Bertolt Brecht verfolgte zeitlebens mittels seiner Werke das Ziel politischer Aufklärung. Ganz im Marx´schen Sinne sollte die breite Bevölkerung Ursachen gesellschaftlicher Missstände nachvollziehen lernen und im Laufe dieses Prozesses alternative Handlungs- und Entwicklungmöglichkeiten erkennen. Letztlich sollte das gesteigerte Bewusstsein für Struktur und Funktionsweise der Gesellschaft die Arbeiterklasse in die Rolle versetzen, die Kontrolle über die `Produktionsmittel´ zu erlangen und sich somit von der Unterdrückung durch die herschende Oberschicht zu lösen. Brecht wollte seinen Teil zur Weltrevolution beitragen. Diese Arbeit setzt sich zunächst auseinander mit denjenigen Gründen für das Bestreben Brechts, die in dessen Biographie angesiedelt sind. Weiterhin soll erläutert werden, inwieweit und in welcher Form gemäß Brecht speziell das Theater als Instrument der Aufklärung geeignet ist. Letztlich soll die Frage nach dem Erfolg oder Misserfolg von Brechts Bestrebungen gestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
I. Fragestellung
II. Leben in einer politischen Welt
1. bis 1918
2. Weimarer Republik
3. ab 1933
4. ab 1948
III. Episches Theater
IV. Verfremdungseffekt
V. Brechts Einfluss
VI. Literaturverzeichnis
I. Fragestellung
Bertolt Brecht verfolgte zeitlebens mittels seiner Werke das Ziel politischer Aufklärung. Ganz im Marx´schen Sinne sollte die breite Bevölkerung Ursachen gesellschaftlicher Missstände nachvollziehen lernen und im Laufe dieses Prozesses alternative Handlungs- und Entwicklungmöglichkeiten erkennen. Letztlich sollte das gesteigerte Bewusstsein für Struktur und Funktionsweise der Gesellschaft die Arbeiterklasse in die Rolle versetzen, die Kontrolle über die `Produktionsmittel´ zu erlangen und sich somit von der Unterdrückung durch die herschende Oberschicht zu lösen. Brecht wollte seinen Teil zur Weltrevolution beitragen.
Diese Arbeit setzt sich zunächst auseinander mit denjenigen Gründen für das Bestreben Brechts, die in dessen Biographie angesiedelt sind. Weiterhin soll erläutert werden, inwieweit und in welcher Form gemäß Brecht speziell das Theater als Instrument der Aufklärung geeignet ist. Letztlich soll die Frage nach dem Erfolg oder Misserfolg von Brechts Bestrebungen gestellt werden.
II. Leben in einer politischen Welt
Bertolt Brecht wurde 1898 in Augsburg in eine Zeit und eine Weltregion hineingeboren, welche an politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen in der Weltgeschichte ihresgleichen suchen. Er sollte bis zu seinem Tod 1956 in Berlin zwei Weltkriege, den Fall eines Kaiserreichs, sowie den der ersten deutschen Republik und damit den Aufstieg Adolf Hitlers erleben.
1. bis 1918
Früh geriet Brecht in Konflikt mit einer von Militarismus und wachsender Kriegseuphorie geprägten Gesellschaft.
In einem Schulaufsatz zur Gymnasialzeit bezeichnete er die Kriegsverherrlichung als „Zweckpropaganda, auf die nur Hohlköpfe hereinfallen“.1 Dem bereits ausgesprochenen Schulverweis entkam er nur aufgrund der Position des Vaters als leitender Angestellter einer Papierfabrik, sowie der Fürprache eines Religionslehrers.
Aufgrund des Bedarfs an Soldaten schloss Brecht, wie viele seiner Altersgenossen., die Schule 1917 mit dem unter vereinfachten Bedingungen abgehaltenen „Notabitur“ ab. Das daraufhin in München begonnene Studium der Literatur, Medizin und Naturwissenschaften endete nach einem Jahr mit der Entsendung als Sanitätssoldat in ein Augsburger Lazarett.
