In einem Deutschland, zerrissen von den dunklen Schatten des Nationalsozialismus, kämpft ein Mann mit seinem Glauben, seiner Vergangenheit und der drohenden Finsternis: Helander, der evangelische Pfarrer von Rerik. Versehrt durch den Ersten Weltkrieg und geplagt von inneren Dämonen, findet er sich in einem tiefen Konflikt mit Gott wieder, während die Welt um ihn herum in Chaos versinkt. Seine Kirche wird zum Schauplatz eines verzweifelten Widerstands, als er beschließt, eine unersetzliche Holzplastik, den "lesenden Klosterschüler", vor den Machthabern zu retten. Dieses Kunstwerk, Symbol für geistige Freiheit und individuellen Widerstand, wird zum Dreh- und Angelpunkt einer gefährlichen Mission, die Helander mit skrupellosen Parteifunktionären und einem Fischer mit düsterer Vergangenheit zusammenführt. Verzweifelt sucht er nach einem Weg, die Statue in Sicherheit zu bringen, idealerweise nach Schweden, dem Land seiner Vorfahren, ein Ort der Gerechtigkeit und des Friedens, weit entfernt von den dunklen Gedanken, die Deutschland beherrschen. Doch die Rettung des Klosterschülers ist mehr als nur der Schutz eines Kunstwerks; es ist ein Kampf gegen die Hoffnungslosigkeit, ein Aufbegehren gegen die scheinbare Allmacht des Bösen. Kann Helander seinen Glauben wiederfinden und die Statue retten, bevor die Gestapo ihn und seine Pläne entdeckt? Oder wird er gezwungen sein, zu extremen Maßnahmen zu greifen, um zu verhindern, dass das Symbol der Freiheit in die Hände der Unterdrücker fällt? Eine Geschichte von Mut, Verzweiflung und dem unerschütterlichen Glauben an die Kraft des Widerstands in den dunkelsten Zeiten, eingebettet in die beklemmende Atmosphäre des Dritten Reichs, wo jeder Atemzug ein Risiko darstellt und die Grenzen zwischen Gut und Böse auf erschreckende Weise verschwimmen. Alfred Andersch entwirft ein Psychogramm des Widerstands, eine Studie über die Zerrissenheit des Glaubens und die unstillbare Sehnsucht nach Freiheit in einer Welt, die dem Untergang geweiht scheint. Eine intensive Auseinandersetzung mit Schuld, Sühne und der Frage, wie weit man gehen darf, um seine Ideale zu verteidigen. "Sansibar oder der letzte Grund" ist mehr als nur ein Roman; es ist ein Mahnmal gegen das Vergessen und eine Erinnerung daran, dass selbst im tiefsten Dunkel ein Funke Hoffnung existieren kann.
Referat : Die Person Helander im Roman ,,Sansibar, oder der letzte Grund"
Die Person Helander im Roman
Helander ist einer der 5 Personen in Alfred Andersch´s Roman ,,Sansibar oder der letzte Grund". Helander ist evangelischer Pfarrer der Georgenkirche in Rerik. Nach einer Kriegsverletzung bei Verdun im I. Weltkrieg wurde ihm ein Bein amputiert. Außerdem leidet er an Diabetes.
Zitat: ,,Der Pfarrer ist ein großer, schlanker Mann mit einem geröteten Gesicht. Er trägt einen Bart und eine randlose Brille mit glitzenden Gläsern. Sein leidenschaftliches Gesicht verrät eine Neigung zum Jähzorn" Seine Vorfahren sind damals aus Schweden nach Deutschland eingewandert. Er denkt durchweg positiv von Schweden, Zitat: ,,...ein Land, in dem die Häuser aus Holz gebaut, und bunt gestrichen wurden, wo die Schritte fröhlich im Kies knirschten, und in den Balken die Botschaft der Gerechtigkeit und des Friedens eingeschnitzt war."
Doch seiner Einschätzung nach, waren seine Vorfahren fröhliche Träumer, die den Fehler begingen Zitat: ,,...in ein Land zu ziehen in dem die Gedanken so dunkel & maßlos waren wie die Steinwände der Kirchen." Für Helander ist das nationalsozialistische Deutschland ein Ort der Finsternis mit dunklen Gedanken, wo sich fast alle Menschen ihrem Schicksal gefügt haben.
Er befindet sich in einem Glaubenskonflikt mit Gott & der Kirche, da er sich nach dem verlorenen Bein & dem Tod seiner Frau einsam & verlassen fühlt. Obwohl er eine Kämpfernatur zu sein scheint, leidet er stark. Den Sieg der ,,Anderen" empfindet er als Sieg des Bösen über das Gute. Helander kritisiert Gott heftig. Er wirft ihm vor sich nicht um die Seinen zu kümmern, und das Unrecht der Nazis einfach geschehen zu lassen. Er geht sogar so weit, dass er Gott als Spieler bezeichnet, Zitat: ,,...der das Reich den ,,Anderen" überließ.
