Sprache bzw. das Sprechen als Form der Kommunikation ist eine Handlung der sozialen Interaktion. Die Lüge ist damit eine besondere Form der Interaktion.
Die Ausführungen sollen zeigen, welche linguistischen Ausprägungen das Lügen als eine Form des sprachlichen Handelns aufweist und welche kommunikativen Fähigkeiten und Schwierigkeiten darin liegen. Um zu beschreiben, was wir eigentlich genau tun, wenn wir sprechen, wird um größten Teil die Sprechakttheorie Austins und Searles zugrunde gelegt. Außerdem werden semantische und pragmatische Grundlagen zur Wahrheit, Sprecher-Hörer-Beziehungen, sowie eine genauere Einordnung des sprachlichen Handelns in die soziale Interaktion im Allgemeinen beschrieben.
Der zweite Abschnitt wird sich dem Lügen als einem eigenen Begriff der sprachlichen Täuschung widmen. Den ersten Anstoß zu ernsthaften linguistischen Analysen dieses speziellen Falls sprachlichen Handelns gab Weinrich mit seiner "Linguistik der Lüge" im Jahr 1966, die aber „nur“ eine Antwort auf die Preisfrage „Kann Sprache die Gedanken verbergen?“ der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zu geben versuchte.
Im III. Teil werden Theorien und Analysen des Lügens als Sprechakt ausgeführt. Nachdem die Begriffe Wahrheit und Wissen in einem kleinen erkenntnistheoretischen Exkurs näher bestimmt wurden, werden Anhaltspunkte zu finden sein, inwiefern Lügen als eine Form des Behauptens verstanden werden kann.
Darüber hinaus widmen wir uns einer eigentlich ganz eigenen Thematik: dem Paradox des Lügners.
Wie sind Sätze zu verstehen, die sich im Bezug auf ihre eigene Aussage selbst widersprechen? Welches Wahrheitsprädikat ist einem Satz der Form "Dieser Satz ist falsch" zuzuteilen, wenn nicht klar ist, ob der semantische Inhalt nun wahr oder falsch ist?
Zu dieser Frage wird zum einen die philosophische und logische Umgehensweise mit sprachlichen Paradoxien erläutert, sowie eine kleine Auswahl an semantischen und pragmatischen Gedanken zur Lösung des Problems geboten.
Inhalt
Einleitung
I. Vorbereitende Grundlagen
1. Pragmatische und Semantische Grundlagen
1.1. Bedeutung und Wahrheitsbedingungen – Stützpunkte der Semantik
1.2. Sprache, Sprecher und Hörer
2. Sprachliches Handeln
2.1. Die Sprechakttheorie
2.1.1. Die Sprechakte bei Austin und Searle
2.1.1.1. Glückensbedingungen illokutionärer Akte (Searle)
2.1.1.2. Die Klassifizierung von Sprechakten: Die Taxonomie von Searle
3. Kommunikation und kommunikative Kooperation
3.1. Die Rolle des Impliziten
II. Die Sprachliche Täuschung und die Lüge
1. Das Interesse der Linguistik an Täuschung und Lüge
1.1. Der Untersuchungsgegenstand
2. Grund und Zweck des Lügens – Eine pragmatische Frage?
3. Allgemeine Definitionen
III. Die Theorie und linguistische Analysen
1. Die Lüge als eigener Begriff sprachlicher Täuschung
2. Wahrheit und Wissen
2.1. Wissen, Glauben und Lügen
3. Der prototypische Fall
3.1. Proposition und propositionale Einstellung
3.2. Behaupten
3.2.1. Erfolgsbedingungen der Behauptung
3.3. Lügen als besondere Behauptungen
3.3.1. Faktive und epistemische Wahrheit
3.3.2. Der Irrtum – ein Fall einer wahren Lüge
4. Sprechakttheoretische Bestimmung
4.1. Lügen als illokutionärer Akt: Glückensbedingungen
4.2. Die Lüge als Perlokution
IV. Das Paradox des Lügners
1. Die Metaphysik des Paradoxen
2. Paradox und Antinomie
2.1. Die aristotelische Lösung
2.2. Das Paradox des Lügners zwischen Philosophie und Logik
3. Das Problem des Lügners
4. Die Ermittlung der Antinomie im Sprachsystem
5. Lösungsversuche – eine überschaubare Auswahl
5.1. Pragmatische Überlegungen zum Antinomienproblem
V. Fazit
Literatur
Einleitung
„Der Beste muss mitunter lügen, zuweilen tut er’s mit Vergnügen“ reimte Wilhelm Busch – und damit trifft er auf den Punkt, was jede Gesellschaft und jedes menschliche soziale Zusammenleben charakterisiert. Ehrlichkeit gilt als eine unserer höchsten Tugenden, aber haben wir uns schon einmal wirklich bewusst gemacht, was es für Konsequenzen hätte, wenn es all die fein abgestuften Formen der Täuschung und der Lüge nicht gäbe? Der Angestellte würde der Frau seines Chefs ins Gesicht sagen, wie unvorteilhaft er ihr Kleid findet, Politiker würden im Wahlkampf Steuererhöhungen und Rentenkürzungen ankündigen und der Berufsanfänger würde beim Bewerbungsgespräch auf die Frage, was er denn bisher gemacht hätte, von seiner gelegentlichen Faulheit in der Studienzeit erzählen. Ehrlichkeit und Höflichkeit, Aufrichtigkeit und Erfolgsansprüche, Geradlinigkeit und soziale Kooperation scheinen im realen Leben in vielerlei Hinsicht unvereinbar zu sein.
Natürlich wird aber nicht nur aus scheinbar gemeinnützigem Interesse gelogen, sondern genauso oft aus einer bewusst missgünstigen Täuschungsabsicht heraus und dabei ist die Lüge so alt wie die Sprache, so alt wie der Mensch selbst. Im Grunde müsste man hierfür schon bei der biblischen Schöpfungsgeschichte ansetzen, als Eva – ohne jedoch schon Gut und Böse unterscheiden zu können – sich durch die Lüge der Schlange dazu verführen ließ, von der verbotenen Frucht zu kosten[1] und damit den Sündenfall herbeiführte.
Der Mensch, dessen Auszeichnung der freie Wille ist, kann selbst über seine Handlungen entscheiden und folglich ist auch die Täuschung ein Willensakt des freien Subjekts. Dennoch, täuschen kann auch eine Luftspieglung, das Wetter und die Temperatur, das Verhalten eines Menschen oder man kann sich selbst täuschen, nämlich im Sinne von „sich irren“ oder „sich etwas vormachen“. Genauso verhält es sich mit der Lüge und dem Lügen, denn umgangssprachlich wird nur ungenau differenziert, ob ein Mensch oder etwa das Fernsehen oder die Zeitung lügt. Einem Gegenstand, aber auch einem Sachverhalt wird somit in gewisser Weise eine kommunikative Fähigkeit zugeschrieben; dass dahinter freilich ein menschlicher Akt steht, ist im Moment der Äußerung nur sekundär von Belang. Gleichwohl soll sich diese Arbeit direkt dem Lügen als spezifischer Art der sprachlichen, menschlichen Kommunikation widmen.
Die folgenden Ausführungen sollen zeigen, welche linguistischen Ausprägungen das Lügen als eine Form des sprachlichen Handelns aufweist und welche kommunikativen Fähigkeiten und Schwierigkeiten darin liegen. Dabei soll zum größten Teil die Sprechakttheorie Austins und Searles zugrunde gelegt werden, die als Basis sehr geeignet ist, zu beschreiben, was wir eigentlich genau tun, wenn wir sprechen; dazu wird sie im ersten Teil noch einmal ausführlicher in ihren wesentlichen Ansätzen zur Analyse und ihrer Terminologie vorgestellt. Ebenso sollen zunächst semantische und pragmatische Grundlagen zur Wahrheit, Sprecher-Hörer-Beziehungen, sowie eine genauere Einordnung des sprachlichen Handelns in die soziale Interaktion im Allgemeinen beschrieben werden. Erst im Anschluss daran wird eine Hinwendung zur Kommunikation und ihren fundamentalen Regeln stattfinden, wobei insbesondere das Prinzip der Kooperation und die Rolle des Impliziten im Vordergrund stehen wird. Diese Grundsätze nämlich sind es, die zwangsläufig unterlaufen werden müssen, damit der Sprechakt des Lügens gelingen kann.
Der zweite Abschnitt wird sich dem Lügen als einem eigenen Begriff der sprachlichen Täuschung widmen und generell das - keineswegs selbstverständliche - Interesse der Linguistik an der Lüge rekonstruieren. Obwohl es eigentlich naheliegend erscheint, das Lügen genauso als Sprechakt wie behaupten, mitteilen oder fragen zu betrachten, lag der Schwerpunkt der Betrachtung bislang auf ethisch-moralischen Fragen, erste sprachwissenschaftliche Untersuchungen erschienen jedoch erst relativ spät. Den ersten Anstoß zu ernsthaften Analysen dieses speziellen Falls sprachlichen Handelns gab Weinrich mit seiner Linguistik der Lüge im Jahr 1966, die aber „nur“ eine Antwort auf die Preisfrage „Kann Sprache die Gedanken verbergen?“ der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zu geben versuchte.
