Das menschliche Sprechen ist ein äußerst komplexer Vorgang, an dem etwa hundert
Muskeln beteiligt sind, die wiederum von etwa hundert motorischen Einheiten
gebildet werden.1 Ausgehend vom Gehirn werden diese verschiedenen Muskeln in
einer genauen Zeitabfolge aktiviert und koordiniert.
Bei einer normalen Entwicklung entstehen eine sehr differenzierte Abstimmung der
zahlreichen motorischen Abläufe und eine präzise Koordination verschiedener
Bewegungsakte. Die Sprechwerkzeuge – Kehlkopf, Zunge, Kiefer, Gaumensegel,
etc. – werden somit in einem hochgradig verzahnten Prozess gesteuert.
Entsteht jedoch innerhalb dieser hochempfindlichen Koordinationsvorgänge auch nur
eine minimale Störung, so kann es „zu teilweise massiven Behinderungen im
Sprechvorgang führen“2, die der Umgebung der betroffenen Person sofort auffallen.
Derartige Beeinträchtigungen oder Veränderungen des normalen Sprechablaufs
werden in der Fachwissenschaft unter dem Begriff “Sprechstörungen“ behandelt,
wobei Dysathrien neben Sprechapraxien zu den ´zentralbedingten` Störungen
gezählt werden. Daneben tauchen aber immer wieder weitere Formen und
Definitionen von Sprechstörungen auf. [...]
1 Vgl. Grohnfeldt, Manfred. Zentrale Sprach und Sprechstörungen. Bd. 6. Berlin 1993. S.389
2 Zitiert nach: Grohnfeldt, Manfred. Zentrale Sprach und Sprechstörungen. Bd. 6. Be rlin 1993. S.389
Inhalt
1. Einleitung
2. Sprechstörungen
2.1 Was ist gemeint? Eine Definition
2.2 ´Erworbene Sprechstörungen` vs. ´Sprechstörungen in der Entwicklung`
3. Erwachsene und Kinder
3.1 Sprechstörungen bei Erwachsenen
3.1.1 Die Dysathrie
3.1.2 Die Sprechapraxie
3.2 Sprechstörungen bei Kindern
3.2.1 Risikofaktoren und Therapie
3.2.2 Kindliche Sprechstörungen
4. Schluss
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das menschliche Sprechen ist ein äußerst komplexer Vorgang, an dem etwa hundert Muskeln beteiligt sind, die wiederum von etwa hundert motorischen Einheiten gebildet werden.[1] Ausgehend vom Gehirn werden diese verschiedenen Muskeln in einer genauen Zeitabfolge aktiviert und koordiniert.
Bei einer normalen Entwicklung entstehen eine sehr differenzierte Abstimmung der zahlreichen motorischen Abläufe und eine präzise Koordination verschiedener Bewegungsakte. Die Sprechwerkzeuge – Kehlkopf, Zunge, Kiefer, Gaumensegel, etc. – werden somit in einem hochgradig verzahnten Prozess gesteuert.
Entsteht jedoch innerhalb dieser hochempfindlichen Koordinationsvorgänge auch nur eine minimale Störung, so kann es „zu teilweise massiven Behinderungen im Sprechvorgang führen“[2], die der Umgebung der betroffenen Person sofort auffallen.
Derartige Beeinträchtigungen oder Veränderungen des normalen Sprechablaufs werden in der Fachwissenschaft unter dem Begriff “Sprechstörungen“ behandelt, wobei Dysathrien neben Sprechapraxien zu den ´zentralbedingten` Störungen gezählt werden. Daneben tauchen aber immer wieder weitere Formen und Definitionen von Sprechstörungen auf. Stellvertretend sei an dieser Stelle das ´Stottern` genannt, welches ebenfalls zu den Sprechstörungen gezählt werden könnte, wenngleich es sich dabei auch um eine komplexe Redeflussstörung oder Hemmung handelt. Bei derartigen Zuschreibungen zu einer Definition kommt es dann darauf an, wie weit oder eng man den Begriff „Sprechstörungen“ definiert.