Helander erkannte, dass er sich im Aufstand gegen Gott befand." Dennoch glaubt er weiter an die höhere Macht, und dass sie sich eines Tages erheben würde, um gegen den Siegeszug der ,,Anderen" vorzugehen. Ein erstes Zeichen hierfür, wäre seiner Ansicht nach, eine erscheinende Schrift auf der Kirchenwand, die auf die gottesunwürdigen und verbrecherischen Handlungen der ,,Anderen" hinweist.
(vergebliche Hoffnung)
Andersch beschreibt mit der Glaubenskrise des Pfarrers den unendlichen Abstand zwischen Gott und den Menschen . Jeder Versuch sich ihm zu nähern ist von daher zwecklos, nur er hat die Mö glichkeit diese Grenze zuüberwinden. (, etwa durch den Tod.) >Seite 97
Helander sieht seine Aufgabe darin, ,,den lesenden Klosterschüler", eine Holzplastik aus seiner Kirche vor den Nationalsozialisten zu retten. Denn der Klosterschüler steht auf der Liste der unerwünschten Kunstwerke, welche nicht mehr in deröffentlichkeit gezeigt werden dürfen.
- Folie -
Die Holzplastik wurde 1930 von Ernst Barlach entworfen. Die Figur ist 1,55 m groß und steht heute in Güstrow. Ab 1933 wurden die Werke Barlachs aus Kirchen und Museen verbannt. Seine Arbeit wurde behindert, und wenig später bekam er Berufsverbot.
Im Roman spielt der ,,lesende Klosterschüler" die Schlüsselfigur. Er vermittelt die Aufforderung zur Handlung, und zum Widerstand gegen den Tyrannei (Diktatur, Gewaltherrschaft). Die Figur führt die 5 Personen zusammen. Mit der kritischen Lesehaltung verkörpert der Klosterschüler die individuelle, kritische & geistige Freiheit, nach der sich die im Roman beteiligten Figuren sehnen, die aber im Nationalsozialismus unerwünscht waren.
Judith z.B. sieht in der Figur Zitat: ,,...einen der ließt was er will, und deswegen muß er jetzt auch wohin, wo er lesen kann soviel er will."
Gregor erkennt sich selbst im Klosterschüler wieder, wie er auf der Lenin-Akademie über den Büchern hing. Selbst Knudsen und dem Jungen wird die besondere Bedeutung der Figur bewußt.
Für Helander selbst ist der Klosterschüler weniger ein Kunstwerk, als ein Gebrauchsgegenstand und das größte Heiligtum seiner Kirche. Die Figur wird für ihn im Laufe der Handlung zum Symbol des Glaubens. Die Rettung der Figur ist seine Art des Widerstandes gegen die ,,Anderen".
Deswegen hofft er auf die Unterstützung Knudsen´s, dem einzigen in Rerik dem er vertrauen kann. Helander bittet Knudsen um einen Gefallen. Er soll für ihn die Figur nach Schweden in Sicherheit bringen. Da Knudsen zögert, weißt der Pfarrer ihn auf den gemeinsamen Kampf gegen die ,,Anderen" hin, doch das läßt Knudsen kalt. Dieser will dem ,,Pfaffen nicht seinen Götzen retten." Der Pfarrer bemerkt den Haß Knudsens auf die Partei und das schlechte Gewissen, und entdeckt Ähnlichkeiten zu sich selbst.
Mühsam schleppt sich Helander mit seinem Verdun-Bein nach Hause. In seinem Studierzimmer sitzt er betäubt von den Schmerzen in seinem Beinstumpf im Lehnstuhl. Er bekommt panische Angst, da er weiß, dass ein erneutes Aufbrechen der Wunde sein Ende bedeuten würde. Dann würde es keine Hilfe mehr geben, da man von dem Bein nicht noch mehr abnehmen konnte. Deshalb betet er zu Gott, obwohl er weiß dass dieser ihm nicht helfen wird. Dennoch hegt er die Hoffnung, dass es sich lediglich um eine Entzündung der Wundränder handle, die mit medizinischen Mitteln wieder geheilt werden könne. Wenig später beobachtet Helander von seinem Studierzimmer Knudsen, der in die Kirche geht. Er wird mißtrauisch und folgt dem Fischer. In der Kirche trifft er ihn im Gespräch mit Gregor. Der Pfarrer wird wütend, Zitat: ,,Das Gotteshaus ist kein Ort in dem ihr Geschäfte eurer Partei abwickeln könnt. Die Kirche ist kein Ort für Menschen die nicht an Gott glauben."
