Bei einer sprachlichen Komposition wird aus zwei Morphemen ein neues Wort gebildet. Im Deutschen können wir praktisch alle Wortgruppen miteinander verschmelzen lassen. Für diese Arbeit wurden zwei exotische Themen ausgewählt: die ambige Lesart von Komposita und die Verzweigungsmöglichkeiten dreiteiliger Komposita.
Ambige Lesart bedeutet, dass ein Wort zwei verschiedene Bedeutungen haben kann. Die Ambigität bei Komposita ist besonders interessant, weil sich ihre Mehrdeutigkeit oft nicht aus dem Wort selbst ergibt, sondern aus der Beziehung der Bestandteile zueinander (Klos 2011: 2). Diese Beziehung kann sehr unterschiedlich sein und wird bei den einzelnen, untersuchten Wörtern näher erläutert.
Im Deutschen ist es möglich, extrem lange Kompositaketten zu bilden. Doch obwohl eine solche Wortkette theoretisch aus vielen hundert Morphemen bestehen kann, ist sie doch immer binär, also zweiteilig, aufgebaut. Jedes Kompositum kann in zwei Teile getrennt werden, die dann eventuell jeweils wieder in zwei Teile geteilt werden können. Dieser Zusammenhang wird oft in einem Baumdiagramm dargestellt. Hieraus ergibt sich, dass es drei Arten von Verzweigungsmöglichkeiten für längere Komposita gibt: linksverzweigte, rechtsverzweigte und gleich komplexe (Donalies 2007: 37). Die Linksverzweigung ist im Allgemeinen häufiger als die Rechtsverzweigung (Ortner 1991: 15). Ob eine Kompositakette rechts- oder linksverzweigt ist, ist meist nicht schwer zu entscheiden. Doch es gibt einige dreiteilige Komposita, bei denen beides möglich ist. Das mittlere Morphem kann sowohl dem Erst- als auch dem Endglied zugeordnet werden. Diese Möglichkeit der sowohl Links- als auch Rechtsverzweigung nennt man Doppelmotivation. An den Antworten der Probanden kann abgelesen werden, welches der beiden möglichen Worte ihnen eher geläufig ist und ob sie eher dem typischen Linkszweig folgen oder nach rechts verzweigen.
Inhaltsverzeichnis
Die Komposition im Deutschen
Das Untersuchungsfeld dieser Arbeit
Daten und Methode
Probleme
Validität, Reliabilität und Geltungsbereich
Die Ergebnisse
Teil 1: ambige Komposita
Bauernleberwurst
Hurentochter
Fabriknagel
Holzkiste
Fischfrau
Schokoladenmann
Vergewaltigervater
Mädchenhandelsschule
Sommerreifenverkauf
Zusammenfassung: ambige Komposita
Teil 2: Doppelmotivation
Kinderfilmwoche
Bundesstraßenbau
Frauentheaterfestival
Hefegebäckstück
Firmenkundenservice
Edelmarzipantorte
Pfefferkuchenhaus
Schwemmwasserbecken
Bitterschokoladenüberzug
Liegestuhllehne
Biobauernbrot
Zusammenfassung: Doppelmotivation
Fazit
Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Dorothee Salewski (Autor:in), 2012, Empirische Untersuchung der Doppelmotivation und Ambigität von Substantivkomposita, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295605
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