Widerstand in Deutschland und Österreich
Die Opposition gegen das NS-Regime (1933-1945)
Große Teile der Bevölkerung ließen sich von der Propaganda Hitlers überzeugen, unterstützen seine Vorhaben und „hielten Ausschau" nach den „Feinden". Egal ob diese „Feinde" nun Juden, Zigeuner und andere, laut Hitler, minderwertige Menschen waren oder Menschen aus der eigenen Bevölkerung, die sich gegen das NS-Regime auflehnten. Dabei spielte es meistens keine Rolle ob die „Feinde" früher Nachbarn, gute Bekannte, beste Freunde/Freundinnen oder sogar angeheiratete Familienangehörige waren.
Ein nicht zu unterschätzender Bevölkerungsanteil war jedoch nicht ganz oder gar nicht vom Profit durch die Herrschaft Hitlers überzeugt. Diese Menschen bildeten den sogenannten „Widerstand in Deutschland".
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von Widerstand im Dritten Reich, den aktiven, und den passiven.
Zum aktiven Widerstand gehörten:
_ die Mitgliedschaft in Parteien und Organisationen, die vom NS Regime verboten worden sind
_ die Missachtung nationalsozialistischer Symbole
_ Spendenverweigerung für NS Institutionen
_ Hilfe für Verfolgte
_ versteckte schriftliche Kritik am Regime
Zum passiven Widerstand zählten folgende Punkte:
_ Worte gegen die Regierung
_ Antipathie gegen die Machthaber
_ Antipathie gegen die Handlungen des Regimes
_ und sozusagen der menschliche Anstand
Zum passiven Widerstand zählten sich bei weitem mehr Deutsche als zum aktiven, da dies die ungefährlichere Variante für den Protest gegen Hitler war. Das führte dazu dass die Widerstandsgruppen niemals eine ernsthafte Gefahr für das Hitlerregime darstellten, weil den wenigen hundert aktiven Widerstandskämpfern eine Armee von 40.000 Mann der Geheimen Staatspolizei Gestapo gegenüberstanden.
Delikte, die dazu führen hätten können, dass man zum Tode verurteilt wird, waren unter anderem: regimefeindliche Witze und Äußerungen, Zweifel am „Endsieg", Verweigerung des „deutschen Grußes", das Singen verbotener Lieder, Anhören ausländischer Sender, Hilfeleistung für Verfolgte (Juden, Fremdarbeiter, Kriegsgefangene) und Verweigerung der Wehrpflicht aus politischen oder religiösen Motiven.
Franz Jägerstätter verweigerte die Wehrpflicht, was mit Todesurteil durch Hinrichtung geahndet wurde. Im Mai 1997 wurde das Todesurteil des „Reichskriegsgerichtes" aus dem Jahre 1943 vom Berliner Landesgericht aufgehoben. Mit diesem Urteil wurde dem Antrag der Witwe entsprochen, das NS-Urteil für Unrecht zu erklären.
Widerstandsgruppen
Es gab einige Widerstandsgruppen in Deutschland und Österreich. Zum Beispiel die „weiße Rose" in München und Hamburg, der „Kreisauer Kreis" um den Grafen H.J. von Moltke in Kreisau/Schlesien, die „rote Kapelle", eine kommunistische Widerstandsorganisation sowie einige bürgerliche Widerstandsgruppen. Die bedeutenste Gruppe in Österreich war „05".
Die größte aller dieser Gruppen war:
Die weiße Rose
Die Anfänge der weißen Rose liegen bei Manfred Eickemayer und den Geschwistern Scholl. Sophie Scholl zog im Mai 1942 zu ihrem 21. Geburtstag nach München, um dort Biologie und Philosophie zu studieren. Durch ihren Bruder Hans, der ebenfalls in München studierte, lernte sie eine Studentengruppe kennen, die gegen das Regime war. Der damals 75 jährige Professor Karl Muth, Herausgeber der verbotenen Zeitschrift „Hochland" hatte großen Einfluss auf die Studenten.
Professor Kurt Huber war ebenfalls ein vehementer Gegner des Hitlerregimes, und unterstützte die Studentengruppe bei ihrem Denken und Handeln. Er schrieb auch die Texte für die Flugblätter der „weißen Rose". Die Gruppe nannte sich wahrscheinlich nach dem Roman „La Rosa Blanca" von B. Traven, in dem eine kleine mexikanische Hazienda durch die fiesen Machenschaften eines großen Ölkonzerns zerstört wird.
