In dieser Bachelorarbeit wird analysiert, welcher Zusammenhang und gegenseitiges Wechselspiel zwischen dem Klimawandel und dem Tourismus besteht. Ziel der Arbeit ist es, mögliche Adaptions- und Mitigationsstrategien aufzuzeigen, die die Tourismusbranche umsetzen kann, um sich den Folgen des Klimawandels anzupassen, bzw. diese zu vermindern. Der Fokus der Analyse liegt hier auf der deutschen Küsten- und Alpentourismusregion. Abschließend werden die Strategien anhand von Best Practice Beispielen verdeutlicht.
Der erste Gliederungspunkt des Hauptteils beschäftigt sich vorerst mit dem Grundwissen, das zum Verständnis für die weitere Themabearbeitung notwendig ist. Zuerst wird das Themenfeld Tourismus genauer betrachtet. Einen Einstieg dafür geben eine Begriffserklärung und Definitionen, gefolgt von einem Einblick in die historische Entwicklung des Tourismus in Deutschland. Im Anschluss geht die Verfasserin auf die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für Deutschland ein, hierbei werden Zahlen und Daten des Jahres 2013 herangezogen. Abgerundet wird dieser Einblick in das Themenfeld Tourismus von der Aufführung aktueller Trends, die die heutige Tourismusbranche prägen.
Eine weitere Säule des Verständnisses ist der Begriff Klimawandel. Hier liegt der Fokus, neben Definitionen von Klima, Wetter und Witterung, auf der Begriffsabgrenzung zwischen den natürlichen Klimaveränderungen und den von Menschen gemachten Klimaveränderungen. Auf die vorherrschende und zukünftige klimatische Situation Deutschlands geht die Studentin anhand des Klimamodells REMO ein. Daraufhin wird die Analyse auf die beiden deutschen Tourismusregionen Küste und Alpen begrenzt und detailliert aufgezeigt, welche Auswirkungen und Folgen sich aufgrund des Klimawandels für die beiden Regionen ergeben. Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel zwischen Tourismus und Klimawandel. An dieser Stelle folgt eine Ausarbeitung darüber, welches Wechselspiel zwischen ihnen herrscht und welche Bedeutung und Auswirkung der Klimawandel auf den Tourismus hat und andersrum. Der vierte Gliederungspunkt baut direkt auf dem dritten auf, da verschiedene Anpassungs- und Verminderungsstrategien aufgeführt werden.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Relevanz des Themas
1.2 Forschungsfrage
1.3 Methodik
1.4 Aufbau der Arbeit
2. Aktueller Stand der wissenschaftlichen Forschung
2.1 Tourismus
2.1.1 Begriffserklärung und Definition
2.1.2 Historische Entwicklung
2.1.3 Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus in Deutschland
2.1.4 Aktuelle Trends
2.2 Klimawandel
2.2.1 Natürliche Klimaveränderung
2.2.2 Menschengemachte Klimaveränderung
2.2.3 Klimabedingte Situationsanalyse anhand des regionalen Klimamodell REMO
3. Zusammenspiel zwischen Tourismus und Klimawandel
3.1 Wetterabhängige und wetterunabhängige Tourismuswirtschaft
3.2 Beitrag des Tourismus am Klimawandel
3.3 Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus
3.3.1 Integrale Betrachtung
3.3.2 Alpen
3.3.3 Küste
4. Anpassungs- und Verminderungsstrategien
4.1 Adaption Alpen
4.2 Adaption Küste
4.3 Mitigation
4.3.1 Verkehrsmanagement
4.3.2 Energiemanagement
5. Best Practice Beispiele
5.1 Ökomodell Achental
5.2 Alpine Pearls – Sanfte Mobilität im Tourismus
5.3 Exkurs: Feldberger Hof – erstes klimaneutrales Hotel
5.4 St. Peter-Ording – dreistufige Mitigationsstrategie
5.5 Juist – erste klimaneutrale Nordseeinsel
5.6 Waldaktie als Kompensationsmaßnahme
6. Schlussbetrachtungen
6.1 Fazit
6.2 Forschungsausblick
7. Literaturverzeichnis
8. Anlagen
Bibliografische Angaben
Schmidt, Lea Marie:
Tourismus und Klimawandel: Anpassungs- und Verminderungsstrategien. Eine Analyse der deutschen Küsten- und Alpentourismusregion.
Tourism and climate change: Adaption and reduction strategies. An analysis of the German coastal and alpine tourism region.
60 Seiten, Hochschule Mittweida, University of Applied Sciences, Fakultät Medien, Bachelorarbeit, 2015
Abstract
Der Klimawandel ein sehr aktuelles, viel diskutiertes Thema, das einen globalen Ursprung hat und sich weltweit auf alle Länder und Menschen auswirkt. Auch der Tourismus kann sich von den Folgen und Auswirkungen nicht zurückziehen und es liegt in der Verantwortung von unserer Gesellschaft, der Politik, allen Branchen, Unternehmen und jedem Einzelnen unsere Zukunft mit dem Klimawandel so folgenlos wie nur möglich zu gestalten. In dieser Bachelorarbeit wird analysiert, welcher Zusammenhang und gegenseitiges Wechselspiel zwischen dem Klimawandel und dem Tourismus besteht. Ziel der Arbeit ist es, mögliche Adaptions- und Mitigationsstrategien aufzuzeigen, die die Tourismusbranche umsetzen kann, um sich den Folgen des Klimawandels anzupassen, bzw. diese zu vermindern. Der Fokus der Analyse liegt hier auf der deutschen Küsten- und Alpentourismusregion. Abschließend werden die Strategien anhand von Best Practice Beispielen verdeutlicht.
Abkürzungsverzeichnis
bspw. beispielsweise
CIRPA Commission Internationale pour la Protection des Alpes
C Celsius
cm Zentimeter
CO2 Kohlenstoffdioxid
COSMO-CLM Consortium for Small Scale Modelling - Climate Local Model
CRS Coporate Social Responsibility
DTV Deutscher Tourismus Verband
EWE Energieversorgung Weser-Ems
f. folgende
ff. fortfolgende
IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change
km Kilometer
LED Licht-emittierende Diode
LOHAS Life of Health and Sustainability
m Meter
Mrd. Milliarde
Mio. Million
NHN Normalhöhennull
NS Nationalsozialismus
NUE Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung
OECD Organization for Economic Co-operation and Development
Pkw Personenkraftwagen
ppm parts per million
REMO REgional MOdell
SRES Special Report on Emissions Scenarios
STAR II STAtistisches Regionalisierungsmodell
TÜV Technischer Überwachungsverein
UBA Umweltbundesamt
UN United Nations
UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization
UNO United Nations Organization
UNWTO World Tourism Organization
USP Unique Selling Proposition
u.U. unter Umständen
UV Ultraviolett
WEMAG Westmecklenburgische Energieversorgung AG
WETTREG WETTerlagen-basierte REGionalisierungsmethode
WTTC World Travel and Tourism Council
WWF World Wide Fund for Nature
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Entwicklung der Gästeankünfte und Übernachtungen in Deutschland
Abbildung 2: Deutschland ist Urlaubsziel Nr.1 bei den Deutschen
Abbildung 3: Schwankungen der Konzentration des Kohlendioxid (grüne Kurve) und der Temperatur (graue Kurve) ca. der letzten 400 000 Jahre
Abbildung 4: Zeitlicher Verlauf der simulierten Lufttemperatur (°C) in Deutschland
Abbildung 5: Niederschlags- und Temperaturänderung gemäß Szenario A1B in Deutschland nach Jahreszeiten
Abbildung 6: Wintertemperatur (°C) der Periode 1961-1990 (links) und Temperaturanstieg im Jahresmittel für den Vergleichszeitraum 2071-2100 (rechts), Szenario A1B.
