Schöpfung und objektive (historische) Erkenntnis
Problemhorizont
Jeglicher theologischen Erkenntnisbemühung, ob sie sich als Gotteslehre auf Gott oder als Schöpfungslehre auf die Welt, z.B. auch als historische Erkenntnis, richtet, liegen zwangsläufig, entweder bewußt und explizit, oder durch bloßen Vollzug, also faktisch, Weichenstellungen hinsichtlich erkenntnistheoretischer Fundamentalfragen zugrunde. Dies wird besonders brisant, wenn sich die theologische Erkenntnis auf Gegenstände richtet, die sich auch in den sogenannten Profanwissenschaften finden, also z.B. auf dem Gebiet der theologischen Anthropologie, der theologischen Geschichtsforschung, aber auch und gerade der Naturwissenschaften. Aufgrund der hier herrschenden Gegenstandskongruenz, trittalle theologische Erkenntnis unvermeidlich in Konkurrenz zu profanwissenschaftlichen Erkenntnissen und sollte möglichst in der Lage sein, von ihr erhobene Geltungsansprüche auch einzulösen.. Welcher theologisch verantwortete Stellenwert, z.B. hinsichtlich ihrer Gültigkeit oder Vollständigkeit kommt den Erkenntnissen der Profanwissenschaften, incl. der Naturwissenschaften zu? Kann oder gar muß die Theologie bestimmten profanwissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen? Gibt es so etwas wie ein genuin theologisches Wirklichkeitsverständnis, dem profanwissenschaftliche Erkenntnis, und dann natürlich auch der sogenannten harten Wissenschaften, untergeordnet bleiben müßte? Könnte ausgerechnet die im allgemeinen als Hort der Subjektivität geltende Theologie einen Beitrag leisten zu der in den erkenntnistheoretischen Schulen ja sehr umstrittenen Frage nach der Möglichkeit der Transzendierung von Subjektivität und Zeitbedingtheit in Richtung auf die Wirklichkeit, zur Fundierung also von objektiver Erkenntnis, die die Wirklichkeit erkennt, wie sie ist, und nicht wie sie einem bestimmten Subjekt in einer bestimmten Zeit bloß erscheint? Ist es möglich, die Wirklichkeit immer besser, oder aber immer nur anders zu erkennen? Die gegenwärtig heißesten Eisen der historischen Wissenschaften schöpfen ihre anhaltenden Konfliktpotentiale ganz wesentlich aus der faktischen erkenntnistheoretischen Offenheit der Frage nach der Objektivität, die von den jeweiligen Kontrahenten meist für die eigene Sichtweise reklamiert wird Und diejenigen der theologiegeschichtlichen Wissenschaften die ihren ganz wesentlich daraus, daß die Frage nach genuin theologischer objektiver Erkenntnis erst recht ungeklärt ist.
Um diese Fragen zu klären, bedarf es dringend einer expliziten theologisch- erkenntnistheoretischen Fundierung menschlicher Erkenntnis überhaupt, sowie theologischer Erkenntnis im besonderen. Wir brauchen so etwas, wie eine theologisch verantwortete Erkenntnistheorie, mit der es z.B. möglich sein könnte, das theologische und profane Erkenntnisgeschäft als Theologe unbefangen vorantreiben zu können, und zwar ohne den ständig latent vorhandenen Loyalitätskonflikt, sich entweder an Identität und Eigenständigkeit theologischer Erkenntnis, oder der überwältigenden Bewährtheit der Profanwissenschaften zu vergreifen.
Weg
Insofern es bei der ins Auge gefaßten theologischen Erkenntnistheorie ganz wesentlich um die theologische Verortung derjenigen Erkenntnisfähigkeit gehen muß, die dem Menschen qua Menschsein, also aufgrund seines kreatürlichen Seins, zukommt, kommen wir um schöpfungstheologisches Denken und Argumentieren nicht herum.
Bis vor kurzem allerdings schien es weitgehende communis opinio aller ernstzunehmenden theologischen Denker vor allem in Deutschland zu sein, daß sich sämtliche schöpfungstheologische Argumentation zur Erklärung und Begründung bestehender auch ganz allgemeiner Strukturen, aufgrund ihrer eminenten Mißbrauchbarkeit zur Rechtfertigung auch extrem sündhafter und ungerechter politischer Zustände, ein für allemal selbst desavouiert habe. Zusammen mit dem Erklärungsnotstand, in den schöpfungstheologisches Denken durch die historisch-kritische Erforschung der Schöpfungsberichte des AT und die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Weltentstehung und die Evolution der Arten einschließlich des Menschen ohnehin seit geraumer Zeit geraten war, führte dies im allgemeinen zu einer im Vergleich zu den reichhaltig sich bietenden Möglichkeiten schöpfungstheologischer Aussagen doch recht ärmlichen-bescheidenen und zögerlich- befangenen Ausgestaltung dieses theologischen locus.
Einen theologisch und geschichtlich bedeutsamen und weltweit beachteten Neuansatz in schöpfungstheologischer Hinsicht brachte der sogenannte ,,Konziliare Prozeß für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung", der eine Rehabilitation schöpfungstheologischen Denkens und Argumentierens auf breitester, ökumenischer Front einleitete. Für die zentralen Anliegen dieses Prozesses benötigt wurde eine theologische Kategorie, die nicht nur alle Menschen, sondern den gesamten Erdball umfaßte. Diejenige theologische Kategorie, die dieses am universalsten zu leisten vermag, ist die der Schöpfung, die eine Gottbezogenheit alles Geschaffenen samt daraus resultierenden Werten und Pflichten ohne Unterscheidung etwa zwischen Glaube und Unglaube ermöglicht. Und so adressieren die Dokumente des Konziliaren Prozesses, nachzulesen etwa in EKD Texte 27, den gesamten Erdball völlig unbekümmert obiger Schwierigkeiten in unbefangener theologischer Genialität nicht nur unisono als Gottes Schöpfung, sondern leiten daraus auch ethische Imperative ab. Dabei beziehen nicht nur die Imperative zur Bewahrung der Schöpfung, sondern auch diejenigen zur Herstellung von Gerechtigkeit und Frieden ihre durchaus als göttlich angesehene Autorität ausschließlich aus unserer ,,Schöpfungsverantwortung" für die Welt vor Gott.
Diese erfolgreiche Rehabilitierung schöpfungstheologischen Denkens verweist damit implizit auf zwei wichtige, generelle Einsichten: Erstens, daß jeglicher Glaube, der Gott als den Schöpfer des Himmels und der Erde bekennt, zwangsläufig rudimentär bleiben muß, ja sich am Schöpfersein und Schöpfungswerk Gottes vergreift, wenn er den damit gegebenen theologischen Reichtum ängstlich meidet oder schmälert. Und zweitens auf die Erkenntnis Luthers:,,Abusus non tollit, sed confirmat substantiam." Wer die Lehre von Gott dem Schöpfer zu Gott widersprechenden, eigenen Zwecken mißbraucht, vergreift sich ebenso am Schöpfersein und Schöpfungswerk Gottes, bestätigt aber indirekt ihre eigentliche Substanz Die folgenden Überlegungen wollen dazu einladen, die schöpfungstheologischen Voraussetzungen des Konziliaren Prozesses, und damit den dahinterstehenden christlichen Schöpfungsbegriff bei ihren unausweichlichen erkenntnistheoretischen Implikationen und Konsequenzen zu behaften. Was muß erkenntnistheoretisch der Fall sein, damit so etwas wie Schöpfungsbewahrung überhaupt möglich ist? Dabei werden sich auf den ersten Blick gänzlich unerwartete, sehr grundsätzliche und auch für ganz andere Fragestellungen folgenreiche Erkenntnisse ergeben, die geeignet sind, erkenntnistheoretische Grundfragen, z.B. die nach der Möglichkeit objektiver, die Wirklichkeit treffender Erkenntnis zu beantworten. Daß diese Erkenntnisse im Wesentlichen den letzten Stand profanwissenschaftlicher erkenntnistheoretischer Bemühungen, die durch Konrad Lorenz fundierte und vor allem durch Klaus Vollmer entfaltete Evolutionäre Erkenntnistheorie bestätigen, also gewissermaßen auf der Höhe der Zeit sind, stellt einen Zufall, allerdings einen sehr begrüßenswerten Zufall dar. Ein Mißbrauch solcher schöpfungstheologischer Argumentation ist deshalb nicht möglich, weil sie keine gegenwärtigen oder intendierten politischen oder gesellschaftlichen Strukturen, und damit vom Menschen änderbares, sondern allein a priorische allgemeinmenschliche Erkenntnisstrukturen, und damit vom Menschen ohnehin unänderbares, mit Gott ursächlich in Verbindung bringt.
Creationäre Erkenntnistheorie
Diejenige theologische Disziplin, die sich die konsequente Entfaltung der erkenntnistheoretischen Implikationen und Konsequenzen der Lehre von Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erden zur Aufgabe macht, nennen wir Creationäre Erkenntnistheorie. Der nur durch Totalverlust christlicher Identität zu bestreitende Fundamentalsatz des christlichen Glaubens, daß Gott der allmächtige Schöpfer des Himmels und der Erde und also des Menschen und seiner Welt ist, vermag das zu leisten, was alle nicht-theologische Erkenntnis aufgrund der unhintergehbaren Subjektgebundenheit aller menschlicher Erkenntnis, samt aller daraus resultierenden Irrtumsmöglichkeiten, letztlich nicht, oder nur hypothetisch zu leisten vermag: Die Vermittlung von Subjekt und Objekt, von Erkenntnis und Wirklichkeit und damit die Fundierung der prinzipiellen Möglichkeit objektiver Erkenntnis. Dabei ist solche schöpfungstheologische Erkenntnis streng dem Grundsatz: ,,Gott wird nur durch Gott erkannt" verpflichtet, und damit nicht etwa Erkenntnis remoto Deo, also neben und außerhalb der Offenbarung, sondern konstitutiver Bestandteil des Glaubenssatzes: ,,Credo in Deum, patrem omnipotentem, creatorem coeli et terrae", also reine Offenbarungserkenntnis. Als solche leistet sie allerdings auch eine theologische Verortung sämtlicher, auch remoto Deo zu gewinnender, also profanwissenschaftlicher, auch naturwissenschaftlicher Erkenntnis, indem sie sie in das universale corpus theologicum mit eingliedert.
Das bedeutet nichts geringeres, als daß wir Antworten auf erkenntnistheoretische Fundamentalfragen der Philosophie aus der Theologie erfahren, indem wir nämlich darauf schauen, wie Gott der Schöpfer am Werk war und ist.
Daß, wie die ganze Christenheit auf Erden schon immer und überall bekennt und gegenwärtig wieder neu ins christliche Bewußtsein gedrungen ist, Gott Himmel und Erde, und damit den Menschen und seine Welt, nicht nur im status integritatis, sondern auch im status corruptionis geschaffen- woher sollten sie auch sonst kommen? - und ihm das dominium terrae (Gen 1,28ff und 2,15) anvertraut hat, besagt analytisch und deshalb unausweichlich: Erstens, daß Gott vor und deshalb außerhalb des Menschen, seiner Wahrnehmung, seines Bewußtseins und seiner Existenz in irgendeiner Form, jedenfalls selbständig existierende, schöpfungsmächtige Wirklichkeit ist. Dieses häufig bestrittene Verständnis der Existenz Gottes als eigenständiger und außermenschlicher Wirklichkeit stellt das einzige Unterscheidungskriterium zwischen dem christlichen Gott und jeder beliebigen phantastisch- religiösen, mitunter sehr gefährlichen, Illusion dar.
Zweitens, daß dieser vor und deshalb außerhalb des Menschen selbständig existierende Gott irgendwie gearteter Ursprung einer ebenso vor und deshalb außerhalb des Menschen, seiner Wahrnehmung, seines Bewußtseins und seiner Existenz selbständig existierenden Welt ist. Drittens, daß in dieser vor und deshalb außerhalb des Menschen selbständig existierenden Welt ,,jedes nach seiner Art" geschaffen ist und sie also eine der Schöpfungsallmacht Gottes entsprechende, hochkomplexe, polyphänomenale und multidimensionale Struktur hat. Zu dieser Struktur gehört, daß die Welt als GOTTES Schöpfung die Dimension des Transzendenten und als Gottes SCHÖPFUNG die Dimension des Immanenten als konstitutive integrale Bestandteile der einen Welt enthält. Sie bilden gemeinsam das ganzheitliche, durch die eher diskrete Begrifflichkeit nur sehr mangelhaft zu zerlegen mögliche Kontinuum der Schöpfung.
