Durian, Wolf - Kai aus der Kiste. Eine Romananalyse


Hausarbeit, 2006

22 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Autor Wolf Durian

3. Buchanalyse von Kai aus der Kiste
3.1 Inhalt
3.2 Aufbau und Sprache
3.3 Figurenkonstellationen
3.3.1 Kai
3.3.2 Die „Schwarze Hand“
3.3.3 Mister Joe Allen van Braams
3.3.4 Herr Kubalski
3.3.5 Nebencharaktere

4. Die Weimarer Republik

5. Kinderliteratur der Neuen Sachlichkeit

6. „Kai aus der Kiste“ – ein Klassiker?

7. „Kai aus der Kiste“ im Jahr 2006?

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der folgenden Arbeit soll Wolf Durians erstes Werk „Kai aus der Kiste“ vorgestellt und untersucht werden. Dazu wird zunächst kurz auf den Inhalt sowie den Autor des Buches eingegangen. Folgend soll der Aufbau des Romans und dessen Sprache analysiert werden. In einem weiteren Schritt wird als erstes das Kindheitsbild unter besonderer Berücksichtigung des Protagonisten Kai sowie der „Schwarzen Hand“ herausgearbeitet und anschließend das Erwachsenenbild des Romans dargestellt. Dabei soll auch das Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen thematisiert werden.

Als ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit werden die Lebensumstände /- umfelder, in denen das Buch spielt, betrachtet. Außerdem soll eine Einordnung in den zeitlichen Kontext der Buchentstehung gegeben werden.

Abschließend möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, inwieweit das Buch den Status eines Klassikers hat und wie dieser sich gegebenenfalls begründen lässt. Auch werde ich überlegen, inwiefern „Kai aus der Kiste“ noch für die heutige Jugend lesenswert sein könnte.

2. Der Autor Wolf Durian

Wolf Durian wurde 1892 in Stuttgart geboren.

Bereits mit 13 Jahren versuchte er nach Amerika zu reisen. Da seine Bemühungen scheiterten, erfüllte Durian sich seinen Traum nach dem Abitur. Er arbeitete in verschiedenen Staaten als Tellerwäscher, Holzfäller, Gärtner, Cowboy sowie als Postreiter.

Nach seiner Rückkehr studierte Durian Germanistik und Zoologie und arbeitete als Journalist und Übersetzter für verschiedene Zeitungen. Anschließend wurde er Chefredakteur der Berliner Kinderzeitschrift "Der heitere Fridolin". Diese erschien von 1921-1928 im Ullstein Verlag Berlin und ist die bekannteste aller verkauften Kinderzeitungen der damaligen Zeit.[1] Durian hat zahlreiche Kinder- und Jugendbücher geschrieben, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Seine Bücher beinhalten meist abenteuerliche Themen „mit stark biographischem

Einschlag, die von seiner Liebe zur Natur, zu den Tieren und zu fremden Ländern erzählen.“[2] SSein größter Erfolg war das Jugendbuch "Kai aus der Kiste". Es entstand 1924 als Fortsetzungsroman für die Zeitschrift „Der heitere Fridolin" und erschien 1926 zum ersten Mal als Buch. Das Kinderbuch wurde in viele Sprachen übersetzt, Hörspiele und Theaterstücke und Verfilmungen entstanden. Der Prüfungsausschuss der Jugendschriftenwarte lehnte das Buch bereits 1927 ab und begründete dies mit der zu starken Darstellung des Amerikanismus. Die Nazis verboten das Werk während ihres Regimes sogar komplett, da es ihnen zu proamerikanisch erschien.

Wolf Durian starb 1969 in seiner Wahlheimat Berlin.[3] [4]

3. Buchanalyse des Buches „Kai aus der Kiste“

3.1 Inhalt

Wolf Durians Kinderroman spielt in Berlin Anfang der zwanziger Jahre. Der Protagonist Kai, ein zwölf bis dreizehnjähriger Berliner Straßenjunge, ist Anführer der Bande „Schwarze Hand“.