Im folgenden Teil (III.) werden Theorien und Analysen des Lügens als Sprechakt ausgeführt, wobei vor allem Falkenbergs (1982) und Gieses (1992) Untersuchungen der sprachlichen Täuschung relevant sein werden. Nachdem die Begriffe Wahrheit und Wissen in einem kleinen erkenntnistheoretischen Exkurs näher bestimmt wurden, soll gezeigt werden, welchen Belang sie für die Lüge haben und warum die Unterscheidung zwischen objektiver und subjektiv angenommener Wahrheit von so großer Wichtigkeit für eine exakte Bestimmung des Lügens ist. Im Anschluss werden Anhaltspunkte zu finden sein, inwiefern Lügen als eine Form des Behauptens verstanden werden kann. Dabei soll auch der Irrtum und der fragwürdige Fall erwähnt werden, was geschieht, wenn der Sprecher sich irrt, und somit, zwar in der Absicht zu lügen, trotzdem die Wahrheit sagt. Weiterhin soll ein Versuch unternommen werden, die Auslegungsperspektive dahingehend zu erweitern, dass die Lüge im Sinne einer Perlokution auf unterschwellige Art und Weise doch eine Wirkung beim Adressaten erzeugt, es sich beim Lügen also nicht ausschließlich um einen illokutionären Sprechakt handelt, dessen Intention nur der Sprecher kennt.
Einer eigentlich ganz eigenen Thematik wird sich der letzte Teil der Arbeit widmen: dem Paradox des Lügners. Wie sind Sätze zu verstehen, die sich im Bezug auf ihre eigene Aussage selbst widersprechen? Welches Wahrheitsprädikat ist einem Satz der Form Dieser Satz ist falsch zuzuteilen, wenn der Versuch, herauszufinden, ob der semantische Inhalt nun wahr oder falsch ist, in einen nicht endenden Kreislauf führt? Zu dieser Frage wird zum einen die philosophische und logische Umgehensweise mit sprachlichen Paradoxien erläutert, sowie eine kleine Auswahl an semantischen und pragmatischen Gedanken zur Lösung des Problems geboten.
Das Ziel wird also sein, möglichst plausibel das Verständnis des Lügens als ernstzunehmenden Fall des sprachlichen Handelns mit seinen eigenen Regeln und Regelverstößen zu öffnen und zu betonen, dass die Analyse der Lüge noch längst nicht abgeschlossen ist. Darüber hinaus soll anhand der Kontroverse um das Lügner-Paradox die Tatsache veranschaulicht werden, dass schwierige Fälle, wie es auch die Lüge und die Paradoxie sind, zwar nicht unbedingt hinreichend mit bestehenden Theorien zu analysieren sind, sie aber als höchst interessante Phänomene des Sprachgebrauchs nicht als Systemfehler betrachtet werden dürfen. Vielmehr sollten sie als Chance genutzt werden, bestehende analytische Ansätze auch disziplinübergreifend zu perfektionieren.
I. Vorbereitende Grundlagen
Omnis homo mendax.
Alle Menschen sind Lügner.
(Psalm 116.11)
Es steht außer Frage, dass die Lüge ein brisantes Thema in der ethisch-moralischen Diskussion ist. Dass sie aber durchaus auch ein linguistisches Problem darstellt, ist keine neue Idee, wenngleich explizit systematische Untersuchungen des Lügens bislang noch rar sind. Schon Augustinus betrachtete die sprachliche Täuschung unter philosophischen und theologischen Gesichtspunkten und entdeckte dabei auch den sprachwissenschaftlichen Bezug:
Er [Augustinus] erinnert daran, dass den Menschen die Sprache nicht gegeben ist, damit sie sich gegenseitig täuschen, sondern damit sie einander ihre Gedanken mitteilen. Wer also Sprache zur Täuschung gebraucht, missbraucht die Sprache, und das ist Sünde. (Weinrich 1970:9-10)
In diesem Gedanken schon implizit verankert ist die vielleicht trivial anmutende Einsicht, dass es nicht die Sprache ist, die lügt, sondern sie nur gewissermaßen als Medium oder „Gebrauchsgegenstand“ zur Durchführung einer menschlichen Handlung dient. Trotzdem ist in der Literatur, in vielerlei Zitaten, aber auch in alltäglichen Redewendungen häufig ein Bild verankert, das die Sprache als Quelle der Täuschung auslegt: „Worte sind erfunden, um zu lügen“, besagt ein arabisches Sprichwort; dem sehr ähnlich heißt es in Madagaskar „Es gibt wenig Lügen, aber viele Worte mit doppeltem Gesicht.“, Goethe sagt: „Habt ihr gelogen in Wort und Schrift, anderen ist es und euch ein Gift“ und in Shakespeares „König Heinrich V.“ ist zu lesen „Oh bon Dieu! Les langues des hommes sont pleines de tromperies.“[2] (zitiert nach Weinrich 1970: 11 ; vgl. ebd.:9ff.).
Gerade auch in der deutschen Geschichte wurde es der Sprache selbst angehaftet, zu Propagandazwecken im Nationalsozialismus getäuscht, verschleiert und manipuliert zu haben. So sind bei Betz einige „Bemerkungen zur deutschen Sprache“ zitiert, die beispielsweise so lauten: „…an den Schrecken des Nazismus war die deutsche Sprache nicht ohne Schuld.“ (zitiert nach Betz 1963:462). Betz kritisiert diese Ansichten als „[…] Suche nach dem mystisch-bequemen Sündenbock, dem alles aufgeladen werden soll, und der diesmal ‚Sprache’ heißt“ und erinnert als einer der ersten in der Nachkriegsgeschichte wieder daran, dass die Vorwürfe des Missbrauchs der Sprache „[…] an den Menschen und nicht an die Sprache zu richten [sind].“ (ebd.:462 u. 464).
Die Sprache fungiert nicht nur als Bindeglied des sozialen Zusammenlebens, sondern sie dient vor allen Dingen zur Identitätsbildung der Mitglieder einer Sprachgemeinde. Sprache wird vom Denken beeinflusst, aber genauso beeinflusst die Sprache das Denken der Menschen – diese wechselseitige Abhängigkeit ist also einerseits der Motor für ihre ständige Weiterentwicklung, aber auch fundamentale Voraussetzung für das Bestehen beider Seiten. Eine soziale Gesellschaft ohne Kommunikation und Interaktion ist ebenso unmöglich, wie eine Sprache ohne Menschen, die sie benutzen. Insofern kann man auch nicht sagen, dass das Täuschungspotential im Sprachsystem angelegt ist, ohne den menschlichen Geist dahinter, respektive den handelnden Menschen zu berücksichtigen. In Kapitel I.2. wird dieser Aspekt des sprachlichen Handelns näher betrachtet, um die Relevanz der Sprechakttheorie für das Thema dieser Arbeit zu verdeutlichen. Zunächst aber soll der pragmatische und semantische Rahmen angesteckt werden und die wesentlichen Grundsätze soweit vorgestellt werden, wie sie für die folgenden Ausführungen Anwendung finden.
1. Pragmatische und Semantische Grundlagen
Als Begründer einer Theorie, welche die Beziehung von Zeichen zu ihren Benutzern untersucht, gilt in erster Linie Charles W. Morris, der auch den Terminus „Pragmatik“ einführte. Die Ursprünge der Pragmatik als linguistische Teildisziplin liegen begründet im Bereich der analytischen „Philosophie der normalen Sprache“ (ordinary language philosophy), als deren Vertreter mitunter Wittgenstein, Strawson, Searle und Austin zu nennen sind, in ihrem Geiste sind aber auch ethnologisch-anthropologische und soziologische Einflüsse aus Kommunikationswissenschaft und Ethnographie, Handlungstheorie und Soziolinguistik verankert.
Die Sonderstellung der Pragmatik innerhalb der Linguistik entsteht durch ihre Ausrichtung, die über die syntaktische und semantische Zeichentheorie hinausgeht und eine dritte Dimension, das sprechende menschliche Subjekt, sowie die Sprechsituation mit einbezieht. Peirce (1967) entwarf diese Theorie für ein triadisches System aus Zeichen, Objekt und Subjekt (d.h. dem Zeichenbenutzer) und legt sein methodisches Forschungsprinzip in folgender Maxime nieder:
Überlege, welche Wirkungen, die denkbarerweise praktische Relevanz haben könnten, wir dem Gegenstand unseres Begriffs in unserer Vorstellung zuschreiben. Dann ist unser Begriff dieser Wirkungen das Ganze unseres Begriffes des Gegenstandes. (ebd.:339)
Morris abstrahiert dieses Modell und verweist auf die Relationen der Zeichen. So wird die Beschreibung der Beziehungen des Zeichens zu anderen Zeichen (Syntax bzw. nach Morris „Syntaktik“) und vom Zeichen zur Bedeutung (Semantik) mit einem weiteren Faktor, der Beschreibung der Verhältnisse zwischen Zeichen und außersprachlicher Realität (Pragmatik), zu einer dreidimensionalen Zeichentheorie (Semiotik) komplettiert. Daraus erarbeitet Morris in späteren Arbeiten folgende Definition: „Pragmatik ist der Teil der Semiotik, der sich mit dem Ursprung, den Verwendungen und den Wirkungen der Zeichen im jeweiligen Verhalten beschäftigt.“ (Morris 1973:326).
