Die folgende Arbeit setzt sich mit einigen der Grundbegriffe der sozialwissenschaftlichen Forschung, insbesondere aus dem Bereich der Psychologie auseinander.
Im Detail beinhaltet sie die Gegenüberstellung und Differenzierung zwischen Alltags- und Wissenschaftspsychologie, eine ausgiebige Darstellung der sozialen Ungleichheit und deren Auswirkungen beziehungsweise Folgen sowie die Erklärung des Placeboeffekts samt einem Fallbeispiel.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Aufgabe A1 - Alltags- und Wissenschaftspsychologie
1.1 Begriffserklärung Alltagspsychologie
1.2 Begriffserklärung Wissenschaftspsychologie
1.3 Unterschiede zwischen Alltags- und Wissenschaftspsychologie
1.4 Empirische Untersuchung von Alltagsphänomenen
2. Aufgabe A2- Soziale Ungleichheit
2.1 Begriffserklärung soziale Ungleichheit
2.2 Formen sozialer Ungleichheit
2.2.1 Bildungsungleichheit
2.2.2 Vermögensungleichheit
2.2.3 Gesundheitliche Ungleichheit
2.2.4 ungleicher sozialer Einfluss
3. Aufgabe A3- Placeboeffekt
3.1 Begriffserklärung Placebo
3.2 Erläuterung Placeboeffekt
3.3 Fallbeispiel
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb.1: Vermögensverteilung in Deutschland (2017)
1. Aufgabe A1- Alltags- und Wissenschaftspsychologie
Im Folgenden werden die Begriffe Alltagspsychologie sowie Wissenschaftspsychologie separat erklärt und anschließend gegenübergestellt. Im letzten Unterkapitel dieser Aufgabe wird anhand eines Beispiels dargestellt, wie die Psychologie Alltagsphänomene empirisch untersucht.
1.1 Begriffserklärung Alltagspsychologie
Ganz grundsätzlich lässt sich die Alltagspsychologie als System kulturell tradierter Überzeugungen über menschliches Erleben und Verhalten definieren.1 Dies kann also Überzeugungswissen, Alltagsmythen, Stereotype, Volksweisheiten, Verallgemeinerungen persönlicher Erfahrungen als auch ideologische und weltanschauliche Glaubensgrundsätze beinhalten. Dass dicke Menschen gemütlich sind, Beamte lethargisch bzw. faul sind oder dass sich gleich gern zu gleich gesinnt sind Beispiele solcher Überzeugungen.2 Die Alltagspsychologie, auch Volkspsychologie genannt, ist subjektiv und unsystematisch.3 Die Annahmen und Überzeugungen werden dementsprechend oftmals nicht bewusst reflektiert und sind auch meist empirisch nicht belegt. Trotzdem können solche Annahmen einer empirischen Untersuchung unterzogen werden, um festzustellen, inwieweit sich die vermuteten und spekulierten Zusammenhänge beweisen lassen. Allerdings gilt es zu erwähnen, dass manche Annahmen, wie etwa Verschwörungstheorien, nicht wissenschaftlich und empirisch überprüft werden können.4
Die Alltagspsychologie dient grundsätzlich dazu, sich im Leben zurecht zu finden und eine gewisse Orientierung zu erlangen.5 Durch die Alltagspsychologie wird das grundsätzliche Bedürfnis nach kausalem Determinismus und Erkenntnis im Bezug zu menschlichem Erleben und Verhalten befriedigt. In diesem Zusammenhang lässt sich erwähnen, dass der Mensch als naiver Psychologe zu betrachten ist, der trotz mangelndem Fachwissen ständig darum bemüht ist, menschliches Erleben und Verhalten zu beschreiben und zu erklären.6
1.2 Begriffserklärung Wissenschaftspsychologie
