[...] Es ist unsicher, ob die Autoren ihre Lebenszeugnisse
niederschreiben, um die Welt zu verbessern. Jedoch scheint es unbestritten, dass in
autobiographischem Stil vorgetragene, in autobiographische Erzählungen gekleidete historische Kritik an der Welt objektiv anders wahrgenommen wird. Ob diese Kritik
durch autobiographisches Schreiben allerdings in ihrer Beachtung und Wirkung in der
Literatur verstärkt wird, wie im musikmedialen Bereich beispielhaft festgestellt, soll in
dieser Arbeit untersucht werden.
Unterstützt autobiographisches Schreiben die Intention einer Gesellschaftskritik? Diese
Frage nach dem Zusammenhang von autobiographischem Schreiben und Gesellschaftskritik
soll zur Leitfrage einer Analyse einiger literarischer Texte und zum Leitfaden
dieser Arbeit werden. Die literarische Analyse beschränkt sich auf deutschsprachige
Texte nach 1945. Aus dieser Zeit stehen zahlreiche Autobiographien und autobiographisch
geprägte Texte zur Verfügung.
Bei der Textauswahl habe ich allerdings nicht auf von den Autoren als Autobiographien
gekennzeichnete Texte zurückgegriffen, sondern Texte ausgewählt, in denen die Autoren
eine möglicherweise autobiographisch angelegte Figur beschreiben, die in der Welt
mit der eigenen Identität ringt und dadurch Kritik am Lebensumfeld und an der Gesellschaft
übt. Ich erachte diese Perspektive als wirkungsvoller für die Analyse, da der Leser,
an den die Kritik gerichtet wird, nicht von vornherein durch die Nachzeichnung
eines gelebten Daseins und den Stempel ‚Autobiographie – alles echt‘ an der möglicherweise
nicht auf den ersten Blick erkennbaren Kritik vorbei gestoßen wird, sondern
sich mit der Figur auseinandersetzen und Teil der Kritik oder des Kritisierten werden
muss.
Für die Untersuchung eines Zusammenhanges von autobiographischem Moment und
Gesellschaftskritik wurden die Autoren Peter Weiss, Stephan Hermlin, Christian Kracht
und Benjamin von Stuckrad-Barre ausgewählt. Weiss gilt in der Forschung als Ausgangspunkt
eines neuen autobiographischen Erzählens4, seine ersten Werke Abschied
von den Eltern und Fluchtpunkt setzen sich sehr stark mit Weiss‘ Leben auseinander.
Zur besseren Übersicht wird nur das erste, Abschied von den Eltern, untersucht. Stephan
Hermlin ist deshalb für diese Untersuchung interessant, da sein Abendlicht eine seiner
letzten Veröffentlichungen darstellt. [...]
4 Vgl. dazu die Peter Weiss-Forschung in dieser Arbeit.
Inhalt
1. Einleitung
2. Autobiographisches Schreiben
2.1. Zur Definition des klassischen Autobiographiebegriffs
2.2. Antriebe zum Schreiben von Autobiographien
2.3. Einflussfaktoren für Variationen der klassischen Autobiographie
2.3.1. Die Erinnerung: Referenz der vergangenen Identität
2.3.2. Die Wirklichkeit: Referenz der erfüllten Identität
2.3.3. Die Wahrheit: Referenz der normativen Identität
2.3.4. Die Fiktion: Referenz der gewünschten Identität
2.3.5. Probleme der Typologisierung autobiographischer Texte
3. Analysevorbereitung und Hypothesenbildung
3.1. Kriterienkatalog zur Einschätzung des autobiographischen Gehalts
3.2. Zur Bestimmung der Intention ‚Gesellschaftskritik‘
3.2.2. Überlegungen zur Wirkung autobiographischer Texte
3.4. Die Bildung der Hypothesen
4. Einzelfall-Analyse
4.1. Peter Weiss: Abschied von den Eltern (1961)
4.1.1. Einführende Bemerkungen
4.1.2. Textanalyse: Ist der Text autobiographisch?
4.1.3. Textanalyse: Ist die Intention ‚Gesellschaftskritik‘ nachzuweisen?
4.1.4. Hypothesenprüfung
4.2. Stephan Hermlin: Abendlicht (1979)
4.2.1. Einführende Bemerkungen
4.2.2. Textanalyse: Ist der Text autobiographisch?
4.2.3. Textanalyse: Ist die Intention ‚Gesellschaftskritik‘ nachzuweisen?
4.2.4. Hypothesenprüfung
4.3. Christian Kracht: Faserland (1995)
4.3.1. Einführende Bemerkungen
4.3.2. Textanalyse: Ist der Text autobiographisch?
4.3.3. Textanalyse: Ist die Intention ‚Gesellschaftskritik‘ nachzuweisen?
4.3.4. Hypothesenprüfung
4.4. Benjamin von Stuckrad-Barre: Soloalbum (1998)
4.4.1. Einführende Bemerkungen
4.4.2. Textanalyse: Ist der Text autobiographisch?
4.4.3. Textanalyse: Ist die Intention ‚Gesellschaftskritik‘ nachzuweisen?
4.4.4. Hypothesenprüfung
5. Auswertung der Textanalyse und Bewertung der Ergebnisse
Anhang
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Kinderbilder zieren die ersten Seiten des Heftes, Aufnahmen von Freundschaften, gemeinsamen Aufenthaltsorten und musikalischen Auftritten folgen. Das Booklet der CD „Hits Pur. 20 Jahre eine Band“, das die deutsche Musikgruppe ‚Pur‘ im Tonträger zum Jubiläum über sich selbst mitliefert, liest sich wie eine Bandautobiographie. Informationen der Band sind in diesem Tonträger, ob nun in Bild, Ton oder Liedtext für die Nachwelt festgehalten. Wie so viele Musiker setzen die fünf Schwaben ihre Alltagserfahrungen, ihre Empfindungen aus Erlebtem und Gelebtem in ein ‚Ich‘ und ‚Wir‘, in Text und Note um. Jedes Lied wird zur Episode einer Lebensgeschichte, ihrer Lebensgeschichte. In den Texten steckt etwas Persönlichkeit der Musiker und etwas Welt von Harmonie bis zur Kritik an gesellschaftlichen Zuständen.[1]
Von Armut, Krankheit, Kritik am Wirtschaftssystem, von deutscher Geschichtsbewältigung, Diskriminierung und Kindesmissbrauch singt die Band. Auch auf dem Jubiläumsalbum verweigern sich diese kritischen Stimmen der Öffentlichkeit nicht und können deshalb durchaus als Kritik an der Welt und der Gesellschaft bezeichnet werden. Zusammengenommen können die von den Zuhörern als authentisch wahrnehmbaren Liedtexte dahingehend potenziell das Kritikbewusstsein schärfen und die Plattenkonsumenten im Umgang mit der Gesellschaft beeinflussen.
Dieses Phänomen ist interessant: Lässt sich dieses Zusammenwirken von autobiographischen Elementen und Kritik an gesellschaftlichen Zuständen auch in anderen Medien feststellen? Wie wäre es in der Literatur, also dem rein textlichen Medium?
Zahlreiche Prominente, die aktiv am politischen oder öffentlichen Leben Teil hatten, schreiben ihre Lebensereignisse nieder, publizieren eine Autobiographie, in der sie schildern, werten und in manchen Fällen sogar mit Menschen, Systemen und der Welt kritisch abrechnen. Aus vielen literarischen Epochen werden autobiographische Texte gelesen. Vor allem die Leben von Dichtern, Denkern, Politikern oder Wissenschaftlern[2] werden im Diskurs aufgenommen.[3] Es ist unsicher, ob die Autoren ihre Lebenszeugnisse niederschreiben, um die Welt zu verbessern. Jedoch scheint es unbestritten, dass in autobiographischem Stil vorgetragene, in autobiographische Erzählungen gekleidete historische Kritik an der Welt objektiv anders wahrgenommen wird. Ob diese Kritik durch autobiographisches Schreiben allerdings in ihrer Beachtung und Wirkung in der Literatur verstärkt wird, wie im musikmedialen Bereich beispielhaft festgestellt, soll in dieser Arbeit untersucht werden.
Unterstützt autobiographisches Schreiben die Intention einer Gesellschaftskritik? Diese Frage nach dem Zusammenhang von autobiographischem Schreiben und Gesellschaftskritik soll zur Leitfrage einer Analyse einiger literarischer Texte und zum Leitfaden dieser Arbeit werden. Die literarische Analyse beschränkt sich auf deutschsprachige Texte nach 1945. Aus dieser Zeit stehen zahlreiche Autobiographien und autobiographisch geprägte Texte zur Verfügung.
Bei der Textauswahl habe ich allerdings nicht auf von den Autoren als Autobiographien gekennzeichnete Texte zurückgegriffen, sondern Texte ausgewählt, in denen die Autoren eine möglicherweise autobiographisch angelegte Figur beschreiben, die in der Welt mit der eigenen Identität ringt und dadurch Kritik am Lebensumfeld und an der Gesellschaft übt. Ich erachte diese Perspektive als wirkungsvoller für die Analyse, da der Leser, an den die Kritik gerichtet wird, nicht von vornherein durch die Nachzeichnung eines gelebten Daseins und den Stempel ‚Autobiographie – alles echt‘ an der möglicherweise nicht auf den ersten Blick erkennbaren Kritik vorbei gestoßen wird, sondern sich mit der Figur auseinandersetzen und Teil der Kritik oder des Kritisierten werden muss.
