Mythos Vampir: Überlieferungen des Volksglaubens und ihre Umsetzung in Stephenie Meyers Bis(s)-Reihe


Facharbeit (Schule), 2010

26 Seiten, Note: 13 Pkt.


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Der Vampir im Glauben der heutigen Zeit

2. Mythos Vampir: Überlieferungen des Volksglaubens und ihre Umsetzung in Stephenie Meyers Bis(s)-Reihe
2.1 Der Ursprung des Glaubens an wiederkehrende Tote.
2.2 Verschiedene Vorstufen des Vampirs
2.3 Der Vampir in verschiedenen Regionen
2.3.1 Slawische Region
2.3.2 Griechenland
2.3.3 Rumänien
2.4 Der historische Vampir
2.5 Medizinische Erläuterungen
2.6 Die theologische Sicht
2.7 Weitere Ansätze für Vampirvorfälle
2.8 Verwirklichung der Überlieferungen über den Vampir in der Bis(s)-Reihe

3.Der große Erfolg der Bis(s)-Reihe

4.Literatur- und Quellenverzeichnis

1.Der Vampir im Glauben der heutigen Zeit

„Wenn irgend etwas in der Welt bewiesen und sicher ist, dann sind es die Vampirgeschichten. Offizielle Berichte, Aussagen von glaubwürdigen Personen, von Chirurgen und Richtern untermauern diese Behauptung.“ ( Jean-Jacques Rousseau1 )

Jean-Jacques Rousseau war fest von der Existenz der Vampire überzeugt, was anhand seiner Aussage deutlich wird. Es gibt tatsächlich unzählige Berichte von Medizinern und glaubwürdigen Personen, doch kann man jetzt schon vorausgreifen, dass es definitiv keine Vampire gibt. Die Quellenlage ist etwas kompliziert, da die überlieferten Texte und Berichte sehr oft nicht objektiv sind, obwohl sich viele Schriftsteller bemüht haben alles detailgetreu wieder zu geben, was sie gesehen haben. Generell saugt ein Vampir einem Lebewesen das Blut aus, um sein Überleben zu gewährleisten. Seinen Ursprung und vermehrtes Vorkommen hatte der Vampir im slawisch-orthodoxen Raum, also in Ost- und Südosteuropa. Doch der Vampir wie wir ihn heute kennen, hat nichts mit dem überlieferten Volksglauben zu tun. Er wird als ein Blutsauger dargestellt, der in der Nacht seine Opfer überfällt und einen langsam fortschreitenden Tod bei diesen verursacht. Gut informiert durch Filme und Romane, weiß man im Allgemeinen wie sich ein Vampir verhält. Den Tag verbringt er in seinem Sarg, der mit der Erde seines eigenen Grabes gefüllt ist und schläft dort mit offenen Augen bis das Tageslicht verschwunden ist, welches er verabscheut. Doch am meisten fürchtet er das Kruzifix und Knoblauch. Sein Erscheinungsbild ist leicht zu erläutern: Der Vampir ist blass im Gesicht, hat spitze Zähne, die er zum Blutaussaugen braucht, lange dürre Finger und ist sehr kräftig. Um unbemerkt Gespräche belauschen zu können, kann der Vampir sich sogar in eine Fledermaus verwandeln2. Doch diese ganze Charakteristik entspricht nicht den historischen Quellenangaben. Sie spiegelt die Phantasien von einzelnen Personen wieder. So ist auch die wohl berühmteste Geschichte, die von einem Vampir handelt, Dracula, nur eine Verknüpfung von alten Traditionen und neuen Erfindungen ist. Bram Stoker schuf den Grundbaustein für die zahlreichen, weiteren Vampirgeschichten und -filme. Abzuklären ist nun, inwiefern die Vampirgeschichten, wie die Bis(s)-reihe der Stephenie Meyer, mit dem Volksglauben übereinstimmen. Doch zuerst müssen einige allgemeine Dinge erläutert werden.