Das Wort Psychologie setzt sich aus den altgriechischen Wörtern „Psyche" (Seele) und „logos" (Kunde) zusammen. Demnach bedeutet Psychologie wörtlich übersetzt Seelenkunde. Praktisch steht hierbei das Beschreiben, Erklären, Vorhersagen und Verändern von menschlichem Erleben und Verhalten im Mittelpunkt. Das Beschreiben beruht hierbei auf wahrnehmbaren Informationen und ist als fundamental für den Forscher bzw. die Forscherin zu betrachten. Zum Erklären werden entweder Korrelationen oder Kausalitäten zwischen verschiedenen Variablen herangezogen. Sowohl die Beobachtung als auch die Erklärung sind Voraussetzung für die Vorhersage. Hierbei geht es darum, mithilfe von Wahrscheinlichkeiten menschliches Erleben und Verhalten vorherzusagen. Das Verändern hingegen ist als praktischer Teil zu betrachten, bei dem aktiv versucht wird, das Erleben und Verhalten, z.B. mithilfe einer Psychotherapie oder im wirtschaftspsychologischen Bereich mittels einer Strukturänderung innerhalb eines Unternehmens, zu verändern. Die Psychologie versteht sich als empirische Wissenschaft, weswegen diverse Erkenntnisse und Schlussfolgerungen auf Beweisen und Belegen beruhen, die mittels wissenschaftlichen Methoden gewonnen wurden. Diese Belege müssen hierbei, bevor sie als solche veröffentlicht und für andere Wissenschaftler zugänglich gemacht werden einen allgemeinen Forschungsprozess durchlaufen, bei dem zunächst eine Fragstellung in eine theoretische Annahme und folglich eine Hypothese formuliert wird. Anschließend findet eine Datenerhebung mittels wissenschaftlichen Methoden statt, um die Hypothese zu überprüfen. Die Ergebnisse werden entsprechend kritisch diskutiert bevor eine fundierte Schlussfolgerung möglich ist. Die anfängliche Hypothese wird dabei meist falsifiziert bzw. verworfen oder verifiziert bzw. bestätigt. Die Wissenschaftspsychologie geht demzufolge objektiv und systematisch vor.7 Deswegen werden auch die entsprechenden Forschungsgütekriterien Validität, Objektivität und Reliabilität erfüllt. Die Psychologie ist als Wissenschaft bereichsübergreifend und beinhaltet geisteswissenschaftliche, naturwissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Aspekte.8
1.3 Unterschiede zwischen Alltags- und Wissenschaftspsychologie
Ein ganz fundamentaler Unterschied zwischen Alltags- und Wissenschaftspsychologie besteht darin, dass die Alltagspsychologie subjektiv und unsystematisch ist wohingegen die Wissenschaftspsychologie als objektiv und systematisch zu betrachten ist. Dies liegt daran, dass die vorliegenden Daten und Erkenntnisse der Wissenschaftspsychologie im Gegensatz zur Alltagspsychologe empirisch gesichert sind.9 Dementsprechend erfüllen die Daten und Erkenntnisse der Wissenschaftspsychologie meist auch die Forschungsgütekriterien. Das heißt, dass die Erkenntnisse der Wissenschaftspsychologie den typischen Forschungsprozess durchlaufen haben und dementsprechend gültig, objektiv und wiederholbar sind.10 Allerdings gilt es hierbei auch zu erwähnen, dass nicht alle Erkenntnisse und vorliegenden Daten gleich valide, objektiv und reliabel sind, sondern hierbei auch Unterschiede in der Ausprägung dieser Forschungskriterien bestehen.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass Erkenntnisse der Wissenschaftspsychologie primär für Wissenschaftler bzw. Psychologen zugänglich und verständlich sind während alltagspsychologische Überzeugungen für die Allgemeinbevölkerung verständlich sind. Dies liegt daran, dass aufgrund der Komplexität von diversen wissenschaftspsychologischen Erkenntnissen, Kausalitäten und Zusammenhängen ein breites Wissen vorausgesetzt wird, um diese in vollem Umfang zu verstehen. In diesem Kontext ist festzustellen, dass trotzdem ein Trend zu beobachten ist, bei dem wissenschaftliche Erkenntnisse (der Psychologie) in den Medien simplifiziert dargestellt werden, um so z.B. politische und gesellschaftliche Diskussionen anzuregen. Da viele Daten dem breiten Publikum aufgrund der Komplexität kaum vermittelbar sind, werden die Erkenntnisse vereinfacht und verzerrt dargestellt. Dies wird den wissenschaftlichen Ansprüchen nicht gerecht.11
