Verstädterung in der Dritten Welt
1. Begriffserläuterung
- Verstädterung = Urbanisierung
- bezeichnet einen demograph. Zustand: den prozentualen Anteil der städt. an der Gesamtbev. -> wird durch den Verstädterungsgrad angegeben
- unterschiedl. historische Entwicklungen und kultur-soziale Situationen wirken differenzieren auf den Verstädterungsgrad -> schwankt erheblich
- Verstädterung kann auch als dempgraph. Prozess aufgefasst werden -> charakterisiert die Dynamik des Verstädterungsprozesses, d.h. die Wachstumsgeschwindigkeit der Stadtbev.; lässt sich mit der Verstädterungsrate erfassen; erlaubt einen unmittelbaren Vergleich mit den jeweiligen Wachstumsraten
2. Verstädterung
- Verstädterungsprozess begann in der Dritten Welt später
- nimmt gegenwärtig bedrohlich Ausmaße an -> Tempo der Verstädterung besorgniserregend
- zw. 1965-1990: urbane Bev. stieg von 657 Mio. auf 1824 Mio. (Zunahme um 170%)
- in den IL: Zunahme um 38%
- nach Prognosen der UN: Wachstum der Städte in der Dritten Welt wird sich noch beschleunigen -> Zuwachs von 60Mio./Jahr
- Asien: 970 Mio. Städter: die fünf bevölkerungsreichsten Länder (Indonesien, Indien, China, Bangladesch, Pakistan) = 40% der Weltbevölkerung - dabei stehen diese Länder am Beginn des Urbanisierungsprozesses - bei gleichbleibender Wachstumsrate wird sich die Zahl in knapp 15 Jahren auf 2 Mrd. verdoppeln (= zweimal so viele Stadtbewohner wie die ges. heutige Bev. der USA, GUS und aller europ. Staaten zusammen!)
- in den 50er und 60er Jahren galt das Städtewachstum als Motor und Gradmesser der Modernisierung
- entgegen den Erwartungen: Bev.-Zunahme in den Ballungszentren überholte bald ihr wirtschaftliches Wachstum -> Massenarbeitslosigkeit, Armut und riesige Elendsviertel wurden prägend
- auf Verheißung der Modernisierungstheoretiker konnte man die Miss-Stände noch als Übergangsphänomen erklären
- sozio-ökomom. und ökologische Fehlentwicklungen haben nun aber bes. in den Metropolen unglaubliche Formen und Ausmaße angenommen -> „existenzgefährdende Krankheit“ der Dritten Welt
- südl. Städte: keine Katalysatoren des Fortschritts sondern Modernisierungsghettos - Gegensätze von Reichtumsinseln und Meeren der Armut
3. Metropolisierung
- beängstigend: explosives Wachstum der Metropolen in der Dritten Welt
- in fast allen EL: Konzentrationsprozess in den Millionenstädten
- Hauptstädte: oft 20% der Gesamtbev., über 50% der Stadtbev. des Landes und mehr als das 4-fache der Einwohnerzahl der nächstgrößeren Stadt
- besorgniserregend: das Tempo des Wachstums
-> Gesamtbev. des EL stieg zw. 1940 und 1990 um das 2,2fache/Jahr, in den Städten (über 20.000EW) um das 5,4fache und in den Millionenstädten um das 15fache(!)
