Bei der Lektüre der Novelle „Die Richterin“ lässt sich sehr schnell eine Häufung an Symbolik erkennen. Das Spiel zwischen Schein und Wirklichkeit, verschiedensten Spiegelungen, Gegensätzen und metaphorischen Elementen nimmt hier eine ganz zentrale Stellung ein. Vor allem, da sich die eigentliche Bedeutung dieser Konstruktionen erst im Gesamtkontext erschließen lässt. Es stellen sich nun die Fragen, für welche Textstellen Meyer welche Symbolik oder Metaphorik verwendet hat und welche Absichten dahinter stecken. Liegt hier vielleicht eine Verschleierung vor, so dass die wahre Intention gar nicht sofort erkennbar sein soll? Oder gehört diese hohe Symbolträchtigkeit untrennbar für Conrad Ferdinand Meyer dazu?
Zunächst setze ich mich mit dem Schein-/ Sein-Motiv auseinander. Danach referiere ich kurz über die wichtigsten Gegensätze und Spieglungen/ Parallelen innerhalb dieser Novelle und anschließend richte ich mein Augenmerk auf die Natursymbolik sowie die Namensgebung in dieser Erzählung.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Schein uns Sein
3. Gegensätze
Stemma: Richterin- Sünderin
Horn und Becher
4. Spiegelungen
Palma novella- die junge Palme
Stemma und Faustine
5. Natursymbolik I
Einschub: Palma und Byblis
6. Natursymbolik II
7. Namensgebung
8. Nachwort
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Bei der Lektüre der Novelle „Die Richterin“[1] lässt sich sehr schnell eine Häufung an Symbolik erkennen. Das Spiel zwischen Schein und Wirklichkeit, verschiedensten Spiegelungen, Gegensätzen und metaphorischen Elementen nimmt hier eine ganz zentrale Stellung ein. Vor allem, da sich die eigentliche Bedeutung dieser Konstruktionen erst im Gesamtkontext erschließen lässt. Es stellen sich nun die Fragen, für welche Textstellen Meyer welche Symbolik oder Metaphorik verwendet hat und welche Absichten dahinter stecken. Liegt hier vielleicht eine Verschleierung vor, so dass die wahre Intention gar nicht sofort erkennbar sein soll? Oder gehört diese hohe Symbolträchtigkeit untrennbar für Conrad Ferdinand Meyer dazu?
Zunächst setze ich mich mit dem Schein-/ Sein-Motiv auseinander. Danach referiere ich kurz über die wichtigsten Gegensätze und Spieglungen/ Parallelen innerhalb dieser Novelle und anschließend richte ich mein Augenmerk auf die Natursymbolik sowie die Namensgebung in dieser Erzählung.
2. Schein uns Sein
Bereits auf den anfänglichen Seiten der Novelle erfährt der Leser ein erstes Beispiel des Schein/ Sein- Motivs. So hält nämlich Kaiser Karl das Reiterstandbild aus Rom für ein Abbild des Kaisers Constantin. Doch auch nach der Belehrung durch den Abt Alcuin, dass es sich hierbei um den Philosophen Marc Aurel handelt, kommentiert der Kaiser dies lediglich mit einem Lächeln.[2] Die Wahrheit wird hier also als Nebensächlichkeit deklariert. Des weiteren erfährt man später, dass der als so christlich geltende Kaiser Karl mehrere uneheliche Töchter hat- die sogenannten Karlstöchter.[3] Dies entspricht nun so gar nicht dem, was Karl vorgibt zu sein. Im weiteren Verlauf der „Richterin“ treten noch mehrere Personen/ Charaktere auf, die ebenfalls unter die Schein-/Sein- Kategorie fallen.
Stemma beispielsweise steht äußerlich (seit dem Tod ihres Mannes, dem Comes Wulf) als Richterin für Gerechtigkeit, Moral, Anstand und Aufrichtigkeit. In Wirklichkeit hat sie dieses Amt jedoch nur in Folge eines Giftmordes inne, und verschweigt zudem ihre uneheliche Tochter Palma, die sie mit dem Kleriker Peregrin hat. Erst die Mutterliebe Stemmas führt dazu, dass sie für ihr Verbrechen Rechenschaft ablegt und die Wahrheit somit ans Licht kommt. Hierdurch sind Palma und Wulfrin fortan nicht mehr gezwungen sich ihrer Liebe zu schämen und können daher offen zu ihren Gefühlen stehen.
