Jedermann
Autor
1874 in Wien geboren- Sohn eines jüdischen Bankdirektors, Mutter italienische Abstammung er begann während Gymnasialzeit zu schreiben - erlangte frühen Ruhm
Zuerst schrieb er kleine Dramen, setzte mit der Jugendlyrik fort, behandelte nach 1900 antike Tragödienstoffe
Außerdem war er Dramatiker, Lyriker, Erzähler und Essayist
1920 Mitbegründer der Salzburger Festspiele
Hofmannsthal starb am 15.Juli 1929 in Rodaun (Niederösterreich) im Alter von 55 Jahren an einem Herzschlag nach dem Selbstmord seines ältesten Sohnes.
Inhalt
Spielansager tritt hervor. Er erklärt den Charakter des Spieles, das eine Lehre verkünden will. Nach dieser Einleitung wird Gott der Herr auf seinem Thron sichtbar, vor ihm der Tod, neben ihm der Erzengel Michael. Als Gott sieht, dass man ihn auf der Erde nicht mehr schätzt und ihn nicht mehr als Schöpfer und Gebieter ehrt, beschließt er die Menschen durch den Tod wieder an seine Allmacht zu erinnern. Er verurteilt das Trachten der Menschheit auf allein materielle Dinge. Er trägt dem Tod, der als Gestalt erscheint, auf, zu Jedermann zu gehen und ihn vor das göttliche Gericht zu rufen. Jedermann ist ein sehr wohlhabender und angesehener Mann und lebt in einem prunkvollen Haus. Er ist äußerst habsüchtig und geizig.
Eines Tages befiehlt Jedermann dem Hausvogt (Verwalter), er möge ihm Geld bringen, damit er das Grundstück für den Bau eines Lustgartens bezahlen kann, den er seiner Buhlschaft (Mädchen) schenken will. Gerade als er mit seinem Gesellen weggehen will, tritt der arme Nachbar an ihn heran und bittet ihn um eine Geldspende. Jedermann gibt ihm eine Münze und meint, dass dies vollauf genug sei. Der arme Nachbar gibt sich jedoch damit nicht zufrieden und erzählt ihm, dass er all seinen Besitz verloren habe. Er meint, dass es christlich und recht sei, wenn der Reiche wenigstens das Säckchen voll Geld, das er für das Grundstück braucht, mit ihm teile. Doch Jedermann denkt nicht daran. Der arme Nachbar weiß hierauf nichts zu entgegnen, nimmt die Münze und geht. Als Jedermann und sein Geselle weitergehen wollen um das Geschäft durchzuführen, tritt ihnen ein Schuldknecht Jedermanns in den Weg, der ihn bittet den Schuldbrief zu zerreißen um ihm aus seiner Not zu helfen. Jedermann aber kennt kein Erbarmen, doch um dem Klagen der Frau des Schuldners zu entgehen, erklärt er sich bereit, ihr und ihren Kindern Unterkunft und Verköstigung zu gewähren. Nach der Begegnung mit dem Schuldknecht ist Jedermann nicht mehr in der Laune zum Grundstück zu gehen, er bittet den Gesellen ihm den Kaufvertrag dorthin zu bringen. Zusammen mit seiner Buhlschaft geht er auf ein Fest, das für ihn bereitet wurde. Auf dem Fest jedoch fühlt sich Jedermann schwach und elend und hat sonderbare Erscheinungen, u.a. hört er mehrmals seinen Namen rufen und dumpfes Glockenklingen.
Als er sich umblickt, steht ein Mann hinter ihm, der sich als Tod zu erkennen gibt und ihn auffordert sich für den letzten Weg bereit zu machen. Mit einem Male kommen Jedermann sein schlechter Charakter und seine Untaten ins Bewußtsein, er fleht den Tod an ihm doch nur eine kurze Frist zu gewähren, um sich einen Freund suchen zu können, der mit ihm vor Gottes Gericht treten wolle. Der Gesell ist zuerst bereit ihm alle Dienste zu tun, doch als er hört, dass er Jedermann vor das göttliche Gericht begleiten soll weigert er sich und verabschiedet sich eilig. Auch seine beiden Vettern lassen ihn im Stich. Er fühlt sich von allen verlassen, nicht einmal sein Geld kann er in die Ewigkeit mitnehmen. Jedermann ist völlig einsam und der Verzweiflung nahe. Da hört er aus dem Hintergrund eine schwache Stimme, die seinen Namen ruft. Als er sich umwendet, sieht er eine gebrechliche Frau, die ihm sagt, dass sie seine guten Werke sei und ihn gerne ins Jenseits begleiten wolle; sie sei aber zu schwach, da D-Ref Michael Kronreif, 14.12.2000 sie Jedermann immer so vernachlässigt habe. Sie bittet ihre Schwester, den Glauben, um Beistand.
Der Glaube weist Jedermann nun auf die unendliche Barmherzigkeit Gottes hin und rät ihm, die Gnade des Herrn anzurufen und um Vergebung zu flehen. Jedermann ergreift die letzte Hoffnung auf Rettung und versucht nach Jahren der Ungläubigkeit wieder zu Gott zurückzufinden.
Inzwischen kommt der Teufel um die schuldbeladene Seele Jedermanns, deren er sich ganz sicher ist, zu holen und mit ihr zur Hölle zu fahren, doch er muß zu seinem Verdruß sehen, dass sie ihm durch die Gnade Gottes entrissen wurde. Wenig später kommt Jedermann völlig gereinigt zurück und kann mit ruhigem Gewissen in Begleitung des Glaubens und der guten Werke vor Gottes Richterstuhl treten.
Thematik
Materialismus des Menschen
Soziale Verantwortung des Reichen
Gesellschaftliche Stellung des Geldes
Wandlung eines Menschen zum Guten Erlösung
Zeit
Impressionismus (1890-1910)
Dichter erstrebten eine möglichst genaue Wiedergabe persönlicher Eindrücke, Erfassen seelischer Stimmungen, Wiedergabe von Sinneseindrücken.
Stilmittel (Lautmalerei) und das Zurücktreten der äußeren Handlung. Die Sprache bedient sich häufig musikalischer Elemente.
Der Impressionismus ist ein Leben in einer Scheinwelt, eine Flucht vor der Realität.
Entstehungsgeschichte
Vorlage für Jedermann ist das ‚Everyman - Spiel’ (15.Jh.) eines anonymen Dichters - in Englisch verfasst
Max Reinhardt drängte Hofmannsthal, das in England populäre Stück zu überarbeiten.
Hofmannsthal erstellte eine eng mit dem Original verbundene Übersetzung in unregelmäßig gereimten Versen (Paarreim und Kreuzreim).
Später verband Hofmannsthal seine Übersetzung mit einem Spiel gleichen Themas von Hans Sachs (Hecaustus, 16.Jh.).
Andere Quellen: Gebet Dürers und Lieder einiger Minnesänger. Uraufführung 1911 in Berlin - Regie Max Reinhardt.
Eines der bekanntesten Werke Hofmannsthals, vor allem seit es 1920 erstmals vor dem Salzburger Dom und von da an bei allen Salzburger Festspielen in Szene geht.
- Arbeit zitieren
- Michael Kronreif (Autor:in), 2001, Hoffmannsthal, Hugo von - Jedermann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100724
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