Für die Untersuchung eines Zusammenhanges von autobiographischem Moment und Gesellschaftskritik wurden die Autoren Peter Weiss, Stephan Hermlin, Christian Kracht und Benjamin von Stuckrad-Barre ausgewählt. Weiss gilt in der Forschung als Ausgangspunkt eines neuen autobiographischen Erzählens[4], seine ersten Werke Abschied von den Eltern und Fluchtpunkt setzen sich sehr stark mit Weiss‘ Leben auseinander. Zur besseren Übersicht wird nur das erste, Abschied von den Eltern, untersucht. Stephan Hermlin ist deshalb für diese Untersuchung interessant, da sein Abendlicht eine seiner letzten Veröffentlichungen darstellt. Dieses Spätwerk gilt, wie in der Analyse gezeigt werden wird[5], als Quelle für das Wissen, dass die Forschung über Hermlins Biographie zu haben glaubt.
Dem werden in der Untersuchung zwei jüngere Autoren beigestellt. Christian Kracht hat Mitte der 1990er Jahre für Aufruhr gesorgt, als er sein Erstlingswerk Faserland herausbrachte, in dem ein Ich-Charakter beschrieben wird. Gleichzeitig wurde Kracht in den Medien als neue deutsche Literaturhoffnung betitelt, da er auch inhaltlich sehr individuell schreibe.[6] Dies macht sein Buch für diese Untersuchung spannend. Benjamin von Stuckrad-Barre hat ebenfalls interessante Werke verfasst. Soloalbum und Livealbum stellen sich als sehr lebensnah erzählte Texte dar. Auch hier wurde das erste bevorzugt, da es für den jungen Autoren der Einstieg in die Literatur wurde. Die Untersuchung beschäftigt sich also mit Peter Weiss‘ Abschied von den Eltern, Stephan Hermlins Abendlicht, Christian Krachts Faserland und Benjamin von Stuckrad-Barres Soloalbum.
Sicherlich muss sich diese Textauswahl mit dem Vorwurf konfrontieren lassen, dass doch alle Texte irgendwie autobiographisch seien und damit jeder Text in Frage komme. Und es ist natürlich richtig, dass kein Autor „in der Lage ist, die subjektive Wahrnehmungsperspektive hinter sich zu lassen“[7]. Doch darum geht es bei der Auswahl dieser Texte gar nicht. Vielmehr geben diese Texte meines Erachtens besser als andere die Möglichkeit, bei der offensichtlichen Neigung des Lesers den Autor im Text wiederfinden zu wollen auch wirklich fündig zu werden.[8] Zwar streiten alle vier Autoren ab, selbst Vorbild für die jeweiligen Figuren zu sein[9], doch biographische Parallelen lassen sich in allen vier Texten identifizieren.
Bei der Auswahl handelt es sich um vier sehr unterschiedlich strukturierte und erzählte Texte. Gerade der Wirklichkeitsbezug und die Häufigkeit nachweisbarer autobiographischer Fakten variiert zwischen den Texten aus drei verschiedenen Jahrzehnten. Genau dieser Unterschied spricht für diese Auswahl, da unterschiedlich autobiographische Texte besonders gut zeigen, inwieweit eine Intention ‚Gesellschaftskritik‘ mit dem Grad des Autobiographischen zusammenhängt. Dabei soll unbeachtet bleiben, dass sich sowohl Weiss und Hermlin gekannt haben als auch Kracht und Stuckrad-Barre ein aktives kollegiales Verhältnis pflegen.[10]
Ich gehe davon aus, dass den ausgewählten Texten hinreichend viele Hinweise auf einen Zusammenhang von Gesellschaftskritik und autobiographischer Gestaltung zu Grunde liegen, dass jeder Leser diesen etwaigen Zusammenhang erkennen kann. Zum Nachweis des autobiographischen Gehalts und der Intention ‚Gesellschaftskritik‘ scheint mir die genaue Textanalyse ausreichend. Der Zusammenhang der beiden Komponenten soll logisch hergeleitet werden. Dabei bedarf es der Annahme eines Lesers, der die autobiographischen Momente und die Gesellschaftskritik nachvollziehen kann und den Zusammenhang der Komponenten erkennen kann. Da meiner Ansicht nach die Texte ausreichend Hinweise liefern, die zur Klärung der Leitfrage beitragen können, wird auf eine empirische Analyse des Leserverhaltens verzichtet. Dennoch muss ein Durchschnittsleser angenommen werden, da sich für die Analyse Faktoren wie Glaubwürdigkeit und Leserwirkung aufdrängen, die auf diesen Leser verweisen. Als Durchschnittsleser gelte jeder, der die Texte gemäß der folgenden Textanalysen erfassen, Informationen über die Autoren sammeln und die ermittelten Ergebnisse in einen Zusammenhang stellen kann. Alle Hinweise auf einen Zusammenhang von autobiographischem Schreiben und Gesellschaftskritik sollen aus den Texten ermittelt werden.
Um die autobiographischen Momente in den Texten mit der geäußerten Kritik in Zusammenhang bringen zu können, ist es in erster Linie wichtig, den autobiographischen Anteil der Texte einschätzen zu können. Um diese Leistung zu erbringen, ist es absolut notwendig, zunächst die Komponenten der Leitfrage hinreichend zu klären. So soll zunächst im zweiten Kapitel eine ausführliche Klärung der Komponente ‚autobiographisches Schreiben‘ erfolgen. Neben einer definitorischen Einführung gilt es vor allem, eine Einschätzung des autobiographischen Gehalts eines Textes zu ermöglichen. Hierfür sollen die Möglichkeiten, autobiographisch zu schreiben, differenziert werden.
Etwaige Probleme der Typologisierung in der Forschung werde ich mittels eines Kriterienkatalogs im dritten Kapitel auffangen. Darin soll eine Auswahl von Kriterien enthalten sein, die es ermöglicht, die vier behandelten Texte ihrem autobiographischen Gehalt nach einzuordnen, um bei der Auswertung der Arbeitsanalyse einen sinnvollen Zusammenhang mit den Ergebnissen der ‚Gesellschaftskritik‘-Analyse herstellen zu können. Der Katalog soll verschiedene Kriterien der Autobiographieforschung zusammenführen und durch offensichtliche Merkmale autobiographischer Texte, wie sie sich aus meinem Leseeindruck zahlreicher Autobiographien[11] ergeben haben, ergänzt werden. Ebenso notwendig ist die Klärung der Komponente ‚Gesellschaftskritik‘, da die kritische Ausrichtung in den behandelten Texten unterschiedlich sein kann.
Der zentrale Textanalyse-Komplex, der sich in Kapitel vier dieser Ausführungen anschließen wird, soll aus vier Schritten bestehen. Neben einer Einführung in den jeweiligen Text stehen die Einschätzung des autobiographischen Gehalts und die Feststellung der direkt oder indirekt geäußerten Gesellschaftskritik im Blickpunkt. Jede Analyse soll mit einer Prüfung der wichtigsten Hypothesen abgeschlossen werden. Meines Wissens sind bislang keine vergleichbaren Studien zum Zusammenhang der beiden Komponenten ‚autobiographisches Schreiben‘ und der Intention ‚Gesellschaftskritik‘ veröffentlicht worden. Somit erscheint es mir angebracht, die zahlreichen eigenen Überlegungen in logisch nachvollziehbare Hypothesen münden zu lassen. Nach dem Leseeindruck liegt die Vermutung nahe, dass ein Zusammenhang zwischen den beiden Komponenten ‚autobiographisches Schreiben‘ und der Intention ‚Gesellschaftskritik‘ nur über die vom Leser empfundene Glaubwürdigkeit eines Textes und die formale Annäherung der Texte an das autobiographische Ideal, also den möglichen autobiographischen Gehalt, hergestellt werden kann. Wie bereits erläutert wird der Faktor der Glaubwürdigkeit allein durch die Textanalyse logisch nachvollziehbar.
Zur Prüfung der Hypothesen wird deshalb zunächst keine empirische Analyse des Leserverhaltens hinzugezogen, da die Analyseergebnisse unmittelbar an das Inhalts- und Sprachmaterial der Texte geknüpft werden. Aus Überlegungen zur Wirkung autobiographischer Texte (Kapitel 3.3.) werden die Hypothesen nachvollziehbar ermittelt, die dann in der Textanalyse geprüft werden. Die fünf in Kapitel 3.4. ausführlich dargestellten Hypothesen lauten kurz:
- Je näher ein Text am autobiographischen Ideal, desto größer die Glaubwürdigkeit des Textes. Je glaubwürdiger ein Text, desto deutlicher die transportierte Gesellschaftskritik. Je größer die Annäherung an das autobiographische Ideal, desto unmittelbarer bezieht sich die Gesellschaftskritik auf den Autoren des Textes. Wenn Gesellschaftskritik sich unmittelbar auf autobiographische Elemente bezieht, erhöht das die Glaubwürdigkeit der Kritik. Vom Autoren getätigte Aussagen außerhalb des Textes erhöhen die Glaubwürdigkeit.
Im Schlusskapitel 5 sollen die Ergebnisse der Textanalyse (Kapitel 4) zusammengestellt und ausgewertet werden. Ein Zusammenhang der untersuchten Komponenten wird erst in der Auswertung aller vier Texte konsistent und soll in diesem letzten Kapitel festgestellt werden. Außerdem wird ein Ausblick versucht auf den weiteren Umgang mit der Leitfrage in der Autobiographie-Forschung.
