Das Ziel dieser Hausarbeit ist es, über die Krankheit Magersucht genauer zu informieren. Hierzu erfolgt eine ausführliche Betrachtung über die Definition der Krankheit sowie ihre Auslöser, Ursachen, Symptomatik und deren Folgen.
Unter dem Begriff der Magersucht versteht man eine psychosomatische Erkrankung, die zur Gruppe der Essstörungen gehört. Charakteristisch für das Krankenbild ist der starke Gewichtsverlust, welcher durch die Vermeidung von Nahrung oder extreme körperliche Aktivität gekennzeichnet ist.
Der medizinische Fachterminus für Magersucht lautet anorexia nervosa. Der Zusatz nervosa weist darauf hin, dass es sich hierbei um eine psychosomatische Krankheit handelt. „Anorexia“ kommt aus dem Griechischen, „anorektein“, und kann mit der Bedeutung der Appetitlosigkeit übersetzt werden.
Gliederung
1. Einleitung
2. Definition
3. Auslöser und Ursachen der Magersucht
3.1 Auslöser der Magersucht
3.2 Einflüsse
3.2 1 biologische Faktoren
3.2.2 familiäre Faktoren
3.2.3 gesellschaftliche Faktoren
4. Symptomatik
5. Folgen
5.1 Psychische Folgen
5.2 Physische Folgen
6. Therapiemöglichkeiten
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
9. Quellenverzeichnis:
12.Anhang
l. Einleitung
„ 4:30 Uhr. Josi wacht auf. Sie friert, hat Schmerzen. Barfuß läuft sie ins Badezimmer. Geht auf die Toilette, dann noch einmal. Sie spuckt ihren Speichel ins Waschbecken. Dreimal. Alles zieht sie aus, auch das Haargummi muss weg. Sie atmet lange aus - die ganze Luft soll raus. Wenn nötig, schneidet sie sich Finger- und Fußnägel. Dann ist es so weit: Rechts neben der Tür, gegenüber vom Trockner steht sie, die Waage. 36 Kilo. “ (SPIEGEL Psychologie: Habla 2016)
So sieht der Alltag von unzähligen Mädchen und Jungen aus. Die Waage fungiert als mächtigstes Instrument und ist zugleich der größte Feind. Die verstärkte Fixierung auf „nur“ eine Zahl - ein paar Pixel auf einem Display - halten Betroffene oft fest im Griff und erschweren ihnen die Bewältigung ihres Alltages. Die Gedanken kreisen ständig um das eigene Körpergewicht, das Aussehen und der ständigen Angst vor einer Gewichtszunahme. (BUNTE: Schneider 2020) Menschen mit der beschriebenen Lebenssituation leiden an der Krankheit „Magersucht“. Eine Krankheit, die uns heutzutage bereits auf mehreren Wegen in den Medien begegnet. So berichten Reportagen, TV - Sendungen und Zeitungsartikel über Menschen, die sich auf nur 35 Kilo abgemagert haben. Auch auf der bekannten Plattform ,Youtube’ lassen sich etliche Videos und Interviews über die Krankheit finden. In diesem Zusammenhang werden einige Ausschnitte aus Interviews, sowie Film und Fernsehen im passenden Kontext Einbettung in dieser Arbeit finden.
Das Ziel dieser Hausarbeit ist es über die Krankheit „Magersucht“ genauer zu informieren. Hierzu erfolgt eine ausführliche Betrachtung über die Definition der Krankheit, sowie deren Auslöser, Ursachen, Symptomatik und deren Folgen. Darüber hinaus wird auf den Einfluss verschiedener Faktoren auf den Krankheitsverlauf eingehen. Zum Abschluss werden noch einige Möglichkeiten von Therapieansätzen dargestellt eingegangen.