- eigentliche Bev.-Explosion findet somit in den Metropolen statt -> gerechtfertigt von Metropolisierung statt Verstädterung zu sprechen
- im Hinblick auf Entwicklungsperspektiven sind v.a. zwei Folgen der Metropolisierung von Bedeutung:
1. - noch stärkere Konzentration der polit., kulturellen, gesellschaftl. und wirtschaftl. Aktivitäten in den Metropolen
-> entwicklungshemmende regionale Disparitäten vergrößern sich zunehmend
2. - Ausbreitung der Elendsviertel u. Marginalisierung ihrer Bewohner
- Marginalisierung: große Gruppen sind nicht oder kaum an wirtschaftl., polit. und gesellschaftl. Entscheidungen beteiligt
-> wachsende soz. Spannungen -> Bedrohung der polit. Stabilität dieser Länder
- explosionsartige Wachstum -> jegliche Versuche einer geordneten Stadtplanung zum Scheitern verurteilt
- Probleme: Bereitstellung von Arbeitsplätzen, Schulen, Krankenhäusern,
Wohnungen und anderen Infrastruktureinrichtungen; oder ökolog. Probleme, die die Bev.-Dichte in Ballungszentren mit sich bringt
- Zahlen: jeden tag müssten Unterkünfte, Versorgungseinrichtungen und Arbeitsplätze für 140.000 Menschen neu geschaffen werden - bereits 300 Mio. Arbeitslose und 700 Mio. in absoluter der relativer Armut
- Metropolisierung nimmt deshalb schnell zu, weil neben dem raschen
Wachstum der Mio.-Städte immer mehr Großstädte in die Kategorie Metropole aufrücken -> hoher Metropolisierungsgrad
- entscheidendes metropolitanes Kriterium -> überproportional hohe Konz.
eines Teils der jeweiligen Landbev. in einer oder wenigen Metropolen <-> bedeutsames räumliches Strukturelement in diesen Ländern
- sehr deutlich: nur eine primate city oder primate region mit jeweiligem Konz-Grad der jeweiligen Landesbev.: 1995: Montevideo=43,2% oder Seoul=26,7%
- entgegengesetztes Beispiel: Indien:
- 2000: 8 Metropolen und darunter zwei Megastädte (Calcutta, Bombay) - zusammen 73,3 Mio. Einwohner = 7% der ind. Bev.
- Verstädterungsgrad erst 34,2% -> trotz Vielzahl von Metropolen, Großstädten (über 100.000EW), Mittel- und Kleinstädten - überwiegender Teil der Bev. Indiens lebt im ländl. Raum
- bei gleichbleibenden Migrationsverhalten -> erhebliches zahlen- wie größenmäßiges Metropolen- und Megastädtewachstum
4. Ursachen der Verstädterung und Metropolisierung
=> Landflucht:
- Verstädterung und Metropolisierung untrennbar mit dem Begriff Landflucht verbunden
- Landflucht = Bev.-Bewegung aus dem ländl. Raum
- ländl.-urbane Mobilität wirkt verändernd auf die Struktur und Funktion
ländl. und städt. Räume -> Ausdruck der strukturellen Probleme von
Entwicklungsgesellschaften, die sich im soz., polit. und wirtschaftlichen Bereich in unterschiedl. stark ausgeprägten Umbruchsituationen befinden
- spätestens seit Erreichen der Unabhängigkeit der EL: Versuch: durch intensive Industrialisierung schnellstmöglich die Entwicklung der heutigen Industrienationen nachzuvollziehen
- Weiträumigkeit + überwiegend geringe infrastrukturelle Erschließung -> überwiegende Konz. der ind. Standorte auf nur wenige wirtschaftl. Wachstumspole
- rege wirtschaftl. Tätigkeit in den Metropolen der EL - noch heute
vergleichsweise geringen Ausstrahlungseffekt im Sinne von
Strukturveränderungen und Modernisierung auf die übrigen Wirtschaftsräume der Länder
- besonders: Kapitalakkumulation (Bindung zentraler Funktionen auf wenige
Wachstumsinseln) -> hat Abstand der sozio-ökonom. Entwicklung im Zuge der Entwicklungsbemühungen eher vergrößert statt vermindert
- Industrialisierung, räuml. Mobilität und Städtewachstum eng miteinander verbundene Elemente des Entwicklungsprozesses in EL
- 40-50% es Städtewachstums auf Grund von Zuwanderungen
- Zahlen variieren regional jedoch sehr stark:
-> China und Länder des mittleren Ostens: natürl. Wachstum Hauptursache für Städtewachstum
-> Lateinamerika: Anteil der Zuwanderer am städt. Bev.-Wachstum über 50%
- in allen Ländern: Überlagerung versch. Wachstumsströme und -richtungen -> vorherrschend auf die Hauptstädte bzw. auf die in Küstennähe gelegenen Ballungsräume gerichtet
=> Push- und Pullfaktoren
- Gründe der ländl.-urbanen Wanderung sind vielfältig und regional sehr unterschiedlich
- Pullfaktoren: als „Magnetwirkung“ bezeichnete Anziehungskraft der Städte gemeint - resultierend aus den Erwartungen der Migranten:
- bessere Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten
- Annehmlichkeiten des städt. Lebens
- bessere Bildungsmöglichkeiten
- leistungsfähiges Sozial- und Gesundheitswesen
- eigene Erfahrungen mit dem städt. Leben als Auslöser der Wanderung spielen eine untergeordnete Rolle
- stärker: Informationen durch Massenkommunikationsmittel -> Aufbau einer Vorstellung einer vermeintlich besseren Lebenssituation in der Stadt
- auch ehemalige Dorfbewohner, die entgültig oder besuchsweise aus dem städt. Milieu zurückkehren, unterstützen mit ihren Darstellungen die Abwanderungsbereitschaft (vornehml. junger und aktiver Teil der Bev.)