2. Autobiographisches Schreiben
2.1. Zur Definition des klassischenAutobiographiebegriffs
Eine Autobiographie ist, wie bereits eingeschätzt, von der reinen Wortbedeutung her die Beschreibung (graphia) des Lebens eines Menschen (bios) durch sich selbst (auto).[12][13] Jede Autobiographie ist dabei nur einem einzigen Leben zugeordnet und zeichnet sich wie jedes Ereignis und jedes Leben durch historische Nachvollziehbarkeit aus.[14] Auf die Literarizität einer zu Papier gebrachten Lebensbeschreibung des Selbst hin lässt sich die Autobiographie definieren als „rückblickende Prosaerzählung einer tatsächlichen Person über ihre eigene Existenz, wenn sie den Nachdruck auf ihr persönliches Leben und insbesondere auf die Geschichte ihrer Persönlichkeit legt.“[15]
Lejeune gibt in dieser Definition bereits den Hinweis darauf, dass eine gewisse Selbstbesinnung in Bezug auf das eigene Leben in die Autobiographie hineingelegt sein kann.[16] Der Autobiograph[17] erzählt sich seine Lebensgeschichte, reflektiert und geordnet, gewissermaßen zuallererst einmal selbst.[18] Die gewisse Emotionalität und Nachempfindung darf allerdings die chronologische Struktur und die einheitliche Perspektive einer Autobiographie nicht durchkreuzen.
Genausowenig darf die Erinnerung an Emotionales den Grundsatz der Autobiographie auf Aufrichtigkeit[19] einschränken. Denn es sei Aufgabe des Autobiographen, sein Leben mit „allen seinen Fehlern und Vorzügen“[20] darzustellen. Einer der Vorreiter der klassischen Autobiographie, Jean-Jacques Rousseau fordert von sich selbst absolute Aufrichtigkeit: „so darf nichts von mir dunkel oder verborgen bleiben.“[21] Dieses Postulat nach uneingeschränkt aufrichtigen Aussagen beinhaltet selbst Schwächen und Makel, schlimmste Verfehlungen und gesellschaftlich Inakzeptables. Autobiographisch heißt also „aufrichtige(n) Selbstenthüllung individuellster Individualität“[22].
Rein formal lässt sich die Autobiographie als Einheit von Autor, Erzähler und Protagonist fassen. Dabei ist es für Lejeune nicht entscheidend, dass es ein Ich-Erzähler ist, da dieser nicht automatisch auf den Autoren reflektiere. Beim Spracherwerb würden Kinder vielmehr eher von sich in der dritten Person reden, sich selbst beim Vornamen nennen, bevor sie sich als ‚Ich‘ wahrnähmen.[23] Genau deshalb führt Lejeune den Nachweis auf die Namensidentität von Autor, Erzähler und Protagonist. Diese Einheit lasse sich am Buchtitel nachweisen.[24]
Den Begriff der Identität greift Bernd Neumann auf, wenn er Autobiographie definiert. Denn sie beschreibt bei ihm „das Leben eines noch nicht sozialisierten Menschen, die Geschichte seines Werdens und seiner Bildung, seines Hineinwachsens in die Gesellschaft mit dem Ziel, daß das Individuum ‚mit sich selbst identisch‘ wird.“[25]
2.2. Antriebe zum autobiographischen Schreiben
Die Autobiographie kam lange Zeit nicht in den Genuss, als Gattung oder hohe Literatur zu gelten. Trotz der hervorragenden Leistungen Rousseaus und auch Goethes verstand man die Autobiographie meist nur als Zweckform. Dabei ließ sich bereits früh eine der zahlreichen Motivationen zum Schreiben der selbstreferenziellen Vita erkennen. Denn die Geschichte eines Lebens in der Welt ist in sich ein Stück Geschichtsschreibung. Autobiographien können also historisch ausgewertet werden und wurden oft als Möglichkeit motiviert, der Nachwelt individuelle historische Begebenheiten oder Gedankengut zu hinterlassen.
Bereits Aristoteles unterscheidet in seiner Poetik den Wert der Dichtung und den der unerfundenen Wirklichkeit in Form der Geschichtsschreibung[26]. Seit dem Mittelalter, vor allem im 18. und 19. Jahrhundert, gewann das einfache Volk Gefallen an der Selbstbeschreibung, wodurch ein vielschichtiges Arsenal an Lebensgeschichten von Normalbürgern entsteht. Es findet sozusagen eine „Geschichtsschreibung von unten“[27] statt. Jedoch können die zahlreichen potenziellen Zeitzeugen leicht durch Bruch mit dem Aufrichtigkeitsgrundsatz oder durch Unvollständigkeit für ein Zerrbild oder eine Verfälschung der Geschichte sorgen[28]. Eng an den Antrieb zur Geschichtsschreibung angelehnt ist das Motiv, etwas vor dem Vergessen zu bewahren oder Erinnerungen an etwas wachzuhalten[29].
„Schreiben heißt für Martin Walser: auf Wirklichkeit antworten“[30], was das Motiv der Verarbeitung negativer Erfahrungen oder die „Abrechnung mit der in den Faschismus verstrickten Elterngeneration“[31] erklärt.[32] Der von der Forschung immer wieder aufgegriffene Hauptantrieb zu autobiographischem Schreiben liegt jedoch in der Selbstfindung oder anders ausgedrückt, in der Suche nach der eigenen Identität. Manfred Schneider ordnet der Autobiographie des 20. Jahrhunderts deshalb völlig zu Recht den Leitwert der Identität zu. Diese Suche nach Identität reicht von der reinen Selbstreflexion des eigenen Wirkens über die Selbsterkenntnis bis zur Stabilisierung des individuellen Bewusstseins. Das autobiographische Schreiben wird somit nicht zur Abrechnung, sondern zur Momentaufnahme. Der Autobiograph zieht ein Zwischenfazit, um sich selbst klarer zu sehen.[33]
In Anlehnung an den Selbsterhaltungstrieb ist das autobiographische Schreiben unmittelbar auf ein zu erreichendes Ziel ausgerichtet.[34] Dieses Ziel heißt also Identität, das autobiographische Schreiben wird zum Weg, dieses Ziel zu erreichen, zur „Selbstauseinandersetzung“, zur „Selbsterforschung“, zur „Selbsterklärung“.[35] Auf dem Weg zu dieser Identität liegt erfahrungsgemäß vieles, das versucht, diese individuelle Identität zu beeinflussen: das private Umfeld, politische Konstellationen im Staat, materielle Umstände, der Einfluss der Medien, moralischer Konsens. Die Motivation zur Autobiographie wird damit zur Flucht vor dem gesellschaftlichen Einfluss auf die Individualität und zur subjektiven Kritik an dieser Beeinflussung auf dem Weg zum Selbst. Somit kann auch Gesellschaftskritik ein Antrieb zum autobiographischen Schreiben sein.
Trotz aller Antriebe, autobiographisch zu schreiben, zeigt sich bei der oberflächlichen Betrachtung autobiographischer Texte dennoch schnell ein Problem: Den Typus der klassischen Autobiographie scheint es seit Goethes Dichtung und Wahrheit immer seltener im germanistischen Literaturkanon zu geben. Die klassische Ausprägung des Idealtyps Autobiographie wird durch künstlerische Abrundungen, Formungen durch den Autor und Anreicherung durch erfundenes Material in ihrem Aufrichtigkeitsgrundsatz erschüttert. Autobiographisches Schreiben setzt sich, durch diverse Einflussfaktoren, in vielfacher Variation im erwähnten Literaturkanon durch. Zur Differenzierung dieser Variationen und zur Einschätzung des autobiographischen Gehalts dieser Texte ist es notwendig, diese Einflussfaktoren im Folgenden zu bestimmen.
2.3. Einflussfaktoren für Variationen der klassischen Autobiographie
Es fällt auf, dass zahlreiche Einflüsse auf die Autobiographen einwirken, so dass diese bei ihrer Identitätssuche vom eigenen Weg abkommen und den Aufrichtigkeitsanspruch brechen oder die Forderung nach Vollständigkeit nicht erfüllen können. Wie sonst lässt sich erklären, dass sich die „Autobiographie vom historischen Dokument [seit Goethe mehr und mehr] zum literarischen Kunstwerk“[36] wandelte.
Die Einflüsse lassen sich in vier Kategorien einordnen, die in der Forschung von Autor zu Autor unterschiedlich klassifiziert werden. Wenngleich die hier differenzierten Faktoren eher selten isoliert für Veränderungen der klassischen Autobiographie verantwortlich sind, sollen nicht Synonymketten entstehen, die Leitbegriffe wie Wirklichkeit, Wahrheit, Realität und Authentizität in einen Topf werfen.[37] Stattdessen werden die Einflussfaktoren streng getrennt nach der Wahrnehmung der jeweiligen Identität des Autobiographen in Erinnerung, Wirklichkeit, Wahrheit und Fiktion.
2.3.1. Die Erinnerung: Referenz der vergangenen Identität
Erste Quelle für den Autobiographen sind seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse von frühester Kindheit bis in die Gegenwart. Diese sind vornehmlich in seinem Gedächtnis gespeichert und können als Erinnerungen in die Daseinsrealität zurückgeholt werden. Autobiographien speisen sich aus solchen Erinnerungen.[38] Es ist klar, dass der menschliche Geist nicht jedes Ereignis gleich präsent im Gehirn gespeichert hat. Besonders sehr weit zurückliegende Erinnerungen sind blass, zuweilen unvollständig und verschwommen. Gerade die Unvollkommenheit und Lückenhaftigkeit des menschlichen Erinnerungsvermögens bietet Anlass zur Veränderung innerhalb des autobiographischen Prozesses. „Das Schreiben wird zu einem archäologischen Unternehmen“[39], das nicht selten nur unbefriedigende Ergebnisse liefert. Dieses Problem hatte auch Augustinus bei seinen Confessiones. Zu dem Fakt, dass manche Erinnerungen länger gesucht werden müssen als andere, fügt er in seinen Ausführungen zur Funktionsweise des Gedächtnisses den Aspekt hinzu, „dass das Gedächtnis nicht nur Selbsterfahrenes aufbewahrt, sondern ebenso Informationen aus zweiter Hand“[40]. Dadurch werden die eigenen Erinnerungen mitunter verfälscht. Ebenso ist es möglich, dass das Erinnerungsvermögen durch unterdrückte Erlebnisse des Unterbewusstseins eingeschränkt wird, so dass der Autobiograph Informationen seines Lebens nicht erinnern kann und verschweigt.
