Ein Vergleich mit den innen- und außenpolitischen Rahmenbedingungen beim Aufbau deutscher Streitkräfte im Rahmen der West- bzw. Ostintegration veranschaulicht, daß bei der Integration der NVA in die Bundeswehr unter ähnlichen politischen Konstellationen recht ähnliche Probleme gelöst werden mußten. Insbesondere soll auch die These von der “Beispiellosigkeit” der Integration der NVA in die Bundeswehr wenn schon nicht direkt, so doch zumindest relativiert werden. Nicht nur im Hinblick auf die historischen Zusammenhänge sollte man davon absehen, die Integrationsproblematik isoliert zu sehen. Sie ist auch von der Thematik verwoben mit einer ganzen Fülle von Fragestellungen für die neue gesamtdeutsche Bundeswehr, u.a. mit dem Prozeß der Reduzierung und Umstrukturierung.
Wo es sinnvoll erscheint, soll also über den engen Tellerrand des aktuellen deutschlandpolitischen Kontextes hinaus in historischen und/ oder in internationalen Zusammenhängen analysiert werden. Mitunter wird dieser Blick über den Tellerrand auch Entwicklungen (tatsächlicher oder hypothetischer Art) in Ostasien, insbesondere in den nach den Umbrüchen des Zweiten Weltkrieges ebenfalls vom Schicksal der Teilung betroffenen Ländern Vietnam und Korea kurz andeuten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Ein erster Problemaufriß: Today is the day - der Tag des Umbruchs
- 1.2 Zielsetzung der vorliegenden Arbeit und Vorgehensweise
- 1.3 Zur Materiallage
- 1.4 Das Schlagwort von der "Beispiellosigkeit" der Integration der NVA in die Bundeswehr - Einführende Worte zur Einordnung des Integrationsprozesses in den Deutschland- sowie in den ost-west-politischen Kontext
- 2 Hauptteil
- 2.1 Ein Blick zurück in die jüngere deutsche Geschichte: Der Aufbau deutscher Streitkräfte und die West- bzw. Ostintegration nach dem Zweiten Weltkrieg als Vergleichsmaßstab und als historischer Hintergrund für den Aufbau der Bundeswehr-Ost und die Integration der NVA in die Bundeswehr
- 2.1.1 Die alliierte Politik der Entmilitarisierung Deutschlands
- 2.1.2 Außen- und innenpolitische Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für den Aufbau der Bundeswehr und der NVA bzw. für die West- und Ostintegration
- 2.1.2.1 Die Remilitarisierung im Westen Deutschlands
- 2.1.2.2 Die Haltung der politischen Opposition und weiter Kreise der deutschen Bevölkerung zu Wiederbewaffnung und Westintegration vor dem Hintergrund der psychologischen Auswirkungen der Diskreditierung des deutschen Militärs und der Entmilitarisierung
- 2.1.2.3 Die Remilitarisierungspolitik in der SBZ/DDR
- 2.1.2.4 Aufbau von Bundeswehr und NVA mit Hilfe von ehemaligen Wehrmachtsoffizieren
- 2.1.2.5 Einpassung der Bundeswehr in die Demokratie der Bundesrepublik - Abkehr vom unglückseligen Phänomen der Armee als "Staat im Staate" / insbesondere: Die Integration der Bundeswehr in Staat und Gesellschaft - Das Leitbild des "Staatsbürgers in Uniform"
- 2.1.2.6 Stellung und Funktion der NVA im SED-Staat
- 2.1.2.7 Traditionsverständnis in der Bundeswehr und in der NVA
- 2.1.2.7.1 Allgemeines zur militärischen Tradition in Deutschland
- 2.1.2.7.2 Bundeswehr und Tradition
- 2.1.2.7.3 Das Verhältnis der NVA zur deutschen Militärtradition
- 2.1.2.8 Das Feindbild in der Bundeswehr und in der NVA
- 2.1.2.8.1 Das Bild vom "potentiellen Gegner" und die Vorstellung von der "Bedrohung aus dem Osten" in der Bundeswehr
- 2.1.2.8.2 Zum Feindbild in der NVA
- 2.1.2.8.2.1 Sozialistische Wehrerziehung und Definition des Feindbildes
- 2.1.2.8.2.2 Die Haltung der DDR-Kommunisten zur Zulässigkeit des Krieges als Mittel der Politik sowie zum Pazifismus
- 2.1.3 Zwischenbilanz
- 2.2 Die Durchschlagung des Gordischen Knotens mit der Auflösung des Ost-West-Gegensatzes und die dadurch mögliche Wiederherstellung der deutschen Einheit
- 2.2.1 Außenpolitische Rahmenbedingungen - Verquickung der deutschen Frage mit dem Ost-West-Konflikt
- 2.2.2 Einbindung des wiedervereinigten Deutschlands in der atlantischen Allianz und Reduzierung der Stärke der Bundeswehr als Kernpunkte des militärischen Status Gesamtdeutschlands
- 2.2.3 Zwischenbilanz
- 2.3 Hatte sich die NVA in und nach der politischen Wende selbst zukunftsfähig gemacht?