3. Gegensätze
Stemma: Richterin- Sünderin
Wie bereits erwähnt mimt Stemma auf der einen Seite die gerechte und äußerst fähige Richterin von Malmort, deren guter Ruf über das ganze Land hinaus bis hin zu Kaiser Karl bekannt ist. Was einen jedoch ein wenig stutzig machen könnte, ist die Tatsache, dass Stemma darauf besteht, dass Wulfrin- ihr Stiefsohn- über sie richtet. Doch auf Grund des hohen Ansehens der Richterin, misst man diesem kleinen Hinweis kaum Bedeutung bei. Schließlich verbindet man das Amt des Richters fast automatisch mit einer Art Unfehlbarkeit.
Bei genauerer Betrachtung der Novelle fällt auf, dass es frühzeitig einen richtigen Hinweis auf Stemmas Sündhaftigkeit gibt, nämlich als Wulfrin in Malmort das Grab seines Vaters besucht und dabei auf folgende Inschrift über dem zukünftigen Grab seiner Mutter- der Richterin- stößt: „Orate pro magna peccatrice“.[4] Zu diesem Zeitpunkt gibt es allerdings noch nicht den geringsten Anlass, diese Inschrift nicht für einen gewöhnlichen Grabspruch zu halten. Erst am Ende der Novelle, als aus Stemma der judicatrix eine peccatrix wird, wird dieser Spruch in einer leicht umgewandelten Form erneut aufgegriffen, „Oremus pro magna peccatrice“.[5]
Horn und Becher
Zunächst einmal gelten Horn und Becher als klassische Sexualsymbole. Im Text wird diese Ansicht dadurch unterstrichen, dass das Horn untrennbar zu Wulfrin gehört und somit für das Männliche steht, wohingegen der Becher mit Palma in Verbindung gebracht wird und somit symbolisch für das Weibliche steht. Des weiteren steht in der Novelle das Weibliche für das Tödliche und Erlösende und eben gerade durch den Becher werden das Gift und später der Wein kredenzt. Der Legende nach muss die Wölfin (die Frau des Wolfes) nach Erklingen des Hornes alle Ihre Sünden bekennen, die sie in der Abwesenheit ihres Mannes begangen hat. So kommt es auch, dass die Richterin von Malmort gar nicht gut auf den Klang dieses Hornes zu sprechen ist, und daher sogar bemüht ist, es zu zerstören.[6] Zugleich kommt das Horn auch in zweifacher Hinsicht als Gerichtshorn zum Einsatz. Kaiser Karl benutzt es, „[...] um die ganze Schule zusammenzurufen und ihr seine Befehle zu geben“[7], und Stemma wird dadurch am Grabe ihres Mannes dazu aufgerufen, ihr Geheimnis preiszugeben und ihre Schuld zu bekennen. Die eigentliche Gegensätzlichkeit von Horn und Becher führt jedoch am Ende zur symbolischen Vereinigung der Geschwister.
4. Spiegelungen
Conrad Ferdinand Meyer bedient sich des öfteren in seiner „Richterin“ der Verwendung von Spiegelungen, was zur Folge hat, dass sich dem Leser bestimmte (wichtige) Inhalte besser erschließen lassen. Parallele Figuren oder auch Handlungsstränge ermöglichen eine Erinnerung an Sachverhalte, die sonst womöglich in ihrer Tragweite gar nicht genug zum Ausdruck kämen.
[...]
[1] Meyer, Conrad Ferdinand: Die Richterin. Novelle. Stuttgart: Reclam 2001.
[2] Meyer, C. F.: Die Richterin. S. 4.
[3] Ebd. S. 63-64.
[4] Meyer, C.F.: Die Richterin. S. 46.
[5] Ebd. S. 96.
[6] Meyer, C. F.: Die Richterin. S. 51.
[7] Ebd. S. 20.
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