Abbildung 7: Jahres- und Saisonwerte klimatischer Größen und deren Änderung für Küstengebiete für die Zeiträume 1961-1990 und 2021-2050, berechnet mit regionalem Klimamodell REMO (gemäß IPCC- Emissionsszenario A1B), sowie Bioklimamodell RayMan
Abbildung 8: Übersicht von wichtigen meteorologischen Größen beim Sommer- und Wintertourismus, sowie für Erholungszwecke
Abbildung 9: Verteilung der Treibhausgas-Emissionen in St. Martin de Belleville in %
Abbildung 10: Die 13 Klimawald Standorte (v. links): Biosphärenreservat Schaalsee, Seefelder-Holt, Neuhof, Bützow, Land Fleesensee, Mirow, Schuenhagen, Neubrandenburg, Golchen, Rügen, Damerow, Koserow
1. Einleitung
Dass sich das Klimasystem unserer Erde verändert und dies bereits zu Auswirkungen auf die Natur geführt hat, die sich voraussichtlich auch zukünftig mehren werden, lässt sich inzwischen als eine unumstrittene Tatsache auffassen. Auch in der Politik ist dies ein dauerhaft präsentes Thema und so wurde 1992 in Rio de Janeiro eine erste Klimarahmenkonvention aufgesetzt. 178 Staaten vereinbarten einen „Aktionsplan 21. Jahrhundert“ - die Agenda 21 - mit dem verbindlichen Ziel einen verbesserten Lebensstandard für alle Länder zu erreichen, sowie ein besser geschütztes Ökosystem herzustellen. Angestrebt wurde zudem eine nachhaltige, umweltverträgliche Entwicklung, die ebenfalls den Kampf gegen die Armut und Schuldenlast der Entwicklungsländer beinhaltet. Die Industrieländer sagten unverbindlich zu, ihren CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2000 auf den Stand von 1990 zu senken. 1997 wurde im japanischen Kyoto ein Zusatzprotokoll zur Ausgestaltung der Agenda 21 beschlossen, das 2005 in Kraft trat und 2012 auslief. Das Kyoto-Protokoll schrieb erstmals verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen fest, die als die Hauptursache der globalen Erwärmung angesehen werden. Es wurde beschlossen, dass die Industrieländer ihren Treibhausgasausstoß um 5,2 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 reduzieren müssen. Die USA sind diesem Protokoll nicht beigetreten und für Schwellen- und Entwicklungsländer (dazu gehören auch China, Indien, Brasilien und Mexiko, in denen der CO2-Ausstoß ständig ansteigt) wurden keine Reduktionsziele benannt. Auch wenn z.B. Deutschland die Verpflichtungen aus dem Kyoto-Protokoll einhielt, weist dieses System große Lücken auf. So war es, nach Artikel 4 des Kyoto-Protokolls, verpflichteten Staaten möglich, sich zu einem sogenannten „Bubble“ zusammenschließen, um ihre Minderungsziele zu erfüllen.1 Dabei konnten Vertragsstaaten untereinander einen Teil der Emissionsreduktionen auf einem Markt für Emissionsrechte handeln. Ein Staat, der seine Höchstgrenze an Emissionen nicht erreichte, hatte die Möglichkeit, die Umweltverschmutzungsrechte auf dem freien Markt anzubieten oder sogar direkt an einen anderen Staat zu verkaufen, der zu hohe CO2-Werte aufwies. Somit musste das Käuferland seine Emissionen entsprechend weniger reduzieren. Als das Ende des Kyoto-Protokolls in Sicht war, konnte auf den UN-Klimakonferenzen 2009 bis 2011 keine Einigung darüber gefunden werden, wie es nach dem Auslaufen des Kyoto-Protokolls weitergehen sollte. Ende 2012 einigten sich die Teilnehmerstaaten schließlich darauf, das Kyoto-Protokoll bis 2020 zu verlängern („Kyoto II“). Vom 01. bis 14. Dezember 2014 verabschiedeten 195 Länder auf dem UN-Klimagipfel in Lima einen Rohentwurf für einen Weltklimavertrag, der Anfang Dezember 2015 in Paris zu einem neuen Klimaabkommen ausgehandelt werden soll, das langfristig alle Länder in eine Klimaschutzvereinbarung einbezieht.
Aufgrund der oftmals sehr vagen und scheinbar inkonsequenten Haltung aller am Kyoto-Protokoll Beteiligten, mag es von außen betrachtet dem Bürger so scheinen, als sei die Politik nicht wahrhaftig an einem konsequenten Handeln gegen den Klimawandels interessiert oder es sei gar schon zu spät, die globale Erwärmung aufzuhalten. Einen neuen Hoffnungsschimmer brachte jedoch der Weltklimarat, als er Ende Oktober 2014 seine Ergebnisse des neuen Syntheseberichts vorstellte, der die globale Klimasituation als „alarmierend und ermutigend zugleich“2 darstellte. In diesem fünften Abschlussbericht, der am 27.-31. Oktober 2014 in Kopenhagen, Dänemark präsentiert wurde, heißt es, dass die Klima-Rettung noch möglich sei, allerdings müsse sofort gehandelt werden, so der Weltklimarat-Vorsitzende Pachauri. Es bleibe nicht mehr viel Zeit, um die Möglichkeit zu nutzen, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu halten. Sollte der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen nicht drastisch reduziert werden, drohe eine Erwärmung um bis zu vier Grad Celsius. Dies würde unter anderem die Zunahme extremer Wetterphänomene wie Stürme, Hitzeperioden und Überschwemmungen mit katastrophalen Folgen bedingen.3 Bundesumweltministerin Hendricks beurteilte die Situation positiv, rief jedoch auch dazu auf, dass jetzt gehandelt werden muss: „Wir kennen die Werkzeuge, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. […] Eine weitere Verzögerung wäre unverantwortlich."4
Auch beim vorletzten UN-Klimagipfel im September 2014 in New York bekannte sich sowohl der US-Präsident Obama, als auch der chinesische Vizepremier Gaoli, zu den Klimaschutzmaßnahmen und betonten, „wir, die USA und China, haben eine spezielle Verantwortung, zu führen. […] Das ist, was große Staaten tun müssen. […] Wir sind die erste Generation, die die Folgen des Klimawandels spürt und wir sind die letzte, die etwas dagegen tun kann."5
1.1 Relevanz des Themas
Um die globale Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu halten, muss die Politik, alle Wirtschaftszweige und jeder Einzelne sich engagieren und seinen Beitrag dazu leisten. Es ist unsere Pflicht, dieser Verantwortung nachzugehen, da die zukünftigen Generationen ein Recht darauf haben, dass wir ihnen gleich gute oder bessere Umweltbedingungen hinterlassen. Es darf nicht passieren, dass sie später schwer kalkulierbare Folgen des Klimawandels bewältigen müssen und nicht mehr auf eine intakte Umwelt zurückgreifen können. Daher sind wir alle zu einem bewussten und respektvollen Umgang mit der Natur verpflichtet. Auch die Tourismusindustrie kann von dieser Verantwortung nicht ausgenommen werden. Der Beitrag des Tourismus am Klimawandel beträgt circa 5 % des globalen CO2-Ausstoßes. „75 % der touristischen Treibhausgasemissionen gehen dabei auf das Konto des Verkehrs (40 % Flugverkehr, 32 % Strassenverkehr, 3 % andere). Der Rest verteilt sich auf die beiden Kategorien Unterkünfte (21 %), sowie Aktivitäten vor Ort (4 %).“6 Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wird der Zusammenhang zwischen Tourismus und Klimawandel, sowie Anpassungs- und Verminderungsstrategien untersucht.
1.2 Forschungsfrage
Die vorliegende, wissenschaftliche Arbeit hat das Ziel, einerseits das Wechselspiel zwischen Klimawandel und Tourismus aufzuzeigen und zukünftig zu erwartende Klimaveränderungen für die deutsche Küsten- und Alpenregion anhand eines ausgewählten Klimamodells darzustellen. Andererseits sollen die daraus folgenden Herausforderungen an den Tourismus herausgearbeitet und Anpassungs- und Verminderungsstrategien veranschaulicht und diskutiert werden. Diese werden mit Best Practice Beispielen aus den beiden Tourismusregionen unterstrichen. Die Forschungsfrage lautet deshalb, welche touristischen Strategien und Maßnahmen zur Anpassung und Verminderung an den Klimawandel gibt es und welche bewähren sich bereits in der Praxis? Die Analyse fokussiert sich auf die deutsche Küsten- und Alpenregion.
