerstandskreis um den General von Stülpnagel.
1946 wurde die Pädagogische Hochschule in Göttingen neugegründet und Weniger wurde deren Direktor.1949 wurde er Nohls Nachfolger. Des weiteren wurde er in einigen bildungspolitischen Gremien aktiv, u.a. im Deutschen Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen.
Erich Weniger starb 1961 in Göttingen.
Ein weiterer Vertreter der geisteswissenschaftlichen Pädagogik ist
Theodor Litt, geboren 1880 in Düsseldorf. Er studierte alte Sprachen, Geschichte und Philosophie in Bonn. Später war er Professor für Pädagogik in Bonn und für Philosophie und Pädagogik als Nachfolger Sprangers in Leipzig. 1933 verfasste er mehrere Abhandlungen über die nationalistische Indienstnahme der Wissenschaft und emeritierte 1937 vorzeitig auf eigenen Wunsch. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm er erneut ein Ordinariat für Philosophie und auch Pädagogik in Leipzig, wechselte letztendlich aber wieder nach Bonn. Zu seinen wichtigsten pädagogischen Arbeiten zählen der Aufsatz „ Das Wesen des pädagogischen Denkens “ (1921) und das Buch „ Führen oder Wachsen lassen “ (1927).
Theodor Litt starb 1962 in Bonn.
Hinsichtlich dieser Biographien wird deutlich, dass sich die Hinwendung dieser wichtigen Vertreter der Geisteswissenschaften zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Erziehungsfragen erst nach dem 1. Weltkrieg vollzieht, der somit auch als Auslöser dieser Entwicklung bezeichnet werden kann.
Die durch ihn hervorgebrachten gesellschaftlichen Transformationsprozesse brachten neue Denkansätze zu Tage, die durch ein Zitat Nohls wie folgt umschrieben werden:
„Es gibt kein anderes Heilmittel für das Unglück unseres Volkes als die neue Erziehung seiner Jugend zu hoher, tapferer, schöpferischer Leistung. “
(Zit. nach Klafki in: Krüger 1999, S.56)
Die historischen Ursachen aber genau zu überblicken und herauszuarbeiten gelang nur ansatzweise, da die genannten Personen selber viel zu sehr in die für sie aktuellen
Umstände verstrickt waren. Die Krise sollte primär durch Änderung der Volkserziehung, durch Entwicklung eines neuen Bildungsideals bewältigt werden. Bildung sollte auch für den normalen Bürger erreichbar werden.
Ähnlichkeiten zur Reformpädagogik werden an dieser Stelle deutlich und das auch deshalb, weil z.B. Flitner, Nohl und Weniger selbst an den Aktivitäten dieser Bewegung beteiligt waren.
Die Biographien zeigen weiterhin, dass es den Vertretern der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik ein Anliegen war, ihre Erkenntnisse nicht nur der Wissenschaft vorzubehalten, sondern auch nach außen zu tragen indem sie disziplin-, professions- und bildungspolitisch aktiv waren.
Nohl, Litt, Spranger, Flitner und ein weiterer Münchner Pädagoge, Aloys Fischer, brachten 1925 eine neue Zeitschrift heraus: „ Die Erziehung “, in der öffentlich über die neue, wissenschaftliche Form der Pädagogik diskutiert wurde.
Außerdem waren einige von ihnen beim Aufbau diverser neuer Studiengänge oder neuen Formen der Bildungsarbeit beteiligt, wie z.B. Spranger, der durch seine bildungspolitischen Arbeiten entscheidend zur Durchsetzung der Berufsschule beitrug.
Auch in der Nachkriegszeit, beim Aufbau des neuen demokratischen Systems, waren sie entscheidend bei der Neuentstehung des Hochschul- und Bildungswesens in Westdeutschland beteiligt.
Allerdings sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass die einzelnen Repräsentanten der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik durchaus nicht immer einer Meinung waren.
Hinsichtlich der politischen Einstellung zur Weimarer Republik und in den Anfängen des Hitler-Regimes auch zum Nationalsozialismus differierten die einzelnen Standpunkte. Flitner, Spranger und teilweise auch Nohl gingen anfangs sogar davon aus, dass sich ihre politischen und pädagogischen Vorstellungen eventuell mit dem
NS-Regime vereinbaren ließen. Diese Illusionen verflogen allerdings sehr rasch.