1.4 Empirische Untersuchung von Alltagsphänomenen
Der Sozialpsychologe David Myers hat sich dem Alltagsphänomen bzw. der kulturell tradierten Überzeugung und Hypothese, dass nette Menschen auch gleichzeitig hilfsbereit sind gewidmet. Er konnte in mehreren Studien empirisch belegen, dass eine Korrelation zwischen positiver Stimmung und prosozialem Verhalten besteht. Unter anderem konstruierte er ein Feldexperiment, bei dem Forscher die Münzfächer in einer Telefonzelle so präparierten, dass die Menschen, die in die Telefonzelle gingen, um zu telefonieren, Geld erhielten anstatt Geld auszugeben. Die meisten Menschen freuten sich über diesen plötzlichen Geldsegen. In unmittelbarer Nähe der Telefonzelle wurde ein Bettler positioniert, der um Almosen bat. Es ließ sich beobachten, dass von den Menschen, die in der Telefonzelle Geld geschenkt bekommen haben wesentlich mehr dazu bereit waren, dem Bettler ein Teil des Geldes abzugeben im Vergleich zu den Menschen, die in der Telefonzelle kein Geld geschenkt bekommen haben. Der Hintergrund und die Erklärung hierbei ist, dass je mehr ein Mensch mit sich und seinem Leben zufrieden und glücklich ist, desto empathischer ist er und desto mehr färbt sich das auf das Umfeld ab. Die anfängliche Hypothese, welche aus der Allgemeinpsychologie entstand konnte also empirisch belegt und entsprechend verifiziert werden. David Myers nannte dieses Phänomen das „feel- good- do- good- phänomen".12
2. Aufgabe A2- Soziale Ungleichheit
Im Folgenden wird zunächst der Begriff soziale Ungleichheit erklärt. Anschließend werden diverse Formen der sozialen Ungleichheit dargestellt.
2.1 Begriffserklärung soziale Ungleichheit
Es finden sich in der Soziologie verschiedene Definitionen von sozialer Ungleichheit. Die folgende Begriffserklärung lehnt sich aus pragmatischen Gründen an Hradil an. Demnach meint der Begriff „soziale Ungleichheit", dass die Ressourcenausstattung und die Lebensbedingungen von Menschen in einer Gesellschaft aufgrund verschiedener Positionen in gesellschaftlichen Gefügen nicht gleich sind.13 Hierbei sind unter der Ressourcenausstattung individuelle und vor allem soziale Merkmale eines Individuums zu verstehen. Beispiele für individuelle Merkmale sind die Körpergröße, das Gewicht, die Haarfarbe, das Alter oder das Geschlecht. Soziale Merkmale hingegen sind im menschlichen Zusammenleben begründet und wären beispielsweise der Bildungsgrad, das Vermögen oder Einkommen. Unter den Lebensbedingungen hingegen sind z.B. der Wohnort oder die Wohnverhältnisse zu verstehen. Soziale Ungleichheit als normativer Begriff impliziert in der Soziologie durchaus eine Gesellschaftskritik. Trotzdem wird die soziale Ungleichheit nochmals von dem stark bewertenden Begriff „soziale Ungerechtigkeit" aber auch von dem neutralen Begriff „soziale Differenzierung" getrennt. Außerdem wird, trotz bestehender Zusammenhänge, die soziale Ungleichheit auch von dem Begriff „Chancenungleichheit" getrennt.14
2.2 Formen sozialer Ungleichheit
Zunächst lässt sich feststellen, dass ungleiche Lebens- und Berufschancen, ungleiche Verteilung sozialer Macht, ungleiche Handlungsspielräume sowie die ungleiche Verteilung von materiellen und immateriellen Gütern in der Soziologie als wesentliche Bezugsebenen bzw. Formen der sozialen Ungleichheit zu betrachten sind.15 Die spezifischen Formen der sozialen Ungleichheit, welche in den folgenden Unterkapiteln dargestellt werden, lassen sich dementsprechend diesen Hauptformen bzw. Bezugsebenen zuordnen. Es gilt zu erwähnen, dass trotz separater Darstellungen der jeweiligen Formen wechselseitige Zusammenhänge bestehen können.