Die dreidimensionale Ausrichtung der Pragmatik eröffnet zwar neue Perspektiven auf die Beschreibung der Alltagssprache und ihres Gebrauchs, dennoch ist ihre Einordnung in der Linguistik, sowie die Abgrenzung speziell zur Semantik schwierig, welche sich ebenfalls mit Bedeutung und Wahrheitsbedingungen auseinandersetzt. In diesem Sinne definiert Levinson Pragmatik als eine „[…] theory of language understanding that takes context into account, in order to complement the contribution that semantic makes to meaning.“ (Levinson 1983:32). Konfusion in der Abgrenzungsdiskussion schaffen hauptsächlich die vielfältigen Fragestellungen und Teiltheorien, welche als eigene Konzeptionen unter dem Oberbegriff „Pragmatik“ für die Untersuchung unterschiedlicher Probleme herangezogen werden (als Überblick vgl. Grewendorf/Hamm/Sternefeld 1989:376ff.). Für den Themenbereich dieser Arbeit wird nun hauptsächlich der Blickwinkel der Bedeutungstheorie bzw. der Theorie des sprachlichen Handelns angepeilt, wobei vor allem der Sprechakttheorie eine tragende Rolle zukommen wird.
Semantische Grundlagen werden insofern unerlässlich sein, als dass sie mit ihrem Gegenstandsbereich der Bedeutung sprachlicher Ausdrücke von der Pragmatik ohnehin nicht ganz eindeutig abzugrenzen ist. Zum semantischen Bereich, der vor allem bei der Untersuchung sprachlicher Täuschung bzw. des Lügens eine gewisse Tragweite bekommt, gehören die Bedingungen für Wahrheit bzw. Falschheit einer Aussage. Insofern streifen wir hier das Feld der Satzsemantik, wofür nun einige Prinzipien erläutert werden sollen.
1.1. Bedeutung und Wahrheitsbedingungen - Stützpunkte Der Semantik
In der Satzsemantik geht man von engen Zusammenhängen zwischen der Bedeutung eines Aussagesatzes und dessen Wahrheit aus. Die Wahrheitsbedingungen für einen Satz werden von der Semantik bestimmt und die Bedeutungsstruktur anhand der Bedeutung der Einzellexeme, sowie deren Stellung im syntaktischen und semantischen System beschrieben. Das so genannte „Fregeprinzip“ (auch „Kompositionalitätsprinzip“) bezeichnet die Relationen zwischen Wahrheit und Bedeutung folgendermaßen:
1. Die Bedeutung eines Satzes (=seine Wahrheitsbedingungen) lässt sich aus den Bedeutungen seiner Teilausdrücke ermitteln.
(ebd.:318)
Um die Verhältnisse einer Aussage zu seinem Wahrheitsgehalt genauer zu spezifizieren und linguistisch analysierbar zu machen, ist es notwendig, einige weitere satzsemantische Prinzipien zu formulieren:
2. Wenn A und B Sätze sind, und A ist wahr und B ist falsch, dann bedeuten A und B nicht dasselbe.
3. Angenommen eine Person kennt notwendige und hinreichende Bedingungen für die Wahrheit bzw. Falschheit eines Satzes. Dann kennt diese Person die Bedeutung des betreffenden Satzes.
4. Falls eine Person die Bedeutung eines Satzes kennt, dann sind dieser Person auch notwendige und hinreichende Bedingungen für Wahrheit bzw. Falschheit des Satzes bekannt.
(ebd.:317)
Die Sätze 3. und 4. sind die Umkehrung voneinander und beschreiben die Wahrheitsbedingungen für einen Satz; sie machen also keine Angaben über die Wahrheit oder Falschheit eines bestimmten Satzes. Dies ist ein wichtiger Punkt, der stets zu beachten ist, denn es ist aus linguistischer Sicht weder nötig, noch relevant, die Wahrheit oder Falschheit eines Satzes zu kennen, um die Wahrheitsbedingungen anzugeben, wie folgendes kleines Beispiel veranschaulichen soll:
(1) Hans und Maria gehen spazieren.
Ob der Aussagesatz (1) also tatsächlich wahr oder falsch ist, ist an sich semantisch uninteressant. Wichtig ist, dass wir die Bedingungen für die Wahrheit des Satzes kennen. Daraus folgt also:
(1’) Hans und Maria gehen spazieren.
ist wahr, genau dann, wenn [gdw.]
(a) Hans geht spazieren.
und (b) Maria geht spazieren. wahr sind.
Ist einer der Teilsätze (a) oder (b) falsch, muss laut Fregeprinzip der gesamte komplexe Satz falsch sein.
Wahrheitsbedingungen können aussagenlogisch für die Konjunktion und, die Adjunktion oder, die Negation es ist nicht der Fall, dass… und die Implikation wenn…, dann... in Wahrheitstafeln dargestellt werden. Diese Junktoren haben ihre eigenen Formeln, die die einzelnen Teilsätze schematisch miteinander verbinden und darstellen lassen. So kann man anhand der Wahrheitswerte 0 und 1 der atomaren Sätze die Wahrheitsbedingungen für den ganzen Satz angeben und auch zu komplexeren Satzstrukturen aufbauen. Bei einem Satz, der bei allen möglichen Wahrheitswertverteilungen seiner atomaren Sätze, den Wert 1 erhält und immer wahr bleibt, spricht man von „aussagenlogischer Wahrheit“. Im umgekehrten Fall, wenn ein Satz unter allen Umständen den Wert 0 erhält, bezeichnet man ihn als „logisch falsch“ oder „kontradiktorisch“. Ein Beispiel dafür ist der widersprüchliche Fall A ^ ¬A:
(2) Es regnet und es regnet nicht.
Angaben für die Bedingungen der Wahrheit eines Aussagesatzes hängen mitunter auch von dessen Bedeutungsbeschaffenheit ab. So verlangen etwa die Implikation, Prädikation bei Eigennamen oder Quantoren eine spezifische Behandlung, die hier jedoch nicht vertieft werden soll. Die Implikation bzw. die Rolle des Impliziten wird uns ohnehin noch in einem eigenen Kapitel beschäftigen.
Bevor in den folgenden Kapiteln das sprachliche Handeln, die Theorie der Sprechakte und die Rollen der Kommunikation behandelt werden wird, soll zunächst jedoch der semantische Kernbereich der Bedeutung noch etwas verfeinert werden. Die Bedeutung eines einzelnes Wortes bzw. Lexems ist kaum eindeutig belegt, sondern sie wird erst in der individuellen Äußerung in einen bestimmten Kontext gesetzt. Dazu besteht für das Wort ein mehr oder weniger breiter Bezugsrahmen. Diesen Umfang, d.h. die Extension der Wortbedeutung beschreiben die „Hauptsätze der Semantik“ in vier verschiedenen Dimensionen:
1. Jede Bedeutung ist weitgespannt.
Äußert ein Sprecher das Wort „Schloss“ ist allein daraus nicht wirklich viel erkennbar, außer, dass ein Wort aus dem Lexikon ausgewählt und damit ein großer Teil möglicher Bedeutungsinhalte ausgeschlossen wurde. Ob damit aber ein Türschloss oder ein Prachtbau gemeint ist, ist für den Hörer nicht zu erschließen und auch innerhalb dieser beiden Möglichkeiten ist die Spanne der Auslegung noch relativ breit gefächert. Der Hörer hat zwar den Bedeutungsspielraum des Wortes, doch ist dieser noch zu weitläufig, um sich eine konkrete Vorstellung zu machen.
2. Jede Bedeutung ist vage.
Um die vom Sprecher gemeinte Bedeutung zu erfassen, benötigt der Hörer weitere Informationen, die die Bedeutungsextension weiter eingrenzen und die ihm erlauben, sich ein mentales Bild von dem geäußerten Wort zu machen. Eine Verständigung, d.h. ein gegenseitiges Verstehen und damit eine kommunikative Interaktion ist nur möglich, wenn beide Gesprächspartner die gleiche Vorstellung vom Gesagten im Geist haben. Möchte der Sprecher nun etwas von einem prachtvollen Schloss erzählen, der Hörer denkt aber an eine Schließvorrichtung, ist es zur Rettung des kommunikativen Aktes unerlässlich, dass der Sprecher seiner Äußerung einen Kontext gibt.
3. Jede Bedeutung ist sozial.
Der soziale Charakter einer Bedeutung besteht darin, dass sie für die Mitglieder einer bestimmten Sprachgemeinde gleich ist – wenn auch zunächst gleich weitgespannt und vage. Der Bedeutungsspielraum eines Wortes ist also innerhalb einer Gruppe des selben Sprachsystems der gleiche und nur von persönlichen, individuellen Assoziationen gefärbt.
