Nicht erst seit dem politischen Umbruch in der Sowjetunion, herbeigeführt durch die Perestroika-Bewegung, und die darauf folgende Abspaltung der baltischen Staaten, besitzt Kaliningrad einen Sonderstatus unter den russischen Gebieten. Dieser ist sicherlich nicht ausschließlich durch die Tatsache zu erklären, dass Kaliningrad durch die neue politische Ordnung zu einer Enklave, bzw. einer Exklave Russlands geworden ist. Die Gründe für die Sonderstellung Kaliningrads sind selbstverständlich auch auf historischer Ebene zu suchen. Früher Hauptstadt Ostpreußens und Residezstadt der preußischen Monarchie, wurde sie nach 1945 Teil der Sowjetunion. Die deutsche Bevölkerung wurde fast vollständig vertrieben oder umgesiedelt und es fand eine staatlich gelenkte Ansiedlung sowjetischer Bürger und Bürgerinnen statt. Zudem wurde das Gebiet als militärischer Vorposten Russlands zum militärischen Speergebiet erklärt. Die gesamte Industrieansiedlung war dadurch stark auf militärische Belange ausgerichtet. Erst im Zuge der Perestroika-Bewegung wurde das Speergebiet aufgehoben und wieder frei zugänglich. Diese politische Instrumentalisierung des Gebietes hatte weit reichende politische, gesellschaftliche und auch wirtschaftliche Folgen für das gesamte Gebiet. Die Auswirkungen sind bis heute präsent.
Nachdem Kaliningrad zu einer Enklave geworden ist, musste Moskau auf die wirtschaftlichen Probleme, welche sich durch diese besondere Situation ergaben, reagieren. Die Folgen waren insbesondere die Einrichtung verschiedener Sonderwirtschaftszonen für das Kaliningrader Gebiet. Rückblickend kann behauptet werden, dass die russische Wirtschaftspolitik sich diesbezüglich in erster Linie durch Inkonstanz auszeichnete.
Schwerpunkt dieser Arbeit wird es sein, die verschiedenen freien Wirtschaftszonen und Sonderwirtschaftszonen zu beschreiben und auch kritisch zu bewerten sowie Gründe für das Scheitern einzelner Regelungen zu suchen. Abschließend wird in sehr knapper Form zudem die neue Situation Kaliningrads geschildert und analysiert, in der sich das Gebiet durch die EU-Erweiterung von 2004 befindet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die freie Wirtschaftszone „Jantar“
- 2.1 Das Gesetz
- 2.2 Gründe für das Scheitern der freien Wirtschaftszone Jantar
- 3. Das Gesetz „Über die Sonderwirtschaftszone im Kaliningrader Gebiet“
- 3.1 Das Gesetz
- 3.2 Bewertung des Gesetzes „Über die Sonderwirtschaftszone im Kaliningrader Gebiet“
- 4. Ein dritter Anlauf mit neuen Schwerpunkten für die Sonderwirtschaftszone
- 5. Bewertung des neuen Gesetzes, der aktuellen Situation und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Entwicklung und den Erfolg (oder Misserfolg) der Sonderwirtschaftszonen im Kaliningrader Gebiet seit 1991. Sie untersucht die verschiedenen gesetzlichen Regelungen und deren Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation der Region. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Gründen für das Scheitern der ersten Versuche, eine prosperierende Wirtschaftszone zu etablieren.
- Entwicklung der Sonderwirtschaftszonen im Kaliningrader Gebiet
- Analyse der jeweiligen gesetzlichen Rahmenbedingungen
- Bewertung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Sonderwirtschaftszonen
- Ursachen für Erfolge und Misserfolge der verschiedenen Ansätze
- Der Einfluss der politischen Situation auf die wirtschaftliche Entwicklung Kaliningrads
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Sonderstatus Kaliningrads als russische Exklave nach dem Zerfall der Sowjetunion. Sie erläutert die historischen Hintergründe, die militärische Nutzung des Gebietes und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Probleme. Die Arbeit kündigt die Analyse verschiedener Sonderwirtschaftszonen an, die als Reaktion auf diese Probleme geschaffen wurden, und befasst sich mit den Gründen für deren unterschiedlichen Erfolg. Die besondere geografische Lage und die daraus resultierenden Herausforderungen für die wirtschaftliche Entwicklung werden als zentrale Problematik herausgestellt.
2. Die freie Wirtschaftszone „Jantar“: Dieses Kapitel befasst sich mit dem ersten Versuch, eine Sonderwirtschaftszone in Kaliningrad zu etablieren – die Freie Wirtschaftszone „Jantar“. Es beschreibt das 1991 verabschiedete Gesetz mit seinen liberalen Bestimmungen, die darauf abzielten, sowohl russische als auch ausländische Investoren anzulocken. Trotz anfänglicher Erfolge und einer gewissen wirtschaftlichen Belebung, wird der unerwartete und abrupte Rückzug der russischen Regierung unter Jelzin 1994 als entscheidender Faktor für das Scheitern dieser Initiative dargelegt, wobei die Gründe für diesen Rückzug und die langfristigen Folgen für die Region analysiert werden. Die anfänglichen hohen Erwartungen und die Bezeichnung als „Hongkong Russlands“ stehen im Kontrast zum tatsächlichen Verlauf.