- 2.3.1 Allgemeine Betrachtungen
- 2.3.2 Rolle der NVA bei Einleitung der Wende in der DDR
- 2.3.3 Zur Militärreform in der NVA in der Zeit zwischen Wende und Wiedervereinigung
- 2.3.4 Neuvereidigung der NVA-Angehörigen am 20. Juli 1990
- 2.3.5 Zwischenbilanz
- 2.4 Zur in Deutschland geführten Diskussion über die Grundsatzfrage einer Wiedervereinigung auch im militärischen Bereich und den entsprechenden Entscheidungsprozessen
- 2.4.1 "Ein Staat - zwei Armeen": Das Scheitern eines Denkmodells für eine fortbestehende NVA in einem wiedervereinigten Deutschland
- 2.4.2 Die gesamtdeutsche Diskussion über die Aufnahme von NVA-Angehörigen in die Bundeswehr
- 2.5 Die Integration von (lediglich) einigen wenigen tausenden Soldaten aus der NVA - dennoch eine Mammutaufgabe für die Bundeswehr
- 2.5.1 Allgemeine Betrachtungen
- 2.5.2 Einzelprobleme bei der Durchführung der Integration
- 2.5.2.1 Übernahme von Wehrmaterial und Einrichtungen der NVA
- 2.5.2.2 Probleme der Inneren Führung/Politische Bildung in der Bundeswehr für ehemalige NVA-Angehörige
- 2.5.2.3 Verhältnis zwischen Soldaten aus Ost und West in der Bundeswehr
- 2.5.2.4 Psychosoziale Auswirkungen der Integration
- 2.5.2.5 Akzeptanz der Bundeswehr in den neuen Bundesländern
- 2.5.2.6 Legitimationsprobleme der Bundeswehr/Notwendigkeit einer Neudefinition des Auftrages der Bundeswehr nach Ende des Kalten Krieges?
- 2.5.2.7 Mittelfristiges Ende der allgemeinen Wehrpflicht??
- Der historische Kontext der deutschen Teilung und die Entwicklung der Bundeswehr und der NVA.
- Die politischen und militärischen Rahmenbedingungen der Integration.
- Die Herausforderungen bei der Integration von Personal, Material und Strukturen.
- Die psychosozialen Auswirkungen auf die beteiligten Soldaten.
- Die langfristigen Folgen für die Bundeswehr und die deutsche Gesellschaft.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Integration der Nationalen Volksarmee (NVA) in die Bundeswehr nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands. Ziel ist es, den Prozess detailliert zu analysieren und die Herausforderungen, Erfolge und langfristigen Auswirkungen zu beleuchten.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses einführende Kapitel skizziert den Untersuchungsgegenstand – die Integration der NVA in die Bundeswehr – und legt die methodische Vorgehensweise der Arbeit dar. Es betont die "Beispiellosigkeit" des Prozesses und setzt ihn in den historischen Kontext der deutschen Wiedervereinigung und der Ost-West- Beziehungen ein. Der Abschnitt zur Materiallage gibt Einblicke in die Quellen, auf denen die Analyse basiert.
