In der heutigen Zeit sind Jugendliche einer scheinbar überwältigenden Medienwelt ausgesetzt. Im Fernsehen locken Angebote und Produkte, im Kino die neuesten Hollywood-Filme, im Internet soziale Netzwerke und im Printmedium berühmte Persönlichkeiten, die verehrt werden möchten. Zugleich sind nicht alle Erwachsenen bereit, diese mediale Überflutung vollständig zu erfassen. Sie grenzen sich davon ab und strafen mediale Formen, wie zum Beispiel soziale Netzwerke, ab. Auch durch die Musik, die Jugendliche heute hören, kann es zu generationsbedingten Konflikten kommen. Grund genug für die Jugendlichen, eine eigene Identität finden zu wollen. In einer Gleichaltrigengruppe ist man sich gleichgesinnt und teilt dieselben Wertevorstellungen - hier fühlt man sich wohl und kann die ‚anstrengenden‘ Erwachsenen außen vor lassen. Um die Jugendkultur also vollständig zu leben, braucht es eine ‚eigene‘ Sprache, die die Jugendlichen nutzen können - eine Jugendsprache, die in dieser Arbeit auf Grundlage eines Printmediums analysiert werden soll. Natürlich gibt es nicht die ‚eine‘ Jugendsprache; es wird sich hierbei vielmehr um wiederkehrende jugendsprachliche Begriffe handeln, die sich immer weiter in der deutschen Standardsprache verbreiten.
In Kapitel 2 dieser Arbeit wird ein kurzer Überblick über diese ‚Jugendsprache‘ gegeben, hauptsächlich basierend auf den Studien Eva Neulands und Markus Chuns, die führend auf dem Gebiet der Jugendsprachforschung sind. Der Schwerpunkt wird hierbei auf der Jugendsprache in Verbindung mit den Medien liegen. Kapitel 3 wird von Wortschatzerweiterung in der Jugendsprache handeln und neben Entlehnungen (Anglizismen) und Bedeutungsveränderungen auch Wortbildungen und somit auch Wortbildungsmuster thematisieren. In Kapitel 4 wird schließlich zum praktischen Teil übergegangen und die Jugendsprache in der Jugendzeitschrift BRAVO analysiert. An dieser Stelle wird in eine Beschreibung des Verhältnisses BRAVO-Jugend, Jugend-BRAVO sowie in eine Analyse der jugendsprachlichen Begriffe in der BRAVO vom 31. August 2011 unterteilt. Hier soll aufgezeigt werden welche jugendsprachlichen Merkmale besonders häufig auftreten und somit dominant sind und wieso die BRAVO gerade diese Elemente verwendet. Die Leitfrage lautet also nicht nur welche Begriffe in dem Magazin verwendet werden, sondern auch warum die BRAVO diese verwendet und was das Jugendmagazin damit bezwecken möchte.
Einleitung
„Jugendkulturen sind ein Versuch, in orientierungslosen Zeiten wieder - selbst bestimmte - Grenzen zu setzen“ (Farin [2008], 71). In der heutigen Zeit sind Jugendliche einer scheinbar überwältigenden Medienwelt ausgesetzt. Im Fernsehen locken Angebote und Produkte, im Kino die neuesten Hollywood-Filme, im Internet soziale Netzwerke und im Printmedium berühmte Persönlichkeiten, die verehrt werden möchten. Zugleich sind nicht alle Erwachsenen bereit, diese mediale Überflutung vollständig zu erfassen. Sie grenzen sich davon ab und strafen mediale Formen, wie zum Beispiel soziale Netzwerke, ab. Auch durch die Musik, die Jugendliche heute hören, kann es zu generationsbedingten Konflikten kommen. Grund genug für die Jugendlichen, eine eigene Identität finden zu wollen. In einer Gleichaltrigengruppe ist man sich gleichgesinnt und teilt dieselben Wertevorstellungen - hier fühlt man sich wohl und kann die ‚anstrengenden‘ Erwachsenen außen vor lassen. Um die Jugendkultur also vollständig zu leben, braucht es eine ‚eigene‘ Sprache, die die Jugendlichen nutzen können - eine Jugendsprache, die in dieser Arbeit auf Grundlage eines Printmediums analysiert werden soll. Natürlich gibt es nicht die ‚eine‘ Jugendsprache; es wird sich hierbei vielmehr um wiederkehrende jugendsprachliche Begriffe handeln, die sich immer weiter in der deutschen Standardsprache verbreiten.