Neben dem Publizieren NS-feindlicher Texte und Flugblätter leisteten die Mitglieder der Weißen Rose auch weiteren aktiven Widerstand indem sie Brot für die Insassen von Konzentrationslagern sammelten und sich um deren Angehörige kümmerten. Außerdem verweigerten sie Spenden für verschiedenste NS Organisationen.
Die Weiße Rose hatte viele Verzweigungen in München und Hamburg, die insgesamt aus ca. 130 Mitgliedern und Gönnern bestand. Hans Scholl hatte auch Kontakt zum Führer der „Roten Kapelle" Falk Harnack, der später den Kontakt zu den Hitlerattentätern aufnahm.
Insgesamt gab es 6 verschiedene Flugblätter der Weißen Rose.
Hergestellt wurden diese in Münchener Verstecken. Die Materialien wurden so unauffällig wie möglich aus verschiedenen Geschäften zusammengekauft. Finanziert wurde das durch zahlreiche Gönner.
Das erste Flugblatt erschien Anfang Juli 1942 mit einer Auflage von ca. 100 Stück. Es begann mit dem Text: „ Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique regieren zu lassen." Außerdem wurden die Leser auf den Flugblättern aufgefordert, diese so oft wie möglich abzuschreiben und zu verteilen. Viele Menschen die diese Nachricht erhielten folgten jedoch ihrer „Pflicht" und leiteten sie an die Polizei weiter. Einige jedoch fanden es gut und befolgten die Aufforderungen auf den Flugblättern.
Die Studentengruppe war durch diese Flugblätter in höchster Gefahr, und sie hielten alle Personen aus ihrer Verwandtschaft davon fern.
Als im Juli 1942 die Studentenkompanie zum Kriegsdienst nach Russland versetzt wurde und Sophie ein halbes Jahr lang Kriegshilfsdienst in einer Rüstungsfabrik leisten musste, erschienen bis Ende 1942 noch weitere drei Flugblätter. Diese schilderten der Bevölkerung die Taten der Wehrmacht undß und riefen zum Widerstand auf.
Das fünfte Flugblatt erschien Anfang 1943 und wurde in einer Auflage von 1000 Stück nach ganz Deutschland verschickt. Wichtige Bestandteile waren Textstücke wie „ Der Krieg geht seinem Ende entgegen", „ Hitler kann den Krieg nicht gewinnen, sondern nur verlÄngern" oder „ entscheidet euch, ehe es zu spÄt ist!".
Als am 13. Jänner 1943 der Münchner Gauleiter Geisler vor den Studentinnen und Studenten eine Ansprache zur 470-Jahr-Feier der Universität hielt kam es zu Empörungen unter den jugendlichen. Während seiner Rede sagte er: „ Schenkt lieber Hitler ein Kind, als hier herumzulungern." Es kam zu einem Eklat und es folgten Prügelein zwischen Studenten undß. Die Unruhen dauerten danach noch über 3 Wochen an.
Das sechste und letzte Flugblatt entstand nach dem Fall von Stalingrad am 2. Februar 1943, bei dem fast 150.000 deutsche Soldaten umkamen. Das Flugblatt, von dem ca. 3000 Exemplare hergestellt wurden, wurde ebenfalls wieder per Post nach ganz Deutschland verschickt. In den Nächten auf den 3., 5. und 15. Februar bemalten die Freunde Hauswände im Universitätsviertel mit Parolen wie „ Nieder mit Hitler" und „ Freiheit!". Am 18. Februar entschlossen sich die Geschwister Scholl, die Flugblätter während der Vorlesungen in der Universität zu verteilen. Das entsprach nicht gerade der üblichen, geheimen Vorgehensweise der Weißen Rose. Sie wurden dabei beim Hausmeister der Universität beobachtet, festgehalten und an die Gestapo übergeben.
Die Geschwister Scholl standen sofort zu ihren Taten um ihre Freunde und Familie zu schützen. Doch nach zahlreichen Hausdurchsuchungen und Verhören deckte die Gestapo nach und nach die Verzweigungen der Widerstandsgruppe auf und zerschlug diese. Nach einer eher unfairen und kurzen Gerichtsverhandlung, in der die Geschwister Scholl und Christoph Probst zum Tode verurteilt worden sind, folgte auch Tage darauf die Hinrichtung der drei.