Damit erweist die Creationäre Erkenntnistheorie die von Anselm von Canterbury in seinem ontologischen Gottesbeweis getroffene ontologische Grundunterscheidung einer realitas solum in intellectu und einer realitas (non solum in intellectu, sed etiam) in re - beide sind realitates ! - , samt der Einsicht, daß dasjenige, dem auch realitas in re zukommt, größer ist, als das, dem bloße realitas in intellectu zukommt, als zutreffend und darüber hinaus als einzig christlich.
Viertens, daß dieser vor und deshalb außerhalb des Menschen selbständig existierende Gott irgendwie gearteter Ursprung des auf Gott und die Welt bezogenen und in und mit ihr und anderen Geschöpfen lebenden Menschen ist.
Es ist zwar aus guten Gründen weithin Allgemeingut geworden, daß es irrig ist, die biblischen Schöpfungstexte als quasinaturwissenschaftliche Texte über den realen Anfang der Welt zu lesen, ebenso irrig aber ist die implizite oder explizite Einstellung, der christliche Fundamentalsatz: Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, könnte sinnvoll auch dann aufrechterhalten werden, wenn er mit dem realen Ursprung und der Struktur von Welt und Mensch rein gar nichts zu tun hätte. Damit wären nicht nur Schöpfungsbegriff und Schöpferbegriff selber zerstört, sondern vor allem wären sämtliche gegenwärtigen eindringlichen und pathetischen theologischen Aufrufe zur Bewahrung der Schöpfung ohne realen Hintergrund, mithin bloße Scharlatanerie zum Zwecke der Motivationserzeugung und Durchsetzung erwünschter Aktivitäten. Motivationserzeugung aber ohne realen Hintergrund ist Demagogie.
Fünftens, daß die vor und außerhalb des Menschen, selbständig existierende Welt für ihn zumindest in dem Maß zutreffend erkennbar sein muß, daß er in ihr leben und den ihm anvertrauten Auftrag des dominium terrae erfüllen können muß. Insofern alle Menschen, Gläubige und Ungläubige in der Welt leben und überleben können müssen, sowie der Auftrag des dominium terrae ebenso an alle ergeht, muß es universalanthropologische, mithin Intersubjektivität ermöglichende Erkenntnisstrukturen als dafür benötigte Möglichkeitsbedingung geben. Dieses universalanthropologische Erkenntnisinstrumentarium ist das im Rahmen göttlichen Schöpfungsaktes allen Menschen gegebene Licht der natürlichen Vernunft und heißt in Anlehnung an die Tradition lumen naturale. Der Grundstruktur des lumen naturale entspricht die an der sinnlichen Erfahrung orientierte Methode des trial und error. Diese Methode ist weltweit, auch im Tierreich, und zu allen Zeiten die mit Abstand verbreitetste und erfolgreichste. Sämtliche, auch dem Tierreich und den Menschen gemeinsame, zutreffende, und deshalb das Leben und Überleben auf der Erde ermöglichende Erkenntnis über die Welt, entstammt direkt oder indirekt dieser Methode. Das Leben selbst hat eine an dieser Methode orientierte Grundstruktur. Ihre konsequenteste und deshalb ertragreichste Ausformung erlangte die Methode des trial und error in der modernen experimental strukturierten Wissenschaft.
Die Creationäre Erkenntnistheorie erkennt und bekennt also den für die Möglichkeit aller Objektivität der Erkenntnis zwingend benötigten, für die Philosophie immer ein Problem darstellenden Zusammenhang von Subjekt und Objekt, das prinzipielle Passen der menschlichen Erkenntnisstrukturen auf die Wirklichkeit, als einen vom Schöpfer geschaffenen Zusammenhang. Und dabei behauptet sie nicht nur, daß sie passen, sondern erklärt darüber hinaus, warum sie passen, nämlich um Leben und Auftragserfüllung zu ermöglichen. Und sie erkennt und bekennt damit die objektive Erkenntnis als causa finalis creationis der menschlichen Sinnesorgane und seiner Erkenntnisstrukturen, wobei aus dem Auftragscharakter des dominium terrae nicht nur die Möglichkeit, sondern ebenso die Verpflichtung zum der causa finalis creationis entsprechenden Gebrauch der Erkenntnisstrukturen, und also die Pflicht zur möglichst objektiven Erkenntnis folgt. Jeder Mensch also ist, bevor er individuell zu erkennen beginnt, in einen finalen creationären Zusammenhang dergestalt eingebaut, daß er, um gültige Erkenntnis zu erlangen, auf seinem individuellen Erkenntnisweg weder bei Null anfangen kann, noch muß, sondern auf Erkenntnisstrukturen und sich daraus ergebende synthetische Urteile a priori, ein Kategoriensystem, zurückgreifen darf und muß, die creationär verbürgt Gültiges über die Wirklichkeit sagen.
Die unabweisbare Tatsache, daß alle Erkenntnis ein Misch(re)konstrukt zwischen Subjektivem und Objektivem ist, das Problem also des die gesamte Erkenntnis praefigurierenden subjektiven Eintrags in die Erkenntnis, - nicht so sehr das der individuell- subjektiven Vorverständnisse oder schlimmer Vorurteile - diese sind erkennbar und deshalb auch prinzipiell durch konsequente Anwendung des Intersubjektivitätskriteriums ausschaltbar - sondern vielmehr das der gattungs-subjektiven und deshalb individuell a priorischen und unhintergehbaren Erkenntnisstrukturen, findet seine Lösung darin, daß diese individuell a priorischen, alle Erkenntnis erst ermöglichenden und also transzendentalen Erkenntnisstrukturen, die in jede, gerade auch objektive und wissenschaftliche individuelle Erkenntnis zwangsläufig eingetragen werden, der causa finalis creationis unterworfenes Schöpfungswerk Gottes sind.
Daraus folgt unbeschadet der Problematik des induktiven Sprunges (Induktionsproblem), daß unsere in und mit der Schöpfung angelegte innere Disposition zur, auch elementar intuitiven, induktiven Hypothesenbildung ausgesprochen geeignet ist, die Wirklichkeit zu treffen, wie sie ist. So geeignet, daß selbst der kritischste Rationalist (Induktion kann die Wirklichkeit nie treffen), Idealist (Induktion gibt ausschließlich die Strukturen des Subjektes wieder) oder gar Skeptizist (Induktion ist ebenso bezweifelbar, wie alle anderen Erkenntniswege) in seinem faktischen, täglichen Lebensvollzug nicht darum herum kommt, sich auf die vielfältigen, induktiv erschlossenen Regelmäßigkeiten, wie schon immer und wie gewohnt, einzustellen, und also faktisch mindestens ein hypothetischer Realist zu sein.
Interessanterweise ermöglicht gerade die moderne Wissenschaft eine verblüffende Plausibilisierung dieser theologisch gewonnenen Einsichten, denn vor allem der Aufschwung von Sinnes- und Hirnphysiologie in jüngster Vergangenheit, ermöglicht eine immer weitergehende genaue Analyse des Erkenntnisprozesses, und damit den Nachweis der ganz erstaunlichen Passungen z.B. der Sinnesorgane, aber auch der gesamten menschlichen Erkenntnisstrukturen auf die Welt.
Die Position der Creationären Erkenntnistheorie ist damit also keine dem erkenntnistheoretischen Idealismus verpflichtete, dergemäß das Erkennen die Wirklichkeit entweder überhaupt erst konstituiert (esse est percipi), mindestens aber so verfälschend praefiguriert und beeinflußt, daß sie, wie sie ist, für die Erkenntnis unerreichbar, mithin bloße Erscheinung bleibt, sondern eine realistische Position. Aufgrund der Einsicht in die ihm prinzipiell wohltuende Endlichkeit, Irrtumsfähigkeit und Begrenztheit des Menschen und also auch seiner Erkenntis, läßt sie sich allerdings nicht den Fehler zu Schulden kommen, einem naiven Realismus oder ebensolchem Wissenschaftspositivismus zu verfallen. Die durch die Schwierigkeiten, die philosophische Erkenntnistheorie mit der objektiven Erkenntnis hat, begünstigte Fehlhaltung des ,,esse est percipi", erweist sich damit als fundamentaler und folgenreicher Grundirrtum unserer Zeit. Sie ermöglicht nämlich prinzipiell im Namen der erst durch die Subjektivität konstituierten ,,Realität" alle sich im jeweiligen Subjekt rein zufälliger Beliebtheit erfreuende Dilektationen, allein aufgrund ihres Vorkommens bzw. Erwünschtseins in den Stand der Wahrheit zu erheben. Wahr ist, was einen Sinn oder Orientierung ergibt, was für moralisch gehalten wird, womit ich leben kann etc. etc. kurz: Wahr ist das Erwünschte. Dieses ist dann Kriterium für die Wirklichkeit und nicht die Wirklichkeit Kriterium für das Erwünschte. Demgegenüber widersteht sich der Creationären Erkenntnistheorie verdankende menschliche Erkenntnis der Versuchung einer doketischen Mißachtung der eigenständigen Realität des Irdischen und Materiellen, sowie einer Diffamierung der natürlichen Welt als einer Scheinwelt und hält damit der Schöpfung Gottes, und also Gott selbst die Treue. Die Creationäre Erkenntnistheorie löst also zwei klassische erkenntnistheoretische Grundprobleme: Erstens das Problem der Existenz und zweitens das der zutreffenden Erkennbarkeit der ,,Außenwelt". Damit löst sie auch das alte Kantische Problem der Möglichkeit, bzw. Eignung und Herkunft von synthetischen Urteilen a priori, indem sie erklärt, warum es solche Urteile gibt, und nachweist, daß sie Gültiges über die Außenwelt sagen.
Sechstens, daß es in der durch das Versöhnungswerk Christi restituierten und ins Recht gesetzten Gottebenbildlichkeit des Menschen begründete, für das lumen naturale tendenziell uneinholbare, weil es weit übersteigende Erkenntnisdimensionen eines lumen metaphysicum gibt, dem die in Christus verborgen liegende Gesamtheit der Schätze der Weisheit und der Erkenntnis, auch wenn nicht als in Christus verborgen identifiziert, erschlossen sein können. Der Theologe erkennt das in allen Forschern anzutreffende lumen metaphysicum als nur im Irrtumsfall dem Forscher und seinem Wünschen unterworfenes, ansonsten allein dem Wirken des Heiligen Geist ubi et quando visum est Deum unterworfenes lumen revelationis, mittels dessen der Heilige Geist wem, Christen und Nichtchristen, und wann er will, zeigt, was er will, und also in alle Wahrheit im allgemeinsten Sinn leitet oder der sich über den Heiligen Geist selber etwas vormachende Forscher sich selber zeigt, was er will, und sich also in allen Irrtum leitet. Sola revelatione finitum est capax infiniti.
Die an Gott selbst als letzter und den dem Menschen intersubjektive Bewährbarkeit ermöglichenden Erkenntnisstrukturen des lumen naturale mitnichten unterworfener Wirklichkeit interessierte Theologie hält also an der Möglichkeit einer von aller intersubjektven Bewährbarkeit abgelösten mehr als wissenschaftlich objektiven, ganzheitlich- wahren Erkenntnis vermittels eines lumen metaphysicum oder revelationis fest. Solche Glaubenserkenntnis kann wahr sein, auch und gerade wenn sie intersubjektiv nicht bewährbar ist und unabhängig davon, ob sie von niemandem oder von jedermann geteilt wird, selbst dann, wenn sie aufgrund einer alle sprachlichen.Grenzen übersteigenden Transzendenz völlig inkommunikabel, ja nicht einmal sagbar wäre. In diesem Sinne ist Sören Kierkegaard zuzustimmen: Die Subjektivität ist die Wahrheit. Vom Standpunkt der Wissenschaft allerdings ist sie, unbeschadet ihrer möglichen Wahrheit, solange sie nur mangelnde intersubjektive Bewährbarkeit hat, problematisch. Dem möglichen Vorwurf, daß das Ansinnen, an einer die Dömane der Immanenz durchdringenden Domäne der Transzendenz, sowie einem ihr entsprechenden Erkenntnisvermögen festzuhalten, dem für die Weltfremdheit und Rückwärtsgewandtheit von Theologen typischen Versuch gleicht, die Funktionsweise der Dampfmaschine durch Festhalten an einem verborgenen elan locomotiv, oder die der Evolution durch Festhalten an einem verborgenen elan vitale zu erklären, ist zu entgegnen, daß die Theologie, wenigstens soweit sie der Creationären Erkenntnistheorie verpflichtet ist, keinerlei Einwände gegen immante, ja creationär verbürgt, sowohl prinzipiell objektive als auch theologische Identität stiftende Erkenntnisse hat. Im Gegenteil: Alle solche Erkenntnisse gehören zur Schöpfungslehre und sind also letztlich theologische Erkenntnisse, sodaß ohne sie der Theologie etwas fehlte. Gerade weil die Theologie allerdings vorbehaltlos an der Wirklichkeit, und zwar an der ganzen Wirklichkeit interessiert ist, muß sie ihrem Wesen als wirklichkeitsorientierter Wissenschaft gemäß auch und gerade an der Wirklichkeit Gottes festhalten.