2. Weimarer Republik
Das Ende der Kaiserzeit zog die politisch instabile Ordnung der Weimarer Republik nach sich. Politik wurde nicht in der Sache, sondern als Kampf der Kulturen, der Weltansichten betrieben, der die Gesellschaft spaltete. Ein künstlerisches Schaffen jenseits der gesellschaftlichen Vorgänge war kaum möglich. Im Austausch mit Denkern der Zeit wie Carl Zuckmayer, Ernst Bloch, Max Reinhardt oder Walter Benjamin entwickelte sich Brecht´s Denken. Gepaart mit einer Marxisrezeption, die zum einen von der Linie der KPD, zum anderen von parteilosen Marxisten beeinflusst wurde, entstand Brechts Wunsch nach einer neuen Weltordnung. Den Weg zu dieser sah er in der politischen Aktivierung der Arbeiterklasse, deren Aufklärung über die wahre Beschaffenheit gesellschaftlicher Strukturen er demgemäß fortan als Ziel seines Schaffens ansah.2
3. ab 1933
Nach der Machtergreifung Hitlers musste Brecht um sein Leben fürchten. Seine Bücher wurden verbrannt und seine Stücke verboten. Die Flucht führte ihn ins dänische Svendborg. Den Vorschlag Walter Benjamins eines Exils in Moskau soll Brecht mit den Worten „Ich bin Kommunist, kein Idiot.“ kommentiert haben. Eine Aussage, die Freiraum für Interpretation lässt, aber hindeuten kann auf ein Bewusstsein Brechts für die Diskrepanzen zwischen dem real existierenden, so benannten „Kommunismus“ sowie den Lehren Marx´.
Nach kürzeren Aufenthalten in der Nähe Stockholms, sowie in Helsinki gelangte Brecht 1941 mittels der Transsibirischen Eisenbahn über Moskau nach Wladiwostok und von da aus mit dem Schiff nach Kalifornien in die USA. Dort konnte er mit seiner Arbeit nie richtig Fuss fassen und fand keine Zuhörer für seine Lehren. Letztlich wurde ihm 1947 vom Komite für unamerikanische Aktivitäten unterstellt Kommunist und somit ein Staatsfeind der USA zu sein.3 Dass er nie Mitglied einer Kommunistischen Partei gewesen war, versetzte ihn in die Lage die Anhörung zu überstehen und in die Schweiz zu fliehen. Von dort aus gelangte er 1948 zurück nach Ost- Berlin.
4. ab 1948
Die Jahre bis zu seinem Tod 1956 sind geprägt von der Arbeit am Berliner Ensemble und dem damit verbundenen Konflikt mit den Machthabern der DDR. Diese sahen in Brecht zwar ein Aushängeschild ihrer vermeintlichen Ideologie, fürchteten aber in Wahrheit seinen Einfluß und verhinderten die Aufführung diverser Stücke.
III. Episches Theater
Brecht sah im Theater ein politisches Werkzeug mit dessen Hilfe es möglich sein sollte den Zuschauer für die Sache der kommunistischen Weltrevolution zu gewinnen.
Zu diesem Zweck formulierte er Grundsätze, die als `Episches Theater´ ein Gesamtkonzept bilden. Dabei sollte dieses aber keinen totalen Gegensatz zum dramatischen Theater darstellen, sondern vielmehr eine „Akzentverschiebung“ vornehmen.4 Der Betrachter soll sich der Illusion des Theaters klar werden, um eine Identifikation mit den Einzelschicksalen der Handelnden zu verhindern.5 Stattdessen soll das Gezeigte verstanden werden als Parabel auf die eigene gesellschaftliche Wirklichkeit. Durch diese Form der Gegenüberstellung kann eine Analyse und Reflektion des Gesehenen erfolgen. Die Handlung wird nicht mehr als unabänderlich passiv konsumiert, vielmehr werden Ursprünge und Zusammehänge von Zuständen und Geschehnissen aufgedeckt. Der Zuschauer soll in die Lage versetzt werden, alternative Handlungsstränge zu erkennen.
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1 Jürgen Hillesheim: Bertolt Brechts Augsburger Geschichten. Augsburg 2004, S. 66 3
2 Brecht, Bertold / Suhrkamp, Peter: Anmerkungen zur Oper „Der Fall der Stadt Mahagony“. Berlin 1930. 4
3 Cargnelli, Christian / Omasta, Michael: Berufsverbot in Hollywood. Hysterische Atmosphäre und Schwarze Listen. in: Filmbulletin, 43. Jg., Nr. 4.
4 Brecht, Bertolt: Das Epische Theater. In: ders.: Schriften zum Theater 3, Frnakfurt/M. 1963.
5 Hahnengrep, Karl-Hein: Klett Lekttürenhilfe: Leben des Galilei, Stuttgart 1992, S.68 5
- Arbeit zitieren
- Peter Grabowitz (Autor:in), 2008, Brechts Episches Theater, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193070
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