2. Mythos Vampir: Überlieferungen des Volksglaubens und ihre Umsetzung in Stephenie Meyers Bis(s)-Reihe

2.1 Der Ursprung des Glaubens an wiederkehrende Tote

Der Glaube an ein Wesen, das den Menschen ihre Lebensenergie raubt, ist wahrscheinlich so alt wie der Mensch selbst. Vor diesen Wesen haben die Menschen Angst und diese Angst ist rational nicht nachvollziehbar. Sie wurde bei den Menschen in der Vergangenheit auf diese Wesen, unter anderem auf den Vampir, projiziert. Also gibt es eine Art Urangst, die in den Menschen ist und die sie um ihre Existenz fürchten lässt. Allerdings ist der Glaube an wiederkehrende Tote schwer nachzuweisen. Aber Guiseppe Maiello hat bewiesen, dass bereits im 6. Jahrhundert eine Gräberkultur in einer slawischen Siedlung in Böhmen existierte, die gleichzeitig auch an lebende Tote glaubte. Bei den Kelten gab es ebenfalls eine Gräberkultur mit dem Glauben an Untote. Man kann daraus schließen, dass jedes Volk, das seine Toten bestattete meist auch an wiederkehrende Tote glaubte. Jedoch gab es in jeder menschlichen Kultur sehr unterschiedliche Formen der zurückkehrenden Menschen, nicht alle hatten immer die Absicht Individuen zu töten.

Für die Zeit vor 1350 ist es sehr schwierig Quellen zu finden, die über lebende Leichname berichten. Deswegen gab es aber trotzdem den Glauben an sie, denn man muss beachten, dass es immer schwer ist eine Glaubensvorstellung aus schriftlichen Quellen zu beweisen. Man kann nur aus Indizien und Hinweisen verschiedene Dinge schließen. Daraus ergibt sich dann aber eine große Interpretationsvielfalt. Vereinzelt aber gibt es Hinweise in verschiedenen Schriftstücken, bei denen die Untoten allerdings nur eine untergeordnete Rolle spielen. Beispiele hierfür finden sich bei Frutolf von Michelsberg, Heinrich von dem Türlîn, Moriz von Craon und Johann von Winterthur. Wenn man die Untersuchungen auf die wenigen vorhandenen deutschsprachigen Quellen stützt, stellt man eine Totenfurcht fest, die mit dem Glauben an Vampire nah verwandt ist. Auch wenn der Wiedergänger und der Nachzehrer erst im späten Mittelalter bzw. Anfang der Neuzeit in schriftlichen Texten erscheint, kann man trotzdem davon ausgehen, dass diese Vorstellung nicht plötzlich aufgetreten ist, sondern vorher bereits vorhanden war. Das abrupte Erscheinen in den Quellen lässt sich mit der entstandenen Fegefeuer-Vorstellung im Mittelalter begründen und lies somit den Glauben an zurückkehrende Menschen eine Blütezeit erleben3.

2.2 Verschiedene Vorstufen des Vampirs

Das Wesen des Vampirs entwickelte sich aus verschiedenen bereits existierenden Elementen. Nachfolgend werden einige Beispiele aufgezählt, die nach Claude Lecouteux charakterisierende Namen bekommen haben, die die Übersichtlichkeit unterstützen sollen. Die Namen wurden durch die Handlungen, die die Untoten begehen, aber auch durch ihre volkstümlichen Benennungen in den verschiedenen Kulturräumen beeinflusst. Vampire rufen den Tod bei Menschen hauptsächlich durch das Aussaugen von Blut hervor.

Es gibt jedoch weitere andere Arten durch die ein Sterblicher von einem Untoten getötet werden kann. Die erste und eine der ältesten Arten ist die ,,Anrufung“. Ein Toter erscheint in menschlicher Gestalt in Fleisch und Blut und ruft die Menschen bei ihrem Namen, wodurch sie sofort sterben oder eine Krankheit erleiden, bei der sie Tage später sterben. Dieser lebende Tote wird als Rufer bezeichnet. Der erste mittelalterliche Autor Walter Map (um 1135-1209) berichtete von einem solchen Rufer. Der Ritter Wilhelm Laudun in England ersuchte Hilfe beim Bischof von Hereford, Gilbert Foliot und erstattete Bericht:„ Herr, ich bin gekommen, um Euren Rat einzuholen. Vor nicht allzu langer Zeit ist in meinem Dorf ein gewisser Waliser, ein übler Bursche, auf merkwürdige Weise zu Tode gekommen. Vier Tage nach seinem Tod ist er wieder erschienen, und seitdem kommt er alle Nächte und hört nicht auf, die Bewohner des Dorfes bei ihrem Namen zu rufen, einen nach dem anderen. Sie verfallen in Siechtum und sterben drei Tage später, dergestalt, daß nicht viele Menschen im Dorf übrigbleiben.“4 Der Rufer hatte in seinem menschlichen Leben einen schlechten Charakter, welchen er auch in der Gestalt des Rufers beibehält. Er kehrt zurück und tötet die Menschen in seinem Dorf durch das Rufen der Namen.