In Kapitel 2 dieser Arbeit wird ein kurzer Überblick über diese ‚Jugendsprache‘ gegeben, hauptsächlich basierend auf den Studien Eva Neulands und Markus Chuns, die führend auf dem Gebiet der Jugendsprachforschung sind. Der Schwerpunkt wird hierbei auf der Jugendsprache in Verbindung mit den Medien liegen. Kapitel 3 wird von Wortschatzerweiterung in der Jugendsprache handeln und neben Entlehnungen (Anglizismen) und Bedeutungsveränderungen auch Wortbildungen und somit auch Wortbildungsmuster thematisieren. In Kapitel 4 wird schließlich zum praktischen Teil übergegangen und die Jugendsprache in der Jugendzeitschrift BRAVO analysiert. An dieser Stelle wird in eine Beschreibung des Verhältnisses BRAVO-Jugend, Jugend-BRAVO sowie in eine Analyse der jugendsprachlichen Begriffe in der BRAVO vom 31. August 2011 unterteilt. Hier soll aufgezeigt werden welche jugendsprachlichen Merkmale besonders häufig auftreten und somit dominant sind und wieso die BRAVO gerade diese Elemente verwendet. Die Leitfrage lautet also nicht nur welche Begriffe in dem Magazin verwendet werden, sondern auch warum die BRAVO diese verwendet und was das Jugendmagazin damit bezwecken möchte.
2. Jugendsprache - ein kurzer Überblick (primär basierend auf den Studien Neulands und Chuns)
Es gibt keine sicher abgrenzbare Zeitspanne, in der ein Mensch ‚jugendlich‘ ist. Nach Rüdiger Schneller sind Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren alt (Schneller [2009], 26-27). Das englische Wort Teenager deutet auf die Zeitspanne von 13 (thirteen) bis 19 (nineteen) hin. Im deutschen Rechtssystem sind Bürger ab 14 Jahren strafmündig und ab 18 Jahren offiziell erwachsen, während dies beispielsweise in den USA erst ab 21 Jahren der Fall ist. Für die vorliegende Arbeit wird von einem jugendlichen Alterszeitraum zwischen 12 und 17 Jahren ausgegangen, der sich primär nach der Kernzielgruppe der BRAVO-Leserschaft begründet (siehe Kapitel 4.2), die für diese Arbeit essentiell ist.
Nach Eva Neuland nutzen Jugendliche die Möglichkeiten zur Wortneuschöpfung durch Verfremdungen, Abwandlungen und Neuinszenierungen mit großem Spaß (vgl. Neuland [2008]: Jugendsprache. Eine Einführung, 160). Dadurch wird auch die Standardsprache beeinflusst, deren Normen vielfachen Wandlungsprozessen unterzogen sind:
Wie wir am Beispiel von Sprachstilen Jugendlicher zeigen können, tragen die gruppenspezifischen Prozesse von Stilbildung und Stilwandel auch zum allgemeinen Wandel der Standardsprache bei. Dies geschieht u.a. durch die Verbreitung jugendtypischer Ausdrucksweisen in die Standard-sprache. So sind mittlerweile z.B. die Ausdrücke ätzend, cool, geil, abfahren, anmachen, Macker, Prolo, Torte, Zoff als ‚jugendsprachlich‘ in die großen Wörterbücher der Gegenwartssprache aufgenommen“
(Neuland [2008], Subkulturelle Sprachstile Jugendlicher Heute, 144).