Damit ist festgestellt, dass der Faktor Erinnerung den autobiographischen Gehalt eines Textes dahingehend beeinflussen kann, dass die Identität der Vergangenheit unvollständig und lückenhaft, möglicherweise durch Sekundärquellen verfälscht und mitunter sogar verdrängt ist. Um diesen Mangel gegenüber dem autobiographischen Vorbild auszugleichen, lässt sich das Mittel der Erfindung beobachten. Lücken in der Erinnerungsstruktur, vor allem für die Kindheitsphasen, werden im literarischen Verfahren durch realistische Passagen gefüllt.
Selbst Rousseau lässt diese Ausbesserung der Schönheitsfehler einer unvollständigen Erinnerung als „Einschränkung der reinen Wirklichkeitsaussage“[41] gelten: „Ich schrieb sie {die Autobiographie; bcs} aus dem Gedächtnis, das mich häufig im Stich ließ oder mir nur unvollkommene Erinnerungen gab; seine Lücken füllte ich mit Einzelheiten aus, die ich zur Ergänzung dieser Erinnerungen erfand.“[42]
Eine weitere Möglichkeit, die von Rousseau toleriert würde, bietet die anekdotische Erinnerung. Hier werden nach dem Prinzip der thematischen Ordnung Erlebnisse des Autoren autobiographisch aufbereitet und wie Einzelepisoden aneinandergekettet. So ließen sich mangelhaftes Erinnerungsvermögen und sekundäre Quellen verschleiern und somit die Struktur der klassischen Autobiographie entscheidend verändern.
2.3.2. Die Wirklichkeit: Referenz der erfüllten Identität
Den zweiten Einflussfaktor bildet die Wirklichkeit. Unter Wirklichkeit ist in diesem Zusammenhang die reale Welt zu verstehen, in der sich der Autor im Moment des autobiographischen Schreibprozesses befindet. Alle Reflexionen über das absolvierte Leben finden aus der Perspektive einer erfüllten Identität statt, d.h. der Autor verfügt im Moment des Schreibversuchs einer klassischen Autobiographie über wesentlich mehr Erfahrungen, historisches und autobiographisches Wissen als in jeder seiner früheren Existenzstufen. Frank Zipfel fasst diesen Zustand als „Erfahrungswirklichkeit“[43].
Damit wird die Wirklichkeit zu einer entscheidenden Perspektive des Autoren, denn er muss in der klassischen Autobiographie sein ‚Ich‘ in der Vergangenheit entwickeln, ohne diesem ‚Ich‘ die Zukunft, also die Erfahrungswirklichkeit des Autoren und die erfüllte Identität vorwegzunehmen. So kann zu ungewollten Verzerrungen der erinnerten Identitäten und der autobiographisch aufbereiteten Vergangenheit kommen. Der autobiographische Gehalt des Textes und die Ergiebigkeit der Selbsterkenntnis werden bedeutsam eingeschränkt, wenn die Beschreibung des erinnerten Lebens an die erfahrene Lebenspraxis zurückgebunden wird. Dies lässt sich allerdings kaum vermeiden, da der Autor „in seinem Leben [immer] das für bedeutsam halten [wird], das dazu beitrug, aus ihm den zu machen, der in der Gegenwart seine Lebensgeschichte verfaßt.“[44]
Dieser möglicherweise unbewussten Verzerrung der jeweiligen Realitäten steht die durchaus bewusst vorgenommene Veränderung der Vita aus der Perspektive der Erfahrungswirklichkeit gegenüber. Es darf angenommen werden, dass die Autobiographie aus der Perspektive der erfüllten Identität bei negativem Identitätsergebnis bewusst geschönt und nachträglich korrigiert werden könnte.[45]
Bei dem Versuch der Korrektur kann es dann zu Idealisierungseffekten[46] kommen. Die eigene Biographie wird in der Selbstbeschreibung nachhaltig verbessert, indem z.B. dem erinnerten ‚Ich‘ Wissen zuerkannt wird, das es eigentlich erst Jahre später erhalten hat. So wurde einige Zeit das autodidaktische Moment des Selbstlesenlernens in der Autobiographie Jean Paul Sartres als Idealisierungseffekt eingeschätzt und bezweifelt.[47] Berücksichtigt man den Faktor Wirklichkeit, so wird im Einzelfall verständlich, warum der Aufrichtigkeitsanspruch und die Wertschätzung hundertprozentigen autobiographischen Gehalts seit den Idealtypen Augustinus, Rousseau und Goethe immer seltener aufrecht erhalten wurde.
2.3.3. Die Wahrheit: Referenz der normativen Identität
Die Wahrheit gilt an dieser Stelle deshalb als Einflussfaktor für die Variation klassischer Autobiographie, weil sie den Sinn hinter der beschriebenen Wirklichkeit jeder Existenzstufe des Autoren erhellt.[48] Wahrheit wird hier verstanden als eine Art Zusammenfassung der Werte und Normen des Autobiographen. „Wahrheit meint [...] den Wesensgehalt der Seele oder des Herzens“[49], eine Art höheres Bewusstsein des eigenen Lebens. Diese Wahrheit des eigenen Lebens wirbelt den autobiographischen Anspruch auf Vollständigkeit und Aufrichtigkeit genauso durcheinander wie die Vorgabe der Chronologie und einheitlichen Perspektive. Denn wie rekrutiert ein Mensch seine das Leben bestimmenden Werte, die auch bei der Auswahl der Erinnerungen beim Verfassen einer Autobiographie schlagkräftig sind? Er gewinnt seine Werte hauptsächlich durch andere handelnde Personen, seien es die Eltern oder Lehrer als erziehende Kräfte, die politische oder mediale Welt oder das Leben selbst.
Der Autobiograph eignet sich Konsens-Wirklichkeit einer Kultur oder Gesellschaft an.[50] Diese Werte werden internalisiert, eine normative Identität entsteht. Im Prozess des Erinnerns müssen dem wertorientierten Menschen deshalb Erlebnisse und Einzelheiten, bei denen die normative Identität eine Rolle spielte, weniger schwer ermittelt werden. Sie liegen „gleichsam zur Hand“[51], sofern sie positiv oder stark negativ bewertet wurden. Genau an diesem Punkt wird die zu verfolgende Wahrheit, die für jeden Menschen unterschiedlich ist, zum Problem. Bei der Auswahl der Ereignisse können besonders negativ bewertete Ereignisse in der Autobiographie weniger stark gewichtet werden als stark positiv bewertete Ereignisse. Bewusst oder unbewusst beeinflusst die individuelle Wahrheit somit die Beschreibung des eigenen Lebens, indem die den Normen entsprechenden Ereignisse bevorzugt ihren Platz in der Selbstbeschreibung finden, während Ereignisse, in denen das ‚Ich‘ gegen die Normen verstoßen hat, vernachlässigt werden.
Ebenso entscheidend erscheint der Faktor der mimetischen Strategie. Demnach werden Lebensepisoden bewusst durch Mittel der Nachahmung, Abbildung oder Widerspiegelung eines normativen Vorbildes verändert.[52] Auch durch diese Veränderung sind die Vorgaben, die eine klassische Autobiographie erfüllen soll, nicht mehr gewährleistet, so dass es zur Variation der autobiographischen Gattung kommt.
2.3.4. Die Fiktion: Referenz der gewünschten Identität
Die Beeinflussung der klassischen Autobiographie macht sich am deutlichsten im Bereich der Fiktion bemerkbar. Der Prozess der Literarisierung autobiographischer Texte macht die Integration von Erfundenem geradezu notwendig. Je nach Art und Umfang der Fiktionalität nimmt der autobiographische Gehalt der Texte ab.
Unter den Einflussfaktor der Fiktion fallen alle in autobiographischen Texten auftauchenden „Teile einer als wirklich erscheinenden nicht-wirklichen Welt“[53]. Wenngleich die Mischung aus autobiographischer und nicht-wirklicher Welt auf den ersten Blick verwirrend erscheint, so liefert Lejeune doch ein probates Instrumentarium. Für ihn ist entsprechend seinem Identitätsbegriff offensichtlich, dass die identischen Namen von Autor und von Protagonist eine Fiktion unmöglich machen, während einer Unterschiedlichkeit dieser Namen eine Fiktionalisierung zu Grunde liegt.[54]
Grundsätzlich kann man sich der Vermischung von autobiographischen und bewusst erfundenen Elementen in literarischen Texten von zwei Richtungen her nähern. Zum einen lassen sich autobiographische Texte identifizieren, die mit fiktionalen Elementen mehr oder weniger stark angereichert wurden. Diese sollten als fiktionalisierte autobiographische Texte bezeichnet werden. Der autobiographische Gehalt überwiegt hier.
