Der früheste Erfindungsort des Wagens liegt nach derzeitiger Fundchronologie im Gebiet der
mitteleuropäischen Trichterbecherkultur. Entgegen weit verbreiteter Meinung belegen die „Schlitten-Piktogramme“ aus Uruk keine Wagen, so dass die frühesten mitteleuropäischen Nachweise des Wagens sogar vier bis fünf Jahrhunderte älter als die frühesten mesopotamischen sind. Die Wagennachweise aus der Trichterbecherkultur sind weltweit am ältesten.
Nicht nur die derzeitige Fundchronologie, sondern vor allem die seinerzeitigen naturräumlichen und sozioökonomischen Bedingungen in Mesopotamien einerseits und Mitteleuropa andererseits sowie Innovations- bzw. Erfindungsfaktoren hinsichtlich des Wagens, sprechen für seinen mitteleuropäischen Ursprung. In Mitteleuropa bestanden hinreichende Innovationsvoraussetzungen und hoher Transportbedarf. Die mesopotamischen Innovationshemmnisse hinsichtlich des Wagens (insbesondere Sklaven, Kanäle und Esel) fehlten in Mitteleuropa; und die Nichterfindungen des Wagens in den komplexen Andenkulturen und in China zeigen, dass eine „Hochkultur“ bzw. Verstädterung für eine Wagenerfindung nicht maßgeblich war.
Mitteleuropa bzw. die Trichterbecherkultur war, zumindest nach derzeitiger Fund- und Sachlage, nicht nur der früheste, sondern wohl auch der einzige Erfindungsort des Wagens. Von dort drang die Erfindung, die Wagenidee, nicht nur über die Wartbergkultur zur Horgener Kultur, sondern auch nach Osteuropa und, wohl über „südrussische“ Steppen und den Kaukasus, nach Mesopotamien. Die Diffusion der Wagenidee ist wesentlich wahrscheinlicher als eine polyzentrische Erfindung.
Inhaltsverzeichnis
- ZUSAMMENFASSUNGEN
- EINLEITUNG
- FUNDCHRONOLOGIE
- Mesopotamien
- Mitteleuropa
- „Ukrainische“ Tripol`e-Kultur, „südrussische“ Majkop-Kultur und „ungarische“ Badener Kultur
- INNOVATIONSFAKTOREN UND WAGENNUTZUNG
- Mesopotamische Innovationshemmnisse
- Südamerika und China
- Mitteleuropäische Innovationsfaktoren
- Mitteleuropäische Wagennutzung
- DIFFUSION DER WAGENERFINDUNG VON MITTELEUROPA
- FAZIT
- LITERATUR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Frage nach dem Ursprung des Wagens und analysiert die verschiedenen Theorien, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen. Er stellt die derzeitige Fundchronologie in den Vordergrund und argumentiert, dass der Wagen nicht, wie lange angenommen, in Mesopotamien, sondern in Mitteleuropa erfunden wurde. Der Text beleuchtet die Innovationsfaktoren und Wagennutzung in beiden Regionen und untersucht die Diffusion der Wagenidee von Mitteleuropa nach Mesopotamien.
- Fundchronologie des Wagens
- Innovationsfaktoren und Wagennutzung in Mesopotamien und Mitteleuropa
- Diffusion der Wagenidee von Mitteleuropa nach Mesopotamien
- Kritik an etablierten Ursprungstheorien
- Bedeutung des Wagens als technische Neuerung in der Urgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit einer Zusammenfassung der aktuellen Forschungslage zum Ursprung des Wagens. Er stellt fest, dass die gängige Annahme, der Wagen sei in Mesopotamien erfunden worden, durch neue Funde in Frage gestellt wird. Die Fundchronologie zeigt, dass der Wagen in Mitteleuropa bereits in der Mitte des vierten Jahrtausends v. u. Z. nachgewiesen ist, während die ältesten mesopotamischen Wagenbelege erst aus dem Beginn des dritten Jahrtausends v. u. Z. stammen. Der Text argumentiert, dass die „Schlitten-Piktogramme“ aus Uruk, die oft als Beweis für den frühen Wagen in Mesopotamien angeführt werden, in Wirklichkeit nur Schlitten darstellen.
Im weiteren Verlauf des Textes werden die Innovationsfaktoren und die Wagennutzung in Mesopotamien und Mitteleuropa verglichen. Der Text argumentiert, dass in Mitteleuropa die Voraussetzungen für die Erfindung des Wagens günstiger waren als in Mesopotamien. In Mesopotamien gab es Sklaven, Kanäle und Esel, die den Transportbedarf reduzierten und somit die Notwendigkeit für den Wagen verringert haben. In Mitteleuropa hingegen bestand ein hoher Transportbedarf, der die Erfindung des Wagens begünstigte.
Der Text untersucht auch die Diffusion der Wagenidee von Mitteleuropa nach Mesopotamien. Er argumentiert, dass die Wagenidee wahrscheinlich von Mitteleuropa über die Wartbergkultur zur Horgener Kultur und von dort nach Osteuropa und Mesopotamien verbreitet wurde.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Ursprung des Wagens, die Fundchronologie, die Innovationsfaktoren, die Wagennutzung, die Diffusion der Wagenidee, die Trichterbecherkultur, Mesopotamien, Mitteleuropa, die „Schlitten-Piktogramme“ aus Uruk, die Wartbergkultur und die Horgener Kultur. Der Text beleuchtet die Bedeutung des Wagens als technische Neuerung in der Urgeschichte und stellt die gängige Annahme, der Wagen sei in Mesopotamien erfunden worden, in Frage.
- Quote paper
- Dr. Gerald Görmer (Author), 2008, Der Ursprung des Wagens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114460