Die Etablierung eines lumen naturale macht also Ernst damit, daß wissenschaftliche Erkenntnis prinzipiell zutreffende, also objektive Erkenntnis ist, und die eines lumen revelationis Ernst damit, daß über ein und denselben Erkenntnisgegenstand niemals schon dann erschöpfend Auskunft gegeben ist, wenn er von der Wissenschaft erkannt und beschrieben ist, soweit er dies eben werden kann, und so zutreffend solche Erkenntnis auch immer sein mag. Die Creationäre Erkenntnistheorie unterliegt allso nicht der Versuchung einer künstlichen und kunstvollen Trennung von Sein und Wert, oder Faktum und Bedeutung, sondern erkennt sie als zwei einander durchdringende Dimensionen der einen geschaffenen Wirklichkeit. Sie hält aber daran fest, daß es einen erheblichen Unterschied ausmacht, Werte und Bedeutungen als solche zu erkennen, oder präfigurierend in die Erkennntis einzubauen. Die creationär verbürgten Erkenntnisstrukturen, deren causa finalis creationis in der zutreffenden Erkenntnis liegt, sind ausreichend und benötigen keine darüber hinaus gehende oder sie gar bevormundende Unterstützung in Form von irgendwelchen Voreingenommenheiten Das Verhältnis der beiden Erkenntnisweisen des lumen naturale und lumen revelationis gestaltet sich im Rahmen der Creationären Erkenntnistheorie wie folgt:
Aufgrund der in der Schöpfung angelegten ganzheitlichen, und deshalb in jedem Erkennenden anzutreffenden Einheit von Transzendenz und Immanenz rechtfertigt die Unterscheidung der beiden Erkenntnisweisen in keinster Weise eine Trennung von jeweils etwa nur der Transzendenz oder der Immanenz verpflichteten Forschergruppen, z. B. Theologen und Profanwissenschaftler. Die ,,Grenze" der beiden Dimensionen geht durch jeden Forscher, ob Theologe oder nicht, mitten hindurch. Daran ändert sich auch nichts, wenn er sein Erkenntnisvermögen als lumen metaphysicum, und damit nichtchristlich versteht, mithin z.B. Sinnstiftungen und Wertentscheidungen der verschiedensten, auch außerchristlichen Art, z.B. in Philosophie, Dichtung, Kunst etc., soweit es darin um Erkenntnis geht; vornimmt, wenngleich solche Erkenntnis, wie der Glaube erkennt, gleichwohl immer ein Werk des in alle Wahrheit führenden Heiligen Geistes bleibt.
Aufgrund der in der Schöpfung angelegten ganzheitlichen, und deshalb in jedem Erkenntnisgegenstand anzutreffenden Einheit von Transzendenz und Immanenz rechtfertigt die Unterscheidung der beiden Erkenntnisweisen ebensowenig eine künstliche und kunstvolle Trennung von jeweils etwa nur zur Transzendenz (Theologie) oder zur Immanenz (Naturwissenschaft) gehöriger Gegenstandsbereiche. Transzendenz ohne Immanenz ist ein Wolkenkuckucksheim. Immanenz ohne Transzendenz ist amorfh ulh (Aristoteles). Die prinzipielle Gegenstandskongruenz beider Erkenntnisweisen macht Ernst damit, daß jederzeit und überall die Transzendenz in der Immanenz gegenwärtig ist und auch wirksam sein kann, wenn auch sicherlich niemals, weder subjektiv noch intersubjektiv, erkennbar sein muß, wohl aber kann, und daß solch transzendente Gegenwärtigkeit oder gar Wirksamkeit zur Einheit des jeweiligen Gegenstandes konstitutiv dazugehört. Faktum und Bedeutung gehören zusammen. Allerdings befindet sich diese mit der Schöpfung gesetzte ursprüngliche Einheit von Faktum und Bedeutung auf der Wirklichkeitsseite und nicht ganz (Idealismus) oder zum Teil (Bedeutung) auf der Subjektseite der Erkenntnis. Gott kann in sämtlichen nach der Weise des lumen naturale, und deshalb prinzipiell zutreffend erkannten, auch noch so unbedeutend oder diesseitig erscheinenden Erkenntnissen, mit der Creativität des heiligen Geistes auf vielerlei Weise reichhaltig und vielfältig erkannt und bekannt, gewiß natürlich auch verkannt werden. Das sogenannte Faktische ist also kein eigenständiger, der Theologie äußerlicher und fremder, sondern ein konstitutiver und integrierender Bestandteil der einen theologischen Erkenntnis, andernfalls die Theologie nicht regina, sondern ancilla scientiarum wäre. Die die Einheit der Schöpfung Gottes zerstörende, und deshalb einen theologisch verantwortungslosen Holzweg, darstellende Unterscheidung, dergemäß die wissenschaftliche Erkenntnis ausschließlich für physisch-innerweltliche, immanente und die Glaubenserkenntnis ausschließlich für metaphysisch-transzendente Gegenstände zuständig wäre, ist also Gott sei Dank überholt. Eine sich evtl. nahelegende Unterscheidung zwar nicht von transzendenten und immanenten Gegenständen, so aber doch Aspekten an ein und denselben Gegenständen, scheitert erstens daran, daß es keine hinreichenden Kriterien zur Unterscheidung von Gegenstand und Aspekt (Teil und Ganzem), jedenfalls als Erkenntnisgegenstände gibt, das obige Abgrenzungsproblem also nur auf einen ,,Aspekt" als Gegenstand verlagert würde, und zweitens daran, daß auch eine Unterscheidung im ,,Aspekt" dem Einheitscharakter von Transzendenz und Immanenz widerspricht, es mithin keinen einzigen ,,Aspekt" gibt, der ausschließlich transzendent oder ausschließlich immanent wäre. Die beiden lumina unterscheiden sich also nicht etwa durch voneinander getrennte Forschergruppen oder Gegenstandsbereiche, sondern nur durch eine andere Struktur, dergemäß das lumen naturale eher rational argumentativ, eher induktiv-experimental (trial and error), eher an der sinnlichen Erfahrung orientiert, eher descriptiv bzw. rekonstruktiv, auf alle Fälle aber universalanthropologisch ist, und deshalb allgemeine und jederzeitige intersubjektive Bewährbarkeit gewährleistet, während das lumen revelationis demgegenüber eine, theologisch gesprochen, sich dem alleinigen Wirken des Heiligen Geistes ubi et quando visum est Deum verdankende, allgemeinmenschlich gesprochen eher intuitiv-geniale, und damit nicht universalanthropologische, also nicht allgemeine und jederzeitige intersubjektive Bewährbarkeit gewährleistende, mithin eher individuell-persönliche Struktur hat. Erkenntnis vermittels des lumen naturale ist aufgrund des creationär verbürgten Passens von Erkenntnis und Objekt prinzipiell wahre Erkenntnis und sie ist aufgrund der Intersubjektivität der Strukturen dieser Erkenntnisweise prinzipiell allgemein und jederzeit prüfbare, mithin nicht individuell-beliebige Erkenntnis. Sie ist eine in und mit der Schöpfung gewährleistete und damit festgelegte Sache Gottes mit allen Menschen. Erkenntnis vermittels des lumen revelationis oder metaphysicum ist demgegenüber allein aufgrund des Wirkens des Heiligen Geistes ubi et quando visum est Deum wahre, ihrer selbst gewisse, freie und souveräne Erkenntnis und sie ist, aufgrund der ebenso allein Wunsch und Willen Gottes unterworfenen und damit nicht allgemein und jederzeit bestehenden Prüfbarkeit, vom Standpunkt des Menschen aus individuell-beliebige, letztlich nur durch das vom Menschen nicht einholbare Selbstzeugnis des Heiligen Geistes bewahrheitbare, und deshalb besonders umstritten bleiben müssende Erkenntnis. Sie ist eine in der Schöpfung nicht festgelegte und deshalb der Kreativität und Spontaneität des gegenwärtigen Heiligen Geistes vorbehalten bleibende Sache Gottes mit dem einzelnen Menschen. Insofern es außer dem nicht allgemein und jederzeit intersubjektiv prüfbaren Selbstzeugnis des Heiligen Geistes kein anderes Kriterium für ihre Richtigkeit gibt, ist es ihr der Freiheit des Heiligen Geistes entsprechendes unentrinnbares Schicksal, daß, außer durch einen erbarmenden Akt des Heiligen Geistes selber, konkurrierende Geltungsansprüche, also z.B. im Streit um die Einheit oder den Sinn der Geschichte u.v.a.m., nicht intersubjektiv entschieden werden können, und also bestehen bleiben und ausgehalten werden müssen. Zur Unterscheidung echten und bloß eingebildeten Zeugnisses des Heiligen Geistes gibt es kein creationär verbürgtes, in und mit der Schöpfung festgelegtes intersubjektives Erkenntnisinstrumentarium, sondern es braucht die Geistesgabe der Unterscheidung der Geister. Der Heilige Geist unterwirft sich keinen menschlichen Prüfbarkeitskriterien, sondern prüft selber die Herzen und erkennt, wie sie´s meinen. Dies gilt übrigens letztlich auch für sämtliche, auch sich als konsequente Exegese verstehenden dogmatischen Erkenntnisse aller Zeiten.
Beide lumina haben eine in der schöpfungsmäßigen Einheit von Transzendenz und Immanenz, auch im kleinsten Aspekt, begründete und an ihr teilhabende, zur letzten eschatologischen Einheit drängende, wesensmäßige Offenheit füreinander und sind also nicht antagonistisch eingestellt, sondern gute, wenn auch durchaus streitbare Freunde. Im Falle einer auf einer oder gar beiden Seiten befindlichen Täuschung streiten sie sich zwar, aber entzweien und überwerfen sich nicht, oder sollten und brauchten dies wenigstens nicht zu tun, sondern sie befruchten sich gegenseitig oder sollten und müßten dies eigentlich tun. Dieses Beieinandersein der beiden lumina hat sein historisches Vorbild in Jesus Christus selbst, als dem Ort ursprünglichsten und versöhnten Beieinanderseins von Transzendenz und Immanenz.. Das Verhältnis der beiden lumina findet deshalb seine ursprünglichste Entsprechung im Verhältnis der beiden Naturen in der klassischen Zweinaturenlehre und kann mit den klassischen Begriffspaaren des Chalcedonense asugcutvV, atreptvV, adiairetvV und acvristvV zwar bloß via negativa,aber gleichwohl treffend auf den Punkt gebracht werden. Die Theologie also liefert den in der Schöpfung begründeten, transzendentalen Rahmen der prinzipiellen Möglichkeit objektiver Erkenntnis überhaupt und der Zusammengehörigkeit von sogenannter Fakten- und sogenannter Bedeutungserkenntnis und versöhnt damit die gemeinhin eher auseinanderzudriften drohenden ewigen ,,Antagonisten"aufs allerbeste. Die Creationäre Erkenntnistheorie führt damit für immer über folgende zwei Irrtümer hinaus: Erstens, daß menschliche Erkenntnis niemals objektiv sein könnte, wir also die Wirklichkeit niemals besser, sondern immer nur anders verstehen können. Und zweitens, daß intersubjektiv nicht Bewährbares niemals wahr sein könnte.
