Was steckt wirklich hinter dem Schleier der Wohltätigkeit? Dieses Buch enthüllt die komplexen und oft widersprüchlichen Motive, die die Entwicklungshilfe bestimmen. Es beleuchtet, wie historische Schuldgefühle, außenpolitische Interessen, Sicherheitserwägungen und wirtschaftliche Eigeninteressen der Geberländer ineinandergreifen und die tatsächliche Wirkung der Hilfe beeinflussen. Von der Kolonialzeit bis zur modernen Flüchtlingsproblematik analysiert der Autor die vielfältigen Beweggründe, die hinter vermeintlich altruistischen Handlungen stehen. Dabei werden sowohl die privaten als auch die öffentlichen Akteure der Entwicklungshilfe unter die Lupe genommen und ihre jeweiligen Strategien und Ziele kritisch hinterfragt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der gerechten Verteilung der Mittel und der Frage, inwieweit die Hilfe tatsächlich die Bedürftigen erreicht. Das Buch untersucht die verschiedenen Arten der Entwicklungszusammenarbeit, von bilateralen Abkommen bis hin zu multilateralen Organisationen wie der Weltbank und den Vereinten Nationen, und bewertet ihre jeweiligen Vor- und Nachteile. Es zeigt, wie politische Bedingungen, bürokratische Hürden und die Verflechtung mit den Interessen der Geberländer die Effektivität der Entwicklungshilfe oft untergraben. Abschließend wird eine kritische Bilanz gezogen und nach Wegen zu einer gerechteren und wirksameren globalen Strukturpolitik gesucht, die echte Entwicklungspartnerschaften fördert und die langfristigen Bedürfnisse der Empfängerländer in den Mittelpunkt stellt. Ein unverzichtbares Buch für alle, die sich für die Mechanismen der internationalen Politik und die Herausforderungen der globalen Gerechtigkeit interessieren. Es werden die Schlüsselthemen internationale Beziehungen, globale Politik, Entwicklungsökonomie, Armutsbekämpfung, Nord-Süd-Beziehungen, Menschenrechte, humanitäre Hilfe, Good Governance, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit behandelt. Die Analyse ist relevant für Politiker, Ökonomen, Entwicklungshelfer, Studierende und alle engagierten Weltbürger, die sich ein differenziertes Bild von den komplexen Zusammenhängen der Entwicklungshilfe machen wollen. Es bietet einen tiefen Einblick in die Realitäten der Entwicklungszusammenarbeit und fordert dazu auf, über neue Wege der globalen Solidarität nachzudenken.
Motive für Entwicklungshilfe
1. historisches Motiv:
Wiedergutmachungsleistung für koloniale Ausbeutung
→neue Form von Abhängigkeit
→„gute“ Beziehungen
2. außen- und militärpolitische Interessen
Einbindung von Entwicklungsländern in Bündnissystem (Ost-West-Konflikt)
3. Sicherheitsmotiv:
3.1 ökologisches Motiv: Schutz der globalen Umwelt (Klimaschutz)
EL: Regenwälder ↔ IL: CO2-Ausstoß
Bodenerosion →keine Ernte
3.2 Flüchtlingsproblem: Risikominderung und Konfliktentschärfung →friedliche Zukunft der „Einen Welt“
4. Ökonomische Motive:
Arbeitsplatzsicherung durch Exporte in die Dritte Welt Sicherung der Rohstoffversorgung
Produktivitätsgewinne aus einer verstärkten Arbeitsteilung
5. Motiv der internationale Solidarität (moralische Perspektive): internationale Sozial- oder Umverteilungspolitik
6. direkter „Eigennutz“
Problem: Bestimmung und Vermittlung des Eigeninteresses
Entwicklungshilfe dient dem Erhalt guter Beziehungen
Mischung von Motiven; Ziel der Entwicklungsförderung hängt von kurzfristigen außen- oder wirtschaftspolitischen Eigeninteressen des Geberlandes ab (z.B. Zuwanderungsprobleme, Arbeitsplatzsicherung).
