Im zurückliegenden Jahrhundert war die politische Landkarte von vielen in der Ausprägung zum Teil sehr unterschiedlichen totalitären und autoritativen Regimen übersät. Noch heute finden wir eine ganze Reihe autoritativer Regime in Asien, Afrika und in Mittel- und Südamerika und nicht nur dort. Selbst viele sogenannte Demokratien tragen noch autoritative Muster in ihren politischen Umgangsformen.
Bei totalitären Systemen konnte sich, um am Beispiel zu bleiben, das faschistische Regime in Deutschland auf eine beträchtliche Zustimmung in der Bevölkerung stützen. Die Hitler-Partei bekam bei der Reichstagswahl vom 5.3.1933 fast 44 % der Stimmen. Auch wenn es danach keine Wahlen im bis dahin praktizierten Sinne mehr gab, so konnte das Regime doch große Teile der Bevölkerung an seiner Seite wissen, und ein erhebliches Quantum an Mitläufertum war zu verzeichnen. Auf einen derartigen Beifall konnte natürlich nur ein Teil der Diktaturen bauen.
Unsere Frage, die wir zu stellen haben ist, ob der Trend zu mehr demokratisch verfaßten Gemeinwesen, wie er in den vergangenen Jahrzehnten zu verzeichnen war - kann dieser sich fortsetzen oder ist dies nur ein Zwischenspiel. Oder um anders zu fragen, ist Hitler nur ein Vorläufer, wie Carl Amery für einen seiner letzten Buchtitel formuliert hat? Laufen wir in gesellschaftliche Verhältnisse hinein, die freie demokratische Verhältnisse gefährden?
Innerhalb dieser Fragestellung ist von besonderem Interesse, wie die sozialpsychologische Konstitution der Bevölkerung bzw. auch des Menschen an sich beschaffen ist und welche Elemente eine unterstützende Rolle für eine autoritative bzw. auch diktatorische Entwicklungsrichtung begünstigen und welche sie hemmen.
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Inhaltsverzeichnis
- Einstieg und allgemeine Betrachtungen
- Der Faktor Mensch
- Biophilie und Nekrophilie
- Haben oder Sein als Existenzweisen: Fromm, Gebser und Bahro
- Die ökologische Gefährdung
- Abschließender Exkurs: Ökologie und Existenzweise des Seins
- Benutzte und erwähnte Literatur
- Endnoten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Gefahr des Aufkommens autoritärer und totalitärer Systeme in der ökologischen Krise. Sie analysiert diese Gefahr unter dem Fokus der seelisch-kulturellen Verfassung der Gesellschaft und bezieht sich dabei auf sozialpsychologische Erkenntnisse von Erich Fromm und anderen Denkern. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie die sozialpsychologische Konstitution der Bevölkerung und des Menschen die Entstehung von autoritären und diktatorischen Entwicklungen beeinflusst.
- Die Bedeutung der seelisch-kulturellen Verfassung der Gesellschaft für die Entstehung von autoritären und totalitären Systemen
- Die Rolle von Biophilie und Nekrophilie in der Entwicklung von Gesellschaftscharakteren
- Die Unterscheidung zwischen der Existenzweise des Habens und des Seins und ihre Bedeutung für die ökologische Krise
- Die Herausforderungen der ökologischen Krise und die Gefahr von Notstandsregierungen
- Die Notwendigkeit eines kulturellen Wandels hin zu einer biophilen und emanzipatorischen Lebensweise
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Frage, ob der Trend zu mehr demokratisch verfassten Gemeinwesen fortgesetzt werden kann oder ob die ökologische Krise die Gefahr von autoritären und totalitären Systemen birgt. Es werden verschiedene Faktoren beleuchtet, die die Entwicklung von autoritären Regimen beeinflussen können, wie z.B. die globale Finanzmarktentwicklung, die Weltökonomie und die soziale Ungleichheit.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Faktor Mensch und der Frage, welche inneren Einstellungen und Strukturen die Entstehung von autoritären Verhaltensmustern begünstigen. Es werden die Theorien von Erich Fromm und Rudolf Bahro diskutiert, die die Bedeutung des inneren Wandels für gesellschaftliche Veränderungen hervorheben. Es wird auch die Rolle der Megamaschine und des Gesellschaftscharakters analysiert, die die individuellen Einstellungen und Verhaltensweisen prägen.
Das dritte Kapitel erläutert die Konzepte von Biophilie und Nekrophilie, die von Erich Fromm geprägt wurden. Biophilie beschreibt die Liebe zum Leben und die produktive Entfaltung menschlicher Kräfte, während Nekrophilie die Tendenz zur Destruktion und zum Tod repräsentiert. Es wird untersucht, wie diese Orientierungen die Entwicklung von Gesellschaftscharakteren beeinflussen können und welche Folgen sie für die ökologische Krise haben.
Das vierte Kapitel setzt sich mit der Unterscheidung zwischen der Existenzweise des Habens und des Seins auseinander, wie sie von Erich Fromm, Jean Gebser und Rudolf Bahro beschrieben wird. Es wird argumentiert, dass die Existenzweise des Habens, die auf Besitzdenken und Konsum ausgerichtet ist, die ökologische Krise verschärft und die Gefahr von autoritären Regimen erhöht. Demgegenüber steht die Existenzweise des Seins, die auf innerem Wachstum, produktivem Tätigsein und Liebe zum Leben basiert.
Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit den Herausforderungen der ökologischen Krise und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Es werden die Folgen von Klimaveränderungen, Ressourcenverknappung und sozialer Destabilisierung diskutiert. Es wird argumentiert, dass die ökologische Krise die Gefahr von Notstandsregierungen erhöht, die autoritäre Machtstrukturen etablieren und die Freiheit des Einzelnen einschränken können.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die ökologische Krise, autoritäre und totalitäre Systeme, Gesellschaftscharakter, Biophilie, Nekrophilie, Existenzweise des Habens und des Seins, Notstandsregierung, Rettungsregierung, kultureller Wandel, sozialpsychologische Dimension, anthropologische Revolution, emanzipatorische Perspektive, Marketingcharakter, strukturelle Unmündigkeit, Produktivität, Selbstbegrenzung, Umweltpolitik, globale Erwärmung, Megamaschine, Verantwortungsbewusstsein.
- Arbeit zitieren
- Marko Ferst (Autor:in), 2001, Die Gefahr des Aufkommens autoritärer und totalitärer Systeme in der ökologischen Krise. Diskutiert unter dem Focus der seelisch-kulturellen Verfassung der Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3716
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