Die vorliegende Ausarbeitung zur mündlichen Examensprüfung zum Thema "Das Wort" mit Angabe der Literaturliste umfasst folgende inhaltlichen Schwerpunkte in Stichpunkten:
- Beantwortung der Frage: "Was ist ein Wort?"
- Wichtige Morphem-Typen-Unterscheidungen
- Wortartenlehre: 10-Wortarten-Lehre der traditionellen Grammatik, 5-Wortarten-Lehre nach Hans Glinz, Klassifikationssysteme von Wörtern, Wortkategorien
Das Wort
- Was ist ein Wort?
- Wichtige Morphem-Typen-Unterscheidungen
- Wortartenlehre (10-Wortarten-Lehre der traditionellen Grammatik, 5-Wortarten-Lehre nach Hans Glinz)
Literatur:
Eisenberg, Peter (2006): Das Wort. Grundriss der deutschen Grammatik. Bd. 1. 3. durchges. Aufl. Stuttgart: Metzler
Kunkel-Razum, Kathrin; Wermke, Matthias (hrsg. von Dudenredaktion) (2009): Duden. Die Grammatik. Bd. 4.
8. überarb. Aufl. Mannheim (u.a.): Dudenverlag
Linke, Angelika; Nussbaumer, Markus; Portmann, Paul R. (2001): Studienbuch Linguistik. 4. unver. Aufl. Tübingen: Niemeyer. 44-77.
Rolland, Maria Theresia (1997): Neue deutsche Grammatik. Bonn: Dümmler
Was ist ein Wort?
- Der Begriff Wort ist mehrdeutig
- Beispielsweise kann ich in dem Satz „Wenn hinter Fliegen eine Fliege fliegt, fliegt eine Fliege fliegen nach“ insgesamt sieben, sechs oder fünf unterschiedliche Wörter zählen
- Wenn ich sieben unterschiedliche Wörter zähle, dann betrachte ich FLIEGE und FLIEGEN als verschiedene Wörter; aber wenn ich sie als ein Wort betrachte, dann zähle ich nur 6 verschiedene Wörter
- Es kommt also drauf an, welches Konzept von Wort eine Rolle spielt
- So unterscheidet man zwischen syntaktisches und lexikalisches Wort, (oder gar Lexemverband)
- Syntaktische Wort ist die spezifische grammatische Ausprägung eines Wortes; unterschiedliche
grammatische Wortausprägungen können lautlich o. graphisch sichtbar sein -> so zähle ich FLIEGE, FLIEGEN, FLIEGT als je einzelnes Wort: Fliege ist der Nominativ Sgl., Fliegen Nom. Pl., Fliegt ist ein Verb gekennzeichnet durch Flexionsmorphem -t für 3. Pers. Sgl. Präs.; diese gramm. Unterschiede müssen aber nicht immer materiell sichtbar sein -> so ist Fliegen ein Homonym (gleichlautendes u. dennoch syntaktisch versch. Wort) -> es kann im Plural Nominativ, Genitiv, Dativ o. Akkusativ sein u. repräsentiert daher 4 versch. syntaktische Wörter
- Syntaktische Wörter können in einer je eigenen Wortform zum Ausdruck kommen, müssen aber nicht
- Lexem ist ein Paradigma (Menge, Zusammenfassung) verschiedener syntaktischer Wörter, die gewisse wesentliche Dinge gemeinsam haben -> Fliege/ Fliegen haben dasselbe lexikalische Grundmorphem fliegsowie die Wortartprägung Substantiv, weshalb fliegt nicht dazugehört
- Für ein solches Paradigma ist es nötig, dass im Lexem gewisse Merkmale neutral gesetzt sind, also nicht beachtet werden wie z.B. Merkmal Numerus; z.B. können die syntaktischen Wörter mit den Formen gehen, gehe, gehst usw. zu einem Lexem zusammengefasst werden, da die Variationen der Flexion neutral gesetzt werden
- [Lexemverband ist eine noch größere Abstraktion; Begriff verhält sich gegenüber dem Merkmal Wortart neutral; so kann man Fliege, Fliegen, fliegt als ein Wort zählen, indem man diese Wörter zu einem Lexemverband zusammenfasst aufgrund ihres gemeinsamen Bestandteils flieg-]
- Mehrdeutigkeit des Begriffs ist in der SW anzutreffen, so sind im Bereich der Lexikographie u. der Lexikologie Lexeme Gegenstand der Betrachtung; im Bereich der Syntax sind hingegen syntaktische Wörter Gegenstand
- So gelten Wörterbücher als Listen der Wörter einer Sprache, genauer: sie sind Listen von Lexemen u. nicht von syntaktischen Wörtern