4. Jede Bedeutung ist abstrakt.
Grundsätzlich ist die Bedeutung eines Wortes immer abstrakt und dies gilt nicht nur für abstrakte Wörter wie Weisheit, sondern auch für konkrete Wörter der Art Haus. Das Wort allein vermittelt an sich direkt nur eine geringe Information, die von der Sprachgemeinde als relevant herausgefiltert wurde. Das Schloss (= Bauwerk) lässt sich somit als „prachtvoll ausgestattet“, „groß“ (im Verhältnis zu normalen Wohnhäusern), „teuer“ beschreiben, welche Details aber z.B. den architektonischen Bauplan ausmachen, sind für eine allgemeine Beschreibung irrelevant. Die Abstraktion bei diesem Prozess besteht nun darin, dass sich die Bedeutung aus dem „[…] Insgesamt der von einer Sprachgemeinschaft als relevant gesetzten Merkmale eines Gegenstandes […]“ zusammensetzt (Weinrich 1970:17).
Diese vier Eigenschaften beschreiben die Bedeutung zwar in unterschiedliche Richtungen, dennoch stehen sie in untrennbarem Zusammenhang miteinander – aus der Weitgespanntheit ergibt sich die Vagheit, die Abstraktion resultiert aus dem Sozialcharakter etc.. Dieser Exkurs führte nun weg von der Satzsemantik in den völlig anderen Bereich der Wortsemantik, doch sollte hiermit gerechtfertigt sein, dass Wörter einen Kontext brauchen und Bedeutung aus dem Prozess des Sprachgebrauchs gebildet wird. Somit kann es auch nicht das Wort selbst sein, das einen täuschenden Charakter in sich trägt, sondern dieser kann sich nur aus der Einbindung in den kontextuellen Rahmen ergeben. Wittgensteins „Gebrauchstheorie“ sagt dazu:
Man kann für eine große Klasse von Fällen der Benützung des Wortes „Bedeutung“ – wenn auch nicht für alle Fälle seiner Benützung – dieses Wort so erläutern: Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache. Und die Bedeutung eines Namens erklärt man manchmal dadurch, dass man auf seinen Träger zeigt. (Wittgenstein 1967:35; Hervorh. im Orig.)
Der Gebrauch der Sprache ist allerdings nur auf systematischer Ebene ein allgemeingültiges Verfahren; will der Sprecher einer anderen Person nun aber etwas erzählen – beispielsweise das Schloss beschreiben, das er besichtigt hat – spiegelt er seinen individuellen Eindruck und seine persönliche Meinung wider. Eine sprachliche Äußerung ist immer von individuellen Eindrücken des Sprechers gefärbt und somit stehen Bedeutung und Meinung ebenfalls in einem wechselseitigen Verhältnis. Entsprechend der Bedeutungsseite fassen vier „Korollarsätze“ die Eigenschaften der Meinung zusammen: Demnach ist jede Meinung engumgrenzt, präzise, individuell und konkret. Aus der Perspektive des Spracherwerbs würde man sagen, dass ein Wort gelernt ist, nachdem zuerst Meinungen vorhanden sind, aus denen über häufiger auftretende Kontexte in einer Art Hypothesenbildung dann Bedeutungen generiert werden. Im Sprachgebrauch werden diese dann weiter überarbeitet und korrigiert.
Ein einziges, isoliertes Wort spiegelt seine ganze weitgespannte, vage, soziale und abstrakte Bedeutung wider, die jedoch vom Kontext im Satz auf einen sehr engen, eindeutigen Bereich der Meinung eingeschränkt wird. Erst dadurch ist ein gegenseitiges Verstehen des Sprachcodes und damit wiederum die Voraussetzung für Kommunikation und sprachliche Interaktion geschaffen.
1.2. Sprache, Sprecher und Hörer - Fundamente der Pragmatik
Um genauer auf die Pragmatik als Lehre von der Zeichenverwendung, als Dialoglinguistik oder Theorie des sprachlichen Handelns einzugehen, muss vorab das Verhältnis zwischen Sprache, Sprecher und Hörer geklärt werden (vgl. Wagner 2001:44ff.). Es empfiehlt sich auch, diese Termini noch einmal kurz genauer zu beleuchten.
In der traditionellen Grammatik ist die Rolle von Sprecher und Hörers bestenfalls nur am Rande erwähnt. Mit der Sprechakttheorie wurde zumindest dem Sprecher als handelnder Mensch und dem Hörer als notwendiger Bezugsperson ein neuer Stellenwert gegeben, was für die Pragmatik ein elementarer Gedanke ist. Denn Sprache – und damit sind sowohl langue, als auch parole gemeint[3] - gibt es nicht ohne einen Sprachbenutzer, der sie im stetigen Wandel hält. Ebenso wenig gibt es die Sprache ohne einen Rezipienten, der das Gesagte auch hört und versteht.
Wenn auch bislang vom „Hörer“ die Rede war, so ist damit aber nicht eine passive Rolle gemeint, sondern vielmehr der Adressat und Gegensprecher, welcher aktiv die Sendung des Sprechers aufnimmt und kommunikativ darauf antwortet. Der „Sprecher“, als allgemeine Bezeichnung für den Sprachbenutzer ist ebenfalls immer gleichzeitig auch Hörer – die Beschreibung des Sprechens ist somit immer abhängig von der Perspektive:
- vom Sprecher aus gesehen als Sprechen/Sagen
- vom Hörer aus gesehen als Verstehen
- vom Sprecher und Hörer aus betrachtet als wechselseitigen Kommunikationsprozess.
(ebd.:45)
„Sprechen“ selbst ist ein Vorgang, der sich zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein abspielt, d.h. die Aufmerksamkeit des Sprechers ist beim Sprechen (der Muttersprache) nicht auf die grammatische Systematik und, wenn überhaupt, nur sekundär auf die sprachlichen Mittel, wie etwa die Wortwahl, Satzstellung oder Sprechakte gerichtet. Die hauptsächliche Konzentration beim Sprechen liegt in der „kommunikativen Sprecherstrategie“, die Wagner folgendermaßen formuliert:
Die Aufmerksamkeit richtet sich dabei fast gar nicht auf die sprachlichen Mittel, sondern auf die Reaktion des Hörers, an der durch Rückkopplung abgelesen wird, ob die Sprecherstrategie richtig, d.h. wirkungsvoll ist. Reagiert der Hörer unerwünscht oder unverhofft, so wird die Sprecherstrategie abgeändert. Dabei kann es selbstverständlich zu einer vorübergehenden stärkeren Kontrolle der sprachlichen Mittel kommen, wie es jeder bei der Suche nach dem „passenden Ausdruck/Wort“ schon erlebt hat. Das „passende Wort“, das ich suche, ist nur in Beziehung zur Sprecherstrategie, die ich verfolge, „passend“ oder „unpassend“. Von sich aus „passende“ bzw. „unpassende“ Ausdrücke gibt es gar nicht.
(ebd.:47)
Zu den Bedingungen des Sprechens bzw. einer erfolgreichen Kommunikation gehören die Begriffe „Sprecherprestige“, „Glaubwürdigkeit“, „Ernsthaftigkeit“ und „Aufrichtigkeit“. Der Sprecher muss ein gewisses Ansehen beim Hörer haben, damit seine Äußerungen auch ernsthaft angehört werden und um mit seinen sprechstrategischen Äußerungen auch Erfolgsaussichten zu haben. Das Sprecherprestige beruht zum einen natürlich auf dessen Persönlichkeit, zum anderen aber vor allem auf der Position des Sprechers dem Adressaten gegenüber, d.h. den Rollen, die beide in dieser bestimmten Interaktion spielen. Das Ansehen des Sprechers ist demnach nicht nur abhängig vom Hörer und dessen Rolle, sondern ganz konkret auch von der Sprechsituation.
Das Prestige des Sprechers steht in direkter Abhängigkeit zu dessen Glaubwürdigkeit. Für glaubwürdig wird niemand gehalten, der nicht auch ein Minimum an Ansehen genießt und der des Weiteren eine Diskrepanz zwischen seinen Worten und seinen Taten zeigt. Sprechen und Handeln rücken hier zusammen, sodass Glaubwürdigkeit definiert werden kann als „[…] Eigenschaft, die dem Sprecher vom Hörer zugeschrieben/verliehen wird, und zwar aufgrund der Erfahrungen des Hörers mit dem Verhalten des Sprechers im Bereich Sprechen und Handeln.“ (ebd.:50). „Handeln“ wird hier nicht nur verstanden als Ausführungsakt konkreter Taten, sondern auch als der Umgang mit sprachlichen Konventionen in einer Sprechsituation, d.h. die Achtung oder Missachtung konventioneller kommunikativer Regeln im Hinblick auf die Rollenverteilung[4]. Das Verhältnis von Sprache und Handeln soll als zentraler Ausgangspunkt dieser Arbeit im folgenden Kapitel noch genauer beleuchtet werden.
