In den ersten beiden Büchern des "Parzival" Wolframs wird dem Rezipienten nicht allein die genealogische Vorgeschichte der späteren Hauptfigur formuliert, vielmehr wird die väterliche Biographie dem Publikum vor Augen geführt. Gahmuret erscheint als mutiger und ebenso sieg- wie ruhmreicher Ritter, aber auch als Mann voller Ambivalenz, welche sich stets im Widerstreit zwischen der Liebe zu seinen Frauen und damit einhergehender Sesshaftigkeit und seiner Rastlosigkeit und Sehnsucht nach neuer âventiure befindet.
Letztlich begegnet er als Mann, welcher mehrfach sowohl seine Frauen als auch seine ungeborenen Kinder verlässt, um sich neuen Kämpfen zu stellen, bis er sein Leben auf dem Kampfplatz verliert.
Diese Abschiede von Belakane und Herzeloyde waren in den vergangenen Jahrzehnten ein beliebter Forschungsgegenstand, wobei der Abschied von Belakane einer intensive(re)n Betrachtung unterzogen wurde, häufig in Verbindung mit Fragen nach Glaubwürdigkeit, Aufrichtigkeit oder Täuschung, aber auch im Diskurs der zwischen ihr und Gahmuret vorherrschenden Glaubensunterschiede. Wenngleich sich der Abschied Gahmurets von Herzeloyde, der Mutter Parzivals, bezüglich seiner Gründe nicht ansatzweise so kompliziert und vielschichtig darstellen mag, erscheint es dennoch ratsam, auch diese Szene des Abschiedes, gerade bezüglich der Darstellung des späteren Todes Gahmurets und der Klage Herzeloydes, einer genaueren Betrachtung zu unterziehen.
'Abschied' soll in der folgenden Arbeit somit nicht einzig und allein als Trennung bzw. Beendigung des Eheverhältnisses, sondern ebenso als Beendigung der Beziehung durch den Tod verstanden werden. Die vorliegende Arbeit soll somit, nach einer kurzen Erörterung des Verhältnisses zwischen Wolframs Text und dem "Perceval Chrétien de Troyes", veranschaulichen, welche verschiedenen Betrachtungen bezüglich des Abschiedes Gahmurets von Belakane in der Forschung existieren. Zudem soll dargestellt werden, wie es sich mit den Argumenten des Abschiedes bei Herzeloyde verhält und wie der endgültige Abschied, der Tod Gahmurets und die Benachrichtigung Herzeloydes über selbigen, erzählerisch umgesetzt wird. Anschließend sollen beide Abschiede im Sinne eines Fazits zusammengefasst werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Unterschiede zum Perceval von Chrétien de Troyes
- Die Abschiede des Gahmuret und ihre (fatalen) Folgen
- Belakane — ein Abschied aus Glaubensgründen?
- Herzeloyde — ein Abschied für die aventiure
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Abscheiden Gahmurets, des Vaters des Parzival, von seinen beiden Frauen Belakane und Herzeloyde. Die Arbeit analysiert die Gründe für die Abschiede und untersucht die Folgen, die sie für Gahmuret, seine Frauen und seine Söhne haben. Darüber hinaus wird die Darstellung der Abschiede im Kontext des mittelalterlichen Erzählens beleuchtet, insbesondere im Vergleich zu Chrétien de Troyes' Perceval.
- Die Darstellung der komplexen Beziehung zwischen Minne und Aventiure in Wolframs Parzival
- Die Rolle der Religion im Kontext der Abschiede und das Verhältnis zwischen christlichen und heidnischen Figuren
- Die Folgen der Abschiede für die Söhne Gahmurets und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung des Parzival
- Die erzählerische Umsetzung der Abschiede und die Frage der Glaubwürdigkeit der Motive
- Der Vergleich der Abschiede im Kontext der mittelalterlichen Literatur und die Unterschiede zum Perceval Chrétien de Troyes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert die Bedeutung der Abschiede Gahmurets im Kontext des Parzival. Sie führt die Leser in die Thematik der Minne und Aventiure ein und stellt die Forschungsliteratur zum Thema vor.
Das zweite Kapitel vergleicht die Darstellung Gahmurets in Wolframs Parzival mit Chrétien de Troyes' Perceval. Es wird die Frage aufgeworfen, ob Wolfram sich an französischen Quellen orientiert hat und wie die Geschichte Gahmurets in den beiden Texten unterschiedlich dargestellt wird.
Das dritte Kapitel analysiert die Abschiede Gahmurets von Belakane und Herzeloyde. Es werden die Motive für die Abschiede untersucht, die religiösen Aspekte beleuchtet und die Folgen der Abschiede für die jeweiligen Frauen und Söhne Gahmurets dargestellt. Die Analyse bezieht sich auf die sprachliche Gestaltung der Abschiede und die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Motive.
Die Zusammenfassung fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und stellt die wichtigsten Erkenntnisse der Analyse dar. Sie beleuchtet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Abscheiden und die Bedeutung der Abschiede für die Gesamtgeschichte des Parzival.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Minne, die Aventiure, Gahmuret, Belakane, Herzeloyde, Wolfram von Eschenbach, Parzival, Chrétien de Troyes, Perceval, Religion, Christentum, Heidentum, Abschiede, Ehe, Vater-Sohn-Beziehung, mittelalterliche Literatur, Erzählkunst, Forschungsliteratur.
- Arbeit zitieren
- Florian Leiffheidt (Autor:in), 2015, Verlassen, vereinsamt, verstorben. Gahmurets Abschiede von Belakane und Herzeloyde im "Parzival" Wolframs von Eschenbach, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/305642
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