Stellen Sie sich eine Welt vor, in der die eisige Umarmung des Winters nicht nur eine Jahreszeit, sondern eine transformative Kraft ist, die Landschaften formt und die menschliche Seele herausfordert. In dieser fesselnden Gegenüberstellung zweier poetischer Visionen tauchen wir tief in die Herzen von Ralph Waldo Emersons "The Snow-Storm" und Wallace Stevens' "The Snow Man" ein, um die kontrastierenden Darstellungen der winterlichen Erfahrung zu erkunden. Emerson entfesselt einen tobenden Schneesturm, eine lebendige und dynamische Naturgewalt, die mit unbändiger Wildheit baut und zerstört, während Stevens eine stille, kontemplative Winterlandschaft malt, in der ein Schneemann, frei von Emotionen, die kalte Schönheit der eisigen Welt betrachtet. Diese vergleichende Analyse enthüllt, wie jeder Dichter die Verwandlung der Natur durch den Winter interpretiert, von Emersons farbenfroher, aktiver Szene, in der der Mensch sich gegen die Naturgewalt behauptet, bis zu Stevens' nüchterner Betrachtung, die die existenzielle Leere und das Elend hervorhebt, die mit der Jahreszeit einhergehen können. Entdecken Sie, wie Emersons Sonne als Befreierin aus dem eisigen Griff erscheint, während Stevens' Januarsonne nur einen fernen Glanz bietet und so die gegensätzlichen Perspektiven auf Hoffnung und Verzweiflung im Winter unterstreicht. Erleben Sie die kraftvollen Bilder, die reiche Symbolik und die tiefgründigen thematischen Unterschiede, die diese beiden Gedichte zu zeitlosen Erkundungen der menschlichen Beziehung zur Natur und zu uns selbst machen. Ob Sie sich in der stürmischen Energie von Emersons Schneesturm oder der stillen Kontemplation von Stevens' Schneemann wiederfinden, diese Analyse verspricht eine erhellende Reise durch die literarische Landschaft des Winters. Tauchen Sie ein, um die verborgenen Nuancen zu entdecken, die in den Versen dieser beiden poetischen Meister verborgen sind, und gewinnen Sie ein tieferes Verständnis für die Komplexität der winterlichen Erfahrung, von ihrer zerstörerischen Kraft bis zu ihrer stillen, transzendenten Schönheit. Lassen Sie sich von den Gegensätzen überraschen, die in Emersons dynamischem Winter und Stevensons statischer Kälte liegen, und entdecken Sie, wie jeder Dichter auf seine Weise die menschliche Verbindung zur Natur und die tiefgreifenden Emotionen, die sie hervorruft, einfängt.
Übersetzung:
Ralph Waldo Emerson (1803-1882) Der Schneesturm
Angekündigt von allen Trompeten des Himmels, trifft der Schnee ein, und, über die Felder treibend, scheint er sich nirgendwo niederzulassen: die weißgefärbte Luft verhüllt Hügel und Wälder, den Fluss und den Himmel und verschleiert das Bauernhaus am Ende des Gartens.
Der Schlitten und der Reisende werden aufgehalten, die Füße des Boten verspäten sich, alle Freunde sind ausgesperrt. Die Hausbewohner sitzen um den wärmespendenden Kamin, eingeschlossen in eine lärmende Ungestörtheit des Sturms.
Komm und sieh die Maurerarbeit des Nordwinds.
Aus einem unsichtbaren Steinbruch ohne Unterlass mit Ziegeln ausgestattet wölbt der grimmige Handwerker seine weißen Bollwerke mit vorstehendem Dach um jeden windwärts gerichteten Pfahl oder Baum oder jede Tür. Eilends verrichtet der Vielhändige sein wildes Werk, so phantasiereich, so ungezähmt, und kümmert sich weder um Anzahl noch um Proportion. Spöttisch hängt er marmorne Kränze an Hühnerkörbe und Hundezwinger; eine schwanengleiche Form umhüllt den versteckten Dornstrauch; Füllt trotz der Seufzer des Bauern dessen Weg von Mauer zu Mauer; und, am Tor krönt ein spitzes Türmchen seine Arbeit.
Und wenn seine Stunden gezählt sind und die Welt ganz ihm gehört, zieht er sich zurück als gebe es ihn nicht;
Sobald die Sonne erscheint, lässt er erstaunte Kunst zurück, die in langsamen
Strukturen, Stein um Stein, in einem Menschenalter erbaut, die nächtliche Arbeit des verrückten Windes nachahmt, die ausgelassene Baukunst des Schnees. Wallace Stevens (1879-1955)
Der Schneemann
Man muss einen Sinn für den Winter haben, um den Frost und die mit Schnee überzogenen Äste der Kiefer zu betrachten.