Zum anderen lassen sich Fiktionen erkennen, die mit autobiographischen Fakten und der Wirklichkeit des autobiographischen ‚Ich‘ gespickt werden. Diese Texte sollten als autobiographische Fiktionen bezeichnet werden. Der autobiographische Gehalt dieser Texte ist relativ gering. Im Bereich dieser Vermischung kann es sehr leicht zu Missverständnissen kommen. Die Mischung aus Fiktion und Autobiographie verändert aber nichts an den Verhältnissen, dass z.B. eine real existierende Person in einem fiktionalisierten Werk weiterhin reale Existenz besitzt und eine fiktive Geschichte, die in einem realen Raum spielt, dennoch fiktiv bleibt. Die englische Hauptstadt existiert in der Wirklichkeit, „ein London, in dem Mr. Holmes in der Baker Street wohnt, existiert nicht, sowenig wie das Haus, in dem er wohnt“[55].
Der Einflussfaktor der Fiktion entspricht der Referenz der gewünschten Identität, da diese mit literarischen Mitteln nach Wunsch verändert werden kann. Die Fiktion ist nicht nur dadurch der entscheidende Auslöser für die Veränderung der Gattung Autobiographie. Allerdings werden auch an die fiktionalisierten autobiographischen Texte Anforderungen gestellt, um sie als autobiographisch haltbar zu machen. Besonderer Grundsatz ist das oben bereits erwähnte Authentizitätspostulat, das das Gebot nach absoluter Aufrichtigkeit ablöst.[56] Somit ist der Autor angewiesen, alle Verfälschungen und Erfindungen des eigenen Lebens für die Darstellung dem eigenen Leben entsprechend realistisch zu gestalten. Außerdem wird eine Forderung nach künstlerischer Formung erhoben. Die Autobiographie entwickelt sich mit dem Einfluss der Fiktion somit vom reinen dokumentarischen Text nachhaltig zum literarischen Kunstwerk, bei dem zunehmend „nicht mehr die historische Faktizität, sondern die Zuverlässigkeit des affektiven Gedächtnisses“[57] Bedeutung erlangt.
Unterschiedliche autobiographische Gehalte zeichnen unterschiedliche Textarten aus. Dadurch erhöhen sich die Variationen der klassischen Autobiographie um ein Vielfaches. Diese Steigerung macht eine Typologisierung unumgänglich und gleichzeitig enorm schwierig. Gerade das Mischverhältnis autobiographischer Fakten und erfundener Szenerien macht den Autobiographie-Theoretikern zu schaffen. Die Probleme der Typologisierung sind offensichtlich.
2.3.5. Probleme der Typologisierung autobiographischer Texte
Wie bereits gezeigt gibt es zahlreiche Motivationen, sich autobiographisch zu betätigen. Hinzu treten einige Faktoren, die die klassische Autobiographie in ihren Grundregeln verändern und zu neuen Textkategorien führen. Deshalb entziehen sich autobiographische Texte oft einer eindeutigen Bestimmung. Klare Aussagen über Schreibantrieb und Erkenntnisinteresse lassen autobiographische Texte nur bedingt zu. Sie bewegen sich im begrifflichen Niemandsland „zwischen den Polen ‚historisches Dokument‘ und ‚Kunstwerk‘“[58]. Betrachtet man einen Querschnitt durch die Forschungsliteratur zum Thema ‚autobiographisches Schreiben‘, lassen sich leicht verschiedene Begriffe ermitteln, mit denen gearbeitet wird: ‚historisch-autobiographische Dokumentation‘, ‚klassische Autobiographie‘, ‚Ich-Roman‘, ‚fiktive Autobiographie‘, ‚fiktionalisierte Autobiographie‘, ‚Semiautobiographie‘, ‚autobiographischer Roman‘ und ‚fingierte Autobiographie‘.[59] Schwieriger dagegen sieht es bei den Definitionen und Begründungen dieser Begrifflichkeiten aus. Da man einem autobiographischen Text offensichtlich nicht unmittelbar ansehen kann, welchen autobiographischen Gehalt er mit sich führt und inwieweit die beschriebenen Ereignisse, Personen und Orte tatsächlich autobiographisch sind[60], bleiben vielfach die Begründungen aus, warum ein Text nun diesen oder jenen Begriff zur Einordnung rechtfertigt. Erschwerend tritt hinzu, dass in den seltensten Fällen mehrere Kriterien entwickelt werden, nach denen die autobiographischen Texte eingeordnet werden können.
Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht die Trennung oder Mischung autobiographischer und fiktionaler Elemente. Hierbei werden mehr die Ursachen und die einzeltextlichen Ausprägungen begutachtet als eine Schablone für derartige Texte entwickelt. „Mit der Position des Einzelnen in der Gesellschaft [in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts] hat sich auch der Standort des Erzählers im zeitgenössischen Roman [wie auch in selbstreferenziellen Texten verändert].“[61] Die Unterscheidung dieser neuen Erzähler-Standorte wird meist nur in einem einzelnen Kriterium geführt und muss deshalb als unzureichend kenntlich gemacht werden.
Mit dieser unzureichenden Beweisführung und dem Mangel an klar konturierten Definitionskriterien im breit gefächerten Aktionsfeld ‚autobiographisches Schreiben‘ „herrscht [...also...] ein terminologisches Chaos in Bezug auf jene autobiographischen Schriften, die keine ‚reinen‘ Autobiographien im klassischen Stil sind.“[62]
Einige Autoren haben sich zumindest bemüht, eine Einschätzung des Feldes vorzunehmen. Allerdings haben die meisten derer sich nur eine Textkategorie genauer betrachtet. Diese Autoren sollen hier im Folgenden eingeschätzt werden. Im Wesentlichen kreisen sie dabei um die Schnittstelle der Vermischung autobiographischer und fiktionaler Elemente. Die äußeren Grenzen ‚Roman‘ als rein fiktionaler Text und ‚Autobiographie‘ als rein aufrichtige Lebensgeschichte sind fest gesteckt.[63]
Lejeune findet auf der textinternen Ebene keinen Unterschied zwischen Autobiographie und autobiographisch-fiktionalen Texten, da mit dem Mittel der Fiktion alle autobiographischen Verfahren zu imitieren seien.[64] Allerdings differenziert er auf der textexternen Ebene. Ein Text sei nur dann autobiographisch, wenn eine Namensidentität zwischen Autor, Erzähler und Protagonist bestünde. Diese Einheit sei durch einen einleitenden Hinweis des Autoren im Texttitel oder im Vorwort herzustellen. Mit diesem „autobiographischen Pakt“[65] signalisiere der Autor dem Leser, dass dieser den Text autobiographisch lese. Kommt diese Einheit nicht zu Stande, handele es sich um einen fiktionalen Text, denn „die Autobiographie [...] weist keine Gradunterschiede auf: entweder alles oder nichts.“[66]
Dagegen wird die Art des autobiographisch beeinflussten fiktionalen Textes sehr wohl differenziert. Alle fiktionalen Texte, die sich auch ohne den unmittelbaren Hinweis des Autoren als autobiographisch lesen lassen, summiert Lejeune unter dem Begriff ‚autobiographischer Roman‘. „So bezeichne ich alle fiktionalen Texte, in denen der Leser aufgrund von Ähnlichkeiten, die er zu erraten glaubt, Grund zur Annahme hat, daß eine Identität zwischen Autor und Protagonist besteht“[67], auch wenn der jeweilige Autor diese Identität bestreitet. Grad und Häufigkeit dieser Ähnlichkeiten von Autor und Protagonist bestimmt den Grad autobiographischen Gehalts. Die unterschiedlichen Grade innerhalb des autobiographischen Romans werden von Lejeune allerdings nicht begrifflich bestimmt.
Die Definition nach Günter/Irmgard Schweikle fasst den autobiographischen Roman als „literarische Transposition der Biographie eines Autors in ein fiktionales Geschehen.“[68] Diese Bestimmung schätzt grob den autobiographischen Gehalt des autobiographischen Romans ein. Es ist klar, dass im autobiographischen Roman der fiktionale Gehalt wesentlich größer sein muss als der autobiographische, da es sich um eine an das Leben des Autoren angelehnte, aber künstlerisch auf ein ästhetisches Ziel hin umgestaltete erfundene Geschichte handelt. Damit verschiebt sich der Schwerpunkt von unbedingter Wahrhaftigkeit hin zu einer Stilisierung einer künstlerischen Wahrheit, einer Sinnstruktur oder einer unterhaltenden Ästhetik. Als ausgeprägtes Beispiel dieser Art autobiographischen Romans gilt A Portrait of the Artist as a Young Man, in dem der irische Schriftsteller James Joyce sich selbst als Vorbild des Protagonisten verarbeitet, den Protagonisten Stephan Dedalus allerdings in eine fiktive Geschichte stellt und dabei einer ästhetischen Wahrheit unterstellt, nämlich der Entwicklung eines potenziellen Künstlers zu sich selbst.[69]
In ähnlicher Kategorie fasst Ingrid Aichinger die autobiographisch-fiktionalen Texte. Ihr stehen allerdings textuelle Geschlossenheit, Distanz zwischen Erzähler und Erzähltem, der Wahrheitsgehalt und die Nicht-Identität zwischen Erzähler und Autor als Unterscheidungskritierien zwischen autobiographischem Roman und reiner Autobiographie zur Verfügung.[70]
Auch bei Roy Pascal begegnen sich Autobiographie und Fiktion im autobiographischen Roman. Er sieht in der Vermischung eine adäquate Existenzmöglichkeit, da erst in der künstlerischen Ausformung der autobiographischen Fakten Intentionen des Autoren besonders zum Tragen kommen können.[71] Wenngleich eine Trennung durchaus möglich wäre, wenn die autobiographischen Fakten an der Wirklichkeit nachgewiesen würden, sei für einen jungen Autoren der „autobiographische Roman viel angemessener, in dem er zugleich sich interpretieren und Situationen erfinden kann, um das zu enthüllen, was er für seine potentielle Wirklichkeit hält.“[72]
Hierfür sieht Pascal die Kombination aus vielfältiger Figurendarstellung und „autobiographischer Ich-Perspektive“, aus möglicher „Intensivierung von Standpunkten und [...] Verfremdung der Ich-Figur“[73] und chronologischer Anordnung als geeignet. Allerdings berücksichtigt Pascal auch die Frage, warum Autoren überhaupt persönliche Erlebnisse in fiktive Situationen kleiden, da es im autobiographisch beeinflussten Text stets Verweise nach außen und nach vorne geben müsse, die einem möglichen ästhetischen Ziel im Weg stehen können.