- Da man Mengen von syntaktischen Wörtern u. dadurch mittelbar von Wortformen schlecht auflisten kann, listet man eine sogenannte Nennform des Lexems auf
- Nennform ist die Wortform eines häufigen syntaktischen Wortes des betreffenden Lexems; es ist Konvention, dass die Nennform von Substantiven die Wortform für das syntaktische Wort mit den Merkmalen Nom. Sgl. ist; bei Verben die Wortform für das synt. Wort mit dem Merkmal Infinitiv
- Die Syntax operiert hingegen über syntaktische Wörter, denn Sätze sind aus syntaktischen Wörtern gebaut u. nicht aus Lexemen; Syntaxregeln machen Aussagen über die Kombinatorik von synt. Wörtern
- Bspw. fordert eine synt. Regel an einer best. Position im Satz ein Nomen mit einem best. Kasus u. eben nur synt. Wörter sind Kasus-markiert (Lexem ist kasusneutral)
Syntaktische Wörter als Bündel von Merkmalen
- Syntaktische Wörter (auch Lexeme) sind Bündelungen von Informationseinheiten, sie sind etwas zusammengesetztes/ haben einen inneren Aufbau
- Morphologie untersucht die Gegliedertheit von syntaktischen Wörtern, also den inneren Aufbau von Wortformen; sie stellt Kategorien bereit, mit denen die Glieder klassifiziert, geordnet werden können
- Wortform bündelt semantische und morphosyntaktische Merkmale (Flexionsmerkmale: Numerus, Kasus, Person, Tempus unsw.)) in sich
- Beim Lexem sind die morphosyntaktischen Merkmale neutralisiert, es hat lediglich semantische Merkmale
- Wortformen können in einzelne Morpheme segmentiert werden
- Morphem ist die kleinste lautliche o. graphische Einheit mit einer Bedeutung o. gramm. Funktion - So unterscheidet man verschiedene Morphem-Typen
Mit anderen Worten (Duden):
- Betrachtet man ein Wort genau danach, wie es im Satz erscheint, dann spricht man von einer Wortform o. einem syntaktischen Wort -> Berücksichtigung der genauen Form u. alle gramm. Merkmale: Auf den TÜRMEN wehten bunte Fahnen
- Formmerkmale: Umlaut u. Endung -en; gramm. Merkmale: Dativ Plural
- Interessiert man sich für das Wort im allg. Sinne, liegt als Konzept das Lexem/ lexikalische Wort zugrunde
- Hinter einem Lexem steckt letztlich eine Menge von Wortformen; die einzelnen Wortformen werden in diesem Zshg. als Flexionsformen (eines best. Lexems) bezeichnet
- Bei einem Subst. können insgesamt/ max. 8 Flexionsformen gebildet werden -> zusammen bilden sie ein Paradigma (=Formenreihe)
- Bei V u. Adj. gibt es mehr Flexionsformen
- Bei Adj. ist die Nennform in Wörterbüchern die endungslose Form, so wie sie im prädikativen u. adverbialen Gebrauch auftritt; bei nur attributiv verwendeten Adj. ist meist die schwache Form auf -e Nennform (z.B. vordere)
- Die einzelnen Formen der flektierbaren Lexeme können die grammatischen Merkmale Person, Numerus, Genus, Kasus, Komparation, Modus, Tempus haben -> sind die morphosyntaktischen Merkmale
Wichtige Morphem-Typen-Unterscheidungen
a) Freie Morpheme vs. gebundene Morpheme
- Freie Morpheme können als eigenständige Wortform auftreten (z.B. Frucht, Haus, groß)
- Gebundene Morpheme treten nie als selbständige Wortform auf, sondern immer nur zusammen mit anderen Morphemen in einer Wortform (z.B. -bar in fruchtbar, -keit in Möglichkeit, -en in Fliegen)
b) Lexikalische vs. grammatische Morpheme
- Eine scharfe Trennung zw. den beiden ist nicht möglich
- Lex. Morpheme tragen i.e. S. eine Bedeutung, d.h. sie referieren auf Außersprachliches -> z.B. Frucht, Haus, groß sind lex. Morpheme (ihre Bedeutung zu explizieren ist Gegenstand der lex. Semantik) -> haben lexikalische Bedeutung