- zusätzl.: verbesserte Verkehrserschließung auch der ländl. Regionen -> Distanzen werden geringer
- Pushfaktoren: sind in den Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen in den peripheren agraren Regionen zu suchen:
- Bev.-Druck infolge hohen natürlichen Wachstums
- ökolog. grenzen und Hemmnisse der agraren Nutzung
- unzureichende Ernährungsgrundlage
- unzureichende Besitzgröße in der Landwirtschaft
- Unterdrückung durch Großgrundbesitzer und Ausbeutung durch Zwischenhändler
- fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft
- Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
- geringe Alternativen bei der Berufswahl
- mangelnde Versorgung mit öffentlichen Dienstleistungen
- des weiteren: es werden vier umfassende Erklärungsansätze für das Zusammenwirken von Push- und Pullfaktoren unterschieden
1. modernisierungstheoretische Interpretation der Verstädterung
- Städtewachstum: wichtiges und unabdingbares Moment des natürlichen Übergangs von einer traditionellen Agrargesellschaft zur modernen Industriegesellschaft
- idealtyp. Ablauf der Modernisierung: von der Landwirtschaft aufgrund der Produktivität freigesetzten Arbeitskräfte werden fortlaufend vom städt.- ind. Sektor der Städte absorbiert
- Kritiker halten diese Deutung für ungeeignet - Ausmaß und Eigenart des tatsächlichen Ablaufs der Urbanisierung der EL zu erklären
- Prozess zeigt, gemessen an den Industrieländern, abweichende Züge
- trotz wachsender Arbeitslosigkeit hält die Zuwanderung an -> Hyper-
Urbanisierung (überholtes Anwachsen des Anteils der städt. Bev. insgesamt + extreme Konz. der Urbanisierung auf einige weinige Metropolen
2. human-ökologischer Erklärungsansatz
- endogene Erklärungen, dass die Modernisierung der Agrargesellschaften vom industriestaatl. Vorbild abweicht
- hygienisch-medizinischer Fortschritt erhöht die Bev.-Dichte auf dem Land wesentlich rascher als im Europa des 19.Jh.
- Eindringen moderner Landwirtschaftstechniken: steigerte vorhandene
Landkonz. + gleichzeitig Freisetzen von Arbeitskräften in Richtung Stadt
- Größe der Bev.-masse, die aufgrund der Defekte der ländl. Strukturen zur räumlichen Umverteilung ‚ansteht’, überschreitet notwendigerweise die Aufnahmefähigkeit der städt. Industrien
3. These von der stadtlastigen Politik in den Entwicklungsländern
- geht nicht von ‚hausgemachten’ Entwicklungstendenzen in den Agrargebieten aus
- Städtewachstum = Folge systematischer Politik der regierung zugunsten der Städte + zu Lasten der Landbev.
