Was bleibt, wenn der Staub der Geschichte sich gelegt hat? Tauchen Sie ein in die faszinierende und vielschichtige Geschichte der Gruppe 47, einem losen Zusammenschluss von Schriftstellern, die das literarische und intellektuelle Leben der Nachkriegszeit in Deutschland maßgeblich prägten. Diese tiefgreifende Analyse enthüllt die inneren Spannungen, ideologischen Kämpfe und den unaufhaltsamen Wandel, der schließlich zum Zerfall dieser einflussreichen literarischen Vereinigung führte. Von den idealistischen Anfängen als Werkstatt für eine neue deutsche Literatur bis hin zur zunehmenden Kommerzialisierung und Politisierung der späten Jahre, zeichnet dieses Buch ein umfassendes Bild der Gruppe 47 im Spiegel der deutschen Geschichte. Erfahren Sie, wie die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit, die Konfrontation mit neuen literarischen Strömungen und die Herausforderungen des aufkommenden Literaturmarktes die Gruppe zerrissen und ihre ursprüngliche Vision untergruben. Entdecken Sie die persönlichen Motive und politischen Überzeugungen der Protagonisten, die diesen einzigartigen literarischen Zusammenschluss formten und demontierten. Analysiert werden die Tagungen in Sigtuna und Princeton, die den Höhepunkt und gleichzeitig den Wendepunkt markierten, sowie die kontroverse Tagung in der Pulvermühle, die die ideologischen Gräben innerhalb der Gruppe offenlegte. Eine essentielle Lektüre für alle, die sich für deutsche Literaturgeschichte, Nachkriegszeit, intellektuelle Strömungen, sowie die Rolle von Schriftstellern in der Gesellschaft interessieren. Dieses Buch bietet neue Einblicke in die Dynamik einer literarischen Gruppe, die zwischen künstlerischem Anspruch und gesellschaftlicher Verantwortung, zwischen politischem Engagement und persönlicher Integrität zerrieben wurde. Es ist eine Geschichte von Aufbruch und Scheitern, von Idealen und Illusionen, die bis heute nachwirkt und zum Nachdenken über die Rolle von Literatur und Intellektuellen in einer sich wandelnden Welt anregt. Schlüsselwörter: Gruppe 47, deutsche Literatur, Nachkriegszeit, Literaturgeschichte, Hans Werner Richter, Literaturmarkt, Politisierung, Kalter Krieg, intellektuelle Geschichte, Antifaschismus, Meinungsfreiheit, literarische Werkstatt, deutsche Nachkriegsliteratur, Literaturkritik, deutsche Geschichte, Studentenbewegung, APO, Generationenkonflikt, literarisches Selbstverständnis, bundesrepublikanische Geschichte, Kulturgeschichte.
Die Auflösung der Gruppe
1. Einleitung
Das Ende der Gruppe 47 ist nicht genau zu datieren und auch nicht leicht zu begründen. Nicht leicht zu begründen, weil die Meinungen über den Zerfall der Gruppe breit gefächert sind.
So nannte z.B. Hans Mayer 1971 als einen Grund die Wandlung der Gruppe 47 von der literarischen Werkstatt zu einer Institution des Literaturmarktes, der die Produktion von Texten, die Lesungen und die Kritik seinen Notwendigkeiten unterworfen habe, bis die Gruppe schließlich für den Markt überflüssig geworden sei1.
Für Helmut Heissenbüttel waren die persönlichen und politischen Differenzen, die innerhalb der Gruppe aufgetreten waren für das Ende der Gruppe verantwortlich2.
Walter Jens nannte als Gründe die literarische Stagnation inner- und außerhalb der Gruppe 47 sowie ihr Unvermögen, einen auch politischen Widerstand zu bieten3.
Für Rudolf Walter Leonhardt waren ebenfalls die während und nach der Tagung in der Pulvermühle sich befehlenden Fraktionen innerhalb der Gruppe, sowie der Konflikt zwischen den Schriftstellergenerationen Gründe für das Ende4.
Ich möchte im Folgenden versuchen, diese verschiedenen Faktoren im Einzelnen zu erläutern.
Zuvor möchte ich aber einen Abriss der Spätphase, also eine Skizze des Verfalls der Gruppe 47 aufzeigen.
2. Spätperiode und Zerfall
2.1 Die Tagungen in Sigtuna (1964) und Princeton (1966)
Mit den Tagungen in Sigtuna 1964 und Princeton 1966 erlebte die Gruppe 47 ihre Höhepunkte. Aber auf dem Höhepunkt der Erfolge bestand die Gefahr, in Routinebildung und Trivialisierung zu verfallen. Besonders, wenn man die Gruppe 47 als Institution ansieht, die dem Gesetzt der Erzeugung von Neuerscheinungen am literarischen Markt unterworfen war. Dieses Gesetzt lautete, immer neue Stufen der Erzeugung literarischer Ereignisse und kultureller Überraschungen zu erklimmen.
In Sigtuna erzielte die Gruppe einen neuen Aufmerksamkeitsschub. Allerdings lag das nicht an herausragenden Lesungen, sondern vielmehr an der Kritik.
Hierzu Hans Werner Richter:
„ Tatsächlich benehmen sich die Kritiker, als müssten sie einen Stein, der den Berg hinunterrutscht, wieder zur Spitze hinaufschieben. Und sie schaffen, was ich schon nicht mehr für möglich halte. (...) Sie überspielen die schlechten Lesungen, die schwachen Manuskripte, sie mache sie nicht besser als sie sein, eher schlechter, aber jede Lesung ist trotzdem ein Ereignis. (...) Jeden nicht gelungenen Satz benutzen sie als Ball, den sie sich gegenseitig zuspielen. (...) Der Autor (...) wird dabei völlig nebensächlich. (...) Das ist die Umkehr dessen, was ich einmal gewollt habe. Nicht mehr der Autor ist wichtig, sondern der, der über ihn spricht. Es ist der Sieg der Kritik über die Literatur.“5
Die Grenzen an der Aufnahmequalität der Kritik wurden sichtbar. Nach Sigtuna wurden verstärkt Zweifel angemeldet, ob sich die Kritik denn überhaupt noch zu den immer neu in die Gruppe einströmenden literarischen Modellen sachangemessen verhalten könnte.