1.3 Methodik
Das Thema dieser Bachelorarbeit umfasst ein komplexes wissenschaftliches Feld. Der Kern der Arbeit ist dem Bereich der Real-/ Erfahrungswissenschaften zuzuordnen und betrifft davon die beiden Unterpunkte Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften. Unter Geisteswissenschaften fallen die Wirtschaftswissenschaften und somit die betriebswirtschaftliche Komponente der Arbeit in Form des Produktmanagements. In den Naturwissenschaften findet sich die interdisziplinäre Wissenschaft Klimatologie wieder, zu der das gesamte Gebiet Klimaveränderung gehört. Die Tourismuswissenschaft kann als ein neuer wissenschaftlicher Ansatz gesehen werden und verbindet die Teilansätzen Tourismussoziologie, -geschichte, -geographie und Tourismusökonomie. Die Bachelorarbeit wird rein theoretisch bearbeitet und diskutiert. Eine empirische Erhebung ist bei dieser komplexen Thematik nicht ratsam, da es über den Rahmen der Ausarbeitung hinausgehen würde. Grundlegend ist die Arbeit in zwei Teile untergliedert. Die Gliederungspunkte zwei bis vier umfassen die theoretischen Grundlagen, der fünfte beschäftigt sich mit ausgewählten Best Practice Beispielen und stellt somit den praktischen Bezug in dieser Bachelorarbeit dar. Im theoretischen Teil werden vorerst einige Begriffe definiert, um das notwendige Theoriegerüst zur Thematik aufzubauen. Dieser wurde sekundäranalytisch deduktiv anhand der relevanten Literatur erarbeitet. Die Fachliteratur setzt sich zusammen aus Werken der Tourismussoziologie, -geschichte, -ökonomie, sowie Arbeiten der Klimatologie und aktuellen Fachpublikationen. Zudem werden Fachreferate zum Thema Klimawandel aus dem Seminar „Aktuelle Fragen zum Klimawandel“, das vom 26.- 28.09.2014 im Bildungszentrum Kloster Banz stattfand und an dem die Verfasserin teilnahm, herangezogen. Da die Bachelorarbeit eine überwiegend literaturgestützte Arbeit ist, erfolgte eine kritische Auseinandersetzung mit der für die Aufgabe wesentlichen Literatur seitens der Studentin. Das Ziel dieser Arbeit ist es, eine Gewichtung vorzunehmen, die einen eigenständigen Beitrag und eine kritische Auseinandersetzung der Verfasserin mit dem Thema erkennen lässt und zu einer Lösung der Aufgabe führt. Die Fallbeispiele im fünften Gliederungspunkt werden folglich zur Bestätigung der theoretischen Ausführungen herangezogen.
1.4 Aufbau der Arbeit
Wie bereits erwähnt, besteht die Arbeit aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Der erste Gliederungspunkt des Hauptteils beschäftigt sich vorerst mit dem Grundwissen, das zum Verständnis für die weitere Themabearbeitung notwendig ist. Zuerst wird das Themenfeld Tourismus genauer betrachtet. Einen Einstieg dafür geben eine Begriffserklärung und Definitionen, gefolgt von einem Einblick in die historische Entwicklung des Tourismus in Deutschland. Im Anschluss geht die Verfasserin auf die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für Deutschland ein, hierbei werden Zahlen und Daten des Jahres 2013 herangezogen. Abgerundet wird dieser Einblick in das Themenfeld Tourismus von der Aufführung aktueller Trends, die die heutige Tourismusbranche prägen. Eine weitere Säule des Verständnisses ist der Begriff Klimawandel. Hier liegt der Fokus, neben Definitionen von Klima, Wetter und Witterung, auf der Begriffsabgrenzung zwischen den natürlichen Klimaveränderungen und den von Menschen gemachten Klimaveränderungen. Auf die vorherrschende und zukünftige klimatische Situation Deutschlands geht die Studentin anhand des Klimamodells REMO ein. Daraufhin wird die Analyse auf die beiden deutschen Tourismusregionen Küste und Alpen begrenzt und detailliert aufgezeigt, welche Auswirkungen und Folgen sich aufgrund des Klimawandels für die beiden Regionen ergeben. Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel zwischen Tourismus und Klimawandel. An dieser Stelle folgt eine Ausarbeitung darüber, welches Wechselspiel zwischen ihnen herrscht und welche Bedeutung und Auswirkung der Klimawandel auf den Tourismus hat und andersrum. Der vierte Gliederungspunkt baut direkt auf dem dritten auf, da verschiedene Anpassungs- und Verminderungsstrategien aufgeführt werden. Diese Strategien können von touristischen Destinationen und Anbietern mit individuellen Maßnahmen ausgearbeitet und umgesetzt werden, um sich dem Klimawandel einerseits anzupassen, andererseits auch im Kampf gegen ihn mitzuwirken und weitere schädliche Emissionen zu vermeiden. In diesem Gliederungspunkt werden ausgewählte Strategien aufgezeigt, analysiert und diskutiert.
Der Praxisteil besteht aus einer Analyse bereits existierender Best Practice Beispiele. Hier werden aus verschiedenen touristischen Bereichen, wie Mobilität, Unterkunft, Tourismusorganisation etc., Vorreiter aufgeführt, die aufgrund neuer Konzeptideen Anpassungs- und Verminderungstrategien wirksam und effektiv umgesetzt haben. In diesem Kapitel wird das Theoretische der vorherigen Gliederungspunkte mit dem Praktischen verknüpft und anhand bewährter Exempel herausgearbeitet. Daraufhin folgt mit der Schlussbetrachtung die Abrundung der Bachelorarbeit. Diese besteht aus einem Fazit der Verfasserin und einem kurzen Forschungsausblick.
2. Aktueller Stand der wissenschaftlichen Forschung
In diesem Kapitel wird dem Leser, als Grundlage für das Verständnis der Arbeit, der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Forschung aufgezeigt. Insbesondere soll auf die Schwerpunkte Tourismus und Klimawandel eingegangen werden, die jeweils noch in Unterpunkte untergliedert sind, um so eine umfassende Einführung in das Arbeitsthema zu verschaffen.
2.1 Tourismus
Der Begriff Tourismus lässt sich von dem französischen Nomen „le tour“7, dem lateinischen Verb „tonare“8, sowie von dem griechischen „topvo“, das ein zirkelähnliches Werkzeugs bezeichnet, herleiten9. Die französischen Begriffe „touriste“ und „tourisme“ wurden das erste Mal Anfang des 20. Jahrhunderts vom Völkerbund gebraucht, der Französisch als Verkehrssprache nutzte. Mit diesen Worten beschrieben sie damals Reisende, die mehr als einen Tag und eine Nacht im Ausland verbrachten. In der französischen und englischen Sprache gibt es ausschließlich die Terminologie „Tourismus“, während im Deutschen bis zu den 1960er Jahren nur die ältere Beschreibung „Fremdenverkehr“ existierte.
Somit ist der Begriff „Tourismus“ in der deutschen Sprache eine junge Wortbildung, die erst nach dem zweiten Weltkrieg auftauchte. Die Bezeichnung „Tourismus“ wird heute als Synonym für „Fremdenverkehr“ verwendet.10 Daher macht es Sinn, etwas näher auf die geschichtliche Entwicklung des Begriffs „Fremdenverkehr“ einzugehen. Schaut man sich die Terminologie genauer an, wird ersichtlich, dass der Reisende aus der Sicht des Einheimischen, des Gastgebers, als der Fremde betrachtet wird. Somit reflektiert der Begriff in erster Linie die Sicht des Empfangenden. Zudem stellt es das Interesse des Kontaktes, mit „Fremden verkehren“ dar. Da der Reisende als „Fremder“ bezeichnet wird, wirkt der Begriff eher ablehnend und weniger sympathisch. Auf Grund dessen stellten nach 1980 viele Fremdenverkehrsinstitutionen ihre Bezeichnungen auf „Tourismus“ um, um die Gäste nicht länger als Fremde zu betiteln.11
2.1.1 Begriffserklärung und Definition
„Im engsten Sinne ist als Fremdenverkehr der Verkehr der Personen zu begreifen, die sich vorübergehend von ihrem Dauerwohnsitz entfernen, um zur Befriedigung von Lebens- und Kulturbedürfnissen oder persönlichen Wünschen verschiedenster Art anderwärts, lediglich als Verbraucher von Wirtschafts- und Kulturgütern zu verweilen.“12 So definierte Morgenroth bereits 1927 den Tourismus. Im Jahr 1993 wurde die heute bekannteste und geläufigste Definition von der Welttourismusorganisation (UNWTO) veröffentlicht: „Tourismus umfasst die Aktivitäten von Personen, die an Orten außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-, Geschäfts- oder bestimmten anderen Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhalten.“13
In den Definitionen werden dem Tourismus drei Hauptelemente zugeschrieben, einerseits der Ortswechsel von reisenden Personen an ein fremdes, von ihrem gewöhnlichen Aufenthaltsort entferntes Umfeld. Das zweite Hauptelement des Tourismus ist ein bestimmtes Motiv, das den Reisenden dazu bringt den Ortswechsel zu vollziehen. Der Tourismus umfasst sowohl Freizeit- als auch Geschäftsreisen, ausschlaggebend ist die Bewegung außerhalb des normalen Wohn- und Arbeitsumfeldes. Die Definition der UNWTO, sowie anderen bekannten Definitionen14, stellen zusätzlich die Reisedauer als drittes Hauptelement dar, die zwischen einem Tag und maximal einem Jahr beträgt. Morgenroth streift dieses dritte Hauptelement lediglich mit der Terminologie „vorübergehend“. Daraus lässt sich schließen, dass auch der Tagestourismus und Kurzreisen unter den Begriff Tourismus fallen.