Obige sechs analytisch aus dem Schöpfungsbegriff gewonnenen Folgerungen zu bestreiten, liefe darauf hinaus, entweder einen Schöpferbegriff ohne Schöpfung, also eben keinen Schöpferbegriff, oder einen Schöpfungs- bzw. Weltbegriff ohne ihr Geschaffensein zu etablieren, also eben keinen Schöpfungsbegriff oder aber, die reale Welt vom Geschaffenen mindestens partiell zu isolieren und zu verselbständigen - ein Teil der Welt soll Schöpfung sein, der andere nicht? -, mithin in allen Fällen auf eine Entleerung und Auflösung entweder des Begriffs der Schöpfung oder des Begriffs des Schöpfers. Der Begriff des Schöpfers enthält als erstes und damit als Proprium den der durch ihn geschaffenen Schöpfung und der Begriff der Schöpfung enthält als erstes und damit als Proprium den des ihren Ursprung darstellenden Schöpfers. Wer also Schöpfer sagt und Schöpfer meint, oder Schöpfung sagt und Schöpfung meint, muß sich aufgrund des analytischen Charakters obiger Folgerungen entweder auf die Creationäre Erkenntnistheorie einlassen oder aufhören von Schöpfer oder Schöpfung zu reden.
Mithin würde etwa ein Verständnis des ersten Artikels, demgemäß Gott als Geist nur Schöpfer der geistigen Tiefendimension des Menschen o.ä. wäre - die Welt samt Phylogenese des Menschen sollen dann ein rein selbstverursachter und sich selbst erhaltender Selbstläufer sein? -, oder das häufig anzutreffende bloß erbaulich-existenzielle und die Schöpfung damit entgegenständlichende Schöpfungsverständnis, die fundamentale Glaubensaussage Gottes als des Schöpfers Himmels und der Erden degenerativ entleeren, und damit nicht nur den Begriff des Schöpfers und der Schöpfung zerstören, sondern sich vor allem an der Universalität
Gottes vergreifen. Ein aus den sogenannten harten Wissenschaften zunehmend vertriebener und in die Nischen etwa von Wert und Sinn in den sogenanten weichen Wissenschaften gesperrter Gott aber, ist kein Gott.
Solche Reetablierung eines starken und ganzen Schöpfungsbegriffes, wie er einzig Sinn macht, bedeutet nichts anderes, als Schöpfung so zu verstehen, wie sie schon immer und überall im Corpus Christianum und in den biblischen Schriften aller Zeiten verstanden worden ist, und wie sie auch heute wieder im Rahmen des Schutzes dieser Schöpfung vor uns selbst wieder verstanden wird, und ist damit die größte theologische Selbstverständlichkeit von der Welt. Dies bedeutet allerdings keineswegs, Erkenntnisse seriöser Naturwissenschaft, z.B. die Evolutionstheorie, durchzustreichen oder auch nur zu schmälern und in ein voraufklärerisches Weltbild zurückzufallen, sondern es bedeutet, das häufig verkrampfte Verhältnis von Theologie und Profanwissenschaften im Rahmen des zwar bidimensionalen (zwei lumina), aber doch ganzheitlich einen menschlichen Erkenntnisvermögens zu entkrampfen und die beiden miteinander zu versöhnen.
Nur aufgrund des durch die immer stärker werdende scheinbare Konkurrenz der Naturwissenschaften nicht zu Ende gedachten und deshalb nur vermeintlichen und überstürzten Zwanges zum unentwegten Rückzugsgefecht der Theologie war der degenerative Rückzug der Schöpfungstheologie ins bloß erbaulich-existenzielle, ohne Bezug zum realen Ursprung der Welt möglich. Gott im Rückzug vor den modernen Wissenschaften? Das sei ferne! Und ebenso ferne sei es dann für die Wissenschaft von Gott, der Theologie. Wer als der Wahrheit des ersten Artikels des Glaubensbekenntnisses verpflichteter Theologe auch nur ein einziges Ergebnis der Naturwissenschaften als wahr anerkennt, ist damit implizit ein Anhänger der Creationären Erkenntnistheorie, denn er gibt damit die Eignung des dem Menschen in der Schöpfung gegebenen Erkenntnisapparates zur objektiven Erkenntnis zu. Die zuallermeist von Vertretern bestimmter weltanschaulicher Ideologien heftig bekämpfte sogenannte ,,Ideologie wertfreier", also vom Subjekt unverdorbener ,,Faktenerkenntnis" ist demgemäß keine Ideologie, sondern, als Gegenüber zu sämtlichen Ideologien, ein anzustrebendes Ideal, wobei Faktum und Bedeutung in dieser Terminologie zusammen als Faktum, als außersubjektiv Gegebenes zu sehen sind. Ihre Denunziation als Ideologie unterliegt dem sich aus dem idealistischen Irrweg des esse est percipi ergebenden Grundirrtum, daß die Wunschvorstellungen des Erkennenden an den Fakten etwas ändern könnten, bzw. selber Fakten schafften. Sie ändern aber nichts an den Fakten, sondern verbauen nur dessen zutreffende Erkenntnis und müssen deshalb selber Gegenstand der Erkenntnis und auf diesem Wege ausgeschaltet werden. Noch so leidenschaftlich empfundene Wunsch- oder Wertvorstellungen können an den Fakten und dürfen an deren Erkenntnis nichts ändern, sondern müssen umgekehrt von diesen verändert werden. Das Ideal der wertfreien Faktenerkenntnis macht ernst mit der Tatsache, daß es eben nicht nur verschiedene Subjektivitäten und damit jeweils verbundene Wunsch- und Wertvorstellungen und Ideologien, sondern die allen Subjekitvitäten und Ideologien nicht nur gegenüber gestellte und frühere, sondern für sie ein Kriterium darstellende Domäne der Wirklichkeit gibt. Nicht das Subjekt ist die Konstante und die Wirklichkeit die Variable sondern umgekehrt ist die zu erkennende Wirklichkeit die Konstante und das sich dieser möglichst in der Erkenntnis anzugleichen suchende Subjekt die Variable. Dabei ist die Domäne der Wirklichkeit selber natürlich alles andere als wertfrei, vielmehr angefüllt mit einer unübersehbaren Vielfalt von allen möglichen und unmöglichen, vermeintlichen und wirklichen Wertvorstellungen und Werten. Gerade aber um der möglichst zutreffenden Erkenntnis dieser Vielfalt willen, sollte sich die Erkenntnis selber in ihrem Bemühen, die Wirklichkeit nicht zu konstruieren, sondern zu rekonstruieren, nicht der Gefahr eines durch persönliche Wunsch- und Wertvorstellungen eingeengten und deshalb manipulierten Blickwinkels aussetzen, und also nach Kräften wertfrei sein.
Summa: Damit ist creationär-erkenntnistheoretisch der Nachweis erbracht, daß erstens esse mitnichten percipi ist, Sein und Erkennen also zwei Paar Stiefel sind. Zweitens, daß unbeschadet der Tatsache, daß jede ja zweifellos existierende Erkenntnis natürlich ein Sein für sich, nach Anselm eben realitas in intellectu besitzt, auf die sich ihrerseits eine Erkenntnis richten kann, ein beide realitates auf sich vereinender und also WISSENSgegenstand gegenüber einem nur die realitas solum in intellectu besitzenden, z.B. Wunschvorstellungen, und also ILLUSIONÄREN Gegenstand, mit größerer ontologischer Dignität ausgestattet ist. Und drittens, daß das Sein demgemäß das einzig tragfähige Wahrheitskriterium aller auf dieses bezogener Erkenntnis ist und beileibe nicht umgekehrt, alle Erkenntnis mithin nicht subjekt-, sondern objektbezogen zu sein hat. Ziel also, auch und gerade der Theologie in allen ihren Disziplinen von der Gotteslehre bis zur Schöpfungslehre (u.a. Naturwissenschaft) ist das Wissen, also die zutreffende Erkenntnis der außersubjektiv bestehenden Wirklichkeit, der Wirklichkeit Gottes und seiner Spuren in der Welt, sowie der Wirklichkeit der Schöpfung und aller Geschöpfe in Gegenwart und Vergangenheit, vermittels seiner beiden Erkenntnisweisen lumen revelationis und lumen naturale. Die Creationäre Erkenntnistheorie eröffnet der Theologie also zwei der reformatorischen Freiheit eines Christenmenschen entsprechende unumschränkte, elementare und fundamentale Freiheiten: Erstens die unumschränkte, durch die allgemeinmenschlichen Erkenntnisstrukturen ermöglichte, nur durch den Irrtum eingeschränkte Freiheit, die Dinge so zu erkennen, wie sie sind und damit der causa finalis creationis der menschlichen Erkenntnisstrukturen zu entsprechen, und also, auch und gerade in sämtlichen (natur)wissenschaftlichen Erkenntnisbemühungen eminent theologisch am Werke zu sein (lumen naturale). Und zweitens die unumschränkte, durch den Heiligen Geist gewirkte, ebenso nur durch den Irrtum eingeschränkte Freiheit der grenzenlosen Offenbarungserkenntnis (lumen revelationis) auch und gerade auf dem Gebiete der sogenannten harten Erfahrungswissenschaften, denn der Schöpfer läßt sich vom Geschöpf nicht aus bestimmten Seins- oder Erkenntnisbereichen einfach hinauskomplimentieren. Demgemäß verbieten sich theologisch begründet alle naturwissenschaftlichen Ansätze, was aufgrund ihrer die Wirklichkeitsnähe gewährleistenden experimentell-intersubjektiven Bewährtheit und des überwältigenden Erfolges der weltweit nach derselben Methode betriebenen Naturwissenschaften weder nötig noch möglich ist, alle geisteswissenschaftlichen und damit auch alle theologie- und profangeschichtswissenschaftlichen Ansätze, die sich nicht in Anspruch und Wirklichkeit konsequent an der Wirklichkeit als des ersten und wichtigsten Qualitätskriteriums ihrer Arbeit orientieren. Sie schließen sich um der Schöpfung, und damit um Gottes willen selbst aus.
Diese schöpfungstheologisch begründete enge Handreichung sämtlicher Allgemeinwissenschaften als Schöpfungswissenschaften mit der Theologie verhindert die unselige Entwicklung, daß in zunehmendem Maße nur die sogenanten weichen Wissenschaften mit vergleichsweise niedrigem intersubjektiven Bewährbarkeitsgrad zu Spielwiesen der Theologie werden, während die dann ihre eigenen, un- und außertheologischen Wahrheiten etablierenden, und zu diesen in Konkurrenz zu treten drohenden sogenannten harten Faktenwissenschaften als elfenbeinerne Trutzburgen unberührt bleiben und so die fatale Assoziation von Theologie mit Illusion, Phantasie oder wishful thinking gefördert wird. Damit ist, aus theologischen Gründen, die Zeit der mitunter anzutreffenden, neue Rückzugsgefechte befürchtenden reservierten Berührungsangst und befangenen Gehemmtheit der Theologie gegenüber den modernen Wissenschaften vorbei. Nicht nur, daß die Theologie dadurch endlich aus ihrer Nischenexistenz, sich nur mit dem zu beschäftigen, was die Allgemeinwissenschaften sozusagen übrig lassen, also aus der unerquicklichen Situation des ewigen Rückzugsgefechtes, aber auch des ewigen Nörglers herauskommt, und damit ihrem Gott entsprechenden Charakter der Universalwissenschaft entspricht, sondern auch, daß sie theologisch begründet und deshalb mit vorurteilsloser Unbefangenheit, sich z.B. im Falle der notwendigen theologisch motivierten Reklamierung ethischer Normen, etwa auf dem Gebiet der Genetik, auch die notwendige naturwissenschaftliche Sachkenntnis vorbehaltlos anzueignen gleichermaßen befreit, wie verpflichtet ist.