In der schwedischen Zeitung „Stockholm Tideningen“ waren nach der Tagung in Sigtuna folgende Zeilen zu lesen:
„Das große Treffen der ›Gruppe 47‹ in Sigtuna war ein Endpunkt und ein Anfang zugleich. Ein Endpunkt deshalb, weil die Reinigung der deutschen Literatursprache, die nach dem Krieg mit dem Hervortreten der ›Gruppe 47‹ eingeleitet wurde, jetzt als abgeschlossen gelten kann. Ein Wendepunkt dagegen, weil die beiden Tendenzen (gemeint sind die Gegensätze zwischen Neorealisten und Formalisten), die sich bislang in der ›Gruppe 47‹ gegenüberstanden, jetzt erst zu einer dauerhaften Synthese heranzureifen scheinen.“6
Diese Zeilen schrieb der schwedische Kritiker Vegesack. Hans Werner Richter versuchte sich die Frage, ob diese Zeilen falsch oder richtig seien, so zu beantworten:
„ Er hatte recht mit der Feststellung, dass der Reinigungsprozess der deutschen Literatursprache 1964 als abgeschlossen gelten konnte. Er irrte sich in der Annahme, eine Synthese zwischen den beiden Tendenzen innerhalb der“Gruppe 47« reife nun heran. Die Neorealisten der ersten Nachkriegsjahre waren bereits in den Hintergrund gedrängt, und wenn neue Autoren mit neorealistischen Tendenzen auftraten, konnten sie zwar Erfolg haben und Beachtung finden, doch die Fraktion der Formalisten überwog.“7
Die gelesene Literatur hatte sich also zu einer Literatur der Form entwickelt. Die Inhalte wurden kaum oder nur wenig diskutiert. Es war nicht wichtig, wie gut oder wie schlecht das vorgelesene Manuskript war. Es kam darauf an, dass der Stoff sprachlich bewältigt wurde. Damit hatte die Gruppe 47 ihr Ziel, ihren Auftrag erfüllt.
„Bei klarer Erkenntnis hätte es das Ende sein müssen. Die Gruppe 47 war keine Institution. Sie lebte von der Improvisation, und solange der Auftrag bestand, den sie sich selbst gegeben hatte, konnte sie davon leben. (...) Ich war und bin davon überzeugt, dass man aus einer Sache nie eine andere machen kann, es sei denn, man zerstört Eigenart und Leistung der ersten. Doch Erfolg blendet. Er blendete in jenen Jahren auch mich. So machte ich weiter, obwohl ich wusste, dass es nach Sigtuna keine großen Möglichkeiten mehr gab.“8
In Princeton sorgte Peter Handke für Aufsehen. Er griff die Gruppe 47, bzw. die Fraktion der Formalisten, auf der Princetoner Tagung öffentlich an. Handke bezeichnete die gelesene Literatur als „Beschreibungsliteratur“9.
Richter äußert sich dazu so:
„ ... Die Spielregeln sind verletzt worden. (...) Auf jeder anderen Tagung hätte der Auftritt von Handke keine Bedeutung gehabt. Hier auf dieser Plattform hat er sie. Nicht die Literatur ist hier wichtig, sondern die Sensation.“10
Der Kritiker-Triumph und internationale Großveranstaltungen führten zu Konflikten innerhalb der Gruppe. Es breitete sich Unbehagen an gesellschaftlicher Überintegration aus.
Durch die Einsozialisierung jeweils neuer literarischer Generationen wurde das sozial-literarische Umfeld tendenziell entleert, gleichzeitig aber die soziale und literarische Komplexität innerhalb der Gruppe gesteigert. Letztlich ist anzunehmen, dass die Gruppe 47 im Inneren kaum noch verstrebt war, sondern nur noch vom institutionellen Erfolg zusammengehalten wurde.
Im Jahre 1966 begann Joachim Kaiser ahnungsvoll Bilanz zu ziehen:
„ Hat es sich gelohnt? Im ganzen schon. Doch weil die Gruppe in Untergruppen auseinanderzufallen beginnt [...], weil die Trennung zwischen Kommerzialität und Arbeitstagung nicht mehr gegeben scheint, darum gehört die Gruppe 47 zu den Institutionen, auf deren Ende man sich vorbereiten soll. Zwanzig Jahre sind viel, sehr viel.“11
2.2 Die Tagung in der Pulvermühle 1967
„Für mich gab es nur noch eine Antwort darauf. Eine neue Tagung, irgendwo auf dem Lande, in der Einsamkeit, ohne Stress der großen Öffentlichkeit.“12
Die 29. Tagung fand in dem Landgasthof „Pulvermühle“ in der Fränkischen Schweiz statt. Trotz der eher privaten Atmosphäre (Richter verbot sogar, im Saal zu fotografieren) war die Tagung von Spannungen geprägt. Den Höhepunkt der Spannungen lösten SDS-Studenten aus, die vor dem Saal demonstrierten. Sie veralberten die Gruppenmitglieder als unpolitische Dichter und forderten sie zur Unterstützung ihrer Anti-Springer-Kampagne auf.
