- Unter Bedeutungswandel versteht man die Veränderung der Bedeutung von
den in einer Sprache existierenden Wörtern im Verlauf der Sprachgeschichte
(vgl. Dietrich / Geckeler 2000: 88).
- Diese Faktoren werden als „die universellen sprachlichen Grundlagen,
aufgrund derer sich Sprache konstituiert“ (Blank 1997: 38) und als
Bedingungen für den Bedeutungswandel definiert.
- Es gibt dabei sechs Faktoren, die das Entstehen von Bedeutungswandel
begünstigen und auslösen können: [...]
Inhalt
1 Definition
2 Faktoren, die den Bedeutungswandel begünstigen
3 Ursachen des Bedeutungswandels
4 Wesen des Bedeutungswandels
4.1 Metapher
4.2 Metonymie
4.3 Ellipse
4.4 Volksetymologie
5 Folgen
5.1 Bedeutungserweiterung
5.2 Bedeutungsverengung
5.3 Bedeutungsverbesserung
5.4 Bedeutungsverschlechterung
6 Bibliographie
1 Definition
- Unter Bedeutungswandel versteht man die Veränderung der Bedeutung von den in einer Sprache existierenden Wörtern im Verlauf der Sprachgeschichte (vgl. Dietrich / Geckeler 2000: 88).
2 Faktoren, die den Bedeutungswandel begünstigen
- Diese Faktoren werden als „die universellen sprachlichen Grundlagen, aufgrund derer sich Sprache konstituiert“ (Blank 1997: 38) und als Bedingungen für den Bedeutungswandel definiert.
- Es gibt dabei sechs Faktoren, die das Entstehen von Bedeutungswandel begünstigen und auslösen können:
1. Sprache wird als generationsabhängig betrachtet, die von jeder Generation neu erlernt werden muss. Es entwickelt sich dadurch von Generation zu Generation eine neue Sprache, indem z. B. Fehlinterpretationen beim Spracherwerb nicht korrigiert werden. Damit zählt die Kindersprache also zum Ausgangspunkt des Bedeutungswandels.
Beispiel: fr. soûl „satt“ ist beständig für „betrunken“ verwendet worden, so dass irgendwann niemand mehr da gewesen war, der die ursprüngliche Bedeutung kannte
Span. cresta „(Gebirgs-)kamm“ > heute so gut wie nur noch als „geil“ verwendet
2. Fehlen von klaren Grenzen der Wortbedeutung, im Fachterminus auch sematische Vagheit genannt
Bsp.: „ groß “ (span. gran(de)): damit könnten 1,90m, aber auch 2,20m gemeint sein
3. Verlust der etymologischen und somit der lexikalischen Motivation eines Wortes, besonders durch Lautwandel oder durch Verlust der Lexeme aus denen eine Zusammensetzung gebildet ist.
Bsp.: aengl. hlafwaerd, hlaford, wörtl. „Brotlaib-Wart“ > nengl. Lord ist erst dann in den Bedeutungswandel eingetreten, als die formale Beziehung zu loaf „Laib“ nicht mehr bestanden hat.
4. Polysemie (Mehrdeutigkeit eines Wortes) als „normaler“ Faktor des Bedeutungswandels
Bsp.: span. chuleta „ Kotelett“, „Ohrfeige“ und „Spickzettel“
Span. churra „Hündin“ , „Schlampe“
5. Ambiguität (Mehrdeutigkeit verschiedener Kontexte)
Bsp.: engl. bead „Gebet“ > „Kügelchen“: Der ambige Kontext war die Wendung to count one’s beads „die Gebete zählen“ > „ die Kugeln des Rosenkranzes zählen“
6. Als wichtigster Faktor gilt die lockere Struktur des Lexikons; verglichen mit der Grammatik ist das Lexikon viel umfangreicher, aber auch weniger strikt organisiert, so dass Verschiebungen und Erweiterungen (z. B. das Weglassen von Begriffen, die im Sprachgebrauch nicht mehr verwendet werden) leichter möglich sind.