- Sie stiften den Lexemzusammenhang von syntaktischen Wörtern (zusammen mit dem Wortartmerkmal) u. den Zusammenhang eines Lexemverbandes (unter Neutralisierung des Wortartmerkmals) -> Haus, Hausbau, häuslich etc. gehören zum selben Lexemverband
- Gramm. Morpheme tragen eine gramm. Bedeutung, so z.B. Flexionsmorpheme wie Kasus-, Numerus-, Person-Morpheme o. auch Derivationsmorpheme (-lich, -haft, -bar, -heit, -keit, -ung)
- HAUS ist ein Normalfall -> frei u. lexikalisch
- SEH- ist ein Ausnahmefall -> gebunden u. lexikalisch (Wurzel-/Basismorpheme von Verben sind in der Regel gebunden)
- -HEIT ist ein Normalfall -> gebunden u. grammatisch
- ZU ein Ausnahmefall -> frei und grammatisch
- Normalfall=unmarkierte Fall; Ausnahmefall=markierte Fall
c) Affixe und Stämme
- Geb. Morpheme werden immer an andere Morpheme angehängt
- Affixe = geb. gramm. Morpheme; man spricht von Affigierung -> man unterscheidet Präfixe, Suffixe, Zirkumfixe (im Deutschen ist ge-Verbstamm -en im Part. II ein Zirkumfix)
- Das, was affigiert wird, heißt STAMM; Stamm kann ein einzelnes freies Morphem sein o. auch ein morphologischer Komplex: z.B. Gott-es (Stamm-Flexionsaffix), Gott-heit (Stamm- Derivationssuffix), Gott- heit-en (Stamm ist Gottheit, -en ist Flexionsmorphem)
- Es gibt versch. Klassen/ Typen von Affixen: Flexion, Derivation, Komposition
- Flexion umfasst die Wortformausprägung syntaktischer Wörter eines Lexems/ ist der morphologische Prozess der Wortformen-Bildung zur Ausdifferenzierung syntaktischer Wörter eines Lexems
- Für die Flexionsaffixe gibt einen festen Kanon an gramm./ morphosyntaktischen KATEGORIEN u.
KATEGORIENKLASSEN
- KATEGORIEN = morphosyntaktischen Merkmale
- Kategorienklassen u. Kategorien werden traditioneller Weise in die beiden Großgruppen DEKLINATION u. KONJUGATION eingeteilt; manchmal wird KOMPARATION zu Deklination gezählt u. manchmal ist sie eigenständige Klasse͖ dazu zählen die Kategorien TEMPUS, MODUS (Indikativ, Konj. I͙.), PERSON, K SUS, NUMERUS, GENUS
- In der Schulgrammatik werden oft auch analytische Formen zur Flexion gezählt; das sind eigentlich keine einzelnen Wortformen mehr, sondern bereits Wortformenverbände (z.B. eine Perfektform: bin geflogen; Konjunktiv II-Form: würde fliegen) -> grammatische Information wird syntaktisch durch eine Wortformengruppe ausgedrückt u. ist nicht mehr der Flexion zu zuordnen
- Derivation und Komposition dienen der Lexembildung, also der Wortbildung; es sind morphologische Prozesse der Ausbildung neuer Lexeme
- Derivationsaffixe dienen der Bildung von neuen Wörtern aus bereits bestehenden; sie bestimmen meist die Wortart eines Lexems: -bar, -lich sind typische Adj-Derivationssuffixe; -keit, -heit, -ung sind typische Subst.- Suffixe; Verbalsuffix -ieren
- bei Derivation sind meist gramm. Affixe involviert (bestimmen die Wortart)
- Komposition ist ein weiterer Typus der Lexembildung; im Unterschied zur Derivation treten durch Komposition zwei lexikalische meist freie Morpheme zusammen u. zwei Stämme zusammengekoppelt werden; bei Komposition liegt keine Affigierung vor von ursprünglich gleichwertigem
- Es gibt best. Abfolgeregeln für die Affigierung:
- Lexembildende Derivationsaffixe kommen meist vor Flexionssuffixen (z.B. frucht-bar-es, gott-heit-en)
- Innerhalb der Flexion kommt Numerus vor Kasus (Kind-er-n) oder Tempus vor Person (mach-t-est)
[...]
- Arbeit zitieren
- Milena Gutsch (Autor:in), 2012, Das Wort. Morphem-Typen-Unterscheidungen und Wortartenlehre der Germanistik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303601
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