Dass „Verstehen“ als Gegenpol zum Sprechen eine Voraussetzung für die Existenz von Sprache ist, wurde bereits erwähnt. Es ist jedoch nicht nur der allgemeine Decodierungsprozess der sprachlichen Äußerung, was Verstehen bedeutet, sondern es gibt noch einen Aspekt der Beziehung, der besonders dann aktiviert wird, wenn Prestige und Glaubwürdigkeit im Sprecher-Hörer-Verhältnis nicht optimal ausgeprägt sind. In diesem Fall ist das Verständnis in der Kommunikation insofern gestört, dass der Hörer das Gesagte mit dem Gedanken „Was hat er wohl vor? Was meint er eigentlich wirklich damit?“ aufnimmt und damit den Sprechakt in seiner Intention in Frage stellt. Werden sprecherstrategische Mittel häufiger zum eigenen Vorteil eingesetzt (etwa zur Verschleierung, Manipulation, Überredung), kann das längerfristig zum Verlust der Glaubwürdigkeit des Sprechers führen und so das Verständnis in der Kommunikation hemmen.
Zu den Bedingungen einer erfolgreichen Kommunikation, die nicht durch Verstehensprobleme oder den strategischen Missbrauch sprachlicher Mittel gestört ist, gehören außerdem „Ernsthaftigkeit“ und „Aufrichtigkeit“, die in der Pragmatik durchaus voneinander unterschieden werden.
Jede Sprache hat bestimmte Signale, die anzeigen, wie ernst der Sprecher seine Äußerung meint, was weitreichende Auswirkungen auf die Rezeption und Reaktion des Hörers hat. Diese Ernsthaftigkeitsanzeichen (aber auch z.B. Ironiesignale) müssen im Code der entsprechenden natürlichen Sprache angewendet werden, um verstanden werden zu können. Aufrichtigkeit hingegen bezeichnet nun nicht einen redlichen Umgang mit sprachlichen Mitteln, sondern die „[…] Einstellung des Sprechers zu seinem Sprechakt.“ (ebd.:54). Der Begriff beschreibt das Verhältnis zwischen der inneren Haltung des Sprechers zum Inhalt seiner Aussage. Umgekehrt ist die Aufrichtigkeitsbedingung für einen gelungenen Sprechakt, dass „[…] der Sprecher innerlich auch das meint, was er äußerlich mit der Proposition des Sprechaktes sagt.“ (Searle 1992:107)
Die Differenz der beiden augenscheinlich sehr ähnlichen Begriffe wird am deutlichsten anhand ihrer Antonyme: Steht die Ernsthaftigkeit in Opposition zum Scherzen, so ist der Gegenpol zur Aufrichtigkeit die Unaufrichtigkeit, z.B. Lügen. So eng also die beschriebenen Begriffe miteinander in Beziehung stehen, stellt doch die Täuschung offensichtlich einen Sonderfall dar; der Sprecher muss Ernsthaftigkeitssignale einsetzen, um glaubwürdig zu erscheinen, obwohl seine Beweggründe des Sprechaktes unaufrichtig sind.
2. Sprachliches Handeln
Die einleitende Frage vor einer genaueren Analyse, was Täuschungshandlungen und Lügen linguistisch bedeuten, muss sein, warum und inwiefern man von sprachlichen Äußerungen als Handlung sprechen kann.
Die Handlungstheorie als solche ist ein Überbegriff für Theorien des menschlichen Handelns, die in vielerlei fachlichen Sparten angesiedelt sind und die die wechselseitigen Beziehungen von Bedingungen, Zielen, Wirkung und Bewertung von Handlungen untersuchen (vgl. Bußmann 1983:183). Die wichtigsten und bekanntesten Vertreter stammen vorwiegend aus den Bereichen der Soziologie (Schütz, Weber) und der Philosophie (Kant, Hegel). Mit der Etablierung der Pragmatik als Lehre vom Zeichengebrauch in der Linguistik, v.a. durch Morris’ Grundlagen der Zeichentheorie, 1938, bekam natürlich auch der Zeichenbenutzer im soziolinguistischen Sinne einen neuen Stellenwert (vgl. Morris 1972). Gerade zur Semantik ist die Abgrenzung der Pragmatik nicht so einfach vorzunehmen, ist doch beiden das Interesse an der Bedeutung gemeinsam. Im Bedeutungsbegriff allein liegt schon das Problem der Definition, da er nicht nur in der Sprachwissenschaft, sondern auch in der Philosophie, Psychologie und Semiotik ein zentraler Gesichtspunkt ist.
Als Grundvoraussetzung für die Kommunikation erfolgt nun die Beschreibung der Bedeutung über mehrere Faktoren: die lautliche Seite des sprachlichen Ausdrucks, Begriffskonzepte und Bewusstseinsinhalte zur Bildung dieser Konzepte, die außersprachliche Welt, auf die durch die Sprache Bezug genommen wird und die Sprechsituation des Sprechers (vgl. Bußmann 1983:59ff.). Während Saussure in seinem Cours de linguistique générale (1967) in Bezug auf das sprachliche Zeichen von „Lautbild“ und „Vorstellung“ spricht, wobei Bedeutung ein psychisches Konzept sei, ist für die Pragmatik und die nachfolgend erläuterte Theorie der Sprechakte eher Wittgensteins Gebrauchstheorie ausschlaggebend. Dieser zufolge ist die Bedeutung eines Wortes nicht von vornherein festgelegt, sondern ergibt sich aus dessen Verwendung durch den Sprecher in ihren Äußerungen.
Um die Brücke zur sprachlichen Handlung zu schlagen, muss man zunächst die grundsätzlichen Kennzeichen einer Handlung im landläufigsten Sinne eingrenzen[5].
Menschliches Handeln beinhaltet, wie oben genannt, eine Zielsetzung bzw. Intention, die Ausführung und eine bestimmte Wirkung auf die Umwelt. Inwieweit auch die Unterlassung oder eine unbewusste Tat (z.B. im Schlaf) eine Handlung sein kann, ist eine Überlegung, die vor allem in der Soziologie diskutiert wird. Hier kann man nun durchaus schon festhalten, dass natürlich auch hinter dem bewussten Nicht-Ausführen einer Tat eine Intention steht, die gerade diese Unterlassung als Handlung identifiziert. Durch aktives Eingreifen (oder auch gerade durch das Nicht-Eingreifen) des Handelnden, wird ein in der realen Welt bestehender Zustand oder Umstand verändert. Dabei ist zusätzlich zu beachten, dass der Betreffende auch in der Lage sein bzw. die Möglichkeit haben muss, seine Handlung durchzuführen. So kann z.B. Hans sagen Ich veranlasse, dass morgen das Wetter schön ist. Sollte nun tatsächlich am folgenden Tag das Wetter schön werden, kann man trotzdem nicht von einer Handlung sprechen, die Hans vollzogen hätte.
Dieses sind die wesentlichen Punkte, die den groben Überbegriff für Handlungen im Allgemeinen charakterisieren. Wie verhält sich aber nun das Sprechen zum Handeln und inwiefern kann man im Rahmen dieses allgemeinen Handlungsbereiches nun von einem „sprachlichen Akt“ im Sinne einer Tätigkeit sprechen?
Eine weit verbreitete Ansicht zum Sprechen als Vorstufe zum Handeln ist in vielerlei Redensarten belegt: „Leicht gesagt – schwer getan“. Demnach könne sprachlich nur angekündigt oder versprochen werden, was dann eventuell in die Tat umgesetzt wird. Sprechen kann aber auch als eine Verbindung aus sprech- und körpersprachlichen Zeichen (Mimik, Gestik) gelesen werden, also als eine Handlung, die einerseits aus dem inneren Geist, andererseits aber auch aus dem äußeren Tun erwächst. Bereits Humboldt (1975) nahm eine Unterscheidung zwischen der Sprache als grammatischem System und der Sprechaktion vor, indem er die Begriffe „Tätigkeit“ (energeia) und „Werk“ (ergon) gegenüberstellte. Die Sprache an sich sei, so Humboldt, eine Tätigkeit im Sinne eines geistigen Prozesses und eben kein Werk, d.h. das Ergebnis eines Prozesses. Während er diese beiden Bereiche strikt voneinander trennt, schlägt die modernere Sprachhandlungstheorie allerdings einen versöhnlicheren Weg ein und betrachtet Grammatik und Sprachverwendung als zwei sich gegenseitig bedingende Teile.
Die zentralen Fragen, die sich hiermit aufwerfen, sind: „Was tun wir, wenn wir sprechen?“ Und: „Was tun wir, indem wir sprechen?“ (Hindelang 1983:4; Hervorh. im Orig.). Man macht also keinen tiefer gehenden Unterschied zwischen praktischem Tun (z.B. laufen, bügeln, trinken) und Reden; die Unterscheidung, die gemacht wird, betrifft hingegen sprachliches und nichtsprachliches Handeln und die analytische Abgrenzung des Sprechens als konkretes Tun von dem, was mittels des Sprechens getan wird (z.B. erzählen, schimpfen, fragen). Eine strikte Trennung der beiden Teilaspekte kann jedoch nicht vorgenommen werden, da natürlich beide Handlungstypen ineinander greifen. Eine Handlung auszuführen ist nämlich nie eine singuläre Tat, sondern immer in irgendeiner Form mit dem Vollzug eines oder mehrerer weitere Akte verknüpft. Genauso bedeutet „etwas sagen“ im selben Zuge „Laute produzieren und äußern“, „Sprechorgane bewegen“, „Wörter zu Sätzen verbinden“ etc..