2. Definition
Unter dem Begriff der Magersucht versteht man eine psychosomatische Erkrankung, die zur Gruppe der Essstörung gehört. Charakteristisch für das Krankenbild ist der starke Gewichtsverlust, welcher durch die Vermeidung von Nahrung oder extremer körperlicher Aktivität gekennzeichnet ist. Erstmalige Erwähnung fand diese Art von Essstörung im Jahre 1964 durch Richard Morton (vgl. Orbach 1990, S.37). Mit den Arbeiten von Ernest-Charles Lasègue und William Gull wurde die Magersucht im 19. Jahrhundert erstmals medizinisch betrachtet. Der medizinische Fachterminus für Magersucht lautet anorexia nervosa. Der Zusatz nervosa, weist darauf hin, dass es sich hierbei um eine psychosomatische Krankheit handelt. „Anoerxia“ kommt aus dem Griechischen, „anorektein“, und kann mit der Bedeutung der Appetitlosigkeit übersetzen werden. Diese Verständnis ist jedoch kritisch zu betrachten, da in der Fachliteratur sich verstärkt Verweise finden lassen, dass dies nicht kongruent zu dem Krankheitsbild sei. Der deutsche Begriff Magersucht ist in diesem Fall zutreffender (vgl. Gerlinghoff, Backmund 1995, S. 5). Heutzutage wird die Magersucht wie folgt erklärt:
„ Ein gezügeltes Eßverhalten oder eine Diät ist häufig der erste Schritt hin zu einer schließlich völlig rigorosen Nahrungskontrolle und -einschränkung. Eine starke Gewichtsabnahme innerhalb kürzester Zeit (bis zu 20 % des Ausgangsgewichtes) ist keine Seltenheit. Magersüchtige haben eine gestörte Körperwahrnehmung. Sie fühlen sich immer zu dick, selbst bei extremen Untergewicht. [...] Magersüchtige essen stark kontrolliert und oft auch ritualisiert. Sie haben panische Angst vor jeder auch noch so geringen Gewichtszunahme. [...] (Baeck 1994, S. 18f)“
3. Auslöser und Ursachen der Magersucht
3.1 Auslöser der Magersucht
Das Erkennen der Auslöser und Ursachen der Magersucht ist vor allem für Betroffene von immenser Bedeutung. Das erlangte Wissen über den Ursprung der Krankheit kann positive für den Genesungsprozess genutzt werden und somit die gewünschten Verhaltensveränderung zu bewirken. Es gibt jedoch einige verschiedene Faktoren, die dabei eine Rolle spielen und sich gegenseitig beeinflussen. Im Folgenden Abschnitt werden die unterschiedlichen Ursachen dargestellt. Zur Verdeutlichung dient, die unten angeführte Abbildung. Hierbei wird eine
Aufteilung in drei Kategorien mit biologische, familiären und gesellschaftlichen Einflüssen getroffen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Zugriff unter: https://www. bzga-essstoerungen.de/was-sind-essstoerungen/arten/magersucht/?L=0#c821
Wie in Abbildung 1 gut erkennbar, benötigt es einen Auslöser für den Beginn einer Essstörung. Es muss ein Erlebnis sein, dass für den Betroffenen Grund genug darstellt sein Essverhalten zu verändern. Dies kann beispielweise eine ungewollte Gewichtszunahme sein, aber auch emotionale Erlebnisse wie Missbrauch oder Mobbing begünstigen das Ausbrechen der Magersucht.
Bei Gewichtsproblemen beginnen viele Menschen mit dem Start einer Diät, um die neugewonnen Kilos schnell wieder zu verlieren. Nur sind Diäten in diesem Zusammenhang nicht nur ein bekanntes Mittel um Körpergewicht zu reduzieren. Sie können auch ein Auslöser für anorexia nervosa sein. Studien zeigen auf, dass der Hintergrund einer Veränderung im Bewegungs - und Essverhalten in den meisten Fällen dazu dient, „ein vom herrschenden Schlankheitsideal vorgegebenes Wunschgewicht zu erreichen [...]“ (Baeck 1994, S.9). Tritt nach längerem Diät halten oftmals nicht der gewünscht Effekt auf, werden diese meist aus Gründen der Frustration abgebrochen. Einige Mädchen und junge Frauen entscheiden sich anschließend dafür, freiwillig auf Nahrung zu verzichten, greifen auf Abführmittel zurück oder nehmen Appetitzügler ein. Dies scheint der einfachere und schnellere Weg zu sein, um das Gewicht zu reduzieren (vgl. Baeck 1994, S. 9 f.).