„ Die Studenten rufen“Richter soll rauskommen« oder ähnliches. Ich gehe hinaus und die Studenten fordern mich auf - per Megaphon natürlich - zu den Grundsätzen zurückzukehren, die ich im“Ruf« vertreten habe, zu einer klassenkämpferischen Position.“13
Die Lesung war unterbrochen. Die Teilnehmer der Tagung strömten nach draußen. Reinhard Lettau ließ sich das Megaphon geben und berichtete den Studenten von der gruppeneigenen Resolution, die eine Kommission ausgearbeitet hatte und in der einige Schriftsteller und Verleger zum Boykott des Springer-Verlages aufgefordert wurden.
Es kam zu einer Diskussion zwischen Grass auf der einen Seite und Lettau, Fried, Karsunke und Walser auf der anderen Seite. Grass missbilligte diese Handlungsweise Lettaus, da er sein Anti- Springer-Engagement nicht mit den Kampagnen der Studenten in Zusammenhang gebracht wissen wollte.
Die Tatsache, dass einzelne Mitglieder den Studenten durchaus Sympathie entgegenbrachte, andere hingegen überlegten, ob sie die Polizei rufen sollten, zeigt, wie breit das politische Spektrum innerhalb der Gruppe mittlerweile war.
Außerdem wurden Vermutungen und Spekulationen angestellt, dass die Studentische Aktion auf Betreiben von Gruppenmitgliedern zustande gekommen war, bzw. mit deren Hilfe durchgeführt wurde.
„Draußen demonstrieren angeblich Studenten. (...) Ich weiß, die wenigsten sind Studenten. Ihre Hintermänner sitzen im Saal, Freunde von mir, die sich aus allzu harmlosen Formalisten in lautstarke Ideologen verwandelt haben und nun Revolutionäre spielen.“14
Diese Spannungen schienen die Lesungen aber nicht zu beeinträchtigen. Nach dem Spektakel in Princeton und den im dortigen Rahmen eher schwachen literarischen Leistungen erschien die ruhige Tagungsatmosphäre und das Auftreten von begabten neuen Autoren als eine Art Regeneration.
Martin Walser sah sogar die Austragung von politischen Spannungen als belebend an: „Es ist interessanter geworden. Es gibt jetzt so etwas wie verschiedene Flügel in der Gruppe.“15
Einer Fortsetzung der Tagungspraxis stand nichts im Wege, da die Tagung in der Pulvermühle durchaus als literarischer Erfolg gewertet werden konnte.
Aber aus dieser Tagung schloß Hans Werner Richter auch andere Schlüsse:
„ Es war die vorläufig letzte Tagung der Gruppe 47. Wohl war sie literarisch erfolgreich, wohl hatte sich die ursprüngliche Mentalität der Gruppe 47 noch einmal durchgesetzt, aber es waren auch Tendenzen aufgetreten, die die Gruppe 47 über kurz oder lang zerstören mußte:
ideologische Verkrampfungen auf der einen Seite, hochentwickelter Formalismus auf der anderen. In den Mühlsteinen zwischen beiden konnte die Gruppe 47 nicht existieren. Ihre Basis war der Respekt vor der Meinung des anderen, war die Toleranz, die auch dann geübt wurde, wenn es sich um Gegner oder auch um Feinde in den eigenen Reihen handelte. Eine Entwicklung, wie sie sich in der Pulvermühle abzeichnete, mußte ich unter allen Umständen vermeiden: sie hätte ein jämmerliches Versagen in absehbarer Zeit bedeutet.“16
2.3 Das Ende der Tagungsgeschichte
Nach der Tagung in der Pulvermühle stand noch eine Tagung aus. Eine Tagung in Prag, die Richter den Prager Schriftstellern bereits 1965 versprochen hatte. Sie sollte am 10. September auf Schloß Dobris bei Prag stattfinden. Richter hatte die Einladungen schon geschrieben, doch der Einmarsch der Roten Armee (Prager Frühling) verhinderte diese Tagung. Richter versprach den Tschechoslowakischen Schriftstellern, die nächste Tagung erst dann wieder einzuberufen, wenn eine Tagung in Prag möglich sei.
So gab es vorerst keine neuen Tagungen, denn die Invasion der Rote Armee dauerte länger als man damals glaubte.
In der Folgezeit trafen sich Schriftsteller in der Wohnung Richters in Berlin zu Lesungen und Gesprächen.
In dieser Wohnung kam es dann auch wieder 1972 (29.04. - 01.05.1972) zu einer Tagung der Gruppe 47 im kleinen Kreis. 40 Schriftsteller waren erschienen. Das Treffen fand ohne Verleger, ohne Presse und mit nur wenigen professionellen Kritikern statt.
„ Dort wurde gelesen und kritisiert wie früher, nur zeigten sich Ermüdungserscheinungen, und es kam zu Querelen, die es in den vergangenen Jahren nicht gegeben hatte. Eine wirkliche Wiederbelebung der Gruppe, so wie sie von vielen gewünscht wurde, schien mir nicht mehr möglich.“17
1977 waren dreißig Jahre seit dem ersten Treffen der Gruppe 47 vergangen.
„Einige meiner Freunde fanden, dass man dies feiern müßte und verbanden mit diesem Wunsch die Hoffnung, dass man mit einem solchen Treffen noch einmal alles wiederbeleben könnte. Ich war anderer Meinung. Eine solche Tagung konnte nur die letzte sein. Hatte ich jahrelang geglaubt, ich könnte die Gruppe 47 einfach einschlafen lassen, indem ich keine Einladungen mehr schrieb, so wurde mir jetzt bewußt, dass ein offizieller Abschluß notwendig war.“18
Richter versammelte die Gruppe im September 1977 in Salgau, um einen offiziellen Schlußstrich zu ziehen.
Auf der Tagung wurde gelesen und kritisiert wie auf anderen Tagungen. Am 18.09.1977 las Wolfdietrich Schnurre seinen Text „Das Begräbnis“, mit dem 1947 die Geschichte der Lesungen begonnen hatte.
