In dieser Arbeit wird der Ablauf eines Coachinggesprächs an einem praktischen Beispiel erläutert. Dabei wird auf individuelle wie allgemeine Abläufe eingegangen und theoretische Hintergründe thematisiert.
Die Klientin Frau Victoria ist 27 Jahre alt, sie wohnt im Süden von Berlin und macht gerade ihre Ausbildung zur Heilpraktikerin. Dafür wendet sie einen Tag am Wochenende in einer Heilpraktiker-Schule in Berlin-Mitte auf. Sie fährt zu jeder Präsenzphase hin, hätte aber die Möglichkeit, Online-Unterricht zu nehmen. Parallel dazu schreibt sie ihre Masterarbeit im Bereich Tanzwissenschaften an der Universität Berlin über das Thema Weiblichkeit im Flamenco-Tanz. Die Erstellung dieser Arbeit nimmt viel Zeit in Anspruch und sie stresst sich sehr, da sie es perfekt machen will. Um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, arbeitet die Klientin zwei bis drei Tage die Woche als Bewegungstherapeutin in einer psychologischen Einrichtung in Berlin-West. Die Arbeit macht ihr viel Spaß, weil sie das Gefühl hat, dass ihre Bewegungsangebote einen positiven Effekt auf die psychisch gestörten Patienten haben und sie Elemente aus ihrer theoretischen Arbeit als Studentin übertragen kann.
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG
1.1 Die Klientin
1.2 Anliegen des Klienten
2 DARSTELLUNG DER DURCHGEFÜHRTEN COACHING-SITZUNG
2.1 Darstellung des Coachings
2.2 Begründung der ausgewählten Methode
3 ANALYSE UND ERGEBNISBEWERTUNG
3.1 BewertungderRolle alsCoach
3.2 Feedback des Klienten
3.2.1 Wie beurteilt die Klientin die Beziehungsgestaltung?
3.2.2 Wie beurteilt die Klientin den Inhalt?
3.2.3 Wie beurteilt die Klientin das Ergebnis?
3.3 Schlussfolgerungen
4 LITERATURVERZEICHNIS
5 TABELLENVERZEICHNIS
1 Einleitung
1.1 Die Klientin
Die Klientin Frau Victoria ist 27 Jahre alt, sie wohnt im Süden von Berlin und macht gerade ihre Ausbildung zur Heilpraktikerin. Dafür wendet sie einen Tag am Wochenende in einer Heilpraktiker-Schule in Berlin-Mitte auf. Sie fährt zujeder Präsenzphase hin, hätte aber die Möglichkeit, Online-Unterricht zu nehmen. Parallel dazu schreibt sie ihre Masterarbeit im Bereich Tanzwissenschaften an der Universität Berlin über das Thema Weiblichkeit im Flamenco-Tanz. Die Erstellung dieser Arbeit nimmt viel Zeit in Anspruch und sie stresst sich sehr, da sie es perfekt machen will. Um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, arbeitet die Klientin zwei bis drei Tage die Woche als Bewegungstherapeutin in einer psychologischen Einrichtung in Berlin-West. Die Arbeit macht ihr viel Spaß, weil sie das Gefühl hat, dass ihre Bewegungsangebote einen positiven Effekt auf die psychisch gestörten Patienten haben und sie Elemente aus ihrer theoretischen Arbeit als Studentin übertragen kann. Die Klienten hat die gesamte Woche viel um die Ohren und ihr fällt es abends schwer abzuschalten. In der wenigen Freizeit unternimmt Frau Viktoria etwas mit ihrem Freund, geht gerne Tanzen und treibt Ausdauersport als Ausgleich zum teils stressigen Alltag. Ein Ausgleich, der ihr aufgrund der vielen Termine und Ausbildungen derzeit fehlt. Ihr Freund beschwert sich, dass die Klientin zu wenig Zeit in die Beziehung investieren würde, zumal sie gerade erst zusammengekommen sind. Seit Beginn der Schwierigkeiten in der Beziehung sucht Frau Victoria vermehrt den Rat ihrer Mutter, die direkt nebenan lebt.