- wichtigster Indikator: ungleiche Stadt-Land-Verteilung der Investitionen
- wichtige Bereiche stadtlastiger Entwicklung: Steuer- und Agrarpreispolitik
- viele Regierunge drücken die Agrarpreise zu Lasten der Bauern -> Erwirtschaftung von mehr Devisen oder Niedrighalten der Nahrungsmittelpreise in den Städten -> Ausschaltung von sozialen Protesten und Revolution der städt. Massen im Vorfeld
4. dependenztheoretische Erklärung der Urbanisierung
- Dependenztheoretiker leugnen nicht den Einfluss des ‚urban-bias’ - aber: interne Kausalfaktoren reichen als Erklärung des Städtewachstums der EL nicht aus
- sehen Weltmarktkräfte am Werk, die auf die gesellschaftlichen Prozesse in den EL einen dominierenden Einfluss ausüben - u.a. Steuerung des Vorgangs der Hyper-Urbanisierung
- wichtigste Ursachen:
- aus der Kolonialzeit ererbte Konz. von Bildungs-, Gesundheits- und Verwaltungseinrichtungen
- Bevorzugung der größeren Städte bei der Standortwahl internationaler Konzerne
- kapitalintensive Auslandsinvestitionen im Agrarsektor, die zur Freisetzung von Arbeitskräften führen
- Abhängigkeit von einigen wenigen Exportprodukten
- Erklärungsansätze sind sehr verschieden
- eine Einseitigkeit gemeinsam: Überbetonung der Land-Stadt-Wanderung als Ursache des Städtewachstums
- neuere Untersuchungen: 50-60% des globalen Wachstums ist auf das natürliche Wachstum der städt. Bev. selbst zurückzuführen
5. Auswirkungen der Metropolisierung
- zunehmende soz. Segregation
- Verslumung (Verlust des Stadtbildes)
- steigende Kriminalität
- Druck auf Sozial- und Bildungssystem wächst
- Druck auf Wohnsituation
- unzureichende Infrastruktur
- Arbeitslosigkeit
- Verwaltungsprobleme
- Umweltzerstörung (Müll)
- regionale Disparitäten (Zentralisierung)
- Veränderung der Altersstruktur (Vergreisung auf dem Land)
Slumbildung - Ergebnis der Wanderungsvorgänge: städt. Elendsviertel
der EL wachsen zu zukünftigen Katastrophengeb. heran.
- Zahl der Slumbev. übersteigt teilweise bereits die eigentliche Stadtbev.
- Elendsviertel in EL lassen sich nur bedingt mit Slums in den IL vergleichen
- unter den städt. Elendsvierteln der EL erhebliche Unterschiede - Definition von slums kaum möglich
- aber auch charakt. gemeinsame Merkmale:
- mangelnde Bausubstanz
- hohe Wohndichte
- unzureichende Wohninfrastruktur
- unzureichende öffentl. Infrastruktur
- geringes Einkommen bis Arbeitslosigkeit bei den Bewohnern
- zu unterscheiden: innerstädt. Elendssiedlungen
(Slums)und randstädt. (squatter settlements) ->
dominierenden Einfluss auf die Siedlungsausprägung -> erhalten eigene, regional gebundene Bezeichnungen
Arbeitslosigkeit und Kampf ums
Überleben
Umweltzerstörung und
Gesundheitsschäden
- grundlegend für die wachsende Misere der städt. Massen: Mangel an ausreichenden Verdienstmöglichkeiten
- vorherr. Form kapitalintensiver Industrialisierung:
kann der wachsenden Erwerbsbev. auch bei guter Konjunktur nur eine begrenzte Zahl industr.