Erich Weniger war dem System gegenüber distanziert, wirkte aber dennoch durch Publikationen wie das Buch „ Wehrmachtserziehung und Kriegserfahrung “ (1938) systemstabilisierend.
Aber auch er (siehe oben) sowie Litt und Spranger pflegten später Kontakt zu verschiedenen Widerstandsgruppen.
Trotz der zu erkennenden Differenzen zwischen den einzelnen Vertretern der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik gab es die Gemeinsamkeit der auf Dilthey beruhenden Erkenntnisse bezüglich der Theorie und Lebensphilosophie der Geisteswissenschaften, die die Theoriebildung aller nachhaltig beeinflusste und nicht zuletzt deshalb, weil sie wie oben beschrieben z.T. Schüler voneinander waren und so die wichtigsten Ansätze über die Generationen hinweg beibehielten.
Nach dem 2. Weltkrieg hatte die Geisteswissenschaftliche Pädagogik zwar noch kurze Zeit Bedeutung, diese erlitt aber durch die neue studentische Nachkriegsgeneration eine Identitätskrise, die durch verschiedene Ursachen, wie z.B. die neue Wirtschaftslage aber auch durch die „ Studenten- und Jugendrevolte..., die Ende der 60er Jahre das Hochschulwesen der Bundesrepublik in seiner inneren Ordnung erschütterte “ (Blankertz 1992, S.261) hervorgerufen wurde.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument ist eine Übersicht über die geisteswissenschaftliche Pädagogik. Es enthält eine Einleitung, Informationen über Vertreter und Geschichte dieser Strömung, die Theorie und Methoden der geisteswissenschaftlichen Pädagogik, Kritikpunkte und eine Literaturliste.
Wer waren die wichtigsten Vertreter der geisteswissenschaftlichen Pädagogik?
Zu den wichtigsten Vertretern gehören Wilhelm Dilthey, Herman Nohl, Eduard Spranger, Wilhelm Flitner, Erich Weniger und Theodor Litt.
Wann war die Blütezeit der geisteswissenschaftlichen Pädagogik?
Die einflussreichste Zeit war von 1918 bis 1933 und von 1945 bis 1962.
Was sind die zentralen Ideen der geisteswissenschaftlichen Pädagogik?
Die geisteswissenschaftliche Pädagogik versucht, die Erziehungswissenschaften auf einer theoretischen Grundlage zu etablieren und sich von naturwissenschaftlichen Ansätzen abzugrenzen. Sie betont die Bedeutung der Hermeneutik und die Interpretation von Texten und kulturellen Phänomenen im Erziehungsprozess.
Was ist Hermeneutik?
Hermeneutik ist eine Methode zur Auslegung von Texten und kulturellen Phänomenen, die in der geisteswissenschaftlichen Pädagogik eine zentrale Rolle spielt.
Was war das "Handbuch der Pädagogik"?
Das "Handbuch der Pädagogik" wurde von Herman Nohl, Wilhelm Flitner, Theodor Litt und Eduard Spranger herausgegeben und gilt als ein wichtiges Werk der geisteswissenschaftlichen Pädagogik.
Welche Kritik wurde an der geisteswissenschaftlichen Pädagogik geäußert?
Das Dokument erwähnt Kritik, geht aber nicht näher auf die spezifischen Kritikpunkte ein.
Welche Bedeutung hat die geisteswissenschaftliche Pädagogik heute noch?
Die geisteswissenschaftliche Pädagogik hat auch heute noch einen gewissen Stellenwert und beeinflusst weiterhin das deutsche Bildungssystem.
Welche Rolle spielte der Erste Weltkrieg für die Entwicklung der geisteswissenschaftlichen Pädagogik?
Der Erste Weltkrieg wird als ein Auslöser für die Entwicklung der geisteswissenschaftlichen Pädagogik genannt, da die gesellschaftlichen Transformationsprozesse neue Denkansätze in der Erziehung hervorbrachten.
Inwiefern unterscheideten sich die Vertreter der geisteswissenschaftlichen Pädagogik?
Die Vertreter der geisteswissenschaftlichen Pädagogik unterschieden sich in ihrer politischen Einstellung, insbesondere zur Weimarer Republik und zum Nationalsozialismus.
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- Anke (Author), 2001, Die Geisteswissenschaftliche Pädagogik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100784