Die Sprache der Jugendlichen hat also einen großen Einfluss auf die deutsche Standardsprache. Jugendsprachliche Ausdrücke werden übernommen und finden sich teilweise schon in den deutschen Wörterbüchern.
Gemäß Neuland nutzen die Heranwachsenden unter anderem Lautwörter, Abkürzungen, Anglizismen, Verbbildungen mit den Präfixen rum- und rüber-, Redewendungen und Sprüche (vgl. Neuland [2008]: Doing Youth, 264). Damit eine Jugendsprache allerdings überhaupt funktionieren kann, muss es eine gemeinsame Erfahrungswelt unter den Jugendlichen geben:
Die geteilte Erfahrungswelt und übereinstimmende Normen und Wert-setzungen der Gruppe bilden einen gemeinsamen Bedeutungskontext als Voraussetzung für das Funktionieren einer gruppenspezifischen Verstän-digungsweise
(Neuland: Jugendsprache. Eine Einführung, 40).
In einer sogenannten Peergruppe besitzen Jugendliche größtenteils diese überein-stimmenden Wertsetzungen. Der gemeinsame Bedeutungskontext wird durch die Medien unterstützt und stärkt somit das Funktionieren der Verständigungsweise in der Gruppe. Neuland schreibt weiter, dass Medien „insbesondere zur Verbreitung jugendtypischer Ausdrucksweisen bei[tragen], indem sie, vor allem in Werbetexten, jugendsprachliche Ausdrücke einbauen […]“ (ebd., 86). Es handelt sich um eine wechselseitige Interdependenz: Die Medien nehmen jugendsprachliche Begriffe auf, um für die Jugendlichen interessant zu sein. Die Jugendlichen werden dadurch in ihrer Jugendsprachlichkeit gestärkt, so dass wiederum die Nutzung der jugendsprachlichen Begriffe in den Medien gestärkt wird. Demzufolge breitet sich die Jugendsprache immer weiter aus. Hauptsächlich aber nimmt der Anteil an Anglizismen zu, indem „sich die jugendkulturellen Szenen über den anglo-amerikanischen Markt globalisieren. Jugendliche sind Sprachexperten für Mode […], Medien und Musik […]“ (ebd., 134). Durch die amerikanischen Medien kommen also fortwährend Anglizismen aus den genannten Bereichen nach Deutschland und beeinflussen so vor allem die Sprache der Jugendlichen.
Nach Rüdiger Schneller weist der Linguist Prof. Dr. Jannis K. Androutsopoulos auf sogenanntes Expertenwissen im Zusammenhang mit der sprachlichen Beeinflussung zwischen Jugendlichen und Medien hin: „Dabei transportieren die Massenmedien zu bestimmten Themenbereichen Spezialwissen, das mit besonderen sprachlichen Merkmalen verknüpft wird. Die Rezipienten werden dabei zu ‚Experten‘ [...]“ (Schneller [2009], 32-33). Aufgrund dieses Expertentums können sich die Jugendlichen weiter von den Erwachsenen abgrenzen:
Expertentum ist dabei zwar nicht auf Jugendliche begrenzt, allerdings vermitteln die speziell für Heranwachsende produzierten und von ihnen tatsächlich rezipierten Medien Expertenwissen, in dessen Besitz nur bestimmte soziale Gruppen sind. Diese Exklusivität, auch auf sprachlicher Ebene, führt zu einer Abgrenzung gegenüber Erwachsenen sowie konkurrierenden Gruppen und deckt sich folglich mit der zentralen Funktion des Sprachgebrauchs Jugendlicher (ebd., 33).