3.2 Einflüsse
3.2 1 biologische Faktoren
Die Erforschung des Einflusses der genetischen Komponente auf Essstörungen steckt noch in der Anfangsphase. Dennoch konnte in den letzten Jahren ein steigendes Interesse seitens der Forschung an der Thematik verzeichnet werden. Forscher stellen fest, dass die Wahrscheinlichkeit eine Magersucht zu entwickeln größer bei Menschen mit familiärer Vorbelastung sei, als bei Menschen, denen dieser Faktor nicht gegeben ist. Beispielsweise haben weibliche Angehörige einer anorexie-erkrankten Frau im Vergleich zu Frauen ohne familiäre Krankheitsgeschichte ein etwa 11,4-fach erhöhtes Risiko, ebenfalls an Magersucht zu erkranken. Auch das Ergebnis der Zwillingstudien zeigt auf, dass die biologische Basis das Risiko einer Erkrankung begünstigt. Ist ein Zwilling betroffen, steigt die Wahrscheinlichkeit eines Krankheitsausbruches, für den andere Zwilling, überproportional an. Hierbei stellte man fest, dass der Anteil, der genetischen Faktoren bei der Entstehung der Magersucht zwischen 48 % und 76 % beträgt. Zudem existieren Studien über die Veränderung der Hirnstruktur bei Magersucht (Nolte 2013, S.56f.). Man stelle fest, dass das massive Untergewicht eine Abnahme des Hirnvolumens zur Folge hat. „Dieser Schwund äußert sich ins besonders in einer Verbreitung der Hirnfurchen und einer Vergrößerung der inneren Gehirnkammer [...].“ (Wöckel; Schmidt 2002, S.367), wie aus Abbildung 2 entnommen werden kann.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Die Abbildung zeigt computertomographische Aufnahmen des Gehirns. Links: anorektische Patientin, rechts: unauffälliges Gehirn (Wöckel, Schmidt 2002. S.368)
Sollten die Betroffenen jedoch wieder an Gewicht zunehmen, erreicht das Gehirn meist die ursprüngliche Größe wieder. Man geht von der Annahme aus, dass das Volumen der grauen Substanz bei vielen Patienten/innen weiterhin vermindert bleibt.
Neuropsychologoscher Tests unterstützen die Aussage, über die veränderte Hirnstruktur bei Magersüchtigen. Untersuchungsgegenstand der Testung war die Aktivierung der Hirnregion der Versuchsperson, während der Lösung von Aufgaben. Bei essgestörten Versuchspersonen konnte eine Aktivierung des Belohnungszentrums festgestellt werden, wenn ihnen extrem dünne Körper gezeigt wurden. Dies spricht für die charakteristische Körperbildstörung von betroffenen Menschen. Bei einem weiteren Testverfahren mussten die Probanden bestimmten Zahlen bestimmten Buchstaben zuordnen und während dessen zwischen Buchstaben- und Zahlenreihen wechseln. Hierbei zeigte sich, dass Magersüchtige im Vergleich deutlich mehr Zeit für die Bearbeitung der Aufgaben benötigten als gesunde Probanden. Auch die Fehlerquote war im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich erhöht. Folglich lässt sich sagen, dass es Magersüchtige an kognitiver Flexibilität mangelt.
