In einer Zeit des Umbruchs, geprägt von revolutionären Ideen und napoleonischer Herrschaft, entstand in Deutschland eine Sehnsucht nach Einheit und nationaler Identität: die Romantik. Dieses Buch entführt Sie in eine Epoche, in der politische und historische Ereignisse die künstlerische und literarische Welt tiefgreifend beeinflussten. Erleben Sie, wie die Französische Revolution und Napoleons Aufstieg das Heilige Römische Reich Deutscher Nation erschütterten und zu tiefgreifenden Reformen in Preußen führten. Entdecken Sie die Rolle von Schlüsselfiguren wie Freiherr vom Stein, von Hardenberg und General von Scharnhorst, die mit ihren Reformen den Grundstein für ein neues Deutschland legten. Verfolgen Sie den Widerstand gegen die napoleonische Fremdherrschaft, der im Freiheitskampf von 1813-1815 gipfelte, und die Enttäuschung über die Ergebnisse des Wiener Kongresses, der die Hoffnungen auf einen geeinten deutschen Staat zunichtemachte. Tauchen Sie ein in die Welt der Burschenschaften, des Wartburgfestes und der Karlsbader Beschlüsse, die den Kampf zwischen liberalen Ideen und reaktionärer Politik widerspiegeln. Erfahren Sie, wie die Romantik mit ihrer Hinwendung zur Geschichte, zum Volkstum und zur deutschen Sprache ein neues Nationalbewusstsein beförderte, während die Gebrüder Grimm Märchen sammelten und Kleist gegen die französische Besatzung wetterte. Begleiten Sie uns auf einer Reise durch eine Zeit der Zerrissenheit und des Aufbruchs, in der die Sehnsucht nach einem geeinten und starken Deutschland in Kunst, Literatur und Politik Gestalt annahm. Dieses Buch beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen politischem Wandel und kultureller Erneuerung und bietet neue Einblicke in das Verständnis der Romantik als einer entscheidenden Epoche der deutschen Geschichte, die bis heute nachwirkt, von den Befreiungskriegen bis zum Hambacher Fest, von der Restauration bis zum Vormärz, von der Gründung des Deutschen Bundes bis zur Julirevolution, von preussischen Reformen bis zur Herrschaft Friedrich Wilhelms IV. Es ist eine Geschichte von Idealismus, Nationalismus und dem unaufhaltsamen Streben nach Freiheit und Einheit im Herzen Europas, eine Zeit, in der Dichter und Denker die Nation neu erfanden, in einer Welt, die aus den Fugen geraten war.
Die Romantik - politische und historische Hintergründe
Deutschland unter der Herrschaft Napoleons
Die Romantik umfasst den Zeitraum von 1795 bis 1830. Da man dies nicht so genau festlegen kann, möchte ich als erstes das wohl bedeutendste politische Ereignis im Bezug auf die Romantik nennen, die französische Revolution von 1789, durch die auch viele Autoren dieser Epoche beeinflusst wurden. Als Erbe dieser Revolution geht nun Napoleon Bonaparte hervor, der sich 1804 zum Kaiser der Franzosen erheben lässt. Dieser kämpft nun um die Vormachtstellung in Europa, wovon auch Deutschland nicht verschont bleibt. Nach Beendigung des 2. Koalitionskrieges im Frieden von Luneville (1801), muss das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten werden. Nach seinen Siegen zwingt er den deutschen Kaiser, Deutschland umzugestalten. An die Stelle der unzähligen kleinen Fürstentümer und Reichsstädte ließ Napoleon Staaten mittlerer Größe entstehen, deren Armee zu schwach war, um Frankreich anzugreifen, aber stark genug, um Frankreich im Bündnis in einem Kriegsfall zu helfen. Im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurde eine umfassende Säkularisation, d.h. eine Verstaatlichung des Kirchenbesitzes, verfügt, und die Unabhängigkeit der meisten Reichsstädte, Reichsritter und kleineren Adelsherrschaften durch die Mediatisierung aufgehoben. Die so entstandenen Mittelstaaten waren politisch und militärisch von Napoleon abhängig. Die Staaten in Süd- und Westdeutschland schlossen sich zum Rheinbund zusammen. Sie waren zu Satellitenstaaten Frankreichs geworden. Am 1. August 1806 erklärten die Rheinbundfürsten ihren Austritt aus dem ,,Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation", was durch die darauffolgende Niederlegung der Kaiserkrone von Franz II zur Auflösung von selbigem führte. Die Errungenschaften der Französischen Revolution wie z.B. die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz sollten in allen Staaten des Rheinbundes eingeführt werden. Napoleon ließ auch eine Verfassung für Westfalen, wo sein Bruder regierte, ausarbeiten. Immerhin handelte es sich hier um die erste Verfassung in Deutschland.
