GESCHICHTEN AUS DEM WIENER WALD von Ödön von Horváth
Zeit und Ort:
Das VolksstückGeschichten aus dem Wiener Waldspielt hauptsächlich in der Wachau in einem Häuschen am Fuße einer Burgruine, wo Alfreds Mutter und Großmutter wohnen, und in den stillen Straßen des 8. Bezirkes, wo Oskar seine Fleischhauerei und der Zauberkönig seine Puppenklinik hat. Allerdings kommen auch andere Plätze in Wien vor, wie der Wiener Wald, ein möbliertes Zimmer im 18. Bezirk, in welches Alfred und Marianne einziehen, ein kleines Café im 2. Bezirk, der Stephansdom und ein Heuriger. Die Zeit der Handlung ist der Präfaschismus vor dem 2. Weltkrieg.
Wichtige Personen:
Marianne:Sie ist spielt die Hauptrolle und gleichzeitig die leidende Heldin in diesem Drama. In ihrer Naivität verliebt sie sich in den Schwindler Alfred und die geplante Hochzeit mit Oskar kommt nicht zu Stande. Alfred behandelt sie und das Baby sehr schlecht. Erst am gegen Ende des Stückes vergibt ihr ihr Vater, doch das Kind ist mittlerweile gestorben.
Alfred:Er will nichts anderes als eine Liebelei als er sich mit Marianne einlässt, doch sie denkt er meint es ernst mit ihr. Folglich nützt er sie aus, beteuert aber ständig, dass er das nicht geplant hätte und dass sie an allem schuld ist.
Zauberkönig:Er ist Mariannes Vater und als dieser sehr enttäuscht, als er von ihrer Liebe zu Alfred erfährt. Die geplante Hochzeit mit Oskar bricht auseinander und der Zauberkönig will mit seiner Tochter nichts mehr zu tun haben. Erst als das Geschäft beinahe bankrott ist und er durch Mariannes Hilfe wieder gehen kann, verzeiht er ihr.
Oskar:Ihm gehört die Fleischhauerei direkt neben der Puppenklinik des Zauberkönigs. Er ist also Mariannes Nachbar und langjähriger Freund, der sehr darunter leidet als sich die Beziehung auflöst. Trotzdem ist er bereit Marianne nicht aufzugeben, solange sie kein Kind hat.
Inhalt:
Erster Teil:
I. Alfred ist bei seiner Mutter in der Wachau. Sie hörenGeschichten aus dem Wiener Waldvon Johann Strauß und in der Nähe fließt die schöne blaue Donau. Alfreds Freund der Hierlinger Ferdinand und eine Dame mittleren Alters namens Valerie , seine Freundin, sollen bald kommen, um ihn wieder abzuholen. Valerie beschuldigt Alfred, dass er ihr Geld schuldet. Widerwillig gibt er ihr die
27 Schilling. Auch die Großmutter will ihr Geld von Alfred zurück, doch sie erhält es nicht gleich wieder.
II. Im 8. Bezirk hört man ebenfalls das StückGeschichten aus dem Wiener Wald. Oskar steht vor seiner Fleischhauerei und unterhält sich mit dem Rittmeister und Valerie. Marianne verkauft einer Dame in der Puppenklinik Zinnsoldaten und tritt dann ebenfalls vor die Tür. Danach kommt auch der Zauberkönig hinzu, der verzweifelt seine Sockenhalter sucht. Oskar erinnert Marianne, dass am Sonntag die offizielle Verlobung stattfinden wird und dass bereits zu Weihnachten geheiratete werden soll. Etwas später, als Marianne gerade in der Auslage ihres Geschäftes steht und ein Skelett arrangiert, geht Alfred an ihr vorbei, bleibt stehen und betrachtet sie. Marianne erblickt ihn und ist sofort fasziniert von ihm. In dem Moment kommt plötzlich Valerie. Sie redet einige Zeit mit Alfred und sie entschließen sich ihre Beziehung zu beenden.
III. & IV. Am nächsten Sonntag im Wienerwald wollen sich der Zauberkönig, Marianne, Oskar, Valerie, Alfred und einige entfernte Verwandte, darunter auch Erich aus Kassel, einen schönen Tag an der lieblichen Donau machen. Alfred und Marianne kommen ins Gespräch und sie erzählt ihm von ihrer Beziehung zu Oskar. Schon acht Jahre sind sie zusammen, aber wirklich verliebt sei sie nicht.
Dann ergreift der Zauberkönig das Wort und will die Verlobung zwischen Oskar und Marianne verkünden. Alle Anwesenden jubeln, außer Alfred und Marianne. Alfred küsst lange ihre Hand, ohne zu wissen, dass Oskar sie beobachtet. Später beim Schwimmen in der Donau treffen Alfred und Marianne wieder aufeinander. Diesmal sind sie alleine. Alfred nützt die Gelegenheit und küsst sie lange auf den Mund. Marianne ist sofort hin und weg und fragt ihn auch gleich, ob er sie liebt. Plötzlich taucht der Zauberkönig auf. Er ist entsetzt. Kurz darauf tritt Oskar dazu. Marianne gibt Oskar den Verlobungsring zurück und weigert sich ihn zu heiraten. Sie will bei Alfred bleiben.