Professor Kurt Huber und Alexander Schmorell wurden am 19. April, und Willi Graf am 12. Oktober 1943 hingerichtet. Im deutschen Raum wurden über 130 Personen festgenommen, die mit der Weißen Rose in Verbindung gebracht wurden. Alle erhielten Gefängnisstrafen von bis zu fünf Jahren.
Inge Scholl, die Schwester von Sophie und Hans wurde ebenso wie der Rest der Familie vor Gericht gebracht. Es konnte ihnen jedoch nichts nachgewiesen werden, und bis auf den Vater, der eine kurze Gefängnisstrafe erhielt, wurden sie alle wieder freigelassen. Inge schrieb daraufhin das Buch „Die Weiße Rose" zum Gedenken an ihre Geschwister.
Widerstand in Österreich
Es gab in Österreich zwei Gruppen, die aktiven Widerstand gegen das NS-Regime leisteten:
_ die organisierte Arbeiterschaft und
_ das bürgerliche katholische Lager.
Zwischen beiden Gruppen gab es geheime Kontakte, jedoch operierten sie getrennt voneinander.
Katholische Widerstandsgruppen entstanden durch Antikatholische Maßnahmen, Diskriminierung und Verfolgung von früheren Funktionären der Vaterländischen Front.
Chorherr Karl Roman Scholz gründete im Herbst 1938 eine illegale Bewegung, die sich nach Kriegsausbruch „Österreichische Freiheitsbewegung" nannte. Die „Österreichische Freiheitsbewegung" wurde, wie viele andere Widerstandszellen, von eingeschleusten NSLeuten verraten. Die Mitglieder wurden zu Tode verurteilt und hingerichtet.
Hauptstützpunkte des Widerstandes der Arbeiterbewegung („Revolutionäre Sozialisten" ,"Freie Gewerkschaften" und Kommunisten) waren in Großbetrieben, die illegal Zeitungen und Flugblätter verteilten.
Partisanenverbände formierten sich in den Alpen, die im Ötztal, in Süd- und Oberkärnten, in der Obersteiermark und im Gebiet der Koralpe operierten.
In Wien übernahm Hauptmann Karl Szokoll die Führung dieser Gruppen. Nach dem gescheiterten Attentat von Carl Schenk Graf von Stauffenberg auf Hitler am 20. Juli 1944 wurden zahlreiche Österreicher als vermeintliche Mitarbeiter eines Militäraufstandes in Wien verhaftet und hingerichtet. Szokoll jedoch blieb unentdeckt und konnte Verbindung zu vielen Widerstandsgruppen aufnehmen. Eine von ihnen, die Gruppe „05" (0 = O, 5 = E; Oesterreich) strebte eine gesamtösterreichische Widerstandsorganisation an.
Im Dezember 1944 bildeten Katholiken, Sozialisten und Kommunisten das „Provisorische Österreichische Nationalkomitee". Dieses nahm Kontakt mit politischen und militärischen Führungsstellen der Alliierten auf und versuchte nach dem geplanten Militäraufstand Wien kampflos an die russische Armee zu übergeben. Dies misslang jedoch, da ihre Pläne verraten wurden. Im Zuge dessen wurden 3 Offiziere - Major Biedermann, Hauptmann Karl Alfred Huth und Oberleutnant Rudolf Raschke - grausamst in Floridsdorf gefoltert und hingerichtet.
2700 Österreicher wurden zu Tode verurteilt. 100.000 waren inhaftiert.
9.700 wurden in Gestapogefängnissen, 16.500 in KZ ermordet.
6.420 gingen in Zuchthäusern und Gefängnissen in den von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten zu Grunde.
Quellenhinweise:
Inge Scholl, Die Weiße Rose, 1996, Fischer Taschenbuchverlag
Hermann Vinke, Das kurze Leben der Sophie Scholl, 1986, Ravensburger Buchverlag Gert Woerner, Die Bilanz des 20. Jahrhunderts, 1991, Harenberg Verlag Franzmair, Rebhandl, Öhl, Eigner, Burda, Brunner, ZEITZEICHEN - Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 2. Auflage 1999, Trauner Verlag
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