Emil Nolde - einer der Hauptmeister des Expressionismus
Lebenslauf:
Emil Hansen wurde am 07.08.1867 in Nolde bei Tondern (Nordschleswig, Dänemark) geboren. Er war der Sohn des Hufschmiedes Niels Hansen. Emil war das sechste von sieben Kindern, wovon zwei (ein Bruder und eine Schwester) schon in jüngeren Jahren starben.
Sein Heimatdorf Nolde liegt im deutsch-dänischen Grenzgebiet und bestand aus fünf Bauernhöfen mit 68 Einwohnern. Später - amtlich am 22.04.1904 - nahm Emil Hansen den Namen seines Heimatdorfes an.
Noldes Kindheit war geprägt durch das abgeschiedene Leben auf dem Lande und die enge Verbundenheit mit der Natur.
Nolde begann seine Arbeit in Flensburg mit einer Ausbildung als Holzbildhauer. Das Stadtleben erweiterte seinen Horizont erheblich. Nebenbei besuchte er den Unterricht im gewerblichen Zeichnen und fing mit Interesse an, das Kunstleben seiner Zeit zu verfolgen. Sein Erfolg begann schließlich 1885 mit dem Ehrenzeugnis, welches er für die Zeichnung eines Ahornblattes erhielt.
Er war häufig innerhalb Europas unterwegs. In den Jahren 1888-1891 lebte er in München, Karlsruhe und Berlin. Nach seiner Tätigkeit als Lehrer an der Kunstgewerbeschule in St. Gallen (1892-1898) machte er 1898-1899 seine Ausbildung zum Maler.
Das Jahr darauf verbrachte er in Paris und wurde mit anderen Künstlern seiner Zeit (sowohl Impressionisten als auch Expressionisten) konfrontiert. 1906-1908 war Nolde Mitglied der expressionistischen Künstlergruppe "Die Brücke", deren Mitglieder ihn aufgrund seines ausdrucksvollen "Sturmes von Farben" hochschätzten.
Später mieteten sich Nolde und seine Frau, die dänische Schauspielerin und Musikerin Ada Vilstrup, ein Fischerhaus in Alsen und außerdem ein Atelier in Bedin. Er reiste auch in den folgenden Jahren viel; so unternahm Nolde z.B. 1913/1914 eine Weltreise (Sibirien, Ostasien, Südsee), an der er als ethnographischer Zeichner teilnahm.
Nach der Reise kehrte Emil Nolde wieder in seine Heimat zurück: Er zog nach Utenwarf an die Westküste Nordschleswigs. 1936 erwarb er dann seinen Hof in Seebüll.
15 Jahre vor Noldes Tod erhielt der Künstler im Jahre 1941, zur Zeit der Nazis, Malverbot, da einige seiner Bilder als "entartet" beschlagnahmt worden waren. Besonders von da an entstanden die "ungemalten Bilder": etwa 1300 Aquarelle, zum Teil auf kleinstem Format, die seinen Ruhm als Aquarellmaler begründeten und deren Motive er später in seiner Ölmalerei übernahm.
Emil Nolde starb am 13.04.1956 in seinem Haus in Seebüll (heute zu Neukirchen, Kreis Nordfriesland).
Schaffensprinzip:
Nolde war dem Impressionismus und dessen Künstlern schon immer sehr fern. Er ist eine typischer Expressionist. In seinen Bildern ist die Leuchtkraft der Farben durch scharfe Kontraste gesteigert. Die innige Naturverbundenheit Noldes wird in seinen zahlreichen Landschafts- und Blumenbildern deutlich. Nolde hatte einen Sinn für das spukhaft Dämonische, das sich manchmal mit dem Exotischen verbindet. Dieser Sinn spiegelt sich in seinen Personen-Bildern sehr gut wieder, denn diese fertigte er mit vielen dunklen Farben an. Noldes Porträts zeigen seinen starken Einfluss von Vincent van Gogh, Edvard Munch und James Ensor.
Häufig malte er Bilder von der Landschaft seiner Gegend, meistens Aquarelle. Aber Nolde erstellte auch viele Skizzen, Radierungen, Kohlezeichnungen, Tusch- und Federzeichnungen und vor allen Dingen Bilder mit Öl auf Leinwand. Diese gestaltete er oftmals mit kontrastreichen Farben. Große zusammenhängende Flächen sollten den Kontrast noch verstärken.
Von seinen Reisen brachte Nolde viele seiner Ideen mit, oder malte seine Bilder dort. Er setzte für verschiedene Motive oder Landschaftsbilder, die er malen wollte, ganz unterschiedliche Papiere ein. So benutzte er für eine Schneelandschaft ein festes nichtsaugendes Papier, dessen Weiße größtenteils stehenblieb. Er malte über schmutzigem Schnee eine aufgehende Sonne und Bäume, die algenartig zum Himmel hinaufragen.
Emil Nolde wollte stets das ganze Bild auf ein Mal erstellen, er wollte nie längere Zeit n damit verbrauchen, das Bild einzuteilen. In seinen mit intensiv leuchtenden Farben gemalten Blumen-Stillleben und Landschaftsbildern erschloss er der Aquarelltechnik neue Darstellungsmöglichkeiten.
Wichtige Stationen für Noldes künstlerische und menschliche Entwicklung sind untrennbar mit dem Meer verbunden. Zwei dieser Stationen sind Lildstrand an der Nordküste Jütlands und die Hallig Hooge. Hier erlebte Nolde die Kräfte der Natur und das Verwischen der Grenzen. Meer und Himmel - es kommt zu ständigem Wechsel, zur Vermischung, klare Grenzziehungen sind nicht möglich. Das Erlebnis der Natur als Urkraft in der Beziehung zu den Menschen spiegelt sich in Noldes Kunst unmittelbar wieder, er erlebte neue Harmonien, die mit den alten Schönheitsbegriffen und ihrer Anwendung in der Kunst nichts mehr gemein hatten. Betrachtet man Noldes Werke, insbesondere die Aquarelle, die ihm immer auch als Vorlage für die Ölgemälde dienten, darüber hinaus aber ein vielleicht sogar von ihm selbst unterschätztes künstlerisches Eigenleben führen, wird dies deutlich. Nicht mehr die Form ist bestimmend, sondern die Farbe als eigenständiger Wert. "Farbe ist Kraft. Farbe ist Leben. Nur starke Harmonien sind gewichtig." Nolde bekannte sich zum Eigenleben der Farbe, die nicht mehr Transport für den Gehalt des Bildes, sondern dessen eigentlicher Inhalt wird. Gerade in den Aquarellen fließen die Farben frei über jede Form hinaus, die Grenzverwischung wird deutlich, Himmel, Meer, Mensch sind nicht durch eine klare Linienführung voneinander getrennt. Die Farbe dient nicht der Illustration, sie ist die Substanz des Bildes, eine Auffassung, die sicherlich selbst im progressiven Kreis der Expressionisten radikal war.
Damit erlangt natürlich auch der eigentliche Akt des Malens eine neue Bedeutung, die Verwischung der Grenzen geht weiter, "bis Farben, Pinsel, Bild und Maler alles eins zu sein scheinen".
- Arbeit zitieren
- Manuel K. (Autor:in), 2000, Emil Nolde - einer der Hauptmeister des Expressionismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100524