Sylvia Schwab ist um eine Systematik bemüht, die mehr als nur den autobiographischen Roman umfasst. Sie sieht demnach graduelle Unterschiede zwischen autobiographischer Dokumentation, Erinnerungen, dem autobiographischen Roman und dem Bewusstseinsprotokoll[74]. Diese Unterscheidung trifft sie allein durch die „Distanzbeziehungen zwischen Aussagesubjekt und -objekt“[75]. Genau deshalb tut sie sich schwer, die Grenze zwischen Roman und autobiographischem Roman, zwischen Autobiographie und authentischer Ich-Erzählung zu ziehen[76], da sie annimmt, dass ein Ich-Erzähler automatisch für Authentizität und Aufrichtigkeit steht.
Ähnlich argumentiert auch Klaus-Detlef Müller. Das ‚Ich‘ steht bei ihm für den Grad autobiographischer Realität. Dagegen verfüge der Roman über einen „höheren Grad an Abstraktion“[77]. Mit der zunehmenden Beliebtheit „autobiographischer Erzählmuster im Roman“[78] identifiziert Müller verschiedene Formen der Vermischung beider Elemente, die er am Umfang der eingesetzten fiktionalen Erzähltechniken festmacht, aber nicht begrifflich bestimmt.
Matthias Hattemer weitet seine Differenzierung auf weitere Textgattungen aus. Er unterscheidet zahlreiche Nuancen, die er in Begriffe wie die „fingierte Autobiographie“, den „autobiographischen Roman“ oder die „Semiautobiographie“ ordnet.[79] Kern seiner Ausführungen bildet die Einführung und Unterscheidung der fiktiven Autobiographie vom autobiographischen Roman. Hattemer versteht fiktive Autobiographie als eine Rekonstruktion der Lebensgeschichte des Autoren in Gestaltung der Biographie eines Stellvertreter-‚Ich‘, das einen anderen Namen trägt. Damit wird die Identität zwischen Autor und Erzähler, die für die Autobiographie entscheidend ist, gelöst und dem Leser die Möglichkeit eröffnet, aus der Struktur des Textes heraus den autobiographischen Pakt Lejeunes zu kündigen. Dennoch verwende die fiktive Autobiographie typische Erzählmuster der klassischen Autobiographie. Damit unterscheide sie sich vom autobiographischen Roman.[80] Wichtigerer Unterschied ist nach Hattemer allerdings die Perspektive, aus der heraus geschrieben wird.
- „Während in der fiktiven Autobiographie eine progressive Identität aus einem radikalen Neubeginn heraus angestrebt wird, zielt der autobiographische Roman auf eine Korrektur der eigenen Entwicklung innerhalb erreichter Ich-Identität.“[81]
Vor allem bei der Einordnung modernerer Textgattungen gibt es in der Forschung Schwierigkeiten. So werden Begriffe wie ‚Ich-Roman‘ kaum in den Differenzierungsprozess integriert, obwohl die formale Ähnlichkeit von Ich-Roman und Autobiographie das nahelegt. Nur die Nicht-Identität von Autor und Erzähler und die fiktionale Handlung ohne autobiographisches Material zeigen den Unterschied der beiden Gattungen.[82]
Ähnliche Probleme treten bei der Einordnung des ästhetisch-fiktionalen Ich-Erzählens auf. Käte Hamburger sieht darin die „Grenze zwischen Fiktion und Nicht-Fiktion“ als einer Fingiertheit der „Wirklichkeitsaussage“, wie sie die Aufrichtigkeit der Autobiographie oder die Authentizität der Fiktion bezeichnet.[83] Gerade diese Fingiertheit bringt die ganze mühsam zusammengestückelte Systematik wieder durcheinander. Denn bei der fingierten Autobiographie überlagern sich fiktive Autobiographie und autobiographischer Roman. Das Ergebnis ist eine Autobiographie eines völlig frei erfundenen Protagonisten, die durch den Erzähler den Anspruch erhebt, die Autobiographie des Autoren zu sein. Der Leser erliegt hierbei der Illusion, dass Autor, Erzähler und Protagonist eins sind. „Das fingierte autobiographische Erzählen ist insofern [...] illusionistisch, als es [...] den Eindruck erwecken kann, daß es sich bei dem fiktionalen Erzähl-Text um einen faktualen handelt“[84].
Ein weiterer Begriff, der nicht näher abgesetzt wird, ist die komplizierte Kategorie der ‚Autofiktion‘. Zipfel erklärt diesen Begriff für
- „Texte [...die...] sich selbst dem Bereich der Fiktion zuordnen, in denen jedoch [...] über den namentlich identifizierten Autor Ereignisse erzählt werden, von denen [...] nicht klar ist, inwieweit sie auf den tatsächlichen Erlebnissen des Autors gegründet sind.“[85]
Allein diese Definition zeigt, dass das Feld autobiographischen Schreibens weit ist und es an Typologien zurzeit noch mangelt, in denen sich die Forschung einig sein kann. Da keine differenzierte Typologie vorliegt, muss es nun das Ziel sein, zumindest Kriterien zu benennen und zu entwickeln, die unterschiedlich stark autobiographisch geprägte Texte unterscheidbar machen. Es sollen im Folgenden also weniger Textkategorien zugeordnet werden wie es in der Forschung versucht wurde. Vielmehr gilt es, klare Konturen zur Einschätzung und Unterscheidung verschiedener autobiographischer Textgehalte zu zeichnen, um eine effektive Einzeltext-Analyse zu gewährleisten.
3. Analysevorbereitung und Hypothesenbildung
3.1. Kriterienkatalog zur Einschätzung des autobiographischen Gehalts
„Der autobiographische Gehalt [kann] allein durch eine Analyse der Werkstruktur[en] ermittelt werden“[86]. Deshalb möge dieses Kapitel eine Übersicht über mögliche Kriterien zur sinnvollen Einschätzung des autobiographischen Gehaltes der Texte geben und diese hinreichend bestimmen. Der hier vorgelegte Kriterienkatalog verweist auf die Aspekte, die es beim Lesen eines autobiographisch angelegten Textes zu berücksichtigen gilt. Am Ende der Analyse wird keine Typologie stehen, sondern es werden Argumente für den autobiographischen Gehalt eines Textes gesammelt.
Zur besseren Übersicht werden die Kriterien, die sich sowohl aus der Forschung als auch aus dem Leseeindruck zahlreicher Autobiographien ergeben, in vier Fragenblöcken vorgestellt und bestimmt. Diese Blöcke werden als ‚Fragen nach der Aufrichtigkeit bzw. Authentizität‘, ‚Fragen nach der Identität‘, ‚Fragen nach der Textstrategie und der Sprache‘ und ‚Fragen nach der Textfunktion zwischen Autor und Leser‘ eingeführt.[87] Im Verlauf der Einzeltext-Analyse kann es bei der Anwendung der Kriterien zum Nachweis autobiographischen Gehalts zur Vermischung der Kriterienblöcke kommen. Außerdem sollen die Kriterien nicht unabhängig voneinander ausgewertet werden.
Zu den ‚Fragen nach der Aufrichtigkeit bzw. Authentizität‘ lassen sich als mögliche Kriterien identifizieren: Erzählperspektive, Umfang der erzählten Zeit, Detailgenauigkeit, Zeitverhältnis von Gegenwartserzählung und Erinnerungen, Verweise auf die reale Wirklichkeit oder reale historische Begebenheiten, autobiographische Fakten, Hinweise auf Fingiertheit der autobiographischen Elemente, Gewichtung der autobiographischen und fiktionalen Anteile.
Die Bestimmung der Erzählperspektive, also ob ein Ich-, ein Er- oder ein auktorialer Erzähler vorliegt, wirkt auf die Bedeutsamkeit einiger anderer Kriterien. Gerade das Leseverhalten oder das Identitätsempfinden ändert sich mit dem Erzähler. Ein Ich-Erzähler ist dem autobiographischen Text näher[88], wenngleich eine Autobiographie auch aus der Er-Perspektive geschrieben werden kann.
Der Umfang der erzählten Zeit bezieht sich auf den Texteinstieg und den Textschluss. Ob aus dem Leben des Protagonisten ein Zeitraum von fünf Jahren oder fünf Tagen berichtet wird, ist nicht unbedeutend. Denn eine klassische Autobiographie soll ja das gesamte Leben beschreiben. Der Aussagewert des erzählten Zeitraums hängt mitunter an den zeitlichen Grenzen des Textes, ob er offene oder geschlossene Grenzen hat. Ein geschlossener Text kann Geburt und Tod des Protagonisten beinhalten. Weil ein Autobiograph aber die eigene Geburt und den eigenen Tod nicht aufrichtig erzählen kann, ist die klassische Autobiographie stets ein offener Text. Ein geschlossener Abschnitt eines Lebens ist lediglich als Teilautobiographie möglich.