Unter Tagestourismus versteht man Ausflüge, die maximal 24 Stunden dauern und ohne Übernachtung sind. Kurzreisen dauern zwischen zwei bis vier Tage, hingegen wird jede Reise, die länger als vier Tage andauert, der Kategorie Urlaubsreise zugeordnet. Auf der nächsten Stufe befinden sich Reiseaktivitäten, die mindestens drei Monate dauern, da spricht man von Langzeitreisen. Der Tourismus lässt sich in drei Formen unterteilen, den Binnen-, Incoming- und Outgoing-Tourismus. Der Binnentourismus bezeichnet die Gesamtheit aller Phänomene, die sich aus der Reise oder dem Aufenthalt von Inländern im Inland ergibt, für die der Aufenthaltsort weder Wohn- noch Arbeitsort ist.15 Der Incoming-Tourismus definiert die Reise oder den Aufenthalt von Ausländern im Inland, für die der Aufenthaltsort ebenfalls weder hauptsächlicher noch dauerhafter Wohn- und Arbeitsort ist. Reisen Inländern ins Ausland, so spricht man von Outgoing-Tourismus.16
2.1.2 Historische Entwicklung
Grob lässt sich die deutsche Entwicklung des Reisens in vier Epochen gliedern, die jeweils von gesellschaftlichen Unterschieden, der wirtschaftliche Lage, der Reisemotivation, der Teilnehmerzahl und -schicht, sowie der Wahl des Transportmittels charakterisiert wurden.
Der Tourismus, um den es in der ersten Epoche geht, hatte nichts mit dem Tourismus gemein, wie wir ihn heute kennen. Anfangs waren es vielmehr „Mußmotive, die sich im Laufe der Zeit zu freiwilligen Motiven, geboren aus Freiheit und Freiwilligkeit"17 wandelten. So geschah das Reisen, bevor die Menschen sesshaft wurden, aus praktischen Gründen, wie die Suche nach Wasser und Nahrungsplätzen. Weitere Exempel für Reisemotive lauteten der Fernhandel, die Eroberung und Entdeckung neuer Gebiete, sowie Kreuzzüge. Ebenfalls eine große Bedeutung kam den Wallfahrten zu, wie die im Mittelalter einsetzenden Pilgerreisen. Hier sind als Beispiele der Jakobsweg nach Santiago de Compostella, die Reise der Muslime nach Mekka, sowie das Zusammentreffen der Hindus zum Baden im Ganges zu nennen. Als die ersten Touristen gelten die jungen Adligen, die ab dem 17./18. Jahrhundert als Teil ihrer Erziehung auf Bildungsreise durch Europa gesendet wurden. Die sogenannte „Grand Tour“ kann als erste nicht direkt zweckgebundene Reise angesehen werden, da sie sowohl Bildung (das Erlernen anderen Sprachen und Kulturen etc.), aber auch Vergnügen (Tanzen, Fechten etc.) als Motiv hatte. „Der Adel galt auch bei der Entwicklung anderer touristischer Formen oft als „Trendsetter“ (z.B. Seebäder, Alpinismus). Mit der Zeitversetzung von einigen Jahrzehnten übernahmen die anderen Sozialschichten dieses Reiseverhalten.“18 Das beschriebene Phänomen wird vor allem in der nächsten Phase sehr deutlich.
Die zweite Epoche, die bis 1914 andauerte, wird als die eigentliche Anfangsphase des neuzeitlichen Tourismus gesehen. Grundstein dafür legte die industrielle Revolution, die durch die Entwicklung der modernen Dampfmaschine von James Watts 1765 eingeleitet wurde. Zwischen der industriellen Entwicklung und der des Tourismus, ist eine enge Verbindung erkennbar, wie z.B. die Einführung des Dampfschiffs 1807, die der Eisenbahn 1825 und der Ausbau des Nachrichten- und Postwesens.19 Somit standen Personentransportmittel mit hoher Transportkapazität und Geschwindigkeit zur Verfügung, die es den Menschen ermöglichten, Ziele in wenigen Stunden zu erreichen, die vorher mehrere Reisetage in Anspruch nahmen. Diese Erneuerung ließ das Reisen immer populärer und einfacher werden. „Mit wachsender ökonomischer Einflussmöglichkeit und Macht, die weitgehend auf den Gewinnen aus den nationalen und internationalen Handelsgeschäften und in zunehmenden Maß auf dem Eigentum an Fabriken basiert, entwickelt sich das städtische Bürgertum zu einer neuen wirtschaftlichen Elite."20 So waren auch die nötigen finanziellen Mittel in der Bürgerschicht vorhanden, um sich das Reisen leisten zu können. Wie bereits erwähnt, orientierte sich die bürgerliche Schicht sehr stark an den Reisezielen der Adligen. Als der Adel für sich die Kurorte entdeckt hatte, nahmen diese gegen Ende des 18. Jahrhunderts massentouristischen Charakter durch die bürgerliche Bevölkerung an. Darauf zogen es die Adligen vor, an die Meeresküste zu reisen, um sich von der bürgerlichen Bevölkerung abzusetzen. In diesem Zuge wurde der Badetourismus begehrt und Seebäder gebaut. Anfang des 19. Jahrhunderts bereiste die Oberschicht das Hochgebirge, womit auch in der bürgerlichen Bevölkerung das Interesse am Bergsteigen wuchs. Die „Sommerfrische“ etablierte sich als typisch deutsche Reiseform, bei der das Reiseziel (meist Seen oder Berge) nur wenige Stunden mit der Bahn entfernt war. Für diese Reiseform war es charakteristisch, dass man immer an den gleichen Ort und in die gleiche Unterkunft reiste, anstatt unterschiedliche Orte kennenzulernen. 1868 wurde der, ursprünglich aus Norwegen kommende, Skisport (anfangs ausschließlich Langlauf) im Alpenraum populär und somit war der Grundstein für den Wintertourismus gelegt. Als Mitte des 19. Jahrhunderts die erste deutsche Dampffahrtschiffgesellschaft gegründet wurde, waren schließlich die wichtigsten Fremdenverkehrsarten – Kururlaub, Bade-, Bildungs- und Besichtigungstourismus, Kreuzfahrten, Sommer- und Wintersport-urlaub in den Alpen – in Deutschland vertreten.
Die dritte Epoche, die Entwicklungsphase, reichte von Beginn des ersten Weltkrieges 1914 bis zum Ende des zweiten Weltkriegs 1945. Der erste Weltkrieg stürzte den Tourismus in eine schwere Krise. Von dieser erholte er sich nur langsam, als es auch mit der Wirtschaft wieder aufwärts ging und somit die Kaufkraft der Bevölkerung zunahm. Im Jahre 1918 wurde in der Weimarer Republik die erste Urlaubsregelung vereinbart, die zu einem vermehrten Reisestrom mittlerer und gehobener Angestellter, aber auch Arbeitern mit niedrigem Anstellungsgrad führte. Als sich der Tourismus vom Einschnitt des ersten Weltkrieges einigermaßen erholt hatte, brachte die Weltwirtschaftskrise um das Jahr 1929 Millionen von Arbeitslosen und ein neues Tief. Aufwärts ging es erst wieder als der Nationalsozialismus 1933 den Volks- und Sozialtourismus einführte, indem staatlich organisierte Reisen, wie etwa Kreuzfahrten, Zugreisen und Wanderungen, zu erschwinglichen Preisen angeboten wurden. Die Resonanz dieser „Kraft durch Freude“-Reisen war enorm, Deutschland erlebte regelrecht einen Reiseboom. Da nun viele reiseunerfahrene Arbeiter zum ersten Mal eine Reise antraten, musste der Fremdenverkehr von einem Gewerbe in eine Industrie umgewandelt werden.21 Der vorherrschende Aufschwung dauerte bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges an.
