Aufgrund der mannigfaltigen Repräsentationen des Begriffs der Maskerade widmet sich diese Arbeit dem Begriff erneut, um die Rezeption des Textes „Weiblichkeit als Maskerade“ von Joan Riviere zu ordnen, neu auszulegen und in einen Zusammenhang zu bringen. Obwohl er seinen Ursprung in der Psychoanalyse der 1920er Jahre hat, bieten Rivieres Text und ihre Idee der Maskerade auch heute noch ein Potenzial für tiefgreifende Analysen. Vor allem auch deshalb, weil die Psychoanalyse nicht als abgesondertes Forschungsfeld angesehen werden kann, sondern vielmehr immer mit sozialen Wirkungsweisen in Verbindung steht. Deshalb ist auch die Idee von „Weiblichkeit als Maskerade“ primär als soziales Phänomen zu begreifen, welches die Frau als zweifach unterjochtes Subjekt in einer androzentrischen Gesellschaftsform offenbart. Gleichzeitig zeigt die umfangreiche Analyse mithilfe feministischer, soziologischer und psychoanalytischer Theorien aber auch, dass Geschlechter nicht mehr sind als Rollen in einem gesellschaftlichen Raum, der einem Theater gleicht, was den Begriff der Maskerade umso authentischer erscheinen lässt.
Joan Rivieres Text „Weiblichkeit als Maskerade“ erschien 1929 im International Journal of Psychoanalysis. Darin beschreibt die Psychoanalytikerin eine Patientin, die in bestimmten Lebenssituationen Weiblichkeit als eine Art Maskerade anlegt, um dahinter ihre eigentliche Männlichkeit zu verbergen. Der Aufsatz Rivieres ist heute ein weit rezipierter Text, weniger jedoch in der Psychoanalyse der 1930er Jahre als vielmehr später im Zusammenhang des strukturalistisch-psychoanalytischen Diskurses Lacans, der ebenfalls einen Maskeradenbegriff einführte, oder der feministischen Abhandlungen Judith Butlers und Luce Irigarays. Nach einer Lektüre verschiedener Rezipienten zeigt sich der Begriff der „Maskerade“ allerdings keineswegs einheitlich, vielmehr lässt er sich in unterschiedliche Richtungen als metaphorisch, sozial, sexuell, identitätsstiftend und hierarchisch auslegen.
Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Abstract
- Einleitung
- 1. Joan Riviere - „Weiblichkeit als Maskerade“
- 1.1 Begriffliche Grundlagen
- 1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
- 1.3 Joan Riviere: Frau, Wissenschaftlerin, Psychoanalytikerin
- 1.4 Inhalt des Textes
- 1.5 Neuordnung der Begriffsgrundlage
- 1.6 Diskursives Universum des Textes
- 1.6.1 Ernest Jones und die weibliche Homosexualität
- 1.6.2 Melanie Klein und die Variabilität der Maskerade
- 1.6.3 Nina Searl und die Entdeckung der Angst
- 1.6.4 Sándor Ferenczi und die Subjekt-Objekt-Beziehung der männlichen Homosexualität
- 1.7 Zwischen Schein und Sein - Das Oxymoron von Weiblichkeit und Maskerade
- 1.7.1 Sexualität
- 1.7.2 Passivität
- 1.7.3 Gesellschaft
- 1.7.4 Maskerade und Körper
- 1.7.5 Lacans Maskerade
- 2. Rezeption
- 2.1 Die Maskerade als Mittel der Dekonstruktion
- 2.2 Maskerade und Macht
- 2.3 Das Subjekt und der psychoanalytische Ödipuskomplex
- 2.4 Körper und Identität
- 2.5 Maskerade und Fetisch
- 2.6 Die männliche Rolle der Zurschaustellung
- 2.7 Kritik an Riviere
- 3. Weitere Gedanken zum Begriff der Maskerade: Die Bedeutung der Maskerade für Gesellschaft, Feminismus und Psychoanalyse
- Fazit
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit Joan Rivieres Aufsatz „Weiblichkeit als Maskerade“ aus dem Jahr 1929 und analysiert seine Rezeption im Laufe der Zeit. Ziel ist es, die unterschiedlichen Interpretationen und Anwendungen des Maskeradenbegriffs zu beleuchten und seine Bedeutung für die Bereiche Psychoanalyse, Feminismus und Gesellschaft zu erforschen.
- Die Rezeption von Joan Rivieres Text „Weiblichkeit als Maskerade“ in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen
- Die Vielschichtigkeit des Maskeradenbegriffs und seine Interpretation in unterschiedlichen Kontexten
- Die Bedeutung von Maskerade für die Konstruktion von Geschlecht und Identität
- Die Rolle der Maskerade im Verhältnis von Individuum und Gesellschaft
- Die Anwendung des Maskeradenbegriffs in feministischer Theorie und Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit Joan Rivieres Text „Weiblichkeit als Maskerade“ und analysiert seinen Entstehungskontext, Inhalt und seine Bedeutung für die psychoanalytische Theorie. Hier wird die Argumentation Rivieres, die Weiblichkeit als eine Art Maskerade sieht, die hinter der eigentlichen Männlichkeit verbirgt, im Detail beleuchtet. Es werden auch die relevanten psychoanalytischen Diskurse, in denen Rivieres Text eingebettet ist, wie zum Beispiel Ernest Jones, Melanie Klein, Nina Searl und Sándor Ferenczi, dargestellt.
Im zweiten Kapitel werden verschiedene Rezeptionen von Rivieres Text beleuchtet. Hier werden die Interpretationen des Maskeradenbegriffs in Bezug auf Dekonstruktion, Machtverhältnisse, Subjekt und Ödipuskomplex, Körper und Identität sowie Fetischismus und Zurschaustellung betrachtet. Es werden zudem kritische Stimmen zu Rivieres Werk diskutiert.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Masterarbeit fokussiert auf die Themenfelder Joan Riviere, „Weiblichkeit als Maskerade“, Maskerade, Psychoanalyse, Feminismus, Geschlecht, Identität, Gesellschaft, Subjekt, Körper, Rezeption, Dekonstruktion, Macht, Ödipuskomplex, Fetischismus, Zurschaustellung, Kritik.
- Quote paper
- Katharina Montada (Author), 2018, Was bedeutet "Weiblichkeit als Maskerade"? Erkundungen zur Rezeption von Joan Riviere, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1000910