Arbeitsplätze anbieten -> bleibt weit hinter der Nachfrage zurück
- keine Beschäftigung im formellen Sektor -> Arbeit im informellen Sektor
- 50-60% der Stadtbewohner arbeiten in einer unübersehbaren Vielfalt von Kleinhandels- und
Dienstleitungstätigkeiten - geringer Ertrag -> erfordert mehrere Verdiener
- Dürftigkeit der Arbeits- und Prod.bedingungen - aber: Potential von Abermillionen einfallsreicher und
fleißiger Überlebenskünstler - Entwicklungspolitik ging daran aber achtlos vorbei
- Ausmaß der ökol. Schäden - Verstädterung = großflächige Umweltzerstörung und millionenfache
Gesundheitsschädigung
- Hauptursachen: Ind.-Emissionen, Verkehrsabgase, mangelnde Abfall- und Abwässerbeseitigung,
Landverbrauch und Entwaldung
- hyg. Mängel, Luft-, Boden- und Wasserverschmutzung fordern in den Slums und Squatter-Siedlungen jedes
Jahr Tote
-> der informelle Sektor
- Def.: Der informelle Sektor ist ein Bereich wirtschaftlicher Tätigkeit
für die Masse der armen Bevölkerung in den Städten der EL, gekennzeichnet durch: arbeitsintensive Produktion zumeist mit Hilfe einfacher Technologien, Fehlen formaler Qualifikationen der Arbeitskräfte sowie sozial-, arbeits- und gewerblicher Regelungen
- großer Teil der wirtschaftlichen Aktivitäten im informellen Sektor ist wirtschaftlich effizient und gewinnbringend
- Bereitstellung der ganzen Skala an handwerklichen Fähigkeiten, Lieferung von Gütern und Dienstleistungen
- Potential: Absorbieren von Arbeitskräften, bietet zahlreichen Menschen Lebensunterhalt häufig auf sehr niedrigem Konsumniveau
- wesentliche Quelle für Güter und Dienstleistungen für Menschen, die ihre Bedürfnisse nicht durch den formellen Sektor befriedigen können
- informeller Sektor: genießt keine Privilegien - entbehrt häufig Grundlagen wie Wasser, Elektrizität und Kredit
- wird auch von Behörden schikaniert und behindert
- wenn: Sektor weiter anschwillt, Armut sich ausbreitet und
Überlebensstrategien immer aggressiver werden -> informeller Sektor könnte sich selbst zerstören
6.Strategien zur Bekämpfung des Städtewachstums
-> Eindämmung der Landflucht
- ohne Verbesserung der Situation der Landbev. - Abwanderung in die Städte kann kaum aufgehalten werden
- Agrarreformen zugunsten von Kleinbauern und Landlosen
- Anhebung der nationalen Agrarpreise
- verstärkte Lenkung finanzieller und anderer Ressourcen in die kleinbäuerliche Ökonomie
- Ausbau der Infrastruktur und Förderung land-städt. Zentren mit Markt- und Lagereinrichtungen sowie einem erweitertem Angebot an Dienstleistungen
- Verbesserung der Vermarktungsmöglichkeiten landwirtschaftlicher Produkte
- Diversifizierung der Palette agrarischer Exportprodukte und Befreiung von einseitiger Käufer-Abhängigkeit auf dem Weltmarkt
- Verringerung des Anbaus von Exportprodukten auf ein ökologisch vertretbares Maß
-> Dezentralisierung: Investitionen und neue Arbeitsplätze in der Provinz
- Betriebe der Klein- und Mittelindustrie: könnten auf mittlerem
technologischem Niveau eine ausreichende zahl an Arbeitsplätzen zur Verfügung stellen - auf ländl. Standortbedingungen angewiesen
- wenn nicht die Riesenstädte die ländlichen Migranten aufnehmen sollen, müssen kleine und mittlere Zentren gefördert werden
- allerdings: verschiedene Regionalisierungsstrategien zeigten bisher nur unbefriedigende Erfolge
- herrschende gesellschaftl. und gesamtpolit. Bedingungen -> Zukunftschancen d. EL müssen skeptisch beurteilt werden
-> Geburtenkontrolle
- Katalog von „Wachstumshemmern“: Hinweis auf die Notwendigkeit effizienter Familienplanung (Land- und Stadtbewohner)
- Senkung der Geburtenrate ein sehr komplexes Problem - hat nur wenig mit der Aufklärung unwissender Eltern zu tun - viel hingegen mit der Lösung sozio-ökonom. Existenzfragen von Unterschichtfamilien