1.2 Anliegen des Klienten
Die Klientin fühlt sich zunehmend unausgeglichen. Dies liegt an dem vollgepackten Zeitplan und den vielen Terminen in der Woche. Der Master, die Heilpraktiker-Ausbildung und die Arbeit lassen einfach zu wenig Zeit für Hobbys und Privates zu. Ihr Traum ist es, sich nach Beendigung des Masters der Selbstständigkeit widmen, um endlich finanziell unabhängig von ihren Eltern zu werden. Sie will doch alles so gut und perfekt machen. Jedoch fehlt ihr momentan die Kraft und Zeit, sich dieser Aufgabe zuzuwenden. Das frustriert und stresst sie sehr. Vor allem die Tatsache, dass sich in der noch frischen Beziehung vermehrt Probleme auftun. Einige Freunde wundem sich auch schon, warum sie sich in letzter Zeit so wenig meldet. Um über die Probleme zu sprechen, sucht sie wieder vermehrt Kontakt zu ihrer Familie. Bei Stress greift Frau Victoria oftmals zu ungesunden Lebensmitteln, um ihren Stress abzubauen. Ist sie in einen Teufelskreis geraten? So fühlt es sich zumindest für sie an. Noch vor dem Start der Bearbeitung der Abschlussarbeit sprießte Frau Victoria nur so vor Ideen und sie hatte das Gefühl, sie könnte die Selbstständigkeit nach dem Master schaffen. Von einem Bekannten aus der Heilpraktiker-Ausbildung hat sie von einem Coaching-Angebot gehört, welches sie in Anspruch nehmen will. Sie wünscht sich wieder mehr Luft und weniger Stress im Alltag, Freude in der Beziehung und Kraft für die Selbstständigkeit zu haben.
2 Darstellung der durchgeführten Coaching-Sitzung
2.1 Darstellung des Coachings
Nach einer freundlichen Begrüßung setzen sich die Klientin und der Coach schräg einander zugewandt hin. Mit einer eröffnenden Frage des Coaches zum Flamenco-Auftritt am letzten Wochenende steigen sie positiv in das Gespräch ein. Sie sagt, dass es eines ihrer größten Auftritte gewesen sei und sie und ihr Freund endlich mal wieder Feuer und Flamme gewesen waren. Das hat ihr richtig gutgetan bei all dem Stress im Alltag. Besonders als sie auf der Aftershow-Party mal wieder gemeinsam das Tanzparkett zum „Glühen“ gebracht haben und sie am nächsten Tag den ganzen Morgen ausschlafen konnten. Durch aktives empathisches Zuhören gibt der Coach das Gesagte in eigenen Worten wider und verdeutlicht es (Myers et al., 2008, S. 803). Der Coach bezieht sich auf drei Ebenen des aktiven Zuhörens nach Schulz von Thun et al. (2003, S. 70ff). Auf der Beziehungsebene schenkt der Coach dem Coachee zunächst einmal seine Aufmerksamkeit, stellt Blickkontakt her und bestätigt ihre Aussagen. Er fasst die Kernaussagen von der Klientin zusammen, gibt sie in eigenen Worten wieder und verbalisiert auch die Gefühle. Im Laufe dieser ersten Konversation ist zwischen der Klientin und dem Coach ein deutliches Pacing in der Körpersprache zu erkennen. Die verschränkten Beine öffnen sich nun einander und beide Oberkörper wenden sich zu. Die Tonalität und Sprechgeschwindigkeit gleichen sich ebenfalls an. Nach Aufbau einer positiven Gesprächsebene leitet der Coach geschickt auf das Anliegen der Coaching-Sitzung über, indem er die entspannte Stimmung am Folgetag der Party aufgreift und sich auf den weniger entspannten Alltag der Klientin bezieht. Die Klientin erzählt, dass sie das Gefühl habe, dass ihre gesamte Struktur im Alltag anfangen würde zu bröckeln. Schon am folgenden Montag nach dem Wochenende kämen wieder die alten Probleme hoch und sie fühle sich zunehmend gestresst. Der Coach greift den Punkt „gesamte Struktur“ auf, spiegelt die Klientin und fragt, was sie genau damit meint. Sie erzählt ihm, dass sie von allen Seiten zu bombardiert würde. Ihr Freund finge an, sich zunehmend zu beschweren, warum sie so wenig Zeit füreinander hätten. Auch Freunde und Familie würden bereits