Definitionen für Entwicklungshilfe
1. Privat:
Geberländer haben Interesse ihre Hilfe möglichst groß erscheinen zu lassen einheitliche Bewertungskriterien durch DAC (Entwicklungshilfeausschuss der OECD) bewertet werden öffentliche und private Mittel als Marktkonditionen oder Zuschüsse
1.1 geschäftlich motivierte Privatinvestitionen oder Kredite
abhängig von Rahmenbedingungen des Entwicklungslandes für ausländische Privatinvestoren (z.B. Joint ventures vermeiden durch Beteiligungskapital Rückzahlungen und somit Verschuldungen)
1.2 private Finanztransfers
Direktinvestitionen (Problem: starke Schwankungen und Konzentration auf „starke“ Entwicklungsländer) Öffentliche Entwicklungshilfe
2. Öffentlich
öffentliche Entwicklungshilfe: öffentliche Leistungen, die auf Entwicklungsförderung orientiert sind (Zielgröße wurde vorgegeben (0,7 % des BSP/Jahr), jedoch nicht eingehalten und auf Grund von Haushaltsdefiziten sogar weiter abgebaut →Zeichen für Ignoranz; USA: wenigste Hilfe);
Gerechte Mittelverteilung
Entwicklungshilfe soll nach Bedürftigkeit gerecht auf Empfängerländer verteilt werden finanzielle Begünstigung der LLDC; Verzicht auf Rückzahlung früherer Kredite zur Bekämpfung des Verschuldungsproblems
Hilfe bedingt durch außen- und sicherheitspolitische, wirtschaftliche und traditionelle Beziehungen der Geberländer
Völkerrechtlicher Grundsatz: alle Länder sind gleich
- 20/20-Vorschlag
Entwicklungshilfe für Bedürftige in den Entwicklungsländern freiwillige, bilaterale Grundlage interessierte Industrie- und Entwicklungsländer
20% der Entwicklungshilfe (IL) und 20% des Haushalts (EL) für soziale Grunddienste
Arten der Entwicklung
1. Öffentlich - privat
öffentliche Hilfe überwiegt quantitativ; Gebot der Nicht-Einmischung in innere Angelegenheiten anderer Staaten privat (z.B. Spenden →Kirche); Partnerorganisationen in EL →bessere Erreichbarkeit von Randgruppen
Nachteil:
Geberländer verlangen oft von EL benötigte Maschinen aus Geberland zu kaufen (→gebundene E-Hilfe)
2. Bilateral - multilateral
2.1 bilateral: zweiseitig zwischen IL und EL
2.2 multilateral: über internationale Organisationen; Kernstück der EU-Entwicklungshilfe sind Verträge von Lomé mit 70 AKP Ländern(z.Z. Lomé IV)
→breit angelegte Zusammenarbeit mit Handelsvereinbarungen (Zugang für AKP zu EU- Markt) und Institutionalisierung (gemeinsamer Ministerrat, paritätische parlamentarische Versammlung)
→STABEX: bei Ausfuhrerlössenkungen bei Agrarrohstoffen Ausgleichzahlungen an AKP Bsp. für multilaterale Zusammenarbeit:
- Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP)
- Weltbank (nimmt Kredite an internationalen Kapitalmärkten auf und vergibt sie zu „harten“ Konditionen zu Entwicklungszwecken weiter)
International Development Association (IDA): zinslose Kredite
- regionale Entwicklungsbanken
Vorteile:
- weniger an Interessen der Geberländer orientiert (im vgl. zu bilateral) →Ausrichtung auf Wirksamkeit
- internationale Organisationen haben bessere Möglichkeit auf entwicklungsfördernde Bedingungen zu drängen (z.B. innere Reformen)
Nachteile:
- stärkere Bürokratisierung
- Ineffizienz
- einseitige Kontrolle durch Geberländer →bilateral von Geberländern bevorzugt
3. bedingungslos - konditional
4. Projekt- und Programmhilfe
5. Finanzielle und technische Zusammenarbeit
Kritische Bilanz
Entwicklungspartnerschaften
Häufig gestellte Fragen
Was sind die Motive für Entwicklungshilfe?
Die Motive für Entwicklungshilfe sind vielfältig und umfassen:
- Historische Motive: Wiedergutmachung für koloniale Ausbeutung.
- Außen- und militärpolitische Interessen: Einbindung von Entwicklungsländern in Bündnissysteme.
- Sicherheitsmotive: Schutz der globalen Umwelt (ökologisches Motiv) und Risikominderung von Flüchtlingsproblemen.
- Ökonomische Motive: Arbeitsplatzsicherung durch Exporte, Sicherung der Rohstoffversorgung und Produktivitätsgewinne.
- Internationale Solidarität: Moralische Perspektive der internationalen Sozial- oder Umverteilungspolitik.
- Direkter Eigennutz: Erhalt guter Beziehungen.
Wie werden Definitionen für Entwicklungshilfe unterschieden?
Entwicklungshilfe kann in private und öffentliche unterteilt werden:
- Privat: Geschäftlich motivierte Privatinvestitionen oder Kredite und private Finanztransfers.
- Öffentlich: Leistungen, die auf Entwicklungsförderung orientiert sind.
Wie soll Entwicklungshilfe gerecht verteilt werden?
Entwicklungshilfe soll nach Bedürftigkeit gerecht auf Empfängerländer verteilt werden, insbesondere LLDCs (Least Developed Countries) sollen finanziell begünstigt werden. Es wird auch der Verzicht auf Rückzahlung früherer Kredite zur Bekämpfung des Verschuldungsproblems gefordert.
Was ist der 20/20-Vorschlag?
Der 20/20-Vorschlag sieht vor, dass 20% der Entwicklungshilfe (IL) und 20% des Haushalts (EL) für soziale Grunddienste verwendet werden sollen.
Welche Arten der Entwicklungshilfe gibt es?
Es gibt verschiedene Arten der Entwicklungshilfe:
- Öffentlich - privat
- Bilateral - multilateral
- Bedingungslos - konditional
- Projekt- und Programmhilfe
- Finanzielle und technische Zusammenarbeit
Was sind die Vor- und Nachteile der multilateralen Entwicklungshilfe?
Vorteile:
- Weniger an Interessen der Geberländer orientiert.
- Bessere Möglichkeit auf entwicklungsfördernde Bedingungen zu drängen.
Nachteile:
- Stärkere Bürokratisierung.
- Ineffizienz.
- Einseitige Kontrolle durch Geberländer.
Was ist die Problematik der Entwicklungshilfe?
Geberländer verlangen oft von Entwicklungsländern, benötigte Maschinen aus dem Geberland zu kaufen (gebundene E-Hilfe).
Was sind STABEX im Rahmen der Lomé-Verträge?
STABEX sind Ausgleichszahlungen an AKP-Länder bei Ausfuhrerlössenkungen bei Agrarrohstoffen im Rahmen der Lomé-Verträge.
Was sind UNDP und Weltbank?
UNDP ist das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen. Die Weltbank nimmt Kredite an internationalen Kapitalmärkten auf und vergibt sie zu Entwicklungszwecken weiter. IDA (International Development Association) vergibt zinslose Kredite.
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- Anonym (Author), 2001, Entwicklungshilfe und entwicklungspolitische Zusammenarbeit - Motive für Entwicklungshilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100607