Hans Werner Richter wollte zum Schluß noch ein paar offizielle, endgültige Sätze zur Gruppe 47 sagen, doch es kam nur der Satz: „Es ist vorbei.“19
Richter selbst beschreibt dieses Ende der Gruppe 47 so:
„Ich selbst wollte noch eine kleine Abschiedsrede halten, mußte aber nach wenigen Worten abbrechen. Zu stark war die Geschichte der Gruppe 47 auch die Geschichte meines eigenen Lebens in den vorausgegangenen dreißig Jahren gewesen.“20
Hans Schwab-Felisch berichtet in seinem „Nach-Ruf“ folgendermaßen über dieses Ende:
„ Vor dreißig Jahren war sie entstanden. Vor zwanzig Jahren lief sie, politisch zerstritten, auseinander, nachdem revolutionär hochgestimmte Studenten sie an ihrem Tagungsort im Oberfränkischen aufgestöbert hatten. Jetzt kam sie noch einmal zusammen, zu ihrer letzten, ihrer dreißigsten Tagung, in Salgau in Schwaben, wo sie schon einmal 1963 gewesen war. Am 18. September 1977, um die Mittagszeit, hat die Gruppe 47 aufgehört zu existieren. „Es ist aus“, sagte Hans Werner Richter; ein Schlußwort, das er sich vorgenommen hatte, konnte er nicht mehr über sich bringen. Die Bewegung war bei allen zu spüren. Niemand unter den etwa 80
Autoren, Kritikern und Verlegern, der nicht gespürt hätte, dass hier etwas Außerordentliches und Bemerkenswertes zu Ende ging, ein Stück Nachkriegsgeschichte - nicht nur die Literatur.“21
3. Literarische Werkstatt und Literaturmarkt
Die Gruppe 47 hatte sich 1947 als eine literarische Werkstatt konstituiert. Über die Funktion der Tagungen waren sich die Mitglieder in der Gründungsphase der Gruppe einig: Das Handwerk des Schreibens sollte erlernt werden.
Eine zweite Funktion war aber auch, dass diese neue Literatur der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden mußte, denn ein Ziel der Gruppe 47 war es, mit der Literatur Einfluß auf die Gesellschaft zu nehmen.
Öffentlichkeit bedeute für die Autoren aber nicht nur die deutsche Öffentlichkeit, sondern internationale Öffentlichkeit. Die deutsche Literatur sollte wieder Anschluß an die Weltliteratur haben. Und dieser Weg bis zum Anschluß an die Weltliteratur war gleichzeitig auch der Weg von der literarischen Werkstatt zur Literaturvermarktung.
Die Funktion Gruppe 47 wurde nach und nach zu einer Marktfunktion. Auf diesem literarischen Markt wurde die Ware Literatur ge- und verkauft.
Hans Meyer drückte diese Entwicklung so aus:
„Als Protest gegen die Ökonomie hatte alles begonnen und pervertierte zum Service für sie. Der Markt bemächtigte sich der scheinbaren Marktlosigkeit.“22
So traten auf den Tagungen zunehmend ökonomische Verwertungsinteressen in den Vordergrund. In den 60ger Jahren wurde die Gruppe 47 zu einem Zuliefererbetrieb für den literarischen Markt.
„War die Gruppe 47 einmal eine Art Werkstatt gewesen, so war sie jetzt ein überdimensionales Lektorat.“23
Der Literaturmarkt Gruppe 47 war einerseits durch seine Öffentlichkeit ein Sprungbrett für unbekannte, junge Autoren, auf der anderen Seite konnte er für Autoren, die bei einer Lesung schlecht abschnitten fast schon existenzgefährdend sein.
Das mit diesem Werdegang der Gruppe nicht alle Mitglieder einverstanden waren, zeigt z.B. ein Zitat von Reich-Ranicki:
„Ist in einer solchen Atmosphäre eine literarische Arbeitstagung überhaupt möglich? Wäre es nicht vernünftiger, sinnvoller, sich ohne Verleger, Rundfunk- und Presse-Einkäufer zu treffen? Ein solcher Plan ist tatsächlich erwogen und sehr schnell verworfen worden. Es besteht nämlich die, weiß Gott, berechtigte Befürchtung, dass an einer wirklichen Arbeitstagung die meisten Autoren nicht interessiert wären.“24
Die Gruppe 47 mit ihrer Werkstattkritik ist zu einer öffentlichen Institution des Literaturmarktes geworden. So wurde die literarische Werkstatt mit ihrer Funktion, handwerkliches Können zu vermitteln, langsam zur Legende.
Die Gruppe 47 stand so sehr in der Öffentlichkeit, dass sie teilweise im Ausland als Repräsentant der Bundesrepublik erschien. Die Herstellung von Öffentlichkeit war notwendig gewesen, um die Literatur auf die Gesellschaft wirken zu lassen. Doch bewirkte diese Öffentlichkeit, dass die Gruppe nicht mehr der kritische Gegenpol zu der Gesellschaft war (das Gewissen der Nation), sondern sie repräsentierte mittlerweile die Gesellschaft.
Die Äußerung Richters: „Wir wollen sie aber doch gar nicht vertreten“25 bringt die Tatsache und auch das Unbehagen dieser Entwicklung zum Ausdruck.
Wirtschaftliche und repräsentative Züge waren Wesensmerkmale der Gruppe geworden. Die Entwicklung zu einer Institution des Literaturmarktes beeinflusste die Tagungen vielleicht negativ, aber die Gruppe hatte somit noch eine Aufgabe. Das änderte sich Mitte der 60 Jahre. Mit dem Ende der Hochkonjunktur der Ware Literatur war auch der Literaturmarkt der Gruppe 47 überflüssig geworden.
Man könnte meinen, durch den fehlenden ökonomischen Druck hätte die Gruppe jetzt wieder die Möglichkeit das zu sein, was sie eigentlich wollte: eine literarische Werkstatt. Doch gab es noch andere Faktoren, die zum Ende der Gruppe beisteuerten.