Und muss schon lange Zeit kalt gewesen sein, um die vom Eis gezackten Wacholder und die rauhen Fichten im fernen Glanz der Januarsonne zu sehen; Und nicht an ein Elend zu denken im Klang des Windes, im Klang einiger weniger Blätter, welcher der Klang des Landes ist, voll von demselben Wind, der an derselben kahlen Stelle für den Zuhörer weht, der im Schnee zuhört, und, selbst ein Nichts, nichts erblickt, das nicht da ist, und das Nichts, das da ist.
Interpretation:
Das Gedicht "The Snow-Storm" von Ralph Waldo Emerson besteht aus einer ersten kürzeren und einer etwas längeren zweiten Strophe. Es ist in einer freien dichterischen Form verfasst. Es reimen sich weder die Zeilenenden, noch enthält das Gedicht ein regelmäßiges Metrum, auch der Rhythmus ist unregelmäßig. Die Sätze sind lang und verschachtelt und erstrecken sich meist über mehrere Zeilen hinweg. Auffällig ist der häufige Gebrauch von Adjektiven, die zu einer sehr bildhaften Beschreibung des Inhalts beitragen.
In Zeile (Z.) 1 spricht der Erzähler von den „trumpets of the sky“. Diese Metapher stellt den Donner dar, der den Schneesturm ankündigt. Als der Sturm dann da ist, beschreibt der Betrachter, dass sie scheint, als ließe sich der Sturm nirgendwo nieder, da der Sturm den Schnee scheinbar immer weiter bläst. Doch der Schnee verdeckt dem Betrachter die Sicht (Z.5: „veils the farmhouse at the garden’s end“) und bedeckt die Natur (Z.4: „hides hills and woods, the river, and the heaven“).
Ab Z.6 wird auf die Auswirkungen des Sturms auf die Menschen eingegangen. Die Menschen, die sich draußen in der Natur befinden, werden aufgehalten, verspäten sich oder sind ausgesperrt (Z.6f: „stopped“, „delayed“, „shut out“). Diejenigen, die sich im Inneren eines Hauses aufhalten, sitzen um einen wärmenden Kamin, nur der Sturm lärmt außerhalb des Hauses. Daher das Bild „tumultuous privacy“ in Z.9.
Im gesamten Gedicht wird der Schneesturm personifiziert, z.B. in Z.3: „seems nowhere to alight“, Z.13: „curves his white bastions“, Z.20: „fills up the farmer’s lane“, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. In Z.10 „north wind’s masonry“, spricht der Erzähler vom Mauerwerk, das der Wind baut. Der in Z.12 als „fierce artificer“ bezeichnete Sturm, baut ohne Rücksicht seine Festungen.
Mit dem Bild „out of an unseen quarry evermore furnished with tile“ wird das nicht enden wollende, unaufhörliche des Schneesturms zum Ausdruck gebracht. Der Leser bekommt das Gefühl, ein Schneesturm sei eine nahezu unendliche Sache. Mit „myriad-handed“ in Z.15 wird beschrieben, dass der Sturm überall gleichzeitig zu Werke geht. In Z.15f zeigen die Adjektive „wild“, „fanciful“ und „savage“ auf, wie der Sturm arbeitet.
Ab Z.16 wird auch der Charakter des Sturms beschrieben. „Nought cares he for number or proportion“ (Z.16) und „fills up the farmer’s lane from wall to wall, maugre the farmer’s sighs“ (Z.20f) zeigen die Gleichgültigkeit des Sturms gegenüber den betroffenen Menschen. In Z.17 („mockingly“) wird er darüber hinaus noch als spöttisch beschrieben.
Dass ein Schneesturm doch etwas Endliches ist, zeigt sich gegen Ende des Gedichts in Z.23 („and when his hours are numbered“) und Z.24 („retiring as he were not“) in denen der Rückzug und das Verschwinden des Winters im Zusammenhang mit der auftauchenden Sonne (Z.25: „when the sun appears“) beschrieben wird.
Zum Schluss bleiben Kunst und ausgelassene Architektur („leaves, when the sun appears, astonished Art“, Z.25). Diese Kunst ahmt das nach, was langsam, Stein um Stein gebaut wurde („stone by stone“, Z.26 und „built in an age“, Z.27). Der Schneesturm dagegen hat sein Werk in einer Nacht geschaffen.
„The Snow Man“ von Wallace Stevens besteht aus fünf Strophen mit je drei Zeilen. Es besitzt kein regelmäßiges Metrum und auch kein Reimschema. Die Sätze erstrecken sich über mehrere Zeilen und teilweise auch über Strophenenden hinweg. Der Sprachfluss ist relativ regelmäßig.