2.2.1 Bildungsungleichheit
Als Bildungsungleichheit werden Unterschiede im Bildungsverhalten und den erzielten Bildungsabschlüssen von Kindern bezeichnet, die in unterschiedlichen sozialen Bedingungen und familiären Kontexten aufwachsen.16 Das bedeutet, dass die Ressourcenausstattung sowie die Lebensverhältnisse eines Individuums und dessen Familie als Faktoren zu betrachten sind, welche das Bildungsverhalten und den Bildungsabschluss maßgeblich beeinflussen. Nach Pierre Bourdieu setzt sich die soziale Ungleichheit über das Bildungssystem fort, indem die jeweiligen Familien ihre Privilegien, also das ökonomische, kulturelle und soziale Kapital, weitergeben.17 Da Bildung neben der Selektionsfunktion, also der Auslese für den Arbeitsmarkt, auch eine Platzierungsfunktion besitzt, wird also letztendlich der soziale Status, welcher oftmals einen bestimmten Bildungsabschluss voraussetzt, durch die familiären Gegebenheiten beeinflusst. Infolgedessen wird auch die vertikale soziale Mobilität eingeschränkt, da Individuen aus unteren sozialen Schichten es meist schwerer haben in eine höhere soziale Schicht aufzusteigen.18 In diesem Kontext lässt sich erwähnen, dass bei Menschen, die einen akademischen Bildungsgrad erreicht haben, oftmals mindestens ein Elternteil auch über einen akademischen Bildungsgrad verfügt. Die Anzahl der Akademiker, bei denen mindestens ein Elternteil über einen akademischen Grad verfügt ist signifikant höher als die Anzahl der Akademiker, bei denen kein Elternteil einen akademischen Grad besitzt.19 Dies liegt vermutlich daran, dass die Relevanz der Bildung und der Bildungszugang in Familien, bei denen mindestens ein Elternteil Akademiker ist, höher ist. Auch verfügen solche Familien oftmals über höhere materielle Gegebenheiten und entsprechende Ressourcen, sodass die Bildung des Kindes auch finanziell, etwa durch Nachhilfe oder private Bildungseinrichtungen, besser unterstützt werden kann. Diese mögliche Erklärung, warum Akademiker oftmals aus Akademikerfamilien stammen, lehnt sich an Pierre Bourdieus Theorie an.
[...]
1 Vgl. Asendorpf (2007), S.2
2 Vgl. Arenberg et. al (2015), S.14
3 Vgl. Tondelli (2005), S.26f.
4 Vgl. Arenberg et. al (2015), S.13
5 Vgl. Tondelli (2005), S.26f.
6 Vgl. Jonas et. al (2014), S.72
7 Vgl. Arenberg et. al. (2015), S.17ff.
8 Vgl. Mühlfelder (2017), S.9
9 Vgl. Arenberg et. al. (2015), S.15ff.
10 Vgl. Tondelli (2005), S.26f.
11 Vgl. Arenberg et. al. (2015), S.15
12 Vgl. Mai, Rettig (2012), o.S.
13 Vgl. Hradil (2001), S.27ff.
14 Vgl. Arenberg (2016), S.43
15 Vgl. Arenberg (2016), S.45
16 Vgl. Müller, Haun (1994), S.3
17 Vgl. Westerhoff (2010), S.5ff.
18 Vgl. Arenberg (2016), S.50
19 Vgl. Machnyk (2012), S.4ff.
- Quote paper
- Anonymous,, 2021, Sozialwissenschaftliche Grundlagen. Alltags- und Wissenschaftspsychologie, soziale Ungerechtigkeit und Placebo-Effekt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1006594
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