Mister Joe Allan van Braams, amerikanischer Zigarettenfabrikant, möchte sein Produkt in Deutschland vermarkten und sucht einen passenden Reklameagenten. Doch bevor der Zigarettenkönig Kai als potentiellen Bewerber zulässt, muss es dieser binnen einer Nacht schaffen, die ganze Stadt von ihm sprechen zu lassen. Mit Hilfe seiner Bande schafft Kai dies problemlos. Für die gewonnene Wette bekommt Kai 1000 Dollar von Mister Allan, die er kameradschaftlich mit seiner Bande teilt. Von seinem Anteil kauft der Junge seiner Schwester Erika ihre innigst gewünschte Puppe. Nach dieser Hürde darf der Protagonist in den Kampf um den Posten des Reklamekönigs gegen den diplomierten Reklameagenten Herr Kubalski treten. Obwohl Alexander Kubalski mit allem Mitteln versucht Kai aus dem Rennen zu bringen und sogar die Polizei ihn jagt, schafft der Junge es mit tatkräftiger Unterstützung der „Schwarzen Hand“ Mister Joe Allan zu überzeugen.

Zwölf Jahre später ist Kai Chef einer Reklamefabrik, für die er hart und fleißig gearbeitet hat.

Interessanterweise war in bisherigen diversen Auflagen dieses Buch der Gegenstand, für den Reklame gemacht werden sollte, verschieden. In der Originalfassung bzw. Fortsetzungsgeschichte der Jugendzeitschrift der „Heitere Fridolin“ sollten Kai und Herr Kubalski noch eine Werbekampagne für Schokolade erstellen. Als 1926 die Buchfassung erscheinen sollte, lieferten sich Zigarettenmarken wahre Reklameschlachten und so wurde aus dem Schokoladenkönig ein Zigarettenkönig. Die Verfilmung des Buches im Jahr 1989 wählte die Vermarktung eines Kaugummis. Erst die neueren Buchauflagen, die das Buch als Klassiker verkaufen möchten, entschieden sich wieder für den Kampf um den besten Schokoladenreklamekönig.

Ansonsten sind die Bücher, die von den verschiedensten Verlagen neu aufgelegt wurden, inhaltlich mit der Originalausgabe beinahe identisch. Ein kleiner Unterschied fand sich nur im Vergleich der Originalausgabe mit der Dressler Ausgabe von 2004. Hier werden beginnend die Charaktere kurz vorgestellt. Des Weiteren wird Kai in der Ausgabe von 1926 nach zwölf Jahren Reklamekönig, in der Dressler Ausgabe hingegen ist nur aus dem kleinen ein großer Kai geworden.

3.2 Aufbau und Sprache

„Kai aus der Kiste“ ist ein „Großstadtmärchen“. Der Untertitel des Buches „Eine ganz unglaubliche Geschichte“ verdeutlicht dies. Kai steigt glorreich vom Straßenjungen zum Reklamekönig auf. Er steht damit für die Realisierung des amerikanischen Traums vom Tellerwäscher zum Millionär.

Günter Lange zählt das Buch „Kai aus der Kiste“ zum Genre Krimi. Dieser Meinung kann ich mich nur teilweise anschließen. Zwar wird die Schwarze Hand von der Polizei gejagt, doch handelt es sich nur vordergründig um einen Kriminalfall. Wichtigster Bestandteil des Buches ist Kais Aufstieg.

Durians Werk besteht aus 14 Kapiteln, die sich auf 79 Seiten aufteilen. Das letzte Kapitel ist zweigeteilt und beschreibt neben Kais Wettgewinn sein Leben zwölf Jahre später. Interessant ist es, dass die Originalausgabe neben jeder Seitenangabe in wenigen Worten den Inhalt dieser Seite verrät und so zum weiterlesen motiviert.

„Es kommt noch schlimmer“[5]

„Jetzt heißt´s laufen“[6]

„ Ein Herr, der den Himmel betrachtet“[7]

Das Buch beinhaltet mehrere schwarz-weiß karikaturistische Federzeichnungen. “Die Darstellung Kais erinnert dabei an den Kinderschauspieler Jacky Coogan, der in dieser Zeit zusammen mit Charlie Chaplin im erfolgreichen Stummfilm The Kid auftrat.“[8] Die Zeichnungen ergänzen den Text, der jedoch leicht zu verstehen ist. Zudem werden die Bilder durch Abbildungen von Reklame- und Handzetteln sowie durch Briefe und Plankate ergänzt. Diese heben sich durch verschiedene Schrifttypen vom Erzähltext ab.

