Die Krisenjahre der Republik
Aufgabe: Kennzeichne die Krisenjahre 1920 bis 1923! Was tat die Regierung Stresemann dagegen?
Die Krisenjahre 1920-1923 waren durch Inflation, Arbeitslosigkeit, Besetzungen und Lebensmittelknappheit gekennzeichnet.
Als am 7. Mai 1919 der Versailler Vertrag bekannt gegeben wurde, war Deutschland sehr entrüstet. Sie konnten ihn jedoch nicht ablehnen, denn das hätte einen Vormarsch der alliierten Truppen ins Reichsgebiet mit sich gebracht. Deshalb drängte die neue Minderheitsregierung ( SPD und Zentrum) auf eine Unterzeichnung des Vertrages, da die Reichswehrführung ( Hindenburg und Groener) den militärischen Widerstand außerdem für aussichtslos hielt. Darum nahm Deutschland am 23.Juni 1919 den Vertrag mit seinen Bestimmungen an.
Die Krisenjahre beginnen schon bei der Entstehung der Republik, da sie keine Zeit zur Festigung ihrer politischen und gesellschaftlichen Struktur. Eins der größten Probleme war die Demobilisierung des Heeres, wie es im Versailler Vertrag vorgesehen war. Dem nach sollte Deutschland bis zum 31.März 1920 von 400.000 Mann auf 100.000 verkleinern. Vor allem sollten die Freikorps aufgelöst werden, die sich aus heimgekehrten Soldaten bildeten. Die hingegen waren sehr entrüstet und fühlten sich von der Regierung hintergangen, da sie von ihr noch bei den Spartakusaufständen eingesetzt wurden. Außerdem konnten es die meisten höheren Offiziere es nicht ertragen Diener eines von ihnen verachteten Staates zu sein, den sie für den Versailler Vertrag verantwortlich machten. Noch dazu kommt, dass sie sehr isoliert von der Gesellschaft waren und von der Arbeiterschaft gehaßt waren. Während sie ihr Vaterland retten wollten gedieh der neue Nationalismus. Als das Heer nun reduziert wurde, kam es zu diesen Beschwerden:
Wir haben Lust zum Dienst. Mancher ist auch gekommen, weil er arbeitslos war. Und nun sagte die Regierung, wir sollen aufgelöst werden. Da kann man sich doch glatt aufhängen. Im Zivil kriegt keiner von uns Arbeit, da heißtes, raus mit dem Noskehund. Und schlimmer als Noskehund ist Baltikumer, da wird man einfach kaltgemacht. Wir können gar nicht anders, wir sind immer auf dem Kommißüberschrieben... Wir haben gute Offiziere, und der stramme dienst macht Spaß . Aber wir werden von jeder Regierung betrogen. (Schüdekopf, O.-E.: Das Herr und die Republik. Quellen zur Politik der Reichswehrführung 1918-1933. Hannover und Frankfurt/Main 1955, S.109)
Ein Verschwörer gegen die Republik war Wolfgang Kapp. Mit Hilfe der Freikorps, die Lüttwitz befehligte, schaffte er es das Regierungsgebäude zu besetzten, darum flohen die Regierungsmitglieder nach Dresden bzw. nach Stuttgart. Dann stellte Lüttwitz der Regierung ein Ultimatum, dass sofortige Neuwahlen des Reichstags und des Reichspräsidenten stattfinden sollten. Außerdem forderte er, dass die Verminderung des Reichsheeres sofort gestoppt würde. Dann erklärte Kapp die Nationalversammlung für aufgelöst, den Präsidenten und die Regierung für abgesetzt. Doch das alles war schnell vorbei, denn die Reichsbeamten verweigerten die Arbeit mit dem neuen Kanzler Kapp und die Gewerkschaften riefen zum Generalstreik auf. Nach vier Tagen wurde der Putsch beendet, da sich fast das ganze Volk gegen die neue Regierung stellte.