3. Das Gesetz „Über die Sonderwirtschaftszone im Kaliningrader Gebiet“: Dieses Kapitel beschreibt das zweite Gesetz zur Einrichtung einer Sonderwirtschaftszone im Kaliningrader Gebiet. Die Arbeit analysiert die Bestimmungen des Gesetzes, evaluiert seine Stärken und Schwächen im Kontext der vorherigen Erfahrungen mit der Freien Wirtschaftszone „Jantar“. Der Fokus liegt auf einer kritischen Bewertung der Gesetzesgrundlagen und deren Effektivität zur Förderung wirtschaftlicher Entwicklung. Es wird untersucht, inwiefern das Gesetz die Probleme der Region adressiert und welche Faktoren zum Erfolg oder Misserfolg beigetragen haben.
4. Ein dritter Anlauf mit neuen Schwerpunkten für die Sonderwirtschaftszone: Dieses Kapitel befasst sich mit einem neueren Ansatz zur Entwicklung der Sonderwirtschaftszone. Die beschriebenen Schwerpunkte unterscheiden sich von den vorherigen Versuchen. Es wird analysiert, welche neuen Strategien verfolgt wurden und welche Ziele damit verfolgt wurden. Die Zusammenfassung konzentriert sich auf die zentralen Unterschiede zu den vorherigen Ansätzen und evaluiert die Erfolgsaussichten dieses neuen Konzepts im Kontext der vorherigen Erfahrungen und der geopolitischen Lage Kaliningrads.
Schlüsselwörter
Kaliningrad, Sonderwirtschaftszone, Jantar, Russland, Wirtschaftsentwicklung, Investitionen, Geopolitik, EU-Erweiterung, Wirtschaftspolitik, Exklave, Scheitern, Erfolg, Gesetzgebung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse der Sonderwirtschaftszonen im Kaliningrader Gebiet
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Entwicklung und den Erfolg (oder Misserfolg) der Sonderwirtschaftszonen im Kaliningrader Gebiet seit 1991. Sie untersucht die verschiedenen gesetzlichen Regelungen und deren Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation der Region. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Gründen für das Scheitern der ersten Versuche, eine prosperierende Wirtschaftszone zu etablieren.
Welche Sonderwirtschaftszonen werden untersucht?
Die Arbeit befasst sich hauptsächlich mit drei Phasen der Entwicklung von Sonderwirtschaftszonen im Kaliningrader Gebiet: der Freien Wirtschaftszone „Jantar“ (als erster Versuch), dem Gesetz „Über die Sonderwirtschaftszone im Kaliningrader Gebiet“ (als zweiter Versuch) und einem dritten Anlauf mit neuen Schwerpunkten.
Was sind die zentralen Themen der Analyse?
Die Analyse konzentriert sich auf die Entwicklung der Sonderwirtschaftszonen, die Analyse der jeweiligen gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Bewertung der wirtschaftlichen Auswirkungen, die Ursachen für Erfolge und Misserfolge und den Einfluss der politischen Situation auf die wirtschaftliche Entwicklung Kaliningrads.
Wie wird die Freie Wirtschaftszone „Jantar“ bewertet?
Die Freie Wirtschaftszone „Jantar“ wird als erster Versuch beschrieben, der trotz anfänglicher Erfolge und wirtschaftlicher Belebung aufgrund des unerwarteten Rückzugs der russischen Regierung 1994 scheiterte. Die Gründe für diesen Rückzug und die langfristigen Folgen werden analysiert. Der Kontrast zwischen den anfänglichen hohen Erwartungen („Hongkong Russlands“) und dem tatsächlichen Verlauf wird hervorgehoben.
Wie wird das Gesetz „Über die Sonderwirtschaftszone im Kaliningrader Gebiet“ bewertet?
Das Kapitel analysiert das zweite Gesetz, evaluiert seine Stärken und Schwächen im Kontext der Erfahrungen mit „Jantar“ und bewertet seine Effektivität zur Förderung wirtschaftlicher Entwicklung. Es untersucht, inwiefern das Gesetz die Probleme der Region adressiert hat.
Was zeichnet den dritten Anlauf zur Entwicklung einer Sonderwirtschaftszone aus?
Der dritte Anlauf wird als ein Ansatz mit neuen Schwerpunkten beschrieben, der sich von den vorherigen Versuchen unterscheidet. Die Analyse konzentriert sich auf die neuen Strategien, Ziele und die Erfolgsaussichten im Kontext der vorherigen Erfahrungen und der geopolitischen Lage Kaliningrads.
Welche Rolle spielt die geografische Lage Kaliningrads?
Die besondere geografische Lage Kaliningrads als russische Exklave und die daraus resultierenden Herausforderungen für die wirtschaftliche Entwicklung werden als zentrale Problematik herausgestellt. Der Einfluss der geopolitischen Lage und der EU-Erweiterung wird ebenfalls berücksichtigt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Kaliningrad, Sonderwirtschaftszone, Jantar, Russland, Wirtschaftsentwicklung, Investitionen, Geopolitik, EU-Erweiterung, Wirtschaftspolitik, Exklave, Scheitern, Erfolg, Gesetzgebung.
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zur Freien Wirtschaftszone „Jantar“, ein Kapitel zum Gesetz „Über die Sonderwirtschaftszone im Kaliningrader Gebiet“, ein Kapitel zum dritten Anlauf mit neuen Schwerpunkten und ein Fazit/Bewertung.
Wo finde ich weitere Informationen?
Diese FAQ bietet eine Zusammenfassung. Für detaillierte Informationen wird auf den vollständigen Text verwiesen (der Link zum vollständigen Text wäre hier einzufügen).
- Quote paper
- Ingo Schultz (Author), 2006, Die Kaliningrader Sonderwirtschaftszonen der letzten 15 Jahre im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67683