Creationäre Erkenntnistheorie treiben heißt, sämtliche wissenschaftlichen Erkenntnisbemühungen theologisch zu verorten, und also die Rolle der Theologie als regina scientiarum zurückzugewinnen, und auch deshalb eminent theologische Identität stiftend und vor allem zurückgewinnend tätig zu sein. Eine im für die Gegenwart typischen Rückzugsgefecht gegenüber den Allgemeinwissenschaften befindliche und deshalb nicht mit dem Ursprung der realen Welt in Zusammenhang gebrachte, und also degenerierte, oder nicht in ihren erkenntnistheoretischen Konsequenzen zu Ende gedachte und also rudimentäre Schöpfungslehre zerstört theologische Identität. Daß ganzheitlich betriebene Schöpfungslehre vor dem Terrain der Profanwissenschaften nicht ehrerbietig Halt macht, sondern diese in das universale corpus theologicum eingliedert, setzt die zwangsläufige Universalität jeden sich nicht an der Gottheit Gottes vergreifenden theologischen Denkens ins Recht - Gott ist nicht partikulär - und steigert dadurch die theologische Identität.
Man könnte dieser Theorie vorwerfen, sie stelle kein genügend kritisches Korrektiv der Theologie mehr gegenüber den allgemeinwissenschaftlichen Disziplinen dar. Dem ist erstens zu entgegnen, daß es nicht Aufgabe per se und Selbstzweck der Theologie ist, Hauptsache ein kritisches Korrektiv gegenüber den allgemeinwissenschaftlichen Disziplinen zu sein, sondern in allem ihren Tun das Werk ihres Schöpfers und Herrn zu treiben und das bedeutet auf der Seite der Erkenntnis, die sich in Existenz und Zweck dem Schöpfer verdankenden Erkenntnisstrukturen diesem Zweck gemäß auch zu gebrauchen, und also das Erkennbare möglichst zutreffend zu erkennen. Und zweitens, daß sie ein sogar äußerst kritisches Korrektiv, allerdings nötigenfalls nicht nur für die allgemeinwissenschaftlichen Disziplinen, sondern in gleicher Schärfe auch für sich an der erkenntnistheoretischen Schöpfungsordnung vergreifende, nicht wirklichkeitsbezogene Verwilderungen im Hause der Theologie darstellt.
Historische Erkenntis im Rahmen Creationärer Erkenntnistheorie Die gleichermaßen in der Einheit von Transzendenz und Immanenz existierenden Gegenstände der (theologischen) Geschichtsschreibung sind in einem komplizierten Wechselwirkungsverhältnis stehende vergangene äußere Dispositionen (Personen, Ereignisse, Ereigniskomplexe) oder vergangene innere Dispositionen (Vorstellungen (auch unbewußte), Vorstellungskomplexe), die beide Realitäten sind, und deren Inbegriff die Geschichte ist. Als solche sind sie beiden lumina und also prinzipiell allen Menschen gleichermaßen zugänglich. Die durch die Creationäre Erkenntnistheorie fundierte, und darin als Ergebnis göttlichen Schöpfungshandelns identifizierte prinzipielle Möglichkeit objektiver, also diese Gegenstände zutreffend beschreibender Erkenntis vermittels der beiden lumina, bildet auch den Rahmen für sämtliche, also auch theologisch u.a. motivierte, historische Erkenntnis, denn die gegenwärtige Welt prinzipiell erkennen können heißt auch, dieselbe Welt als vergangene prinzipiell erkennen können. Für das a priorisch strukturierte lumen naturale bedeutet dies, daß eine Änderung des Verhältnisses von Realstrukturen und intersubjektiven Erkenntnisstrukturen und ihres Passungscharakters in der Zeit zwar stattfindet, wie sowohl Theologie in der Lehre von der creatio continua, als auch Wissenschaft in der Evolutionstheorie einräumen, aber erstens nur geringfügig, und dann eher in Richtung auf eine immer bessere Passung, wie die moderne Naturwissenschaft als wohl beste jemals vorhandene Passung veranschaulicht, und zweitens nicht in historischen Zeiträumen. Und für das nicht a priorisch strukturierte lumen revelationis bedeutet dies überhaupt nichts, denn als allein dem Wirken des Heiligen Geistes unterworfenes, unterliegt es auch ausschließlich den Kriterien des nach seinen und nicht nach unseren Kriterien wirkenden Gottes. Daß dabei prinzipiell alles möglich ist, darin ist Gott Gott!
Das prinzipielle Passen von Erkenntnis und auch vergangener Wirklichkeit impliziert eine diesem Passen entsprechende Hermeneutik historischer Wirklichkeitserkenntnis als Hermeneutik der Tatsächlichkeit. Diese Hermeneutik ergibt sich aus der Folgerung, daß die Welt, auch als vergangene, prinzipiell erkennen können gleichbedeutend damit ist, darin vorkommende andere Subjekte, inclusive deren mündliche und schriftliche Äusserungen als Hauptquellen der Humangeschichte, sowie darin vorkommende nichtsprachliche Zeugnisse als Hauptquellen der Erdgeschichte prinzipiell richtig verstehen zu können. Historische Erkenntnis im Rahmen Creationärer Erkenntnistheorie erkennt also die außerhumane Erdgeschichte von ihrer Erkennbarkeit und der Verpflichtung zur objektiven Erkenntnis her als gleichberechtigt mit der Humangeschichte und ihrem Methodenkanon zugänglich. Sie überwindet dadurch, jedenfalls auf der Gegenstands- und Methodenseite, die gegenwärtig verbreitete, aus dem Anthropozentrismus der Fehlhaltung des esse est percipi resultierende, den Blick auf die Wirklichkeit häufig verstellende, subjektive Anthropomorphisiertheit und Anthropozentriertheit so mancher sowohl profan- als auch theologiegeschichtlicher Ansätze. Wenn man sich die rasant zunehmende Entanthropomorphisierung unseres modernen naturwissenschaftlichen Weltbildes vor Augen führt, erscheint diese, wenn auch nicht als Kriterium für, so doch als Hinweis auf zutreffende Wirklichkeitserkenntnis. Die Tatsache, daß der Mensch im Vergleich zum Alter der Erde erst ganze 5 Sekunden alt ist, bedeutet, daß 99,9% des gesamten Terrains der historischen Forschung nicht zur Humangeschichte gehört und erweist damit erneut die Unangemessenheit anthropozentrischer Praefiguriertheit in der Historiographie.
Die weitestgehende Unmöglichkeit der experimentellen Bewährung historischer Erkenntnis hat die Folge, daß der objektive Befund der historischen Forschung sehr häufig eine nur noch subjektiv weiter entscheidbare Bandbreite, ein objektives Terrain von Möglichkeiten ist, was aber nicht dazu verführen darf, aus historischen Fragmenten, opportune Geschichtsbilder zusammenzuzimmern.
Die Creationäre Erkenntnistheorie gibt im Rahmen oben eingeführter Hermeneutik der Tatsächlichkeit vier die Wirklichkeitsorientiertheit und Objektbezogenheit historischer Erkenntnis maximierende und deshalb die Irrtumswahrscheinlichkeit minimierende Hauptkriterien mit sich daraus ergebenden, evtl. in einer Ethik der Creationären Erkenntnistheorie zu entfaltenden Pflichten an die Hand. Sie ergeben sich alle aus dem Ansinnen, das creationär erkannte, allerdings eher ein Mißverhältnis darstellende Verhältnis von subjektiv-persönlicher Begrenztheit und Irrtumsfähigkeit und dazu in Spannung befindlicher objektiver unendlicher Aspektvielfalt möglichst optimal, also weitmöglichst zugunsten von zutreffender Erkenntnis, zu gestalten. Sie betreffen unmittelbar das aus der in der Schöpfung festgelegten allgemeinmenschlichen Erkenntnisstruktur resultierende lumen naturale und nur mittelbar das sich allein der göttlichen Spontaneität und Kreativität verdankende, und damit menschlichem Zugriff definitiv entziehende lumen revelationis.
Dabei muß klar sein, daß es eine selbst in den Experimentalwissenschaften bisher ungelöste und wohl unlösbare Aufgabe ist, ein aus der creationär verbürgten prinzipiellen Möglichkeit objektiver (historischer) Erkenntnis etwa erwartetes, hinreichendes Kriteriensystem zur Aufstellung oder gar zur Verifikation objektiver Theorien oder Erkenntisse anzugeben. Das ändert aber nicht im Mindesten etwas daran, daß solche objektive Erkenntis mannigfach und vielfältig anzutreffen war und ist. Das ist das auch creationär-erkenntnistheoretische Dilemma: Objektive (historische) Erkenntnis ist nicht nur möglich, sondern auch mannigfach wirklich, aber ein die Einzelerkenntnis letztbegründet und also unbestreitbar identifizieren könnendes Kriteriensystem gibt es nicht und kann es, schon wegen des bei jeder Kriteriumsdiskussion unvermeidbaren infiniten Regresses u.a. nicht geben. Dieser Zwiespalt ist unaufhebbar und muß also ausgehalten werden. Es ist allerdings insofern ein akademischer Zwiespalt, als das lumen naturale in seiner nicht auf Letztbegründung erpichten Form schon immer eine Selbstbewahrheitung seiner Erkenntnisse durch praktisch-erfolgreichen Lebensvollzug mit sich führt, ohne die die auch für den Letztbezweifler notwendige Bewältigung des Lebens gänzlich undenkbar wäre, vermittels welcher diese Bewältigung allerdings ganz gut gelingt. Oben in Aussicht gestellte, also nur der ,,Annäherung an die Wahrheit", der ,,Ausschaltung von Fehlerquellen" (Popper) dienende Kriterien sind neben den für wissenschaftliche Arbeit allgemein anerkannten, z.B. der inneren und äußeren Widerspruchsfreiheit die folgenden:
Erstens, um die Ergebnisverfälschung durch individuell-subjektive, dem Objekt nicht angemessene Vorverständnisse oder schlimmer Vorurteile und die zugrundeliegende Fehlerquelle einer psychisch-egozentrischen Disposition nach Möglichkeit zu vermeiden, das Kriterium einer ebenso psychischen, aber realitätszentrierten Disposition als konsequenter Leidenschaft für die subjektunabhängige Wirklichkeit und damit die Pflicht zur realitätsbezogenen Vorverfaßtheit. Dieses Kriterium entspricht dem schon an der definitiven Unänderbarkeit der Geschichte erkennbaren, außersubjektiven Charakter der geschichtlichen Wirklichkeit und besagt, daß an die Stelle sämtlicher wie auch immer gearteter individuell- subjektiver Vorverständnisse oder schlimmer Vorurteile eine Vorverfaßtheit zu setzen ist: Nämlich der unbedingte, leidenschaftlich empfundene Vorsatz, allein wissen, also zutreffend erkennen zu wollen, was die Wirklichkeit ist, also von allem abzusehen, außer von der Wirklichkeit. Das bedeutet den von individuellen Wünschen, Neigungen, etc., also möglichen Trübungen, möglichst befreiten Einsatz der in der Schöpfung gegebenen, und damit ontogenetisch (individuellgeschichtlich) a priorischen, phylogenetisch (stammesgeschichtlich)
aber a posteriorischen und deshalb universalanthropologisch auf die Welt passenden Erkenntnisstrukturen des lumen naturale, mithin die Verfolgung des Ideals der wertfreien Faktenerkenntnis. Und es bedeutet auch, daß es kein a priorisch und prinzipiell auszuschließendes Forschungsergebnis geben kann.
Die zwar mögliche, gleichwohl aber nur sehr schwer und wohl kaum allein, sondern eher im Diskurs zu bewerkstelligende Ausschaltung aller individuell-subjektiven Vorverfaßtheiten (Vorverständnisse, Vorurteile, Erwünschtheiten, etc.) aus der Erkenntnis, bedeutet eine zwar prinzipiell beseitigbare, aber doch eine sämtliche Erkenntis zu verfälschen drohende Not. Der Versuchung allerdings, diese Not, vor allem im Falle eher erwünschter individuell-subjektiver Vorverfaßheiten kurzerhand, meist implizit, zur Tugend zu erklären, sollte nicht nur aus logischen - man kann nicht eher unerwünschte Vorverfaßtheiten als odiös brandmarken, eher erwünschte jedoch kultivieren - , sondern vor allem aus creationär-erkenntnistheoretischen Gründen tunlichst und energisch widerstanden werden.