Der Kapp- Putsch bedeutete für viele Arbeiter eine Herausforderung. Sie setzten sich unter der Führung ihrer Gewerkschaften zur Wehr. Doch nicht immer blieb es beim Generalstreik. In manchen Gegenden bewaffneten sich die Arbeiter um ihre Rechte und die Republik zu schützen. Der Ausgang stärkte das Selbstbewußtsein der Arbeiterschaft. Zum Beispiel wurde verlangt, die Regierung durch eine reine Arbeiterregierung zu ersetzen und die Räte wieder einzuführen. Im Ruhrgebiet, in Sachsen und in Thüringen griffen die Arbeiter die Freikorps an. Daraus entwickelten sich richtige Bürgerkriegskämpfe. Nachdem der Kapp- Putsch und die Aufstände vorbei waren, legte der größte Teil der Arbeiterarmee seine Waffen jedoch nicht nieder. Sie plünderten und terrorisierten die Bevölkerung, auch nachdem die Regierung den Befehl für die sofortige Unterbrechung gab. Um den Widerstand zu brechen, wurden auch Freikorps eingesetzt, die in das Aufstandsgebiet einrückten. Sie übertrafen den „roten Terror“ der Arbeiterarmee mit ihrem „weißen Terror“ an Grausamkeit. Dazu kam, dass später kaum beteiligten Putschisten verurteilt wurden, dafür wurden um so mehr Arbeiter verurteilt. Eine weitere Krise in der Zeit war, dass die Industrieproduktion 1918 gegenüber dem Vorkriegsstand 1913 sich fast halbiert hatte ( nur noch 57%).Außerdem war das Produktions- und Verteilungssystem zusammengebrochen. Für die landwirtschaftliche Produktion galt dasselbe dadurch verschlechterten sich die Ernährungs- und Finanzlage drastisch, da Preise für Nahrungsmittel und die Steuern stiegen. Dazu kam es zu einer Nachkriegsinflation, die ihren Höhepunkt in den Jahren 1922 und 23 hatte. Diese Nachkriegsinflation entstand aus der Kriegsinflation und der Kriegsfinanzierung. Außerdem war sie eine Folge des Ruhrkampfs, denn Deutschland war es noch nicht gelungen, die durch den Krieg gestörten internationalen
Beziehungen in Politik und Wirtschaft wieder herzustellen. Dazu kam, das durch die Erfüllung des Versailler Vertrages neue Spannungen aufkamen, da Massenarbeitslosigkeit und Geldentwertung ein verbreitetes Übel waren. Frankreich suchte sich Unterstützung bei Belgien und Italien und fand schließlich auch einen Vorwand. Die Reparationskommission konnte im Januar feststellen, das Deutschland mit Sachleistungen im Rückstand war, obwohl es als absichtliche Verfehlung dargestellt wurde.
Die Französische Regierung legt Wert darauf, zu erklären, daß sie gegenwärtig nicht daran denkt, zu einer militärischen Operation oder zu einer Besetzung politischer Art zu schreiten. Sie entsendet einfach ins Ruhrgebiet eine Mission von Ingenieuren und Beamten, deren Zweck deutlich umschrieben ist. Sie muss dafür sorgen, dass Deutschland die im Vertrag von Versailles enthaltenen Verpflichtungen achtet. Sie l äßtins Ruhrgebiet nur die zum Schutze der Mission und zur Sicherstellung der Ausführung ihres Auftrages erforderlichen Truppen einrücken... (Aktenstücke zur Reparationsfrage vom 26. Dezember 1922 bis 7. Juni 1923 Zit.: Ursachen und Folgen, Bd. V, S.17)
Doch es blieb nicht nur bei den erforderlichen Truppen. Am nächsten Tag zogen 60.000 Mann ins Ruhrgebiet ein. Die Besetzung des Ruhrgebiets wurde fast auf der ganzen Welt als Vertragsbruch aufgefaßt. Am stärksten war die Empörung natürlich in Deutschland, denn sie fühlten sich unschuldig angegriffen und waren zur Wehr entschlossen. Die Regierung um den Kanzler Cuno stellte sofort alle Reparationslieferungen ein und verbot den Beamten im Ruhrgebiet Anweisungen fremder Behörden nachzukommen. Es kam jedoch nicht zu Generalstreik der Grubenarbeiter, weil die zechen offengehalten wurden. Erst als es um Dienste für Frankreich ging, kam es zu einem passiven Widerstand. Außerdem ging es Frankreich nicht mehr allein um Reparationen oder Kohlelieferungen, sondern um eine Machtprobe. Die Bevölkerung hielt den Widerstand trotz großer leiden durch. Der Belagerungszustand schränkte ihre Freiheit ein und die Militärgerichtsbarkeit die Frankreich einsetzte machte die Einwohner vogelfrei. Einige deutsche führten einen Kleinkrieg gegen die Besetzter, sie sprengten Brücken, Gleise und überfielen feindliche Soldaten. Zu der Zeit bereitete sich die Reichswehr auf einen bewaffneten Zusammenstoß vor. Dieser passive Widerstand war wirtschaftlich sehr gefährlich, denn die Regierung schleppte schon vor dem Krieg eine Inflation mit sich. Außerdem fiel es ihr immer schwerer den Ruhrkampf zu finanzieren. Am Ende des Ruhrkampfes wird der Schaden für Deutschland auf 3,5 bis 4 Mrd. geschätzt. Dazu kommt die Unterstützung der betroffenen Bevölkerung die eine Höhe 3500 Reichsmark hatte.