Anzumerken ist jedoch, dass genetische Einflüsse nicht automatisch zu einer Erkrankung führen. Heutzutage ist man der Annahme, dass erst ein Zusammenspiel verschiedener genetischer Komponenten zu einer Disposition1 führen. (vgl. Zeeck 2008, S.75)
3.2.2 familiäre Faktoren
Für die Entwicklung eines Kindes hat die Familie eine ausschlaggebende Bedeutung. Durch sie wird die Persönlichkeit eines Kindes geprägt. Sie wird als primäre Sozialisationsinstanz des Menschen angesehen. Noch vor wenigen Jahren galt ein in der Familie praktizierter, überfürsorglicher und anti- autoritärerer Erziehungsstil als Hauptursache für Magersucht. Die heutigen Erkenntnisse widersprechen dem. Untersuchungen zeigten, dass nur wenige Anorektiker/innen aus einer „broken - home“2 Situation stammen. Zusätzlich konnte kein stringenter Zusammenhang zwischen der Schwere der Magersucht und den familiären Umständen festgestellt werden. Die meisten Betroffenen kommen aus einer intakten Familie, diese „repräsentieren die sogenannte Bilderbuchfamilie“ (Karen 1990, S.36). Aus diesen Gründen geht man verstärkt von der Annahme aus, dass es die „Essstörungsfamilie“ nicht gibt. Dennoch können bestimmte familieninterne Verhaltensmuster zu psychischen Dysbalancen in der Entwicklung eines Menschen führen. Dies kann bereits im Säuglings- und Kleinkindalter passieren, indem beispielsweise Eltern ihre Kinder nicht nach individuellem Hunger, sondern nach Plan füttern. Die große Angst der Eltern über das Gewicht der Kinder, kann negative Auswirkungen auf das intuitive Hunger - und Sättigungsgefühl haben. Säuglinge lernen somit nicht die Signale des Körpers (z.B Hunger) von emotionalen Zuständen zu trennen. (vgl. Harland, Siegel 1996, S. 40)
In anderen Fällen litt oder leidet ein Elternteil bereits an Magersucht. Hier liegt neben einer genetischen Veranlagung auch eine Förderung der Krankheit vor. Durch stetige Kontrolle des Essverhaltens, sowie der Fixierung auf Sport, Gewicht oder Leistung wird das Krankheitsbild vorgelebt. Aber auch häufige Kommentare über Figur und Gewicht begünstigen im Kindesalter die Entstehung eines negativen Körperbildes. Darüber hinaus wirkt sich ein überstrukturiertes Familienleben auch auf die Entwicklung einer Magersucht aus. Aufgrund des hohen Grades an Zugehörigkeit - und Einheitsgefühl in solchen Familienstrukturen ist das Ausleben der eigenen Bedürfnisse oder Gefühle eines Individuums durch die gegeben Gruppendynamik erschwert. Auch im Punkt Erfahrungen sammeln‘ verzeichnen Mitglieder solcher Familienstrukturen große Defizite. Die Kinder entwickeln dadurch Minderwertigkeitskomplexe und assoziieren das Zeigen von „Sehnsüchten, seelischen Bedürfnissen und Emotionen als Schwäche“. (Gerlinghoff 1996, S.26). Dies führt dazu, dass Übergangsphasen und Einschnitte in der Lebenssituation schwerer verarbeiten werden können.
3.2.3 gesellschaftliche Faktoren
Die Gesellschaft hat enormen Einfluss auf die Menschen. Sie setzt bestimmte Rahmenbedingungen und Normensysteme, die das Zusammenleben von Individuen erleichtern sollen. Leider erfahren in der heutigen Gesellschaft Menschen mit Übergewicht verstärkt Ablehnung. Das in den Medien gezeigte Schönheitsideal vermittelt den Grundsatz ,wer schlank ist, gilt als attraktiv/ Durch das Publizieren dieser Ideale auf Social Media und anderen Plattformen trägt es dazu bei, dass sich junge Mädchen und Frauen mit dem ,Perfektionismus der Werbebranche‘ vergleichen und somit eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper entwickeln. Um diesen Idealen gerecht zu werden, verspüren Betroffene oft Leistungsdruck.
[...]
1 Disposition bedeutet eine Bereitschaft, die im Zusammenspiel mit bestimmten Umgebungsbedingungen zu einer Erkrankung führen kann
2 Situation, in der Eltern getrennt leben oder geschieden sind
- Quote paper
- Anonymous,, 2021, Das Krankheitsbild Magersucht. Auslöser, Folgen und Therapiemöglichkeiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1007720
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