Ab 1945 startete die vierte Epoche der Entwicklung des Tourismus, die Hochphase, die bis in die heutige Zeit reicht. Als es nach dem zweiten Weltkrieg ökonomisch wieder zu einer Konjunktur kam, florierte auch die Tourismuswirtschaft erneut, da sich viele Bürger, aufgrund eines höheren Einkommens, einen Urlaub leisten konnten. Somit stieg die Nachfrage an und der Tourismus verlor sein Luxusstatussymbol, da die breite Masse reiste. Bis heute spricht man daher vom Phänomen des Massentourismus. Hinzu kam, dass die Menschen, angesichts verbesserter Urlaubsregelungen, mehr Freizeit hatten. Die 40-Stunden-Woche wurde eingeführt und auch die bezahlten Urlaubstage stiegen an. Es kam zu einem Wertewandel innerhalb der Gesellschaft, von der Arbeits- zur Freizeitgesellschaft. Immer mehr Menschen zogen in die Städte, wo der Alltag von Hektik und Stress geprägt ist. Somit stieg das Bedürfnis nach Natur, idyllischer Landschaft, Erholung usw., das durch den aufkeimenden Tourismus kompensiert werden sollte. Die Infrastruktur war inzwischen so weit ausgebaut, dass mit Straßen-, Schienen, Schiff- und Flugverkehr eine nahezu komplette Erschließung aller Landschaften für den Tourismus erfolgt war. Der Tourismus hat sich bis heute zu einem festen Bestandteil des Lebens unserer Gesellschaft entwickelt, sich institutionalisiert und als stabile Wachstumsbranche durchgesetzt, die heute gegenüber Konjunkturschwankungen weitgehend immun ist. Darüber hinaus wird der Tourismus mit modernen, betriebswirtschaftlichen Methoden produziert und aufgrund eines starken Verdrängungswettbewerbs in der Branche professionell vermarktet.22
2.1.3 Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus in Deutschland
Der Tourismus nimmt in der Wirtschaft heutzutage einen sehr wichtigen Sektor ein. Für viele Regionen, die aufgrund einer peripheren Lage oder nährstoffarmen Böden weder wirtschaftlich, industriell noch agrarwirtschaftlich attraktiv sind, nimmt er den dominierenden wirtschaftlichen Faktor ein. Global betrachtet ist der Tourismus ein Wachstumsmarkt und dies spiegelt auch der aktuelle Forschungsbericht des Deutschen Tourismusverband e.V. (DTV) für das Jahr 2013 wider. Der Bericht erscheint jährlich und beinhaltet eine umfassende Auswertung der touristischen Daten, Zahlen und Fakten, die über das Jahr in Deutschland ermittelt wurden. Die Zahlen des folgenden Kapitels wurden diesem Bericht entnommen.23
2013 lag der touristische Gesamtkonsum in Deutschland bei 278,3 Mrd. Euro, dies setzte sich zusammen aus Ausgaben inländischer Reisender, die ca. 80 % ausmachten (221,3 Mrd. Euro) und 13 % Ausgaben ausländischer Reisender (36,6 Mrd. Euro). Die restlichen 7 % (20,4 Mrd. Euro) ergaben sich aus Sachleistungen, das sind zum Beispiel öffentliche Zuschüsse für Kultureinrichtungen, die die Touristen während ihrer Reise in Anspruch nahmen. Deutlich wird, dass die Summe der inländischen Reisenden stark überwiegen. Die höchsten Auslagen des touristischen Gesamtkonsums in Deutschland sind für Shopping (ca. 70 Mrd. Euro), Gaststätten (ca. 50 Mrd. Euro) und Beherbergungsleistungen (ca. 27 Mrd. Euro). Im Jahr 2013 machte der direkte Anteil der Tourismuswirtschaft an der Bruttowertschöpfung der deutschen Volkswirtschaft 4,4 % aus, das schlug sich mit 97,0 Mrd. Euro zu Buche. Laut dem DTV ergibt sich daraus, dass der Tourismus bedeutender für die deutsche Bruttowertschöpfung ist als die Kfz-Industrie oder die Bankwirtschaft. Darüber hinaus ist der Tourismus auch für die deutsche Arbeitssituation von Wichtigkeit, da er 2,9 Mio. Arbeitsplätze sichert. Das entspricht 7,0 % aller Erwerbstätigen in Deutschland. Dass Deutschland als Reiseziel bei den ausländischen, aber vor allem bei den inländischen Gästen sehr beliebt ist und sich dieser Trend noch im Wachstum befindet, lässt sich an folgenden Zahlen belegen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Entwicklung der Gästeankünfte und Übernachtungen in Deutschland24
Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Gästeankünfte und Übernachtungen in Deutschland im Zeitraum 2010 bis 2013. Ein stetiges Wachstum ist sowohl bei den Gästeankünften, als auch bei den Übernachtungen erkennbar. Obwohl Deutschland in 2013 mit den Folgen und Schäden des Rekordhochwassers in Mitteleuropa (Ende Mai bis Anfang Juni 2013) zu kämpfen hatte, wirkten sich diese nicht negativ auf den Tourismus aus. Die Gästeankünfte im Jahr 2013 von 155,2 Mio., die sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 % steigerten, belaufen sich auf 20,3 % ausländische Gäste (31,5 Mio.) und 79,7 % inländische Gäste (123,7 Mio.). Im Vergleich der Gästeankünfte 2012 sind die der ausländischen Gäste um 3,7 % und die der inländischen um 1,1 % angestiegen.
Die Gesamtanzahl der Übernachtungen (411,9 Mio.) hat sich von 2012 auf 2013 um 1,1 % erhöht. Hierbei macht der Anteil der ausländischen Gäste 17,5 % (72,0 Mio.) aus und der der inländischen 82,5 % (339,9 Mio.). Wie schon bei den Gästeankünften zeigt sich auch hier, dass die Zahl der ausländischen Gäste von 2012 auf 2013 stärker anstiegen (um 4,5 %), als die der Inländischen mit 0,5 %.
Des Weiteren fuhren die Deutschen in 2013, mit 70,7 Mio. verbuchten Reisen, so viel wie noch nie in den Urlaub.25 Die Anzahl der reisenden Personen beträgt hierbei 54,8 Mio.26 Somit begab sich im Schnitt jeder dieser Reisenden auf 1,3 Urlaubsreisen und gab pro Reise durchschnittlich 906 Euro aus.
Abbildung 2 zeigt, dass ca. 30 % (21,5 Mio.) der Urlaubsreisen der Deutschen inländisch sind, gefolgt von Italien, Spanien und Türkei, die zusammen unter 30 % liegen und somit immer noch weniger als das Reiseziel Deutschland ausmachen. Die inländischen Urlaubsreisen weisen auf, dass die beliebtesten Reiseziele die beiden Tourismusregionen sind, auf die diese Bachelorarbeit ihren Fokus legt. Den alpinen Süden von Deutschland besuchen 27,9 % und den maritimen Norden 32,9 %.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Deutschland ist Urlaubsziel Nr.1 bei den Deutschen27
Die Kurzurlaubsreisen (zwei bis vier tägiger Aufenthalt) der Deutschen beliefen sich im Jahr 2013 auf 75,6 Mio., die Anzahl der reisenden Personen jedoch nur auf 33,3 Mio., somit fallen auf jeden der Reisenden 2,3 Kurzurlaubsreisen. Im Durchschnitt wurde für jede Kurzreise 254 Euro pro Person ausgegeben. Es liegt jedoch keine Auswertung vor, wie sich diese Kurzreisen prozentual aufteilen lassen (Bundesländer, Städte etc.).
2.1.4 Aktuelle Trends
Im folgenden Kapitel werden die aktuellen Trends von vier touristischen Bereichen aufgezeigt. Hierbei handelt es sich nicht um Megatrends wie z.B. die Globalisierung, sondern um soziokulturelle Trends. „Diese sind mittelfristige Veränderungsprozesse, die von den Lebensgefühlen der Menschen im sozialen und technischen Wandel geprägt werden, sich aber auch stark in den Konsum- und Produktwelten bemerkbar machen. Die größeren von ihnen haben eine Halbwertszeit von rund 10 Jahren. […] Hier handelt es sich AUCH um einen Marketing- und Konsumtrend, dessen Motive und „Treiber“ jedoch in tieferen Bereichen der Soziokultur zu finden sind.“28 Vor allem für die Anbieter von touristischen Produkten sind diese Trends von großer Bedeutung, da sie ihr Angebot auf die Kundenwünsche und -ansprüche nicht nur anpassen müssen, sondern die ersten seien wollen, die ein solches Trendprodukt und -dienstleistungen anbieten.
Als erstes soll auf die Kundenansprüche eingegangen werden. Diese sind heutzutage unter anderem durch den Trend der Multioptionalität gekennzeichnet. Das bedeutet, dass der Kunde breit gestreute Interessen und Reisemotive hat und diesbezüglich auch viele Wahlmöglichkeiten offen haben möchte, sich seinen Urlaub facettenreich zu gestalten. Dieser Trend steht in sehr enger Verbindung mit dem der Individualisierung. Ein standardisiertes Reisepaket aus dem Katalog zu buchen, wie es viele andere zuvor auch schon taten, stellt den Kunden heute oftmals nicht mehr zufrieden. Dieser bevorzugt es, sich eine Reise maßgeschneidert auf seine Sehnsucht nach individuellen, einzigartigen Erlebnissen zusammenzustellen, um somit eine ganz besondere Reise zu erleben, wie kein zweiter zuvor.
