Einleitung
Die Jugend ist das Paradies, und nur in ihr blüht der Baum des Lebens, und nur in diesem Paradies hört man die Stimme Gottes durch die Welt gehen, und man hört, was die Vögel sprechen, was die Blumen erzählen, was die Bäume lispeln und die Bäche plaudern. Das spätere Leben ist nichts als der Auszug aus dem “Verlorenen Paradies“.
Gottlieb Moritz Saphir, österreichischer Satiriker, Journalist und Kritiker Gottlieb Moritz Saphir, der 1795 – 1858 lebte, befasst sich in dem oben genannten Zitat mit dem Thema „Kindheit“. Anhand verschiedener Naturbilder und mit der Metapher „Paradies“ beschreibt er die Kinderzeit sehr idyllisch und bringt sie so dem Leser emotional nahe. Da Saphir sie durchgehend positiv darstellt, bezeichnet er dagegen das Erwachsen – Werden und das Ende der Kindheit in diesem Aphorismus als den „Auszug aus dem verlorenen Paradies “. Doch nicht alle Menschen können als Erwachsene auf eine positive Kindheit zurückblicken. So verband den Dichter Georg Trakl mit seinen Eltern immer ein emotional schwieriges Verhältnis, durch das er stets tief verunsichert wurde.1 Seiner Mutter gegenüber empfand er eine „Hass – Liebe“, wie Paulsen beschreibt.2
Für ein sensitives Kind sind das tiefe Verunsicherungen, und man konnte daher auch von seiner späteren Dichtung sagen: <<Über allem aber>> tönte <<dunkel die Klage>> der Gastalt des Knaben: <<`Niemand liebte ihn`>>. Paulsen zufolge war für Trakl das „erschütterndste Erlebnis seiner Jugend“ jedoch das „inzestuöse Verhältnis zu seiner jüngeren Schwester Grete“. 3 Andererseits gibt es auch genauso positive Gegendarstellungen der Kindheit des Dichters. So beschreiben ein jüngerer Bruder und die ältere Schwester Trakl als „ein Kind [...] wie wir anderen auch, fröhlich, wild und gesund.“4 Nachdem nun festgestellt wurde, dass Trakl ein sehr zwiegespaltenes Verhältnis zu seiner Kindheit hat, soll nun in der folgenden Analyse erörtert werden, wie das lyrische Ich des Traklschen Gedichts >Kindheit< diese erlebt, das heißt, wie das Verhältnis des lyrischen Ich zu seiner Kindheit beschrieben wird.
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1 Vgl. Paulsen, Wolfgang: Deutsche Literatur des Expressionisus. 2. überarbeitete Auflage Berlin: Weidler 1998, hier S. 112.
2 Ebd. S. 112.
3 Ebd. S. 116.
4 Ebd. S. 116.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Gedanken zum Begriff „Kindheit"
- Gedichtanalyse
- Allgemeines
- Formale Beschreibung
- Interpretation
- Strophe 1
- Strophe 2
- Strophe 3
- Strophe 4
- Strophe 5
- Die Bedeutung der Farbe Blau
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit analysiert das Gedicht „Kindheit" von Georg Trakl, das im Juni/Juli 1913 in der Zeitschrift „Der Brenner" erschien. Ziel der Analyse ist es, das Verhältnis des lyrischen Ichs zu seiner Kindheit zu ergründen und die sprachlichen Mittel, die Trakl dafür einsetzt, zu untersuchen.
- Die Ambivalenz des lyrischen Ichs gegenüber der Kindheit
- Die Bedeutung von Naturbildern und deren Verschränkung mit seelischen Zuständen
- Die Rolle der Farbe Blau als Symbol für Kindheit und Geborgenheit
- Die sprachlichen Besonderheiten des Expressionismus in Trakls Gedicht
- Der Einfluss von Hölderlins „Der Wanderer" auf Trakls Gedicht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den Begriff „Kindheit" im Kontext von Trakls Gedicht und stellt die besondere Bedeutung dieser Thematik in seiner Dichtung heraus. Es wird auf die ambivalente Beziehung Trakls zu seiner eigenen Kindheit hingewiesen, die sich durch ein schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern und ein inzestuöses Verhältnis zu seiner Schwester auszeichnete.
Die Gedichtanalyse beginnt mit einer allgemeinen Beschreibung des Gedichts und seiner formalen Eigenschaften. Anschliessend wird die Interpretation des Gedichts Strophe für Strophe vorgenommen. Dabei werden die verwendeten Bildbereiche, Sprachmittel und die Entwicklung des lyrischen Ichs im Laufe des Gedichts beleuchtet. Ein besonderer Fokus liegt auf der Bedeutung der Farbe Blau und ihrer Verbindung zum Motiv der Kindheit.
Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und zeigt auf, wie Trakls Gedicht durch seine sprachlichen Mittel und seine Themenwahl typisch für den Expressionismus ist. Es wird deutlich, wie Trakl in seinem Gedicht „Kindheit" die Ambivalenz seiner eigenen Lebenserfahrungen verarbeitet und in poetische Form bringt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Kindheit, die Ambivalenz, die Naturbilder, die Farbe Blau, den Expressionismus, Georg Trakl, Hölderlin, „Der Wanderer" und die Gedichtanalyse. Die Arbeit beleuchtet die sprachlichen Mittel, die Trakl in seinem Gedicht „Kindheit" einsetzt, um die emotionale und mentale Verfassung des lyrischen Ichs darzustellen. Die Analyse zeigt die Verknüpfung von Naturbildern mit seelischen Zuständen und die Bedeutung der Farbe Blau als Symbol für Kindheit und Geborgenheit.
- Arbeit zitieren
- Lisa Köhler (Autor:in), 2004, 'Kindheitsreflexion' in Georg Trakels Gedicht 'Kindheit' mit Augenmerk auf die `Seelenfarbe` Blau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36291
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