Sehr förderlich, wenngleich nicht zwingend erforderlich für eine solche Vorverfaßtheit ist eine innere Distanz zu den historischen Vorgängen, und damit der Verzicht auf eine innerliche Parteinahme, insofern es, eben aufgrund der fehlenden inneren Distanz zum Gegenstand, wesentlich schwerer erscheint, eine der Wirklichkeit verpflichtete Geschichte des Holocaust im Nationalsozialismus zu schreiben, als die gewiß nicht weniger komplexe Geschichte der Entstehung des Kugelsternhaufens M 13. Die Kenntnisnahme der nicht durch a priorische Selektions- und Interpretationsmechanismen verdorbenen Wirklichkeit erschwert nicht , sondern erleichtert, ja ermöglicht überhaupt erst eine angemessene Wertung und rückt außerdem das seinem Schöpfungszweck und -auftrag verpflichtete lumen naturale ins Licht, statt andernfalls ins Zwielicht. Die Nähe zu der Wirklichkeit, wie sie ist, hat eine Distanz zu sich selber zur Voraussetzung. Wer trotz allem meint, a priorische Parteinahme aufrechterhalten zu müssen, muß in der Lage sein, bei der Erkenntnisarbeit davon absehen zu können. Affektfreiheit also ist zwar kein zwingendes Kriterium creationär verantworteter historischer Erkenntnis, wohl aber eine sehr nützliche, und deshalb warme Empfehlung. Man könnte dieser ersten Pflicht vorwerfen, daß zu ihrer Erfüllung das erhoffte Ergebnis schon Voraussetzung wäre, man die Wirklichkeit schon kennen müsse, um alles sie zu verfälschen drohende ausschalten. zu können. Dieser Einwand zieht deshalb nicht, weil zur Erfüllung dieser Pflicht nicht das Kennen der Wirklichkeit Voraussetzung ist, sondern die möglichst integere Betätigung der universalanthropologischen, creationär verbürgt auch auf vergangene Wirklichkeit passenden Erkenntnisstrukturen, mithin nicht das Kennen der Wirklichkeit, sondern das der eigenen Vorverständnisse, Vorurteile, Wünsche, Neigungen, Welt- bzw. Wunschbilder,etc. kurz: der eigenen individuellen Subjektivität. Deren Kenntnisnahme ist spätestens in der Diskussion nicht nur möglich, sondern zuweilen auch unausweichlich und nicht allzu selten sogar schmerzlich.
Falls sich die Theologie aus sektiererisch-ängstlich-eifersüchtigem Bemühen um theologische Eigenständigkeit, oder in Anwendung eines gerade Konjunktur habenden theologischen Ansatzes in grotesker Verkennung der schöpfungsmäßig verbürgten Möglichkeit, Wirklichkeit und Freiheit zutreffender Erkenntnis bemüßigt fühlen sollte, ideologische Scheuklappen, Denk- Frageverbote o.ä. verordnen zu müssen, und gerade so die Wirklichkeit der Schöpfung und ihrer Geschichte, ausgerechnet aus vermeintlich theologischen Gründen zu verfehlen drohte, so entlarvt sie sich damit als eine die Göttlichkeit Gottes vor den Karren ihrer eigenen, sehr menschlichen jeweiligen Interessenkonfiguration zu spannen drohende theologische Krämerseele. Da sei Gott vor, daß ausgerechnet Theologen und damit sich und also auch ihre eigenen intersubjektiven Erkenntnisstrukturen als Gottes Schöpfung, und also auf die Welt passend verstehende Personen, die Erkenntnis eben dieser als Schöpfung verstandener Wirklichkeit subjektivistisch einengen, ideologisch verkürzen, oder interessengeleitet selektieren. Aus der göttlichen Dignität der Schöpfung folgt die ihr entsprechende Dignität von an der Wirklichkeit orientierter Erkenntnis dieser Schöpfung. Allen Theologen sei im Zusammenhang mit dieser Pflicht zur realitätsbezogenen Vorverfaßtheit die durchschlagende Charakterisierung mancher ,,lieben Religiösen" durch Friedrich Nietzsche in Erinnerung gerufen: ,,Eine Art von Redlichkeit ist allen Religionsstiftern und ihresgleichen fremd gewesen - sie haben nie sich aus ihren Erlebnissen"
- auch Erkenntniserlebnissen! - ,,eine Gewissenssache der Erkenntnis gemacht. ,,Was habe ich eigentlich erlebt? Was ging damals in mir und um mich vor? War meine Vernunft hell genug? War mein Wille gegen alle Betrügereien der Sinne gewendet und tapfer genug in der Abwehr des Phantastischen?" - so hat keiner von ihnen gefragt und so fragen alle die lieben Religiösen auch jetzt noch nicht Aber wir, wir anderen, Vernunft-Durstigen, wollen unsern Erlebnissen so streng ins Auge sehen, wie einem wissenschaftlichen Versuch, Stunde für Stunde, Tag um Tag!" (F. Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, München 1966, Bd. 2, S. 186)
Zweitens, um dem der Schöpfungsmacht Gottes entsprechenden polyphänomenalen und multidimensionalen Charakter historischer Wirklichkeit zu entsprechen, das Kriterium der Multiperspektivität und die Pflicht zur multiperspektivischen Forschung und Darstellung. Dieses Kriterium besagt, daß multiperspektivische Forschung der ebenso strukturierten historischen Wirklichkeit prinzipiell näher zu kommen vermag als mono- oder oligoperspektivische, weshalb eine Pflicht zur multiperspektivischen Forschung besteht. Dies impliziert gleichzeitig eine Vorordnung der heterogenen Komplexität der Wirklichkeit vor einem einheitlichen Verständnis- oder gar Interpretationsschema und damit die Pflicht zu einem weitgehenden Systemverzicht.
Das Ergebnis von so betriebener Historiographie wird und kann demgemäß aufgrund der enthaltenen Aspektvielfalt und Multiperspektivität und des daraus folgenden weitgehenden Systemverzichts weniger begeisternd und vereinnahmend, als vielmehr bescheiden, weniger spekulativ, als vielmehr zurückhaltend, weniger Jüngerschaft begünstigend oder gar fordernd, als vielmehr zum eigenen Denken herausfordernd, also insgesamt durchaus langweiliger, unspektakulärer und zäher als hochfahrende Weltverbeserungsideologien, dafür aber entschieden näher an der Wirklichkeit und deshalb ebenso entschieden weniger mißbrauchbar für alle möglichen und unmöglichen Verführungskünste sein.
Drittens, um der strukturellen Begrenztheit und Fehlbarkeit von Theorien entgegenzuwirken, das Kriterium der Falsifizierbarkeit (Widerlegbarkeit) und die daraus folgende Pflicht alle Theorien möglichst prüfbar, also falsifizierbar anzulegen.
Dieses Kriterium besagt, daß alle historischen Theorien im Interesse der Wahrheit eine Offenheit gegenüber ihrer eigenen, schon strukturell bedingten, Begrenztheit und Fehlbarkeit, und also gegenüber besseren Theorien haben und behalten müssen. Das bedeutet, daß eine Pflicht besteht, alle Theorien strukturell möglichst angreifbar und ohne Tendenz zur Selbstimmunisierung zu konstruieren. Dies hat Konsequenzen nicht nur für die gedankliche, sondern ebenso für die sprachliche Klarheit und Einfachheit. also bis in Wortwahl und Satzbau hinein.
Und viertens, um der quantitativen Begrenztheit und Irrtumsanfälligkeit des Einzelforschers gegenüber der unendlichen Aspektvielfalt und hochkomplexen Struktur vergangener Wirklichkeit durch Minderung solcher Begrenztheit in einem Forscherkollektiv und also bewährbarkeitssteigernd entgegen zu wirken, das Kriterium der Intersubjektivität.und damit die Pflicht zum wissenschaftlichen Diskurs.
Dieses Kriterium besagt, daß sich nicht der Intersubjektivität unterstellende, und sich also nicht auf den Diskurs eines möglichst großen Expertenkreises einlassende Forscher zwar beileibe nicht a priori dazu verdammt wären, ausschließlich Irrtümer zu produzieren, jedoch prinzipiell in einem irrtumsbegünstigenden ungünstigeren Verhältnis von Begrenztheit des Einzelforschers und unendlicher Aspektvielfalt der Wirklichkeit stehen, als sich dem Diskurs stellende.
Damit ist der Stellenwert des Diskurses in creationär verantworteter historischer Forschung angezeigt: Er ist möglich aufgrund der Intersubjektivität der Erkenntnisstrukturen, und er ist nötig aufgrund des Mißverhältnisses von quantitativer Begrenztheit des Einzelforschers und Komplexität der Wirklichkeit. Er hat damit allerdings beileibe keinen qualitativen, wahrheitserzeugenden, sondern nur einen quantitativen, den Gedanken- und Ideenreichtum vergrößernden, Lücken schließenden, Vergessenes nachtragenden, etc. Stellenwert. Wahr nämlich ist nicht das, worauf man sich einigt, sondern das, worauf man sich einigt, sollte nach Möglichkeit wahr, es kann aber ebenso gut, selbst wenn sich alle einigen, auch falsch sein. Die der Kälte des jegliches Fundament in den Abgrund zu reißen drohenden modernen Relativismus zu entkommen suchende Bemühung, die Einigung als inconcussum fundamentum an die Stelle der Wahrheit zu setzen, gleicht einer Flucht vor individueller Relativität in kumulierte Relativität und ist daher ein das Problem eher potenzierender als lösender Irrweg.
Kein seinen prinzipiell auf die Wirklichkeit passenden Erkenntnisstrukturen treu bleibender Einzelforscher braucht demgemäß seine Ergebnisse allein aufgrund der quantitativen Überlegenheit irgendeines noch so überlegen scheinenden oder sich noch so überlegen oder sendungsbewußt gebährdenden konkurrierenden Diskurses zurückzunehmen. Daß kein Diskurs der Welt einem solchen Einzelforscher etwas sagen kann, was dieser sich nicht prinzipiell auch selber sagen könnte, und im Falle einer Korrektur seiner Erkenntnisse auch selber sagen muß, erhellt den nicht qualitativ, sondern nur quantitativ überlegenen Charakter des Diskurses. Daß er es sich in vielen Fällen erst mit der Hilfe des Diskurses auch selbst sagen kann, erhellt die quantitative Begrenztheit des Einzelforschers und ebensolche Überlegenheit des Diskurses.
Die Frage, ob denn der Erkenntnisapparat des Einzelforschers und also auch der eines jeden Diskurses nicht ebenso eine qualitative Begrenztheit habe, wirft die Frage nach dem Grad der schöpfungsmäßig verbürgten Passung der universalanthropologischen Erkenntnisstrukturen und der Wirklichkeit auf. Insofern es eine lebens- und aufgabenorientierte Passung ist, ist sie sicher nicht optimal und schon gar nicht allumfassend, aber eben ausreichend für die gestellten Aufgaben. Die qualitative Begrenztheit eines Einzelforschers ist aber in jedem Fall zwangsläufig auch die eines jeden Diskurses, denn kumulierte Begrenztheit ändert ihren Begrenztheitscharakter nicht. Diskursivität ist kein Gegenmittel gegen qualitative, sondern nur gegen quantitative Begrenztheit.
Aus den Kriterien von Falsifizierbarkeit und Intersubjektivität ergibt sich die Pflicht, das allgegenwärtige, sehr ernstzunehmende Relativitärsargument niemals als affirmativ für die eigene Theorie zu mißbrauchen, und also nur konkurrierenden Theorien gegenüber anzuwenden, sondern es in seiner ganzen, die eigene Position einschließenden Bandbreite zu berücksichtigen.
Gegenüber der Manie, aus aller Erkenntnis etwas fürs Praktische machen zu wollen, bzw.dem oft auch aus allerbester Absicht kommenden Hang, die Erkenntnis einem bestimmten für wichtig gehaltenen Wertekatalog oder Erziehungsrahmen anzupassen und unterzuordnen nach dem Motto: Ich erkenne, was ist, nicht, wie es ist, sondern wie es nützt, frommt, tröstet, Sinn gibt, glücklich macht, Leben, Gerechtigkeit, etc. ermöglicht, ist das die causa finalis creationis verwirklichende Ansinnen creationär verantworteter historischer Erkenntnisbemühung die Gewinnung von Erkenntnis rein um der Erkenntnis, also der Wahrheit willen. Die Wirklichkeit muß erkannt werden, auch wenn es völlig sinnlos wäre, gar mein eigenes Todesurteil bedeutete. Wissen wollen, wie es war!, lautet deshalb der erste Wahlspruch creationär verantworteter Historiographie oder: fiat cognitio realitatis, pereat mundus! Der zweite, den ersten allerdings nicht schmälernde, sondern ergänzende lautet dagegen: Fiat redemtio Christi in mundo, ut non pereat mundus.