Die Neue Sachlichkeit spiegelt sich auch in der Sprache des Buches wider. Lokale Dialekteinfärbungen prägen den großen Dialoganteil des Buches. So kommen einige Amerikanismen wie „well“ oder „all right“ vor, die die Lässigkeit des Amerikaners betonen. Aber auch der Berliner Mundart, wie beispielsweise „morjen“ ist zu erkennen. Auch das Gestotter des Hausknechts Emil ist wörtlich abgedruckt. Durian war der erste Autor, der seinem Roman diesen flapsigen Jugendjargon verpasste, der später von Autoren wie Kästner und Weidemann übernommen wurde.

Anhand der vielen Ortsangaben hat der Leser die Möglichkeit, das Umfeld, in dem der Roman spielt, an einer Stadtkarte nachzuvollziehen.

Seine Geschichte erzählt Wolf Durian in einem rasanten Tempo. Die U-Bahnen rasen, Autos bremsen und hupen, Reifen quietschen. Diese Hektik und Schnelligkeit spiegelt das Leben in Berlin wider. Teilweise wirken die Perspektiven aus denen erzählt wird wie filmische Kameraeinstellungen. So verliert sich beispielsweise plötzlich der Blick auf Kai in der Menschenmasse, doch kurze Zeit später taucht der Junge zufällig an einer anderen Stelle wieder auf. Viele Ausrufe, schnelle Verben wie zum Beispiel „klatschte, sauste, rannte“ bringen zusätzlich Tempo in die Geschichte, das durch onomatopoetische Einwürfe („patsch, huuuuuiiiit, ritsch“) erhöht wird.

Neben dieser Schnelligkeit wird aber auch die Schönheit der Natur in der Großstadt beschrieben.

„Herrlich war es im Park. Der Springbrunnen plätscherte, und der Wind rauschte in dem Laub der Plantanen. Mister Joe Allan suchte einen einsamen Weg auf. Da waren Wiesen und Silberpappeln. Eine Amsel hüpfte auf dem Rasen und pickte nach den Regenwürmern. Und dann kam der kleine Zypressenhain, in dem das Marmordenkmal von Marktgraf Gottlieb dem Dicken stand.“[9]

Auf sehr charmante Art und Weise und oft auch nur andeutungsweise beschreibt der Autor seine Figuren. Seine spitzfindigen, teilweise auch ironischen Darstellungen der Polizisten zum Beispiel machen einen Großteil des amüsanten Unterhaltungswertes dieses Buches aus.

[...]


[1] http://dideldum.gmxhome.de/heitere%20fridolin%201.htm. 06.03.2006.

[2] http://www.stuttgart.de/chilias/kufior/durian1.htm. 23.02.2006.

[3] http://www.stuttgart.de/chilias/kufior/durian1.htm. 23.02.2006.

[4] http://www.dtvjunior.de/dtvjunior.cfm?wohin=dtvnr70582&bereich=K. 23.02.2006.

[5] Durian, Wolf: Kai aus der Kiste. Leipzig und Wien1: Franz Schneider Verlag 1927.S.68.

[6] Kai aus der Kiste: Durian 1927: S.70.

[7] Kai aus der Kiste: Durian 1927: S.47.

[8] Kümmerling - Meibauer, Bettina: Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur. Ein internationales

Lexikon. 2 Bände. Stuttgart 1999.

[9] Durian, Wolf: Kai aus der Kiste. Leipzig und Wien1: Franz Schneider Verlag 1927.S.45.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Durian, Wolf - Kai aus der Kiste. Eine Romananalyse
Hochschule
Universität Münster  (Germanistisches Institut)
Veranstaltung
Klassiker der Kinder-und Jugendliteratur
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
22
Katalognummer
V55608
ISBN (eBook)
9783638505123
ISBN (Buch)
9783656812883
Dateigröße
504 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Neben der Romananlyse stellt die Kinderliteratur der "Neuen Sachlichkeit" einen Schwerpunkt der Hausarbeit dar. Zudem wird das Leben der Kinder während der Weimarer Republik thematisiert. Abschließend wird die Frage nach dem Klasssikerstatuts des Buches diskutiert.
Schlagworte
Durian, Wolf, Kiste, Eine, Romananalyse, Klassiker, Kinder-und, Jugendliteratur
Arbeit zitieren
Stefanie Pütz (Autor:in), 2006, Durian, Wolf - Kai aus der Kiste. Eine Romananalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55608

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