In dem Taschenbuch „Was ist ein Menhir?“ wird ein Interview des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst mit dem Mainzer Archäologen Dr. Detert Zylmann über Menhire (auch „Hinkelsteine“ genannt) veröffentlicht. Eines der Kapitel erwähnt zahlreiche Menhir-Fundorte in Deutschland. Detert Zylmann gilt als Experte der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur, keltischer Funde aus der Eisenzeit sowie der Menhire in Rheinhessen und der Pfalz. Der frühere Zeitungsredakteur Ernst Probst hat von 1986 bis heute rund 200 Bücher, Taschenbücher, Broschüren und E-Books veröffentlicht. Zu seinen Spezialitäten gehören Themen aus den Bereichen Paläontologie und Archäologie sowie Biografien vor allem von berühmten Frauen. Am bekanntesten sind seine Werke „Deutschland in der Urzeit“, „Deutschland in der Steinzeit“ und „Deutschland in der Bronzezeit“.
Inhalt
Vorwort
Interview mit dem Mainzer Archäologen Dr. Detert Zylmann
Fundorte von Menhiren in Deutschland
Literatur
Bildquellen
Der Archäologe Dr.. Detert Zylmann
Publikationen von Dr. Detert Zylmann
Der Autor Ernst Probst
Bücher von Ernst Probst
Foto auf der vorhergehenden Seite:
Menhir von Saint-Uzec (auch Saint-Duzek oder Saint Uzeee) nahe der gleichnamigen Kapelle,
etwa 2,5 Kilometer nordöstlich von Tr é beurden im D é partement Cotes d ‘ Armor in Frankreich. Dieser Menhir besteht aus Granit,
ist rund acht Meter hoch und drei Meter breit.
Er wurde in der Jungsteinzeit um 2500 v. Chr. aufgerichtet. 1674 erfolgte seine Skulptierung durch den Jesuitenpriester und bretonischen Ortographen Julien Maunoir (1606-1683), den „ Apostel der Bretagne “ , als Kampfansage an das angeblich auflebende Heidentum. Oben trägt der Menhir ein Kreuz. In seine Südseite sind au ß er Mond und Sonne auch Szenen der Anbetung und die Leidenswerkzeuge oder Arma Christi (Hammer, Nägel, Peitsche und andere) eingemei ß elt. Das Steinmal von Saint-Uzec gilt als der gr öß te mit christlichen Symbolen versehene Menhir in Frankreich.
Ernst Probst
Was ist ein Menhir?
Interview mit dem Mainzer
Archäologen Dr. Detert Zylmann über Hinkelsteine
Widmung
Dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, dem Landesmuseum Mainz und dem Naturhistorischen Museum Mainz gewidmet,, deren Mitarbeiter mich bei den Recherchen für Artikel und populärwissenschaftliche Bücher mit Rat und Tat unterstützt haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Menhir bei Thomm,
Verbandsgemeinde Ruwer, Kreis Trier-Saarburg; in Rheinland-Pfalz.
Höhe etwa 1,80 Meter
Vorwort
Was ist ein Menhir?
In dem Taschenbuch „Was ist ein Menhir?“ wird ein Interview des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst
Probst mit dem Mainzer Archäologen Dr. Detert Zyl- mann über Menhire (auch „Hinkelsteine“ genannt) veröffentlicht. Eines der Kapitel erwähnt zahlreiche Menhir-Fundorte in Deutschland. Detert Zylmann gilt als Experte der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur, keltischer Funde aus der Eisenzeit sowie der Menhire in Rheinhessen und der Pfalz. Der frühere Zeitungs- redakteur Ernst Probst hat von 1986 bis heute rund 200 Bücher, Taschenbücher, Broschüren und E-Books veröffentlicht. Zu seinen Spezialitäten gehören Themen aus den Bereichen Paläontologie und Archäologie sowie Biografien vor allem von berühmten Frauen. Am be- kanntesten sind seine Werke „Deutschland in der Ur- zeit“, „Deutschland in der Steinzeit“ und „Deutschland in der Bronzezeit“.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Interview mit dem Mainzer Archäologen Dr. Detert Zylmann
Frage: Herr Dr. Zylmann, was ist - populär erklärt - ein Menhir?
Antwort: Das Wort „Menhir“ ist keltischen Ursprungs und bezeichnet ein bewusst von Menschenhand aufgerichtetes, freistehendes, nichtfigürliches Steinmal. Es bedeutet „Langer Stein“ (men = Stein, hir = lang) und ist als wissenschaftlicher Begriff in die archäo- logische Literatur eingegangen. Die meisten steinernen Monumente weisen Höhen zwischen 1 und 3 m auf. Neben spitzen, obeliskartigen Steinsäulen kennen wir gedrungene, pyramidenartige Formen. Verwendet wurden Gesteinsarten wie Granit, Quarzite, Sand- und Kalksteine.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hinkelstein von Walhausen, ein Ortsteil von Noheim, Kreis Saarwendel, im Saarland, Gewicht schätzungsweise 13 Tonnen
Frage: Warum werden Menhire im deutschen Volksmund auch als „ Hinkelsteine “ bezeichnet?
Antwort: Der volkstümliche Name „Hinkelstein“ („Hin- kel“ = rheinhessisch „Huhn“), insbesondere im west- deutschen Raum gebräuchlich, ist eine missverstandene Ableitung des Wortes „Hünenstein“ (= Riesenstein) über „Hühnerstein“ zum mundartlichen „Hinkelstein“. Bereits im Mittelalter findet sich der Name „Hinkel- stein“.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Menhire von Traonigou,
D é partement Finistere, Frankreich
Frage: Wie kam es, dass Sie sich für Menhire interessierten?