Eine andere Methode einen Lebenden um zubringen, ist an die Tür des Opfers zu klopfen. Dies ist zu vergleichen mit dem Ausrufen des Namens. Das folgende Beispiel stammt aus der Flóamanna saga um 1300 und schildert eine Begegnung mit einem Klopfer. Ihre Handlung trug sich allerdings bereits 300 Jahre vorher im südwestlichen Island zu:„ Es war schönes Wetter am Jultag, und die Leute hielten sich den ganzen Tag draußen auf. Am zweiten Tag legten sich Thorgils und seine Leute früh zum Schlafen nieder; sie schliefen schon, als Jostein und die Seinen lärmend ins Haus kamen und sich zu ihren Schlafplätzen begaben. Gerade hatten sie sich ausgestreckt, da hörten sie, daß jemand an die Tür klopfte. Einer von Josteins Gefährten sprang mit einem Satz auf und rief:> Das ist bestimmt eine gute Nachricht. < Er trat vor die Tür, wurde aber von Wahnsinn erfaßt und starb am folgenden Tag. Dasselbe geschah in der nächsten Nacht: ein Mann wurde wahnsinnig und gab an, er habe gesehen, wie sich der Tote des Vortages auf ihn gestürzt habe.“5 Der Klopfer tötet in diesem Beispiel sein Opfer nur durch das Anklopfen an die Türe, worauf hin dieser in Wahnsinn verfällt und stirbt. So geschieht es am darauffolgenden Tag ebenfalls mit einem anderen Mann. Anzumerken ist, dass die Opfer nicht sofort sterben, sondern erst nach einiger Zeit umkommen. Andere skandinavische Texte berichten von einem Untoten, der auf das Dach eines Hauses klopfte, um die Menschen aus dem Haus zu locken. Der südeuropäische Broukolakos hingegen vereinigt Türklopfer und Rufer in einem. Er klopft an die Haustüren und ruft gleichzeitig die Namen der Bewohner; antwortet der Gerufene, stirbt er sofort.6 Ein weiteres Beispiel einer Vorstufe des Vampirs, ist der Verschlinger. Er hat sich nicht darauf spezialisiert dem Menschen Blut auszusaugen, sondern verschlingt ihn. Der Glaube an ein solches Ungeheuer reicht weit zurück. Um das Jahr 217 erzählte Philostratos von einem solchen Wesen, die Empuse. Empusen streben nach dem Fleisch und Blut des menschlichen Körpers. Sie bringen ihre Opfer um und verschlingen dann den Körper. Sie sind nah verwandt mit Vampiren. Eine Empuse ist allerdings keine Untote, sondern ein Dämon. Das nächste Beispiel ist der Würger. Er erwürgt, wie schon sein Name sagt, seine Opfer. Diese verspüren ein heftiges Gefühl des Erstickens, was in der phantastischen Literatur berichtet wird. Wenn die Leiche des Würgers exhumiert wird, findet man ihn, so wird berichtet, in einigen Zentimetern Blut badend. Der Würger wird zwar nicht als blutsaugender Untoter beschrieben, aber ist bereits ein Vampir. Eine spezifischere Tötung bietet der Neuntöter. Er gehört ebenfalls zur Gattung der Wiedergänger. Er tötet neun Mitglieder seiner Familie, wobei es meistens diejenigen sind, die er am meisten liebte. Die älteste bekannte Quelle, die über einen Neuntöter berichtet, ist ein Zeitungsartikel vom 31.

Juli 1725. Bei diesem Vorfall ist der Wiedergänger, Peter Plogojovitz, dem Vampir sehr ähnlich und bringt innerhalb einer kurzen Zeitperiode neun Menschen durch Erwürgen um. Der Tote Plogojovitz ist also Neuntöter, Würger und Vampir in einem.7 Das letzte hier aufgeführte Beispiel ist der Nachzehrer. Er lässt Kau- und Schmatzgeräusche aus dem Grab verlauten. Es hörte sich an, als ob jemand etwas gierig verschlingt. In Verbindung wird der Vampir mit dem Nachzehrer durch Dom Calmet gebracht, der eine eigene zeitgemäße Definition für Vampire formulierte: „Man sagt, der Vampir verspüre eine Art Hunger, der ihn dazu bringt, sein Leichentuch zu essen“8. Im Allgemeinen bedeutet das Wort „Nachzehrer“, das in der deutschen Sprache genau die Bedeutung zum Ausdruck bringt, „derjenige, der den Tod verursacht, indem er etwas verschlingt“9, oder „ der durch Verzehren herbeilockt“10. Der Nachzehrer wird als passiver Vampir bezeichnet, da er sein Grab nicht verlässt und den Tod durch eine Entfernung herbei ruft: sobald er sein Leichentuch verschlingt oder an sich selbst zehrt, sterben seine Verwandten.11