4. Die Gruppe 47 und die Politik
In politischer Hinsicht hatte die Gruppe 47 bei ihrer Gründung gemeinsame Vorstellungen. Über die Literatur sollte eine langfristige politische Wirkung erzielt werden. Eine Voraussetzung für dieses Ziel der Gruppe war die Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen und politischen Gegenwart sowie mit der unbewältigten Vergangenheit.
Die Gemeinsamkeiten der politischen Vorstellungen sollen hier u.a. in der Geschichte der Gruppe 47 und ihrer Relation zur Geschichte der BRD dargestellt werden.
Zu der politischen Grundhaltung der Gruppe gehörte ein spezifischer Antifaschismus. Merkmal dieses Antifaschismus war eine gegen jedes obrigkeitsstaatliches Denken und Handeln gerichtete Haltung. Die Gruppe 47 hatte eine Abneigung gegen jegliche Art von Organisationen, zu denen auch Parteien gehörten.
Die Mitglieder der Gruppe 47 waren überwiegend links eingestellt, d.h. ihre Einstellung war sozialistisch, aber nicht stalinistisch. Sie wollten zu einem Aufbau einer besseren Gesellschaft beitragen. Im Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns stand eine Verbindung von Sozialismus und Humanismus, die gesellschaftlichen Fortschritt und individuelle Freiheit harmonisch in sich vereinigen sollte. Ein weiterer hoher Stellenwert hatte die Meinungsfreiheit und Freizügigkeit des Einzelnen in der Gesellschaft.
Die Literatur hatte für die Gruppe eine politische Verpflichtung, die sie verfolgen wollten.
Im Folgenden werde ich einige politische Aktivitäten von Mitgliedern der Gruppe 47 aufführen: 1956 stellte die Gruppe 47 Strafanzeige gegen den Druffel-Verlag, der nationalistische und militaristische Literatur verlegte. Darüber hinaus machten sie eine Eingabe an den Bundestag wegen neofaschistischer Publikationen in der BRD und beantragten 1965 eine einstweilige Verfügung gegen die Soldatenzeitung, die aufgrund ihrer nationalistischen Grundzüge bekannt war.
1958 traten Mitglieder der Gruppe 47 in das von Hans Werner Richter geleitete „Komitee gegen Atomrüstung“ bei, das sich gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr aussprach.
Im Jahre 1962 kritisierten Gruppenmitglieder die staatliche Willkür gegen den „Spiegel“. Diese Kritik begründete sich auf die Besorgnis der Gruppe über die drohende Monopolisierung der Medien und Abbau der Meinungsfreiheit. So proklamierten sich 1967 den Boykott des SpringerKonzerns, weil dieser mit einem Marktanteil von fast 33% im Pressebereich die Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik gefährdete.
Die Verteidigung der Meinungsfreiheit hatte hinsichtlich des politischen Engagements in der Gruppe einen hohen Stellenwert. Die Schriftsteller verteidigten das Recht auf freie Meinungsäußerung indem sie es praktizierten und sich damit dem Abbau von demokratischen Rechten widersetzten.
Auch in bezug auf ausländische Ereignisse engagierten sich Mitglieder der Gruppe 47.
Beispielsweise erklärten sie 1956 ihre Solidarität mit der Bewegung des ungarischen Aufstandes und verurteilten seine Zerschlagung durch die Sowjetunion. 1960 sprachen sie sich gegen die französische Regierung aus, die Proteste von französischen Intellektuellen gegen den Algerienkrieg unterdrückten.
Im Jahre 1965 verfassten Gruppenmitglieder eine Resolution zum Vietnam-Krieg, in der die Kriegsführung und die Kriegsziele der USA als inhuman und imperialistisch angeprangert wurden. Peter Weiss, Reinhard Lettau und Hans Martin Enzensberger hatten 1966 in Princeton zudem noch offen gegen die Intervention der USA in Vietnam Stellung genommen.
Bleiben wir aber bei den westdeutschen politischen Ereignissen.
Mit dem CDU-Wahlsieg von 1957 (50,2%) kam in der Gruppe 47 die Befürchtung einer neuen Gleichschaltung auf. Die CDU wurde für den Verfall der demokratischen Grundlagen der Bundesrepublik verantwortlich gemacht26.
Gruppenmitglieder nahmen in dieser Zeit am außerpolitischen Aktivitäten (z.B. an der „Anti- Atomtod-Kampagne“) teil. Da aber aus einer solchen Position eine Einflussnahme auf die gesellschaftliche Entwicklung nur schwer zu erreichen war, änderte sich ihr Verhältnis zu den politischen Parteien. Obwohl die Gruppe gegen jegliche Form von Organisation und Ideologie war, riefen sie schließlich doch zur Wahl der SPD, also zur Wahl des kleineren Übels27 auf.
Mit dem Engagement für die SPD gaben die Mitglieder der Gruppe 47 ihre politische Enthaltsamkeit auf.
Die politische Artikulation zeigte im Inneren der Gruppe Wirkung. Die Angriffe von Seiten der CDU homogenisierten die Gruppe. Die Aussprüche von z.B. Ludwig Erhard (er bezeichnete die Gruppenmitglieder als ‘Banausen’ und ‘Nichtskönner’) oder Hochhuth (er nannte sie ‘Pinscher’) steigerten das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gruppe. Auf der anderen Seite jedoch differenzierte sich die Gruppe im Inneren, weil einige Gruppenmitglieder ihre Anti-Haltung gegen die organisierte politische Macht aufgegeben hatten.
Die Gruppe wurde von außen zunehmend gedrängt, ihren politischen Standort deutlich zu machen. Hierbei stellte sich raus, dass es der Gruppe an Orientierungshomogenität fehlte, die in diesem Bereich handlungsfähig gemacht hatte.