Detailgenauigkeit meint, wie detailliert sowohl die Gegenwartswelt des Protagonisten als auch seine Gedanken- und Erinnerungswelt erzählt wird. Da ein Erinnerungsprozess für autobiographisches Schreiben zu Grunde liegt, kann gehäufte Detailgenauigkeit je nach Erinnerungsstruktur auf fiktionales oder autobiographisches Schreiben hindeuten: Durch die genaue Kenntnis einer Sache wird die Erzählung authentischer und damit auch autobiographischer gestaltet, jedoch wirkt die Erinnerung zahlreicher, sehr weit zurückliegender Details wenig glaubhaft.
Das Zeitverhältnis von Gegenwartserzählung und Erinnerungen spielt auch eine Rolle. Erinnern heißt etwas aus der Vergangenheit in die Gegenwart holen. Das impliziert, dass die Gegenwart präsentisch, die Vergangenheit präterital erzählt wird. Dieses Zeitverhältnis trifft auf die klassische Autobiographie zu und erhöht die autobiographische Glaubwürdigkeit eines Textes.
Verweise auf die reale Wirklichkeit oder historische Begebenheiten legen einen autobiographischen Text nahe. Damit sind beispielsweise Personen gemeint, die beim Blick in Enzyklopädien nachvollziehbar oder der Lebenszeit des Protagonisten entsprechend sind. Auch auf real existierende Orte wie nachweisbare Wohn- oder Lebensorte (Städtenamen, Firmen, Restaurants, Hotels u.ä.), bedeutende historische Ereignisse (z.B. Naturkatastrophen, Kriege, Erfindungen oder nationalstaatliche Veränderungen) und kulturelle Werte (Kunstepochen, Einzelwerke bedeutender Künstler, Theatererstaufführungen) kann verwiesen sein, um Aufrichtigkeit des Erzählten zu referieren. Noch hilfreicher für die Einschätzung des autobiographischen Gehalts sind empirisch nachvollziehbare autobiographische Fakten des Autoren, mit Hilfe derer auch die Identität oder Ähnlichkeit von Autor, Erzähler und Protagonist bestimmt werden kann. Vielfach sind autobiographische Fakten selten. Der Erzähler macht im Text nur Andeutungen, die offensichtliche Parallelen der Leben des Autoren und des Protagonisten nahelegen. Das darf den Aussagewert dieser Fakten aber nicht schmälern.
Sollten Hinweise auf Fingiertheit der autobiographischen Elemente nachgewiesen werden, müsste der gesamte autobiographische Gehalt in Frage gestellt werden. Der Einfluss einer fingierten Autobiographie auf etwaige Gesellschaftskritik behält dabei ihre Bedeutung, sofern es Leser gibt, die auf die fingierte Autobiographie hereinfallen können.
Den ‚Fragen nach der Identität‘ werden folgende mögliche Kriterien zugeordnet: Identitätssuche des Protagonisten, Identität im Sinne Lejeunes (Namensidentität, Einheit von Autor, Erzähler und Protagonist), das auslösende Moment des autobiographischen Schreibens, inhaltliche Integration von Erinnerungen und Chronologie, Momente der Distanz von Erzähler und Protagonist (z. B. in Form von Ironie, Kommentar, Anrede eines imaginären Zuhörers), Idealisierungstendenzen im Text.
Liegt einer Autobiographie die Motivation einer Identitätssuche zu Grunde, so bringt der Nachweis einer Identitätssuche des Protagonisten die Einschätzung des autobiographischen Gehalts insofern weiter, als diese Identitätssuche auch den Grad an Glaubwürdigkeit des Textes erhöht. Ist diese Identitätssuche auf ein Ziel hin angelegt, das sich am Ende des Textes erfüllt, steigert das den Wert dieses Kriteriums. Den größten Wert erhält die inhaltliche Identitätssuche durch den Nachweis einer wirklichen Identität im Sinne Lejeunes. Sollten also Hinweise auf einen autobiographischen Pakt nachgewiesen werden, liegt die Annahme des Textes als autobiographisch im Sinne Lejeunes auf der Hand.
Bei der Identitätssuche kann das auslösende Moment des autobiographischen Schreibens Aufschluss geben. Das Kriterium lässt auch Bezüge zwischen Protagonist und Autor zu, sofern das auslösende Moment im Leben des Autoren bedeutsames Moment für die Identitätssuche des Protagonisten ist.
Ebenso wirkt sich die inhaltliche Integration von Erinnerungen und Chronologie auf die Einschätzung des autobiographischen Gehalts aus. Integration meint hier die Gewichtung von Handlung in der Gegenwart gegenüber erinnerten Abschnitten im Text und die innere Chronologie dieser präsentierten Erinnerungen. Mehr Erinnerungen und chronologische Anordnung dieser weist auf autobiographisches Gewicht hin.
Momente der Distanz von Erzähler und Protagonist, sofern sie sich in Ironie, Kommentaren oder Anreden eines imaginären Zuhörers nachweisen lassen, deuten auf Konstruktion des Textes und damit auf einen fiktionalen Gehalt. Ebenso verhält es sich mit offensichtlichen Idealisierungen von Textpassagen, die der Leser als autobiographisch lesen könnte. Idealisierungstendenzen weisen immer auf Fiktionalität und eine Art Wunschbiographie hin.
Den ‚Fragen nach der Textstrategie und der Sprache‘ unterstehen hauptsächlich formale Kriterien: Erzählart, Schreibstil, Verwendung der Sprache, Verhältnis von Chronologie und Verdichtung, sprachliche Integration der Erinnerungen.
Wie ein Text vom Leben des Protagonisten erzählt, ist wichtig für den Gesamteindruck. Die Erzählart meint an dieser Stelle, welche Perspektive der Erzähler zum Protagonisten und zum Erzählten einnimmt. Wird das Leben im Inneren Monolog, in Tagebuchform, episch oder lyrisch erzählt, kommt es zu direkter Rede oder gar Dialogen oder werden Gespräche indirekt wiedergegeben und nacherzählt? Es erscheint relevant, da z.B. Dialoge und direkte Rede das Präsens als Erzähltempus beinhalten, während indirekte Rede Vergangenheit zeigt. Von der Erzählart hängt zumindest formal der erste unmittelbare Leseeindruck ab und damit auch die erste unmittelbare Einschätzung des Textes als autobiographisch oder nicht.
Der Schreibstil kann Hinweise auf den Bildungsgrad des Erzählers, mit Abstrichen auch des Autoren geben. In jedem Fall lässt sich über diesen Bildungsgrad und andere Kriterien eine Identität und Autobiographisches ableiten. Die Anlage des Textes auf stilistische Momente gibt außerdem Aufschluss über die Erzählart und die Motivation des Schreibens. So findet sich ein elliptischer Stil in belebter Erzählung, die eher in direkter Redeform steckt als in indirekter, eher in präsentischer Darstellung als in präteritaler. Ganz eng daran hängt auch die Verwendung der Sprache. Dabei interessieren die Qualität der Sprache hinsichtlich rhetorischer Mittel, die Mentalität, die sie transportiert und Aspekte wie umgangssprachlicher oder intellektueller Wortschatz.
Im Verhältnis von Chronologie und Verdichtung spiegelt sich auch der autobiographische Gehalt wider. Chronologische Erzählung deutet auf Autobiographie, verdichtete Erzählung mit dem Schwerpunkt auf einzelne, exemplarisch erinnerte Episoden weist auf Fiktionalität hin. Nicht unbedeutend ist dabei die zeitliche Reihenfolge der Einzelepisoden. Auch die formale und sprachliche Integration der Erinnerungen wird zum Hinweis auf den autobiographischen Gehalt.
[...]
[1] Diese Arbeit folgt der neuen Rechtschreibung, Zitate behalten die ihnen entsprechende Rechtschreibung.
[2] Auf die weibliche Benennung im Text wird verzichtet, ohne deren Existenz zu vergessen.
[3] Beispiele sind die Autobiographie des Politikers Oskar Lafontaine, des Literaten Peter Handke und der Schauspielerin Hildegard Knef.
[4] Vgl. dazu die Peter Weiss-Forschung in dieser Arbeit.
[5] Vgl. die Stephan Hermlin-Forschung in dieser Arbeit.
[6] Vgl. dazu Thomas Ernst 2001.
[7] Martina Wagner-Egelhaaf 2000, S. 2.
[8] Vgl. Martina Wagner-Egelhaaf 2000, S. 9.
[9] Robert Cohen (1992) erklärt, dass Weiss mit Abschied von den Eltern keine Autobiographie verfassen wollte, Hermlin weigerte sich zu Lebzeiten, sich zu den autobiographischen Momenten in Abendlicht zu bekennen (vgl. dazu www.hermlin.de), Kracht weist in seinem Text in der hier bearbeiteten Ausgabe ausdrücklich darauf hin, dass alle Ähnlichkeiten zu real existierenden Personen nicht beabsichtigt sind, Stuckrad-Barre widerspricht der Annahme eines autobiographischen Textes in mehreren Interviews in TV und Printmedien (Vgl. dazu exemplarisch Caroline Bock 1998).
[10] Hermlin und Weiss haben sich gegenseitig durch ihr politisches Wirken für den Kommunismus registriert. Vgl. dazu Weiss‘ Notizbücher und Hermlins Äußerungen 1944-1982. Kracht und Stuckrad-Barre haben gemeinsam aktiv an Tristesse Royale von Joachim Bessing mitgewirkt. Außerdem sind beide mehrfach medial gemeinsam aufgetreten, u.a. in einer Werbung für das Modehaus Peek & Cloppenburg. Kracht ist zusätzlich Gastredner auf Stuckrad-Barres CD Liverecordings.