Aufgrund des demographischen Wandels in Deutschland haben wir eine zunehmend größere Zielgruppe von Personen, die über 50 Jahre alt sind und auch mit fortschreitendem Alter ihr Reiseverhalten beibehalten möchten. Diese Zielgruppe wird als Best Ager, Generation Gold oder auch Silver Ager bezeichnet. Sie zeichnen sich darüber aus, dass sie finanzstark sind und viel Zeit zum Reisen haben. Besonders beliebt bei dieser Zielgruppe sind Sprach- und Studienreisen, Kreuzfahrten, Genussreisen, sowie organisierte Erlebnisreisen. Dabei möchten sie jedoch nicht nur im Inland bleiben, sondern ziehen auch Fernreisen in Betracht. Auf diese Zielgruppe müssen sich die Reiseanbieter zusätzlich einstellen, da andere Bedürfnisse (z.B. höhere Sicherheitsstandards, Barrierefreiheit, eventuell medizinische Versorgung etc.) in den Vordergrund rücken.
Ein weiterer Trend ist der vermehrte Kurzzeittourismus, bei dem die Gäste anstelle von einem großen Urlaub im Jahr, mehrere kürzere Reisen jeweils zwischen drei bis fünf Tagen, über das Jahr verteilt buchen. So ist ein verlängertes Wochenenden beispielweise eine beliebte Reisezeit für einen Kurzzeittourismus. Dieser Trend bedeutet vor allem für die touristischen Unterkünfte einen häufigeren Gäste- und Bettenwechsel und mehr Ansturm während verlängerten Wochenenden, auch in den Nebensaisonen.
Auch im Bereich Buchungsverhalten gibt es gravierende Veränderungen, hier spielt das Internet zunehmend eine sehr große Rolle. Einerseits informieren sich die Gäste auf Foren, Blogs und Websites sehr genau über ihre Wunschreisedestination und lesen Erfahrungsberichte anderer Urlauber über das präferierte Hotel, Pension, Fluggesellschaft etc. Dies fließt maßgeblich in die Entscheidung, welcher Anbieter gebucht wird, mit ein. Somit sind Austausch- und Bewertungsplattformen wie „Holidaycheck“, „Expedia“ oder „TripAdvisor“ ein wichtiges Informationsmedium. Aus Sicht der Anbieter bedeuten diese Portale Pech und Segen zugleich, einerseits können diese existentiell schädlich sein, sobald dort eine schlechte Bewertung über ihr Produkt und Leistung auftaucht, die andere potentielle Kunden abschrecken könnte.29 Andererseits werten positive Bewertungen das Image auf und können effektiver und glaubwürdiger sein, als teures Marketing. Darüber hinaus sind Buchungsportale, wie zum Beispiel „HRS“, „KAYAK“, „Travel24.com“ etc. im Trend. Diese bedeuten eine große Konkurrenz für die Reisebüros. Die Portale gewinnen an Bedeutung, da eine Buchung bequem, einfach von daheim und vor allem unabhängig von Uhrzeit und Wochentag erfolgen kann. Diese Form des Buchens kommt dem im vorherigen Absatz beschriebenen Kurzzeittourismus zu Gute, da die vermehrten kurzfristigen Reisen auf diesem Wege spontan und schnell gebucht werden können.30
2.2 Klimawandel
Bevor auf die Definition von Klimawandel eingegangen werden kann, müssen die zentralen Begriffe Wetter, Witterung und Klima erklärt werden, da diese im Volksmund oftmals eine unpräzise Verwendung finden. Im Diercke-Wörterbuch der Allgemeinen Geographie31 werden die Begriffe folgendermaßen definiert:
Wetter: „zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort wirksame Kombination der atmosphärischen Elemente (Zustand der Atmosphäre) und die sich gerade abspielenden Vorgänge in der Atmosphäre.“
Witterung: „abgrenzbare, für die jeweilige Jahreszeit oft typische Abfolge der atmosphärischen Zustände in einem Gebiet.“
Der Begriff Klima geht zurück auf das griechische Wort „klimatos“, das Neigung bedeutet, in diesem Falle die Neigung der Erdachse gegen die Ebene ihrer Umlaufbahn um die Sonne. Laut dem Diercke-Wörterbuch ist das Klima „die für einen Ort, eine Landschaft oder einen größeren Raum typische Zusammenfassung der erdnahen und die Erdoberfläche beeinflussenden atmosphärischen Zustände und Witterungsvorgänge während eines längeren Zeitraumes in charakteristischer Verteilung der häufigsten, mittleren und extremen Werte.“
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Wetter etwas ist, das gerade geschieht und nicht beeinflussbar ist. Jedoch kann man es deuten, analysieren und in Daten fassen, die über einen langen Zeitraum hinweg ein Bild ergeben. In diesem Gesamtbild sind Temperaturen, Niederschlagsmessungen etc. enthalten und es lässt sich daraus errechnen, wie das Klima der vergangenen Monate und Jahre war. Umso mehr Daten zur Verfügung stehen, d.h. je länger diese Messungen in die Vergangenheit reichen, desto exakter kann das Klima für eine Region ausgewertet werden. Im Gegensatz zum Klima ist bei der Witterung der betrachtete Zeitraum deutlich kürzer. Die Witterung fasst den Wetterablauf mehrerer Tage oder Wochen zusammen.32
2.2.1 Natürliche Klimaveränderung
„Bereits seit Beginn der Existenz der Erde vor ungefähr 4,6 Milliarden Jahren befindet sich das Klima im Wandel. Es ist variabel in allen Größenordnungen des Raumes und der Zeit. Die Vielfalt der Klimaänderungen war für lange Zeit ein rein natürlicher Vorgang, immerhin bis 3,8 Milliarden Jahre zurückkonstruierbar.“33 Somit befindet sich unsere Erde schon immer in einer Klimaveränderung, die aber sehr langsam voran geht. Zu der Zeit der Dinosaurier, vor 100 Mio. Jahren, war es wärmer als heute. Damals wuchsen selbst in Europa Pflanzen, die heute nur noch in den Tropen vorzufinden sind. Darauf wurde es so kalt, dass sich gewaltige Eismassen von den Polen aus über das Land schoben und die Dinosaurier ausstarben. Die jüngste Eiszeit ereignete sich vor 12 000 Jahren. Folglich gab es stets Faktoren, die das Klima veränderten und in keiner Verbindung zu den Menschen stehen, man spricht von natürlichen Klimaveränderungen. „Für den natürlichen Klimawandel können Änderungen der Erdbahnelemente, die Änderung des Neigungswinkels der Erdachse zur Ekliptik, die Kontinentalverschiebung, die Schwankungen der Sonnenaktivität, Vulkanausbrüche u.a.m. verantwortlich sein."34 Auf die Einflussgrößen Neigung der Erdachse, die Sonne, Vulkanismus, Meeresströme und Kontinentaldrift soll im Folgenden genauer eingegangen werden. Eine detailliertere Ausführung ist in Bubenzer/ Radtke 2007, John 2007, sowie in Kleinau 2013 zu finden, die der Verfasserin ebenfalls als die Wissensgrundlage für die folgenden Unterpunkte dienten.
Der Einfluss der Erdachsenneigung und die Erdbahn um die Sonne: Beides unterliegt verschiedenen Zyklen (mit einer Dauer von bis zu 100 000 Jahren) und nimmt einen Einfluss auf den Einstrahlwinkel der Sonne auf bestimmte Erdregionen. Der Astrophysiker Milanković entdeckte, dass sobald es zu Veränderungen in der Erdumlaufbahn und der Erdachse kommt, sich ebenfalls sehr große Veränderungen der Energieeinbringung der Sonne in die Erdatmosphäre ereignen. Heute ist dies unter dem Begriff Milanković-Zyklen bekannt. Das Zusammenwirken dieser Faktoren soll auch für die Eiszeitzyklen verantwortlich sein. Starke Erderschütterungen wie Erdbeben, können die Erdachse leicht verschieben und dies kann Auswirkungen auf das Klima mit sich ziehen.