Zweiter Teil:
I. & II. Während Oskar im 8. Bezirk noch immer an seine Marianne denken muss, wohnt sie in der Zwischenzeit mit Alfred in einem Zimmer im 18. Bezirk. Ein Jahr ist in mittlerweile vergangen und sie haben bereits ein Kind. Alfred versucht auf Marianne einzureden, da er das Kind loswerden will. Er meint, dass es bei seiner Mutter in der Wachau besser aufgehoben sei, doch Marianne will davon nichts hören und erinnert ihn statt dessen, dass sie ihn genau vor einem Jahr das erste Mal in der Auslage gesehen hat.
III. In einem kleinem Café im 2. Bezirk treffen sich Alfred und der Hierlinger Ferdinand. Alfred klagt bei seinem Freund über sein Leid, für welches seine Frau und sein Kind verantwortlich sind. Mittlerweile hat er das Kind schon an die Mutter in der Wachau abgeschoben, doch für Marianne will er auch noch eine Beschäftigung finden. Da sie Interesse an der rhythmischen Gymnastik hat, meint der Hierlinger Ferdinand, dass er ihr eine Arbeit als Tänzerin in einem eleganten Etablissement besorgen könnte.
IV. Der Hierlinger Ferdinand und Marianne sind auf Besuch bei der Baronin, die die Inhaberin des Etablissements ist. Nach einem kurzen Gespräch ist sie bereits eingestellt.
V. Alfred ist bei seiner Mutter in der Wachau auf Besuch. Die Großmutter will schon wieder Geld von ihm zurückhaben, doch sie bekommt es nicht. Sie ist wütend und beschimpft ihn. Sie will ihn außerdem bestechen, indem sie ihm Geld verspricht, wenn er sich von der Marianne trennt. Sie will, dass er einfach nach Frankreich fährt und gibt ihm dafür Geld.
VI. Alfred geht durch die Straßen des 8. Bezirkes und stößt plötzlich auf Valerie. Sie ist anfangs misstrauisch, erzählt ihm aber trotzdem von ihrer Beziehung zu Erich und erkundigt sich auch nach seinem und Mariannes Befinden. Er erzählt ihr, dass es zwischen ihnen aus sei. Er habe vier Wochen in Frankreich verbracht und sie aus den Augen verloren. Nachdem Alfred wieder weg ist bemerkt Valerie Oskar, der das Gespräch belauscht hat. Er erzählt ihr, dass er noch immer bereit wäre, Marianne zu heiraten, wenn sie das Kind nicht hätte.
VII. Marianne ist im Stephansdom um dort zu beichten. Doch auch der Beichtvater beschuldigt sie nur. Zwar bereut Mariannes vieles, was sie getan hat, aber sie bereut nicht, dass sie ein Kind empfangen hat.
Dritter Teil:
I. Der Zauberkönig, Valerie und Erich sitzen im Heurigen. Sie singen und sind lustig. Doch plötzlich fangen Rittmeister, der hinzugekommen war, und Erich zu streiten an. Erich ist sehr wütend und verlässt den Heurigen. Valerie entscheidet sich danach die Beziehung zu ihm zu beenden. Rittmeister hat plötzlich die Idee ins Maxim zu gehen und alle sind begeistert. Auf der Bühne tanzen nackte Mädchen zuTräumereivon Schumann. Auf einer goldenen Kugel steht das Glück auf einem Bein. Das Glück ist ebenfalls eine unbekleidete Frau und heißt Marianne. Als Valerie sie sieht fängt sie zu schreien an und Marianne erschrickt und fällt von der Kugel. Der Zauberkönig sieht seine Tochter und greift sich auf sein Herz. Rittmeister erklärt, dass er unbedingt ins Maxim wollte, damit der Zauberkönig seine Marianne erkennt und sich mit ihr versöhnt, doch das geschieht nicht. Der Zauberkönig erniedrigt seine Tochter. Als Marianne die Gelegenheit nützt und einem Mister hundert Schilling stiehlt, hat der Zauberkönig einen Schlaganfall.
II. Alfred sitzt bei seiner Großmutter draußen in der Wachau. Sie beschimpft ihn wieder einmal, weil er ihr beichtet nie nach Frankreich gefahren zu sein. Sie meint, dass auch er, genauso wie Marianne, bald im Zuchthaus enden wird. Alfred macht sich wieder auf den Heimweg und die Mutter setzt sich zur Großmutter. Sie macht sich Sorgen um den kleinen Bub, der stark hustet und rote Backerl hat. Sie beschuldigt die Großmutter ihn in der Nacht ans offene Fenster gelegt zu haben, doch die Großmutter sagt, sie habe geträumt.