2.3 Der Vampir in verschiedenen Regionen

2.3.1 Slawische Region

Es gibt nun auch Unterschiede in den verschiedenen Regionen. Bei den slawischen Völkern heißt der Vampir Vurdalak. Das Wort Vurdalak ist allerdings kein ursprünglich aus dem russischen Volksglauben stammendes Wort, sondern kommt aus dem Kroatischen und Dalmatinischen. Der Begriff wurde von Alexander Puschkin in seinen Gedichten Marko „Jakubovitsch“ und „Vurdalak“ benützt. Alexej Tolstoi benutzt den Terminus ebenfalls und erklärt ihn so: „Die vurdalaks oder Vampire der slawischen Völker sind nach landesweiter Ansicht nichts anderes als die Körper von Toten, die ihre Gräber verlassen und das Blut der Lebenden saugen. Bis dahin entsprechen ihre Gewohnheiten denen aller anderen Vampire, es sind ihnen aber noch weitere eigen, die sie besonders furchterregend machen. Die vurdalaks, meine Damen, trinken bevorzugt das Blut ihrer nächsten Verwandten und ihrer engsten Freunde, die dann nach ihrem Tod ebenfalls zu Vampiren werden, dergestalt, daß man in Bosnien und Ungarn angeblich Dorfschaften kennt, welche gänzlich zu vurdalaks geworden sind.“12 Tolstoi beschreibt den Vampir sehr allgemein und geht nicht genauer auf die Eigenschaften ein, die der Vampir in den verschiedenen Kulturbereichen hat. Aber er weißt ihm die charakteristisch am wichtigste Eigenschaft zu: das Aussaugen des Blutes. Dies ist typisch für Vampire und kann bei keinem anderen Wiedergänger als charakteristisches Merkmal angegeben werden. Auf Grund dessen ist er so besonders. Es zeigen sich allerdings Parallelen zu anderen Formen der Wiedergänger auf. Nach Alexej Tolstoi, saugt der Vampir bevorzugt seinen Verwandten das Blut aus. Ähnlich ist dies beim Neuntöter, der ebenfalls Verwandte tötet; die Anzahl ist hier aber auf neun Opfer begrenzt. Sind diese Leidtragenden des Neuntöters ermordet, gibt es keine weiteren Folgen; beim Vampir hingegen schon, da dessen Opfer wiederum durch den Biss des Vampirs zu einem solchen werden.

[...]


1 Schaub, S.209

2 Lecouteux, S.10

3 Schaub, S.25/26

4 Gautier (Walter) Map, De nugis curialium Ii, 27, ed. M.R.James, Oxford 1914(Anecdota Oxoniensa, 14) aus Lecouteux, S.75

5 Flóamanna saga, Kap.22, ed. F. Jónsson, Reykjavík 1932( Islenzk Fornrit) aus Lecouteux, S.77

6 Tournefort, Voyage en Levant, Amsterdam 1718, Bd.I, 52 ff., aus Lecouteux, S.79

7 Lecouteux, S.87, siehe auch Anhang Nr. 1

8 Dom Calmet, Dissertation sur les apparitions des esprits et sur les vampires ou les revenants de Hongrie, de Moravie, op. cit.,88; aus Lecouteux, S.95

9 Lecouteux , S.95

10 Lecouteux, S.92

11 Lecouteux, S.95

12 Lecouteux, S.105

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Mythos Vampir: Überlieferungen des Volksglaubens und ihre Umsetzung in Stephenie Meyers Bis(s)-Reihe
Hochschule
Finsterwalder Gymnasium Rosenheim
Veranstaltung
Geschichte LK
Note
13 Pkt.
Autor
Jahr
2010
Seiten
26
Katalognummer
V190431
ISBN (eBook)
9783656151227
ISBN (Buch)
9783656151371
Dateigröße
650 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mythos Vampir, Volksglaube, Bis(s)-Reihe
Arbeit zitieren
Melanie Köppl (Autor:in), 2010, Mythos Vampir: Überlieferungen des Volksglaubens und ihre Umsetzung in Stephenie Meyers Bis(s)-Reihe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190431

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