Kunstkritik hat als Thema in den letzten Jahren auch im deutschsprachigen Raum wieder an Bedeutung gewonnen. Symposien über Fragen der Kunstkritik, Preisverleihungen an bekannte Kritiker und Artikelserien in renommierten Kunstzeitschriften, in denen über den Beruf des Kritikers nachgedacht wird, sind Symptome einer Verschiebung der Kritik vom Rand hin zum Zentrum, wo sie als Katalysator und Sammelpunkt von Praxis und Theorie einen neuen Platz erhält.
In denselben Zusammenhang gehört die vielerorts sichtbare neue Art der Ausstellungs-gestaltung, welche die Reflexion über Kunst in die Präsentation mizeinbezieht, ja zum Thema macht. Immer häufiger spricht man vom „Kritiker-Kurator“ als einem Beruf, der das Ausstellen und Beschreiben von Kunst verbindet. Dieser neue Beruf, den es vor achtzig Jahren noch nicht gegeben hat, ist nicht nur eine Folge der schlechten Bezahlung der Kritiker einerseits und der gewachsenen Nachfrage nach Ausstellungsorganisatoren andererseits, sondern er zeugt auch von der zunehmenden Bedeutung desjenigen, der Kunst ohne direkte kommerzielle Interessen interpretiert, betreut und vermittelt. Ohne daß bisher eine größere Öffentlichkeit davon Notiz nimmt, wird diese Bewegung im Kunstbetrieb von einem kleinen Kreis von Künstlern, Galeristen, Kritikern und Ausstellungsmachern getragen.
In jüngster Zeit sind nun für einige Projekte, vom Pariser Louvre bis zu kleineren Ausstellungszentren, etwa in Hamburg, Luzern oder Berlin, Theoretiker und Kritiker eingeladen worden, ihre künstlerische Sichtwiese und sogar ihre eigenen Texte zu präsentieren. Unter „Kritiker“ und „Kritiker-Kurator“ wird in diesem Zusammenhang somit weniger der journalistische Tageskritiker, der vor allem schlichte Informationen wiedergibt, sondern der spezialisierte und engagierte Kritiker verstanden, der sich eingehender mit den Künstlern und deren Arbeiten beschäftigt. Nicht etwa einer, der sich nur negativ äußert, wie der deutsche Sprachgebrauch suggeriert, sondern einer, der wie der englische „art critic“, der französische „critique d’art“ oder der italienische „critico d’arte“ um eine Standort und eine Begriffsbestimmung ringt, Kunstwerke umfassend zu behandeln sucht und ihren Platz in der Geschichte der Kunst festzustellen bemüht ist.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wurzeln der Kunstkritik - ein kurzer Überblick
- Kunstkritik im 19. Und 20. Jahrhundert
- 19. Jahrhundert
- 20. Jahrhundert
- Kunstkritik heute
- Bestandsaufnahme
- Kunstkritik - Literaturkritik
- Kunstkritik - Stiefkind der Kunstwissenschaft
- Versuch einer Definition
- Subjektivität
- Ein Lob auf die Kunstkritik
- Zwei Idealtypen der Kunstkritik
- Der Weg zum Kunstkritiker
- Einblick
- Ausblick
- Abschluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung der Kunstkritik und ihren Wandel im Laufe der Zeit, mit besonderem Augenmerk auf ihre Rolle in der heutigen Zeit. Sie analysiert den Stellenwert der Kunstkritik in der Kunstvermittlung, ihre Verbindung zu anderen Disziplinen und ihre Bedeutung für das Verständnis und die Wertschätzung von Kunst. Die Arbeit beleuchtet auch die Herausforderungen und Chancen, die sich für die Kunstkritik im 21. Jahrhundert ergeben.
- Entwicklung der Kunstkritik
- Rolle der Kunstkritik in der Kunstvermittlung
- Beziehung zwischen Kunstkritik und Kunstwissenschaft
- Aktuelle Herausforderungen und Chancen für die Kunstkritik
- Die Bedeutung von Subjektivität in der Kunstkritik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit führt in das Thema der Kunstkritik ein und beschreibt ihre zunehmende Bedeutung in der heutigen Zeit. Das zweite Kapitel zeichnet einen kurzen Überblick über die Wurzeln der Kunstkritik, von der Antike bis zur Entstehung der modernen Kunstkritik im 18. Jahrhundert. Kapitel 3 beleuchtet die Entwicklung der Kunstkritik im 19. und 20. Jahrhundert und ihre Verflechtung mit gesellschaftlichen und künstlerischen Strömungen. Kapitel 4 widmet sich der Kunstkritik im 21. Jahrhundert, ihrer Bedeutung in der Medienlandschaft, ihrer Beziehung zur Kunstwissenschaft und ihren verschiedenen Ausprägungen. In Kapitel 5 werden die Herausforderungen und Möglichkeiten für angehende Kunstkritiker beleuchtet. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, das die Relevanz der Kunstkritik in der heutigen Zeit zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Kunstkritik, Kunstvermittlung, Kunstgeschichte, Kunsttheorie, Kunstmarkt, Kunstwissenschaft, Subjektivität, Medien, Ausstellungslandschaft, Kritiker-Kurator.
- Quote paper
- Karen Hoffmann (Author), 2001, Kunstkritik - Versucher einer Verortung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10044