Antwort: Wegen ihres geheimnisvollen Charakters haben diese Steine wie kaum eine andere Denkmälergruppe meine Phantasie und die vieler anderer Menschen angeregt. Diese Steine wurden von Menschen der Vorzeit aufgestellt, von einer Bevölkerung, die noch keine Schrift besaß. Die Steine sind also Spuren oder Überreste menschlichen Lebens aus vergangenen Zeiten und damit historische Quellen, die über Geschichte und Kultur schriftloser Bevölkerungsgruppen Aussagen erlauben, Aussagen, die wir sonst nicht hätten. Viele ernsthafte Wissenschaftler haben sich mit den Steinen auseinander gesetzt; sie haben aber auch zahlreiche Spekulanten beschäftigt. Ich habe versucht, möglichst sachlich die verschiedenen Blickrichtungen zu beleuchten und den geschichtlichen Informationswert dieser Steinmale aufzuzeigen, die nach dem Gesetz schützenswerte Kulturdenkmäler sind, eine faszinierende und span- nende Aufgabe.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Menhire aus der Jungsteinzeit (um 4500 bis 4000 v. Chr.) von Lutry im Kanton Waadt in der Schweiz
Was ist ein Menhir? 17
Frage: Aus welcher Zeit stammen dieältesten Menhire?
Antwort: Ganz allgemein können wir sagen, dass die meisten Menhire aus dem späten Neolithikum (3. Jahrtausend v. Chr.) stammen. Neueste Untersuchungen aus der Schweiz lassen erkennen, dass die Sitte, Menhire zu errichten, bereits um die Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. begann und damit in einem frühen Abschnitt der Jungsteinzeit zu datieren ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Frage: In Comics sieht man den kräftig gebauten Gallier (Kelten) namens „ Obelix “ , wie er Menhire ( „ Hinkelsteine “ ) trägt oder sogar wirft. Haben die Gallierüberhaupt „ Hinkelsteine “ her- und aufgestellt?
Antwort: Sicher ist, dass weder die Römer noch die Kelten diese Steine hergestellt bzw. aufgestellt haben. Sie stammen aus einer Zeit, die weit vor den Ge- schichten von Asterix und Obelix anzusiedeln ist. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass Menhire gele- gentlich noch in römischer Zeit kultische Verehrung erfuhren.
Foto auf Seite 18:
Steinerne Statue eines gallischen Kriegers, die um 1850 in Vach è res,
D é partement Alpes-des-Haute-Provence, in Frankreich gefunden wurde.
Original im Museum Calvet, Avignon
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Frage: Wie lang ist der gr öß te Menhir und wo steht bzw. liegt er?
Antwort: Der größte heute noch aufrecht stehende Stein mit einer Höhe von 12 m ist der Menhir von Kerloas bei Plouarzel, westlich von Brest in der Bretagne. Auch der längste überhaupt bekannte Menhir befindet sich in der Bretagne. Es ist der umgestürzte „Grand Menhir Brisé“ auf der Halbinsel Locmariaquer im Departement Morbihan. Er ist in vier Teile zerbrochen und war ursprünglich etwa 21 m hoch.
Foto auf Seite 20:
Menhir von Kerloas bei Plouarzel,
D é partement Finistere, in Frankreich Höhe etwa 12 Meter
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Frage: Kennt man das Gewicht mancher besonders gro ß er Menhire?
Antwort: Während der Menhir von Kerloas über 150 Tonnen wiegt, wird das Gewicht des „Grand Menhir Brisé“ auf 350 Tonnen geschätzt.
Foto auf Seite 22:
Umgestürzter „ Grand Menhir Bris é“ von Locmariaquer, etwa 12 Kilometer von Carnac entfernt, D é partement Morbihan, Frankreich. Ursprüngliche Höhe etwa 21 Meter, Gewicht schätzungsweise 350 Tonnen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Stonehenge in Südengland,
eine der bekanntesten Megalithanlagen der Welt
Frage: Die Herstellung und das Errichten von Menhiren waren doch erstaunliche Arbeitsleistungen?
Antwort: Der Transport und die Aufrichtung der Steine konnte mit Hilfe der experimentellen Archäologie nachgespielt werden. Da es keine Maschinen im heutigen Sinne gab, mussten alle Arbeiten von Tieren oder vom Menschen verrichtet werden. Wie zahlreiche Experi- mente gezeigt haben, hat es verschiedene Möglichkeiten gegeben, schwere Steine ohne komplizierte Maschinen zu bewegen. Besonders eindrucksvoll ist eine Darstel- lung aus dem Alten Ägypten. Dort wird über den Transport einer 60 Tonnen schweren und 7 m hohen Statue berichtet.
Insbesondere durch Experimente am Beispiel des südenglischen Stonehenge, dem Nationalheiligtum der Briten und der wohl bekanntesten Megalithanlage, wissen wir, dass schwere Steinblöcke über weite Entfernungen transportiert und wie sie aufgerichtet wurden.
1979 kam es in einem kleinen französischen Ort zu einem Versuch, die in der Vorzeit angenommenen Techniken zu überprüfen. Ein 32 Tonnen schwerer Steinblock sollte über eine größere Distanz befördert werden. Um dies zu erreichen, wurden 200 Personen benötigt, die mit Hilfe starker Flachsseile, schwerer Rollen und Eichenschienen den Stein bewegen konnten. Bereits 1956 gelang es Thor Heyerdahl mit seinem
[...]
- Arbeit zitieren
- Ernst Probst (Autor:in), 2011, Was ist ein Menhir?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183871
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