Demokratisierung in England
1.Vor den Wahlrechtsreformen:
- Es gab in England zwar ein Parlament, jedoch war England trotzdem noch keine Demokratie.
- Das Wahlrecht für das Parlament bezog sich nur auf die höher stehenden und besser verdienenden, dies war jedoch nur ein Minimalanteil der Bevölkerung.
- Die Mittel- und die Unterschichten hatten einen gemeinsamen Standpunkt: Sie lehnten die Staatsgesellschaft ab. Dennoch lebten die Stände in ihren Besitzgesellschaften mit den einzelnen Konflikten.
- Nachdem der 7- Jährige Krieg vorbei war (1763), entstanden erste Forderungen nach Reformbewegungen gegen die Aristokratie.
- Laut dieser Bewegung sollten auch die unteren Stände mit in die Wahl einbezogen werden, also eine Parlamentsreform.
- Lange Zeit konnte die Aristokratie diesem Druck standhalten.
- Doch durch die frz. Revolution wurden die Forderungen nach einer solchen Reform noch gestärkt.
- Die Arbeiter streikten oder sabotierten Maschinen, um ihren Unmut zu zeigen.
- Durch die Wirtschaftsflaute (1815) wird der Ruf nach der Reform weiter gestärkt.
- Die ersten Clubs (Parteien) werden gegründet, sie verlangen eine Ausweitung des Wahlrechts.
- 1837 formulierte die ‚Peoples Charter‘ die Forderungen gegen die Aristokratie:
- allgemeines Wahlrecht für Männer.
- Geheime Wahlen
- Gleich große Wahlbezirke
- Jährliche Wahlen
- Somit wurde DEMOKRATISIERUNG gefordert.
- Bis zu diesem Zeitpunkt durften nur die reichen Briten wählen, das waren etwa 5 % der Bevölkerung. Hinzu kam, das man in der städtischen Bevölkerung nur wählen durfte, wenn man das königliche Privileg erhalten hatte, und auf dem Land nur dann, wenn man ein Jahreseinkommen von 40 Schilling hatte.
- Doch auch durch die ungleich eingeteilten Wahlkreise waren keine demokratischen Wahlen möglich. Sogar aus Wahlbezirken ohne wahlberechtigte wurden Menschen ins Parlament „gewählt“.
- Da die Unterschicht in einem sozialen Elend lebte, konnten sie sich kein Urteil über die Politik machen, so dass das neue Wahlrecht sich nur auf die Mittelschicht bezog.
- Nach langen Diskussionen wird die Wahlrechtsreform 1832 angenommen. Diese beinhaltet:
- Die Wahlkreise werden neu eingeteilt.
- Trotzdem waren die Wahlkreise von der Einwohnerzahl her unterschiedlich.
- In den Stadtbezirken dürfen wählen:
- Eigentümer/ Mieter eines Hauses, dessen Miete mind. 10 Pfund betrug.
- Derjenige, der seine Steuern bezahlt hatte.
- In den Landbezirken durften wählen:
- Grundbesitzer mit geerbtem Gut, die ein Einkommen von mind. 40
Schilling pro Jahr netto hatten.
- Grundbesitzer, die ihr Gut gekauft oder unkündbar gepachtet haben, mit einem Einkommen von 10 Pfund pro Jahr.
- Sonstige Pächter mit einem Einkommen von 50 Pfund pro Jahr.
- Damit war die Wahlrechtsreform von 1832 vollendet.
- Als in den 50-er Jahren die Bildung der Bevölkerung zunahm, wurde der Ruf nach einem Wahlrecht für die Unterschicht laut. Der einzige Unterschied zu damals war jedoch, dass sich alle Parteien über diese Reform einig waren.
- Die Reformversuche, das alte Wahlrecht wieder einzuführen scheiterten.
- 1864 wurde im Parlament erklärt, dass jeder einen Anspruch auf Wahlrecht habe, solange er dazu fähig ist.
- 1865 wurde versucht erste Senkungen in den Besitzqualifikationen zu vollziehen, doch das scheiterte an der Niederlage im Parlament.