Diese Aspekte der Kommunikation fasst man in der Sprechhandlungstheorie unter dem Begriff des Äußerungsaktes zusammen, d.h. das Äußern von Lauten, Worten und Sätzen wird jeweils als Teilkomponente des Äußerungsaktes aufgefasst. (…) Immer wenn jemand eine sprachliche Handlung ausführt, muss er auch einen Äußerungsakt vollziehen. (ebd.:7; Hervorh. im Orig.)
Für die Sprachhandlungstheorie ist der Äußerungsakt an sich nur sekundär, nämlich nur im Sinne der Voraussetzung für einen sprachlichen Akt interessant, und sie überlässt diesen Gesichtspunkt einer anderen linguistischen Disziplin: der Phonetik. In gleicher Weise ist der Gedanke der Anwendung grammatischer Regeln und der Sytemhaftigkeit der Sprache als Regelsystem zwar essentiell für den Code einer Sprache und für das gegenseitige Verstehen der Kommunikationspartner, doch fallen diese Faktoren in die Bereiche der Syntax, Morphologie und ebenfalls der Phonologie. Die für die Pragmatik bedeutsame Charakteristik der Sprache, respektive des Sprechens aber ist die Beobachtung, dass „in jeder Äußerung […] eine Sprechhandlung enthalten [ist], um deretwillen die Äußerung getan wird.“ (Wagner 2001:19).
Im Folgenden soll nun die von dem Sprachphilosophen John L. Austin begründete und von John R. Searle überarbeitete „Sprechakttheorie“ in ihren Prinzipien erläutert werden, um eine terminologische und analytische Basis zur Behandlung der sprachlichen Handlung „Lügen“ zu schaffen.
2.1. Die Sprechakttheorie
Die pragmatische Erkenntnis, dass Sprache nicht nur als formales System aus Sprachelementen und grammatikalischen Regeln, sondern als Handlung zu betrachten ist, besteht nicht erst seit Morris, wenngleich sie auch erst dann zu einer eigenen linguistischen Teildisziplin erhoben wurde. Die weitreichendste und einflussreichste Theorie zur Beschreibung dessen, was Sprechen als kommunikativer Akt bedeutet, entwickelten Austin (1972) und Searle (1992), deren Thema die Frage nach dem „Gebrauch der Äußerung“ ist (Austin 1972:6).
In ihrer Beschreibung, „wie man Dinge mit Worten tut“ (How To Do Things With Words, Austin 1962) sind nicht sprachliche Einheiten im strukturalistischen Sinne die Grundelemente der Kommunikation, sondern Handlungen, die sich durch eine Äußerung vollziehen. Damit stellt die Sprechakttheorie mit der linguistischen Untersuchung des sprachlichen Handelns einen sehr zentralen Aspekt innerhalb der Sprachwissenschaft und der pragmatischen Handlungstheorie dar.
Nach Searle besteht ein Sprechakt aus drei Teilleistungen, nämlich aus dem „Äußerungsakt“ von Morphemen, Wörtern und Sätzen, aus dem Vollzug „propositionaler Akte“ durch Referenz und Prädikation, und aus der Sprechhandlung an sich, die im „illokutionären Akt“ ausgedrückt wird. Searle geht von gewissen sprachlichen Mitteln im Satz aus, den so genannten „Indikatoren“, die anzeigen, um welche Art von (illokutionärem) Sprechakt es sich handelt. Dazu zählt er mitunter den Satztypus, Verbmodus, Modalpartikeln und Intonation. Maßgeblich ist vor allem die auch schon bei Austin vorgenommene semantisch-pragmatische Klassifizierung von Verben. „Illokutionäre Verben“ sind sprechhandlungsbezogen und bezeichnen die Art des Sprechaktes der jeweiligen Äußerung (z.B. drohen, jemandem etwas vorwerfen, warnen). Gleichermaßen ist es das Charakteristikum der „performativen Verben“, dass genau durch ihre Anwendung der Sprechakt vollzogen wird, den sie bezeichnen (z.B. erklären, befehlen, raten). Kennzeichnend für diese Klasse ist, dass nur sie mit hiermit verbunden werden können:
(3) Hiermit erkläre ich dir…/ Ich rate dir hiermit...
aber nicht: *Hiermit verspotte ich dich….
„Perlokutionären Verben“ können nicht performativ gebraucht werden, sondern zielen darauf ab, eine Wirkung beim Hörer auszulösen (z.B. überzeugen, lügen, in Verlegenheit bringen), die natürlich nicht in der Äußerung selbst angekündigt werden soll:
(3a) *Hiermit überzeuge ich dich….
Nun soll aber die essentielle Aussage der Sprechakttheorie geklärt werden, und zwar, wie die einzelnen Sprechakte bei Austin und Searle charakterisiert sind.
2.1.1. Die Sprechakte bei Austin und Searle
Austin und Searle differenzieren die Handlung des Sprechens in Teilakte, durch deren simultanes Wirken sich eine Äußerung als Sprechakt zusammensetzt und sie benennen unterschiedliche Möglichkeiten, eine Äußerung nach verschiedenen Wirkensrichtungen zu kennzeichnen. Ist die Terminologie Austins und Searles auch zum Teil nicht die selbe, so trennen sie doch gleichermaßen im groben Rahmen den Äußerungsakt an sich, die Formulierung von Inhalten und die intendierte Wirkung des Geäußerten voneinander ab.
Die Handlung, überhaupt etwas zu sagen, also das Sprechen an sich, nennt Austin den „lokutionären Akt“ und betont damit den faktischen Handlungscharakter der Sprache. Die Lokution gliedert sich ihrerseits in drei Akte: Die „phonetische“ Produktion von Sprachlauten, deren systematische Zusammensetzung zu größeren sprachlichen Elementen, d.h. Wörtern, des Weiteren die Kopplung von Vokabular und Grammatik im „phatischen Akt“ und schließlich dem „rhetischen Akt“, der darin besteht, „[…] dass man diese Vokabeln dazu benutzt, über etwas mehr oder weniger genau Festgelegtes zu reden und darüber etwas mehr oder weniger genau Bestimmtes zu sagen.“ (ebd.:111) In diesem Sinne liefert der lokutionäre Akt der Sprechakttheorie sozusagen den Untersuchungsgegenstand, die Basis für das eigentliche „Sagen“ beim Sprechen.
Die aktive Handlung, die durch die Äußerung vonstatten geht, d.h. die Art und Weise, wie der lokutionäre Akt gebraucht wird, das Behaupten, Bitten, Warnen, Rechtfertigen und auch Lügen, beinhaltet der illokutionäre Akt. Dieser definiert sich durch den Vollzug der Handlung indem man etwas sagt, im Gegensatz zum lokutionären Akt dass man etwas sagt (ebd.:115). Die Illokution kann sich etwa direkt in Wendungen wie Ich behaupte, dass... oder Ich rechtfertige mich, indem... mitteilen. Diese Form der Äußerungen, welche direkt angeben, welche illokutionäre Handlung sie vollziehen, nennt Austin „explizit performativ“ (ebd.:50)[6]. In weit vielfältigerer Weise kann die illokutionäre Handlung aber auch ohne einen direkten Ausdruck der Äußerung implizit mitgegeben werden, so etwa durch Indikatoren wie Intonation, Modalverben, Partikeln, aber auch durch außersprachliche Akte wie Mimik oder Gestik etc.. In bestimmten Fällen, z.B. der Frage, enthält die syntaktische Satzstruktur (V1-Stellung, im Gegensatz zur V2-Stellung des Aussagesatzes) schon einen Teil der illokutionären Information, die allerdings mitunter erst durch die Intonationsstruktur ihre eindeutige Kennzeichnung und Rolle als Frage erhält.
(4a) Ich frage dich, ob du das Buch gelesen hast. (explizit performativ)
(b) Hast du das Buch gelesen? (implizit/primär performativ)
Die implizite Vermittlung einer illokutionären Handlung kann unter Umständen auch aus der Sprechsituation selbst erschlossen werden, ohne, dass ein separater Vermerk darauf gesetzt werden müsste. Ist eine Äußerung also auf die äußeren Umstände angewiesen, um sich als bestimmten illokutionären Akt identifizieren zu lassen, spricht Austin von einem „impliziten“ oder „primär performativen Akt“ (ebd.:50; vgl. 87ff.)
Der Vollzug einer Sprechhandlung hat aus sprechakttheoretischer Sicht wenig mit Grammatik zu tun. Vielmehr gilt es bei der Beschreibung des illokutionären Aktes die Tatsache zu berücksichtigen, dass dessen Sprecher-Hörer-Rollen konventionell geprägt sind und er darüber hinaus von der Sprechsituation abhängig ist. In diesem Zusammenhang stellen sich dann Fragen zur Aufnahme der Äußerung durch den Adressaten und, in einem weiteren Schritt, zu dessen Reaktion, wenn dieser etwa eine Behauptung als Vorwurf oder eine Frage als Bitte auffasst. Das Gelingen bzw. Misslingen einer Illokution ist also abhängig davon, ob der Angesprochene die intendierte Funktion des Sprechaktes erkennt oder nicht.