Dies zeigte sich u.a. darin, dass die Gruppe keine homogene Ansicht über die Bedeutung von Faschismus und besonders den für die Gruppe spezifischen Antifaschismus hatte. Diese Sezessionstendenzen ließen sich nicht mehr stoppen. Sie wurden sogar noch verschärft. Mir der großen Koalition zwischen CDU und SPD 1966 kam es zu offenen politischen Spannungen innerhalb der Gruppe.
Die politischen Sympathien innerhalb der Gruppe 47 waren mittlerweile breiter gefächert als zuvor. Während sich einige Mitglieder öffentlich für die SPD engagierten, fand man andere auf Seiten der neu entstandenen Außerparlamentarischen Opposition (APO). Eine große Rolle in der politischen Ungleichheit der Gruppe spielten auch die Generationsunterschiede. Die älteren Mitglieder hatten ihre politischen Vorstellungen vor dem Erfahrungshintergrund des Faschismus und der Restauration entwickelt. Dieser Erfahrungshintergrund fehlte der jüngeren Generation.
Zu diesen politischen Differenzen innerhalb der Gruppe kam eine verstärkte Kritik von außen. Der Gruppe wurde vorgeworfen, sie reproduziere in ihrer Tagungspraxis die autoritäre Gesellschaftsstruktur und sie gehöre als Sozialdemokratie in der Literatur zum Establishment28
Es war also auf der einen Seite politische Verunsicherung, auf der anderen Seite verhärtete politische Fronten, die die letzten Jahre der Gruppe kennzeichneten. Die ursprünglichen politischen Gemeinsamkeiten existierten nicht mehr. Ein weiterer Faktor, der die Gruppe hätte zusammenhalten können, war verloren.
5. Das Selbstverständnis Literatur
Das gemeinsame Interesse an einer neuen deutschen Literatur war der entscheidende Faktor bei der Entstehung der Gruppe 47 und darüber hinaus ein Faktor für den Zusammenhalt. Diese literarische Gemeinsamkeit war auch der Kern des Selbstverständnisses. In ihrem Selbstverständnis ging es der Gruppe 47 vor allem um die Sache Literatur, d.h. um das ‘Wie’ und weniger um das ‘Was’. Und natürlich gehörte dazu auch das Ziel, durch Literatur eine bessere Gesellschaft zu entwickeln, was auch bedeutet, dass durch die Literatur politisch gewirkt werden sollte, und zwar auf der Basis von Wahrheit:
„Echt, klar und wahr zu sein, das ist die Aufgabe die dem Schriftsteller unserer Zeit gestellt werden muss.29 “
Politische Wirkung konnte jedoch nicht unmittelbar, sondern nur vermittelt über die Form erzielt werden. Die literarische handwerkliche Perfektion war also Voraussetzung.
Mit der literarischen Hochphase der Gruppe 47 setzte eine Verunsicherung und Veränderung des gemeinsamen literarischen Selbstverständnisses ein. Durch den Markterfolg und das politische Engagement wurde diese Veränderung noch beschleunigt. Es entstanden unterschiedliche Verständnisse über die Funktion von Literatur sowie unterschiedliche Verständnisse über die Stellung der Autoren in der Gesellschaft. Im Folgenden soll diese Auflösung der Gemeinsamkeiten innerhalb der Gruppe 47 aufgezeigt werden.
Die Gruppe 47 war zu einer literarischen „Probierstube“ geworden. Jeder neuartige Text und jeder Stil stellte eine Möglichkeit des Schreibens dar und vergrößerte die Formgewandtheit und die handwerkliche Basis einer als politisch verstandenen Literatur. Die Sprache war entscheidender als der Gegenstand der Literatur.
Die Literatur der Gruppe 47 und das Selbstverständnis der Literaten wurde bestimmt durch die Suche nach einer Vereinigung von handwerklichem Können und politischem Anspruch.
Und durch das jahrelange „Basteln“ an der Form der Literatur, entwickelte sich dann eine neue Literatur, die ältere Gruppenmitglieder als eine Literatur der reinen Form erschien. „Man fröstelt in dieser Welt, in der Buchstabenfelder wichtiger als Schicksale sind, in der rasselnde Assoziationsketten gezielte Gedanken ersetzen und in der formale Experimente über dem Versuch stehen, einen Menschen zu schildern Ich fürchte, hier liegt mehr vor als nur Verfremdung, als Formalismus. Ich glaube, hier handelt es sich (...) um eine Flucht aus der Zeitbezogenheit.30 “
Den jüngeren Schriftstellern wurde vorgeworfen, vor der Realität zu fliehen und unpolitische formale Spielereien zu betreiben. Richter stellte eine Themenlosigkeit in einer Zeit fest, wo die Probleme fast auf der Straße liegen.
Aber die Sprachreinigung, welche die Gruppe 47 jahrelang betrieben hatte, musste wohl zu einer Literatur der reinen Form führen.
Die unterschiedlichen Vorstellungen der Schriftsteller über ihre eigene Funktion von Literatur führten zu einer Situation, in der das alte Prinzip „jeder schreibt halt so, wie er schreibt31 “ nicht mehr ging. Es hätte vielleicht eine Grundsatzdiskussion geben sollen, wozu Literatur dient und mit welchen Mitteln man diese Aufgabe der Literatur durchzuführen gedenkt. Aber eine solche Diskussion hat es in der Gruppe 47 nie gegeben.
Durch den Generationswechsel endete die Nachkriegsliteratur. Für die älteren Autoren war der Anstoß für ihr literarisches Schaffen die Erfahrungen des Krieges und der Nachkriegszeit. Diese Erfahrungen hatten die jüngeren Autoren nicht. So konnte die letzte Generation kaum noch in die Gruppe 47 eingegliedert werden, weil das Bewusstsein eines gemeinsamen Erlebniskerns, das den Zusammenhalt hätte ermöglichen können, nicht mehr vorhanden war.