Schon aufgrund der schöpfungstheologisch gesicherten Zusammengehörigkeit der Erkenntnisstrukturen des lumen naturale und revelationis (metaphysicum), erübrigt sich daher, wie schon im allgemeinwissenschaftlichen Fall erwähnt, die unselige Teilung der Historiker in zwei sich gegenseitig tendenziell die Wahrheit unentwegt zwar fundamental abzusprechen trachtender, aber gleichzeitig auf demselben Terrain, mit denselben Methoden und denselben lumina forschender Gruppen von Theologen und Profanhistorikern. Jedermann sich dieser Strukturen bedienender ist auf allen Seiten des Terrains bedingungslos zuzulassen. Der Unterschied zwischen einem historisch forschenden Theologen und einem ,,Profan"historiker ist kein prinzipiell anderer als der auch zwischen ,,Profan"historikern mit sich ja vielfältigst, auch grundlegend unterscheidenden Ansätzen und Einsichten und weltanschaulichen Grundstrukturen Er fügt sich also restlos ein in die ohnehin bestehende, der Wahrheit insgesamt zugute kommende Heterogenität der historischen Forscherwelt. Der genaue Parallelfall zum historisch forschenden Theologen ist übrigens der des ,,gläubigen" Naturwissenschaftlers, der vermittels seines lumen naturale natürlich auf keine anderen Forschungsergebnisse als der ,,ungläubige"kommt, ohne jemals auf den Gedanken zu kommen, daß es ihm an theologischer Eigenständigkeit, Identität etc. fehle. Die allerdings wesentliche Grundunterscheidung des lumen naturale und lumen revelationis stellt demgemäß kein Einteilungskriterium von Forschergruppen dar, sondern geht durch jeden Forscher mitten hindurch. Jeder Forscher bildet eine der Wirklichkeit als göttliche Schöpfung, also seinem Forschungsgegenstand entsprechende ganzheitliche Einheit von Transzendenz und
Immanenz, auch dann, wenn diese Transzendenz nichtchristlich verstanden wird, mithin z.B.
Sinnstiftungen und Wertentscheidungen der verschiedensten, auch außerchristlichen Art vorgenommen werden. Alle Erkenntnis ist dann zur letzten Vollendung gekommen, wenn diese beiden zwar immer schon einander entsprechenden Einheiten den Zustand des ,,anderes seiner selbst sein zu müssen" (Hegel) überwunden haben und unmittelbar und ununterscheidbar eins geworden sind, mithin sowohl die Unterscheidbarkeit von Immanenz und Transzendenz, von Subjekt und Objekt, von Sein und Erkennen aufhört und Gott alles in allem ist. Der christliche Glaube erhofft und bekennt diese Vollendung als Gottes Reich, in menschlichen Kategorien gesprochen, z.B. als Reich des absoluten Geistes (Hegel). Was aber geschieht, wenn die beiden lumina in Widerstreit geraten, und also über ein und denselben Gegenstand Unvereinbares zu erkennen glauben, wenn es also, um die Sache auf die Spitze zu treiben, z.B. eine vermittels irgendeines lumen revelationis gewonnene Erkenntnis gäbe, daß der Zweite Weltkrieg nicht stattgefunden hätte oder eine durch das lumen naturale gewonnene, daß Christus nicht auferstanden wäre? Wer behielte das Feld? Wo bliebe die behauptete, sich ergänzende Harmonie der Erkenntnisweisen? Nehmen wir das historische Beispiel der wohl augenfälligsten Durchdringung von Transzendenz und Immanenz, um das Verhältnis von intersubjektiv bewährbarer, und deshalb gültiger, und intersubjektiv nicht bewährbarer, nur durch das Zeugnis des Heiligen Geistes individuell bewährbarer, und deshalb nur möglicherweise gültiger Erkenntnis zu erhellen: Hat sich etwas, und wenn ja, was, am Ostermorgen im Grabe des Joseph von Arimathäa abgespielt?
Soviel steht creationär-erkenntnistheoretisch schon aufgrund der Widerlegung der Grundhaltung des esse est percipi fest: Es gibt prinzipiell drei Realitätsarten möglicher Ereignisse: Alle Ereignisse am Ostermorgen könnten entweder mit einer realitas in re, also selbständiger, vom Erkennen, Wünschen und Wollen bestimmter Menschen, ja von deren Existenz völlig unabhängiger, außersubjektiver, also objektiver Wirklichkeit ausgestattet sein, oder mit einer realitas solum in intellectu - oder in anima - , also einer ausschließlich in der Innerlichkeit bestimmter Personen, z.B. der Jünger bestehenden, und deshalb mitnichten schon irgendeine ihr entsprechende außersubjektive Realität konstituierenden, also illusionären Wirklichkeit - auch eine Wirklichkeit (Illusionen sind leider wirklich!) -, oder mit einer realitas non solum in intellectu, sed etiam in re, also einer sowohl äußerlich, objektiv, als auch innerlich subjektiv bestehenden, der außersubjektiven entsprechenden, also erkannten Wirklichkeit.
Insofern die Auferstehungsbehauptung eine Behauptung über Gott und sein Handeln in der Welt ist, und sowohl Gott, als auch die Welt creationär gesichert außer- , sogar vormenschliche, selbständige, also realitas in re besitzen, kann von Auferstehung als Handeln Gottes in der Welt nur sinnvoll, und also den Realitäten von Gott und Welt entsprechend geredet werden, wenn dieser Auferstehung irgendwie geartete realitas in re zukommt. Ein bloß in der Innerlichkeit der Gläubigen vorhandenes, also nur als existierende innere Disposition formale realitas in re besitzendes, mithin illusionäres Auferstehungsverständnis, wäre eine sowohl die objektive Realität von Gott und Welt, als auch die der in Christus geschaffenen Erlösung verfehlende, sich von sämtlichen, auch gefährlichen religiösen Phantasien der ganzen Menschheit durch nichts unterscheidende Täuschung. Das bedeutet allerdings in keiner Weise zwangsläufig ein Auferstehungsverständnis im Sinne der Wiederbelebung eines Leichnams, sondern nur eines, das die außersubjektive Realität der Auferstehung als ein ihr konstitutives Element festhält und zur Geltung bringt. Weiterhin steht creationär-erkenntnistheoretisch fest, daß es zwei strukturell unterschiedene, ihre prinzipielle Einheit und Ergänzungscharakter durch ihren gemeinsamen Ursprung im Schöpfer besitzende, sich beide auf Erkenntis der Wirklichkeit richtende lumina cognoscendi gibt, deren eines, das lumen naturale eine an der Methode des trial und error und an größtmöglicher Anbindung an sinnliche Erfahrung orientierte, allen Menschen gleichermaßen creationär zukommende und also intersubjektive Bewährbarkeit ermöglichende und fordernde, auf die gegenwärtige und vergangene Welt passende und deshalb prinzipiell objektive Erkenntnis ermöglichende und fordernde Erkenntnisweise ist. Und deren anderes, das lumen revelationis oder metaphysicum eine allein dem Wirken des Heiligen Geistes oder natürlich der Selbsttäuschung unterliegende, und damit nicht allgemein und jederzeit bewährbare Erkenntnisweise ist. Dem lumen naturale verdankte, und deshalb prinzipiell zutreffende, sowie intersubjektiv prüf- und bewährbare Erkenntnisse in Bezug auf die Auferstehung wären beispielsweise auf der untersten Ebene der sinnlichen Erfahrung, wenn der in Tücher eingewickelte Leib sich etwa bewegt hätte, aufgestanden, verschwunden etc. oder aber still liegen geblieben wäre, wenn es ein lautes Geräusch, einen penetranten Geruch, ein starkes Erdbeben o.ä gegeben hätte, oder dies alles unterblieben wäre. An diesen sich dem creationär verbürgten Passen von Erkenntnis und Wirklichkeit verdankenden und aus der sinnlichen Erfahrung stammenden Erkenntnissen könnte von einer nicht intersubjektiv bewährten Erkenntnis, auch bei noch so großer Erwünschtheit, nichts geändert werden. Ein sich derartige Änderungen anmaßendes lumen revelationis wäre kein lumen revelationis, sondern ein lumen desiderii hominis.
Eine creationärer Erkenntnistheorie verpflichtete christliche Lehre von der Auferstehung Jesu könnte also im Falle des stillen Liegenbleibens des Leichnams keine Auferstehungstheologie vertreten, die das leere Grab zur Voraussetzung hat. Und sie könnte im Falle des Aufstehens des Leichnames keine solche vertreten, die das stille Liegenbleiben zur Voraussetzung hat. Beide Fälle aber könnte sie in der Weise des lumen revelationis einleuchtenderweise in einen sich zwar dann nur der Subjektivität erschließenden, gleichwohl aber mehr als wirklich, sondern wahr sein könnenden Gesamtzusammenhang einer Auferstehung als realitas in re verstehenden Theologie einbauen.
Etwas problematischer wird es, wenn wir den Bereich der unmittelbaren sinnlichen Erfahrung verlassen und den der Theoriebildung, (Allaussagen) betreten, also z.B. eine Theorie: ,,Leichname können oder können nicht aufstehen" zu etablieren versuchen. Hier gilt seit der Logik der Forschung Karl Poppers, daß Theorien niemals besser sein können, als die zugrundeliegenden Erfahrungen, deren Induktionsbasis sie darstellen, uns Theorien also nur deshalb etwas über die Wirklichkeit sagen können, weil und insofern uns die Wirklichkeit etwas über Theorien sagt, es also aufgrund der komplexitätsbedingten Uneinholbarkeit der Gegenwart und der Unverfügbarkeit der Zukunft keine Verifikationen, sondern höchstens Falsifikationen von Theorien geben kann. Eine Theorie: ,,Leichname können nicht auferstehen", wäre im Falle der intersubjektiv bewährten Erkenntnis des ,,wiederbelebten Leichnames" falsifiziert. Falls die Theorie ,,Leichname können nicht auferstehen" allerdings immernoch diejenige wäre, die das vorhandene Erfahrungsmaterial am voraussetzungsärmsten und widerspruchfreisten, also mit dem größten Erklärungswert beschriebe, also nicht durch eine bessere, den Falsifizierungsfall einbeziehende ersetzt werden könnte, müßte sie, allerdings mit dem Unbehagen bereitenden Eingeständnis, nicht vollständig zu sein, trotzdem weiterverwendet werden.
Evolutionäre Erkenntnistheorie
Ein von der Creationären Erkennntistheorie unabhängiges, assoziativ allerdings mit ihr eng verbundenes, ihre Einsichten allerdings allgemeinwissenschaftlich eindrucksvoll bestätigendes, geistesgeschichtlich neues, wissenschaftlich interdisziplinäres Forschungsgebiet, ist das der Evolutionären Erkenntnistheorie. Diese Theorie behauptet, begründet und erklärt in kaum zu bestreitender Weise die prinzipielle Möglichkeit objektiver menschlicher Erkenntnis und entlarvt damit in gleicher Weise die idealistische Grundhaltung des esse est percipi als abwegig. Diese verblüffende Handreichung einer theologischen mit einer philosophisch erkenntnistheoretischen Disziplin ist der Grund, warum wir sie im folgenden kurz vorstellen wollen. Dabei stehen der folgende philosophisch- erkenntnistheoretische und der obige (schöpfungs)theologische Teil nicht, wie so oft, beziehungslos nebeneinander, sondern der schöpfungstheologische Teil liefert die Begründung dafür, daß der philosophisch-erkenntnistheoretische Teil auch mit theologischem Recht, nämlich via lumen naturale, sowohl auf seine Zuständigkeit, als auch auf seine Eignung in Sachen Erkenntnis pochen darf. Denn die menschlichen Erkenntnisstrukturen bleiben natürlich auch dann, wenn sie sich auf sich selbst richten der causa finalis creationis unterworfene Strukturen. Der Verfasser also versteht sich in Anwendung der Creationären Erkenntnistheorie von Anfang an, auch und gerade in der Entfaltung philosophisch- erkenntnistheoretischer Einsichten, ganz und gar als Theologe.
