Ich, Jörg von Ehingen, Ritter, bin in meiner Jugend geschickt worden alß ain knab an hof gen Yßbruck. Mit diesen Worten beginnt der schwäbische Ritter Georg von Ehingen seine autobiographischen Aufzeichnungen 'Reisen nach der Ritterschaft'. Mit diesem Werk steht Georg von Ehingen am Anfang einer vermehrten literarischen Auseinandersetzung von Adligen mit ihrer eigenen Geschichte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Es ist die erste ritterliche
Autobiographie des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit. Den Kern seines Selbstzeugnisses sind seine Reisen mit dem Ziel [s]ich in ritterlichen handlungen zuo gebruchen und alle ritterspil zuo lernen. Er berichtet von seiner Reise zur Erlangung wahrer Ritterlichkeit. Seine Reise steht in der Tradition der Pilgerfahrt und des Heidenkampfes, ergänzt durch den Besuch der
höfischen Zentren Europas. Die Suche nach der Aventiure und die Hervorhebung der persönlichen Ehre im idealisierten ritterlichen Sinne stellen wie bei vielen Zeugnissen der ritterlichen Welt im
Spätmittelalter zentrale Punkte dar. Diese Betonung des tradierten idealisierten Rittertums steht im Kontrast zu einem Wandel der Bedeutung und des Selbstverständnisses gerade des niederen Adels.
Wurde in der älteren Forschung die Idealisierung und Betonung des Ritterlichen im ausgehenden Mittelalter als Reaktion auf den wirtschaftlichen, sozialen und militärischen Niedergang des Adels
verstanden, so sieht die jüngere Forschung die Krise des Rittertums im ausgehenden Mittelalterdeutlich differenzierter. In Georg von Ehingens 'Reisen nach der Ritterschaft' ist die ambivalente
Situation eines niederadligen Ritters im 15. Jahrhundert deutlich zu erkennen: Er verbindet die literarische Tradition des Rittertums mit den neuen Einflüssen seiner Zeit und seinen persönlichen
Erlebnissen. Ruhm und Ehre stellen während des gesamten Mittelalters das erstrebenswerteste Ziel
für einen jungen Adligen dar. Die ritterlichste Form, seine Ehre und seinen Ruhm zu steigern, war der Kampf und Sieg gegen einen
ebenbürtigen Gegner. Der Zweikampf ist ein wichtiges Element im Selbstverständnis des mittelalterlichen Ritters.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Grundlegendes zu den verwendeten Quellen
2.1. Die 'Reisen nach der Ritterschaft': Datierung, Überlieferung, Autorschaft und Struktur
2.2. Wolfram von Eschenbachs 'Parzival': Datierung, Autorschaft und Überlieferung
2.3. 'Pontus und Sidonia' (A): Datierung, Autorschaft und Überlieferung
2.4. Begründung der Quellenwahl
3. Vergleich der Zweikampfdarstellungen vor dem Hintergrund der literarischen Traditionen
4. Der Zweikampf vor Ceuta: Realität oder Fiktion?
5. Die Beeinflussung Georg von Ehingens durch die Höfe Innsbruck und Rottenburg
5.1. Georg von Ehingen und der Innsbrucker Hof
5.2. Georg von Ehingen und der Rottenburger Hof
6. Schlussbetrachtung
7. Quellen- und Literaturverzeichnis
7.1. Quellenverzeichnis
7.2. Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Keno Peterson (Autor:in), 2011, Der Zweikampf in Georg von Ehingens "Reisen nach der Ritterschaft", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189532
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