fragen, wann sie sich denn endlich mal wieder melden würde. Hinzu kämen die Abschlussarbeit ihres Masters, die wöchentliche Ausbildung zur Heilpraktikerin und die Arbeit in der psychologischen Einrichtung. Die weiten Wege in Berlin täten ihr Übriges, sodass sie sich eingeengt und unausgeglichen fühle. Der Coach spiegelt die Gefühle der Klientin, gibt das Gesagte wider und signalisiert non-verbal seine Aufmerksamkeit. Aus diesem Kontext leitet der Coach zu der Zielsetzung der Coaching-Sitzung über. Die Klientin sagt, dass sie sich nach Ende der Coaching-Sitzung mehr Klarheit wünsche und neue Ideen bekommen wolle. Neue Ideen, an welchen Stellenschrauben sie drehen könne, um sich mehr Freiraum zu schaffen und den straffen Terminkalender ein wenig zu entzerren. Daraus resultierend, erhoffe sie sich mehr Zeit für sich und in der Partnerschaft. Der Coach spiegelt erneut die Gefühle der Klientin, gibt die Zielformulierung wider und signalisiert non-verbal seine Aufmerksamkeit. Er fragt genauer nach, was die Klientin genau mit dem Wort „entzerren“ meint. Die Klientin beschreibt, dass sie sich wünsche, aus dem von ihr beschriebenen „Teufelskreis“ herauszukommen und welche genauen Maßnahmen sie ergreifen könne, um sich ausgeglichener zu fühlen. Die Klientin wolle für sich Klarheit schaffen, weshalb der Coach fragt, was für ein Gefühl mit dem Zustand der Klarheit einherginge. Die Klientin beschreibt eine Entspannung in der Bauchregion und ein Gefühl eines tiefen Durchatmens. Obwohl das Anliegen noch ein wenig „schwammig“ ist, versucht der Coach mit der Klientin ein Ziel zu formulieren. Das Coaching wird kurz unterbrochen, da die Frau Victoria die Toilette aufsucht. Der Coach stellt anschließend die Methode der Wunderfrage vor und holt sich die Erlaubnis ein, diese auch durchzuführen. Die Klientin stimmt zu. Der Coach beruhigt bewusst seine Stimme und versucht die Klientin durch Anweisungen in eine entspannte Grundstimmung zu bringen. Er lädt Frau Victoria ein, ein paar tiefe Atemzüge zu nehmen und die Augen zu schließen. Der Coach stellt nun die Wunderfrage. Frau Victoria soll sich vorstellen, dass sie wie gewohnt nach Hause geht, ihr übliches Abendessen zubereitet und anschließend ins Bett geht. In der Zeit, während sie schläft, geschieht ein Wunder. Ein Wunder, welches die Probleme der Klientin verschwinden lässt. Der Coach fragt, woran Frau Victoria merken würde, dass das Wunder geschehen sei. Die Klientin sagt, dass sie sich ausgeschlafen und voller Energie fühle. Sie bezieht sich auf den Morgen am letzten Wochenende nach dem großen Auftritt und der Aftershow-Party. So in etwa würde es sich anfühlen. Anstelle von genervter und angespannter Morgenstimmung würde man sich liebevoll „Guten Morgen“ sagen. Sie fühle sich vitaler und gesünder, da sie mehr Zeit habe, auf eine gesunde Ernährung zu achten. Sie würde wieder anfangen, selber zu kochen und neue Rezepte auszuprobieren. Dies würde sich auch positiv auf stressbedingte Heißhungerattacken auswirken, die sich in letzter Zeit vermehrt haben. Die Klientin verfällt bei diesem Thema in eine leicht negative Stimmung und Körperhaltung. Der Coach spürt die Veränderung in der Kommunikation von Frau Victoria, versucht sie durch Fragen wieder zum Wunder zu führen und die positive Gesprächsebene aufrecht zu erhalten. Allgemein verspüre Frau Victoria mehr Zuneigung nicht nur vonsei- ten ihres Freundes, da sie auch anderen Menschen nun mehr Aufmerksamkeit und Zuneigung schenken kann. Das Umfeld und Freunde seien zudem verständnisvoller, falls sie einzelne Termine mal nicht wahrnehmen könne. Auf die Frage, woran der Freund merken würde, dass das Wunder geschehen sei, entgegnet sie lachend, dass sich sowohl das