Die Erzählung von Züchtigung Amors lässt sich explizit in keiner literarischen Quelle nachweisen. Lukian von Samosata berichtet in seinen „Göttergesprächen“ von dem Ärger der Götter über „den schlimmen Jungen“1 Amor, der mit seinen Pfeilen unbändige Liebe auslöst, derer sich nicht einmal die Götter erwehren können. Strafe für seinen ungestümen Umgang mit den Liebes-Pfeilen wird Amor von allen Seiten angedroht, doch zum Vollzug gelangt es bei Lukian nicht. Denkbar wäre, dass im Gemälde ein durch Amors Pfeil bedingter Ehebruch thematisiert ist, für den der anstiftende Amor und die Konkubine bestraft werden. In Apuleius Märchen vom Goldenen Esel heißt es: „Der rechte Tunichtgut, der mit seinen schlechten Manieren bürgerliche Zunft missachtet, sich mit Flammen und Pfeilen bewaffnet, mitten in der Nacht durch fremde Häuser geistert, allen Leuten die Ehe verdirbt, der ungestraft derlei Schandtaten begeht und gar nichts Gutes anstellt“2. Da zu dem Motiv der Züchtigung Amors keine literarische Quelle zu Rate gezogen werden kann und die Vos-Literatur das Gemälde schändlich vernachlässigt, kann es sich bei der Analyse des Gemäldes um bloße Spekulation handeln. 1 So seine Mutter Venus. Siehe Lukian S. 61. 2 Siehe S. 161.
Simon de Vos: Die Züchtigung Amors
ohne Datierung
Eichenholz, 54 x 80 cm
Kat. Nr. 2227
Die Erzählung von Züchtigung Amors lässt sich explizit in keiner literarischen Quelle nachweisen. Lukian von Samosata berichtet in seinen „Göttergesprächen“ von dem Ärger der Götter über „den schlimmen Jungen“[1] Amor, der mit seinen Pfeilen unbändige Liebe auslöst, derer sich nicht einmal die Götter erwehren können. Strafe für seinen ungestümen Umgang mit den Liebes-Pfeilen wird Amor von allen Seiten angedroht, doch zum Vollzug gelangt es bei Lukian nicht. Denkbar wäre, dass im Gemälde ein durch Amors Pfeil bedingter Ehebruch thematisiert ist, für den der anstiftende Amor und die Konkubine bestraft werden. In Apuleius Märchen vom Goldenen Esel heißt es: „Der rechte Tunichtgut, der mit seinen schlechten Manieren bürgerliche Zunft missachtet, sich mit Flammen und Pfeilen bewaffnet, mitten in der Nacht durch fremde Häuser geistert, allen Leuten die Ehe verdirbt, der ungestraft derlei Schandtaten begeht und gar nichts Gutes anstellt“[2]. Da zu dem Motiv der Züchtigung Amors keine literarische Quelle zu Rate gezogen werden kann und die Vos-Literatur das Gemälde schändlich vernachlässigt, kann es sich bei der Analyse des Gemäldes um bloße Spekulation handeln.
Simon de Vos stellt die Züchtigung Amors in einem Innenraum dar. Er gestaltet die Architekturelemente des Raumes in größter Präzision und detaillierter Strukturierung. Die Arkadenbögen ruhen auf längstrechteckigen Wandpfeilern, die jeweils durch zwei ionischen Halbsäulen gegliedert sind. Die Halbsäulen stehen auf einem Postament und tragen das mächtige Gebälk. In den Zwickeln über den drei sichtbaren Bogenöffnungen befindet sich jeweils in der Mitte ein gehörnter Tierschädel, zu den beiden Seiten hin je eine ruhende Figur. Um welche Figuren es sich hierbei handelt, kann nicht geklärt werden. Merkwürdig erscheinen die von den Wandpfeilern ausgehenden, verzierten Gurtbögen, da es sich offensichtlich um eine Flachdecke handelt und nicht um ein Gewölbe. Während der rechte Arkadenbogen in eine weitere, ebenfalls von Arkaden gegliederte Halle, führt, ist der linke, hinter dem Bett befindliche Bogen von Mauerwerk umschlossen. Auf einem Vorsprung befinden sich in stufenweiser Anordnung verschiedene hellblaue Gefäße und Teller auf blauem Tuch. Durch den mittleren Arkadenbogen blickt der Betrachter nach außen in eine bergige Landschaft.
Vor die monumentale Architektur hat de Vos die momenthafte Szene gesetzt, wobei sich die eigentliche Handlung auf der vordersten Bildebene abspielt. Auf den libidinösen Charakter der Darstellung verweist sogleich das pompöse Bett, das die gesamte linke Bildhälfte ausfüllt. De Vos scheint durch die imposante Größe und kunstvolle Gestaltung des Bettes mit kostbaren Vorhängen, die von goldenen Borten und Kordeln gesäumt und mit roten Edelsteinen geschmückt sind, die gewichtige Stellung zu betonen. Einblick in das Gemach erhält der Betrachter durch die Schrägstellung und den aus dem Blickfeld gerafften Vorhang, der um den kunstvoll geschnitzten Bettpfeiler gewunden ist. Das Gemach ist von kostbaren rosa und blau schimmernden Laken bedeckt, die derart zerwühlt und durcheinander erscheinen, dass der Betrachter erahnen kann, was sich hier vor einigen Momenten abspielt hat. Vor dem Bett im Vordergrund steht ein Holztischchen mit geschwungenen Tischbeinen. Auf dem blauen Tuch liegen Kostbarkeiten, wie eine Perlenkette, Goldschmuck, Ringe die mit Edelsteinen besetzt sind, ein Kamm, ein Puderpinsel und eine silberne, glänzend polierte Kanne. Die im stillebenhaften Arrangement angeordneten Dinge auf dem Tisch sind Utensilien des eitlen Lebenswandels und womöglich ein Sinnbild von Hochmut und Eitelkeit. Dass De Vos den materiellen Reichtum in Form von Kostbarkeiten derart stark in den Vordergrund setzt, kann Aufschluss auf den Sinngehalt der Darstellung geben. Sollte die Bestrafung einer Konkubine und des anstiftenden Amors Thema der Darstellung sein, so prangert der Künstler womöglich in der Zurschaustellung irdischer Besitztümer den verwerflichen, unmoralischen Lebenswandel an. Vor dem Schatten, den der kleine Tisch im Vordergrund wirft, steht ein Paar rot-blauer Schläppchen, ein Motiv das in diesem Kontext sexuell konnontiert sein kann.
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[1] So seine Mutter Venus. Siehe Lukian S. 61.
[2] Siehe S. 161.
- Arbeit zitieren
- Magistra Artium Melanie List (Autor:in), 2006, Simon de Vos - Die Züchtigung des Amors, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193064
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