- Dann ,1867, beschloss man auch Untermieter bzw. Mieter in die Wahlen mit einzubeziehen, wenn ihr Jahreseinkommen höher war als 10 Pfund.
- Bis zu diesem Zeitpunkt war es so, dass die Vermieter die Steuern der Untermieter bezahlten. Als dieses wegfiel, gab es mehr Wahlberechtigte, da auch Untermieter bzw. Mieter ihre Steuern selber bezahlen mussten.
- Nach kurzer Zeit entstanden neue Wahlrechtsbestimmungen:
- Eigentümer oder Mieter durften wählen, wenn sie dort schon mind. 12 Monate gewohnt hatten, oder wenn der Mieter ein Einkommen von 10 Pfund pro Jahr hatte.
- Auf dem Land durfte man wählen, wenn man einen Pachtvertrag über 60 Jahre hatte, oder ein Einkommen von 5 Pfund pro Jahr hatte.
- Somit war die zweit Wahlrechtsreform abgeschlossen.
- Durch die Quantität der Wähler also wurde England auf den Weg zur Demokratie gebracht.
- 1872 wurde eine weitere Forderung von 1832 durchgesetzt: geheime Wahlen.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Text "Demokratisierung in England"?
Der Text behandelt die Demokratisierung Englands, insbesondere im Hinblick auf die Wahlrechtsreformen. Er beschreibt, wie England sich von einem Land, in dem das Wahlrecht auf eine kleine, privilegierte Bevölkerungsgruppe beschränkt war, zu einem Land mit einem allgemeineren Wahlrecht entwickelte.
Wer durfte vor den Wahlrechtsreformen in England wählen?
Vor den Wahlrechtsreformen durften nur die höher stehenden und besser verdienenden Schichten der Bevölkerung wählen, was nur einen kleinen Teil der Bevölkerung ausmachte. Das Wahlrecht war an Besitz und Einkommen gebunden.
Was forderte die 'Peoples Charter' von 1837?
Die 'Peoples Charter' forderte:
- Allgemeines Wahlrecht für Männer
- Geheime Wahlen
- Gleich große Wahlbezirke
- Jährliche Wahlen
Was beinhaltete die Wahlrechtsreform von 1832?
Die Wahlrechtsreform von 1832 beinhaltete:
- Eine Neueinteilung der Wahlkreise.
- Festlegung von Wahlberechtigungen in Stadt- und Landbezirken, abhängig von Besitz, Miete und Einkommen.
Wer durfte nach der Wahlrechtsreform von 1832 in den Stadtbezirken wählen?
In den Stadtbezirken durften Eigentümer/Mieter eines Hauses mit einer Miete von mindestens 10 Pfund und diejenigen, die ihre Steuern bezahlt hatten, wählen.
Wer durfte nach der Wahlrechtsreform von 1832 in den Landbezirken wählen?
In den Landbezirken durften Grundbesitzer mit geerbtem Gut (Einkommen von mind. 40 Schilling pro Jahr netto), Grundbesitzer, die ihr Gut gekauft oder unkündbar gepachtet hatten (Einkommen von 10 Pfund pro Jahr), und sonstige Pächter (Einkommen von 50 Pfund pro Jahr) wählen.
Was änderte sich durch die zweite Wahlrechtsreform (nach 1867)?
Durch die Reform von 1867 wurden auch Untermieter bzw. Mieter in die Wahlen einbezogen, wenn ihr Jahreseinkommen höher war als 10 Pfund. Es gab neue Wahlrechtsbestimmungen bezüglich Wohndauer und Einkommen in Stadt und Land.
Was war das Ergebnis der sukzessiven Wahlrechtsreformen in England?
Durch die sukzessiven Wahlrechtsreformen wurde England auf den Weg zur Demokratie gebracht, indem die Anzahl der Wähler stetig erhöht wurde. Schließlich führte dies zu einem Wahlrecht für Männer und Frauen über 18 Jahren. 1872 wurde die geheime Wahl eingeführt.
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- Matthias Lohse (Author), 2001, Demokratisierung in England, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100755