2 Hauptteil: Der Hauptteil der Arbeit gliedert sich in mehrere Unterkapitel, die systematisch den Integrationsprozess beleuchten. Er beginnt mit einem Rückblick auf die Entwicklung der deutschen Streitkräfte nach dem Zweiten Weltkrieg, um die jeweiligen Entstehungsgeschichten der Bundeswehr und der NVA im Kontext der jeweiligen politischen Systeme zu verstehen. Anschließend werden die außen- und innenpolitischen Rahmenbedingungen der Wiedervereinigung und deren Auswirkungen auf den militärischen Bereich analysiert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Analyse der NVA selbst vor und nach der Wende, ihrer Rolle bei der Wende und der Frage ihrer Zukunftsfähigkeit. Die Diskussion über die Grundsatzfrage einer Wiedervereinigung im militärischen Bereich und die entsprechenden Entscheidungsprozesse werden ebenfalls eingehend beleuchtet, inklusive der Herausforderungen bei der Integration von Personal und Material. Abschließend werden die Einzelprobleme bei der Durchführung der Integration sowie die psychosozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen detailliert untersucht.
Schlüsselwörter
Integration der NVA, Bundeswehr, Deutsche Wiedervereinigung, Kalter Krieg, Ost-West-Konflikt, Militärreform, Soldaten, Wehrmaterial, psychosoziale Auswirkungen, deutsche Geschichte, militärische Tradition.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Integration der NVA in die Bundeswehr
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert detailliert die Integration der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR in die Bundeswehr der Bundesrepublik Deutschland nach dem Fall der Mauer und der deutschen Wiedervereinigung. Sie untersucht die Herausforderungen, Erfolge und langfristigen Auswirkungen dieses Prozesses.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet den historischen Kontext der deutschen Teilung und die Entwicklung sowohl der Bundeswehr als auch der NVA. Sie analysiert die politischen und militärischen Rahmenbedingungen der Integration, die Herausforderungen bei der Integration von Personal, Material und Strukturen, die psychosozialen Auswirkungen auf die beteiligten Soldaten und die langfristigen Folgen für die Bundeswehr und die deutsche Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Frage der Zukunftsfähigkeit der NVA vor und nach der Wende und ihrer Rolle im Wendeprozess.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Untersuchungsgegenstand, die Zielsetzung und die methodische Vorgehensweise beschreibt. Der Hauptteil gliedert sich in mehrere Unterkapitel, die den Integrationsprozess systematisch untersuchen. Er beginnt mit einem Vergleich der Entwicklung der Bundeswehr und der NVA nach dem Zweiten Weltkrieg und analysiert die außen- und innenpolitischen Rahmenbedingungen der Wiedervereinigung und deren Auswirkungen auf den militärischen Bereich. Die Arbeit untersucht die Diskussion um eine Wiedervereinigung im militärischen Bereich, die Herausforderungen bei der Integration von Personal und Material, sowie die psychosozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen detailliert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Integration der NVA, Bundeswehr, Deutsche Wiedervereinigung, Kalter Krieg, Ost-West-Konflikt, Militärreform, Soldaten, Wehrmaterial, psychosoziale Auswirkungen, deutsche Geschichte, militärische Tradition.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit basiert auf einer Materiallage, die im ersten Kapitel näher beschrieben wird. Die genaue Quellenangabe ist in der vollständigen Arbeit zu finden.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Schlussfolgerungen der Arbeit lassen sich erst aus der vollständigen Lektüre der Arbeit ableiten. Die Zusammenfassung der Kapitel bietet jedoch bereits einen Überblick über die analysierten Aspekte.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, Studenten und alle, die sich für die deutsche Geschichte, die Militärgeschichte und die Wiedervereinigung Deutschlands interessieren. Sie bietet eine detaillierte Analyse eines komplexen historischen Prozesses.
- Quote paper
- Iwan Müller-Schmidt (Author), 1995, Die Integration der Nationalen Volksarmee (NVA) in die Bundeswehr, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1001611