Die ersten beiden Strophen des Gedichts beinhalten hauptsächlich das Beobachten der winterlichen Natur (Z.2: „to regard“, Z.5: „to behold“). Der Winter wird als statisch und passiv beschrieben, „frost and the boughs of the pine-trees crusted with snow“ (Z.2f). Der Satz „and have been cold a long time“ in Z.4 meint die Gefühlskälte, die der Schneemann an den Tag legt, um den „sound of the wind“ zu hören oder „the junipers shagged with ice“ zu sehen und dabei nicht an das Elend zu denken („and not to think of any misery“, Z.7).
Der Parallelismus der Zeilen 8 und 9 „in the sound of the wind“, „in the sound of a few leaves“ verstärkt den ruhigen Eindruck, den man bis dahin von Stevensons Winter gewonnen hat, da der Klang des Windes nicht aus dem Klang aller Blätter, sondern nur aus dem einiger weniger Blätter besteht. Dieser Klang des Windes wird nun in Z.10 als „sound of the land“ bezeichnet. Und dieses Land ist auch voll vom Klang des Elends („full of the same wind that is blowing in the same bare place“, Z.11f).
Zum Abschluss des Gedichts wird in der letzten Strophe nochmals auf den Betrachter bzw. Hörer eingegangen, der vom Erzähler in Form eines Schneemanns dargestellt wird. Und dieser Zuhörer im Schnee ist selbst ein Nichts („nothing himself“, Z.14), also gefühlskalt. Diese Person sieht nun alle Dinge, die real existieren (Z.14: „beholds nothing that is not there“), da dieser eben genannte Satz eine doppelte Verneinung, „nothing“ und „not“, beinhaltet und daher das Gegenteil meint, nämlich dass etwas vorhanden ist. Aber die Person sieht auch die Leere, die ebenfalls da ist („and the nothing that is“, Z.15).
Vergleicht man die beiden Gedichte, fällt auf, dass Emersons Gedicht fast doppelt so viele Zeilen aufweist wie Stevensons Gedicht. Des weiteren hat „The Snow-Storm“ zwei unterschiedlich lange Strophen und ist in einer freien Form geschrieben, wohingegen „The Snow Man“ in einer regelmäßigen Form mit fünf Strophen zu je drei Zeilen geschrieben wurde.
Emersons Winter ist als Schneesturm sehr aktiv und dynamisch. Der Sturm erschafft Dinge wie zum Beispiel in Z.19 „a swan-like form invest the hidden thorn“ oder in Z.18 „he hangs Parian wreaths“. Dieses Erschaffen wird in einer bildhaften Sprache sehr ausführlich beschrieben (Z.13ff: „curves his white bastions with projected roof around every windward stake, or tree, or door“, oder in den oben genannten Zeilen 18 und 19).
Stevensons Winter dagegen ist passiv und statisch. Der Winter erschafft nichts, sondern Stevenson beschreibt in knapper Sprache, wie der stille Schneemann das beobachtet, was bereits vom Winter erschaffen oder verändert wurde (Z.2f: „to regard the frost and the boughs of the pine-trees crusted with snow“; Z.5f: to behold the junipers shagged with ice, the spruces rough in the distant glitter of the January sun“)
Emersons Gedicht bezieht auch die Menschen mit ein und beschreibt die Auswirkungen des Winters auf sie (Z.6f: „the sled and traveller stopped, the courier’s feet delayed, all friends shut out“). Stevenson hingegen erwähnt die Menschen nicht direkt. Er überlässt es dem Leser des Gedichts, einen Zusammenhang zwischen Mensch und Winter herzustellen.
Die beiden Gedichte besitzen jedoch auch ein gemeinsames Motiv, nämlich die Verwandlung der Natur durch den Winter. Dieses wird allerdings von den beiden Dichtern unterschiedlich verarbeitet. Stevenson verbindet den Winter mit Elend (Z.8: „misery“). Außerdem benutzt er in seinen Bildern Adjektive, die weniger positive Gefühle wecken: „crusted with snow“ (Z.3), „shagged with ice“ (Z.5), „rough in the distant glitter“ (Z.6). Emerson sieht auch negative Auswirkungen des Winters, z.B. „fills up the farmer's lane from wall to wall, maugre the farmer’s sighs“ (Z.20f), aber nicht so pessimistisch wie Stevenson. Emerson beschreibt den Winter zwar mit Adjektiven wie „fierce“ (Z.12), „wild“ (Z.15), „savage“ (Z.16), „mockingly“ (Z.17), aber im Gegensatz dazu auch als „fanciful“ (Z.16). Ein weiteres Zeichen dafür, dass Emerson den Winter nicht nur negativ sieht ist, dass der Farmer zwar seufzt („the farmer’s sighs“, Z.21), aber die Menschen können sich doch vor dem Sturm schützen („the housemates sit around the radiant fireplace“ Z.7f).
Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Gedichten, auf den ich eingehen möchte, ist die Funktion, die die Sonne im jeweiligen Gedicht innehat. In „The Snow-Storm“ ist es die Sonne, welche die Menschen vom Winter befreit. Sie ist also stärker als der Winter („leaves, when the sun appears“, Z.25). Im Unterschied dazu bringt die „January sun“ (Z.7) in „The Snow Man“ nur einen fernen Glanz („distant glitter“, Z.6). Die Sonne ist hier nicht stärker als der Winter und bringt auch keine Erlösung vom Winter.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in Ralph Waldo Emersons Gedicht "The Snow-Storm"?
Ralph Waldo Emersons Gedicht "The Snow-Storm" beschreibt das Eintreffen und die Auswirkungen eines Schneesturms. Es schildert, wie der Sturm die Landschaft verhüllt, Reisende aufhält und die Bewohner in ihre Häuser zwingt. Das Gedicht personifiziert den Schneesturm und beschreibt seine "Maurerarbeit" in der Natur, wie er weiße Bollwerke aus Schnee formt und marmorne Kränze an Zäune hängt. Gegen Ende wird der Rückzug des Sturms und die von ihm hinterlassene Kunst beschrieben, die die nächtliche Arbeit des Windes und die Baukunst des Schnees nachahmt.
Was sind die Hauptmerkmale von Emersons Gedicht?
Das Gedicht ist in freier Form verfasst, ohne Reimschema oder regelmäßiges Metrum. Es zeichnet sich durch lange, verschachtelte Sätze und den häufigen Gebrauch von Adjektiven aus, die zu einer sehr bildhaften Beschreibung beitragen. Der Schneesturm wird personifiziert, und seine Arbeit wird mit der eines Maurers oder Handwerkers verglichen.
Worum geht es in Wallace Stevens Gedicht "The Snow Man"?
Wallace Stevens' Gedicht "The Snow Man" handelt von der Notwendigkeit, einen Sinn für den Winter und die Kälte zu haben, um die winterliche Natur ohne falsche Illusionen oder Elend zu betrachten. Es beschreibt das Betrachten des Frosts, der schneebedeckten Äste und der rauhen Fichten im Glanz der Januarsonne, ohne an Elend zu denken. Der Betrachter, der als Schneemann dargestellt wird, ist selbst ein Nichts und sieht die Dinge, wie sie wirklich sind, einschließlich der Leere.
Was sind die Hauptmerkmale von Stevens Gedicht?
Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit je drei Zeilen und hat weder ein regelmäßiges Metrum noch ein Reimschema. Die Sätze erstrecken sich oft über mehrere Zeilen und Strophenenden hinweg. Der Ton ist ruhig und statisch, wobei der Fokus auf der Beobachtung der winterlichen Natur liegt.
Wie unterscheiden sich die beiden Gedichte voneinander?
Emersons Gedicht ist länger, dynamischer und beschreibt einen aktiven Schneesturm, der die Natur verändert und die Menschen beeinflusst. Stevens Gedicht ist kürzer, statischer und beschreibt das passive Beobachten der winterlichen Natur durch einen gefühlskalten Betrachter. Emerson bezieht die Menschen direkt in das Gedicht mit ein, während Stevenson dies indirekt tut. Emersons Gedicht hat sowohl positive als auch negative Aspekte des Winters, während Stevens Gedicht eher negative Gefühle vermittelt.
Welche Rolle spielt die Sonne in den beiden Gedichten?
In Emersons Gedicht befreit die Sonne die Menschen vom Winter und ist stärker als der Sturm. In Stevens Gedicht bringt die Januarsonne nur einen fernen Glanz und keine Erlösung vom Winter.
Was ist das gemeinsame Motiv in beiden Gedichten?
Beide Gedichte haben das gemeinsame Motiv der Verwandlung der Natur durch den Winter, aber sie verarbeiten dieses Motiv unterschiedlich. Emerson beschreibt die Verwandlung aktiv und bildhaft, während Stevenson die Verwandlung passiv beobachtet und eher negative Gefühle damit verbindet.
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- Stefan Pfeiffer (Author), 2001, Übersetzung und vergleichende Gedichtinterpretation von R. W. Emerson "The Snow-Storm" und W. Stevens "The Snow Man", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100471