Reformen in Preussen
Bereits vor den erzwungenen Reformen in den Rheinbundstaaten hatte Preussen staatliche Reformversuche unternommen, die durch die revolutionäre Entwicklung in Frankreich eine Beschleunigung erhielten. Reformwillige Staatsmänner konnten umfassende Reformpläne erst nach der Niederlage preussischer Truppen bei Jena und Auerstedt und dem fluchtartigen Rückzug, der zum militärischen und moralischen Zusammenbruch führte, durchsetzen. Ein neuer Geist sollte den absolutistischen Untertanengehorsam ablösen. Zu den Reformern gehörte der Freiherr von Stein, von Hardenberg und der General von Scharnhorst. Reformen waren die Aufhebung der persönlichen Bindung der Bauern an ihre Herren (1807), 1811 wurde eine Bodenreform durchgeführt sowie eine Heeresreform (1808 - 1814). Es wurden neue Volksschulen errichtet, an der in Berlin gegründeten Universität lehrten Professoren wie Fichte und Schleiermacher, Autoren der Romantik.
Der Untergang Napoleons und der Wiener Kongress
Immer wieder regte sich jedoch Widerstand gegen Napoleon, in Deutschland riefen Flugblätter zum Kampf auf. Nach Napoleons Niederlage in Russland wurde in Preussen zum Krieg gegen den ,,fremden Unterdrücker" aufgerufen. Freiwillige aus allen Volksschichten meldeten sich zu den Waffen, viele mit dem Ziel der Gründung eines einheitlichen deutschen Staates. Es folgten die Freiheitskriege von 1813 - 1815, bei denen auch Romantiker wie Theodor Körner teilnahmen. Napoleon wurde 1815 bei Waterloo von der europäischen Großmächten besiegt. Im Wiener Kongress von 1814 / 1815 finden sich nun die Verbündeten zusammen, um über die Zukunft Europas zu debattieren. Dabei wurden die Hoffnungen vieler Deutscher nach einem vereinten Deutschland enttäuscht. Europa sollte nach dem Prinzip der Restauration umgestaltet werden (Maßgebend daran: der österreichische Staatsminister Metternich), d.h. eine Wiederherstellung der Zustände vor der Revolution. Ein vereintes Deutschland war nicht vorgesehen, da eine Verschiebung des Gleichgewichts in Europa befürchtet wurde, welches auf den fünf Großmächten Russland, England, Frankreich, Preussen und Österreich aufbaute. Die meisten Kongressteilnehmer teilten die Ansicht, die Deutschen bildeten trotz der vaterländischen Begeisterung der Befreiungskriege keine Nation. Stattdessen einigte man sich auf einen ,,Deutschen Bund", der aus einem ständigen Kongreß der Gesandten der deutschen Einzelstaaten bestand und 41 souveräne Staaten mit internationalem Charakter zusammenführte.
Widerstand gegen das reaktionäre System
Im deutschen Bund wurden die freiheitlichen und nationalen Hoffnungen nicht erfüllt. Dies führte dazu, dass eine oppositionelle Bewegung entstand, zu der z.B. die Jenaer Burschenschaft gehörte. Am 18. Oktober 1817 fand das Wartburgfest statt. Hierbei versammelten sich ungefähr 500 Burschenschaftler auf der Wartburg, um das Andenken an die Reformation und die Leipziger Völkerschlacht zu feiern. Gegen die Studenten wurde scharf vorgegangen. Als 1819 der fanatische Theologiestudent und Burschenschaftler Karl Sand den konservativen und in russischen Diensten stehenden Schriftsteller August von Kotzebue ermordete, reagierten die restaurativen Kräfte mit den Karlsbader Beschlüssen. Diese beinhalteten das Verbot der Burschenschaften, die Verfolgung der Demagogen, die Überwachung der Presse und Universitäten sowie die Zensur zahlreicher Schriften. Die Presse- und Versammlungsfreiheit wurde ebenfalls eingeschränkt. Diese Maßnahmen sollten alle Freiheitsbestrebungen ersticken. Dennoch ließ sich der kritische Geist der Opposition nicht zähmen und stellte weiterhin Forderungen. 1830 fand in Frankreich die sogenannte ,,Juli-Revolution" statt, welche auch Auswirkungen auf die deutschen Staaten hatte und somit den ,,Vormärz" (Zeit vor der Märzrevolution von 1848) einleitete. Die vorher genannten Karlsbader Beschlüsse hatten jedoch auch zur Folge, dass sich zahlreiche ,,Untertanen" ins Private zurückzogen und sich der Kunst, Literatur und Familie widmeten. Dieses verbreitete Lebensgefühl bezeichnet man als Biedermeierzeit, in welcher die Romantik auch weitgehend endet. Als letztes bedeutendes Ereignis möchte ich noch das Hambacher Fest von 1832 nennen. Hierbei kamen etwa 32000 Menschen, überwiegend Liberale, zusammen, um für ein geeintes Deutschland zu demonstrieren.