6. Schlussbemerkung
Ich hoffe, ich konnte in dieser Arbeit aufzeigen, wie umfangreich die Gründe für die Auflösung der Gruppe 47 waren. Es war ein Auseinanderleben der Mitglieder das durch die Entwicklung der Gruppe über die Zeit begünstigt wurde. Die Hauptgründe waren die Themen Politik, Instrumentalisierung und Gesellschaft, die eine Uneinigkeit der Gruppenmitglieder hervorriefen.
Die letzten Worte über die Gruppe 47 möchte ich aber den Autoren selbst überlassen.
„Wie soll man die Gruppe 47 im Rückblick sehen? Literarisch, kultursoziologisch, politisch? Sie war wichtig unter allen drei Blickwinkeln. Sie war eine Clique, aber sie war gewiss noch mehr als dies. Sie war in ihren besten Jahren eine Art geistiger Hauptstadt-Ersatz, ein Ort, an dem Strömungen der Zeit, in Wort und Widerwort, sichtbar wurden.“32
„Zum Veteranenverein war sie zu Schade. Für die, die dabei waren, bleibt sie eine wichtige, erfreuliche Erinnerung - für die anderen, die Mehrheit, ist sie eine Art Mythos geworden, ob ein guter oder böser, spielt längst keine Rolle mehr. Nun haben die Germanisten das Wort. Sollen sie sehen, wie sie damit zurechtkommen, dass es in Deutschland zwanzig Jahre lang gelungen ist, ein bis zweimal im Jahr auf Tuchfühlung miteinander auszukommen. Mit Texten.“33
„Noch eines ist hier zu klären: die Gruppe 47 ist nicht elend zugrunde gegangen. Auf der letzten Tagung in Saulgau zeigte sie sich noch völlig intakt. Ich selbst habe den Schlussstein gesetzt und zwar aus der gleichen Überzeugung, mit der ich diese Arbeit dreißig Jahre zuvor, 1947 in Bannwaldsee, begonnen hatte.“34
7. Literaturangaben
- Arnold, Hein Ludwig (Hg.): die Gruppe 47. Ein kritischer Grundriß. München: ed. Text und Kritik 1980
- Kröll, Friedhelm: Gruppe 47. Stuttgart: Metzler 1979. (Sammlung Metzler 181)
- Lettau, Reinhardt (Hg.): Die Gruppe 47. Bericht, Kritik, Polemik. Ein Handbuch. Neuwied und Berlin: Luchterhand 1967
- Neuzig, Hans A. (Hg.): Hans Werner Richter und die Gruppe 47. München: Nymphenburger 1979
- Richter, Hans Werner (Hg.): Almanach der Gruppe 47. 1947 - 1962. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 1962
- Richter, Toni: Die Gruppe 47 in Bildern und Texten. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1997
[...]
1 Mayer, H.: Woran starb die Gruppe 47 SZ 21. /22.8.71. In: Arnold, H.L.(Hg): Die Gruppe 47, 1980
2 Vgl. Heißenbüttel, H.: Nachruf auf die Gruppe 47. In: Arnold, H. L. (Hg): Die Gruppe 47, 1980
3 Jens-Interview, S.17. In: Arnold, H. L. (Hg): Die Gruppe 47, 1980
4 Leonhardt, R. W.: Eine Generation zuviel. Z 22.7.77. In Arnold, H. L. (Hg): Die Gruppe 47, 1980
5 Hans Werner Richter und die Gruppe 47, S. 157
6 Hans Werner Richter und die Gruppe 47, S. 159
7 Hans Werner Richter und die Gruppe 47, S. 159
8 Hans Werner Richter und die Gruppe 47, S. 161f.
9 Hans Werner Richter und die Gruppe 47, S. 165
10 Hans Werner Richter und die Gruppe 47, S. 166
11 Kaiser, Drei Tage und ein Tag, 1966, S. 225. In: Kröll, F.: Gruppe 47, 1979, S. 65
12 Hans Werner Richter und die Gruppe 47, S. 168
13 Hans Werner Richter und die Gruppe 47, S. 169
14 Hans Werner Richter und die Gruppe 47, S. 169
15 Walser, Martin, zit. nach: Dichter, Dichter. Sp 43/67. In: Kröll, F.: Gruppe 47, 1979, S. 252
16 Hans Werner Richter und die Gruppe 47, S. 171
17 Hans Werner Richter und die Gruppe 47, S. 173
18 Hans Werner Richter und die Gruppe 47, S. 173
19 Richter, Toni: Die Gruppe 47 in Bildern und Text, S. 160
20 Hans Werner Richter und die Gruppe 47, S. 174
21 Schwab-Felisch, H.: Nach-Ruf. In: Richter, T.: Die Gruppe 47 in Bildern und Texten. S.169
22 Mayer, H.: Woran starb die Gruppe 47? SZ 21./22.8.71. In: Arnold, H. L.: Die Gruppe 47, S.257
23 Richter, H. W.: Wer war die Gruppe 47? Rundf.manuskript. 4. Teil. S. 5. In: Arnold, H. L.: Die Gruppe 47, S. 257
24 Reich-Ranicki, M: Autoren auf dem Präsentierteller. W 28.10.1959. In: Arnold, H. L.: Die Gruppe 47, S. 258 8
25 Richter-Interview I, S. 20. In: Arnold, H. L.: Die Gruppe 47, S. 261
26 Szczesny, G.: Humanistische Union. In: Walser, M. (Hg.): Die Alternative - oder brauchen wir eine neue Regierung? Reinbek 1961, S. 36. In: Arnold, H. L.: Die Gruppe 47, S. 266
27 Vgl. Schnurre, W.: Das falsche Gleis. In: Walser, M. (Hg.): Die Alternative - oder brauchen wir eine neue Regierung? Reinbek 1961, S. 49. In: Arnold, H. L.: Die Gruppe 47, S. 267
28 Meinhof, U. M.: Gruppe 47. In: k 10/67. In: Arnold: H. L.: Die Gruppe 47, S. 268
29 Richter, H. W. Zit. nach: Andersch, A.: Gruppe 47. Fazit eines Experiments neuer Schriftsteller. Rundf.manuskript. Radio Frankfurt. 26.7.49, S. 7. In: Arnold, H. L.: Die Gruppe 47, S. 270
30 Schnurre, W.: Verlernen die Erzähler das Erzählen? W 31.10.1962. In Arnold, H. L.: Die Gruppe 47, S. 277
31 Jens-Interview, S. 15f. In: Arnold, H. L.: Die Gruppe 47, S. 281
32 Schwab-Felisch, H.: Nach-Ruf. In: Richter, T.: Die Gruppe 47 in Bildern und Texten, S. 169
33 Wiegenstein, R. H.: Unordentliche Erinnerungen. In: Richter, T.: Die Gruppe 47 in Texten und Bildern
Häufig gestellte Fragen zu "Die Auflösung der Gruppe"
Was sind die Hauptgründe für das Ende der Gruppe 47?
