EINLEITUNG
„¿[…] á quién podia dàr la preferencia en mis discursos, sino à la amable, la piadosa, y la mas bella mitad del genero humano?“ (I/II, 1) 1 In diesem zunächst unscheinbar wirkenden Satz drückt José Clavijo y Fajardo die Überzeugung unzähliger Literaten einer ganzen Epoche aus. Die Veränderungen in der Sozialstruktur Spaniens besonders in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bescherten der Damenwelt neue Freiheiten und einen Ausbruch aus ihrer bisherigen festen Bindung an Heim und Hof (vgl. Kilian 2002: 45). Diese Umbruchsituation jedoch löste in fortschrittlichen Denkern wie Fray Benito Jerónimo Feijoo und vor allem auch José Clavijo y Fajardo große Unzufriedenheit aus, weshalb Weiblichkeitskonzepte, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Erziehung und die Rolle der Frau in der Gesellschaft sich über Jahre hinweg als die Themen des aufklärerischen Diskurses profilierten (vgl. Kitts 1995: 53). Welche Funktion hat die Frau in der sich verändernden Gesellschaft? Was genau ist Schönheit und welche Bedeutung hat sie? Welche Eigenschaften machen aus einer jungen Frau eine gute Ehefrau und wie erlangt sei diese? Mit solchen und ähnlichen Fragen setzte sich die geistige Elite Spaniens intensiv auseinander. Als Sprachrohr und Verbreitungsmedium für ihre aufklärerischen Gedanken wirkten hierbei vor allem die Moralischen Wochenschriften. Vor dem Hintergrund, dass die Romanproduktion in der Zeit der Aufklärung einen Einbruch erlebte stellten sie das hauptsächliche gesellschaftliche Kommunikationsmedium dar (vgl. Ertler 2003a: 10). Nach Feijoos Defensa de las Mujeres galt innerhalb der Gattung ab 1762 vor allem Clavijo y Fajardos El Pensador als einflussreichste Veröffentlichung zu dem Thema (vgl. Kitts 1995: 54).
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Inhalt
1) Einleitung
2) Literarische Einordnung des El Pensador
2.1) Die Moralischen Wochenschriften der Aufklärung - eine Kurzcharakterisierung
2.2) Die Wochenschrift ,El Pensador‘ als typische Gattungsvertreterin
3) Die Frau in der Gesellschaft der spanischen Aufklärung: zwischen Tradition und Emanzipation
3.1) Das Frauenbild im frühen 18. Jahrhundert
3.2) Die Gesellschaftsdame als Sinnbild für weiblichen Sittenwandel
4) Das aufklärerische Frauenbild in ,El Pensador‘
4.1) Kritik am neuen weiblichen Lebenswandel
4.2) Ein Idealbild der Frau
4.2.1) Erziehung und Bildung
4.2.2) Das Prinzip der ,wahren‘ Schönheit
5) Pensamiento XXIX: Carta instructiva á una Señorita recien Casada
5.1) Einbettung in das Gesamtwerk ,El Pensador‘
5.2) Zusammenfassung und inhaltliche Analyse
5.3) Diskursive Analyse
6) Schlussbetrachtung
7) Literatur
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