Die Romantik im Bezug auf ihren geschichtlichen Hintergrund
Häufig gestellte Fragen
Was ist der zeitliche Rahmen der Romantik, und welches politische Ereignis hatte großen Einfluss auf diese Epoche?
Die Romantik umfasst den Zeitraum von 1795 bis 1830. Die Französische Revolution von 1789 hatte großen Einfluss auf die Autoren dieser Epoche.
Welche Rolle spielte Napoleon Bonaparte in Deutschland während der Romantik?
Napoleon Bonaparte erlangte die Vormachtstellung in Europa und beeinflusste Deutschland stark. Er zwang den deutschen Kaiser, Deutschland umzugestalten und schuf Staaten mittlerer Größe, die politisch und militärisch von Frankreich abhängig waren. Er ließ auch eine Verfassung für Westfalen ausarbeiten.
Was waren die preußischen Reformen, und wer waren die wichtigsten Reformer?
Preussen unternahm staatliche Reformversuche, die durch die revolutionäre Entwicklung in Frankreich beschleunigt wurden. Wichtige Reformer waren der Freiherr von Stein, von Hardenberg und der General von Scharnhorst. Reformen umfassten die Aufhebung der persönlichen Bindung der Bauern, eine Bodenreform und eine Heeresreform.
Was geschah nach Napoleons Niederlage, und was war der Wiener Kongress?
Nach Napoleons Niederlage versammelten sich die europäischen Großmächte im Wiener Kongress (1814/1815), um über die Zukunft Europas zu debattieren. Das Prinzip der Restauration wurde verfolgt, und die Hoffnungen vieler Deutscher nach einem vereinten Deutschland wurden enttäuscht. Es wurde der Deutsche Bund gegründet.
Was war der Deutsche Bund, und welcher Widerstand entstand gegen ihn?
Der Deutsche Bund war ein Kongress der Gesandten der deutschen Einzelstaaten und umfasste 41 souveräne Staaten. Es entstand eine oppositionelle Bewegung, wie z.B. die Jenaer Burschenschaft. Die Karlsbader Beschlüsse wurden erlassen, um Freiheitsbestrebungen zu unterdrücken.
Was waren die Karlsbader Beschlüsse, und welche Auswirkungen hatten sie?
Die Karlsbader Beschlüsse beinhalteten das Verbot der Burschenschaften, die Verfolgung der Demagogen, die Überwachung der Presse und Universitäten sowie die Zensur zahlreicher Schriften. Sie schränkten die Presse- und Versammlungsfreiheit ein. Viele zogen sich ins Private zurück, was als Biedermeierzeit bekannt ist.
Welche Bedeutung hatte die Romantik im Bezug auf den geschichtlichen Hintergrund?
Die Romantik trug mit ihrer Rückbesinnung auf die Geschichte und der Entdeckung des Volkstums zur Förderung eines deutschen Nationalbewusstseins bei. Autoren wie die Gebrüder Grimm und Kleist spielten dabei eine wichtige Rolle.
Welche Rolle spielte Friedrich Wilhelm IV. von Preussen in Bezug auf die Romantik?
Der preussische König Friedrich Wilhelm IV. fühlte sich den Künsten zugewandt und ließ zahlreiche Schlösser und Burgen restaurieren. Er hatte romantische, anachronistische Vorstellungen von Deutschland.
- Quote paper
- Andre Gschwind (Author), 1999, Die Romantik - politische und historische Hintergründe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100497