Hier wird noch einmal deutlich, dass die Abgrenzung zu den adulten Gruppen eine zentrale Funktion der Jugendsprache ist. Innerhalb einer Gruppe versuchen Gleichaltrige ihren eigenen Stil zu entwickeln. Hierbei soll ein
typischer Lebensstil der Peergruppe entstehen, der symbolisch durch Aspekte wie Kleidung, Musik, Accessoires und einen speziellen Sprachstil gegenüber Außenstehenden repräsentiert werden soll. Allerdings sind diese repräsentativen Aspekte keinesfalls konstant, sondern unterliegen einem ständigen Wandel, der bewusst oder unbewusst von allgemeinen Trends beeinflusst wird. Deshalb ändern sich auch die Sprechweisen der Jugendlichen ebenfalls recht häufig und rasant schnell
(Chun [2007]: Jugendsprache in den Medien, 56).
Der ständige Wandel ist also allgegenwärtig und von daher passen sich die Jugendlichen stets an. Ein spezieller Sprachstil soll sie von Außenstehenden abgrenzen. Chun weiter: „Durch die Jugendsprachen können die Jugendlichen rigoros ihre eigene Intimsphäre vor fremden Eindringlingen schützen“ (ebd., 67). Dies ist den Heranwachsenden besonders wichtig, denn außerfamiliäre Gruppen haben eine besondere Bedeutung bei der
Entwicklung sozialer Reife und der Ausprägung der individuellen Persön-lichkeit […] Insbesondere die Sprache fungiert in diesem Zusammenhang oft als Mittel der Abgrenzung und markiert in typischen Erscheinungs-formen die Zugehörigkeit eines Jugendlichen zu einer bestimmten Gruppe. Gleichzeitig kann sie Ausdruck von Protest und Abgrenzung gegenüber Erwachsenen sein (Schneller, 28).
Sprache hat also viele Funktionen für die Jugendlichen. Einerseits markiert sie die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und andererseits - wie bereits genannt - die wichtige Abgrenzung zu Erwachsenen. Ein spezifischer Wortschatz trägt zu der Abgrenzung bei: „Gerade dieser spezifische Wortschatz differenziert die jugendlichen Sprachstile in einem ganz besonderen Maße von anderen Sprech- und Sprachweisen“ (Chun, 16).
Chun geht weiterhin konkret auf die sprachlichen Mittel ein, mit denen die Jugendlichen sich abgrenzen, um sich in ihrer ‚eigenen‘ Sprache zu verständigen. Generationsbedingte Konfrontationen gehören zwangsläufig zum Prozess der Jugendemanzipation gegenüber den Eltern. Dabei dient hauptsächlich die jugendspezifische Musik als ein Mittel zur Provokation und Abgrenzung (vgl. ebd., 257). Vor allem aber versuchen die Jugendlichen durch die Sprache selbst ihren Alltag aufzuwerten. Dies tun sie nach Chun mit ‚grellen‘ Ausdrücken, wie super, geil, extrem, total, original, irre, wahnwitzig, tierisch, tödlich:
Keinesfalls wollen die Jugendlichen zugeben, dass auch in ihrem Leben hin und wieder Langeweile herrscht. […] Stellt sich die Wirklichkeit jedoch anders für die Jugendlichen dar, versuchen diese eben mit sprachlichen Mitteln die eigene Freizeitgestaltung aufzuwerten (ebd., 69).
Sabine Pape bestätigt nach Chun ebenfalls diese These der euphemistischen Funktionsweise (vgl. ebd.). Die Heranwachsenden heben die Qualität ihrer Freizeitgestaltung auf ein höheres, ‚pseudo-besseres‘ Niveau, um Langeweile aus ihrem Leben zu verbannen. Die Mitglieder einer Gruppe sollen die anderen Mitglieder keineswegs für ‚Langweiler‘ halten. Auch Neuland spricht in ihrem Aufsatz Subkulturelle Sprachstile Jugendlicher Heute von sprachlichen Attribuierungen, mit denen die Jugendsprache üblicherweise charakterisiert wird, wie Verstärkungspartikel (echt geil), Schimpfwörter und Fäkalausdrücke (Du Trottel, du Wichser, halt’s Maul), Wertungsausdrücke (cool, total) oder Anglizismen (coolen Freeze, kicken Skills) (vgl. Neuland: Subkulturelle Sprachstile Jugendlicher Heute, 133-134).
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