III. Rittmeister und Valerie unterhalten sich vor dem Geschäft. Valerie erzählt ihm, dass Marianne sie besucht hat. Plötzlich treten Oskar und Alfred aus der Fleischhauerei. Sie verstehen sich sehr gut. Alfred will sich mit Valerie versöhnen, doch die weiß nicht einmal wieso. Plötzlich kommt auch noch Marianne dazu. Sie erzählt vom Zuchthause und wie sie dort erniedrigt worden ist. Valerie gelingt es Marianne zu überreden in die Puppenklinik zu gehen, um sich mit ihrem Vater zu versöhnen. IV. In der Wachau streiten sich die Mutter und die Großmutter, wobei die Mutter die Großmutter am Tode des kleinen Leopolds beschuldigt, der an einer Erkältung gestorben ist. Als die Mutter gerade einen Brief an Marianne schreiben will, um ihr die traurige Nachricht mitzuteilen, kommen der Zauberkönig, Oskar, Valerie, Alfred und Marianne. Der Zauberkönig will seinen Enkel sehen. Während Alfred beteuert, wie traurig er ist, versucht Oskar Marianne zu trösten.
Fabel
Geschichten aus dem Wiener Walderzählt von dem Schicksal einer jungen, naiven Frau die sich von ihrem Verlobten trennt, weil sie sich in einen anderen Mann verliebt hat, der sich aber eigentlich auf nichts Ernstes mit ihr einlassen will. Marianne muss bitter für ihren Fehler bezahlen.
Form und Sprache
Geschichten aus dem Wiener Waldist ein Volksstück in drei Teilen. Ödön von Horváth verwendet eine leichtverständliche Sprache, allerdings keinen Wiener Dialekt. Kennzeichnend für ihn ist die knappe Stilisierung, die dichte Atmosphäre, die geschickte Dialogführung und die treffende Menschendarstellung.
Deutung
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in "Geschichten aus dem Wiener Wald" von Ödön von Horváth?
Das Volksstück "Geschichten aus dem Wiener Wald" erzählt die Geschichte von Marianne, einer jungen und naiven Frau, die ihren Verlobten Oskar für den Schwindler Alfred verlässt. Sie muss für ihre Entscheidung teuer bezahlen und erlebt viele Rückschläge.
Wo und wann spielt die Handlung von "Geschichten aus dem Wiener Wald"?
Die Handlung spielt hauptsächlich in der Wachau und im 8. Bezirk in Wien, aber auch an anderen Orten wie dem Wienerwald, einem möblierten Zimmer im 18. Bezirk, einem Café im 2. Bezirk, dem Stephansdom und einem Heurigen. Die Zeit der Handlung ist der Präfaschismus vor dem 2. Weltkrieg.
Wer sind die wichtigsten Personen in dem Stück?
Die wichtigsten Personen sind Marianne, Alfred, der Zauberkönig (Mariannes Vater) und Oskar. Marianne ist die Hauptfigur und leidende Heldin. Alfred ist ein Schwindler, der Marianne ausnutzt. Der Zauberkönig ist Mariannes Vater, der von ihrer Beziehung zu Alfred enttäuscht ist. Oskar ist Mariannes Nachbar und langjähriger Freund, der unter der Trennung leidet.
Was passiert im ersten Teil des Stücks?
Im ersten Teil treffen Alfred und Marianne aufeinander und verlieben sich. Marianne löst ihre Verlobung mit Oskar. Alfred ist in der Wachau bei seiner Mutter. Dort kommt Valerie mit Alfreds Freund Hierlinger Ferdinand. Im 8. Bezirk kommt es zu einem Treffen mit Oskar, Marianne, dem Zauberkönig, dem Rittmeister und Valerie. Alfred und Marianne gestehen sich im Wienerwald ihre Liebe.
Was passiert im zweiten Teil des Stücks?
Marianne und Alfred leben zusammen und haben ein Kind. Alfred versucht, das Kind loszuwerden. Marianne arbeitet als Tänzerin. Alfred besucht seine Mutter in der Wachau. Valerie trifft Alfred und erfährt von der Trennung von Marianne. Marianne beichtet im Stephansdom.
Was passiert im dritten Teil des Stücks?
Der Zauberkönig, Valerie und Erich sind im Heurigen. Valerie beendet die Beziehung zu Erich. Im Maxim sieht der Zauberkönig Marianne als Tänzerin. Alfred ist bei seiner Großmutter in der Wachau. Rittmeister und Valerie treffen Oskar und Alfred. Marianne will sich mit ihrem Vater versöhnen. In der Wachau stirbt Mariannes Kind. Der Zauberkönig trifft Marianne wieder.
Welche Themen werden in "Geschichten aus dem Wiener Wald" behandelt?
Das Stück thematisiert unter anderem Liebe, Verrat, Ausbeutung, Scheinheiligkeit und die Diskrepanz zwischen Schein und Realität. Es kritisiert den Umgang der Menschen miteinander und die Ausnutzung schwacher Persönlichkeiten.
Welche sprachliche Besonderheiten weist das Stück auf?
Ödön von Horváth verwendet eine leichtverständliche Sprache, aber keinen Wiener Dialekt. Kennzeichnend sind die knappe Stilisierung, die dichte Atmosphäre, die geschickte Dialogführung und die treffende Menschendarstellung.
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- Elizabeth Unger (Author), 2001, Horvath, Ödön von - Geschichten aus dem Wienerwald, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100662