[11] Gelesen wurden vorbereitend auf diese Arbeit u.a. die Autobiographien von Oskar Lafontaine, Peter Handke, Jean-Paul Sartre, Walter Benjamin, Aurelius Augustinus, Jean-Jacques Rousseau, Johann Wolfgang von Goethe.
[12] Der Begriff „klassische Autobiographie“ sei synonym zu verstehen zu den Begriffen „reine Autobiographie“ oder „absolute Autobiographie“.
[13] Vgl. Matthias Hattemer 1989, S. 12 und Michaela Holdenried 2000, S. 21.
[14] Vgl. Roy Pascal 1965, S. 217 und Philippe Lejeune 1994, S. 35.
[15] Philippe Lejeune 1994, S. 14.
[16] Wilhelm Dilthey, zitiert nach Thomas Böning 2000, S. 355.
[17] Autobiograph ist synonym verwendet zu Autor jeglichen autobiographischen Textes.
[18] Vgl. Friedrich Nietzsche 1984: Ecce homo. Nietzsche rechtfertigt sich, sein Leben und seine Verschriftlichungen, indem er sich seine literarische und philosophische Klasse und Qualität in Form einer Autobiographie selbst bestätigt. Davon zeugen die Kapitelüberschriften „Warum ich so weise bin“, „Warum ich so klug bin“ und „Warum ich so gute Bücher schreibe“, nachzulesen bei Friedrich Nietzsche 1984, S. 89.
[19] Der Begriff „Wahrheit“ wird in diesem Zusammenhang vermieden, da dieser Begriff in Kapitel 2.3.3. in ein anderes Verständnis gestellt wird. Wahre Aussagen werden als wahrhaftige/aufrichtige Aussagen bezeichnet.
[20] Werner Mahrholz 1919, S. 219.
[21] Jean-Jacques Rousseau, zitiert nach Matthias Hattemer 1989, S. 81.
[22] Odo Marquard 1984, S. 60.
[23] Philippe Lejeune 1994, S. 23.
[24] Vgl. Philippe Lejeune 1994, S. 15; 25.
[25] Bernd Neumann 1976, zitiert nach Matthias Hattemer 1989, S. 14. Weitere Informationen zu Definitionen und der Geschichte der Autobiographie geben Georg Misch 1907, Jürgen Lehmann 1988, Helmut Pfotenhauer 1987 und Günter Niggl 1998.
[26] Vgl. Aristoteles: Poetik (1994).
[27] Günter de Bruyn 1995, S. 20.
[28] Vgl. Günter de Bruyn 1995, S. 47.
[29] Vgl. Martina Wagner-Egelhaaf 2000, S. 200.
[30] Kaspar Kasics 1990, S. 91.
[31] Michaela Holdenried 2000, S. 31.
[32] Weitere mögliche Antriebe: politische Beeinflussung, materielle Optionen (Verkaufszahlen, Steigerung der Bekanntheit), Verschleierung von Fehlern, Rechtfertigung der eigenen Lebenswelt, Idealisierung der eigenen Lebenswelt, Verherrlichung der eigenen Person, die Kindheit wieder aufleben lassen, usw.
[33] Vgl. Manfred Schneider 1986.
[34] Vgl. Günter de Bruyn 1995, S. 35.
[35] Günter de Bruyn 1995, S. 18. Vgl. dazu auch unter anderen Aspekten: Almut Finck 1999.
[36] Martina Wagner-Egelhaaf 2000, S. 40.
[37] Die synonyme Verwendung der Einflussfaktoren lässt sich beim Vergleichen der Forschungsliteratur, die in Kapitel 2.3.5. dargestellt ist, feststellen.
[38] Vgl. dazu Eva Zeller 1995, Günter de Bruyn 1995 und Doris Grüter 1994.
[39] Eva Zeller 1995, S. 6f.
[40] Aurelius Augustinus, zitiert nach Martina Wagner-Egelhaaf 2000, S. 112.
[41] Doris Grüter 1994, S. 13.
[42] Jean-Jacques Rousseau, zitiert nach Eva Zeller 1995, S. 5.
[43] Frank Zipfel 2001.
[44] Günter de Bruyn 1995, S. 36.
[45] Vgl. Helmut Winter 1985, S. 48 und Gerhard Schmidt-Henkel 1995, S. 22f.
[46] Genauere Ausführungen sind nachzulesen bei Hans Ulrich Gumbrecht 1980.
[47] Vgl. Jean-Paul Sartre 1965.
[48] Vgl. Käte Hamburger 1979, S. 94.
[49] Matthias Hattemer 1989, S. 80.
[50] Michael Scheffel 1997, S. 43.
[51] Aurelius Augustinus 1955, S. 181.
[52] Vgl. Jürgen Landwehr 1992, S. 501 und Eva Zeller 1995, S. 5.
[53] Stichwort Fiktion, in: Günter u. Irmgard Schweikle (Hg.): Metzler-Literatur-Lexikon 1990, S. 157. Vgl. dazu auch Penka Angelova/ Emilia Staitscheva 1992, Dieter Henrich 1983.
[54] Vgl. Philippe Lejeune 1994, S. 32. Ergänzend dazu Frank Zipfel 2001, S. 134.
[55] Rudolf Haller, zitiert nach Frank Zipfel 2001, S. 93.
[56] Vgl. Michaela Holdenried 2000, S. 14.
[57] Jean-Jacques Rousseau 1985, zitiert nach Michaela Holdenried 2000, S. 152.
[58] Oliver Sill 1991, S. 27.
[59] Diese Begriffe finden sich in der Autobiographieforschung, die in dieser Arbeit verwendet wird, speziell bei Ingrid Aichinger 1977, Uwe Britten 1992, Matthias Hattemer 1989, Philippe Lejeune 1994, Klaus-Detlef Müller 1976, Günter Niggl 1998, Sylvia Schwab 1981, Friedrich Spielhagen 1969, Eva Zeller 1995, Frank Zipfel 2001.
[60] Vgl. Uwe Britten 1992, S. 448 und Doris Grüter 1994, S. 12.
[61] Sylvia Schwab 1981, S. 245.
[62] Sylvia Schwab 1981, S. 16.
[63] Vgl. James Olney 1980: Sein Begriff „autobiographie pure“ als ästhetisches Verständnis der Autobiographie.
[64] Vgl. Philippe Lejeune 1994, S. 27.
[65] Der Begriff folgt Lejeunes Aufsatz Der autobiographische Pakt.
[66] Philippe Lejeune 1994, S. 27. Vgl. dazu Manfred Schneider 1986.
[67] Philippe Lejeune 1994, S. 26.
[68] Stichwort autobiographischer Roman, in: Günter u. Irmgard Schweikle (Hg.): Metzler-Literatur-Lexikon 1990, S. 35.
[69] Vgl. James Joyce 1973.
[70] Vgl. Ingrid Aichinger 1977 und Sylvia Schwab 1981, S. 116.
[71] Bei Carola Hilmes wird die Zusammenführung von Autobiographie und Roman als Neutralisation von innen und außen ausgeschlossen. (Hilmes 2000, S. 79.) Bernd Neumann nutzt diese Gegenüberstellung von innen und außen, um eine klare Trennung der beiden Elemente darzustellen. (Neumann 1976)
[72] Roy Pascal 1965, S. 206f.
[73] Roy Pascal, zitiert nach Sylvia Schwab 1981, S. 117.
[74] Sylvia Schwab 1981, S. 20ff.
[75] Michaela Holdenried 1991a, S. 85f.
[76] Vgl. Sylvia Schwab 1981, S. 15.
[77] Klaus-Detlef Müller 1976, S. 353.
[78] Klaus-Detlef Müller 1976, S. 360.
[79] Matthias Hattemer 1989, S. 74f.
[80] Vgl. Matthias Hattemer 1989, S. 17-20.
[81] Matthias Hattemer 1989, S. 80. Vgl. dazu weitere Autoren, die dem hier dargestellten Typologieversuch allerdings keine neuen Perspektiven aufzeigen: Johannes Anderegg 1977, Gottfried Gabriel 1973, 1975, Marianne Gruber 1992, Paul de Man 1993, Wolfgang Paulsen 1991, Peter Reiser 1989.
[82] Stichwort Ich-Roman, in: Günter u. Irmgard Schweikle (Hg.): Metzler-Literatur-Lexikon 1990, S. 215f. Vgl. dazu auch Friedrich Spielhagen 1969.
[83] Käte Hamburger, zitiert nach Rainer Zerbst 1984, S. 91.
[84] Frank Zipfel 2001, S. 133.
[85] Frank Zipfel 2001, S. 141.
[86] Sandra Frieden, zitiert nach Oliver Sill 1991, S. 35.
[87] Die Zusammenstellung dieser Kriterien und ihre Erfassung in vier Blöcke beruht auf eigenen Überlegungen und lässt sich so nicht in der Sekundärliteratur finden. Natürlich sind auch andere Kriterien denkbar und es gibt Überlagerungen der Kritierien in Abhängigkeit vom untersuchten Text. Bei der Bestimmung der Kriterien wird der Aussagewert auf das Ideal, die klassische Autobiographie, gespiegelt. Der Aussagewert einzelner Kriterien hängt unmittelbar vom einzelnen Erzähltext ab.
[88] Vgl. Matthias Hattemer 1989, S. 74 und Philippe Lejeune 1994, S. 16.
- Arbeit zitieren
- Björn-Christian Schüßler (Autor:in), 2003, Autobiographisches Schreiben in der deutschen Literatur nach 1945. P. Weiss, S. Hermlin, C. Kracht und B. von Stuckrad-Barre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23361
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