Anfang der 80´er Jahre veröffentlichte Peter Rühmkorf mit „Auf Wiedersehen in Kenilworth“
und der Sammlung „Der Hüter des Misthaufens - Aufgeklärte Märchen“ zahlreiche Märchen.
Damit wagt er den Sprung in ein neues Terrain, denn zuvor war noch keine fiktive Prosa von
ihm erschienen. Was ihn dazu veranlaßte, was den Dichter zu den Märchen brachte, soll hier
aber nicht untersucht werden, weil die Beschäftigung mit den Märchen keine Besonderheit
darstellt, sondern eher ein Trend der Zeit war.
In den 70’er Jahren zog das Märchen wieder in die Literatur ein. Es wurden viele
Neufassungen bekannter Volksmärchen geschrieben, die meist in Sammlungen von Märchen
mehrer Autoren, wie „Das Große Deutsche Märchenbuch“ oder „Märchen, Sagen und
Abenteuergeschichten auf alten Bilderbogen, neu erzählt von Autoren unserer Zeit“
erschienen. Daneben stehen Sammlungen eines einzigen Autors wie „Wer hat Dornröschen
wachgeküsst? Das Märchen-Verwirrbuch“ von Iring Fetscher oder „JANOSCH erzählt
Grimm´s Märchen“ von Horst Eckert (Janosch). Die Gattung Märchen zog aber auch in den
Roman ein, hier wurden sie als Erzählung auf der Ebene der Erzählung integriert, erscheinen
also als Binnenmärchen.
Außerdem wurde auf theoretischer Ebene über das Erziehungsziel der Märchen diskutiert. In
dieser kontroversen Diskussion wurde dem Märchen einerseits ein repressiver Charakter
unterstellt, andererseits wurde im Märchen „etwas durchaus Subversives“ ausgemacht. Von
dem repressiven Geist sollte das Märchen wohl durch die neuen Versionen befreit werden.
Beschäftigt man sich mit Märchen, führt dies unumgänglich zur Diskussion über den
Gattungsbegriff und dessen Definition, dieser soll hier aus dem Weg gegangen werden.
Märchen deren Autor nicht bekannt ist, wie die aus der Sammlung der Gebrüder Grimm,
sollen als Volksmärchen, solche von namentlich bekannten Autoren als Kunstmärchen oder,
wenn es sich um Neufassungen von Volksmärchen handelt, als Neufassung bezeichnet
werden.
In dieser Arbeit soll gezeigt werden, wie Rühmkorf durch seine Märchen an der Diskussion
über das Erziehungsziel teilnahm. Ob sich seine Märchen in eine Reihe mit Märchen anderer Autoren stellen lassen, oder ob sie sich von ihnen unterscheiden. Am Ende gilt es schließlich
die Frage zu beantworten, ob Rühmkorfs Märchen in sein Parodiekonzept passen, oder ob er
mit ihnen eher in der Tradition des Antimärchen steht. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Märchen in Peter Rühmkorfs Werk
- Auf Wiedersehen in Kenilworth
- Der Hüter des Misthaufens
- Märchenfragmente in „TaBu"
- Märchen von Zeitgenossen
- Märchensammlungen
- Märchen, Sagen und Abenteuergeschichten auf alten Bilderbogen, neu erzählt von Autoren unserer Zeit
- Iring Fetscher: Wer hat Dornröschen wachgeküßt? Das Märchen- Verwirrbuch
- Binnenmärchen in Günter Grass: „Der Butt" und Ingeborg Bachmanns „Malina"
- Märchensammlungen
- Vergleich von zwei Märchen aus „Der Hüter des Misthaufens" mit Märchen anderer Autoren
- Peter Rühmkorf „Rotkäppchen und der Wolfspelz" und Iring Fetscher „Rotschöpfchen und der Wolf"
- Peter Rühmkorf „Blaubarts letzte Reise" und Heinz von Cramer „Ritter Blaubart"
- Eine Gattung für die Märchen Rühmkorfs
- Peter Rühmkorfs Parodie Konzept
- Peter Rühmkorfs Märchen: Antimärchen oder Parodie?
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Märchen des Autors Peter Rühmkorf und setzt sie in den Kontext der Märchendiskussion der 1970er Jahre. Sie untersucht, ob Rühmkorfs Märchen in die Tradition des Antimärchens einzuordnen sind oder ob sie eher ein eigenes Parodiekonzept verfolgen.
- Rühmkorfs Märchen im Kontext der Märchendiskussion der 1970er Jahre
- Analyse von Rühmkorfs Parodiekonzept
- Vergleich von Rühmkorfs Märchen mit anderen Neufassungen von Volksmärchen
- Die Rolle des Wunderbaren in Rühmkorfs Märchen
- Die Frage nach dem Erziehungsziel von Märchen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt alle Märchenveröffentlichungen Rühmkorfs vor, insbesondere die beiden Märchen „Rotkäppchen und der Wolfspelz“ und „Blaubarts letzte Reise“, die in den folgenden Kapiteln genauer analysiert werden. Der zweite Abschnitt beleuchtet verschiedene Märchensammlungen der 1970er Jahre, darunter „Märchen, Sagen und Abenteuergeschichten auf alten Bilderbogen, neu erzählt von Autoren unserer Zeit“ und „Wer hat Dornröschen wachgeküßt? Das Märchen- Verwirrbuch“ von Iring Fetscher. Außerdem werden die Binnenmärchen in Günter Grass' „Der Butt“ und Ingeborg Bachmanns „Malina“ kurz vorgestellt. Das dritte Kapitel vergleicht Rühmkorfs Neufassungen von „Rotkäppchen“ und „Blaubart“ mit den Versionen von Fetscher und Heinz von Cramer. Es wird untersucht, wie Rühmkorf die ursprünglichen Märchen deutet und kritisiert. Das vierte Kapitel analysiert Rühmkorfs Parodiekonzept und stellt die Frage, ob seine Märchen eher als Antimärchen oder Parodien zu bezeichnen sind.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Peter Rühmkorf, Märchen, Antimärchen, Parodie, Volksmärchen, Neufassungen, Erziehungsziel, Märchendiskussion, 1970er Jahre, „Der Hüter des Misthaufens“, „Rotkäppchen“, „Blaubart“, Iring Fetscher, Heinz von Cramer, Günter Grass, „Der Butt“, Ingeborg Bachmann, „Malina“.
- Arbeit zitieren
- Michael Kossack (Autor:in), 2001, Peter Rühmkorfs Märchen - Anders als die der ART-Genossen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6851
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