Eine weitere kommunikative Komponente zwischen Sprecher und Hörer kommt ins Spiel, wenn die Äußerung beim Hörer eine bestimmte Wirkung auf dessen Gefühle, Gedanken oder Handlungen erzielt. Vollzieht der Sprecher eine Äußerung mit der Absicht, eine Wirkung hervorzurufen, nennt Austin diese Handlung „perlokutionären Akt“. Der illokutionäre Akt des Behauptens beispielsweise kann beim Gesprächspartner etwa Überraschung, Bestürztheit oder Verärgerung auslösen; hier entgleitet das Handlungsgewicht dem Sprecher, denn ausschlaggebend für den Erfolg der Perlokution ist die Reaktion des Hörers, welche natürlich außerhalb des Kontrollbereichs des Sprechers liegt.
Ob der perlokutionäre Akt vollbracht wird, hängt also davon ab, ob dank der Äußerung noch etwas Zusätzliches geschieht; ob der illokutionäre Akt vollbracht wird, hängt nicht davon ab, ob dank der Äußerung noch etwas Zusätzliches geschieht. Es hängt vielmehr von den Umständen ab, unter denen die Äußerung getan wird. (ebd.:9)
Bedenkt man Folge- und Wirkungsketten – deren Glieder durchaus zum Teil auch unbewusst oder unbeabsichtigt sein dürfen – als wesentliches Merkmal, stellt sich die Perlokution formalisiert so dar:
(5) Indem/dadurch, dass ich x tue, tue ich y
(ebd.:122)
Der Erfolg des perlukutionären Aktes ist bedingt durch das Erreichen der intendierten Wirkung bei der angesprochenen Person.
Searle erläutert im Zusammenhang mit den bis hierher dargestellten Sprechakten noch einen weiteren Aspekt: den „propositionalen Akt“ (vgl. Searle 1992:38ff.). Dieser ist beschreibungstechnisch gewissermaßen zwischen dem lokutionären und illokutionären Akt angesiedelt und schafft einen weiteren Raum zur Ausdifferenzierung. Die beiden hierfür zentralen Begriffe „Referenz“ und „Prädikation“ sind vom vollständigen illokutionären Sprechakt zu unterscheiden, wenngleich sie auch Teilaspekte der Illokution sind und nicht selbständig vorkommen können. Die Proposition ist definiert als die „[…] semantische Informationsmenge eines Satzes […]“ (Bußmann 1983:417) und sie kann entweder wahr oder falsch sein. Der entsprechende Akt vollzieht sich folglich durch die Vermittlung dieses Informationsinhaltes in der Äußerung mittels Referenz und Prädikation. Der Teilakt der Referenz meint bei Searle den Verweis auf Entitäten der außersprachlichen Welt, wobei diese im Prädikationsakt spezifiziert und ihnen bestimmte Eigenschaften zugesprochen werden.
(6) Tim spielt Fußball.
Der Sprecher nimmt in Satz (6) Referenz auf die Person Tim und prädiziert diesen bezüglich einer Tätigkeit, nämlich auf spielt Fußball. Die Begründung für die spezielle Unterscheidung des propositionalen Aktes also, liegt begründet in der Tatsache, dass Referenz und Prädikation auch in unterschiedlichen Illokutionen gleich sein können:
(6a) Tim spielt Fußball. (Behauptung)
(b) Spielt Tim Fußball? (Frage)
(c) Tim, spiel Fußball! (Aufforderung, Befehl)
Referenz und Prädikation ist in den Sätzen (a) bis (c) gleich, sofern man voraussetzt, dass die Bedeutung der hinweisenden Ausdrücke in den Sätzen (a) bis (c) die gleiche ist und diese auch auf die selben Entitäten der realen Welt verweisen. Unter diesen Bedingungen haben die genannten Sätze auch den gleichen Informationsinhalt, die gleiche Proposition, daß Tim Fußball spielt, obwohl sie unterschiedliche Illokutionen darstellen. Jedoch wird nur in (6a) der Anspruch erhoben, dass die Proposition wahr ist, in (b) und (c) hingegen kann dies nicht belegt werden.
2.1.1.1. Glückensbedingungen illokutionärer Akte (Searle)
Damit ein Sprechakt als sprachliches Handeln in der kommunikativen Interaktion seinen Zweck erfüllen kann, müssen jeweils bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. Die zur Erfüllung[7] eines Sprechaktes notwendigen Bedingungen werden in drei Ebenen analytisch und terminologisch unterschieden: Auf basaler Ebene stellen sich Fragen nach den Bedingungen, die für das „Glücken“ eines Sprechaktes im Sinne seiner Sprachproduktion erfüllt sein müssen. Sprache als (sprachliches und soziales) Handeln benötigt hingegen Benutzungsbedingungen, Regeln und Konventionen; das „Gelingen“ des Diskurses resultiert also aus den kooperativen Bemühungen der Interaktionspartner. Zuoberst steht schließlich der kommunikative „Erfolg“ eines Sprechaktes.
Dieses dreistufige Modell untersucht in jedem Fall nicht drei verschiedene Gebiete, sondern die einzelnen Ebenen bauen aufeinander auf. Man darf sich dies nicht dergestalt vorstellen, als handle es sich um eine zeitliche Abfolge der einzelnen Stufen, die der Adressat nacheinander erkennt - zuerst glückt der Sprechakt, dann kann er gelingen und erst danach erfolgreich sein – sondern es ist ein gegenseitiges Einschlussverhältnis: Ein erfolgreicher Sprechakt inkludiert die Tatsache, dass er auch geglückt und gelungen ist.
Hier sollen zunächst gewisse Voraussetzungen abgetastet werden, die generell erfüllt sein müssen, um eine sprachliche Handlung überhaupt zu ermöglichen. Searle beschreibt, unter welchen Umständen ein illokutionärer Sprechakt vollzogen werden kann, „[…] ohne dass diese Bedingungen selber bereits den Vollzug eines illokutionären Aktes voraussetzen.“ (Searle 1992:87). Er gibt hierfür neun Glückensbedingungen an, die er am Beispiel des Versprechens verdeutlicht:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Searle 1992:88ff.; Tabelle nach Meibauer 1999:90)
Searle nimmt hier, wie aus dem Einführungssatz ersichtlich ist, eine ideale Gesprächssituation an, bei der ausgeschlossen wird, dass die Kommunikation zwischen Sprecher S und Hörer H nicht durch äußere Umstände gestört wird, oder es sich um eine komlexere Kommunikationsform (z.B. Ironie, Witz etc.) handelt. Bedingung 1. drückt diese allgemeine Interaktionsbasis aus, indem sie festlegt, dass es einen Sprecher S und Hörer H gibt, die sich auch verständigen und verstehen können.
Als „Bedingungen des propositionalen Gehalts“ bezeichnet Searle (1992:89) die folgenden beiden Punkte 2. und 3.. Ein geglücktes Versprechen muss eine Proposition haben, d.h. der Sprecher muss dem Hörer auch deutlich machen, was er verspricht; anderenfalls wäre der Sprechakt misslungen bzw. sinnlos. Ebenso unmöglich ist es, ein Versprechen rückwirkend oder für eine andere Person abzugeben. Wie die 3. Bedingung aussagt, muss sich der propositionale Gehalt auf die Zukunft und auf eine Handlung des Sprechers beziehen; ist das nicht der Fall, könnte es sich um einen anderen illokutionären Akt handeln, wie etwa das Beteuern.
Die Glückensbedingungen 4. und 5., die so genannten „Einleitungsbedingungen“, sagen zwar nichts über die Beschaffenheit des Aktes aus, aber dennoch sind sie für ein gelungenes Versprechen vonnöten. Der Unterschied des Versprechens zur Drohung liegt darin, dass die versprochene Handlung des Sprechers auch im Sinne des Hörers ist und dieser darüber hinaus ein Interesse daran hat, dass S seine Zusicherung auch tatsächlich realisieren wird. Außerdem muss S auch darüber im Bilde sein, dass seine versprochene Handlung von H gewollt und willkommen ist. Dies wird in 4. speziell für das Versprechen festgelegt, während 5. wiederum eine allgemeine Bedingung für eine Reihe von Illokutionen ist, die besagt, dass der Akt einen Zweck haben muss. Das bedeutet, dass es sinnlos ist, die Ausführung einer Handlung zu versprechen, die ohnehin eintritt und die der Hörer vom Sprecher auch ohne dessen Zusicherung erwartet. Eine Besonderheit des Versprechens ist es, den Hörer glauben zu machen, es sei nicht offensichtlich, dass S die Handlung wirklich ausführt.
Die Bedingungen 6. und 7. hängen augenscheinlich eng zusammen. Searle deckt mit 6. den Faktor der (Un-)Aufrichtigkeit einer illokutionären Äußerung ab. Er geht davon aus, dass ein Versprechen von S ehrlich gemeint sein muss (sonst wären wir schon bei einer Spielart des Lügens) und so legt er mit der „Bedingung der Aufrichtigkeit“ fest, dass S die unverstellte Absicht haben muss, die zugesicherte Handlung auch zu realisieren und sich mit der Versprechens-Äußerung auch genau dazu zu verpflichten (7.). Diese „wesentliche Bedingung“ ist für diesen Akt notwendig, weil, „[…] wenn ein Sprecher zeigen kann, dass er bei seiner Äußerung jene Absicht nicht im Sinn hatte, so gilt das als Beweis dafür, dass seine Äußerung gar kein Versprechen war“ (ebd.:93).