Die Unabhängigkeit von Creationärer und Evolutionärer Erkenntnistheorie erhellt schon daraus, daß die creationär erkannte Passung von Erkenntnisstrukturen und Realstrukturen sich allein an der konsequenten, analytischen Explikation des ersten Artikels orientiert, also völlig unabhängig davon ist, ob creatio eher evolutiv oder nicht evolutiv verstanden wird. Wer, wie für Theologen eigentlich unvermeidbar, Schöpfung in irgendeiner Form als ursächlich mit dieser Welt zusammenhängend, also eben als Schöpfung versteht, kommt um die Erkenntnisse der Creationären Erkenntnistheorie nicht herum, egal ob er Evolutionist, und. damit z.B. Anhänger der Evolutionären Erkenntnistheorie ist, oder sogenannter Creationist, also Gegner der Evolutionstheorie.
Eine zwar wie immer nicht letztbegründbare, also letztlich hypothetische, an Plausibilität und Erklärungswert aber kaum zu übertreffende, wissenschaftlich interdisziplinäre, geistesgeschichtlich sehr junge Lösung der alten erkenntnistheoretischen Grundfrage nach Vorhandensein und Erkenntnismöglichkeit der ,,Außenwelt", bietet die von Konrad Lorenz fundierte und vor allem von Klaus Vollmer entfaltete Evolutionäre Erkenntnistheorie, indem sie die prinzipielle Möglichkeit objektiver Erkenntnis mit dem Überlebthaben der Menschheit auf der Erde begründet.
Die Erklärung für das junge Alter der Evolutionären Erkenntnistheorie besteht darin, daß zu ihrer Etablierung und Bewährung die Zusammenschau von erst kürzlich gewonnenen Ergebnissen einer Vielzahl von vorher eher getrennten Wissenschaften bzw. Wissenschaftszweigen nötig ist, z.B. Evolutionstheorie, Genetik und Molekularbiologie, Sinnes- und Hirnphysiologie, Verhaltensforschung und Psychologie, Sprachwissenschaft und Anthropologie, Erkennntis- und Wissenschaftstheorie. Gerade diese Eigenschaft gewährleistet ihren disziplinübergreifenden Erklärungswert und macht sie so zur die vorhandenen Befunde universal am widerspruchs- und voraussetzungsärmsten in einen Zusammenhang bringende, mithin zur mit Abstand überzeugensten Theorie. Für die Naturwissenschaften stellt sie aus diesem Grunde bereits eine Trivialität dar.
Die obige Grundfrage begründet beantwortende Kernthese der evolutionären
Erkenntnistheorie lautet: Unsere Erkenntnisstrukturen passen deshalb und insoweit auf die Welt und ermöglichen also prinzipiell objektive Erkenntnis, als sie sich in dem Überleben dienlicher, häufig dafür auch unerläßlicher Weise im Rahmen der Evolution an diese Welt anzupassen hatten oder vergehen mußten. Wer die Welt nicht mindestens in den für das Überleben unter Konkurrenz notwendigen Strukturen objektiv so erkennt, wie sie ist, und entsprechend handelt, hatte und hat im allgemeinen Kampf ums Dasein nicht die geringste Überlebenschance. Richtige Hypothesen also sind für das Überleben günstiger als falsche, sodaß, wo falsche Hypothesen nicht sofort zum Tod, und damit überhaupt nicht zur Vererbung zugrundeliegender ungeeigneter Erkenntnisstrukturen führen, richtige Hypothesenträger mit zugrundeliegenden geeigneten Erkenntnisstrukturen, jedenfalls eine höhere Reproduktions- und damit Vererbungsrate aufweisen, als falsche, was zu einer langsamen Verdrängung der ungeeigneten Strukturen führt. Der Primat, der die Entfernung zum nächsten Ast bloß subjektiv und also nicht der Wirklichkeit entsprechend einschätzte, war bald ein toter Primat und gehört daher nicht zu unseren Ahnen. Daß dies gerade auch für den heutigen zivilisierten und technisierten Menschen gilt, der also trotz seiner modernen Einflußmöglichkeiten auf evolutive Faktoren, den evolutiven Grundgesetzen nicht entkommen kann, erhellt auf eindrückliche Weise daraus, daß das richtige Erkennen und Lösen der gegenwärtigen, zwar menschengemachten, aber nichtsdestoweniger objektiven globalen Probleme zur Überlebensbedingung des Menschen geworden ist. Wer falsch erkennt oder löst, überlebt nicht. Darüberhinaus gibt es nicht die geringsten Anhaltspunkte dafür, warum die Entwicklung des Organs des menschlichen Gehirns, und also seine Erkenntnisfähigkeit, anderen evolutiven Gesetzen unterworfen sein sollte, als die übrigen Organe. Erkenntnisstrukturen und Welt passen also ,,aus denselben Gründen aufeinander, aus denen die Form des Pferdehufes auf den Steppenboden und die der Fischflosse ins Wasser paßt."(K. Lorenz, Die angeborenen Formen möglicher Erfahrung, 1943, 352). Insofern der Erkenntnisapparat des Menschen allerdings kein Wahrheitsapparat ist, sondern ein Überlebensapparat, erhellen daraus auch seine Grenzen.
Notwendige Bedingung also dafür, daß es auch den alle Objektivität aller Erkenntnis bezweifelnden Menschen überhaupt gibt, ist also, daß objektive Erkenntnis zu allen Zeiten nicht nur möglich, sondern auch wirklich war. Nur die dem direkten Kampf ums Dasein durch seine kulturellen Leistungen enthobene Stellung des Menschen erlaubte die aus dem Blickwinkel der Evolution gesehen durch und durch dekadente Haltung der Subjektivierung aller Erkenntnis, die z.B. in frühmenschlichen Zeiten dem Selektionsdruck schnell erlegen wäre.
Mit dieser so dringend benötigten Vermittlung von Subjekt und Objekt schafft die Evolutionäre Erkenntnistheorie die Grundlage dafür, daß die Realität als Kriterium aller, auch der historischen Erkenntnis angesehen werden kann und muß, und nicht umgekehrt die Erkenntnis als dasjenige der Realität. In gewisser Weise ist es sogar so, daß die Realität nicht nur Kriterium der Erkenntnis, sondern darüber hinaus die Erkenntnisfähigkeit sogar Produkt der Realität ist, denn die Evolutionäre Erkenntnistheorie erkennt die menschlichen Erkenntnisstrukturen zwar im Kantischen Sinne als ontogenetisch a priori, jedoch als phylogenetisch a posteriori., eben in Anpasung an seine für das Überleben relevante Umwelt erworben.
Die Evolutionäre Erkenntnistheorie führt die Erkenntnistheorie vom Idealismus zum (hypothetischen) Realismus und stellt sie dadurch vom Kopf auf die Füße.
Die allem Bemühen um Etablierung der Wirklichkeit als Kriterium aller, auch historischer Erkenntnis, stracks zuwiderlaufende Grundhaltung des ,,esse est percipi" erweist sich damit analog obiger theologischen Argumentation als widerlegt. Folgende, den Erkenntnisfortschritt auch in den historischen Disziplinen immer schon unerträglich desavouriende explizite oder implizite Denkstruktur und Selbsteinschätzung aus der Grundhaltung des ,,esse est percipi" heraus, ist also unmöglich geworden: Da alle Erkenntnisgegenstände erst durch meine Erkenntnis konstituiert werden, haben alle von mir selbst gehegten und für wichtig gehaltenen Erkenntnisse prinzipiell ontologische Dignität. Keine meiner Erkenntnisse ist deshalb im Namen der Realität, sondern höchstens im Namen z.B. der Verständigung, Sinnstiftung, Moral etc. kritisierbar.
Das Sein und damit auch das Leiden, die Not und das Elend der Menschen, Auschwitz, Hiroshima und der Gulag sind reale Größen in einer realen Welt auch dann, wenn sie von niemandem erkannt werden und keinesfalls in irgendeiner Form vom Erkennenden abhängig. Ob sich im Anschluß an die Kernthese aus der stammesgeschichtlichen Entwicklung des Menschen in Anpassung an seine Umwelt konkrete Objektivitätskriterien für die menschliche Erkenntnis, also so etwas wie eine Wissenschaftstheorie der objektiven Erkenntnis entwickeln lassen, ist zu vermuten, aber bisher nicht versucht worden. Es können aber kaum andere Kriterien sein als diejenigen, nach denen Wissenschaft faktisch weltweit und ja sehr erfolgreich betrieben wird, obwohl sie damit scheitern könnte. Nicht explizit aber implizit sehr nahe steht einem solchen Unterfangen die bereits vorliegende, eher pessimistisch- bescheidene und deshalb auf relativ sicherem Boden stehende Wissenschaftstheorie Karl Poppers, nur daß ihm die durch die Evolutionäre Erkenntnistheorie geschlossene Lücke zwischen Subjektivität und Objektivität fehlte. Dieses Fehlen scheint ein Grund für alle seine prinzipiell relativistischen Äußerungen zu sein.
Ertrag
Zur Kurzorientierung hier noch einmal der Ertrag der Creationären Erkenntnistheorie in nuce: Erstens: Sie leistet eine theologische Fundierung und Verortung der prinzipiellen Möglichkeit und Wirklichkeit objektiver menschlicher, auch sämtlicher profanwissenschaftlicher Erkenntnis, löst also die klassischen erkenntnistheoretischen Grundprobleme von Existenz und Erkennbarkeit der ,,Außenwelt".Damit hat sie, als Theologie!, eine ungeheuer realitätsorientierte und also ideologiekritische Wirkung.
Zweitens: Sie bietet darüber hinaus eine theologische Etablierung nicht nur der Möglichkeit, sondern der Verpflichtung zur ideologiefreien, also wirklichkeitsorientierten Erkenntnis. Eine aus den Reihen der Theologie, dem angeblichen Hort von Ideologie und Wirklichkeitsferne, wohl am wenigsten erwartete Einsicht und Forderung.
Drittens: Sie ermöglicht damit die versöhnte Einheit von gleichzeitiger, genuiner theologischer und genuiner profanwissenschaftlicher Identität, Forschungs- und Erkenntnisfreiheit und beendet also die zwischen beiden bestehende unentwegte Konkurrenzsituation und den daraus entstehenden beständigen Loyalitätskonflikt. Dabei geschieht diese Versöhnung von Theologie und Profanwissenschaft weder auf Kosten der Theologie, noch auf Kosten der Bewährtheit der Profanwissenschaften. Viertens: Sie gewinnt aufgrund ihrer sämtliche menschliche Erkennntis in das universale Corpus Christianum einbauenden, schöpfungstheologischen Argumentation die einzig der Universalität Gottes entsprechende Rolle der Theologie als Universalwissenschaft, als regina scientiarum, zurück, enthebt sie also aus der langfristig ihre Existenz bedrohenden Situation des ewigen Rückzugsgefechtes, ohne als Schöpfungstheologie mißbrauchbar zu sein. Fünftens: Indem sie Gott, ohne in Konflikt mit seriöser Wissenschaft zu geraten, als real existierend erkennt und bekennt, gewinnt sie einen von menschlich-phantasiereichen, bloß subjektiven und deshalb illusionären, oft genug allerdings äußerst wirksamen und deshalb gefährlichen, religiösen Vorstellungen scharf unterschiedenen starken christlichen Gottesbegriff zurück.
Sechstens: Sie bestätigt ihren Theologie und Profanwissenschaften sowohl ganz ernstnehmenden, als auch ganz versöhnenden Charakter darin, daß sie mit ihren Erkenntnissen erstaunlich genau mit dem letzten Stand der Dinge in der profanen Erkenntnistheorie, der Evolutionären Erkenntnistheorie Hand in Hand geht, die ebenso die prinzipielle Möglichkeit objektiver menschlicher Erkenntnis fundiert und dabei, schon aufgrund ihres universal-interdisziplinären Charakters und ihres von allen Wissenschaften akzeptierten höchsten Erklärungswertes, die mit großem Abstand bestbegründete Theorie ist, um die in Zukunft wohl auch keine Geisteswissenschaft herumkommen wird, wodurch die Creationäre Erkenntnistheorie sogar alternativlos wird.
- Quote paper
- Johannes Wendnagel (Author), 2000, Schöpfung und (historische) Erkenntnis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100066
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