Der Einfluss der Sonne auf das Klima: Sowohl das tägliche Wetter, als auch langfristige Klimaveränderungen, hängen u.a. von den sich ändernden Sonnenaktivitäten und der ausgestrahlten Solarenergie ab. Auf den Betrachter von der Erde aus, macht das Sonnenlicht einen stabilen und konstanten Eindruck. Spektralanalysen von Satelliten können jedoch erkennen, dass die Sonnenstrahlung nicht gleichmäßig aktiv, sondern enormen Schwankungen ausgesetzt ist. Noch dazu geht von der Sonne ein stetiger, jedoch stark variierender Sonnenwind aus, bestehend aus einem beständigen Strom aus elektrisch geladenen Teilchen. Das Zusammenspiel der sich ständig ändernden Sonnenaktivität und dem Magnetfeld der Erde wird als „Weltraumwetter“ bezeichnet. Das Sonnenmagnetfeld unterliegt Schwankungen, die in regelmäßigen Zyklen von circa elf Jahren erfolgen. Einmal im Zyklus, alle elf Jahre, sind die Sonnenwinde so gewaltig, dass diese als Sonnenstürme betitelt werden. Auf der Sonnenoberfläche kommt es zu starken Eruptionen, wobei große Massen energiereicher Partikel ins All geschleudert werden. Die dadurch frei gewordenen Explosionsgewalten können mit unseren Maßstäben nicht gemessen werden. Im Wesentlichen erforscht die Wissenschaft die drei Faktoren UV-Strahlung, Sonnenwinde und Sonnenminimum, die den Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und der Wetter- und Klimaentwicklung auf der Erde erklären könnten. Diese Erklärungen sind in der Anlage 1 zu finden.
Der Einfluss des Vulkanismus: Bei jedem heftigen Vulkanausbruch werden Asche und Gase bis zu 50 Kilometer hoch in die Stratosphäre geschleudert und setzen dort chemische Prozesse in Gang, die bewirken, dass sich das Klima der Erde abkühlt. Auf Grund solcher Explosionen werden enorme Mengen an Material kilometerweit in die Atmosphäre katapultiert. Über dem betroffenen Vulkan bildet sich ein Rauchpilz, bestehend aus feinen Staubteilchen und Gasen (wie z.B. Schwefeldioxid, Kohlendioxid und Wasserdampf35 ). Aus dem Schwefeldioxid bilden sich kleine feste Teilchen, sogenannte Aerosole, die sich darauf in der Atmosphäre befinden. Zum Teil wird das Sonnenlicht von den Aerosolen reflektiert, zum Teil geschluckt. Beides hat die Auswirkung, dass weniger Sonnenstrahlen bis zur Erdoberfläche durchgelassen werden und es somit kälter wird. Solche Ereignisse haben sich in unserer Klimageschichte schon öfters ereignet, so sorgte ein Vulkanausbruch 1815 in Indonesien dafür, dass es im folgenden Jahr keinen richtigen Sommer gab. Vulkanausbrüche bewirken zudem einen CO2-Anstieg in der Atmosphäre, dies wiederum begünstigt den Treibhauseffekt, der zu einer Erwärmung der Erde führt.
Der Einfluss von Meeresströmungen: Zwischen den Weltmeeren findet ein dauerhafter Wasseraustausch statt, da diese in der Tiefe miteinander durch Strömungen verbunden sind. Verantwortlich dafür sind die verschiedenen Temperaturen des Meerwassers. Ebenso wie der unterschiedliche Salzgehalt, für den gilt, dass umso kälter und salziger das Wasser ist, es umso mehr nach unten sinkt. Somit ist das salzigste und kälteste Wasser im Meer in der untersten Schicht zu finden. Dieses Phänomen bedingt Meeresströmungen: Vom europäischen Nordmeer (Atlantischer Ozean) ausgehende, kalte Strömungen fließen in der tiefen Schicht vom Atlantik bis zum Pazifik. Dort werden die kühlen Strömungen erwärmt, worauf sie als warme Ströme an die Oberfläche aufsteigen. Sollte es zu einer Änderung in diesem Kreislauf kommen, wirkt sich dies auf das gesamte Weltklima aus. Ein Beispiel dafür wäre das Schmelzen der Eisberge in der Arktis, das auch den Anstieg des Meeresspiegels bedingt. Hierbei gelangt viel Süßwasser in das Meer, da die gefrorenen Eismassen aus Süßwasser bestehen. Dadurch wird der Salzgehalt schwächer, dies wiederum führt dazu, dass die Wasserströmungen der Tiefe sich verändern.36 Heute schreiben wir das Schmelzen der Pole der menschengemachten Klimaveränderung zu, dennoch beeinflusst diese anthropogene Veränderung eine natürliche, die zusätzlich zu einem Wandel des Klimas führt.
Der Einfluss der Kontinentaldrift: Auf lange Sicht betrachtet ist die Kontinentaldrift einer der Hauptfaktoren für die Veränderung der Temperatur auf der Erde und somit des natürlichen Klimawandels. Das heutige Bild der Kontinente (Form und Lage) stimmt nicht mit dem überein wie etwa vor 150 Mio. Jahren. Die Landmassen bewegen sich andauernd. Vor 150 Mio. Jahren waren das heutige Südamerika, Afrika, Indien, Australien, die arabische Halbinsel, sowie die Antarktis zu einem riesigen Kontinent zusammengefasst, der als „Gondwana“ bezeichnet wird. Dieser große Kontinent befand sich an der heutigen Stelle des Südpols. Auch heute bewegen sich die Kontinente weiter. Der Zusammenhang zwischen der Kontinentaldrift und einem natürlichen Klimawandel ist der, dass Sonnenstrahlen je nachdem, ob sie auf Wasser oder Land treffen, unterschiedlich reflektiert werden. Wenn sie auf Land erreichen, werden die Sonnenstrahlen stärker reflektiert, als vom Wasser. Das sagt aus, dass Land, im Vergleich zu Wasser, weniger Wärme aufnimmt. Folglich kann sich über Land leichter Eis bilden, als über Wasser. Blickt man in die Praxis und betrachtet die beiden Pole, bestätigt sich die Theorie. Die Eismassen am Südpol, die Festland bedecken, sind deutlich gewaltiger als die am Nordpol, unter denen sich nur Wasser befindet. Kommt es nun zu einer Weiterverschiebung der Kontinente, könnte sich auch Festland unter den Nordpol schieben. Dies würde dazu führen, dass sich dort, ebenso wie am Südpol, größere Eismassen bilden. Je mehr Eis entsteht, desto kälter wird es, somit würde der europäische Norden abkühlen. Eine detaillierte Erläuterung der Kontinentaldrift ist bei John37 und Globalisierung Fakten38 zu finden.
Auch Ganteför, Professor an der Universität Konstanz im Fachbereich Physik und Autor des Sachbuchs „Klima - der Weltuntergang findet nicht statt“, erklärt in seinem Referat zum Thema „Baumsterben, Bevölkerungsexplosion, Klimawandel und Energieverknappung“, dass das Klima ohne den Menschen ebenfalls nicht stabil sei. So hätte die Erde vor 800 Mio. Jahren einem Schneeball geglichen, mit einer Durchschnittstemperatur von - 50 °C. Unsere Erde befinde sich, auf ihre Klimageschichte betrachtet, in gleichmäßigen Abständen in einer Warm- bzw. Eiszeit. Laut dem Zyklus, siehe Abbildung 3, seien wir gerade auf dem Weg in eine nächste Eiszeit, hier jedoch macht sich der Einfluss des Menschen bemerkbar. Ohne die menschengemachte Klimaerwärmung wäre es heute noch kälter als in der kleinen Eiszeit, dies wiederum wäre für das Leben auf der Erde von Nachteil. Jedoch erreichen wir, laut Ganteför, wenn die Menschheit ihren Ausstoß an Treibhausgasen nicht massiv reduziert, bis sogar einstellt, bis zum Jahr 2100 die 4,5 °C Marke (im Vergleich zu vorindustriellen Werten). Dies wäre für den Menschen zu warm. Auf der Abbildung 3 ist auch zu erkennen, dass die Kohlendioxidkonzentration (grüne Kurve) heute im Hinblick auf die letzten 400 000 Jahre einen einmaligen Höchstwert angenommen hat. Bis dato lagen die Maxima zwischen 280-300 ppm CO2, der heutige Wert hingegen ist bei 380 ppm. Mit der menschengemachten Klimaveränderung beschäftigt sich der folgende Gliederungspunkt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Schwankungen der Konzentration des Kohlendioxid (grüne Kurve) und der Temperatur (graue Kurve) ca. der letzten 400 000 Jahre39
2.2.2 Menschengemachte Klimaveränderung