Mit den Glückensbedingungen 3. bis 7. ist der Kern des Versprechens beschrieben, die letzten beiden sind nun aber wiederum allgemeinerer Natur und zielen auf konventional geprägte Umstände und damit verbundene Verhältnisse des gegenseitigen Verstehens ab. Die 8. Glückensbedingung, welche auf Grices Kooperationsprinzip und den dazugehörigen Maximen (vgl. Grice 1968a) aufbaut, formuliert die notwendige Absicht des Sprechers, beim Hörer einen „illokutionären Effekt“ zu erzeugen. Dem Hörer soll also vermittelt werden, was der Sprecher mit seiner Äußerung meint; das Gemeinte entspricht dem Informationsgehalt der Proposition und den illokutionären Indikatoren. Etwas anschaulicher heißt das: Der Adressat soll vom Sprecher dazu gebracht werden, die Äußerung und die damit verbundenen Intentionen aufgrund ihrer konventionalen Bedeutung zu verstehen.
Den Rückschluss hierauf bildet schließlich die 9. Bedingung. Sie setzt voraus, dass „die Bedeutung eines Satzes zum Vollzug […] sowohl auf lexikalischer als auch auf syntaktischer Ebene durch die Bedeutung seiner Elemente vollständig bestimmt [ist].“ (Searle 1992:94). Die Regeln des Äußerungssatzes müssen den systematischen Regeln der betreffenden Sprache folgen und die Bedeutung der Äußerung entsprechend an der vom Sprecher und Hörer verwendeten Sprachausprägung orientiert sein.
Die Bedingungen sollen, wie sie Searle darstellt, bei Erfüllung das Glücken eines prototypischen Falls des illokutionären Versprechens-Aktes garantieren. Wesentlich dabei ist, wie in jeder sprachlichen Handlung auch, dass Sprecher und Hörer sich nicht nur sprachlich, sondern auch hinsichtlich kommunikativer Konventionen und Intentionen verstehen. Jedoch gibt es einige Punkte, die auch für die folgenden Ausführungen zum Akt des Lügens kritisch behandelt werden müssen. So ist es mitunter zu hinterfragen, ob etwa die Bedingungen der Aufrichtigkeit und des propositionalen Gehalts für alle illokutionären Akte zu gelten haben. Wie auch Harnish (1990:177ff.) anmerkt, gibt es durchaus Illokutionen, die keine Proposition erfordern (z.B. grüßen) und für den speziellen Fall des Lügens ist klar, dass die Bedingung der Aufrichtigkeit in der ursprünglichen Form nicht gelten kann. In Bezug auf die Einleitungsbedingungen kritisiert Giese (1992:12f.) den von Searle postulierten Bezug auf die Sprecher- und Hörerseite[8]. Meiner Ansicht nach zurecht, macht sie auf Fälle aufmerksam, in denen der Hörer nur glaubt, der Sprechakt sei vom Sprecher aufrichtig gemeint bzw. in denen der Sprecher nur annimmt, seine Handlungszusicherung sei vom Hörer gewünscht (vgl. Hindelang 1983:87). Da die Lüge aber gerade auf dem verschleierten Willens- und Aufrichtigkeitsanspruch beruht, sollte dieser Einwand auf jeden Fall Berücksichtigung finden.
Man kann also schlussfolgern, dass nicht alle der genannten Bedingungen für das Glücken eines illokutionären Sprechakts vonnöten sind. Zwar hat sich Searle auf den idealtypischen Fall ausgerichtet, dennoch müssen auch weitere, nicht ganz so klassische und indirekte, aber trotzdem alltagssprachlich geläufige Sprechakte berücksichtigt werden. Für die Analyse der Illokution sieht Harnish (1990) schließlich nur die Einleitungsbedingungen und die wesentliche Bedingung als unentbehrlich an. Ich möchte dem hinzufügen, dass die 8. Glückensbedingung durchaus noch für die korrekte und der Sprecherintention entsprechenden Aufnahme des Aktes erforderlich ist, sofern man soziologische Regeln für das Glücken von sozialen Interaktionen im Hinterkopf behält und Kommunikation als Interaktion betrachtet.
Was hier nun für das Versprechen erläutert wurde, lässt schon erahnen, dass auch der Akt des Lügens eine Reihe erfüllte Bedingungen erfordert, um als illokutionärer Sprechakt und möglicherweise sogar als Perlokution Erfolg zu haben. Diese werden auf der gegebenen sprechakttheoretischen Grundlage untersucht werden müssen.
2.1.1.2. Die Klassifizierung von Sprechakten: Die Taxonomie von Searle
Um die vielfältigen möglichen Ausprägungen innerhalb der Kategorie der Illokution besser auseinander halten zu können, wurden zahlreiche Entwürfe zur Klassifizierung einzelner illokutionärer Teilakte. Austin hatte schon erste Versuche dazu gemacht, Searle geht nun weiter und unterscheidet fünf große Sprechaktklassen, wozu er drei wesentliche Kriterien heranzieht. Die einzelnen Gruppen werden repräsentiert durch entsprechende Verben, welche bestimmte Sprechhandlungsmuster anzeigen. Searle nimmt zusätzlich eine feinere Differenzierung dieser Hauptgruppen vor, im Sinne eines knappen Überblicks werde ich mich allerdings auf die grobe Strukturierung der Illokution beschränken (vgl. Searle 1976; Hindelang 1983:45ff.).
Als erstes und wichtigstes Unterscheidungszeichen gibt Searle den „illokutionären Zweck“ an, d.h. „[…] die kommunikativen und praktischen Absichten […], die ein Sprecher mit seiner Äußerung verfolgt (Hindelang 1983:46). Des Weiteren nennt der die „psychische Einstellung“ des Sprechers zur Proposition, wie sie durch die Äußerung zum Ausdruck gebracht wird, (z.B. bedauern, wünschen). Das dritte Kriterium ist schließlich die „Entsprechungsrichtung“, welche sich auf die Ausrichtung und Beziehung zwischen den Worten und der Tatsachenwelt bezieht, also ob sich der Ausdruck nach dem Zustand der außersprachlichen Welt richtet (z.B. feststellen) oder das Ziel verfolgt wird, die Tatsachen den Worten anzupassen (z.B. wünschen).
[...]
[1] 1 Und die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Von allen Bäumen des Gartens dürft ihr nicht essen?
2 Da sagte die Frau zur Schlange: Von den Früchten der Bäume des Gartens essen wir;
3 aber von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens [steht], hat Gott gesagt: Ihr sollt nicht davon essen und sollt sie nicht berühren, damit ihr nicht sterbt!
4 Da sagte die Schlange zur Frau: Keineswegs werdet ihr sterben!
5 Sondern Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses.
(Bibel, 1. Buch Mose 3: 1-5)
[2] „Mein Gott! Die Sprachen der Menschen sind voller Betrügereien!“ (Übersetzung vgl. Weinrich 1970)
[3] Die Terminologie stammt von Saussure, der „Sprache“ unter drei Gesichtspunkten betrachtet: erstens, als Sprachsystem (langue), zweitens, als Sprachverwendung in der gesprochenen Kommunikation (parole), und drittens, als die menschliche Sprechfähigkeit im Allgemeinen (langage), unter deren Oberbegriff langue und parole zusammengefasst werden. (vgl. Saussure 1967)
[4] Zu sozialen Rollen und Interaktionsritualen ist als weiterführende Literatur in den soziologischen Bereich zu empfehlen: Goffman, Erving (1969) „Wir alle spielen Theater“ München: Piper; ders. (1971) „Interaktionsrituale“ Frankfurt/M.: Suhrkamp.
[5] Die Bestimmung des Handlungsbegriffs der Sprache soll hier nur als allgemeine Grundlage dienen und aus diesem Grund auch nur knapp erläutert werden. Für eine ausführliche Beschreibung vgl. Giese (1992) bzw. Harras (1983).
[6] Spezielle Ausnahmefälle stellten für Austin die Wendungen Ich weiß, dass…, Ich vermute, dass… und Ich hoffe, dass… an, da es keine Akte des Wissens, Vermutens und Hoffens gebe. Infolgedessen sind diese Äußerungen primär performativ (vgl. Austin 1972:12,18).
[7] Der Begriff „Erfüllung“ bzw. das „Erfüllen“ einer Behauptung werde ich als Überbegriff für die unterschiedlichen Ebenen des Glückens, Gelingens und Erfolgreichseins eines Sprechaktes verwenden. Falkenberg (1982) entschied sich entsprechend für den negativen Ausdruck „scheitern“.
[8] Im Zusammenhang mit sprecher- und hörerseitigen Einleitungsbedingungen nennt Searle Versprechen, Danken, Auffordern, Gratulieren. Warnen und Raten hingegen schließt er bei diesen doppelseitigen Bedingungen aus und gibt bei ihnen lediglich sprecherseitige Bedingungen an.
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