In der vorliegenden Ausarbeitung soll daher das umfassende Gebiet der Sprechstörungen sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern weiter ausdifferenziert und beschrieben werden, wobei die unterschiedlichen und teilweise unscharfen Terminologien in der Fachwissenschaft durchaus Berücksichtigung finden sollen.
Zu Beginn der Ausarbeitung steht ein grober Überblick über derzeitige Definitionen und Terminologien. Anschließend wird im weiteren Verlauf sowohl auf die wichtigsten Sprechstörungen bei Kindern und Erwachsenen, als auch auf mögliche Therapieformen kurz eingegangen.
2. Sprechstörungen
2.1 Was ist gemeint? Eine Definition
Ganz allgemein und auf den ersten Blick banal lässt sich sagen, dass eine Beeinträchtigung oder Veränderung des normalen Sprechablaufs eine Sprechstörung darstellt. Doch so einfach auch diese Aussage scheinen mag, sie ist doch schon sehr zutreffend.
Bei einer Sprechstörung ist speziell die Lautbildungsmotorik betroffen, da eine Beeinträchtigung der Sprechorgane, deren Funktion oder Innervation vorliegt[3]. Hierbei können die Veränderungen einzelne, mehrere oder viele Laute, Silben, Melodieverlauf, Intonation oder die Flüssigkeit des Sprechablaufs betreffen.
Um nur einige klassische Beispiele zu nennen seien Dyslalie und Rhinolalie erwähnt, wobei “Stottern“ und “Lispeln“ die in der Gesellschaft an sich wohl bekanntesten Vertreter von Sprechstörungen darstellen. In der Fachwissenschaft werden diese beiden Begriffe jedoch nicht immer zu den klassischen Sprechstörungen gezählt.
Der Begriff “Sprechstörung“ muss hierbei scharf abgegrenzt werden zu dem Begriff “Sprachstörung“. Letzterer bezieht sich auf eine Störung des Sprachaufbaus oder des Sprachvermögens an sich. Es sind also nicht nur der Sprechprozess und der Sprechablauf betroffen, sondern das Sprachsystem. Betroffen ist somit der symbolische „Aspekt der Kommunikation, vor allem der Formulierung und Strukturierung von Bedeutung, oder in modernen Begriffen, Störungen der Grammatik und Semantik“[4].
Besonders wichtig ist, dass bei Sprechstörungen nicht zwangsläufig auch eine Sprachstörung auftritt. Das Sprachvermögen selbst ist bei Patienten mit einer Sprechstörung durchaus erhalten. Betroffene Personen sind also durchaus in der Lage grammatikalisch richtige Sätze zu schreiben. Allerdings fallen beide Störungen oftmals zusammen, so dass eine klare Abgrenzung nur schwer möglich erscheint.
Darüber hinaus sei an dieser Stelle angemerkt, dass auch die Fachwissenschaft keine einheitliche Terminologie in diesem Bereich verwendet, sondern vielmehr mehrere Meinungen von zumeist unterschiedlichen Fachrichtungen nebeneinander existieren.
[...]
[1] Vgl. Grohnfeldt, Manfred. Zentrale Sprach und Sprechstörungen. Bd. 6. Berlin 1993. S.389
[2] Zitiert nach: Grohnfeldt, Manfred. Zentrale Sprach und Sprechstörungen. Bd. 6. Berlin 1993. S.389
[3] Vgl. Franke, Ulrike. Logopädisches Handlexikon. 6. Aufl.. München/ Basel 2001. S. 209
[4] Zitiert nach: Crystal, David. Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache. Frankfurt a.M./ N. Y. 1995. S. 265
- Quote paper
- Timo Mauelshagen (Author), 2004, Sprechstörungen bei Kindern und Erwachsenen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30764
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