- Geburtenkontrolle als kurzfristige Lösungsstrategie nicht mehr geeignet, da die bis Ende der 90er auf den Arbeitsmarkt drängenden Menschen bereits geboren sind
7. Strategien zur Lösung innerstädtischer Probleme
-> Schaffung industrieller Arbeitsplätze
- dringende Notwendigkeit Einkommenschancen der tausend Arbeitslosen zu
verbessern, aber: neue Arbeitsplätze locken auch neue Zuwanderer in die Städte
- notwendige Bedingung für die Schaffung einer größeren Arbeitsplatzanzahl: eine Wirtschaftspolitik, die arbeitsintensivere Produktionsformen unterstützt
- dominanter Typ exportorientierter High-Tech-Industrialisierung steht dem entgegen
-> Entwicklung des informellen Sektors
- informeller Sektor: existiert in einem Zustand rechtl. und
wirtschaftlicher Unsicherheit, zwischen prekärer Duldung und zeitweiliger Repression
- Förderungsvorschläge: geraten rasch in Kollision mit den Interessen der Eliten oder tragen unabsichtlich zur Stärkung der Starken und zur Schwächung der Schwachen bei
- Selbsthilfeprogramme für die schwächeren Gruppen im informellen Sektor zum Scheitern verurteilt
-> Erfahrungen des internationalen Arbeitsamtes: solche Versuche nur langfristig erfolgreich, wenn Regierungen die strukturellen Rahmenbedingungen für den informellen Sektor verbessern
-> Wohnmisere
- anschwellende Zahl der Zuwanderer: konnte weder von der Industrie noch vom staatlichen Wohnungsbau aufgefangen werden
- gegenüber den Slums und Squatter-Siedlungen zunächst die ‚Bulldozer-
Politik’: Zerstörung der Elendsquartiere und Vertreibung ihrer Einwohner
- Strategie scheiterte aufgrund der Zuwanderermassen und der wachsenden Arbeitslosigkeit
- Folgezeit: verschiedene Typen des Billigwohnbaus -> Erfahrungen -> Ableitung folgender ‚Prinzipien’ erfolgreicher Programme:
- Berücksichtigung des realen Einkommens und der Bedürfnis- Prioritäten der Zielgruppen
- Mobilisierung der vorhandenen Selbsthilfepotentiale der Unterschichten
- Verbesserung bestehender Siedlungen mittels einfacher Technologien
- außerdem: Bodenspekulation steht einer soz. Orientierung des Städtebaus im Weg
8. Slumsanierung
- drei Arten der Versuche von Slumsanierungen:
1. Low-cost-housing-Programme
- Bau mehrgeschossiger Wohnblocks mit primitiven Wohnräumen
- könne preiswert gemietet oder im Mietkauf erworben werden
2. Site-and-service-Programme
- Bereitstellung von erschlossenen Neusiedlungsflächen
- Infrastruktur- und Dienstleistungseinrichtungen am Stadtrand
- Vergabe der Grundstücke an Familien mit geringem Einkommen - erbauen die Wohnungen in Eigenleistung
3. Upgrading-Programme
- Verbesserung von Bausubstanz und Infrastruktur in den illegalen und halblegalen Siedlungen - durch Kombination von Staats- und Selbsthilfe
- diese Sanierungsstrategien: Problem der Landflucht noch nicht behoben
- EL: erkannt, dass Landflucht kann nur dort erfolgreich eingeschränkt werden, wo sie entsteht -> zunehmend mehr Wert auf ländl. Regionalentwicklung gelegt
- z.B. durch: Agrarreformen oder dezentralisierte industrielle Entwicklungsförderung
- verschieden Länder: zielt Gesamtentwicklung auch auf den Bereich der
kleineren und mittleren Orte - dort: Förderung der Wirtschaftskraft und Erweiterung des Arbeitsplatzangebotes -> Abbau der wirtschaftsräumlichen Entwicklungsunterschiede
- so: Abfangen bzw. Verminderung des Zustroms auf die Hauptstadt
- bleibt abzuwarten ob Maßnahmen dieser Art Wirkung zeigen
- gute Erfolgsaussichten dann, wenn ausgewählte Zentren bereit eine
dynamische Entwicklungsphase erreicht haben oder zumind. in potentiellen entwicklungsfähigen Wirtschaftsräumen liegen
- bislang keine Erfolge zu erkennen - Prozess der Metropolisierung setzt sich offensichtlich unaufhaltsam fort
- Citar trabajo
- Juliane Voigt (Autor), 2001, Verstädterung in Ländern der Dritten Welt, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100891
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