Doch da kommt ihm eine Idee & er ändert seine Taktik. Er macht ihnen einen Vorschlag, Zitat: ,,Ich stelle euch die Kirche zur Verfügung und ihr schafft mir dafür die Figur weg." Damit zieht er Gregor auf seine Seite, welcher Knudsen nun im Auftrag der Partei befiehlt, die Figur nach Schweden zu bringen. Da Knudsen sich weiter weigert, fasst der Pfarrer eine letzte Möglichkeit in Betracht, in dem er die Figur verbrennt. Den ,,Anderen" würde er sie auf keinen Fall überlassen, da dies für ihn eine klare Niederlage bedeuten würde. Gregor vermittelt ihm Hoffnung, denn er ist überzeugt davon, dass Knudsen es sich doch noch einmal anders überlegt, und er bekommt von Helander die Schlüssel zur Kirche. Der Pfarrer lässt wegen seiner Schmerzen einen Arzt kommen, welcher ihn dringend ins Krankenhaus nach Rostock verweist. Doch das würde bedeuten, den Kampf um den Klosterschüler möglicherweise zu verlieren. Andererseits denkt er auch mit Schrecken an das KZ, welches ihm für die Rettung seines Heiligtums drohen würde. Die Entscheidung fällt ihm nicht leicht, aber er entscheidet sich zugunsten der Klinik in Rostock und gegen die Figur.
Doch während er nach der Telefonnummer des Taxiunternehmens für seinen Transport sucht, nickt er ein. Als er wieder aufwacht, begibt er sich in die Kirche, wo er Gregor & Judith vorfindet als sie die Figur aus der Kirche schaffen wollen. In einem Gespräch mit Judith kommt ihm zum ersten Mal der Gedanke, sich selbst das Leben zu nehmen. Doch diese Idee verwirft er schnell wieder, da er es den Bösen auf diese Weise zu leicht machen würde. Die Beiden verschwinden, und er schleppt sich zurück in sein Zimmer, wo er in seltsam, trostlose Träume versinkt. Am nächsten Morgen winkt er Gregor zum Abschied als dieser Rerik verlässt. Dabei wird ihm der entscheidende Unterschied zwischen sich und dem KPD- Funktionär bewußt, Zitat: ,,Ich bin eine Persönlichkeit, ich falle auf, und deswegen werden die ,,Anderen" mich auch erwischen. Er hingegen ist unscheinbar, er ist zum Nichts verurteilt, und ich zum Tode."
Häufig gestellte Fragen
Wer ist Helander im Roman "Sansibar oder der letzte Grund"?
Helander ist ein evangelischer Pfarrer der Georgenkirche in Rerik, einer der fünf Hauptfiguren in Alfred Anderschs Roman "Sansibar oder der letzte Grund". Er ist ein Kriegsveteran, der im Ersten Weltkrieg eine Beinverletzung erlitten hat, die zur Amputation führte. Zusätzlich leidet er an Diabetes.
Wie wird Helander beschrieben?
Helander wird als großer, schlanker Mann mit einem geröteten Gesicht beschrieben. Er trägt einen Bart und eine randlose Brille mit glitzernden Gläsern. Sein Gesicht deutet auf eine Neigung zum Jähzorn hin. Seine Vorfahren stammen aus Schweden.
Wie ist Helanders Verhältnis zu Deutschland und Schweden?
Helander hat eine positive Sicht auf Schweden, das er als Land des Friedens und der Gerechtigkeit idealisiert. Er betrachtet das nationalsozialistische Deutschland als einen Ort der Finsternis, in dem die Gedanken dunkel und maßlos sind.
Welche Glaubenskrise durchlebt Helander?
Helander befindet sich in einem Glaubenskonflikt mit Gott und der Kirche, da er sich nach dem Verlust seines Beins und dem Tod seiner Frau einsam und verlassen fühlt. Er kritisiert Gott dafür, dass er sich nicht um seine Gläubigen kümmert und das Unrecht der Nazis geschehen lässt.
Welche Rolle spielt der "lesende Klosterschüler" im Roman?
Der "lesende Klosterschüler", eine Holzplastik von Ernst Barlach, ist eine Schlüsselfigur im Roman. Er symbolisiert Widerstand gegen Tyrannei und verkörpert individuelle, kritische und geistige Freiheit. Helander sieht es als seine Aufgabe, diese Figur vor den Nationalsozialisten zu retten.
Warum ist die Rettung des "lesenden Klosterschülers" für Helander so wichtig?
Für Helander ist der "lesende Klosterschüler" mehr als nur ein Kunstwerk; er ist ein Heiligtum und ein Symbol des Glaubens. Die Rettung der Figur ist seine Art des Widerstands gegen die Nationalsozialisten.
Wie verhält sich Helander gegenüber Knudsen?
Helander bittet Knudsen, einen Fischer, um Hilfe bei der Rettung der Figur. Er versucht, Knudsen von der Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes gegen die Nationalsozialisten zu überzeugen, stößt aber zunächst auf Widerstand.
Wie endet Helanders Geschichte?
Am Ende wird Helander mit der Konfrontation durch die Gestapo konfrontiert. Er tötet einen Gestapo-Mann, bevor er selbst getötet wird. Kurz vor seinem Tod sieht er ein Zeichen Gottes an der Wand und stirbt versöhnt.
- Quote paper
- Frieder Hartung (Author), 2000, Andersch, Alfred - Sansibar, oder der letzte Grund - Die Person Helander im Roman, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100029