Kurz nach dem Ruhrkampf erreichte die Nachkiegsinflation ihren Höhepunkt. Die Gründe für die Inflation waren die Kriegsreparationen, die Demobilmachung, Kriegsrenten, Arbeitslosenunterstützung als Folge der Arbeitslosigkeit, Absinken der Produktion und die dadurch bedingte Erhöhung der Importe. Außerdem bestand aufgrund der Warenknappheit ein großer Geldüberfluß. Die Inflation hatte ihre Ansätze schon vor dem Weltkrieg und durch den Ruhrkampf beschleunigte sich der Vorgang. Durch die Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich kam es zu Produktionverlusten (Kohle mußte eingeführt werden, da im Ruhrgebiet keine abgebautwurde), Ausfällen von Steuern, Zöllen und dazu mußte der Staat sehr viel Geld für die „Kriegsführung“ gegen Frankreich zahlen. Zuerst wurde versucht die Mark halten, indem die Reichsbank Gold und Devisen zur Verfügung stellt und hohe Summen in Papiermark zu kaufen. Mitte April 1922 gelang es 20.000 Mark auf 1 Dollar einzupendeln. Doch da ein Ende des Ruhrkampfes nicht abzusehen war, halfen keine Schutzmöglichkeiten mehr und der Kurs notierte im August 1922 1 Dollar = 1 Mio. Mark.
Das Leben in dieser Zeit war sehr hart, denn die Preise liefen den Löhnen der Arbeiter davon. Zum Beispiel hätte ein Arbeiter 2 Tage lang für ein Stück Butter arbeiten müssen und ein Paar Stiefel erforderten den Lohn von 6 Wochen. Außerdem drohte der Stadtbevölkerung eine Lebensmittelblockade durch die Bauern, die ihre Ware nicht durch Papiermark verkauften. Es gab keine deutsche Währung mehr, denn das Geld hatte seine Funktion als Tauschmittel verloren. Außerdem mußten sich Industrie und Handel mit Tauschhandel behelfen. Die Hyperinflation dauerte noch bis zum Sommer 1923.
Nun stellt sich die Frage, was die Regierung gegen diese Krisen tat. Eines war der Regierung um den damaligen Kanzler klar, die Inflation mußte sofort gestoppt werden, um eine drohende Hungersnot vorzubeugen und um neue Reparationsverhandlungen zu begingen. Der erste Schritt war die Stabilisierung der Währung. Außerdem wurde die Rentenmark eingeführt, die 1000 Mrd. hoch war. Damit kam es zur Stabilisierung der Währung, doch es hat wiederum die Gesellschaft gespalten. Noch während der Maßnahmen kam es zum Wachstum der Arbeitslosigkeit.
Am 16.08.1924 wurde der Dawes- Plan die neue Grundlage zur Zahlung der Kriegs- reperationen. Deutschland sollte ab 1929 jährlich 2,5 Mrd. Goldmark zahlen, weil man dachte das sich die deutsche Wirtschaft bis dahin erholt hätte. Bis dahin sollte es 1- 1,75 Mrd. zahlen.
Quellen:
Anno 4, Westermann Verlag, S.44-49
Deutsche Geschichte der neusten Zeit, Horst Müller, „Weimar- Die unvollendete Demokratie“
Karlheinz Dederke, reich und Republik Deutschland 1917-1933, Klett- Cotta Verlag
- Arbeit zitieren
- Jana Schmalfuß (Autor:in), 2001, Krisenjahre der Republik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100190
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