Sexleben verbessere als auch die Beziehung aufgrund von mehr gemeinsamen Unternehmungen entspannter, bunter und facettenreicher sei. Zusätzlich habe sie wieder Zeit für sich selbst. Eine Zeit, die ihr in der Vergangenheit viel Kraft und Ideen gegeben habe. Besonders durch das gelegentliche Meditieren könne Frau Victoria Ereignisse des Tages verarbeiten und einsortieren. Während dieses Dialoges ist eine deutliche Veränderung der Körpersprache der Klientin festzustellen. Frau Victoria entspannt ihre Mimik und öffnet ihre Körpersprache. Der Coach signalisiert non-verbal seine Aufmerksamkeit durch ein „Nicken“ und spiegelt ebenfalls mit einer offenen Körpersprache. Er lädt die Klientin ein, kurz innezuhalten und sich anschließend wieder der Gegenwart bewusst zu werden. Frau Victoria entgegnet der Frage, wie es ihr nach dem Wunder ginge, dass innerlich gerade viel in ihr abliefe sie aber nun positiver gestimmt sei. Sie habe mehr Klarheit und wisse, dass sie nun aktiv an einigen Stellenschrauben drehe, um den Alltag zu entzerren. Der Coach fasst das Gesagte der Klientin zusammen und fragt noch genauer nach, was es benötige, um mehr Freiraum zu schaffen. Für die Klientin sei ein erster Schritt, die Online-Präsenzphasen in Anspruch zu nehmen, da die Hin-und Rückfahrt in Berlin zusammenaddiert anderthalb Stunden dauern würden. Dies aber auch konsequent umzusetzen und nicht wieder in alte Muster zu verfallen, sei ihr besonders wichtig. Auf dem Weg zu mehr Konsequenz helfe ihr der offene Austausch mit ihrem sozialen Umfeld über den Willen zur Veränderung. Der Coach spiegelt die Gefühle der Klientin, gibt das Gesagte wider, signalisiert non-verbal seine Aufmerksamkeit und schließt die Frage an, wie die Klientin das Coaching bewerten würde. Zusammenfassend beschreibt sie bildlich, dass sie das Gefühl habe, dass ihr die Sitzung dabei geholfen habe, aus den Tiefen der Meere wieder an der Wasseroberfläche aufzutauchen, zu atmen sowie links und rechts schauen zu können. Sie spricht von mehr Klarheit. Das fühle sich gut an und sie ginge gestärkt aus dem Coaching heraus.
2.2 Begründung der ausgewählten Methode
Die Wunderfrage ist eine Fragetechnik, welche Ausnahmen vorwegnimmt, die noch nicht passiert sind. Zum einen sorgt sie für eine Identifikation von Lösungsmöglichkeiten und -alternativen sowie zum anderen für eine kreative fantasierende Auseinandersetzung mit dem Wunder, ohne sich für dessen Handlungen verantwortlich zu fühlen (Pieter, 2020, S. 28).
Diese Methode wurde gewählt, da die Klientin auf dem Weg ist, in einen „Teufelskreis“ zu geraten. Die vielen Termine und der vollgepackte Alltag lassen nur wenig Luft zum Atmen und sorgen für Stress. Ohne die nötige Freizeit und Entspannung verdichtet sich der Nebel und sie erkennt keine Lösungsmöglichkeiten mehr. Das Stellen und die Auseinandersetzung mit der Wunderfrage hilft der Klientin, ihren Fokus zu verändern. Anstatt die Aufmerksamkeit ständig auf sich aufkommende Probleme oder Stresssituationen zu richten, lenkt die Methode das Augenmerk auf Lösungen und Chancen. Die Wunderfrage ist zudem eine Möglichkeit, das Fantasieren und die Kreativität der Klientin zu fördern. Die kreativen Phasen, vor allem in Bezug auf das Planen ihrer Selbstständigkeit, seien in letzter Zeit zu kurz gekommen. Frau Victoria kann sich aus einer „sicheren“ Distanz mit der Tatsache des Wunders und Lösungsalternativen auseinandersetzen, ohne sich dafür verantwortlich zu fühlen. Der Coach erhofft sich dadurch, dass sich die Klientin freier und ungezwungener fühlt neue Ideen zu finden. Die neu definierten Ziele können im weiteren Verlauf verfestigt und erste Schritte angegangen werden.
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