3 Ursachen des Bedeutungswandels
- Diese können sprachlich, historisch oder soziologisch bedingt sein, es spielen jedoch auch der psychologische Aspekt, der fremdsprachliche Aspekt und der Aspekt der Namengebung eine bedeutende Rolle
Beispiele:
1. Sprachlich: Entwicklung eines Wortes, das immer wieder im selben Kontext verwendet wird, beispielsweise haben sich in der französischen Sprache pas „Schritt“, rien „etwas“, personne „jemand“ im heutigen Sprachgebrauch zu negationsverstärkenden Adverbien entwickelt.
2. Historisch: Wörter nehmen im Laufe ihrer Entwicklung eine andere Bedeutung an, sie passen sich an. Bsp.: engl. car „Karren, Wagen“ zu „Automobil“
3. Soziologisch: Übergang von der Umgangssprache in die Fachsprache, hier liegt meist eine Bedeutungsverengung vor (Wandel vom Oberbegriff zum Unterbegriff). Begriffe, die früher meist alltäglich gebraucht wurden, werden heute nur noch in speziellen Fällen verwendet.
4. Psychologisch: lässt dem Individuum spontane Assoziierungen zu
Bsp.: „Seepferdchen“ wird zu engl. horse-fish
5. Fremdsprachlich: Bsp.: „Bär“ im Sinne der beiden Sternbilder (Großer Bär und Kleiner Bär) aus lat. ursa „Bär als Sternbild“ wird zu span. osa
6. Namengebungen: Sachen können ursprüngliche Bedeutungen ganz verlieren
Bsp.: „Untertasse“ – spricht man heute von einer fliegenden Untertasse, verbindet man damit keinesfalls einen kleinen Teller, auf den man eine Tasse stellt und den man durch die Gegend wirft, sondern eher ein unbekanntes Flugobjekt
4 Wesen des Bedeutungswandels
- Bei dem Wesen des Bedeutungswandels wird die Similarität und die Kontiguität unterschieden:
- Similarität („Ähnlichkeit“) besagt, dass die Gegenstände im Vergleich irgendwelche Merkmale gemeinsam haben
- Kontiguität („Aneinanderstoßen“) besagt, dass die Gegenstände in ihrer Geschichte irgendeine Form von Kontakt gehabt haben
- Diese beiden können sich dann auf die Inhaltsseite oder auf die Ausdruckseite beziehen, so dass man folgende vier Kategorien erhält:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.: Blank 1997: 41
4.1 Metapher
- Herausragender Faktor beim Bedeutungswandel
- Der Name eines Objekts wird auf ein anderes Objekt übertragen, das diesem in irgendeiner Hinsicht ähnlich ist, bzw. vom Sprecher so gesehen wird:
- So wurde z. B. im Vulgärlatein testa „Tontopf“ als expressive Bezeichnung für den menschlichen Kopf verwendet (vgl. frz. tête)
- Oder lt. musculus „Mäuschen“ > „Muskel“, hier gibt es sogar zwei Interpretationsmöglichkeiten: die formale Ähnlichkeit des angespannten Muskels mit einer Maus; und die Ähnlichkeit der Muskelarbeit beim Laufen und Heben mit den raschen, huschenden Bewegungen einer Maus
4.2 Metonymie
- Ersetzung eines Wortes oder eines Ausdrucks durch ein anderes, das in räumlicher, logischer, kausaler oder irgendeiner anderen Beziehung dazu steht
- Hier besteht zwischen dem alten und dem neuen Objekt eine Beziehung der Kontiguität, die recht unterschiedlicher Natur sein kann
- Beispiele: Material > Produkt (Bsp.: einen Nerz tragen), Behälter > Inhalt (Bsp.: ein Glas trinken), Institution > Gebäude (Bsp.: die Universität betreten), Handlung > Handelnder (Bsp.: die Bedienung rufen)
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- Arbeit zitieren
- Dipl. Kffr. Jessica Schmidt (Autor:in), 2003, Bedeutungswandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21088
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