Bevor die Verfasserin in diesem Kapital auf die menschengemachte Klimaveränderung und globale Erwärmung eingeht, die vom anthropogenen Treibhauswandel verursacht wird40, muss erst der anthropogene Treibhauseffekt von dem natürlichen Treibhauseffekt abgegrenzt werden. Wie bereits im Gliederungspunkt 2.2.1 erläutert, ist die Bilanz zwischen einfallender solarer und in das All abgegebener thermischer Strahlung für das Klimasystem auf unserer Erde entscheidend. Diese Strahlungsbilanz wird von einigen Gasen beeinflusst, indem diese Gase die Wärmestrahlung absorbieren, die von der Erde abgestrahlt wird. In Folge dessen gelangt so mehr Strahlung an die Erdoberfläche als ohne Treibhausgase, da sich zu der solaren Strahlung noch die Wärmestrahlung addiert, die von den Treibhausgasen abgestrahlt wird. Daher wärmere Körper mehr Wärme abstrahlen können, reagiert die Oberfläche der Erde auf diese höhere Einstrahlung mit einer Erhöhung der Temperatur. Die Erde erwärmt sich wie ein Treibhaus. Das Strahlungsgleichgewicht wird somit wiederhergestellt und dieses Phänomen nennt man den natürlichen Treibhauseffekt. Wie das Wort „natürlich“ schon sagt, handelt es sich hierbei um einen natürlichen Vorgang, denn die Treibhausgase - Kohlendioxid, Methan, Wasserdampf - waren schon immer, auch ohne den Einfluss des Menschen, in der Atmosphäre vor zu finden. Es handelt sich dabei um so etwas wie eine gigantische, erdumspannende Temperaturregelung. „Ohne den natürlichen Treibhauseffekt würde die mittlere Temperatur der Erdoberfläche lediglich – 18 °C betragen und wäre damit vollkommen gefroren. Tatsächlich beträgt die mittlere Temperatur der Erdoberfläche aber + 15 °C. Der Treibhauseffekt ist somit für eine Differenz von 33 Grad verantwortlich und ermöglicht dadurch das lebensfreundliche Klima auf der Erde. Dieser natürliche Treibhauseffekt wird nun von dem Menschen verstärkt und bereits eine prozentuale geringer Verstärkung desselben kann zu einer Erwärmung um mehrere Grad führen.“41
Der anthropogene Treibhauseffekt beschreibt, dass der natürliche Treibhauseffekt einerseits durch erhöhte Werte der natürlich vorkommenden Treibhausgase, sowie durch neue Gase verstärkt wird. So heißen die Verursacher Kohlendioxid, Methan, Fluorchlorkohlenwasserstoff (für den Abbau der Ozonschicht in der Stratosphäre verantwortlich), Troposphärisches Ozon und Distickstoffmonoxid, wobei das Kohlendioxid mit 60 % den bedeutendsten Anteil hat42. Da CO2 bis zu mehreren hundert Jahren in der Atmosphäre bleibt, kann es als ein langfristiges Klimaproblem gedeutet werden. Die Verbrennung fossiler Brennstoffe (Erdöl, Erdgas, Kohle), hohe Emissionen, die Zerstörung der natürlichen Vegetation, wie z.B. das Abholzen der Wälder und gewisse Arten der Landnutzung, sowie Massenviehhaltung, gelten als die Hauptgründe für den Anstieg des CO2-Gehalts in unserer Atmosphäre.43 „Um unseren Energiebedarf zu decken, verbrauchen wir in wenigen Generationen fossile Brennstoffe, die in Hunderten von Millionen Jahren entstanden sind.“44 Zuzüglich produzieren wir Menschen Treibhausgase, die sich in der Atmosphäre anreichern und sich somit dort noch größere Mengen an Sonnenwärme aufstaut. Auf diese Weise wird die Erde zusätzlich aufgeheizt, verglichen werden kann das mit einem Gewächshaus in der Mittagshitze, bei dem sich die Gläser verdicken und sie somit noch mehr Wärme zurückhalten.
Noch einmal die Abbildung 3 aus Kapitel 2.2.1 aufgreifend, wird ersichtlich, dass der Anstieg der CO2-Konzentration erst seit der Industrialisierung, Mitte des 19. Jahrhunderts, so enorm zunahm. Auch verliefen die Kohlenstoffkonzentrations- und Temperaturkurven bis dahin recht parallel. Dies belegt, dass der Mensch den (anthropogenen) Treibhauseffekt hervorgerufen hat. „Bereits für die nächsten Jahrzehnte wird mit einer Verdopplung der atmosphärischen Kohlendioxidkonzentration gerechnet (auf bis zu nahezu 600 ppm, verglichen mit dem vorindustriellen Niveau), wenn nicht drastische Emissionsminderungen dem entgegenwirken.“45
Aufgrund dessen, dass es unmöglich ist, genaue Prognosen bezüglich der globalen Bevölkerungsentwicklung, technischer Innovationen, des Energieverbrauch oder des Konsumverhalten der Menschheit zu treffen, wurde der IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) eingeführt. Der IPCC46 oder auch als Weltklimarat bekannt, diskutiert den wissenschaftlichen Erkenntnisstand zur globalen Erwärmung, sowie zum anthropogenen Anteil und fasst ihn darauf in Berichten zusammen, um somit der Politik und den Regierungen bezüglich deren Entscheidungen zuzuarbeiten. Die Sachstandsberichte werden alle fünf bis sechs Jahren herausgegebenen. Am 30. Januar 2014 erschien die redaktionell bearbeitete Endfassung des fünften Sachstandsberichts, der wie bereits in der Einleitung erwähnt, Ende Oktober 2014 in Kopenhagen präsentiert wurde. Die vorherigen vier wurden in den Jahren 1990, 1995, 2001 und 2007 veröffentlicht. Die in den Berichten vorgestellten Zukunftsszenarien (SRES-Szenarien), können in vier Hauptgruppen eingeteilt werden: A1, A2, B1 und B2. Eine genauere Definition dieser Szenariengruppen ist in der Anlage 2 zu finden.
[...]
1 Vgl. Freestone/ Streck 2009, 489ff.
2 Hendricks 02.11.2014, http://www.bmbf.de/press/3677.php, Zugriff v. 20.11.2014
3 Vgl. Tagesschau 02.11.2014, http://www.tagesschau.de, Zugriff v. 20.11.2014
4 ebenda
5 Bauchmüller, http://www.sueddeutsche.de, Zugriff v. 21.11.2014
6 CIRPA International 2011, 8
7 dt.: Rundgang, Umlauf, Reise
8 dt.: runden
9 Vgl. Mundt 2006, 2ff.
10 Vgl. Opaschowski 2002, 4f. und Freyer 2009, 7
11 Vgl. Freyer 2009, 7f.
12 Morgenroth 1927, o.S., zitiert nach Freyer 2009, 1
13 UNWTO 1993
14 Siehe Glücksmann 1935, Aiest 1954
15 Vgl. Kaspar 1996, 16
16 Vgl. Dettmer 1998, 53
17 Rieger 1982, 16
18 Büttner et al. 2006, 123 ff.
19 Vgl. Sölch 1995, http://www.wirtschaftsgeografie.com, Zugriff v. 08.11.2014
20 Kulinat/ Steinecke 1984, 43
21 Vgl. Spode 1991, 82-89
22 Vgl. Prahl 1991, 95
23 Deutscher Tourismusverband 2014, 4ff.
24 entnommen aus Deutscher Tourismusverband 2014, 6
25 der DTV berücksichtigte bei der Auswertung nur Urlaubsreisen ab einer Dauer von fünf Tagen
26 als Reisende werden nur Personen ab 14 Jahren gezählt, Kinder bleiben somit unberücksichtigt
27 entnommen aus Deutscher Tourismusverband 2014, 17
28 Horx Zukunftsinstitut, http://www.horx.com, Zugriff v. 10.11.2014
29 Vgl. Weigand 2012, 135-141
30 Weitere Trends sind nachzulesen in Stallinger 2014, Lohmann 2012, Tourismus Initiative München 2013, Bieger/ Laesser 2003, sowie Conrady/ Buck 2012
31 Leser et al. 2010, o.S.
32 Vgl. Deutscher Wetterdienst, http://www.dwd.de, Zugriff v. 14.11.2014
33 Schönwiese 1994, 16ff.
34 Schertenleib/ Egli-Broz 2011, 163
35 Vgl. Hanisauland, http://www.hanisauland.de, Zugriff v. 12.11.2014
36 Vgl. Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, http://www.awi.de, Zugriff v. 16.11.2014
37 John 2007, 12-13
38 Globalisierung Fakten http://www.globalisierung-fakten.de, Zugriff v. 12.11.2014
39 entnommen aus Latif 2007, 63
40 Vgl. Rahmstorf/ Schellnhuber 2006, 29
41 Kleinau 2013, 19
42 Vgl. Kuttler 2009, 221
43 Vgl. Abegg 1996, 29f.
44 Zebisch et al. 2005, 5
45 Ebenda, 5
46 dt.: Zwischenstaatliche Sachverständigengruppe für Klimaveränderungen
- Quote paper
- Lea Marie Vogeser (Author), 2015, Tourismus und Klimawandel. Anpassungs- und Verminderungsstrategien in der deutschen Küsten- und Alpentourismusregion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1003680
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