Mehrere Gründe trugen zum Ende der Gruppe 47 bei. Dazu gehören die Wandlung von einer literarischen Werkstatt zu einer Institution des Literaturmarktes, persönliche und politische Differenzen innerhalb der Gruppe, literarische Stagnation, das Unvermögen, politischen Widerstand zu leisten, und Konflikte zwischen den Schriftstellergenerationen.
Was geschah auf den Tagungen in Sigtuna (1964) und Princeton (1966)?
Die Tagung in Sigtuna 1964 war durch eine starke Kritik geprägt. Es wurde verstärkt bezweifelt, ob die Kritik noch sachangemessen mit den literarischen Modellen umgehen konnte. Die Tagung in Princeton 1966 wurde durch Peter Handkes Kritik an der "Beschreibungsliteratur" aufgewühlt, was zu Konflikten innerhalb der Gruppe führte.
Was war die Bedeutung der Tagung in der Pulvermühle 1967?
Die Tagung in der Pulvermühle 1967 war von Spannungen geprägt, insbesondere durch eine Demonstration von SDS-Studenten, die die Gruppenmitglieder als unpolitische Dichter kritisierten. Es kam zu Diskussionen über den Umgang mit dem Springer-Verlag und die politische Ausrichtung der Gruppe.
Warum kam es nicht zu der geplanten Tagung in Prag?
Die für September 1968 geplante Tagung in Prag auf Schloss Dobris wurde durch den Einmarsch der Roten Armee im Zuge des Prager Frühlings verhindert.
Wie kam es zum endgültigen Ende der Gruppe 47?
Nach einer Tagung im kleinen Kreis 1972 beschloss Hans Werner Richter, die Gruppe 47 offiziell aufzulösen. Im September 1977 versammelte er die Gruppe in Saulgau, wo Wolfdietrich Schnurre seinen Text "Das Begräbnis" las, mit dem 1947 die Geschichte der Lesungen begonnen hatte. Richter beendete die Tagung mit dem Satz: „Es ist vorbei.“
Wie entwickelte sich die Gruppe 47 von einer literarischen Werkstatt zu einem Literaturmarkt?
Die Gruppe 47 begann als literarische Werkstatt, die sich dem Handwerk des Schreibens widmete und eine neue Literatur der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Mit der Zeit entwickelte sich die Gruppe zu einer Institution des Literaturmarktes, auf dem die Ware Literatur ge- und verkauft wurde. Wirtschaftliche Verwertungsinteressen traten zunehmend in den Vordergrund.
Welche Rolle spielte die Politik in der Auflösung der Gruppe 47?
Die Gruppe 47 hatte anfänglich gemeinsame politische Vorstellungen, die sich in einem spezifischen Antifaschismus und dem Wunsch nach einer besseren Gesellschaft auf der Basis von Sozialismus und Humanismus äußerten. Im Laufe der Zeit kam es jedoch zu politischen Differenzen innerhalb der Gruppe, insbesondere in Bezug auf die Bedeutung des Faschismus, die Wahl der SPD und die Haltung zur Außerparlamentarischen Opposition (APO). Diese politischen Spannungen trugen zur Auflösung der Gruppe bei.
Wie veränderte sich das Selbstverständnis von Literatur innerhalb der Gruppe 47?
Das gemeinsame Interesse an einer neuen deutschen Literatur war ein wichtiger Faktor für den Zusammenhalt der Gruppe 47. Mit der Zeit entstanden jedoch unterschiedliche Verständnisse über die Funktion von Literatur sowie unterschiedliche Verständnisse über die Stellung der Autoren in der Gesellschaft. Ältere Mitglieder kritisierten, dass die jüngeren Schriftsteller unpolitische formale Spielereien betrieben und vor der Realität flohen.
Welche Zitate fassen das Ende der Gruppe 47 zusammen?
Einige Zitate, die das Ende der Gruppe 47 gut zusammenfassen, sind: "Es ist vorbei." (Hans Werner Richter), "Vor dreißig Jahren war sie entstanden... Am 18. September 1977, um die Mittagszeit, hat die Gruppe 47 aufgehört zu existieren." (Hans Schwab-Felisch), "Zum Veteranenverein war sie zu Schade..." (R. H. Wiegenstein), "Noch eines ist hier zu klären: die Gruppe 47 ist nicht elend zugrunde gegangen..." (Hans Werner Richter).
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- Steffi Lüders (Author), 2001, Die Auflösung der Gruppe 47, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100782